Mendener Zeitung

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Nr. 52

Dienstag, den 29. April 1924.

65. Jahrgang.

Was gibt es Neues?

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sprechung zwischen Poincaré und den belgischen Ministern Theunis und Hymans.

Pierpont Morgan ist von Paris nach London ge­reist, um mit dortigen Finanzkreisen über die Anleihefrage zu konferieren.

Die Einäscherung von Dr. Helfferich und seiner Mutter findet am Mittwoch, nachmittags 4 Uhr, im Mann­heimer Krematorium statt.

In Berlin kam es zu wüsten kommunistischen An­griffen auf Teilnehmer an einer deutsch=völkischen Kund­gebung.

In einer Wahlversammlung in Paris wurde der bekannte rechtsstehende Abgeordnete André Tardieu von Kommunisten verprügelt.

Angriff auf den Heereshaushalt.

In dem Sachverständigen=Bericht heißt es im Ab­schnitt IX. A. 2:Die Ausgaben für das deutsche Heer sind herabsetzungsfähig.

Wenn diese Forderung in die Praxis umgesetzt wird, so hat sie notwendig die Verkümmerung und da­mit das Unbrauchbarwerden der letzten Stütze zur Folge, auf der der Bestand des deutschen Reiches ruht. Man glaube doch nur nicht, daß es damit ab­getan ist, dem deutschen Heere nur die nackten Mit­tel zum Leben, Wohnen und Bekleiden zu geben. Eine Waffe, die nicht geschliffen wird, wird stumpf und da­mit ünbrauchbar. Ein Heer, das nicht in der Lage ist, zu üben und praktisch das Waffenhandwerk zu be­treiben, rostet ein, wird interesselos, gleichgültig und stumpfsinnig. Und diese Gefahr ist für das deutsche Heer umso größer, als es entgegen jedem gesunden Volksempfinden nicht aus kurzfristig eingezogenen Sol­daten, sondern aus 12 Jahre dienenden Söldnern be­steht, die an ihre geistige Fortbildung, an Unterbrin­gung und abwechslungsreiche Ausbildung mit Recht viel höhere Anforderungen stellen können Anforderun­gen, die im Interesse der Verwendbarkeit des Heeres unbedingt gewährt werden müssen.

Es ist nicht zu bestreiten, daß ein auf dem Söld­nersystem aufgebautes Heer unendlich viel kostspieli­ger ist, als ein erheblich größeres Heer mit allgemei­ner Wehrpflicht. Aber unsere Schuld ist es nicht, daß wir ein relativ so kostspieliges Heer erhalten müssen.

So weit überhaupt Ersparnisse möglich sind, wer­den sie auch ohne den Rat fremder Kommissionen

gemacht werden. So hat die Heeresleitung in diesem jahre nur für 4 Divisionen Herbstmanöver angesetzt und ist damit freiwillig an die äußerste Grenze der Einschränkungen gegangen, die aus Sparsamkeitsgrün­den vorübergehend tragbar erscheinen.

Wie ungerechtfertigt aber die Forderungen der Sachverständigen sind, geht ferner aus Vergleichen her­vor, die kürzlich über die Ausgaben für Besatzungs­kosten veröffentlicht wurden. Danach betragen die Aus­gaben für die Besatzungsarmee am Rhein doppelt so viel als die Kosten für die deutsche Wehrmacht. Frank­reich läßt sich also, abgesehenC von seinen eigenen rie­

nigen Heeresausgaben, für seinen militarismus am Rhein doppelt so viel zahlen, als es Deutschland für sein ganzes Heer zubilligt. Andererseits muß Deutsch­land allein für die Besatzung jährlich mehr zahlen, als es vor dem Krieg für das gesamte deutsche Heer, das doch als der Gipfel des Militarismus verschrien wurde, ausgab.

Wir müssen also fordern, daß zunächst einmal das Deutsche Reich von diesen unsinnigen Ausgaben be­freit wird. Hier kann wirklich Geld in Höhe von Hun­derten von Goldmillionen erspart werden, gegen das die Ersparnisse an dem jetzt schon auf das Aeußer­ste beschränkten deutschen Heereshaushalt überhaupt nicht ins Gewicht fallen können.

Morgans Bedingungen.

Vorläufig noch keine Anleihe.

Pierpont Morgan ist von Paris nach London ge­reist, wo er mit dem Gouverneur der Bank von Eng­land, Montagu Norman, über die deutsche Anleihe von 800 Millionen Goldmark eine Besprechung haben wird. Es ist wahrscheinlich, daß er dann wieder nach Paris zurückkehrt, um seine Unterhandlungen mit Sir John Bradbury und Barthou fortzusetzen.

Ueber seine Pariser Verhandlungen hat Morgan der Presse keine Mitteilungen gemacht, doch glaubt der New York Herald über Morgans Vorschläge nähere Mitteilungen machen zu können. Die Auffas­sungen Morgans könnten in folgenden drei Punkten zusammengefaßt werden:

1. Das amerikanische Publikum würde für eine An­leihe an Deutschland kein Vertrauen haben, wenn es nicht die Ueberzeugung hat, daß zwischen den Alliierten und Deutschland ein aufrichtiger Wunsch nach Verständi­gung besteht.

2. Morgan verlangt eine Generalhypothek auf alle deutschen Einnahmequellen für die Anleihegläubiger.

3. Zur völligen Sicherung des Marktes ist es not­wendig, daß die Alliierten ihre eigenen Meinungsver­verschiedenheiten regeln und sich hierbei auch über die interalliierten Schulden einigen.

Weiter ist Morgan, nach dem New Yort wie die englischen und die französischen Bankiers der Ansicht, daß über den Zeitpunkt der Auf­legung irgendwelcher Anleihen für Deutschland nicht sofort eine Entscheidung getroffen wer­den kann, da sie von einer Sondergesetzgebung abhän­gig ist, die die Zustimmung Deutschlands haben muß.

*

Mit der Aussicht auf eine baldige Anleihe für Deutschland ist es also wieder einmal nichts. Die mehr­fach angekündigten großen Zeichnungen Amerikas und Englands schweben noch völlig in der Luft, da sie erst dann praktische Bedeutung erlangen werden, wenn die vorstehend angegebenen Vorbedingungen erfüllt sein werden. Die Forderungen Morgans entsprechen übri­gens vollkommen den Ansichten, die er seinerzeit als Vorsitzender der Bankierkonferenz bekundet hat. Vom Standpunkt des nüchternen Geschäftsmannes sind sie durchaussverständlich, ihre Erfüllung hat sich aber bis­

her als äußerst schwierig erwiesen. Jetzt scheint man allerdings Morgan einen größeren Einfluß auf die. Entschließungen der Reparationskommission einräu­men zu wollen. Wie aus Washington gemeldet wird, wird dort D. R. Morrow, ein Mitglied der Firma

J. P. Morgan als(wahrscheinlich inoffizieller) finanziel­er Beirat der Reparationskommission und Kommis­sar gemäß Dawes' Reparationsplan genannt.

Die Antworten der Alliierten.

Poincares Eiertanz.

Die Antworten Frankreichs, Englands, Belgiens und Italiens werden jetzt veröffentlicht. In der sehr langatmigen französischen Antwort wird zunächst aus­geführt, daß die Regierungen erst zweckmäßig ein­greifen könnten, wenn die Reparationskommission die Entschließungen der Sachverständigen in vollstreckvare Form gebracht und vervollständigt habe. Ueber die Frage der Ruhrpfänder wird ausgeführt: Die Sachverständigen hätten übri­gens erklärt, daß nach ihrer Ansicht die deutsche Wirt­schafts= und Finanzeinheit wiederhergestellt werden müsse sobald der vorgeschlagene Plan zur Ausführung gebracht wäre. Da die Reparationskommission beschlos­sen habe, die Entschließungen der Sachverständigen in ihrer Gesamtheit anzunehmen, glaube die französische Regierung annehmen zu dürfen, daß sie in diesem kapitalen Punkt die Entschließungen nicht abzuändern beabsichtigt habe Die Regierungen würden unterein­ander die Frage zu prüfen haben, unter welchen Be­dingungen die gegenwärtigen an der Hand Frankreichs

und Belgiens befindlichen Pfänder zum Gegenstand einer Verschmelzung oder eines Austausches mit denen gemacht werden sollen, die ungeteilt sämtlichen Alli­ierten übergeben würden. Aber diese Operationen könnten erst stattfinden, wenn Deutschland den Plan effektiv zur Ausführung gebracht habe, und es sei Sache der Regierungen, im gegenseitigen Einvernehmen die Garantien zu bestimmen, die diese Operationen erfor­derlich machen könnten.

Die englische Antwort,

die sich in neun Punste gliedert, erklärt das Ein­

verständnis der englischen Regierung mit dem Gut­

achten. Als wichtig sei Punkt 3 hervorgehoben: Die

Empfehlungen der Sachverständigen stellen nach An­sicht der englischen Regierung keine Herabsetzung der gesamten Reparationsschuld Deutschlands dar, und die notwendigen Modisikationen des Londoner Zahlungs­planes liegen nach ihrer Ansicht innerhalb der Kom­petenz einer einstimmigen Entscheidung der Repara­tionskommission, erfordern jedoch keine besondere Voll­macht der in der Kommission vertretenen alliierten Regierungen.

Die belgische Antwort

erklärt u. a.: Die belgische Regierung sei bereit, die Entschließungen der Sachverständigen als Ganzes anzunehmen zum Zwecke einer praktischen und gerech­ten Lösung der Reparationsfrage. Sie hoffe, daß die Reparationskommission die Gesetzentwürfe der deut­schen Regierung, welche für die vollkommene Aus­

Der ewige Kampf.

Roman von Karlfriedrich Baberadt.

Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale 33) C. Ackermann, Stuttgart.

die Lene nur blieb! Ein Aerger flog über seine Stirn, aber die Freude verscheuchte ihn gleich wieder. Wenn sie erst bei Gerrit op gen Loh waren, müßten sie heraustreten aus ihrer Abgeschlossenheit. Sie müßten die Führer werden in Lossum. Ein neues Leben sollte hier auf dem alten Boden emporblühen, oh, auch eineneue Zeit, aber gegründet auf dem Werk der Väter.

Hof der Gerrit op gen Loh sollte eine Musterwirt­schaft werden, ein leuchtendes Vorbild für die Lossumer. Wenn die erst sähen, was dabei zu gewinnen war, würden sie alle folgen und Lossum würde am ganzen Niederrhein neuen gr ßeren Ruhm, als wenn ein halbes ornsteine hier rauchten und eiserne Förder­türme in die Luft ragten. Der Reichtum aller würde sich

Grüichschenb, zu kaufon! Er Cchfas##r nur moglich wäre, den Bruckschenhof zu kaufen! Er schloß die Augen vor den gau­kelnden Zukunftsträumen. Sein Werk sein Werk:

Wo nur die Lene blieb! Er trat ins Zimmer Seine Augen blieben an der alten Bibel haften. Ungebuld: etzte er sich an den Tisch und schlug das Buch auf. gr 2a2 und blätterte und suchte sich die losen Seiten zusammen und las mmm

tm# Pfeife fiel ihm aus dem Mund. Seine Augen wei man sich und schienen aus ihren Höhlen hervorquellen zi sein Atem und 5ascw. trat auf seine Stirn, keuchend slos weiße Buch Finger krampften sich um das vergilbt:

den ab und as. Seite suchte er mit zitternden Hän­Wie Sift und Pragd.. 1s versinke er im Moor

hat. und hatte beinen anderen Gedanten ale den einen:

Schwester! Schwester! Eine Zärtlichkeit schien ihn zu lieb. kosen, wenn er an das Wort dachte, eine weiche Hand, wie er sie nie gefühlt, schien seine Stirn zu streicheln...

Da schrak er plötzlich zusammen. Die Trien stand vor ihm,Herr Sie?

Wo ist...". Er wollte sagen:meine Braut", aber ein Schmerz trieb ihm das Wort zurück.Wo ist die Lene? fragte er,sie wollte doch heute nachmittag hier sein.

Sie war da! stotterte die Alte.Ist sie denn nicht mehr hier? Sie war so sanderbar, sie war krank. Ich wollte Sie holen, Herr, aber einer sagte mir, Sie wären schon auf dem Heimmeg

Hat die Lene in dem Buch da gelesen?

In der Bibel? Nein das heißt: doch ja! Ich habe ihr daraus vorgelesen. Wir haben gefunden, was ihre Mutter hineingeschrieben hat. Daß sie noch einen Bruder hätte!

Daß sie noch einen Bruder hätte!

Ja, Herr, ja. Und darüber war sie so furchtbar auf­geregt vor Freude!

Vor Freude? Hein Potter lachte bitter.Und sie hat gar nicht gesagt, wohin sie gehen wollte? Ist sie zum Bu­chenhof?

Aber nein doch, Herr, sagte die Trien ein wenig un­geduldig.Sie wollte ja auf Sie warten und ich hab ihr geraten, sich ein bißchen hinzulegen.

Unaufhörlich zwischen Frage und Antwort rieben sich die Gedanken in Hein Potters Hirn wie Mahlsteine, als müßten sie alles Nachdenken zermalmen. Und aus dem Sinnen und Grübeln wuchs ein wilder Trotz in ihm.

Dummen Schnack, fuhr er die Alte an,sich darüber aufzuregen! Der Herr Bruder in Amerika wird längst tot sein oder verschollen Hätte weiß Gott Zeit genug gehabt, von sich hören zu lassen.

Einer draußen vor dem Haus rief seinen Namen, einer stürzte in die Stube mit feuchten Haaren, Jan Gilles.

Hein Potter, die Lene... die Lene! Am Baggerloch in der Kiesgrube! Ich habe sie von weitem gesehen! Ich bin ihr nachgerannt! Ich habe... meine Leute... oder die an­deren, die von der Grube... vielleicht lebt sie doch noch...

Mir einem Ruck warf Hein Potter die Bivel von sich und stürmte hinaus. Jan Gilles hinter ihm drein. Die alte Trien war vor Schreck wie gelähmt. Sie setzte sich an den Tisch und faltete die Hände über dem heiligen Buch und betete leise.

Bis Hein Potter atemlos zurückkam.Sie kommen, Trien, mit der Lene. Geh, richte das Bett! Die Lene... die Lene ist... tot!

Wimmernd ergriff die alte Frau die Hände des Mannes. Jesus Christus! Wie ist denn das gekommen, Herr? Lene, meine Lene, meine arme, arme Dern!"

Barsch fuhr Hein Potter die Weinende an.Heul jetzt nicht, Trien. Tu, was ich dir gesagt habe. Sollen sie die Lene auf den Boden legen?

Mit Gewalt machte er sich frei. Dabei streifte er sich die Aermel seines Hemdes in die Höhe.

Da schrie die Alte auf:Das Mal! Um Gottes Barm­herzigkeit: das Mal!

Bist du verrückt geworden, Weib? herrschte Hein Potter sie an.

Das Mol! Das Mall stöhnte die Frau.Mein Gott, mein Gott. Arme, arme Lene.

Hein Potter weyrte sich nicht mehr gegen ihre Verzweif­lung. Seit er das junge Weib draußen mit gebrochenem Auge gefunden hatte, war sein Trotz vernichtet. Es war, als hätte einer seinen Willen und seine Kraft mit Keulenschlägen erdrückt. Er kam sich plötzlich alt und abgelebt vor, wie einer, der kein Recht mehr hat, da zu sein. Seine Hoffnungen und Pläne waren wie Spreu zerstoben. Sie waren am Leben gescheitert wie er selbst. Das Schicksal hatte ihm nicht ge­halten, was es ihm versprochen hatte. Ein Gemarterter wai er, ein armer, hilfloser, zerschellter Narr, der nur noch einer Wunsch hatte: das Ende!

Aber noch einmal wollte sein Trotz aufflackern: was geht: die anderen an, was du zu tragen hast, du bist frei! Doch de sah er die alte Trien am Tische kauern und wußte: Ihr Wisser macht mich unfrei. Das ist das Ende.

Auch Hein Potter wußte, was er zu tun hatte. Die Männer, welche die tote Lene brachten, legten sie behutsan auf das Bett. Unterdes zerriß Hein Potter ein paar Buch­seiten in tausend Fetzen. Jan Gilles blieb bei der Toter still stehen.