Detmolds älteste Einwohnerin

95 Jahre alt

Am heutigen Montag vollendet die älteste Elnwohnerin von Detmold, Frau Luise Fritzemeier, Petristraße 5, ihr 95. Lebens­jahr. Die Greisin erfreut sich noch immer guter Gesundheit und ist auch geistig noch sehr rege. Frau Fritzemeier wurde am 19. Februar 1839 in Schwalenberg geboren. Schon in ihrer Ju­gend siedelte sie nach Detmold über, das sie seit­dem nicht mehr verlassen hat. Viel Leid, aber auch viel Freude hat sie in ihrem langen, ar­beitsreichen Leben erfahren. Zu ihrem heutigen Geburtstag sprechen wir ihr unsere herzlichsten Glück= und Segenswünsche aus. Möge ihr ein gütiges Geschick auch fernerhin zur Seite stehen.

Detmold

Der plattdeutsche Brinkmann=Abend, der

gestern abend von der NS=Kriegsopferversor­gung. Ortsgruppe Detmold, im Vereinshaus veranstaltet wurde, hatte leider nicht den Be­such aufzuweisen, der in anbetracht der guten Sache den Veranstaltern zu wünschen gewesen wäre. Immerhin hatte sich eine Anzahl Gäste im großen Saal des Vereinshauses eingefun­den, die den urwüchsigen humoristischen Dar­bietungen lauschte. Denn Brinkmann ist in Det­mold kein Fremder mehr, und wer ihn einmal gehört hat, wird sicherlich nicht versäumen, seine mit echtem deutschen Humor durchsetzten Vor­träge ein zweites Mal anzuhören. Herr Brink­mann verstand es ganz ausgezeichnet, seinen Zuhörern die uralten westfälischen Bauern­typen nahe zu bringen, die Bauerntypen, die heute das Stammgut des neuen Deutschlands sind. Herr Brinkmann sand gestern abend recht dankbare Zuhörer, die seine Darbietungen immer mit reichlichem Beisall belohnten. Wir sind überzeugt, daß Herr Brinkmann sich neue Freunde gewonnen hat, die seinem nächsten Wiederauftreten schon mit größtem Interesse entgegensehen.

Sturz mit dem Motorrad. Ein Motorrad= fahrer raste am Sonndbendabend gegen ½11 Uhr die Hornsche Straße herunter, machte auf der Potsdamer Brücke einen großen Bogen, um zur Turbine heraufzufahren. An der Ecke am lippischen Hof. an der viele Menschen auf die letzte Straßenbahn warteten, kam er jedoch zu Fall, wobei die Laterne seines Rades in Trüm­mern ging. Die erregten Menschen, die der Ver­antwortungslose durch sein wildes Fahren in die größte Gefahr gebracht hatte, schimpften den Burschen gehörig aus, wodurch er, etwas er­nüchtert, es vorzog, das Feld seiner Blamage so schnell wie möglich zu räumen.Schmeißt ihn doch mitsamt seinem Rade in den Wassergra­ben! war die einstimmige Meinung der Stra­enbahnfahrgäste. Unserer Meinung nach wäre es jedoch das Beste, wenn man Leuen, die sich nicht bewußt sind, daß sie durch ihr wildes Fah­ren ihrer Mitmenschen Leben gefährten, einfach die Maschine entzöge.

Ein kleiner Ausreißer. Ein zehnjähriger Knabe entfernte sich am Sonnabendnachmittag. kachdem er sich zunächst einen Rucksack genom­men hatte, aus seiner elterlichen Wohnung und nachte sich auf die Wanderschaft. Am Sonntag wurde der Knabe in Horn aufgegriffen, und dier gab er an, daß seine Eltern mit einem Wohnwagen auf der Wanderschaft seien und sich auf der Fahrt nach Padervorn befänden. Der Junge wurde festgehalten und der inzwischen verständigte Vater holte sich seinen Filius wie­der al

Mit dem Auto gegen einen Baum. In der

Nacht zum Montag fuhr ein aus Köln stammen­der Personenkraftwagen in der Bismarckstraße zegen einen Baum. Während die Insassen mit dem Schrecken davonkamen wurde der Wagen erheblich beschädigt

Wer kennt den Dieb? Bei einer Festlichkeit

im Neuen Krug wurde einem jungen Mann von einem bis jetzt unbekannten Dieb die Taschen­uhr gestohlen. Vor Ankauf wird gewarnt. Sach­dienliche Mitteilungen erbittet die nächste zu­ständige Behörde.

Einen eigenartigen Fund machte am Sonn­

tagmorgen ein Anwohner der Freiligrathstraße. der in seinem Vorgarten einen Schäferhund miit einem Kopfschuß auffand. Das kranke Tier wurde von einem Tierarzt untersucht mußte getötet werden.

Ein Herrenrad gestohlen. Ein bis jetzt un­

bekannter Dieb stahl in der Nacht zum Sonntag ein vor einem Kaffee in der Hornschen Straße aufgestelltes Herrenfahrrad. Das Rad hat einen schwarzen Rahmen, gelbe Felgen und graue Bereifung. Vor Ankauf wird gewarnt. rachdienliche Mitteilungen erbittet die staat­ie Kriminalvolizei in der alten Schule am Markt.

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An unsere Leser!

Unter Tausenden von deutschen Zeitungen haben nur wenige, dar­unter auch die Lippische Landes=Zeitung, an dem großen Format fest­gehalten. Die übergroße Ukehrzahl aller deutschen Blätter ist schon seit vielen Jahren zu dem sog. Uormalformat übergegangen. Teils aus wirtschaftlichen, teils aus redaktionellen und technischen und nicht zuletzt aus Gründen der Rücksichtnahme auf die nach dieser Richtung hin ge­äußerten Wünsche der Leser und Inserenten.

Die im Uovember 1oz3 ergangenen Geletze über die Wirtschafts­werbung im Anzeigenteil der Tageszeitungen haben die Normuna der Inserate zum Grundsatz erhoben und für alle Zeitungen bestimmte Milli­meterspalten vorgeschrieben.

Die alte Lippische Landes=Zeitung, seit der Mitte der neunziger Jahre in größerem Format erscheinend, hat sich entschlossen, nunmehr auch zu dem sogenannten Vormalformat überzugehen. Dieser Entschluß ist dem Verlag erleichtert worden durch eine gerade jetzt möglich gewesene Vereinbarung mit dem größten deutschen Nachrichtenbüro, durch welche eine bedeutsame Vermehrung des welt= und reichspolitischen Nachrichten­dienstes gewährleistet ist, ferner eine umfassende Vermehrung des unter­haltenden, sportlichen und wirtschaftlichen Inhaltes. Da die wirtschaft­liche Zeitlage zu Einsparungen zwingt, gleichzeitig aber auch höchste redaktionelle und inhaltliche Leistungen erfordert, haben wir von den uns bereiteten Möglichkeiten Gebrauch gemacht. Wir hoffen, daß unsere zahl­reiche Leserschaft sie mit treuem Festhalten an der alten Zeimatzeitung und mit freundlicher Werbearbeit für die Verbreitung der Landes=Zeitung beantwortet.

Bis dahin, wo der Betrieb der Mleyerschen Zofbuchdruckerei maschi­nell auf den Druck der Landes=Zeitung im Vormalformat umzustellen ist, erfolgt die drucktechnische Jerstellung im Betriebe oer Firma Münnich jr. Für das gewährte kollegiale Entgegenkommen sprechen wir dieser Firma unseren Dank aus. Die redaktionelle und Satzherstellung erfolgt nach wie vor in der Meverschen Zofbuchdruckerei. Verwaltung und Geschäftslei­tung bleiben gleichfalls in den Räumen der Zofbuchdruckerei, Daulinen­straße 14.

Noch ein Wort über die zukünftige inhaltliche und redaktionelle Ge­staltung des beimatlichen und lokalen Nachrichtendienstes. Die Anordnung und Tertgestaltung des Heimatlichen und lokalen Nachrich­tendienstes folgt auch bei dem neuen Format den bewährten und von der Leserschaft gewünschten Regeln. Das äußere und innere Bild dieses Dienstes bleibt unverändert. Entsprechend den der Zeimatpresse vorbe­haltenen besonderen Aufgaben erfährt dieser Dienst in der allernächsten Zeit eine umfassende Vergrößerung. Zeimatgeschichtlich führende Män­ner unseres Landes haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft für die Lip­pische Landes=Zeitung zusammengeschlossen. Wir werden ab nächster Woche einen größeren Raum für diese uns und den Lesern so willkom­mene Mitarbeit zur Verfügung stellen. Die fast tausendjährige reiche Ge­schichte unseres Landes wird in ihren ewigen Beziehungen zum Dolkstum der Zeimat, zu Blut und Boden des Landes und seinen Ulenschen, eine schöpferische und lehrende Auswertung finden. Dolitik, Kriegsereignisse, religiös=kirchliche Entwicklungen, wirtschaftliches Auf und Nieder, Städtewerden und=vergehen, reformerische und schöpferische Zerrscher­gestalten, die reichen Schätze unserer geistigen, wirtschaftlichen und poli­tischen Entwicklung im 19. Jahrhundert werden eine fortlaufende liebe­volle Behandlung erfahren. Nachdem die Eigenstaatlichkeit unseres Territoriums zu Ende ist, haben wir als Zeimatzeitung erst recht die Aufgabe, die Erinnerung an Wirken und Streben verklungener Zeiten lebendig zu erhalten und sie dienstbar zu machen höchster Leistung der Generation von heute für das unter seinem Führer geeinigte deutsche Volk und Daterland.

Das Jahr jozz hat der alten Lippischen Landes=Zeitung mancherlei Anfechtung gebracht. Aber die Treue einer mit ihrer langen Geschichte fest verwurzelten Leserschaft ist ihr erhalten und Ansporn geblieben zu weiterer Mitarbeit an Staat und Volk. So hoffen wir, daß diese alte treue Leserschaft uns auch fernerhin ihre Anhänglichkeit bewahrt, daß sie die Lippische Landes=Zeitung nicht nur hält und liest, sondern daß sich möglichst viele in die Mitarbeit an der Lippischen Landeszeitung ein­schalten.

Wir werden uns bemühen, der Leserschaft auch in dem neuen, ver­änderten Gewande eine Lippische Landes=Zeitung darzureichen, die allen zu stellenden Anforderungen entspricht.

Detmold, 10. Februar 1934.

Verlag der Lippischen Landes=Zeitung

Detmolder Lichtspiele

Wilhelm Tel!

Es handelt sich um einengroßen Film Man wußte das schon lange, bevor die Uraufführung im Usa=Palast am Zoo vor einem Elitepublikum, dem Reichskanzler an der Spitze, stattfand. Die Presse war mit Vornotizen über die Großartigkeit des Vorhabens nicht sparsam. Offizielle Kreise des Deutschen Reiches sowie der schweizerischen Eid­genossenschaft stellten sich, mindestens mit ihren Wünschen, in den Dienst des Unternehmens. Die Terra, die herstellende Gesellschaft, ließ es nicht an Aufwand sehlen, um. sich zum Ruhme und zum Verdienst, ein Standardwerk zu schaffen. Zum Wortautor und geistigen Amtswalter gewann sie Hanns Johst. den akademischen Reprälentanten der deutschen Dichter, zum Kameristen Sepp Allgeier, den erprobten Photographen der Alpenwelt, zum Einkleider den Zürcher Maler Alfred Bader, den Fachmann aus dem schweizerischen Trachtenmuseum, zu Darstellern der Einzelrollen lauter erprobte, totsichere Schauspieler, zu Repräsentanten des Volkes geschulte einheimische Kräfte, deren es in der Schweiz, dem Lande der dialektischen Lieb­haberbühnen, genug gibt.

So mußte ein Werk ersten Ranges zu Stande kommen. Das ist es auch geworden soweit, vom Buche abgesehen, alle die aufgeführten Hilfskräfte wirksam werden konnten. Die Szenerien der Alpenwelt um den Vierwaldstätter See sind wun­derbar. Geßler und seine Ritter und Reisigen, sowie die Urschwnzer. kostümlich ebenso, wie ihre Behausungen, vorbildlich für jede Tes'aufführung. Hans Morr, der Tell. Konred Veidt. der Geßler. Theodor Loos, der Stauffacher.

ritz Hofbauer, der Fürst Eugen

Klövfer, der alte. Olaf Bach. der junge Melchtbal. Karl de Voat. der Baum­garten, Friedrich Ettel. der Wolfsenschießen: lodann die Frauen, Emmy Sonnemann, die Tellin, Franziska Kinz, die Stauffacherin, Käthe Haack, die Baumgartnerin, Maln Delschaft, die Braut des jungen Melchtbal seine der wenigen Eigenideen Johsts, die bei Schiller nicht vorkommen), sogar der kleine Walter Willecke, der Tellensohn, von dessen Haupte der Apfel geschossen wird alle ausgezeichnet, aut geschult. künstlerisch durchpulst und darum natür­lich, die Volksmenge. beim Rütlischwur und der Schlußapotheoe zwar etwas theatralischer als notwendig gewesen wäre. aber im groben Ganzen doch gut geschult, geschickt bewegt, voll Eiser und Lebendigkeit.

Also ein Film großen Formats. Gewiß. Aber alles das. was rühmend anerkannt wird. betrifft doch sozusogen die Schale der Frucht. Der Kern die filmische Dichtung ist etwas arderes

Man kann sagen: sie ist nicht da. In den Vor­notizen hieß es gelegentlich, der Film wosle nicht eine Verfilmung der Dichtung Shif'ers sein, son­dern stütze sich auf Tchudis Chronik und das alte Volkssviel vom Tellen. Dos oab Hoffnung. Aber sie trog. Der Film ist doch eine Versilmung der Dichtung Schillers. Und damit hot er sich auf eine hoffnungslose Konkurrenz eingelassen.

Wenn es richtig ist. daß des Bild mehr lagt, ale das erläuternde Wort. so oibt es doch Worte, die nicht nur erläutern, sondern auch eine ganze Ge­fühls= und Gedankenwelt in sich tragen. Das sind die Worte der groben Dichter, die ein Bestandteil unseres seelischen Ich geworden sind. Sie sind in ihrer Intensität durch keine andere Kunst zu er­reichen, selbst nicht durch die Musik.(denn sie 1 zu unbestimmt). und gewiß nicht durch das Bild. (denn es ist äußere Bewegung. während das Dichterwork innere Bewegung i mit ihren be'den Polen: ideelle und emotionesse Bewegung.) Darauf beruht der Peimat der Poesie unter den Künsten.

Wer dielen Sachverhalt deutlich vor Bugen sehen will. vergleiche den Vorgang der Ermordung Wolffenschiebens bei Schiller und im Film, Bei Schiller wird er nur berichtet. Im Film lehen wir ihn. Aber wie? Er huscht vorüber. Die Worte Schillers:Und mit der Axt b6' ich ihm's Bad gesegnet. fird so eindrucksvoll, snd so eingegraben in unserm Hirn. geben Tat. Motiv und Recht­ertigung so ungeheuer prägnant wieder, daß das flüchtioe Bild wie eine tiese Herabwertung wirkt.

Schillers Tell gehört zu jenen dichterischen Höchstleistungen, die das aslumsasserde Vermögen des Wortes. Vereinigung von dee. Anschauung und Gefühl, erreichen, denen richts Gleichwertiges aus anderen Künsten an die Seite eestellt werden kann. Roffinis Musik mach deneben die Fiann einer musikalischen Parrdie. Im Film sagt Feßler: Sie sollen mich kennenlernen. Hat man die rau­schende Musik der Schillerschen Verse im Ohr, so wirkt das fast so parodistisch, wie etwe die Redens­art: ich will euch zeigen, wasne Harke ist

Hanns Johst hat das gefsshl. Er hat i. B. den Text Geklers in der Apfelschubszene auf das eine Wort reduziert: Schiek! Das war richtig. Wäre er durchweg so vorgegangen. so hätte er sich von Schiller lösen und zur naiven bodenständigen Sage übergeben können. Des hat er nicht gewaat. die magnetische Kraft der Schillerschen 2chtung hat sich als zu mächtig erwielen. Und s. nicht das er­standen, was affenbar

filmisches Gegenstück zu dem erhabenen Stierschen Protest geden die Vergewestinur­ von Wenschen durch Menschen aue welchem Rotin und unter welcher Firma fie sich schmäblich angwirken mag sondern ein lehr schönes B'de huch zu Scifferg Drama. als welches es dem Publik lichtt empfohlen werden me­

ehem. Amt Detmold

Verlebeck, 19. Febr. Silberhochzeit. Die Eheleute Bauer Fritz Rolf und Frau Lina feiern heute das Fest der silbernen Hochzeit. Dem Jubelpaar und langjährigen Leser der Landes­Zeitung die herzlichsten Glückwünsche!

Verlebeck, 18. Febr. Vom Kriegerver­ein. Die Generalversammlung des Krieger­vereinsFalkenburg war sehr gut besucht. Nach Verlesung der neu eingegangenen Be­stimmungen und einer allgemeinen Aussprache führte Lehrer Sünkel die Kameraden in Ge­danken zurück in die Zeit des großen Völker­ringens 191418 und gab packende Berichte aus Werner BeumelburgsSperrfeuer um Deutschland", ausBriesen gefallener Studen­ten" undErinnerungen russischer Frontkämp= fer wieder. In künftigen Versammlungen sol­