Versicherung, das Programm des ungarischen Grafen werde in seinen Hauptzügen das des Grafen Beust, nur die Durchführung desselben eine verschiedene sein. „Mehr Ruhe, Bestimmtheu, Konsequenz und Selbstvertrauen“ werde der Reichsminister des Aeußern bewähreu, als sein Vorgänger. In Bezug auf das Verhalten Andrassy's zu den einzelnen Staaten Europas wird bemerkt:„Der Schwerpunkt seiner Politik kann kein anderer sein, als die vollständige Ausbildung und Sicherung unseres Verhältnisses zu Deutschland. Italien gegenüber braucht er nur in die Fußtapfen seines Vorgängers zu treten und er befindet sich auf gutem Wege. Frankreich gegenüber kann Oesterreich=Ungarn nicht über jene Sympathien hinausgehen, welche der Reiniunggsprozeß dieser großen Nation verdient." Dann aber in Bezug auf den Orient:„Was den Orient betiifft, so kann hier der neue Minister des Auswärtigen bahnbrechend, schöpferisch wirken; hier ist die Erbschaft seines Vorgängers entweder unbefriedigend oder durchwegs unbrauchbar. Graf Beust hat hier fünf Jahre hindurch umhergetappt, nie gelangte er zu einem endgiltigen Entschlusse, um so weniger zu einem befriedigenden Resultate. Graf Andrafsy begibt sich hier auf ein Terrain, auf dem seine staatsmännische Wirksamkeit die Hauptprobe bestehen wird. Er muß hier für Oesterreich=Ungarn jenen Einfluß erwerben, den es vermöge seiner Größe und Stärke, seiner vollswirthschaftlichen und kommerziellen Beziehungen mit vollem Rechte fordern kann!" Sollte da gar ein Korrespondent der „Köln..“ Rechr behalten, welcher den Sturz Beust's und die Berufung Andrassy's zum Minister des Auswärtigen in erster Linie als einer Spannung der Beziehungen zu Rußland entsprungen aufgefaßt wissen will?
* Gambetta reist wieder auf Reden. In St. Quentin hat er eine gehalten, in welcher er die Entdeckung preisgibt, daß Deutschland zu dem Kriege von 1870 fünfzig Jahre gerüstet habe, und Frankreich dagegen als ein Opfer des Schicksals darstellt, aber durchaus nicht als das seiner eigenen Fehler. Die Verjüngung Frankreichs hafft er von der Republik, für die er sehr günstige Hoffnungen heget. Sehr wahr und treffend sprach er über die Nothwendigkeit des obligatorischen, unentgeltlichen und weltlichen Unterrichts. — Die französische Regierung hat zwei bonapartistische Blätter unterdrückt, ihrer Verläumdungen und Entstellungen kleiner Unruhen auf Korsika wegen; die öffentliche Meinung ist damit nicht ohne Grund unzufrieden, weil man die Bonapartisten zu Märtyrern mache.
* In Epernay in Frankreich ist ein deutscher Soldat meuchlings ermordet worden. Daraufhin ist im ganzen Departement Entwaffnung von Seiten der deutschen Behörden befohlen worden. In Versailles hat der Vorfall sehr unangenehm berührt und hat Präsident Thiers Befehl gegeben, den deutschen Behörden energisch die Hand zu bieten, um den Mörder ausfindig zu machen.
Aus der Republik Guatamela, wo die Jesuiten seit 30 Jahren unumschränkt herrschten, sind sie jetzt für immer verbannt worden. Ob man ihnen die zusammengeraubten Millionen wieder abgenommen hat, ist nicht dabei gesagt, doch sind 80 Patres unter Eskorte auf ein Schiff transportirt worden.
* Eine furchtbare Revolution ist in Mexiko ausge
brochen. Die Armee ist unzufrieden; die ProvinzGouverneure reichen ihre Entlassung ein; die Regierung ist gelähmt.
Aus dem Reichstage.
Berlin, 20. Nov. Die Interpellation der Abgg. Erhardt und Hausmann über die Verletzung des Strafgesetzbuches durch landesherrliche Verordnung des Fürsten von Lippe und über das Einschreiten von Soldaten ohne Polizeiberufung gegen dortige Staatsangehörige, sowie über Maßnahmen dagegen seitens des Reichskanzlers wird von Erhardt vertheidigt. Staatsminister Delbrück replizirt: der Reichskanzler hat von der lippischen Jagdverordnung erst durch die Interpellation Kenntniß erhalten und der lippischen Regierung sofort verkündet, daß die Verordnung dem Strafgesetzbuche widerspreche und der Widerspruch beseitigt werden müsse. Das Einschreiten der Soldaten sei nicht anfechtbar; die Regierung von Lippe sei zur Requisition des Militärs berechtigt; der in der Interpellation erwähnte Hauptmann sei nicht ein Offizier des Reichsheeres, sondern ein Offizier der lippischen Gensdarmerie. Hennig beantragt die Besprechung der Interpellation und das Haus stimmt zu. Braun(Gera) rügt die Vorgänge in Lippe. Hausmann(Lippe) ruft die Hilfe des Reichstags gegen die unkonstitutionellen Zustände Lippe's an und kritisirt die schweren
dortigen Mißstände unter dem Ministerium Oheimb. Oheimb
Verfassungsaufhebung in Lippe, ihlgesetz sei aufgehoben worden.(Gelächter.) Bebel glaubt nicht an eine Besserung der Beschwerden durch die In
terpellation: Auch in Sachsen.(Ruf: Zur Sache!) Präsident: Durch Anführung eines illustrirenden Beispiels verläßt der Redner nicht die Sache. Bebel fährt fort, die Maßregein Sachsens gegen die Sozialdemokraten zu beleuchten.(Erneuerter Ruf: Zur Sache!) Der Präsident mahnt den Redner, bei der Sache zu bleiben. Bebel verzichtet auf das Wort. Schulze(Berlin) verlangt ein energisches Einschreiten des Bundesrathes gegen die lippischen Vorgänge. Nach weiteren Bemerkungen Braun's(Gera) und Hausmann's(Lippe) ist der Gegenstand erledigt.
Darauf wurden die Gesetze, betrefsend die Maß= und Gewichtseinführung in Bayern, den Geldbedarf für die Elsässer Eisenbahnen als Nachtrag zum Reichsetat für 1871, die Einführung des Landwehrfamilien=Unterstützungsgesetzes in Baden, des Kriegsdienstpflichtgesetzes in Bayern, in erster und zweiter Lesung angenommen.
Berlin, 21. Nov. Das Haus tritt in die Berathung des Marine Etats ein. Man debattirt die Anträge der Kommissare über den Flotten Gründungsplan. An der Debatte sind betheiligt: Wehr. npfennig, Schmidt(Stettin), v. Forckenbeck und v. Kusserow. Der Marineminister v. Roon rechtfertigt die Etatsaufstellung und ist wesentlich mit den Anträgen der Kommissare einverstanden. Er tritt den Vorwürfen über Unthätigkeit der Flotte entgegen, die sich schon 1864 wie jetzt kriegstüchtig bewährt habe.
Aus der Provinz.
22. Nov. Von den Wahlern der dritten Klasse sind gestern in das Stadtverordneten: Kollegium Herr Maler Holle wieder, Herr Bleicher Kramme neugewählt worden. Ehre unsern braven Parteigenossen, die unbeirrt festgestanden haben! Heute wurden von den Wählern zweiter Klasse Herr Dr. Steinheim wieder= Herr Baumeister Huwendiek neugewählt.
* Bielefeld, 20. November. Der Berlin=Kolner Kurierzug ist diesen Morgen gegen ½7 Uhr an der Essener Chaussee bei Oberhausen auf einen Frachtwagen der Krupp'schen Fabrik aufgefahren und in Folge dessen entgleist. Passagiere sind nicht beschädigt, jedoch der Lokomotivführer und der Heizer leicht verletzt.
* Wie wir hören, ist es den energischen Bemühungen unserer Handelskammer gelungen, daß auf dem Bahnhofe der Weg zur An= und Abfuhr der Güter am Güterschoppen vorbei wieder geöffnet und schleunigst hergestellt wird.
Bielefeld, 14. November. Prototoll aus dem Protokollbuche der Stadtverordneten=Versammlung. Es fehlten die Herren: 1. Kaufmann Consbruch. 2. Maler Holle. 3. Klempner Brink.
In der heutigen Stadtverordneten=Sitzung, zu welcher die Herren Mitglieder vorschriftsmäßig eingeladen, wurde das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen und sodann in die Tagesordnung eingetreten.
1. Die vorgelegten Spezial=Etats der Armenkasse pro 1872 wurden genehmigt.
2. Der Antrag des Magistrats auf Vertretung des erkrankten Kassenboten Bettenwort auf die Dauer eines Jahres wurde genehmigt und als Remuneration des Vertreters pro Monat 6 Thlr. 15 Sgr. bewilligt.
3. Sodann fand die Ergänzungswahl für den ausgeschiedenen ersten Beigeordneten Bertelsmann statt.
Es wurden 15 Stimmzettel abgegeben, und erhielt der Rathsherr Castanien 9 und der Rathsherr Tiemann 6 Stimmen. Es ist somit der Rathsherr Castanien für eine 6jährige Amtsperiode als erster Beigeordneter gewählt worden.
4. Zu der bevorstehenden Ergänzungswahl der Stadtverordneten wurden zu Beisitzern die Herren Stadtverordneten Th. Krönig und Chr. Stein und zu Stellvertretern die Herren Stadtverordneten Teitge und Vieler gewählt.
Der Magistrat theilte hierbei mit, daß der Stadtverordneten=Vorsteher Justiz=Rath Beckhaus sein Amt als Stadtverordneter niederzulegen erklärt, und daß dafür eine Ergänzungswahl stattfinden müsse, weshalb der für die 1. Abtheilung anberaumte Wahl=Termin auf den 30. November cr. verlegt werden müsse.
5. Zu Schiedsmännern für sämmtliche Bezirke für die Jahre 1872, 1873 und 1874 wurden die bisherigen Schiedsmänner Mehlhändler Claus, Kaufmann Heilbronn und Mehlhändler Overbeck wiedergewählt.
6. Die Berichte der betreffenden Kommissionen über die Revision der Rechnungen.
a. Der städtischen Töchterschule pro 1870.
b. Der ersten Bürgerschul=Kasse pro 1870.
c. Der Stadtsparkasse pro 1870.
d. Der Kleinkinderbewahr=Anstalts=Kasse pro 1870 mitgetheilt, und da die Notaten erledigt sind, wurde dem Rechnungsleger Decharge ertheilt.
Das Protokoll ist vorgelesen, genehmigt und von dazu ernannten Mitgliedern mit vollzogen.
Bozi.
Wilh. Vieler. Kreft, Protokollführer.
Münster, 17. November. Gestern Abend brachte die Studirenden der hiesigen Akademie dem meun Oberpräsidenten von Westfalen, v. Kühlwetter, al Kurator der Akademie, einen Fackelzug. In seine Dankrede betonte Herr v. K. unter Anderem, daß### deutschen Universitäten groß und bedeutend seien dur die Lehr= und Lern=Freiheit und durch den Geist freiForschung.— Das Eisenbahn=Netz unserer Provisoll wieder durch zwei Linien, die vom Staate geba## werden, vervollständigt werden, und zwar die eine vo Höxter nach Nordheim, die andere von Welwer(zwschen Soest und Hamm) nach Dortmund zum Anschluf an die Rheinische Bahn, die gleichfalls über Osterratz nach Dortmund baut. Ebenso gehen die Verhandlunge### über die projektirte Linie von Enschede nach Münstchsicherm Vernehmen nach ihrem Abschlusse entgegen.
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sorschuß=Verein
Stadt=Theater in Bielefeld.
Wir haben in voriger Woche zum Benefiz für## Agnes Savary„Pieziosa“ gesehen. Das durch Weber's köstliche Musik ewig junge Melodrama wurd## im Ganzen recht gut aufgeführt. Die Benefiziantig machte in der Titelrolle einen außererdentlich freund# lichen Eindruck, so daß man wohl die allgemeine Bes geisterung für das wunderbare Zigeunerkind begreifenkonnte. Am bedeutendsten fanden wir an diesem Abendent# ASTD schieden Frau Greenberg=Pohl als„Viarda“, die=Bestand Thir. sich ihrer früher besprochenen„Fadet“ würdig anreihte##sel=Bestande Charakteristisch aufgefaßt war der„Zigeunerhauptmann“###stete Vorschusse des Herrn Savary, tiefempfunden der„Alonzo“ desstoreninlaufender Herin Hentsch, der nur noch zu sehr mit den Worten der Rolle kämpfen mußte, glücklich aufgefaßt der„Don Eugenio“ des Herrn Hegel und der heldisch=komische „Schloßvoigt“ des Herrn Müller. Auch sonst trugen die Einzelleistungen zum Gelingen des Ganzen bei, die Chöre waren vortrefflich einstudirt. Frl. Fekter sang das„Einsam bin ich 2c.“ hinter der Szene recht# seelenvoll und die mit großer Pietät ausgeführte herrliche Musik verfehlte ihre hinreißende Wirkung auf das zahlreiche Publikum nicht. Es war die„Preziosa“ eine Vorstellung, in der so gar nichts Störendes vorkam, aus welcher man mit innerer Befriedigung heimging.— Nicht ganz so gut sollte es uns in„Mario
Stuart“ werden, mit welcher Rolle sich Frl. Kirchner unserer Bühne einführte. Wenn man die ersten
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Wenn man die ersten un Künstlerinnen unserer Zeit, die Buliovsky, JachmannWagner, Janauschek und als genialste unter ihnen, Vietoutg
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bisher geführte AgeHerrn He rtragen worden ist. Leipzig, den 1
— nin gematste unker tunrn, Adele Ristor in solcher Rolle gesehen hat, so geht man zaghaft zu derselben in unser Theater. Wir freuten uns trotzdem, in Frl. Kirchner eine tüchtige, von ihrem Lehrer Strakosch wohlgeschulte Darstellerin kennen zu lernen. Sie faßte die unglückliche Schottenkönigin lebendiger auf, als wir sie zu sehen gewohnt sind, nicht nach ihrem eigenen Ausspruch:„ich bin nur noch der Schatten der Maria“; aber sie führte den Charakter mit Kraft und künstlerischer Steigerung durch, bis sie in der Gartenszene die ganze Fülle ihrer wohlgebildeten Mittel entfaltete. Wir stimmen für die andere Auffassung, für die der in ihrer Gebrochenheit stolzen Maria; sie ist auch die dankbarere. Ganz einverstanden waren wir dagegen mit der Auffassung der herrlichen Abschieds
szene. Wir dürfen nach dieser Leistung Frl. Kirchner gern willkommen heißen— sollen wir tadeln, so können wir nur sagen, sie spielte für den kleinen Raum unser Bühne etwas zu viel. Ebenso nahm Hr. Hegel theilung näherer seinen so gut angelegten„Mortimer“ von Anfang an zu stark, so daß er in den wirklich leidenschaftlichen Szenen mehr, als die Einheit des Ensemble's zu vertragen vermochte, aus dem Rahmen hervortreten mußte. Frau Schröder gab die ihr doch nicht
zusagende„Elisabeth“ viel besser, als wir erwartet hatten. Anerkennung verdienten ferner Frau Greenberg=
Pohl(„Hanna“) und die Herren Savary, Hentsch und Joost, die drei britischen Staatsmänner. Die Ele
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Die obige Gese
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ingungen empfiehlt, bährt an bei ihr ve tretung derselben
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Vermögene Versicherungs Sämmtliche Ueb
Die Aufnahme
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J. Mr.
Briefkasten.
Auf mehrere Anfragen. Das leider zu wenig bekanniin gef. Zuspruch. gewordene sozialdemokratische Flugblatt, die neueste„Blüthe
Seiner Phantasie“, soll mit seinen Lügen und Entstellungen in der nächsten Nummer nach Gebühr gebrandmarkt werden Die Redaktion des„Wächter“.
A ger in Stutt Rußland wurd belegt.
Den Bewohnern vo
e Geeg, eir eter Salnzcheer Elautomannee. Die Ele„ Sewohnern“
ganz der Kostüme, vorzüglich bei den Damen, ließ nichts#ngegend die ergeb zu wünschen. 7 M6
nterzeichnete sein La er Art, Mützen ## hat und bittet
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Kürschner