2. Ratt. Nr. 241. 28. Jahrgang. Gelsenkirchener Allgemeine Seitung Montag, den 1. September 1930.
s e
Gekliches.
1. September 1930.
Stadtteil Selsenkirchen
Aufruf an die Partei der Nichtwähler!
In„Reclams Universum“ veröffentlichen 38 bervorragende Persönlichkeiten aus Kunst. Wissenschaft und Literatur folgenden Aufruf:
Wir wissen, daß viele deutsche Männer und Frauen. deren Urteil Achtung verdient. aus Ahneigung gegen das politische Getriebe bisher den Wahlen fernblieben. Sie alle haben noch nicht bedacht, daß sie vor einer Notwendigkeit die Augen schlossen.
Die Partei der Nichtwähler hat dadurch verhindert. daß die verantwortungsbewußten Parteien verstärkt und zu neuen, wirklichen Machtsaktoren wurden. Die Folge in. daß unserer gesamten Politik das Rückgrat manzelt. Ein Reichstag, dem so gewichtige Stimmen ehlen, wird nicht als der deutsche Willensausdruck gewertet.
„Wir richten den Ruf an die Partei der Nichtwähler: Diesmal greift ein! Vielen Lesern sind wir Führer gewesen auf den fernab von aller Politik liegenden kulturellen Gebieten. Mögen uns diese Leser den Glauben schenken, daß wir keiner Partei das Wort reden. Der Reichstag muß ein neues Gepräge haben, dem die Intelligenz ihren Stempel aufdrückt.
Graf von Arco. Berlin: Geh. Med.=Rat Prof. Dr. A. Bier. Berlin: Rudolf G. Binding, Buchschlag in Hessen: Dr. Elsa von Vonin. Schloß Brettin; Waldemar Bonsels. Ambach: Ludwig Finckb. Gaienhofen: Bruno Frank. München: Leonbard Frank. BerlinCharlottenburg: Gustav Frennsen, Barlt in Holstein: Geh. Rat Leo Frobenius. Frankfurt a. M.: Paula Erogger. Oeblarn(Steierm.): Gerhart Hauptmann. Agnetendorf: Pros. Dr. K. Haushofer. Generalmajor a. D. München: Rudolf Herzog. Rheinbreitbach a. Rh.: Ricarda Huch. Berlin=Cbarlottenburg: Bernbard Kellermann, Werder a. d. Havel; Prof. Dr. H. Konen. Bonn: Mar Liebermann. Berlin: Heinrich Mann. München: Thomas Mann. z. Zt. Nidden: Walter von Molo, Berlin: Geh. Hofrat Pros. Dr. Hermann Oncken. Berlin: Alfons Paquet. Frankfurt a. M.: Geb. Reg.Rat Pros. Dr. Max Planck. Berlin: Josef Ponten. München: Rudolf Presber, Rehbrücke: Dr. Ilse Reicke. Berlin: Heinrich 14. Erbprinz Neuß. Gera: Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Sauerbruch. Berlin: Wilbelm von Scholz. Zürich: Dr. Walther Schönbrunn. Berlin: Mar Slevogt, Berlin: Pros. Dr. Eduard Spranger, Berlin: Fritz von Unruh. Oranien: Clara Viebig. Berlin: Geh. Rat Prof. Dr. Karl Voßler, München: Geh. Reg.=Rat Prof. Dr. Heinrich Wölfflin, Zürich: Carl Zuckmayer, Berlin.
Crauerfeier in der Kampfbahn.
Bauner und Mimpel auf Halbmast: Niers Fahrl zum„Kosenhügel“.— Stärksie Bekeiligung aus allen Kreisen.— Die letzten Worte an seinem Grabe.
Gestern wurde Willi Nier zu Grage getragen.
Auf der König=Wilbelmstraße bewegten sich die
Zwei Straßenräuber verhaftei.
Ueber die Unsicherheit in der Breitestraße und der näheren Umgebung ist schon sehr viel geklagt worden. Zuletzt wurde in der Nacht zum 28. August gegen 4 Uhr der Architekt Otto Becker in der Breitestraße auf dem Nachhausewege von zwei jüngeren Leuten angesprochen. Ohne jeden Grund bekam B. mit einem harten Gegenstand schwere Schläge auf den Kopf und verlor das Bewußtsein. Als er aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte, fehlte B. die Geldbörse und Uhr mit Kette. Die erlittenen Kopfverletzungen waren schwerer Art und ein Arzt mußte die Wunden klammern. Zudem hatten die Räuber B. am Halse gewürgt und damit dokumentiert, daß sie selbst vor einer Untat nicht zurückschreckten. Die Kriminalvolizet wurde zu Rate gezogen und hatte schon gleich auf Grund ihrer großen Personenkenntnis einen bestimmten Verdacht. Die eingeleiteten Recherchen ergaben, daß die dem B. geraubte Uhr in einer Wirtschaft von zwei jungen Leuten für Zechschulden für wenige Mark versetzt worden war. Schon Samstag konnte die Polizei zur Verhaftung der beiden Täter schreiten. Die Verhafteten stammen aus Aeckendorf bzw. Heßler. Beide haben sofort nach ihrer Verhaftung Geständnisse abgelegt und wollen den Ueberfallenen mit einer Taschenlamve niedergeschlagen und aus Not gehandelt haben. die jedoch nicht allzu groß gewesen sein muß, da beide bei der Stadt als Straßenkehrer beschäftigt waren. Da auf Grund der Geständnisse der Ueberfall geklärt worden ist, werden die Räuber dem Amtsgerichtsgefängnis vorgeführt werden.(5)
Kindertransport Ostpreußen. Grenzmark, Berlin.
Der Kindersonderzug. den uns die Reichsbahndirektion Königsberg am Dienstag zusagte, kann nach einem Telegramm am Freitag, wegen Mangel an Leerwagen nicht fahren. Der Transport muß geteilt werden. Die meisten Kinder benutzen D=Züge. Der Reisetag ab Ostpreußen bleibt, wie bereits angezeigt, also am Freitag. den 5. September. Die Platzkarten müssen, dort wo die Kinder gemeldet sind, damit sie den Kindern zeitig zugestellt werden können, für die Kinder aus Ostpreußen am Vormittag. für aus Kreuz. Landsberg. Berlin und Schlesien am Nachmittag abgevolt werden. Für die ersteren muß ein D=Zug=Zuschlag von 2.50 Mark für Kinder über zehn Jahre und für solche unter zehn Jahre 1.25 Mark nacherhoben werden. Karten, welche heute nicht abgebolt werden, gelten als gestrichen: die betreffenden Kinder können erst den Zug im Oktober benutzen.
Massen zur Kampfbahn Glückauf. Nicht viel Fahnen schmückten die Häuser, und wo das Blau=Weiß von den Häusern herniederwallte, da war es beherrscht durch einen Trauerflor. Das blaue Diagonal=Kreuz auf weitzem Felde blähte sich über den Massen. die dem toten Sportführer die letzte Ehre erweisen wollten. Es fehlte die Hast, die man sonst beim Anmarsch nach Schalke=Nord zu fühlen gewohnt ist. Der Verkehr wickelte sich weit ruhiger ab.... Die Polizei batte sich auf alles vorbereitet und hatte eigentlich wenig Mühe. die Massen richtig zu leiten.
Vor der Kampfbahn und rings um das weite Oval hingen die Wimpel und Fahnen halbstocks, die vielen Fabnen, die fast durchweg Siege der Schalker Meisterelf persinnbildlichen. Ein kraftvoller Wind zog sie straff von den Stöcken. die Sonne meinte es gut auf diesem letzten Wege Willi Niero.
Es mogen 6000 Menschen gewesen sein, die der
Menschen gewesen sei
Trauerfeier in der Kampfbahn Glückauf den Rahmen
gaben. Inmitten des Kampffeldes war ein Katafalt aufgebaut. Lorbeer umrahmte ihn, flankiert wurde er durch vier hohe schwarze Säulen.
n. Vertreter fernber waren
# n nm— Enrtr Is sich selbst der
1. FC. Nürnberg nicht nehmen lassen, dem Manne, der mit ihm Verhandlungen gepflogen hatte, durch einen prächtigen Kranz zu ehren. Sportler von Union ti
einem Riehe:
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ließ es sich nicht nehmen, an der Ehrung teilzunehmen. auch der Männergesangverein„Einigkeit" war zur Stelle.
„Die„Familienangehörigen nahmen an der Feier teil. Die Stadtverwaltung war vertreten durch Bürgermeister Sprenger und Beigeordneten Dr. Schumacher. Vom Westgeutschen Svielverband war Roderich Becker, der 2. Vorsitzende des Verbandes, und Walter Bernsmann, der Obmann des Gelsenkirchener Gaues. anwesend. Mon sah eine ganze Reihe aller Sportleute, die dem Fußball Pionier gewesen sind. Einige der Männer waren Gründer des Ballspielvereins Gelsenkirchen. aus dessen Reihen Will: Nier hervorgegangen war. Fritz Unkel. der Senior und verdienstvolle Vereinsleiter der Schalker. war von seinen Getreuen umgeben. All die waren mit in der Trauergemeinde. die der Bannstrahl der Spruchkammer des Westdeutschen Svielverbandes getrossen hat.
Die Jugend war in großen Massen vertreten. Bergknappen mit ihren Grubenlampen wiesen darauf bin. wie man in den Kreisen der Berufskameraden das Scheiden Willi Niers empfinde.....
Die Feier.
Wohl mag in den Herzen der Tausenben. die dort draußen weilten. Bitternis vorhanden gewesen sein. An der Bahre des toten Führers aber schwiegen sich diese Gefühle aus. Die Menge erhob sich. als von der Meistermannschaft getragen, der Sarg mit den sterblichen Ueberresten Willi Niers in die Kampfbahn gebracht wurde.
Die Consolidationskavelle spielte Trauerweisen und als der Sarg aus dem Katafalk niedergestellt worden war, sang der Männergesangverein„Einigkeit" das „Heilig“ von Schubert. Dann ergriff der 2. Vorsitzende des FC. Gelsenkirchen=Schalke 04. Münstermann, das Wort zu seiner Gedächtnisrede, die durch Lautsprecher übertragen wurde:
Sehr ansehnliche Trauerversammlung, liebwerte Sportfreunde! Unfaßbares begreifen, vor dem Unabänderlichen uns zu beugen, das ist die schwere Aufgabe. des Schicksals Unerbittlichkeit uns heute ge
heute
offen
ebgen
vor we stellt hat
zerrissen. umstehen wir heute auf unserer liebgewordenen Kampfbahn diesen Sarg. Willi Nier ist nicht mehr! Sein welkes und müdes Haupt hat sich friedevoll zum letzten Schlummer geneigt. Die Ereignisse der letzten Wochen kulminieren in diesem stummen Zeugen des Todes. Aber sein lebendiger Geist ragt wie ein loderndes Fanal in die Nacht hinein des Schmerzes und des Kummers. über Schalie 04. In der Blüte und Kraft ging ein Führer von uns, der innerlich zerbrach an der Auswirkung engherziger veralteter Bestimmungen und Bevormundungen, die ihn aus geebneter Lebensbahn hinausschleuderten, ihn verwirrten und zerknickten, die sein zufriedenes Dasein derartig bedrückten, daß er glaubte, sein junges Leben von sich wersen zu müssen. Monate und Wochen des Kampfes und Ringens zermürbten seine Kräfte und Säfte; seine immer noch gehegten Hoffnungen wurden zuschanden, als ein drakonisches Urteil seinen geliebten Verein bis in die Wurzel traf, das für ihn zum Dolchstoß wurde. Das von ihm mit aufgebaute Lebenswerk. Schulter an Schulter mit seinem Vater Unkel und dem Vorstand. sah er vernichtet und zerstört, und ein überspanntes Ehr= und Verantwortungsgefühl verdunkelten seinen sonst so klaren Geist; er sah keinen Ausweg mehr und gab sich selbst auf. Das kann der von uns geliebte und gepflegte Sport nicht wert sein. Das dürfen kalte Satzungen und Paragraphen nicht zur Folge haben, daß ihr Buchstabe wie hier, saktisch tötet. Das hat auch die Spruchkammer nicht gewollt, daß Willi Nier das von ihr ausgesprochene Urteil mit dem Tode büßen sollte. So bist du von uns gegangen, du unser lieber Vereins= und Sportskamerad, du hochsinniger und redlicher Mann, ovferbereit, wahrhaft und von seltener Reinheit des Gemütes. Du warst von gereistem und
Der schmale Weg.
Roman von Srole Timmermans-Waubke.
11
Georg Lintheim spielte mit dem Brieföffner. Ein chmerzliches Gefühl durchpulste ihn, da er den Zuammenbang erahnte. Aber er äußerte sich nicht darber Erita reiste am frühen Nachmittag nach Berlin, er wollte mit ihr sprechen, sie konnte in Hannover die Fahrt unterbrechen und sich nach Ellen erkundigen. Er mochte keinen Verdacht aussprechen. den er nicht begründen und beweisen konnte
„Wir haben unser Möglichstes getan bester Entzener. Sollte Ihre Nichte wieder herkommen oder wenn wir irgendetwas hören von ihr. geben wir Ihnen sofort Nachricht.“
„Zu dumm. daß Frau Jacobeser bereits unterwegs ist. Ich hätte sie gerne einmal gesprochen. Na, nicht zu ändern. Empfehlen Sie mich Ihren Eltern und Schwestern. Lintheim, und vielen Dank für Ihre Mübe. Tia. wenn Ellen bloß so vernünftig wäre wie Ihre Schwester Erika, Patentes Mädel. Ich habsie vor etwa vierzehn Tagen in Berlin besucht.“ Wilhelm untzener verabschiedete sich. Nachdenklich zing Lintbeim in sein Büro zurück Sollte er mit Stita reden oder nicht Es war ja nun doch wohl zu 82, und die Schwester geriet da schließlich in eine #el binein, die ihr fremd sein mochte, wie sie ihm Ikemd war Nein Ellen war keine Frau für ihn— das mußte er sich aus dem Kopfe schlagen
Pflichten nahmen ihn gleich wieder in AnAm Mittag sprach er doch mit Erika, die damit erkundigen... Lannover nach Ellen zu
rief dann noch Tordast an, von dem sie sich ## 6: Wege verabschiedete und sie freute sich auf1g. als er Impulsiv erklärte. er würde zum Bahnweln nan“ da er Nachricht von Frau Deuna Marwalle und einen Eilbrief zum Zug bringen
Enttäuscht fragte sie:„Also nicht meinetwillen?“
Das war ihr so entwischt und sie ärgerte sich gleich darüber.
„Es trifft sich gerade so. und da können wir noch ein Viertelstündchen plaudern", enkgegnete er. Gut denn— auf Wiedersehen!"
Aber sie kam im letzten Augenblick zum Bahnhof. Er sollte sich nur keine Schwachheiten einbilden. Und so plauderte man denn nur noch zwei Minuten zusammen, sie im Abteilfenster, er draußen auf dem Bahnsteig
„Uebrigens ist meine Base Irne zurzeit in Hannover bei ihrer Mutter— nicht in Berlin.“
„Dann richte ich den Gruß eben später aus“, erwiderte sie, ohne zu verraten, daß sie in Hannover Station machen wollte. Der Zug rollte ab. sie gab ihm rasch noch die Hand, er winkte, schwenkte den Hut und sie grüßte zurück.
Dann lief der Zug ein, an dessen Postwagen er den Eilbrief bringen wollte...
5.
In der schöngelegenen Mittelstadt am Rhein, unweit der Universitätsstadt Bonn, wohnte Frau Hanna Marwein bei ihren Eltern.
Am Sonntag vormittag hatte sie Tordast' Brief erhalten, war maßlos erschrocken. sprach sofort mit ihrer Mutter und packte.
Dann kam Lotte Sensbergs Tepesche und am Nachmittag die Freundin selbst. Frau Hanna war unangenehm berübrt ihre Mutter empfing Fräulein Sensberg sehr kübl, die dann mit Hanna in den Garten ging, wo die Kinder unter Aufsicht eines jungen Hausmädchens spielten
Lotte hatte ihnen Schokolode mitgebracht und die Kleinen freuten sich und Gert küßte der Tante die Hand. während Klein=Ingeborg sie nicht wiedererkannte und vorerst die Schokolade wohl als die wertvollere Sache betrachtete
Frau Hanna batte rasch eine Strickjacke übergezogen. Lotte war in Hut und Mantel geblieben.
„Tordast hat dich wohl benachrichtigt“ begann sie. „hat er dir auch mitgetellt, daß Florence Listenv im Hause deines Gatten istk. Du erinnerst dieh: Oiger bar einmal gut mit ihr befreundet, sie hat inzwischen den bekannten Geigenvirtuosen Jonel Jacobescu geheiratet, läßt sich aber von ihm scheiden.“
sicherem Urteil. warmherziger 2
welche den Instinkt für——
dem rechten Fleck hatte, aber auch versehen int
vielbewandertem und reichgebildetem Seiste. warst deiner niedergeschmetterten Gattin ein voller und treuer Begleiter durchs Leben, du deinem Helmut und deiner Ursula der beste Vater. ihnen als einer lebendigen Anklage für Geschehenes steben wir einsam und verweist und können das Unabänderliche und Unsazbare nicht begreisen. Warum gingst du von uns Willi Nier? Ich mache mich heute zu deinem Dolmetsch und rufe es Tausenden zu: Dein Tod ist eine Saat, gesät auf Hoffnung! Dein Tod ist ein Opfer für den Verein! Dein Tod wird unser Werk weiter treiben! Dein Tod wird dem gesamten deutschen Sporte neue Wege und Ziele zeigen müssen! So bist du im Tode noch wirksam für die Ziele deines Lebens! Du hast getan, was du konntest. Dafür habe Dank, du unser Willi Nier! Ruhe aus von den Müben deines Lebens. Nun hast du den Frieden gefunden, den dir das Leben geraubt. Nun kann man dich nicht mehr quälen und lästern! Nun werden alle schweigen und stumm werden vor der Majestät und Autorität deines Todes! Schlafe wohl. Willi Nier! Du warst im Leben der Unsere, du bist es erst recht im Tode. Schlafe wohl!
Namens des Westdeutschen Svielverbandes sprach der 2. Vorsitzende des Verbandes. Roderich Becker. Sowohl seine als auch die nachfolgenden Worte des Gauobmanns Walter Bernsmann waren Mahnungen an die Sportgemeinde und Grüße an den toten Kameraden.
*
In endlosem Zuge bewegten sich die Reihen der Vereine und die kränzetragende Jugend den Weg voraus zum Hauptvortal und die große Gemeinde grüßte zum letzten Male Willi Nier. der so gern und oft in der Kampfstätte geweilt hatte, die ihr Erstehen zum großen Teile ihm zu verdanken hat. Auf dem „Rosenhügel“ wurde er beigesetzt. Die Grabrede hielt Pfarrer Bischoff.
Er führte etwa folgendes aus:
„Wir stellen uns unter das Bekenntnis von Psalm 90: Herr. Gott. Du bist unsere Zuflucht für und für. Liebe Angehörigen des hier zur Erde Bestatteten, ihr seine Sportskameraden, liebe Trauergemeinde! In vielen, sehr vielen von euch bohrt seit Tagen der Schmerz über diesen Todesfall. er wühlt die Gedanken auf und fragt:„Wie kam es dazu?“ Dann stehen die Ereignisse der letzten Zeit wieder vor euch auf: und ich weiß, daß etliche von euch zornig darauf schauen und bei sich sagen:„Nachdem dies alles vorausge
gangen ist. ist dieses Ende zwangsläufig gefolgt. die Geschehnisse glichen einem Treibrad. das einen Menschen erfaßt hat und nun zu Tode bringt. ob er will oder nicht. Ich bitte euch. bleibt nicht bei diesem Gedanken! Wenn er richtig wäre, wenn wir uns widerstandslos von dem Treibkad des Lebens. das uns erfaßt. zu Tode bringen lassen müßten, dann gäbe es keinen Trost für die Angehörigen. die heute um den Liebsten trauern: dann müßten wir nur feststellen: Auch für sie gibt es keine Zuflucht vor dem dunklen Verhängnis. Aber da tönt uns der Chor des Volkes Gottes aller Zeiten entgegen: Herr Gott. Du bist unsere Zuflucht für und für. Also es gibt in den Bedrängnissen des Lebens einen Herrn und Regierer aller Dinge. Und den Trauernden sei gesagt: Auch wenn er mit seinen Gewittern und Gerichten dareinfährt, dann macht er uns wohl deutlich, daß seine Pläne und Taten wichtiger sind als unsere. aber er läd uns zugleich ein, daß wir uns in seine Hand legen und bei ihm unsere Zuflucht haben. Schaut nach Gethsemane. ihr Trauernden: Vater. nicht mein. sondern Dein Wille geschehe! Da ist kein Verderben. in das man zwangsläufig hineingezogen wird; da ist Zuflucht. Aber nicht nur an die Angehörigen des Toten wollen wir denken. sondern aub an uns. Uns. die wir mit Anteil nehmen, will Gott heute den Weg zur einzigen Zuflucht zeigen, die ewig bleibt: Wir sollen auf seine Hilfe hoffen und uns nicht durch den Augenschein betrügen lassen. Vielleicht hat Gott in schweren Tagen noch eine irdische Abhilfe für uns bereit, wenn wir keine Möglichkeit mehr seben. vielleicht will er aber auch um unsertwillen unsere menschlichen Ziele opfern. Was haben wir erlebt? Der. der jetzt vor uns liegt, war seinen Freunden als ehrenhafter Mann bekannt. Aber da zogen dunkle Wolken auf über dem Verein, an dem er hing. Da war für ihn dem Augenschein nach nur Hoffnungslosigkeit für die Sache, der er gehörte. Und er sah über das, was vor Augen war. nicht hinweg. Dann kam das Ende. Wir stehen erschüttert: wissen wir doch nicht, wie wir, die wir hier anwesend sind. die Prüfungen unseres Lebens überstehen werden. Wir sehen an ihm unsere eigene Schwäche. Dementsprechend klagen wir nicht an und sprechen nicht frei. sondern beugen uns selber unter den Ernst. mit dem Gott zu uns spricht:„Ich bin eure Zuflucht, aber ihr seid zu ungeduldig, euch in sie zu fügen. Ich rufe und locke euch aber ihr hört oft so schwer. Ich tröste euch durch die Kreuzesgemeinschaft mit Christus. die ich euch schenke. aber ihr wollt den Trost nicht.“ Wir. die wir hier stehen, erkennen, daß Gott uns mit Recht so anredet: wir haben uns zu heugen und sehen nun das Ziel vor uns: Wieder an die Arbeit geben, den als notwendig erkannten Zielen nachstreben. unter Gottes gewaltiger Hand nur stille werden und uns von ihm
Hestte
Turnen& Spiel& Sport
Redattiene Ssrechtunden
werktäglich(mit Ausnahme des Samstags) von 12 bis 1 und 5 bis 6 Uhr.
Unsere heutige Ausgabe umfaßt 10 Seiten
etwas sagen lassen, in solcher Hingabe an ihn aber nicht verzagen. sondern einstimmen in den Chor des Volkes Gottes: Herr Gott. Du hist unsere Zuflucht für und für.“
Nur ganz langsam entfernte sich die große Trauergemeinde. 3
Ferien dort untergebracht
9. Septa“
die Kiner die nur für d waren, an Dienstag. den 9. September, beimreisen. Anmeldungen mit sofortiger Reisegelds sind baldigst erbe (Lilienberg). Bismarckstraße 10 Uhr am besten zu sprech
R
sammelt
n mit sofortiger Zuhlung des erbeten an Pfr. Dr. Schmidt ). Bismarckstraße 292, vormittags 8 bis 0 Uhr am besten zu sprechen.
Schwerer Sturz vom Treppengeländer. Samstag kam es abends gegen 7 Uhr in der Schillstraße zu einem Unfall. Ein kleiner Junge der Familie F. rutschte, als er auf die Straße geben wollte, das Treppengeländer herunter und kam zu Fall, indem er auf dem Geländer das Gleichgewicht verlor. Er fiel mit dem Kopfe auf eine im Flur befindliche Stange und von dieser auf die Steinfliesen. Er zog sich eine Verletzung am Kopfe zu. Das Blut lief ihm aus Nase, Mund und Ohren. Der Vater brachte ihn dann zum Arzt, der Gehirnerschütterung feststellte.(K)
Ein Fahrradmarder auf frischer Tat ertappt. Ein wahres Husarenstückchen leistete sich ein Kriminalbeamter, der auf einen gewissen I.— übrigens ein einschlägig vorbestrafter Mensch— ein wachsames Auge gab. da I. als Fahrraddieb einen Namen hatte. Samstag beobachtete der Beamte J. in der Roonstraße und sab. wie I. ein fremdes Rad bestieg. Es gelang dem Beamten. I. im letzten Augenblick zu exwischen und vom Rade zu stoßen. Natürlich gab I. seine „Freiheit“ nicht sofort auf. Es kam zu einem Menschenauflauf. der jedoch damit endete, daß der Beamte I. zur Wache führen konnte, wobei allerdings die Joppe des Beamten arg zu Schaden gekommen war. Auch diese Verhaftung zeigt, daß unsere Kriminalpolizei„auf Drabt“ ist.(5)
Nächtliche Bluttat bei Grimberg. Gestern morgen gegen zwei Uhr wurden am Hafenbecken in der Näbe von Grimberg der Schiffsjunge Jos. Tönissen von einem bis jetzt noch unbekannten Manne mit dem Messer bearbeitet. Er erlitt drei Messerstiche, die eine sofortige Ueberführung ins St. Anna=Hospital nach Wanne=Eickel erforderlich machten.(Ae) Auf der Straße überfallen. An der Löns= und Vinkestraßen=Ecke in Herne wurde ein 41 Jahre alter Angestellter aus Gelsenkirchen von einem unbekannten Mann um Feuer gebeten. Nachdem der remde Feuer erhalten hatte, entriß er dem Angeplötzlich ein Paket und versetzte ihm einen en die Brust, so daß er zu Fall ro
lten
Stoß gegen Täter flüchtete
darauf. Dem
Fau kam. Der roffenen, der die
Verfolgung des Täters aufnahm, stellte sich ein anderer Mann in den Weg. so daß er die Verfolgung ausgeben mußte. Während der Angegriffene ein weiteres Paket, das er in der Lönsstraße liegen gelassen hatte. in Sicherheit brachte, sind die Täter entkommen. Obwobl darauf die Polizei benachrichtat und das Gelände abgesucht wurde, waren die Täter nicht mehr zu ermitteln. In dem entwendeten Paket befanden sich 40 Schachteln Pralinen, Marke „Lohre“. 20 Schachteln Pralinen, Marke„ErifaStöhr" und 100 Bananen aus Schokolade. Der Haupttäter und auch die andere Person sollen 1.75 Meter
groß gewesen sein. Näbere Beschreibung fehlt. Wer ann über die Täter Angaben machen?
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„Nein, davon bat mir Arne Tordast nichts geschrieben. Er mag es in der Eile vergessen haben, beschränkte sich nur auf die Mitteilung, daß Otger— vermutlich von einem Einbrecher, den er überrascht hat— angeschossen wurde und in die Klinik Berndingers verbracht worden sei. Zu ernstlicher Besorgnis bestebe kein Anlaß...“
„Ich dachte es mir“, sagte Lotte Sensberg mit einem spöttischen Lächeln,-und deshalb kam ich der Wir müssen uns ohnehin einmal aussprechen, Hanna.“ „Otger schrieb mir, daß er sich scheiden lassen will. „Aber nicht meinethalben und nicht mit meinem Einverständnis. Wann hast du den Brief erhalten?" „Am Donnerstag der vergangenen Woche mit der Nachmittagspost.“
„Aba! Und am Mittwoch abend kam Florence in sein Haus.“
„Wie das?“
„Das hat mir Otger nicht gesagt. Jedensalls machte ihm Florences Mann, eben dieser Jacobescu, eine wüste Szene, als ich am Donnerstag nachmittag kam. Ich sab gerade noch, wie Tordast den Geiger an die Luft setzte.“
Frau Hanna schwieg lange und schien etwas zu Überlegen.„Otger wollte mich heiraten, Hanna, und du bast gewiß gedacht, daß ich einverstanden bin. Dem ist nicht so. Und unter uns gesagt, glaube ich, daß es Jonel Jacobescu war, der aus Eisersucht oder Nache auf deinen Mann geschossen hat.“
„Ich bitte dich, wie kommst du darauf!?“.
„Hanna, ich will es dir ganz freimütig gestehen, daß ich mich ernstlich in Otger verliebt hatte. Aber es hat mir immer sern gelegen, dir den Mann zu nedmen, und daß er so sehr auf mich reagiert hat. ist schließlich nicht meine Schuld allein.“
„Lassen wir das doch. Lotte“ unterbrach Frau Hanne sie.„du wolltest mir sagen, wie du zu deinem Verdacht gekommen bist, den du even ausgesprochen häst.“
„Es gehört dazu. Als ich kam, war. wie gesagt, Florence da— übrigens eine bildhübsche Frau— Tordast setzte also ihren Gatten vor die Türé, warf ihn die Treppen hinad...“
„Aber. Lotte! Tordast? Unmöglich! So rabiat ist er doch ganz gewiß nicht.“
„Es war aver so. Ich ahnte gleich den Zusammenhang, hatte aber keine Gelegenheit, mich mit Otger
auszusprechen. So schwer es mir wird— ich muß dir sagen, daß ich den Eindruck hatte, daß dein Mann sich wieder in Florence verliebt haben muß.“
„So rasch?!“
„Wie gesagt, die Frau läßt sich scheiden und diesen Entschluß dürfte ste nicht von einer Stunde zur anderen gefaßt haben. Ich nehme an, daß sie mit Tordast in Verbindung stand, mit dem sie ja auch zusammen von Berlin kam.“
„Mit Arne Tordast? Du glaubst—“! Nein, Lotte, du reimst dir da einen Roman zusammen. Tordast ist keiner schlechten Handlungsweise fähig.“
„Man kann sich im besten Menschen täuschen, liebe Hanna! Höre weiter. Am Freitag. gegen Abend, kam ich ins Haus. um mich mit Otger auszusprechen. Er schien dazu keine Lust zu haben, gab mir aber die Möglichkeit, nach dem Konzert mit ihm zu reden. Jacobescu batte sich nämlich bei dem Sturz über die Treppe den Arm leicht verstaucht und so wurde das Konzert abgesagt, fand aber am Freitag abend statt.“ Bitte, erzähle doch nicht so umständlich. Hast du dich mit Otger dann doch noch ausgesprochen?“
„Mißverstebe mich jetzt nicht. Hanna: ich habe ihm erklärt— und ich tat das, um Gewißheit zu erlangen, wie er zu Florence stand— ich habe ihm also erklärt, daß ich ihn liebe und bereit sei, seine Frau zu werden...“
„Also doch!“
Frau Hannas Gesicht verschloß sich derb und schmerzlich.„Go warte doch ab. Hanna, du machst
mich ganz konfus! Er verhielt sich sehr kühl, und ich sagte es ihm auf den Kopf zu, daß er sich wieder in orence verliebt habe und sie beiraten wolle.“
„Gab er zu?“
„Rein, er äußerte sich überhaupt nicht darüber, sondern erklärte, sich mit mir nach dem Konzert aussprechen zu wollen. Er tauschle dann mit Tordast den Platz, um nicht neben mir sitzen zu müssen, brachte mich gemeinsam mit dem Maler heim, und ich verzichtete auf die Aussprache, ich wußte genug.“
„Hast du es ihm gesagt?“
Leider nicht, so daß er wohl auf mein Kommen gewartet dat. Er ist vorher— wie mir Emmi, dein Zweitmädchen, eingestand, bei Florence im Zimmer gewesen...“
„Und das wußte die Emmis!“
(Fortsetzung folgt.)
Ein Skandal im haus=Sachs-Haus.
Vor einem zahlreichen Publikum produzierte sich am Sonntag abend im Festsaal des Hans=SachsHauses ein Künstler=Ensemble unter dem Namen „Silvest Revue"— aber leider nur bis zur Hälfte des„Programms“— dann verlangten die erschienenen Kunstfreunde unter stürmischen Protestrusen ihr Geld zurück. Die Direktion wurde verlangt— aber die Kasse war schon geschlossen, der Kassierer nicht mehr da. Es verlohnte sich kaum, noch etwas darüber zu sagen, wenn die Sache nicht in dem Repräsentationssaal unserer Stadt geschehen wäre, man denke sich: Bei der Einweihung Beethovens Neunte Symphonie— und heute schon so weit gesunken?(S)
Landaufenthalt. Aus Zeven in Hannover sollen
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