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Nr. 242(Erstes Blatt)

Dienstag, den 11. September 1928

24. Jahrgang.

Briand ohne weltpolitische Maske.

Scharfe Polemik gegen den deutschen Reichskanzler. Kleinliche, beweislose Vorhaltungen an die deutsche Abordnung. Frankreich soll entlastet sein, aber will nicht abrüsten. Angst vor Deutsch=

lands Arbeit.

Ein Vorstoß gegen den Abrüstungsgesanken.

Versteckte Angriffe auf Deutschland

4 Genf, 10. Sept.(Telegr.)

vollzog heute in ge­

Die Völkerbundsversammlung beimer Abstimmung

die Neuwahl in den Rat.

An Stelle Chinas, Columbiens und Hollands, deren Man­date am letzten Samstag erloschen sind, sind Spanien mit 46 Stimmen. Persien mit 40 und Venczuela mit 35 Stim­men als neue nichtständige Ratsmitglieder mit dreijähri­gem Mandat gewählt worden. Sämtliche 50 Delegationen haben an der Wahlhandlung teilgenommen. Dann hat die Völkerbundsversammlung die

Generaldebatte über den Jahresbericht fortgesetzt. Der finnische Außenminister Procove be­fürwortete die von dem Sicherheitskomitee vorgelegten Kollektivschiedsverträge. Die deutschen Vorschläge zur Verstärkung der kriegsverbütenden Maßnahmen und die vom Sicherheitskomitee dazu ausgearbeitete Kon­vention fanden ebenfalls seine volle Unterstützung. Weiter behandelte er den zur Alkoholfrage unter Führung Finnlands gestellten Antrag. der, wie er bekannte, nicht die weinbautreibenden Länder, sondern vor allen Dingen die Herstellung wirkungslosen und schädlichen Schnapses treffen soll.

Nach dem irischen Finanzminister Blythe, der u. a. für die Ratswahlen die Einführung der Verhältnis­wahl vorschlug, erhielt der französische

Außenminister Briand

das Wort. Er gab zunächst ein sehr starkes versön­

liches Bekenntnis zum Völkerbund ab, der einzigen Zutluchtsstatte gegen den Krieg Jede Ver­

Angerung des Vertrauens in den Völkerbund sei ein Werk, das gegen den Frieden gerichtet sei. und niemals werde er sich deshalb dazu bergeben, ras Werk des Völker­bundes zu verkleinern. Eine intellektuelle Pilger­fahrt zurück in die Zeiten der Unruhe und Unbeständig­keit, in denen der Völkerbund gegrundet wurde, zeige am besten, was durch den Völlerbund erreicht wurde. ohne dessen Bestehen sich der franzosische Außenminister mit den deutschen Regierungsvertretern nicht regel­mäßig treifen würde, ohne den es keinen Locarno­Pakt und keinen Paki von Paris geben würde.

Briand wandte sich dann unter deutlichen Ansvielungen auf das Rheinlandvroblem, das er jedoch nicht nannte. direkt an den deut'chen Reichskanzler, um auszuführen, daß die in gewissen Ländern vorhandene Ungebuld durchaus verständlich sei In Genf sei aber nicht die Internationale einer Partei, sondern die Internationale der Nationen und Völker an der Arbeit, mid wenn sich Schwierigkeiten und Hinder­nisse einstellen, so sei das Wesentliche, daß man das ge­meinsame Ziel vor Augen habe. Wenn man auf dem richtigen Wege sei, und der Volkerbund sei auf diesem Moge. so komme man zum Ziele. Eine Gesell­schaft von 50 Nationen sei naturgemäß gezwungen, lang­sam und vorsichtig vorwärtszugeben, um einen tödlichen Sturz zu vermeiden. Wenn man ihm den Vor­wurf gemacht habe, daß er rascher mit den Worten als mit den Taten sei, und wenn auch der Reichskanz­

ler eine solche Wendung in seiner Rede gebraucht habe, würde, ein Dovvelgesicht der internationalen Politik der

Paktes. Es wäre eine Entehrung für jeden, der sie nicht wolle. Was in diesem Artikel geschrieben sei, müsse durchgeführt werden, d. b., die Länder müssen ihre

Abrüstung in Uebereinstimmung mit ihrer Sicherheit

realisieren. Bereits jetzt sei ein großer Teil der Befürch­tungen behoben: denn das Rüstungs wettrennen sei endlich eingestellt.(??) Die Völkerbundsversamm­lung dürfe es sich als Ehre anrechnen, daß der Abrüstungs= gedanke immer mehr Gestalt gewinnt. Briand erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Arbeit des Reichs­außenministers Dr. Stresemann, dessen Fernsein er unter dem Beifall der Versammlung bedauerte.

Schließlich ging Briand dann auf

das Minderheitenvrovlem

ein, um zu erklären, daß der Völkerbund diese heikle Frage bestimmt nicht in den Hintergrund treten lassen werde. Vor dem Kriege konnte man 100 Millionen Minderheiten zählen, um deren Stimme sich aber niemand gekümmert hat, weil es keinen Völkerbund gab. Heute aber zähle man nur 20 Millionen, und der Völkerbund beschäftige sich gewissenhaft mit ihnen. Auf keinen Fall dürfe dieses heikle Problem zu Erschütterun­gen der Regierungen führen und die Arbeiten des Völker­bundes bedrohen. Es dürfe sich auch nicht zu einem Faktor der Unsicherheit auswachsen; denn

der Frieden müsse alles beherrschen,

und wenn sich einzelne berechtigte Forderungen ergeben sollten, so würde er ihnen dennoch Schweigen gebieten, sobald sie den Frieden zu erschüttern geeignet wären.

Die Abrüstung, so schloß Briand, muß geregelt werden, und was im gegenwärtigen Augenblick zu regeln ist. kann und muß geschehen. Heute haben die Völker die Rüstungskosten bereits nicht mehr zu fürchten; aber die Atmosphäre der Sicherheit und des Friedens darf. wenn auf diesem Wege wettere Fortschritte gemacht werden sollen, nicht durch irgend­welche unbedachten provagandistischen Aktionen gestört werden.

Die Rede Briands fand lebhaften Beifall. Zahlreiche Delegierte beglückwünschten den französischen Außen­minister. Bei der deutschen Delegation rührte sich nach dieser Rede verständlicherweise keine Hand. Auch bei ver­schiedenen anderen Delegationen, besonders bei denen der nordischen Länder war kaum das Zeichen eines Beifalls zu entdecken.

*

Die deutsche Delegation zur Briand=Rede.

2 Gens. 10. Seot.(Telear.) Das Befremden, das die Rede Briands in den Kreisen der deutschen Dele­gation hervorgerufen hat, geht vor allem darauf zurück. daß der französische Außenminister seinen Angriff

gegen den Reichskanzler persönlich

gerichtet hat. Das wird um so unliebsamer empfunden. als der Kanzler in seiner Rede vor der Bundesversamm­lung das Versagen der Abrüstungsaktion des Völkerbun­des ganz allgemein und oviektiv dargestellt hat und sich dabei nicht etwa an die Adresse Frankreichs, sondern an die des Volkerbundes wandte.

Auch hatte der Reichskanzler keineswegs von dem Doppelgesicht der französischen Politik gesprochen, sondern davon daß es nicht verwunderlich wäre, wenn schließlich der Mann aus dem Volke dazu kommen

Feststellung vollständig abgerüstet bat, zu verdäch­tigen, als ob sein rein wirtschaftlicher, kul­tureller und friedlicher Wiederaufbau einer militärischen Aufrüstung gleichkäme, vor der die anderen Nationen sich schützen müßten.

Was will Briand eigentlich mit diesen Ausführungen sagen?... Spricht Angst vor Deutschland daraus, daß es sich wirtschaftlich und kulturell trotz aller Kriegsnach­wirkungen wieder bochbringen will, während es Frank­reich nicht gelingt trotz Revarationsmilliarden? Dann sollte man drüben an die eigene Brust schlagen und versuchen, durch Arbeit, Fleiß. Wissenschaft und Tech­nik es dem deutschen Volke gleich zu tun. Jedenfalls ist es eine grundlose Gesinnung, Deutschland ob seines Strebens, aus den Folgen des Krieges wieder hochzu­kommen, der Kriegsgefahr zu bezichtigen, vor der man sich schützen müsse.

In diesem Gedankengang müssen wir die Rede Briands vor der Völkerbundsversammlung, die einer Abferti­gung und Abkanzlung der deutschen Abord­nung gleichkommt, entschieden zurückweisen. Sie fordert

eine Entgegnung der deutschen Delegarion geradezu heraus, und wir nehmen an, daß sie Briand die Antwort im weiteren Verlauf der mener Tagung nicht

schuldig bleiben wird. Er hat der Verständigungs­politik einen schlechten Dienst erwiesen und gezeigt, daß die Erwartungen. die man international aus die maß­gebende Beeinflußung der deutschen Politik durch die Sozialdemokratie gesetzt hat. sich nicht erfüllt. Es ist auch die Frage erlaubt, ob Briand eine ähnliche Sprache sich erlaubt hätte, wenn Reichsausenminister Stresemann in Genf anwesend gewesen ware.

Im übrigen überrascht dieser Briandsche Ton nicht, wenn man sich der französischen Pressestimmen der letzten Zeit erinnert, aus denen man hinsichtlich Abrüstung und Rheinlandräumung nur dasRein heraushören konnte. Unter diesen Umständen wird man in Deutschland mit sehr gemischten Gefühlen die weiteren Ver­handlungen in Genf folgen und leider nur zu sehr be­rechtigtem Zweisel an einem relativ günstigen Aus­gang der Räumungsverhandlungen entgegensehen, die angeblich in dieser Woche noch beginnen sollen.

Kommt es zu einer Fünferkonferenz in der Räumungsfrage?

Angebliche Räumungsgeneigt heit, aber Bedingungen.

Das Rätselraten

so glaube er, diesen Vorwurf nicht verdient zu haber

Locarno=Pakt und Rellogg=Pakt seien Taten

Der ungeduldigen öffentlichen Meinung müsse man zu verstehen geben, daß die Erfüllung ihrer Wünsche auf dem Wege des Fortschreitens ist.

Es sei nicht richtig, daß die Rüstungen gegenüber früber erhöht werden. Mit einer deutlichen Ansvielung auf Sowjet=Rußland sagte Briand, nur ein einziges Land in Eurova weise einen gewaltigen Zuwachs an Rüstungs­und Menschenmaterial aus. Wenn der Reichskanz­ler sagte, daß

Deutschland die Abrüstung voll zogen habe, und frage. warum unter diesen Umständen die anderen, und namentlich Frankreich, nicht auch ab­rüsten, so müsse er sagen, daß der jetzige Zustand erst seit zwei Jahren bestehe und vorber die Dinge wesentlich anders gelegen haben. Wenn früher die Ab­rüstungsarbeiten gehemmt waren, so nur deshalb. weil gewisse Staaten nicht die Eile gezeigt haben, die für die Erfüllung ihrer Verpflichtungen notwendig gewesen ware

Ee gibt kein Volk, das völlig abgerustet ist Auch von Deutschland, mit einem so vorzüglichen Cadre als Heer. mit einer so prächtigen Menschenreserve, mit einer solchen Aktions= und Organisationsfähigkeit, kann man nicht sagen, daß es vollkommen abgerüstet sei. Ein e machtvolles Land, mit einer solchen Industrie, mit solchen Möglichkeiten, mit dem erfinderischen Geist einer Rasse, die sahig war, durch sein konstruktives Geuie be­reits heute wieder eine Handelsmarine zu haben, die zu den ersten der Welt zahlt, kann schnell wieder ihren Er­findergeist für Rüstungszwecke umstellen.

Was notwendig ist, ist der Wille der Völker, ihre #####en und ihre Gaben in den Dienst de

zu stellen. Der Friedenswille ist eine zarte Blute, die entsprechend gepflegt werden muß, damit sie nicht welkt. Die Internationale der Völler besteht heute in Genf, und an dem Tage, da sie untergeben würde, müßte man mit einer grauenhaften Umwälzung rechnen, die die ganze heutige Kultur unter sich begraben würde. Für den Beweis des guten Willens zur Leigleichung der Interessen führt Briand

das englisch=französische Flottenkompromiß

an. das nur einen Angleichung der Gesichtspunkte bedeute, die die Möglichkeit für den Fortschritt der Arbeiten des vorbereitenden Abrüstungsausschusses schaffen soll. Wir haben, erklärte Briand. kein Gluck damit gehabt; denn sofort ist man mit Mißtrauen und Verdachti­gungen umgeben worden. Wie der Reichskanzler, so woll; tode: die Abrüstuig im Sinne des Artikels 8 des

Regierungen zu konstatieren

Man kann nicht versehen, daß sich Außenminister an den Reichskanzler als Vertreter einer Partei wandte, da der Reichskanzler zweifellos eine ganz andere Sprache gefuhrt hätte, wenn er nicht in seiner Eigenschaft als Regierungschef gesprochen hätte.

Die Ausführungen Briands werden übrigens nicht unwidersprochen bleiben. Wie zuverlässig verlautet, wird ein Mitglied der deutschen Delegation, vielleicht ein Parlamentarier, bei passender Gelegenheit von der gleichen Stelle aus vor der Völkerbundsversammlung auf die heutige Rede Briands antworten

Uebrigens hat Briand heute abend bei einem Emp­fang der internationalen Presse sich

große Mühe gegeben, den Eindruck seiner Rede abzuschwächen.

Er betonte vor allem, daß es ihm vollkommen fern liege, aus den von ihm vorgebrachten Einzelheiten eine gegen Deutschland und die Aufrichtigkeit seiner Politik gerichtete These aufzustellen.

in der englischen Presse.

Wenn und Aber.

London, 10. September.(Telegr.)

Morningpost berichtet aus Genf:

Es besteht die wachsende Ueberzeugung in allen Krei­sen, daß

Briand demnächst eine bedeutsame Erklärung über die Frage der Rheinlandränmung abgeben werde. Eine Antwort irgendeiner Arl könne kaum viel länger verschoben werden, da die deutsche De­legation in Geuf nicht ungeschickt vorgehe und die deutsche Presse in unmittelbarster Weise die Räumungsfrage im Vordergrunde aller politischen Probleme von internatio­naler Wichtigkeit gehalten habe. Die Wirkung davon sei, daß die übrigen der Versammlung vorliegenden Probleme in den Schatten gestellt worden seien. In dieser Hinsicht hätten

die Deutschen bereits einen Anfangserfolg

errungen. Es werde in Genf geglaubt, daß Briand seit langem zu einer Entscheidung in der Räumungs­frage gelangt sei und er die Gelegenheit sich nicht entgehen lassen werde, um seinen Ruf noch zu er­höhen und sich als der Staatsmann des augenblicklichen Zeitalters in die vorderste Stelle zu rücken. Man nehme daher an, daß er der Völkerbundsversammlung die großte Ueberraschung bereiten werde.(Das hat er inzwischen durch seine schroffe Rede getan, die wahrlich keine guten Perspektiven schafft. D. Ned.)

Der Genser Korrespondent desDailo Telegraph meldet, er erfahre, daß eine Konferenz der Ver­treter aller für die Räumungsfrage in Be­tracht kommenden Staaten in dieser Woche zusammentreten werde, die, wie man hoffe, eine Lösung finden werde.

Wie der Genfer Korresvondent desDaily Tele­

graph, so hält auch der Korrespondent derTimes eine gemeinsame Konferenz der fünf in Betracht kommen­der franzosische den Mächte in Genf über die Räumungsfrage für wahr­

scheinlich. Diese Konserenz würde den Zweck haben,

in den ninter­

grund rückt und daß die Anwesenheit der Besatzungs­trupven im Rheinlande nur der Notwendigkeit der Ge­währleistung der Revarationszahlungen zuge­schrieben wird.

Heute Rheinlandkonserenz.

Berlin, 10. Seot.(Telegr.) Wie aus Gen! verlautet, hat Reichskanzler Müller heute eine Be­sprechung mit dem italienischen Ratsbevollmächtiaten Scialoja über die Rsumungsfrage gehabt. Ob der Reichskanzler auch bereits u.; dem belgischen Außenminie ster Hymans gesprachen hal, ist noch nicht bekannt ge­worden. Es ist möglich, daß diese Besorechung heute abend noch stattfindet. Wie wir erfahren. wird aber vor­aussichtlich bereits am Dienstaa die in Aussicht ge­nommene gemeinsame Konseren; des Reichs­kanzlers mit den Vertretern der Besatzungsmächte statt­finden.

Ist das Tocarnogeist?

Was will Briand?

* Wenn wir nach der Rede des Reichskanz­lers Müller über die Abrüstungsfrage vor dem Gen­fer Völkertribunal über die Wertung der Kanzlerrede die Ueberschrift setzen konntenEin mannhaftes Wort", so können wir nach dem Inhalt der Rede Briands wie es oben mitgeteilt wird, ihr eine ähnlich ehrende Zensur nicht geben. Man int nach allem, was man bisher über Briands Verständigungswillen gehört hat. tatsächlich überrascht, daß er eine solch schroffe Rede gehalten hat, eine Rede, wie wir sie seit Locarno nicht mehr gehört haben, eine Rede aber auch, die sich wahrlich nicht mit dem Locarnogeist, auf den sich Briand immer so gern beruft, kaum oder gar nicht vereindaren läßt. Denn ne ist die schärfste und klein­lichste Rede, die Briand seitdem an die Adresse Deutsch­lands gehalten hat.

Wir haben dieser Tage schon nach Registrierung des Echos der Kanzlerrede im Ausland darauf hingewiesen, daß die Nervosität, die sich doch hier und da bemerk­bar machte, der beste Beweis sei, daß der Kanzler ins Schwarze getrossen habe. Es ist daher osowo:

logisch erklärlich, daß Briand im Entgegenkommen an die Mentalität seiner Landsleute Frankreich vom Ver­dachte zu reinigen suchte, als sei es nicht mit Leib und Seele für Abrüstung und für Erfüllung der aus der Ent­waffnung Deutschlands nach dem Versailler Vertrag sich ergebenden Folgerungen. Ein Hohn aber ist es, wenn Briand sich erdreistet, Deutschland, das nach seiner eigenen

Diese Konserenz würde den

eine Grundlage zu finden,

auf der offizielle Verhandlungen nach Schluß der Völker­bundsversammlung fortschreiten könnten.

Von deutscher Seite werde in Abrede gestellt, daß der Reichskanzler die Notwendigkeit der Gewäh­rung eines quid pro quo für eine vorzeitige Räumung erkannt habe. Es werde jedoch zugegeben, daß er es für rarsam finden könnte, zugleich mit den Erörterungen über die Räumung solche über die deutsche Revarations­schuld vorzuschlagen. Es werde geltend gemacht, daß es ein Vorteil für Deutschland selbst sein würde, wenn die Höbe seiner Verpflichtungen bestimmt und es in die Lage versetzt würde, sich sobald wie möglich von seinen Verpflichtungen zu befreien. In dieser Richtung könne vielleicht ein Abkommen erzielt werden, aber vorläufig scheine jede Seite darauf zu warten, daß die andere einen endgültigen Vorschlag mache

Times berichten aus Paris: Die Rede des Reichskanzlers in Genf. verbunden mit den dort stattfin­denden Besorechungen der interessierten Mächte über die Rheinlandtäumung scheint in Paris den Eindruck er­weckt zu haben, daß sich die Ereignisse rasch vorwärtsbe­niegen und daß

eine Konserenz erwartet werden kann. die wichtige Beschlüsse erzielen konnte. Die Berichte, auf die sich diese Beschlüsse gründen, werden jedoch, laut Times, in gutunterrichteten Kreisen sehr stark ange­

zweiselt.

Die amtliche französische Haltung in der Besetzungs­frage habe sich nicht geandert.

Die Besetzung werde als Gewähr für die Zahlung von Revarationen angesehen, und das habe sich in keiner Weise geändert durch die verschiedenen Ver­sprechungen, auf die der Reichskanzler in seiner Rede an­spielte und die unter die Sicherheitsfrage fallen. Man scheine der Ansicht zu sein, daß es Deutschlands Sache ist, eine andere Form der Garantie vorzuschlagen.

Es werde weiterbin die Ansicht vertreten, daß die in Thoiry besprochene Politik

die besten Aussichten bietet. Es sei klar, daß die Franzosen mit der wichtigen Ausnahme gewisser Militärkreise wünschen, daß die Annäherung an

Deutschland fortschreite und gern bereit sein würden, die Zurückziehung der Truppen aus dem Rheinlande zu sehen, wenn ein Ersatz gefunden wird.

Der Korresvondent bezeichnet es als einen groben Fortschritt, daß in allen Kommentaren zum Raumungs

Franzssische Räumungsfreunde.

Manifest der französischen Sozialisten.

Paris, 10. Sept.(Telegr.) Im Hinblick auf die im imunalwahlen hat der Ver­waltungsaunschuß der sozialistischen Partei ein Manifest ausgearbeitet, in dem u. a. gefordert wird: Herabsetzung

der militärischen Ausgaben,

entschlossene Annäherung an Deutschland, Räumuna der Rheinlande,

gleichzeitig Abrüstung, integrale Kontrolle der Waffenfabrikation, ooligatorisches Schiedsverfah­ren für alle internationalen Konilikte.

Daladier für die Annäherung.

X Paris, 10. Seot.(Telear.) Der Vorsitzende der radikale Partei, Abgeordneter Daladier, hat gestern bei der Parteitagung in Avignon gesprochen. Er bekannte sich für die Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland und für die Räumung der Rheinlande gegen von Deutschland zu gebende Garantien. Innerpolitisch forderte er neue Sozialreformen. Auch wandte er sich gegen die Erhöhung der militärischen Ausgaben

Der Bankiertag zur Reparation.

G Köln, 10. Sept.(Telegr.)

Die Vormittagssitzung des 7. Allgemeinen Deutschen Bankiertages beschäftigte sich in mehreren Referaten mit Deutschlands Finanzwirtschaft zu Beginn des fünften Jahres des Dawesplanes. Als erster Rese­rent brachte Geheimrat Dr. h. c. Louis Hagen

bange Sorge dar über

zum Ausdruck. ob der deutsche Wirtschaftsorganiemus den gewaltigen Kavitalentzug von jährlich 2.5 Milliarden Mark aus die Dauer werde tragen konnen. Der Redner

warnte vor einer dauernden Abwälzung der Reva­rationsschuld auf die Privatwirtschaft durch Inanspruch­Kavitalmarktes. Die deutsche

Wirtschaft arbeite heute im Durchschnitt mit mindestens 70 Prozent ihres Reingewinns für den Staat. Sie musse eine auf das Notwendigste beschränkte Ausgabenwirtschaft bei Reich, Ländern und Gemeinden verlangen. Hierbei müsse das Reich die Führung übernehmen und in Steuervereinheitlichuna#gesen schaffen. Erst durch einen ziffernmäßigen Abbau der Löhne und Preise würde die Aufbringungsmöglichkeit der Reva­

rationsleistungen in das richtige Licht gerückt werden.

Der Geschäftsinhaber der Berliner Handetsgesellschaft,

Hans Fürstenberg, forderte, daß die Frage der Ver­waltungorciorm nicht nur gründlich sondern auch be­schleunig: geklärt werde. Der Dawesvlan habe sich bei allen Beteiligten als nützlich erwiesen. Dieses Sn­stom dürfe jedoch nicht fortgesetzt werden, bis man sich den Grenzen der deutschen Leistungsfähigkeit nahert und der Tranoser ins Stocken gerät.

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