Padervorn, Sonntag, 9. August 1891.
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Se. bischöflichen Gna# d. Herr Bischof C n Hefele zu Rott m(Stief=) Sohne, tor Muck, eine der be farrstellen in der sch Württembergs, n ige Pfarrstelle, verli ch ich mit meiner Fr des genannten P 5. v. M. von Dietin uren hierher verzo ner nur noch gerin keit in meinem b## ahre zeige ich Vo rn Verwandten, Frohlwollenden in un den Heimath Westfal Wege mit der so d ergebensten Bitte ihr seitheriges, über Wohlwollen auch fer lten und ihre Schre ins hierher zu adress
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Warttemberg, de
1891.
onrad Krosg
I. Amtmann a. D.
W. Sahntern
Nr. 211.
Wöchentlich 7 Nummern mit Ausnahme der Feiertage.
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Nachrichten.
□1 Berlin, 7. August. Einzelne Zeitungen haben sich wohl aus Mangel an Stoff, etwas voreilig mit dem Wiederzusammentritt unserer großen parlamentarischen Körverschaften beschäftigt. Allerdings spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß der Reichstag früher einberufen werden wird, als der preußische Landtag. Es erscheint dies schon deshalb geboten, weil vor den Weihnachtsferien eine Entscheidung über die mit fremden Staaten abgeschlossenen Handelsverträge getroffen werden muß. Aus der Vertagung des Reichstages bis zum 10. November folgt aber keineswegs, daß diese Körperschaft auch an diesem Tage ihre Geschäfte wieder aufnehmen wird. Voraussichtlich erfolgt die Anberaumung der nächsten Reichstaassitzung seitens des Präsidiums mit Rücksicht auf das Vorbandensein eines ausreichenden Arbeitsmaterials und in Uebereinstimmung mit den Wünschen der Reichsregierung. Aus dem sehr bemerkenswerthen Umstande, daß der Reichskanzler, der Kriegsminister, der Chef der Admiralität und andere Vorstände von Reichsämtern einen SommerUrlaub sich nicht gegönnt haben, darf man mit gutem Grunde auf eine frühzeitige Fertigstellung von Regierungs=Vorlagen, insbesondere des Reichshaushaltsetat schließen. Daß die Militär=Verwaltung avermals erhöhte Forderungen stellen wird, ist zwar von regierungsfreundlicher Seite bestritten worden, gilt aber trotzdem als eine ausgemachte Sache. Weniger sicher ist das von den Agrariern sehnlichst erwartete Erscheinen des Fürsten Bismarck. Obgleich derselbe seinen Wählern ausdrücklich die Vertretung ihrer landwirtbschaftlichen Interessen im Reichtage zugesichert und von seinem schutzzöllnerischen Standpunkte aus die neuen Handels=Verträge in der ihm ergebenen Presse entschieden bekämpft, auch bis auf die neueste Zeit die gegenwärtige Leitung unserer auswärtigen Gesckäfte ohne ersichtlichen Grund in bedenklichster Weise angeseindet hat, dürfte er doch kaum ein Verlangen darnach tragen, die Politik der Reichsregierung mir orjenem Visir zu bekämpfen, da er sehr wohl weiß, daß er damit nur eine klägliche Rolle spielen würde. Zudem hat er selber kein Hehl daraus gemacht, wie peinlich ihm ein Zusammentreffen mit der„geschiedenen Frau“ sein würde. Nach dem wirklich Vorgefallenen ist das auch vollkommen begreiflich, ohne daß man nöthig hätte, das offenkundige Zerwürfniß zwischen dem Kaiser und seinem ehemaligen Rathgeber auf eine willkürliche Weise noch greller auszumalen. Dies thut das„Pesther Tageblatt“ mit der Erzählung, daß der frühere Reichsgerichts=Präsident von Simson bei Gelegenheit der Einweihung des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig dem Kaiser unter Hinweisung auf den Prozeß Gesscken die der hobenzollernschen Dynastie aus der Hausmeierei Bismarcks drobenden Gefahren vor Augen geführt und dadurch dessen Sturz vorbereitet habe. Die Darstellung würde kaum eine Beachtung verdienen, wenn nicht die„Kreuzzeitung“ sie unter der Voraussetzung ihrer Richtigkeit als eine vollständige Ehrenerklärung für den wider sie untexnommenen Versuch einer gerichtlichen Belangung wegen Majestätsbeleidigung aus Anlaß ihres bekannten Aufsatzes„das monarchische Gefübl“ zum Abdruck gebracht hätte. Wer indessen Herrn von Simson näher kennt, wer insbesondere weiß, daß derselbe zu den gefeierten Größen der nationalliberalen Partei gehört, daß er seit den Tagen des Erfurter Parlaments(1850) in den freundschaftlichsten persönlichen Beziehungen zu Bismarck
steht und diesen Beziehungen seine Erhebung zum Präidenten des Reichsgerichts verdankte, der kann keinen Augenblick darüber im Zweifel sein, daß an der ganzen Historie auch ein Wort wahr ist.
Betheiligung der„Deutsch=Oflafrikanischen Gesellschaft" die Konstituirung der Eisenbahngesellschaft für DeutschOftafrika(Usambara=Linie) stattgefunden. Das vollge zeichnete Grundkapital beträgt einstweilen 2 Millionen Mark.
— Die Verweigerung französischer Paß gesuche seitens der deutschen Behörden in Elsaß=Lothringen erfolgt nach der„Straßburger Post“ in der Regel, wenn es sich um Familien handelt, deren Glieder Mitglieder gehei mer Gesellschaften sind.
— Aus Warschau wird gemeldet: Der neueste Tagesbefehl des Oberstpolizeiministers von Warschau verfügt die sofortige Ausweisung von 120 Ausländern, darunter 57 Preußen und 45 Oesterreichern „— Preußische Central=Boden==Kredit=Actien= Gesellschaft. Der Gerichtsassessor Ruhfus ist zum Direktor erwählt und nach einer Bekanntmachung des„Reichsanzeigers“ vom König als solcher bestätigt worden.
"—(Zonentaris). Gestern Abend wurde im Verein „Zonentarif“ von Justizrath Dr. Katz über die mehrfach erwähnte Audienz des Vereins beim Eisenbahnminister Thielen berichtet. Der Berichterstatter sagte u. A.:„Die Deputation bezeichnete ihre Bestrebungen als dem Herrn Minister bekannt und trug die Bitte vor, es möchte nunmehr auf irgend einer Linie ein Versuch mit dem Engelschen Zonentarif gemacht werden. Der Minister erwiderte, er sei ein Gegner des Zonentarifs und wolle auch einen Versuch nicht machen, da hiergegen die Abneigung des Landtages und seiner Collegen spreche. Uebrigens sei die von der Deputation vorgeschlagenen Sirecke Memel=Tilsit=Insterburg für die Zwecke des Vereins gut gewählt; denn es beständen in jener Gegend ähnliche Verhältnisse wie in Ungarn(dünne Bevölkerung). Auf den hierauf gemachten Vorschlag, dann doch Hamburg=Kiel zu wählen, erfolgte keine Antwort. Uebrigens meinte der Herr Minister, es sei ja möglich, daß dem Zonentarif die Zukunft gehöre; das aber müsse die Zukunft selbst erst lehren.
— Eine Broschüre von Florian Geyer„Gib uns Brod, Kaiser!“ ist in allen Buchhandlungen mit Beschlag belegt worden. Der Inhalt der Broschüre schildert die Nothlage im Lande, von der Kaiser Wilhelm durch einen„Geist“ Kenntniß erhält, der ihn im Lande umberführt.
— Kurzes Gedächtniß der Culturkämpfer Zu dem Wunsche des„Reichsboten" und anderer Blätter, die gerichtliche Untersuchung in der Baare'schen Angelegenheit möge einem andern Gerichte oder einer besondern Commission übertragen werden, bemerkt die„NationalZeitung":„Diesen Blättern scheint nicht bekannt zu sein, daß nach der preußischen Verfassung„Niemand seinem gesetzlichen Richter entzogen werden darf", und daß die Gerichtsverfassung und Strafprozeßordnung entsprechende Bestimmungen enthalten.“ Ganz richtig, nur sind Ausnahmen vorgesehen, und diese mehr als einmal angewandt worden. Die„Germania“ erinnert die„Nat.=Ztg.“ nur an den Prozeß Thümmel, der von Elberfeld nach Kassel verlegt wurde, ferner an den Prozeß, der an eine der betrübendsten Culturkampfs=Scenen onknüpfte: den Versuch der Gendarmen in Trier, den Pastor Schneider von der Liebfrauenkirche am Allerheiligenfeste 1874 am Altare zu verhaften, wobei diese während der Messe bis zum Altare vordrangen. Da das Volk die Gendarmen zurückzuhalten suchte, kam es zu einem furchtbaren Tumult, wobei die Communionbank in Trümmer ging und Blut floß. Der sich daran knüpfende Prozeß wurde nicht in Trier verhandelt, sondern die Angeklagten wurden, nach dem Ausdruck der„National=Ztg.", zum allgemeinen Erstaunen ihrem zuständigen Richter entzogen und an das Saarbrückener Gericht verwiesen. Will uns die„National=Ztg." nicht
ein Wort wahr ist. Gericht verwiesen. Will uns die„National= Zig.
Berlin, 7. August. Heute hat hierselbst unter namhafter sagen, warum? Oder ist sie an solche Dinge nicht gern erinnert?
Belgien. Brüssel, 6. Aug. Die(wiederhergestellte) nönigin ist heute mit Sonderzug nach Spa abgereist.
Niederlande. Amsterdam, 8. August. Wie sich die Indépendance berichten läßt, wäre das neue liberale Ministerium mit Ausnahme des Kriegsministers bereits ernannt, und zwar folgenderweise zusammengesetzts: Ministerpräsident Van Tienhoven, Bürgermeister von Amsterdam, der das Innere übernehmen würde. Waterstaat (die Wasserstraßen) übernimmt Herr Tak van Poortvliet, die Colonieen Herr Cremers, die Justiz Herr Schmidt, das Auswärtige Herr de Beaufort, die Marine Herr Kruys. Das Finanzministerium werde allem Anscheine nach Herrn Pierson dem Vorsitzenden der Niederländischen Bank, übertragen.
London, 6. August. Der Londoner„Standard" theilt mit, daß England, Frankreich und Deutschland in China gemeinsame Vorstellungen wegen der dortigen Christenverfolgungen erheben würden. Es sei auch zu hoffen, daß diese vereinten Reclamationen den erwünschten Erfolg haben würden.
Locales und Provinzielles.
„.J Paderborn, 8. August. In Betreff der in nächster Woche
stattfindenden hl. Weihen gehen uns folgende Mittheilungen zu: Es werden geweiht am Donnerstaa, 13. August; 28 Alumnen des Priester=Seminars zu Subdiaconen, 2 Alumnen und 9 Fratres des Franziskaner=Ordens zu Diaconen: am Samstag, den 15. August: 28 Alumnen zu Diaconen und 16 Alumnen und 13 Fratres des FranziskanerOrdens zu Priestern. Die vorbereitenden Exercitien beginnen Sonntag, den 9. August.
F Paderdorn, 8. August. Eine Neuerung ist seit kurzem auf dem Gebiete der Telegraphen=Gebühren eingeführt worden. Wie der„National=Ztg.“ berichtet wird, werden die beiden Zeichen zur Bildung einer Klammer und auch die Anführungszeichen als je ein Wort gezählt; früher brauchten dieselben wie Interpunctionszeichen nicht bezahlt zu werden.
— Der Kaiser hat genehmigt, daß der Oberlandesgerichtsrath Friedberg in Hamm als Kammergerichtsrath an das Kammergericht versetzt wird.
— Der Senats= Präsident, Wirkliche Ober=Justiz=Rath
Tra denstein zu Raumburg a. S. ist zum Präsiventen des Ober=Landesgerichts daselbst ernannt worden.
Dortmund, 7. August. Gelegentlich der Anwesenheit des hochw. Herrn Weidbischof Dr. Gockel hierselbst wird auch die für die zur St. Josefs=Pfarrei gehörige Filialgemeinde Eving neuerbaute Kapelle in Eving eingeweiht werden. Die Benediktion wäre schon früher erfolgt, aber leider war es bisher bei dem großen Prienermangel nicht möglich, einen Geistlichen in Eving annellen zu können. Runmeyr ist Herr Kaplan Fischer von Hohenlimburg zum Vikar in Ewing ernannt worden.
::) Schwelm. 7. August. Am 3. dss. feierte der Küster unserer katholischen Gemeinde, Herr Friedrich Schulte, sein 50jähriges Amtsiubiläum. Viele Geschenke und zahlreiche Glückwünsche wurden dem Jubilar dargebracht und gaben Zeugniß von der Achtung und allseitigen Verehrung, dessen er sich jederzeit erfreut hat. Die Gemeindevertretung hatte es sich nicht nehmen lassen, eine Festlichkeit zu Ehren des Jubilars zu arrangiren, welche recht zahlreich besucht war.
+ Aus dem Münsterlande, 7. August. In zuvorkommendem Sinne gegen die Landbevölkerung hat die zuständige Königliche Regierung gestattet, daß der NachmittagsUnterricht ausfallen kann und dann soviel es angeht auf den Vormittag zu verlegen ist. Die Kinder können dann durch ihre flinken Hände weit mehr aushelfen, was bei dem trübseligen und wechselvollen Erntewetter dieses Jahres erst recht nothwendig ist, und manchen bleiben überdies die weiten Schulwege für den Nachmittag erspart.— Die Herbstferien beginnen für die Volksschulen der Gymnasialstädte des
43 Der Familienschatz.
Nach dem amerikanischen Original von Charles Manners frei bearbeitet von Lina Freifrau von Berlepsch.
Der Oberst mißdeutete die Bewegung. Seine Stirne slammte unter dem Gefühle des beleidigten Stolzes.„Verzeihen Sie, Mylady, meinen unbefugten Eintritt in diesen Raum. Nur ein wahnwitziger Gedanke konnte mich verlocken, hier einzudringen, an den Ort, wo die Gespenster böser Thaten sich zusammenfinden. Aber Ihre Göttin der Rache droht Unschuldigen, Mylady. In Ihren glänzenden Gemächern sind Verrath und Falschheit zu finden,— ihnen opferten Sie Ehre und Gewissen. Wenn Gerechtigkeit über uns waltet, wird der Fluch des schweren Unrechts, das Sie verübt, Sie treffen.“ Er sprach erregt; die Stimme klang bitter.
Lady Blenkarne öffnete die farblosen Lippen, aber kein Wort entschlüpfte ihnen.
„Sie schweigen!“ fuhr der Oberst fort.„Ja, die Erinnerungen, die sich an diese Stätte knüpfen, lassen die Worte auf ihrer Zunge ersterben. Als schuldloses Kind weilten Sie einst mit mir unter diesen Bäumen. Niemals hätte ich Sie so wahnsinnig lieben können, wären Sie damals der Heuchelei fähig gewesen. Grausamer Ehrgeiz, der den Engel in eine Sirene verwandelte und den beseligenden Einfluß zur sinnverwirrenden Lockung werden ließ, die zur Sünde, zum Fluche führte. Wie können Sie mir in's Auge sehen im Bewußtsein des Elendes, das Sie über mich und die Meinigen gebracht? Wo ist der fröhliche Kreis, der Sie damals umgab! Wo sind Ralf und August? Zu Grunde gerichtet an Leib und Seele! Der Himmel vergebe Dir, Ernestine! O, daß Du nie den sonnigen Pfad der Unschuld verlassen,— ich hätte Dich geliebt, Dir vertraut bis in den Tod!“ Seine Stimme war heiser geworden und versagte ihm.
Bleich stand sie vor ihm; Schrecken und Staunen sprachen aus ihrem Blicke. Sie erhob die Hand mit der Hoheit einer Königin.„Ihre Worte klingen seltsam verworren, Oberst Blenkarne. Sie zeihen mich der Falschheit, des Verrathes? Sie?“
„Wie sollte ich anders?“ entgegnete er traurig.„Was vermöchte die Erinnerung auszulöschen an das, was geschehen? Ist die Vergangenheit nicht Zeuge, spricht die Gegenwart nicht für meine Aussage? Sind Sie nicht Lady Blenkarne, reich, bewundert, geachtet,— aber nicht glücklich... nein, nicht glücklich! Meine Liebe hätte vielleicht vermocht, Sie glücklich zu machen, wären die Verlockungen des Stolzes und der Ehrsucht für Ihr schwaches Herz nicht zu mächtig gewesen.“
Die bleiche Wange erglühte in flüchtiger Röthe, die Brust hob sich stürmisch.„Wie können Sie wagen, mich so zu beschimpfen?“ rief sie entrüstet.„Das ist zu viel, zu viel von Ihnen!“
Wieder mißdeutete er die Worte.„Wie konnte ich es wagen, hierher zu kommen, nicht wahr? Ich werde Ihnen nicht länger durch meine Gegenwart lästig fallen. Ich habe die Ehre, mich zu empfehlen.“ Der Oberst wandte sich und ging hinweg.
Einem Steinbilde gleich stand die Herrin von Blenkarne; nur die seelenvollen Augen schienen zu leben, zu brennen, zu leiden. Regungslos verharrte sie, bis Rudolph Osborne's Stimme zu ihr herüberdrang. Sie raffte sich rasch auf und schritt dem Ausgang der Baumwüste zu.
„Gott sei Dank,“ rief der Hofmeister,„daß ich Sie finde. Ich habe mich sehr geängstigt wegen Ihrer Abwesenheit. Als ich nach Hause kam, sagte man mir, daß man Sie seit diesem Morgen vermisse; eine Ausfahrt könnten Sie nicht gemacht haben, denn die Wagen in der Remise seien vollzählig.“
Sie lächelte trübe.„Lassen Sie sich durch meine Launen nicht beunruhigen, Mr. Osborne. Ist mir der Beweis Ihrer Antheilnahme auch wohlthuend, so möchte ich doch nicht, daß Jemand um meinetwillen sich Sorgen mache.“
XIX.
Der angebliche Hauptmann Vansittart empfahl sich frühzeitig bei der freundlichen Besitzerin des Herrenhauses. Die Wahrheit zu sagen, war er alle Male froh, wenn er die Thüre hinter sich schloß. Die künftige Schwiegermutter langweilte ihn, und zu der schönen Braut fühlte er sich nicht im mindesten hinge
zogen. Die Gleichgiltigkeit, mit der er sie früher als ein nothwendiges Uebel betrachtet, hatte sich nach und nach in Widerwillen verwandelt. Sobald ihre Einwilligung in die geplante Verbindung ihm sicher war, gab er sich keine Mühe mehr, Zärtlichkeit zu heucheln. Zuweilen fühlte er sich versucht, den Abschluß des Ganzen nicht abzuwarten und eine ihm besser zusagende Gesellschaft aufzusuchen; allein die Unsicherheit der Zukunft und das unbedingte Vertrauen in die Klugheit seiner Mutter ließen ihn diesen Vorsatz nicht ausführen. Zumal am Abend des erwähnten Tages bemächtigte sich seiner eine fast unbezwingliche Unruhe. Das Wiedersehen des Mädchens, das ihn schon in Kalkutta gefesselt, konnte nicht ohne Eindruck bleiben. Alle seine Gedanken wandten sich ihr zu. Wenn er Mittel fände, sie zu sprechen,— jetzt würde sie ihn gewiß nicht mehr verachten: hier war er ein Cavalier. Wie sollte sie nicht seine begeisterte Huldigung annehmen? Sonderbarerweise kam es ihm gar nicht in den Sinn, daß sein Betrug entdeckt werden könnte; er bedachte nicht, daß mit dem jungen Mädchen wahrscheinlich auch die übrigen Passagiere, unter ihnen der wahre Algeron Vansittart, gerettet sein mußten. Vielleicht berußigte ihn die Versicherung seiner Mutter, daß der Hauptmann ihm in keiner Weise hindernd in den Weg zu treten vermöge. Die neuesten Briefe seiner Mutter, die er bei seiner Heimkehr fand, trugen nicht wenig dazu bei, ihn in seinem Vertrauen zu bestärken. Mit dem Tode des Generals war das einzige Schreckbild geschwunden, das ihn in seinem verwegenen Vorgehen hätte stören können.
Amri las und las wieder, was Aimée schrieb und durchschritt dabei das Zimmer mit leuchtenden Augen. Seine Mutter war also unterwegs, sie wollte ihm alle Mittel an die Hand geben, um sich baldmöglichst des geheimnißvollen Schatzes zu bemächtigen.„Der Gürtel scheint meiner Mutter besonders am Herzen zu liegen,“ sprach er zu sich mit pfiffigem Lächeln. „Warum aber soll ich ihn nicht anrühren, bevor sie eingetroffen ist! Enthält er den Schatz, warum soll ich ihn nicht haben ohne die Braut, die man mir aufzwingen will! Thor, der ich war, ihn so lange in Händen zu haben, ohne mich darum zu kümmern, was er enthält.“ Er verriegelte die Thüre und