Wochenblatt

für den

Kreis Hörter.

N 19. Hörter, den 5. August. 1837.

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Die Schwestern.

(Eine Erzählung nach wahren Thatsachen.) (Fortsetzung.)

Eine lange Pause folgte. Endlich nahm die Mut­ter wieder das Wort:Zu Vorwürfen ist es jetzt zu spät; auch will ich Dich nicht fragen, wie Du Deine Eltern so ganz vergessen, trotz Deiner Schmach so froh und harmlos seyn konntest. Du bist mein Kind, und ich will für Dich sorgen. Du bist schlecht, aber er ist ein Verworfener; ich kenne keinen Menschen, der schlech­ter ist als er! Dich Karoline hat er betrogen; ich würde geschworen haben, daß er Dich liebt, daß er es aufrich­tig mit Dir meint; ich begreife nur nicht, wie er so frech seyn kann, noch unsere Schwelle zu betreten, aber kommt er heute, so soll er Wunder sehen ach, Minna, hättest Du uns dieses nicht gethan!"

Die Mutter weinte, Minna schwieg, Karoline sagte, indem sie aufstand:nein, ich kann es nicht über mich gewinnen, ihn wieder zu sehen, ich zittere, wenn ich daran denke, und doch bin ich überzeugt, daß er mich liebt, daß er mich ewig lieben wird. Es ist jetzt die Zeit, in der er schon hier zu seyn pflegte. Er muß in diesem Augenblick kommen. Horch, das ist er, wie wird er sich schämen müssen vor mir, der er noch gestern Treue schwur."

Geh' Kind und laß uns allein mit ihm."

Karoline ging. Der Registratur=Assistent, hier gistrator genannt, trat ein, freundlich wie immer; aber nicht wenig staunte er, Alles so erst zu finden.

Herr Registrator," nahm die Mutter das Wort: ich will kurz seyn; sehen Sie dort Minna an: zu Entschuldigungen ist jetzt keine Zeit; schon weitz es die

ganze Stadt, und es gibt nur ein Mittel, das Ge­schehene wieder gut zu machen. Nun?"

Ich weiß nicht, was Sie meinen."

Sie wissen nicht? nun! ich meine, Sie haben mein Kind verführt und es der Schande preis gegeben. Dafür aber verlange ich auch, daß Sie sich kurz ent­schließen und Minna ehelichen."

Der Registrator wurde verlegen, sah sich im Zimmer um, und machte Miene, sich zu empfehlen.

Es thut mir leid, aber mein Gehalt ist klein; ich kann keine Frau ernähren."

Ist das Ernst, Herr Registrator? Bedenken Sie die Schmach meines Kindes; bedenken Sie den Schimpf, den Sie der ganzen Familie zugefügt haben; noch kön= nen Sie Alles wieder gut machen, wenn Sie Davon ist aber unter uns niemals die Rede ge­wesen; nicht wahr, Minna? Sprachen wir jemals vom Heirathen? Ja, wenn es noch Karolinchen wäre!"

Minna stampfte mit dem Fuße, und sah nach der Mutter, die das geladene Pistol ergriffen hatte, und im Rücken des Registrators leise die Thüre verschloß. Der Registrator wandte sich um.Was ist das? Sie scheinen mit mir Spaß treiben zu wollen, denn Minna kann und werde ich nie nehmen!

Das ist leicht gesagt; aber ich habe hier auch noch ein Wort mitzusprechen. Sehen Sie dies Pistol, es ist geladen; mein Mann wollte sich damit das Leben neh­men Nur mit Mühe gelang es mir, ihn davon abzuhalten; jetzt ist er zum Präsidenten gegangen, um dem den Vorfall anzuzeigen; aber ich will schneller wir­ken als so ein Mann, der wenig Zeit hat für Bürgers­leute! Jch mache völlig Ernst! Sie kommen nicht mehr lebendig aus der Thüre, wenn Sie sich nicht ent= schließen, mit mir sogleich zum Prediger zu gehen. Sprechen Sie schnell; es ist wenig Zeit!"