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Dülmener Anzeiger/ Amtliches Kreisblatt für den Kreis Coesfeld/ Dülmener Volkszeitung

Gegründet 1874 Verlag: J. Horstmann'sche Buchhandlung, Dülmen i. Westf. Gegründet 1874

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Nummer 270

Mittwoa), den 30. September 1931

Jahrgang 1931

Tagesfragen.

Die Reichsmark Die klaren Worte, in und die denen sich Reichskanzler

Dnnokpiso Dr. Brüning und

Punokrise. Reichsbankpräsident Dr.

Luther gegen einen Anschluß der deutschen Wäh­rung an die Inflationsbewegung ausgesprochen haben, die das englische Pfund schon um 2025 Prozent im Wert hat sinken lassen und auch die Währung der mit England durch ihren Handel mehr als andere Länder verbundenen nordischen Länder, insbesondere Däne­marks, schon erfaßt hat, dürfte das Inflationsgerede, das man in den letzten acht Tagen wieder in Deutsch­land hörte, nun doch wohl verstummen lassen. Mitder Reichsmark werden keine neuen Expe­rimente gemacht. Das ist der Tenor der Reden, die Brüning und Luther vor den Sparkassenverbän­den gehalten haben und die insbesondere alle Sparer beachten sollten. Anscheinend haben aber diese klaren Worte in England nicht überall gefallen. Das Reuter­sche Büro, das sich in einem Telegramm mit den Aus­wirkungen der Pfundkrise auf die deutsche Wirtschaft beschäftigt, erblickt in der vorläufigen Schließung der deutschen Börsen ein Anzeichen für die Schwere der deutschen Krise und erklärt diese mit der Befürchtung, daß infolge des Fallenlassens des Goldstandards in mehreren Ländern große Beträge deutscher Wertpa­piere auf den Markt geworfen und infolgedessen auch ausländische Valuten in beträchtlichem Umfange aus Deutschland herausgezogen werden könnten. Reuter glaubt sogar für den Fall einer frühzeitigen Wieder­eröffnung der Börsen von sehr ernsten Rückwirkungen auf deutsche Banken sprechen zu können. Die Kurs­festsetzung ausländischer Zahlungsmittel durch die Reichsbank ab Dienstag gebe zu der Frage Anlaß, ob Deutschland auch nach Ablauf des Still­halte-Abkommens noch in der Lage sein werbe, den Goldstandard aufrecht­zuerhalten. Trotz Brünings ausdrücklicher Er­klärung herrsche in Finanzkreisen allgemein die An­sicht vor, daß der Kanzler mehr versprochen habe, als er zu halten in der Lage sei. Die auffallende Tendenz dieses Reuter=Telegramms wird von Londoner Finanz­leuten mit der Verärgerung über die angeb­liche Ablehnung einer britischen Anre­gung an die deutsche Reichsbank begrün­det, dem englischen Schritt aus der Gold­basis heraus zu folgen. Von zuständiger Berliner Seite wird dazu erklärt, daß sich in der Ge­schlossenhaltung der deutschen Börsen weniger Schwäche ausdrücke, als der Wunsch, die deutsche Po­sition aufrechtzuerhalten. Man müsse sich deutscher­seits vor einem Ansturm ausländischer Effektenver­käufe schützen, um in der Lage zu bleiben, die Bestim­mungen des Stillhalte=Abkommens loyal durchzufüh­ren. Diese Maßnahme beweise es gerade, wie ernst es der deutschen Regierung und der Reichsbank damit sei, an dem Gold­standard der Reichsmark festzuhalten. Diese Erklärung entspricht den Reden der beiden maß­geblichen und führenden Männer Deutschlands. Es wird gewiß manche Schwierigkeit geben, wenn die Mark nicht ans Pfund gehängt wird. Die Pfundkrise bedeutet in mancherlei Hinsicht eine Erschwerung unserer Lage. Man braucht da ja nur auf die Wir­kungen auf dem Kohlenmarkt hinzuweisen. Manche Kreise werden von dieser starren Haltung in der deutschen Währungspolitik nicht so entzückt sein, weil sie von einer neuen Inflation für sich Geschäfte er­warten. Aber die übergroße Masse des deutschen Volkes stimmt unbedingt dem Reichskanzler zu, wenn er sagt, kein Volk, das wie das deutsche das furchtbare Erleben einer Inflation über sich ergehen lassen mußte, werde es erneut ertragen können, wenn in den Zeiten größter Unsicherheit und Angst erneut seinem Vertrauen auf den Bestand der Sparvermögen und Rücklagen ein Stoß versetzt würde. An den klaren und eindeutigen Worten des Kanzlers und des Reichs­banspräsidenten, daß für uns der Gedanke, es könnte eine neue Inflation geben, vollkommen ausscheidet, ist kein Zweifel, kein Herumdeuten möglich.

Das Ergebnis Als Briand, der be­des Berliner kanntlich nicht mehr der

jüngste ist, mit Curtius im Besuchs. Park von Brüningslinden

spazieren ging, begann es zu regnen, und den alten Herrn fror es. Doch alsbald kam die Sonne wieder heraus, und da soll er gesagt haben:Es ist mit dem Wetter wie mit den deutsch=französischen Beziehungen: mal Regen, mal Sonnenschein, aber schließlich scheint die Sonne! Und Laval erklärte in seinem Abschiedsgruß an Berlin:Mit dem Empfang und mit dem, was wir in Verhandlungen erreicht haben, sind wir zufrieden; der Anfang ist gemacht, der Fadendarfjetztnichtmehrabreiken." Wie auf französischer ist man auch auf deutscher Seite mit dem Verlauf und Ergebnis der Berliner Gespräche zufrieden, obwohl dabei zu berücksichtigen ist, daß das deutsch=französische Staatsmännerquartett sich vorher darüber geeinigt hatte, Fragen nicht zu erörtern, über die eine Verständigung zur Zeit noch nicht möglich sei. Die Reparationsfrage, die Abrüstung, die Rückgabe des Saargebiets, diese heiklen politischen Probleme, die uns Deutschen so besonders am Herzen liegen, und

Siebenprozentige Lohnkürzung im Ruhr­bergbau bei gleicher Arbeitszeit.

Der Schiedsspruch des Dreimänner=Kollegiums.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer fordern Ablehnung.

X Essen, 29. September.

Nachdem die gestrigen Schlichtungsverhandlungen für den Ruhrbergbau erwartungsgemäß ohne Ergebnis ge­blieben waren, sällte in den heute, auf Grund der Not­verordnung des Reichspräsidenten unter dem Vorsitz von Professor Brahn und unter Hinzuziehung der Un­parteiischen, Regierungspräsident Bergemann=Düs­seldorf und Beigeordneter Dr. Bragard=Wuppertal, erneut aufgenommenen Schlichtungsverhandlungen der Vorsitzende mit den Stimmen der beiden unparteiischen Beisitzer

einen Schiedsspruch, der eine 7prozentige Her­absetzung der Löhne bis zum 31. Januar 1932 bestimmt. Das Arbeitszeitabkom­men wurde unverändert bis zum 31. März 1932 verlängert.

Die Nachverhandlungen finden morgen in dem Büro des Schlichters in Dortmund statt.

Die drei Bergarbeiterverbände haben den Schiedsspruch in der Lohn- und in der Arbeitszeitfrage sofort avgelehnt und folgendes Telegramm an das Reichsarbeitsministerium gesandt:

Bergarbeiterverbände lehnen mit größter Entrüstung Schiedsspruch für Ruhrbergbau ab. Ersuchen dringend Verbindlichkeitserklätung nicht auszusprechen."

Wie verlautet, wird auch der Zechenverband den Schiedsspruch in der Lohnfrage avlehnen, da er, wie behauptet wird, eine nicht genügende Sen­kung der Löhne herbeiführe, zum anderen, weil sich nicht übersehen lasse, wie sich die Pfundbaisse im Laufe der vorgesehenen Zeitdauer des Spruches weiter auswirken werde. Das Arbeitszeitabkommen wird von dem Zechenverband angenommen.

*

Neue Notverordnung für den Ruhrbergbau?

X Berlin, 29. September.

Von unterrichteter Seite erfahren wir: Ueber die Frage der Verbindlichkeitserklärung des gestern für den Ruhrbergbau ergangenen Schiedsspruches finden Mitt­woch vormittag in Dortmund die gesetzlich vor­gesehenen Nachverhandlungen vor einem Vertreter des Reichsarbeitsministers statt. Falls es dabei nicht zu einer Einigung kommen sollte, wird sich der Reichsarbeitsminister mit der Frage der Ver­bindlichkeitserklärung befassen müssen. Dabei wird insbesondere zu prüfen sein, ob die im Schieds­spruch vorgesehene Laufdauer von vier Monaten unter den gegenwärtigen Verhältnissen tragbar erscheint und ob die vorgeschlagene Lohnänderung nicht eine anderweitige Entlastung beider Parteien, vielleicht auf dem Gebiete der Beiträge zur Arbeitslosenversiche­rung notwendig macht.

*

Lohntarifkündigung bei der Reichs­post und Reichsbahn.

X Berlin, 29. September.

Die Deutsche Reichspost hat, ebenso wie die übrigen Reichsverwaltungen, die Lohn­tarife ihrer Arbeiter zum 31. Oktober gekündigt. Die Maßnahme stützt sich auf den 8 6 der zweiten Ge­haltskürzungsverordnung. Die Reichsbahn=Ge­sellschaft hat im Einvernehmen mit der Reichsregierung den drei vertragschließenden Or­ganisationen die Paragraphen 4 und 5 des Lohn­tarifvertrags zum 31. Oktober gekündigt, um die in der Notverordnung vorgesehene Lohnsenkung auch bei der Reichsbahn durchzuführen. Es handelt sich um die Ermächtigung der Notverordnung vom 5. Juni, zweiter Teil, Paragraph 8, Absatz 2, auf Grund deren Reichsbahn und Reichsbank angehalten sind, die gleichen Kürzungen bei ihren Löhnen und Gehältern vorzuneh­men, wie sie bei Angestellten und Arbeitern im Reichs­dienst erfolgen.

Amerikas Wohlergehen von der Kauf­kraft Europas abhängig.

Für Sofortaktion auf Grund des Layton=Berichtes.

Newyork, 29. September.

Der heute aus Europa zurückgekehrte Bankier Albert Wiggin erklärte gegenüber Presseleuten, in Amerika wurden nichteher normale Geschäftsverhält­nisse herrschen, bis Europa, Südamerika und Asien wieder Kaufkraft besäßen, und dis Europa, be­sonders Deutschland wieder normal funktio­nieren könne. Die Wirtschaftsdepression sei in der ganzen Welt vorhanden. England und Deutschland hätten bereits kräftige Maßnahmen ergriffen, aber sie bedürften der übrigen Welt, besonders der Vereinigten Staaten und Frankreich. Das Gold der Welt sei inwenigen Händen konzen­triert; Kreditgewährung sei notwendig; aber Kredit allein genüge nicht, auch könne ein hinreichender Kredit bei den bestehenden Verhältnissen garnicht ge­währt werden.

Wiggin erklärte ferner, seines Erachtens enthalte der Bericht des Baseler Bankierkomitees ein angemesse­nes Programm zur Neubelebung des Vertrauens und zur Herstellung einer gesunden Kreoitgrundlage. Er glaube, daß ein unverzügliches Handeln im Sinne des Komiteeberichtes schnell den Gang der Welt­geschäfte ändern werde, sodaß den anderen Nationen der notwendige Krediteingeräumt werden könne und die Vereinigten Staaten den normalen Geschäftsver­kehr wieder aufzunehmen in der Lage seien.

Wiggin erklärte schließlich noch, daß der Bericht des Bankierkomitees, dessen Vorsitzender er gewesen sei, im wesentlichen die Wiederherstellung des europäischen Kre­dites von der Herabsetzung der Reparationen und alliierten Kriegsschulden sowie der Zoll­tarife und von einer deutsch-französischen Annäherung abhänge. Bezüglich letzterer erklärte Wiggin, die Zusammenkunft französischer und deutscher Staatsmänner in Deutschland und die bevorstehende Zu­sammenkunft Hoovers und Lavals in Washing­ton werde letzten Endes wirtschaftspsychologisch von Nutzen sein.

dazu die Kreditfrage, hat man also nicht berührt. Wenigstens offiziell nicht. Wenn auch die Vermutung nicht ganz unberechtigt sein dürfte, daß man in den Unterhaltungen unter vier Augen sich nicht so rein wirtschaftlich, so peinlich unpolitisch gegeben hat, wie es nach dem amtlichen Schlußkommuniqué und nach den sonstigen amtlichen und halbamtlichen Mitteilungen über die Verhandlungen angenommen werden müßte. Das konkrete Ergebnis des französischen Staats­besuches ist die Einsetzungeiner Kommission zur Bearbeitung gemeinsamer wirt­schaftlicher Fragen. Mitte Oktober soll sie schon ihre Arbeit beginnen. Sie soll den Weg zur Verständigung der beiden Völker auf wirtschaftlichem Terraiv suchen. Einige Aufgaben für sie sind bereits in den amtlichen Mitteilungen angegeben worden; aber darauf beschränkt sich ihre Arbeit nicht, sie kann vielmehr ihren Aufgabenkreis nach Bedarf erweitern. Ihre Tätigkeit soll sich jedoch nicht gegen ein drittes Land richten. Das gilt offenbar insbesondere für

England und Italien. Neben diesem konkreten Er­gebnis wirtschaftlicher Natur stehen zwar keine greif­baren Resultate außenpolitischen Charakters, aber doch gewisse Resultate gefühlsmäßiger Art. Die leitenden deutschen und französischen Staatsmänner sind sich näher gekommen, sie haben sicherlich auch ihre Erkenntnis verstärkt, daß es bei gutem Willen zu einer Bereinigung der deutsch=französischen Be­ziehungen kommen kann, wenn auch dafür noch einige Zeit und manche Geduldsprobe erforderlich sein wird. Für die Franzosen spricht dann noch nicht wenig mit, daß der Verlauf des Besuches eine Kette angenehmer Enttäuschungen war. Keinerlei peinlicher Zwischensall hat sich ereignet, selbst die National­sozialisten haben Briand, als sie ihm auf dem Fried­hof begegneten, korrekt gegrüßt, und die französischen Blätter erkennen das an. Daß eine solche Geste, schreibt sogar die nationalistische und deutschfeindliche Pariser Liberté", in der Erregung eines unvorhergesehenen Zusammentreffens möglich gewesen sei, und zwar von

seiten jener, die in Deutschland als die schlimmsten Feinde Frankreichs gelten, lasse die Franzosen vielleicht hoffen, daß die Gesinnung des Hasses nicht so tief in der Seele des deutschen Volkes verwurzelt sei, um für immer die Aussichten auf einen dauerhaften und frucht­baren Frieden preisgeben zu müssen. DerTemps hebt als einen wertvollen moralischen Fortschritt die Tatsache hervor, daß die Deutschnationalen des Herrn Hugenberg sich jeder Kundgebung ihres Grolls ent­halten hätten, daß die Hitlerianer und Kommunisten darauf verzichtet hätten, wegen des Besuches eine Hetze zu entfesseln, die die moralische Wirkung der amtlichen Fühlungnahme vernichtet hätte. Man spürt hieraus, was die Franzosen befürchtet haben, und er­kennt deutlich das Gefühl der Genugtuung und Er­leichterung darüber, daß die Befürchtungen sich nicht bewahrheitet haben. Die Hochrufe, die ein Teil der Berliner ausgebracht hat, werden mit uns vielen anderen Deutschen etwas sehr voreilig, etwas geschmack­los vorgekommen sein. Aber diese Ruser werden wohl nicht alle spontan sich aufgestellt haben, und wenn das stimmt, scheinen sie uns ihre Aufgabe zu gründlich erfüllt zu haben. Etwas mehr Zurückhaltung dürfte angebracht gewesen sein. Immerhin scheint Laval und Briand dieser Enthusiasmus neben dem korrekten und jedenfalls nicht feindlichen Verhalten der übrigen Ver­liner Freude gemacht zu haben, und vielleicht war das für die Verhandlungen nicht ganz gleichgültig. Aber es kam ja bei diesem Besuch nicht allein auf die beiden Staatsmänner an; wie vielleicht bei keinem andern vorher war dabei der Eindruck von Bedeutung, den ihre Aufnahme bei den Vertretern der fran­zösischen Presse erweckte. Um diesen Eindruck dem französischen Volke zu vermitteln, hatte doch noch ein ganzer Schwarm von französischen Journalisten die beiden Minister begleitet, obwohl die großen Pa­riser Blätter in Berlin schon durch ständige Korre­spondenten vertreten sind. Also das Stimmungsmäßige spielte in diesem Falle eine ganz besondere Rolle. Dazu gehörte auch der Empfang beim Reichspräsidenten und nicht aum wenigsten die Art, wie der Reichskanzler sich gibt, der Eindruck, den seine Persönlichkeit hinterläßt, auch wie er zu reden pflegt. DerTemps preist z. B. seinen Trinkspruch als eine in vollendeter Form vorgetragene staatsmännische Kundgebung. Kurzum: der Berliner Besuch ist gut verlaufen, und auch wir Deutschen können damit, sofern wir uns nicht von realpolitischen Erwägungen entfernt und mehr erwartet haben, als nach Lage der Dinge zur Zeit noch zu erwarten war, durchaus zufrieden sein. Es wird zwar noch mancher Monat darüber vergehen, bis schließlich nach Briands Ausspruch die Sonne scheinen wird, aber es ist schon viel gewonnen, wenn Lavals Meinung zutrifft, daß der Faden zwischen Paris und Berlin jetzt nicht mehr abreißen darf. Hoffen wir, daß er nicht mehr abreißen wird!

Die geplante Unterstützungsreform.

Von unserer Berliner Redaktion.

X Berlin. 29. September.(Drahtb.)

Zue Sanierung der Arbeitslosenver­sicherung werden voraussichtlich im Reichskabinett schon in allernächster Zeit die erforderlichen Beschlüsse ge­saßt werden. Der Fehlbetrag der Reichs­versicherungsanstalt, der bei einer Höchstzahl von sechs Millionen Arbeitslosen rund 200 Millionen betragen dürfte, sich aber bei sieben Millionen Arbeitslosen auf 320 bis 330 Millionen steigern würde, soll in der Weise gedeckt werden, daß zunächst die Versicherungssätze der Krisenfürsorge gesenkt werden. Damit würde eine Ersparnis von rund 50 Millionen Mark erfolgen. Weiter soll vorgesehen sein, die Dauer der Unter­stützung von 26 auf 18 Wochen herab­zusetzen. Diese Maßnahme würde eine Ersparnis von rund 30 Prozent der Aufwendungen der Versicherungs­anstalt bedeuten. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß durch eine Verkürzung der Unterstützungsdauer nur eine Lastenverschiebung eintritt, da die Arbeits­losen dann umso schueller in die Krisenfürsorge kommen, die aber zu ½ vom Reich und nur zu ½ von den Ge­meinden getragen wird. Allerdings sollen auch in der Krisenfürsorge gewisse Ersparnisse gemacht werden und zwar durch Zusammenlegung von Lohn­klassen und durch eine schärfere Bedürftig­keitsprüsung. Es wird erwogen, durch eine er­hebliche Verlängerung derUnterstützungs­daner in der Krisenfürsorge die Wirkungen der verkürzten Dauer der eigentlichen Versicherung in ziem­lichem Umfang zu mildern.

Beydewitz und Rosenfeld aus der SpD. ausgeschlossen.

Berlin, 29. September.

Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands hat, wie das VDZ=Büro hört, am Dienstag die Abgeordneten Seydewitz und Rosenfeld aus der Sozialdemokratischen Partei aus­geschlossen. Der Ausschluß erfolgte, weil Seydewitz und Rosenfeld als die Gesellschafter der Freien Verlagsgesellschaft, die die WochenschriftDie Fackel herausgibt, sich beharrlich geweigert haben, entsprechend dem Beschluß des Parteiausschusses