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Redaktion, Druck und Verlag

Amtlichrs Ergan für ven Lundgrrichtsbesten Vorimund.

#c Wahrheit. Gerechtigkeit. Gemeinwohl.

Nro. 19.

Mühmn dt und Santant und dosel vierteljährlich in der Expeditien 1 Mark, durch Boten

Mark 1,10. Illustr. Blätter 50 Pfg.

Samstag, 7. März 1885.

von Ph. Culbart in Castrop.

Politische Aebersicht.

Deutschland.

Kaiser Wilhelm hat die Bildung eines Südsee=Kreuzer­geschwaders befohlen und Commodore Paschen zum Geschwa­derchef ernannt.

Die Berliner haben den 1. März 1871, den Einzugs­tag der deutschen Truppen in Paris nicht vergessen. Die Garde, die an diesem Gedenktage die neue Wache in Berlin bezog, spielte am Palast des Kaisers angelangt den Pariser Einzugsmarsch, der Kaiser zeigte sich sofort in vollem Waffen­schmuck an seinem Fenster, die Tausende, die unter dem Denkmal Friedrichs des Großen standen, brachen in aus, die alles übertönten. Die Militärkapelle derFranzer spielte dem Kronprinzen den Hohenfriedberger Marsch.

Nach einer heftigen Debatte sind Mittwoch im Reichs­tage die 20,000 Mark für die zweite Directorstelle im Aus­wärtigen Amte bewilligt worden und zwar mit 173 gegen 152 Stimmen. 21 Deutsch=Freisinnige stimmten mit der Majorität. Die anwesenden Mitglieder des Centrums be­harrten auf dem ablehnenden Standpunkte vom 15. Decbr.

Das neueste Verzeichniß der bei dem Reichstage einge­gangenen Petitionen ist jetzt erschienen. Den weitaus größten Theil derselben bilden die Anträge der Vorstände von land­und forstwirthschaftlichen Vereinen um Einführung einer in­ternationalen Doppelwährung.

Deutschland hat in Ostafrika neue Erwerbungen mit einem Flächeninhalt von 2500 Quadratmeilen gemacht. Sie liegen an der Küste, gegenüber der Insel Zanzibar. Es mit zehn unabhängigenSultanen" Verträge zum Abschluß gebracht. Aus Anlaß dieser Erwerbung hat sich bereits eine deutsche Ostafrikanische Gesellschaft gebildet.

Zwischen Berlin und London wird jetzt so scharf hin und her geschossen, daß die Franzosen viel Vergnügen haben können. Die Nordd. Allg. Zig. schlägt einen ganz besonders scharfen Ton an.

"DieTimes drückt die Hoffnung aus, daß die zwischen

England und Deutschland bestehende diplomatische Spannung bald verschwinden werde. Mißverständnisse obwalteten un­zweifelhaft auf beiden Seiten. In den unbebauten Strichen der Erde sei Raum genug für England und Deutschland. Es sein kein Grund vorhanden, weshalb sie jenseits der Meere, wo immer sie sich auch begegnen, nicht ebenso befreundet sein sollten, als sie lange Zeit in Europa gewesen seien.

Es verlautet: Eine Thronfolge des Hannover'schen Wel­fenhauses in Braunschweig kann als ein überwundener Stand­punkt betrachtet werden. Die Wahl eines Regenten durch die Br. Landesversammlung steht nahe bevor.

Zur Vorfeier von Bismarcks Geburtstag fand im Win­tergarten des Centralhotels in Berlin ein Festcommers statt, welcher von 1500 Studenten, von Professoren und zahlreichen hervorragenden Männern aller Stände besucht war. Treitschke hielt die Festrede.

Wie aus Rom glaubwürdig mitgetheilt wird, ist Car­dinal Ledochowsky an Stelle des verstorbenen Cardinals Chigi zum Sekretär der Breven ernannt worden. Das bedeutet den entgültigen Verzicht des Kirchenfürsten auf den erzbischöflichen Stuhl zu Posen.8449

Da gleichzeitig aus Rom mitgetheilt wird, daß die Ver­handlungen zwischen Herrn v. Schlözer und der Curie wieder aufgenommen sind.

Ein Bericht über den Stand des Innungswesens im Regierungsbezirk Breslau ergiebt, daß seit dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 18. Juli 1881 bis zum 1. Dezember v. I. 14 Innungen neu errichtet und 90 reorganisirt worden sind. Zum Zwecke der Neu=Errichtung haben noch drei und zur Reorganisation noch vier Innungen ihre Statuten zur Geneh­migung eingereicht. In weitern 132 Fällen schweben die Verhandlungen. In der Mehrzahl der Statuten sind Gesellen­Ausschüsse vorgesehen. Die Bildung von gemeinsamen In­nungs=Ausschüssen und Innungsverbänden hat bisher noch nicht stattgefunden.

Die Schweizer machen wirklich Ernst mit dem Aufräumen der Anarchisten. In Bern wurden noch zwanzig derselben verhaftet und in Genf belegte man die Druckerei des Revolte mit Beschlag.

England.

Lord Gladstone bleibt Minister. Wer will den verschlun­genen Windungen der englischen Regierungs= und Parlaments­politik folgen!

Nach einer Privatdepesche des Frankf. Journals herrscht

Kasernen von London, Woolwich, Aldershot, Chatham und Portsmouth große Rührigkeit in Folge der Ordre des derbefehlshabers, die Truppenanzahl festzustellen, die in Mo­satsfrist für den Felddienst disponibel wäre.

15. Die Dubliner wollen den Prinzen von Wales bei dem vuen zugedachten Besuch einen üblen Empfang bereiten. Bei

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für dis einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfennige. Reclamen per Zeile 30 Pfennige.

einem zur Besprechung über diese Angelegenheit veranstalteten Meeting schrie das Volk: zur Hölle mit ihm! Der Lord­major erklärte, keinen Pfennig für den Empfang ausgeben zu wollen, er werde sogar sofort nach der Landung des Prinzen die sonst stets auf dem Rathhaus wehende Flagge einziehen.

Belgien.

Der Streik der belgischen Kohlenarbeiter nimmt bedenk­liche Dimensionen an. Der Gouverneur der Provinz Henne­gau hat sämmtliche Bürgermeister und Leiter der Kohlen werke in der Provinz zu einer Versammlung berufen, um zu be­rathen, wie die nicht streikenden Arbeiter zu schützen seien. Militär und Gensdarmerie wurde nach den Kohlendistrikten abgesandt. Eine größere Anzahl von Agitatoren, die von der Wiederaufnahme der Arbeit abriethen, wurden verhaftet.

Frankreich.

Am 24. Februar ist das dem ehemaligen Minister der Februar=Revolution, Ledru=Rollin in Paris gesetzte Denkmal enthüllt, und die Großen der Republik waren zu der Feier erschienen.

Amerika.

In Amerika soll eine irische Legion gebildet werden, die dem Mahdi ihre Dienste anbieten würde. Ferner wird geschrieben, daß die Besserung in der Geschäftswelt mit lang­samen, aber sicheren Schritten vor sich gehe.

China.

Die Franzosen und die Chinesen werden den langwieri­gen und mühseligen Krieg in Tonkin nicht los. Die Fran­zosen dürfen aber nicht ohne einen großen Erfolg abziehen und die Chinesen wehren sich hartnäckiger, als man geglaubt hat. Jetzt bombardirt Admiral Courbet die feste Stadt Chinkae, welche den Eingang zum Joungh=Fluß beherrsct.

11. Jahrg.

Locakes und

Castrop, 6. März. Nochmals verweisen wir an dieser Stelle Gahesbergerschen Stenographie. Ein kurzer einleitender Vortrag über Geschichte und Wesen der Schnellschrift wird denselben, wie aus dem Inserar der heutigen Nummer ersichtlich, eröffnen. Bei wöchentlich 2 Unterrichtsstunden, die nach Wunsch der Theilnehmer gelegt werden, wird derselbe sodann gegen Mitte Mai seinen Abschluß finden und die Theilnehmer dahin führen, daß sie nach einiger, der Leitung und Auf­

sicht absolut nicht bedürftigen Uebung in den Stand gesetzt werden, von der erlernten Kunst den ausgiebigsten Gebrauch zu machen und damit die vielseitigsten Vortheile zu erzielen. Wie groß diese, um nur einen Stand herauszugreifen, speziell für Kaufleute sind, beweist zur Genüge die Thatsache, daß schon heutzutage in vielen Geschäften und Bureaus nur stenographisch gebildete junge Leute angestellt werden, jedenfalls aber überall einem der Stenographie kundigen Bewerber vor seinen

Sopfusgenten der Vorzug gegeben und auch wohl ein höheres Gehalt

Seit einigen Tagen strömen junge Leute schaarenweise nach Wanne, um sich Reisegeld nach Kamerun zu holen; sie wundern sich nicht wenig, daß sie beim hiesigen Amte mit diesen Anträgen abgewiesen werden. Die Leute wollen in den Zeitungen gelesen haben, daß Jeder, der sich zu diesem Behufe beim Amte melde, dort das Reisegeld in Empfang nehmen und bei der Ankunft in Kamerun noch eine gute Dotation aus der Bismarckspende erhalten solle.

Der Revolver beginnt jetzt auch bei dem weiblichen Ge­schlecht in Schwung zu kommen. Eine heirathslustige Wittwe in der Hermannsstraße in Dortmund gerieth vor einigen Tagen ob der Weigerung ihres Kostgängers, sie zu ehelichen, dermaßen in Zorn, daß sie den jungen Mann mit der Schuß­waffe bedrohte. Der Kostgänger, der einem Schusse wohl ebenso gern auswich wie der Möglichkeit, der Ernährer einer zahlreichen Familie zu werden, entzog sich durch schleunigste Ausquartierung dem fatalen Dilemma.

Unter den Arbeitern der königl. Wagenwerkstätte in Dortmund herrscht seit einigen Tagen eine große Aufre­gung, da plötzlich die seitherigen Akkordsätze ermäßigt worden, die Arbeiter mithin weniger verdienen. Wie wir hören, haben sich die Arbeiter an den Herrn Minister gewandt, welcher Schritt hoffentlich den gewünschten Erfolg haben wird.

Die Arbeiter der Koch'schen Nähmaschinenfabrik und der Dampfmühle von Rud. Delius u. Co. in Bielefeld haben Mittwoch Mittag ihre Arbeit eingestellt. So viel bekannt, beträgt die geforderte Lohnerhöhung nach Prozenten etwa 20 pCt.

Ein Drüppelbier=Prozeß spielte sich in Folge der einge­legten Berufungen beider Theile am 28. Februar vor der Straskammer des Landgerichts zu Münster ab. Seitens der Staatsanwaltschaft war eine Gefängnißstrafe von 100 Tagen beantragt; der Gerichtshof erkannte auf eine Geldstrafe von 1000 M. und Tragung der Kosten. Sonach ist es nicht mehr zweifelhaft, daß ein Wirth, welcher abgestandenes Bier bezw. solche Bierreste, welche Gäste stehen gelassen, wieder zum Ausschank bringt, sich strafbar macht. Der Prozeß, in den einer unserer bedeutensten Brauer=Bierwirthe verwickelt war, hat dort großes Aufsehen erregt. In den Fastnachtstagen

spielte das Drüppelbier in Witz und Bild eine große lustige

Ztg. schreibt man aus Viersen:Die Noth ist viel größer und intensiver, als die gewiß mit Dank anzuerkennenden bedachtsamen Ermittelungen unseres Herrn Bürgermeisters Daumann festzustellen vermochten. Gar manches Leid versteckt sich sogar; es giebt der Thränen so viele und so herben Schmerz, der nicht laut sein will. Wir kennen seit

9. Jahren unsere braven harmlosen Weber, die nicht zum

ersten Mai gungern. Da ist, außer den städtischen Unter­stützungen, private Hülfe nothwendig. Zwar haben auch wir, wie so viele Städte, die Elberfelder Armenflege in der Form, aber noch lange nicht den Geist derselben. Das Amt eines Armenpflegers ist als ein ebenso hohes und ehrwürdiges, wie verantwortungsvolles zu betrachten, dem Keiner sich entziehen darf, und es muß mit weitgehenden diskreten Vollmachten ausgestattet sein. Auch ist rasche und dauernde Hülfe hier ein Haupt=Erforderniß.

Am Schöffengericht in Köln wurde am Samstag ein Fall verhandelt, welcher für weitere Kreise von Interesse sein dürfte. Vor einiger Zeit vereinigten sich die hiesigen Möbel­fabrikanten zu einem Verein, um gemeinschaftlich gegen die Schwindeleien, welche eine Anzahl sogenannter Möbelhändler mit Etagen=Verkäufen wegenVerzugs oderSterhefalls und dergl. in Szene setzten und wodurch das solide Geschäft geschädigt wird, energisch vorzugehen. Mehrere der letztbe­zeichneren Geschäfte fühlten sich durch dieses Vorgehen belei­digt und stellten Strafantrag. Dieser kam am Samstag gegen den Vorstand des Vereins gegen Etagen=Möbel=Schwin­del zur Aburtheilung. Die Verhandlungen, an welcher zwei Vertheidiger der Kläger, einer der Beklagten und 14 Zeugen theil nahmen, dauerten von11 und von7 Uhr und endeten mit Freisprechung des Vorstandes und Verurtheilung der Kläger in sämmtliche Kosten. Die Zeugenaussagen warfen,

laut demAllg. Anz., ein sehr ungünstiges Licht auf die

Qualität der Waaren und das ganze Geschäftstreiben der Kläger. So wurde z. B. konstatirt, daß Bettmatratzen statt. mit Pferdehaaren, wie angegeben, mit altem Werg und Stroh und anderen Surrogaten gefüllt war.

Aus Aachen wird über die Zählebigkeit einer Katze geschrieben: Bei den Aufräumungsarbeiten aus der Brand­stelle der Rheinischen Tuchfabrik wurde heute unter den Trüm­mern in einem Dampfrohre zusammengekauert die vor dem Brande in der Garnkammer gehaltene Katze vorgefunden. Vermuthlich war sie bei Ausbruch des Feuers in ein unbe­nutztes Dampfrohr gekrochen, stürzte mit diesem 3 Etagen tief hinunter und wurde von einem Schutthaufen eingeschlossen. Auf diese Weise hat das Thier 6 Wochen ohne Nahrung zu­gebracht; es ist bis auf ein Drittel früherer Größe abgema­gert, die Haare am Kopfe sind versengt, der Schwanz ist an der Spitze angefressen. Die ihr vorgesetzte Milch nahm die Katze gierig an, aller Wahrscheinlichkeit nach wird man sie am Leben erhalten können.

Vermischte Nachrichten.

* Auf der Chaussee in der Nähe von Metz sahen zwei Gensdarmen eine verschleierte Dame einherpilgern, deren Bewegungen ihnen sehr unweiblich vorkamen, sodaß sie sich veranlaßt fühlten, sich dem Wesen zu nähern. An ihre Seite gelangt, drängte sich ihnen ein gewisser Argwohn so stark auf, daß sie dieDame aufforderten, den Schleier zu lüften. Was kam zum Vorschein? Ein martialisches Gesicht mit Schnurrbart und alsbald entdeckte der scharfe Blick der Wächter des Gesetzes unter dem Mantel des Verkleideten eine Uni­form. Es war ein Soldat der Metzer Garnison, der auf diesem noch ziemlich ungewöhnlichen Wege zu desertiren ver­sucht hatte.

* Eine ganz entsetzliche Geschichte wird aus Dippol­diswalde bei Lauenstein berichtet. Die Furcht vor Strafe für ein begangenes kleines Verbrechen scheint die sogenannte Kleinmagd in einem dortigen Gute zu dem schwersten, dem Mord, getrieben zu haben. Auf diese Person war nämlich der Verdacht gefallen, dieser Tage 40 Mark einem Dienst­knecht gestohlen zu haben. Die Verdächtige, welche die allge­meine Meinung kannte, schlief mit der Großmagd des Gutes in einem Bett und am Samstag Morgen fand man letztere in diesem Bett erdrosselt auf. Auf einem Zettel, den man unter dem Kopfkissen fand, bekannte die Todte, daß sie die 40 Mark gestohlen und sich deswegen das Leben ge­nommen habe, man solle also den Verdacht gegen die Klein­magd fallen lassen. Es mußte aber auffallen, daß die Letztere am Samstag Morgen ein zerkratztes Gesicht hatte und daß die Schrift auf dem Zettel nicht mit der Großmagd überein­stimmte. Mit diesem Augenblicke wuchs der schreckliche Ver­dacht, daß die Kleinmagd diesen Mord begangen habe. Jetzt ist dieselbe im Amtsgericht Lauenstein untergebracht.

* Das Schwurgericht in Brieg hat in zwei Tagen zwei Todesurtheile gefällt über eine Häuslerwittwe aus Niemen,