DieLippische Landes=Zeitung

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Detmold, Leopoldstraße Nr. 117.

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be 135.

Berantwortlicher Redacteur Friedrich Herring. Druck und Verlag der Mever'schen Hofbuchdruckerei(Gebr. Klingenbera) in Detmold

Sonnabend, 8. Juni.

1878.

Die Feier des hundertjährigen Todestages Voltaire's am 30. Mai.

daß: Man muß es mit besonderem Lobe anerkennen, soschem zegenwärtige Regierung Frankreichs mit eben ihre#.,#iser und eben solchem Erfolge bemüht ist, Oeziehungen zu allen anderen Ländern und namentlich ga.Deutschland durch Besonnenheit, Loyalität und weise eice zu immer intimeren zu gestalten, wie ihren eigenen Bestand und die Erhaltung des inneren Friedens anseeintrt lichkeit und Förderung der wahren en#g sinteressen zu befestigen. Was Napoleon III. gischlich von sich behauptete, das Kaiserreich ist der das läßt sich mit viel mehr Wahrheit von der heurigen Republik sagen. Unleugbar trägt zu diesem erfreulichen Ergebnisse die dort relativ befriedigende Lage von Handel und Verkehr und speciell die Welt­ausstellung, die einen unerwartet günstigen Verlauf nimmt, wesentlich bei; die Hauptsache aber bleibt doch immer die kluge Politik der Regierung und die weise Mäßigung des Führers der republikanischen Partei, Gambetta's. Seitdem der Marschall=Präsident mit den Ultramontanen gebrochen und in gesündere, der öffent­sichen Meinung Frankreichs und den Wünschen des Auslandes conforme Bahnen eingelenkt hat, ist einer der herßärzesten Punkte, die den politischen Horizont Europas nimmt. glücklich verschwunden. Die Regierung be­großer zsin, seit dieser Schwenkung auch wirklich mit schreitungeru sucht allen Anlässen, die zu Aus­führen va. Zum Aufeinanderplatzen der Parteigegensätze r konnten, nach Kräften vorzubeugen, in welchem Streben sie freilich durch die große Strenge und präcise Fassung des Landesgesetzes fördersamster Weise unter­stützt wird.

Bekanntlich sollte der hundertjährige Todestag Vol­taire's(der 30. Mai), dieses großen Genius, der neben Napoleon I. wohl als der ausgeprägteste Typus aller vortrefflichen wie schlechten Eigenschaften des französischen National=Charakters betrachtet werden kann, zu einer National=Feierlichkeit benutzt werden; schon die bom­vastischen Phrasen, in denen die Socialdemokratie aller Lander, die rothe Internationale, ihre Betheiligung und chren Enthusiasmus für die Kundgebung ankündigte, kußte gerechte Bedenken erwecken. Die Regierung hat vemnach auch jede Demonstration verboten; die Feier Lrug ein akademisches Gepräge, Viktor Hugo hielt die Frstrede, in welcher die Verdienste Voltaire's in dem impfe für Recht und Freiheit und seine noch größeren

Gefunden.

Novelle von Karl Frenzel. Fortsetzung.

und And machte bald alle Rechte eines Verwandten würs: Verführungskünste eines reichen und liebens­gänzl" Cavaliers geltend. Die Fürstin war von ihm ihr eingenommen, seine Huldigungen schmeichelten werb.#di Bedrängnisse, in die Elisabeth durch seine Be­gerieth, sah sie nicht oder wollte sie nicht sehen. tenen Fräulein aber widerstand eben so sehr ein Aben­wie eine Heirath mit dem Herrn von Ploen,

betrachedi Fürstin diese Ehe als das größte Glück den Fänue,4s dem mittellosen Mädchen zu Theil wer­ständigg Hr und sie als eine hochmüthige und unver­

Gluc? Thörin behandelte, im Fall sie ein solches zwisch schlüge. Hier ist es nun zum Bruch

sprechen Frauen gekommen. Gegen sein Ver­hat Eais't Herr von Ploen ihnen nachgereist und Neigung" seinen Anträgen verfolgt. Seine

halten. zige eine Beimischung von Haß und Zorn er­macht.§ sie noch gewaltthätiger und gefährlicher Hohenste:. vor der Parthie der Gesellschaft nach dem

heftige Sgen.. zwischen ihm und Elisabeth eine

Leblieben und Hsdeben; sie wäre am liebsten zu Hause bit dem verhaßten Aublick und das Beisammensein Prinzesin verzaßten Manne vermieden, aber da unsere

sie nicht serost sie zur Theilnahme aufgefordert, konnte

Tage porhan lesten Augenblick absagen. Schon einige

schluß fas: date, ich, ihr vorgestellt, daß sie einen Ent­

ein greesten müsse; ich sei bereit, sie zu schützen und ihr

fallen lassen, zieschaffen. Ich hatte eine Anspielung

Verwandte deuten konnte hwer auf unsere beiderseitge

erschrat sie in der That uben ui Verctuscht oder Rals hatte sie wir richt Nae meinen Vorschlag? Do­

Falle sie mit nichl Rein, nicht Ja gesagt, sondern

Verdienste in dem Kampfe wider den Aberglauben und die Herrschsucht der schwarzen Internationale, der Priesterkaste, gepriesen wurden. Der Voltaire=Feier sollte ein Paroli durch die Verherrlichung des Mädchens von Orleans, deren Todestag desgleichen auf den 30. Mai fällt, gebogen werden; auf Betreiben der Geistlichkeit sollte diese Demonstration von Frauen der höchsten und tiefsten Gesellschaftsklasse in Scene gesetzt werden. Aber auch diese Kundgebung verbot die Regierung, zu welchem Akt Gambetta einige Tage vorher schon in einer Ver­sammlung direkt aufgefordert hatte. Für diese be­sonnene Haltung wird die Regierung Frankreichs von der ultramontanen Presse aller Länder nicht minder ge­schmäht und verunglimpft als Gambetta, den sie zum Sündenbock ihrer eigenen Thorheit zu machen liebt. Zu unserer höchsten Befriedigung constatiren wir den Um­schwung der Dinge in Frankreich, der eine der wesent­lichsten Garantien des Weltfriedens ist, da dem guten Einvernehmen Deutschlands und Frankreichs nichts weiter im Wege stand als die gewissenlosen, eigennützigen Ränke der Ultramontanen.

Deutsches Reich.

Berlin, 6. Juni. Die Kölnische Zeitung berichtet: Das Befinden des Kaisers gibt andauernd günsti­gen Erwartungen Raum. Ich höre von zuverlässiger Seite, daß der Kaiser während der vergangenen Nacht nicht ein einziges Mal nach dem Arzt gefragt und dieser bei dem wiederholten Eintritt in das Krankenzimmer den Monarchen in erquickendem Schlafe gefunden hat. Einer der behandelnden Aerzte hat die Mittheilung gemacht, daß sich Kopfwunden vor allen anderen Wunden des Körpers durch die Gefahr eines Wundfiebers auszeichnen, das sich mit Rothlauf combinirt, der von den zuerst erkrankten Geweben sich weiterhin verbreitet. Bei dem Kaiser ist glücklicher Weise dieser Fall nicht eingetreten, und es scheint, daß es der sorgsamsten ärztlichen Be­handlung gelingen wird, die Wunden prima intentione zu heilen. Die moderne chirurgische Wundbehandlung mit der Salicylwatte, die, in Carbolsäure getaucht, auf die Wunden gelegt wird, hat in vorliegendem Falle nicht im Stiche gelassen. Die Watte ist bereits, wie es sein soll, mit der Wunde verklebt, und es ist dem­gemäß in den nächsten Tagen der Abfall der Verband­watte zu erwarten, nachdem sich unter derselben eine Narbe ausgebildet hat. An die Entfernung sämmtlicher Schrotkngeln wird nicht gedacht, da letztere ganz un­schädlich einzuheilen pflegen. Anders ist es mit dem

alles in der Schwebe gelassen. Unerwartet begegneten wir uns bei jener Vergnügungsfahrt. Die jungen Da­men hatten ein Spiel verabredet, bei dem sie den Her­ren Photographien, Bänder und andere Kleinigkeiten schenkten, wir mußten uns dafür allerlei Neckereien ge­gefallen lassen. Bei dieser Gelegenheit gab mir Elisa­beth die Photographie, die Sie gesehen. Sie wußte oder glaubte sich in ihrem Mißtrauen von Herrn von Ploen beobachtet und hatte einen unbewachten Moment erfaßt, die Worte darauf zu schreiben: Ja, ich folge Ihnen. Um meinerseits keinen Verdacht zu erwecken, steckte ich die Photographie in meine Cigarrentasche, was ein allgemeines Gelächter erregte. Meine Angst, meinen Aerger, als ich bei der Rückfahrt entdeckte, daß ich sie verloren, schildere ich Ihnen nicht. Mein gutes Glück hat gewollt, daß Sie der Finder gewesen sind. Nun wissen Sie Alles, was Ihnen frommt, und werden dem vielgeplagten Mädchen bei Ihrer Tante ein eifriger Fürsprecher sein.

Doktor, Sie sind aber Hellmuth kam nicht weiter mit seinem begeisterten Ausruf, sondern schloß nur den alten Herrn feurig in seine Arme.Elisabeth bei der Tante!"

Wohlverstanden, unter der Bedingung, daß Sie nicht das Beispiel des Herrn von Ploen nachahmen.

Aber ehe eine Antwort von der Tante eintrifft, ehe Alles geordnet ist, soll das Fräulein so lange in der Gesellschaft von Menschen verweilen, deren Anblick schon verletzend für sie sein muß? Dieser Ploen ich traue ihm das Aergste zu!:

Verehrtester, sagte aufstehend der Arzt, nkein Uebereifer! Besser stille Trennung im Frieden, als laute mit Pistolengeknall. Uebrigens fängt es an zu regnen und wir müssen eilen, wollen wir noch vor dem Aus­bruch des Unwetters unter Dach und Fach sein.

Rehposten, dessen Beseitigung noch erfolgen wird. Dies bedingt die einzige Complication der Verletzung, die glücklicher Weise einen so günstigen Verlauf genommen hat. Die Kräfte des Kaisers werden durch Darreichung sogenannter Analeptica, kräftiger Bouillon, starken Thees, erhalten und gestärkt, und so weit vorauszusehen, wird der Verlauf der Wunden auch fernerhin ein günstiger sein. Personen aus der Umgebung des Monarchen wissen nicht genug die Milde und Leutseligkeit des Kaisers bei Ertragung so vieler Schmerzen und Unbequemlichkeiten zu rühmen. Es wird erzählt, der Kaiser habe wiederholt geäußert:Wenn mich der liebe Gott gesund werden läßt, so fahre ich doch wieder im offenen Wagen nach wie vor unter den Linden.

In der Portiersloge bei dem greisen Portier des Palais sah es gestern aus, wie in einem Blu­men= und Fruchtladen. Fortwährend kamen ganze Sendungen von Kornblumen=Sträußen, von Kränzen, von Blumenkronen an, durchweg mit der Bitte, sie dem Kaiser in das Krankenzimmer zu legen. Thatsächlich ist denn auch eine Anzahl nicht duftender Blumen in das Krankenzimmer gelegt worden. Aber die Menge dieser Liebesgaben häuft sich so colossal von hier und von auswärts durch die Post treffen stündlich große Sen­dungen ein daß es gar nicht möglich ist, dieselben irgend wie zu bewältigen. So haben denn die Blumen das traurige Schicksal, in der Portiersloge ihrem Ende entgegenzusehen. Ebenso sind von allen Seiten Schalen mit den schönsten Erdbeeren, den erlesensten Kirschen in das Palais gesendet worden, mit der Bitte, sie dem Kaiser vorzusetzen. Erstens jedoch gestatten die Aerzte den Genuß von frischem Obst gar nicht oder doch nur in ganz geringer Quantität, und zweitens gebietet auch wohl die Vorsicht, selbst diese so gut gemeinten Gaben dem Kaiser nicht vorzusetzen, sondern in diesem Augen­blick nur eventuell Früchte zu verwenden, die von un­bedingt bekannter und zuverlässiger Seite herkommen:

Ueber den Zustand des Meuchelmörders Dr. Nobiling berichtet die Nordd. Allg. Ztg.:Dr. Robiling hat keine andere Verwundung als diejenige, welche er sich selbst bald nach seinem Attentate, und noch ehe sein Zimmer mit Gewalt geöffnet worden war, beigebracht hat. Es ist eine Kopfwunde auf der rechten Stirnseite und hat eine Kugeleingangs= und Ausgangsöffnung. Die Zeichen der entzündlichen Reizung, bezw. des Ge­hirndrucks halten sich noch auf mäßiger Höhe. Nobiling ist seit Sonntag Abend jedoch ganz besinnungslos. Nach Anordnung des ihn behandelnden Gefängnißarztes ist er

Allein ihre Eile war vergeblich; das Gewitter, das stundenlang drohend am Himmel gestanden, kam mit Macht und Ungestüm herauf. Kaum, daß sie den Wald erreichten, da war es mit Blitz, Donner und Regen­güssen über ihnen. Der Wiederhall der rollenden Don­nerschläge in den Bergen, der sich mit dem Sausen des Sturmwinds in den Baumwipfeln vereinte, dünkte in­dessen Hellmuth nur eine majestätische Symphonie, er war in der Stimmung, in dieser besten aller möglichen Welten Alles vortrefflich und schön zu finden, trotz der ärgerlichen und zornigen Reden, die der Medicinalrath hervorsprudelte. Schutz bot der Wald nicht, zu heftig stürzte der Regen nieder. Der Schirm des guten Dok­tors war gleich im Anfang durch einen Windstoß zer­brochen worden.Durch, lachte Hellmuth,durch! Glauben Sie mir, die himmlischen Blitze sind nicht halb so gefährlich, wie die Blitze französischer Kanonen! Aber als wollte der Himmel ihn eines Besseren be­lehren, schlug da, bei einer der vielen Wendungen des Weges, wo er steil abschüssig um eine Felsecke bog, ein greller Blitz in die Buche, brach einen ihrer mächtigen Aeste und warf ihn krachend den Wanderern vor die Füße. In demselben Augenblick ertönte ein heller Angstschrei. Mit einem raschen Sprung war Hellmuth über den Buchenast, der ihnen den Pfad sperrte, um die scharfe Kante des Weges...

Elisabeth! rief er erschrocken, erfreut, selbst­vergessen.

Sie war es, in einen dunkelgrauen Regenmantel gehüllt, blaß und aufgeregt. Hatte sie nun der nieder­fahrende Blitz entsetzt, der Gang erschöpft, wortlos gab sie ihm die Hand, als brauche sie in diesem Aufstand der Natur und der Bewegung ihres Herzens eine Stütze. (Fortsetzung folgt.)