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— Mittwoch den 4.33#
Januar.
61. Jahrgang
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L. Haube àmp; Ko. in Frankfurt a. M., Berlin, Amsterdam.
Bochumer Zeitung und Kreisblatt für den Stadt- und Landkreis Bochum.
Kunds u. S auach Lictun u. Halburg.—. Halm. Gielseg, 6. Ferhorz., V. Felei u Mehanster. 2 C. Nanwatk un Praa.“
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Illustrirtes Unterhaltungsdlatz für Haus und Familie,
Erzählungen, Beschreibungen, Scher## und Räthsel.
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G. Schlotte in Busmam.
Politische Tages-Uebersicht.
* Berlin, 31. Dezember.
* Nach der„Nat.=Lib. Corresp.“ sind die großen Vorlagen für den Landtag wie Reform der Landgemeindeordnung und der directen Steuern, noch nicht so weit vorbereitet, daß sie schon in der nächsten Tagung zur Berathung gelangen könnten. Von kirchenpolitischen Vorlagen ist es ganz still, und man wird mit Sicherheit annehmen dürfen, daß weitere„Revisionen“ auf diesem Gebiet nicht beabsichtigt sind.
* Die Prinzessin Friedrich Karl hat den Weihnachtsabend bei dem italienischen Königspaare gefeiert.
* Die„Kölnische Zeitung" hat dem britischen Botschafter in Petersburg, Morier, in letzter Zeit mehrere Male die Vorhaltung gemacht, daß er im Jahre 1870 dem Marschall Bazaine die erste Nachricht von dem Vorrücken der deutschen Armee gegeben hat, und das Blatt ist in diesem Falle vermuthlich aus bester Quelle unterrichtet. Von englischer Seite wird natürlich mit Entschiedenheit in Abrede gestellt, daß Morier sich zu solchem Spionendienste hergegeben habe, während ein Pariser Blatt schreibt:
„Möglich, daß der deutsche Generalstab auf alle Fälle hin es in die Oeffentlichkeit bringen wollte, daß er einige jener Strategen im Schlafrock kannte, die gegen den November 1870 von plötzlicher Liebe gegen Frankreich erfüllt, von London aus telegraphische Mittheilungen an unsere Generäle sandten. Diese Thatsachen sind bekannt und man braucht nur im Buche des Generals Chancy das Blatt zu lesen, welches er„den unbekannten Freunden“ widmet, um zu wissen, woran man sich zu halten hat.“
* Es wird jetzt bekannt, daß sich auf mehreren Stationen im Innern von Deutsch=Ostafrika noch Deutsche befinden. Wie der„Times“ aus Sansibar telegraphisch gemeldet wird, scheinen sich diese deutschen Beamten, soweit die Station Mpwapwa in Frage kommt, in verhältnißmäßiger Sicherheit zu befinden. Sie befestigten— so heißt es in dem Telegramm— den Berggipfel Koma, sind im Besitze einer Kanone und halten sich innerhalb der Befestigungswerke.
*Ein reiches Geschenk zum Besten der in Hannover zu erbauenden katholischen Marienkirche ist in diesen Tagen Herrn Windthorst zu Theil geworden. Leo XIII. hat demselben die Summe von fünfzigtausend Franken überreichen lassen. Ursprünglich hatte im Plane gelegen, unter den Jubiläumsgaben einen Hochaltar für die Marienkirche auszusuchen; da sich jedoch ein geeigneter nicht fand, ist die ovige Zuwendung gemacht worden, um von derselben einen Altar zu beschaffen.
Oesterreich=Ungarn.
* Die Regierung geht mit dem Plane um, eine
Donauflottille zu bauen. Zu den bereits bestehenden zwei Donaumonitors sollen noch weitere zehn hinzukommen. Auch der Schutz gewisser Uferpunkte durch Anlage von Befestigungen wird erwogen.
* Die Erzherzogin Valerie erhält bei ihrer Vermählung mit dem Erzherzog Johann Salvator außer der üblichen Jahresrente zwei Millionen Gulden Mitgift. Das Land Ungarn wird der Erzherzogin eine besondere Hochzeitsgabe widmen.
Italien.
* In Anwesenheit von Vertretern des Königs, des Parlaments, des Justizministers und der Behörden, sowie einer großen Anzahl von Offizieren und Studirenden fand am Sonnabend in Neapel das feierliche Leichenbegräbniß des verstorbenen Staatsmannes Mancini statt. Am Sarge hielten der Bürgermeister von Neapel, der Justizminister, ein Senator, ein Abgeordneter 2c. Reden.
Frankreich.
* Ein Pariser Blatt redet die Elsaß=Lothringer wie folgt an:
„Brüder jenseit der Vogesen, Brüder in Metz und Straßburg, ihr, die ihr unter dem preußischen Säbel und dem preußischen Stiefel schmachtet, die ihr bedroht und verfolgt werdet und ausgesuchten Quälereien ausgesetzt seid, die aus eurem Leben ein langes Märtyrerthum machen, ihr, die ihr der Wuth des Siegers widersteht, der seinen Ingrimm über euren Widerstand an euren Interessen, an euren Angehörigen, an euch selbst ausläßt; ihr Brüder von Elsaß=Lothringen, die ihr trotz allem nie eingewilligt habt, den Namen und das Andenken Frankreichs zu verleugnen, hört es, ihr Brüder u. s. w.“
* Die französische Kammer hat 770 Millionen als außerordentliches Kriegsbudget bewilligt, und schon wird wieder von einer neuen Forderung von 220 Millionen gesprochen, die namentlich zum Bau bezw. Ausbau strategischer Eisenbahnlinien dienen soll. 220 Millionen sind zwar ein harter Bissen, aber es ist kein Zweifel daß die französische Kammer auch diesen gleich den anderen verschlucken wird. Allen Franzosen steht das, was sie die„Sicherheit der Grenzen" nennen, so hoch, daß der Kriegsminister auch mit noch höheren Forderungen kommen könnte, ohne eine Zurückweisung befürchten zu müssen.
Das nichts weniger denn zuverlässige Blatt „Cacarde" weiß von einem neuen Pulver zu erzählen, das ein Herr St.=Marc erfunden haben soll. Die Explosivkraft desselben ist angeblich stärker als die des Pulvers der Lebelpatrone, obgleich die Ladung bei ihm nur 3 statt 5¼ Gramm beträgt. Dieses Pulver, das grün aussieht, ist unveränderlich in der Luft, nimmt kein Wasser auf, verbrennt ohne Rauch, läßt keinen Fetsatz zurück, kann leicht herge
und ist sehr billig, 1½ Franken das
Seltsame Schicksale.
Roman von Hermine Frankenstein.
54.
Nachdruck verboten.
Und so vergingen die Minuten im tödtlichen Stillschweigen, das nur von dem Knirschen des sich durch das Holz bohrenden Messers unterbrochen wurde, und endlich hielt Philipp inne, um nach seiner Uhr zu sehen.— Sie war auf zwölf stehen geblieben, weil sie nicht aufgezogen war; aber es mußte nach Philipp's Berechnung wenigstens drei Uhr Morgens sein. Er hatte etwa vier Stunden an der Thür gearbeitet und erst zwei Seiten von dem Viereck, das er machen wollte, herausgeschnitten; und er sing bereits an, sich matt und erschöpft zu fühlen, denn er hatte in Folge der aufregenden Ereignisse des vergangenen Tages an demselben wenig gegessen.
Er bemühte sich zwar, das nagende Hungergefühl zu unterdrücken, arbeitete aber etwas heftiger als zuvor und plötzlich brach die stärkfte Klinge seines Messers dicht beim Griffe ab.
Er ließ sich jedoch hiervon nicht einschüchtern, sondern fing nach kurzem Besinnen an, mit der kleineren Klinge weiter zu arbeiten, was freilich viel langsamer ging. Stunde auf Stunde verrann, und für die Außenwelt mußte längst ein neuer Tag angebrochen sein, ehe es Philipp gelungen war, das dicke Holz der Thür zu durchschneiden und den Holzwürfel endlich herauszunehmen.
„Dem Himmel sei Dank!“ rief er laut aus, streckte die Hand durch die Oeffnung, die sich genau über dem Riegel befand, welchen er nun leicht zurückschieben konnte. Die Thür ging auf und er trat auf die Schwelle— soweit als Sieger! Jetzt war ihm das ersparte Stückchen Wachskerze sehr nützlich, denn das schwimmende Oellichtchen wäre zum Herumtragen nicht geeignet gewesen. Er zündete die Wachskerze an und ging vorsichtig zu der Thür am Fuße der Treppe, über welche er gekommen war, und da er diese Thür verschlossen fand, war er überzeugt, daß seine EinZufalles, sondern etwas Beabsichtigtes war. Er verweilte nicht, um zu ergründen,
wie dies gekommen sei, sondern kehrte zurück, und an der Zelle, aus der er sich befreit hatte, vorbeigehend, durchschritt er den unterirdischen Gang, welchen er seltsamerweise ziemlich luftig und weder feucht noch modrig fand.
Eine zweite Treppenflucht führte sehr tief hinab und an ihrem Ende befand er sich in einem langen Gange, der zu einer Thür führte, welche von Außen stark verriegelt und verrammelt war, doch zögerte Philipp keinen Augenblick, sie zu öffnen, was ihm auch ohne Schwierigkeiten gelang. Dann befand er sich vor einer zweiten, mit grünem Wollstoff dicht verhüllten Thür, und als er auch diese geöffnet hatte, befand er sich zu seinem größten Erstaunen in einem seltsam geformten Gemache, dessen Wände rings mit Vorhängen behangen waren und das äußerft behaglich, um nicht zu sagen luxuriös eingerichtet war. Er war durch eine von der Decke niederhängende Lampe beleuchtet und schien auch bewohnt zu sein, denn Papiere, Bücher und Zeitungen lagen auf dem Tische, vor welchem ein großer bequemer Lehnstuhl stand, in dem mehrere. Kissen lagen. Der junge Mann fragte sich, ob er träume, so seltsam erschien ihm das Alles, und dennoch konnte kein Traum auch nur halb so lebbaft sein, als die Eindrücke, die er eben empfing. Und so trat er denn in das Gemach ein, und gerade, als er das gethan hatte, wurden die Vorhänge an der gegenüberliegeneen Wand zurückgeschoben und ein Mann trat hervor, offenbar ebenso erstaunt, wie selbst.
Der Memahesr 8t: Be;
Der Bewohner vieser unterirdischen Behausung trug einen langen weiten Schlafrock, der vom Halse bis zu den Füßen hinabreichte und um den Gürtel mit einer rothen Seidenschnur zusammen gehalten war. Unter seinem rechten Arme hielt er eine Krücke, mit welcher er sich weiter half. Diese im Verein mit der ungewöhnlichen wachsfarbenen Blässe des Gesichtes schien anzukündigen, daß er ein Kranker sei; aber bei alledem war er ein Mann von auffallend vornehmer Erscheinung und verrieth Spuren von einstiger großer Schönheit. Seine Züge waren von selten regelmäßigem Schnitt, seine dunklen Augen groß und ausdrucksvoll,
stellt werden Pfund.
Großbritannien.
* Am Sonnabend war der 79. Geburtstag Gladstones; er feiert ihn, wie im vorigen Jahre fern von England. Die mannigfachen Ergebenheitsund Bewunderungsadressen seiner Getreuen werden ihm nach Neapel zugesandt werden. Sein Organ, die „Daily News," verkündet, daß er nur an Weisheit, nicht an Körper gealtert habe, und weissagt ihm, er werde noch zum Aerger seiner Feinde ein irisches Parlament zu Dublin sehen.
Bulgarien.
* Fürst Ferdinand soll sich dieser Tage in einer Unterredung wie folgt geäußert haben: er bereue keineswegs die Uebernahme der an ihn herangetretenen Aufgabe. Er würde, heute vor die Entscheidung gestellt, nicht anders beschließen. Er habe die Schwierigkeiten vorausgesehen, sei daher von deren Eintritt weder überrascht, noch durch dieselbe entmuthigt worden, er sei vielmehr entschlossen, auszuharren. Müßte er unterliegen, dann werde dies nur ehrenvoll geschehen. Entschieden bestritt er die Möglichkeit, daß Bulgarien irgendwelchem Abenteuer folgen und die Bahn ruhiger Entwicklung verlassen wolle.
Der Prinz ist also noch leidlichen Muths; er trägt seine Dornenkrone mit Ergebung.
„„ Gerbien.
Die Raditalen in Serbien halten es bekanntlich mit Rußland und hassen Oesterreich=Ungarn grimmig. Jetzt wo sie die Mehrheit im Abgeordnetenhanse haben, können sie sich natürlich schon etwas erlauben. In der Nacht zu Sonnabend fanden feindselige Kundgebungen vor dem österreichischen Consulate in Belgrad und vor den Wohnungen dort ansässiger österreichischer Unterthanen statt. Viele Fenster wurden zertrümmert. Der Consul, Dr. Stephani, beschwerte sich bei der Regierung und verlangte Genugthuung, Schadenersatz und eine Sicherheitswache; die letztere wurde sofort angestellt.
Rußzland.
* König Milan's verstoßene Gemahlin,„Frau Natalie Keschko“, wie man heute in Belgrad sagt, wird in Rußland in überschwänglicher Weise gefeiert. Ihre Reise nach dem Seebade Yalta, wo sie sich zur Zeit befindet, glich einem förmlichen Triumphzuge. Die Befehle aus Petersburg, sie mit königlichen Ehren zu empfangen, wurden mit größtem Eifer befolgt. Als Natalie in Kischenew russischen Boden betrat, wurde sie vom Gouverneur von Bessarabien empfangen. Das Publikum begrüßte sie mit stürmischen Rufen:„Es lebe die serbische Königin Natalie! Es lebe der serbische Thronfolger Alexander! Nieder mit dem Verräther Milan!" Noch viel großartiger war der Empfang in Odessa, wo der General=Gouverneur auf dem Bahnhofe mit den höchsten Würdenträgern erschienen war. Der Bürgermeister überreichte der
und ein langer, voller, seidenweicher, brauner Bart reichte ihm tief auf die Brust hinab. Einige Minuten lang standen er und der junge Mann sich gegenüber, sich schweigend anschauend, dann sagte er:
„Wer sind Sie und was führt Sie hierher?“ „Ich war in einer Zelle in den Gängen draußen eingesperrt worden, aber von wem, das kann ich nicht sagen,“ versetzte Philipp kurz.
„Aber woher kommen Sie?
„Aus dem Schloß Klippenburg.“ Ich bin Maler und war dort beschäftigt, einige Bilder zu kopiren.“ Der alte Mann fuhr sich mit der Hand über die Stirn, wie Jemand, der über etwas ungemein verblusst ist.„Träume! Träume!“ murmelte er halb für sich.„Ich lebe seit so langer Zeit in Träumen, daß ich sie nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden kann. Es ist ganz dasselbe Gesicht, ja vollständig, oder— ich muß wahnsinnig sein!“
Er schaute den jungen Mann aufmerksam, fast ängstlich forschend an und sah, daß sich in seinen Zügen hochgradige Müdigkeit und Erschöpfung ausdrückten; und dann schien ihm plötzlich eine Idee zu kommen, denn er hinkte einem Seitentisch zu, von welchem er eine Weinflasche und ein Glas nahm. „Trinken Sie,“ sagte er,„Sie müssen der Erfrischung bedürftig sein.“ Philipp gehorchte sehr bereitwillig und trank nicht nur von dem Wein, sondern aß auch einige Stückchen Zwieback, die ihm der alte Mann reichte, dessen Augen die ganze Zeit unverwandt auf seinem Gesichte ruhten.
„Ich möchte wissen,“ sagte Philipp endlich, als er sich gestärkt hatte, mit leicht verzeihlicher Neugierde, „wer Sie wohl sein mögen, der Sie hier so im Schooße der Erde verborgen leben?“
„Man könnte mich wohl entschuldigen, wenn ich es vergessen hätte,— da so viele Jahre vergangen sind, seit ich den Klang meines eigenen Namens gehört habe,“ war die traurige Entgegnung;„aber ich glaube, ich wurde einst Karl Ruthven genannt, und ich war der Eigenthümer des Hauses, das Sie eben genannt haben.“
Philipp starrte ihn außer sich vor Erstaunen an. Karl Ruthven! Ei, der war ja seit vielen, vielen
Königin Salz und Brot auf goldenem Teller und drückte den Wunsch aus, daß Natalie den halb verwaisten serbischen Thron bald wieder besteigen möge.— Es hieß außerdem, daß sogor eine Aborbnung der Radikalen in Serbien nach Odessa gereist st., um der Königin eine Ergebenheitsadrisse zu überreichen.
Tocales und Provinzielles.
Bochum, 2. Januar.
Das neue Jahr hat mit prächtiger Witterung begonnen; wir nehmen das als gutes Anzeichen für den Verlauf desselben. In Berlin ist Schnee in reichlicher Menge gefallen, und aus Tiflis(sädlich des Kaukasus) wirb vom 28. Dezember gemeldet, daß ein Eisenbahnzug im Schnee stecken geblieben ist, ebenso eine zur Hülfe abgesandte Lokomolive. Der mit diesem Zuge fahrende Stationschef Wassilewskij kehrte zu Fuß zurück, wurde aber vom Schnce eingeschlossen und später erfroren aufgefunden. Der Maschinist und dssen Gehülfe sind noch nicht aufgefunden. Das Schneegestöber dauert noch fort.
* Aenderung der Postordnung. Vom 1. Januae ab treten nach einer amtlichen Bekanntmachung im „Reichsanzeiger“ folgende Abänderungen der Postordnung in Kraft: Der Meistbetrag für Postauftcäge zur Geldeinziehung wird von 600 Mk. auf 800 Ack. erhöht. An Eilbotenlohn für Postsendungen und Telegramme nach Landorten sind vom Absender vorans zu bezahlen: für Briefe und Telegramme 60 Pfg. für Packete 90 Pfg. Gedruckte Doppelkarten können offen, also ohne Band oder Umschlag, zur Beförderung gegen das Drucksachen=Porto ausgeliefert werden, auch wenn ihre nach außen gekehrte Rückseite mit gedruckten Angaben versehen ist.
* Die Petition um Abänderung des§ 166 des Strafgesetzbuchs soll Mitte Januar an den Reichstag abgesandt werden, und es werden daher alle diejenigen Herren, welche noch Unterschiiften bei sich liegen haben freundlichst und dringend gebeten, die betreffenden Sammelbogen möglichst bald, spätestens aber bis zum 10. Januar, an D. B. Wiemann, Verlagsbuchhandlung in Barmen, zurückzusenden. Bis jetzt ist die Petition von etwa 50 000 Personen unterzeichnet worden.
* Rheinisch=Westfälisches Gesangbuch. Wie das„Evang. Gemeindeblatt“ für Rheinland und Westfalen meldet, ist es bezüglich der Herstellung eines neuen Gesangbuches für die evangelischen Gemeinden der westlichen Provinzen zwischen den von den Provinzialsynoden gewählten Rheinischen und Westfälischen Gesangbuch=Commissionen zu einer vollständigen Vereinbarung gekommen. Beide Commissionen werden von jetzt ab ihre Arbeiten gemeinschaftlich fortsetzen.
* Der 15. Gauturntag des Märkischen Turngaus findet Sonntag, den 27. Januar, von Morgens halb 11 Uhr ab, im Saale des Herrn Tigges in
Jahren todt. War dieser Mann wahnsinnig und hatte man ihn deshalb hier unter der Erde eingeschlossen? Diese Annahme war jedoch ganz vorrübergehend— es lag keine Spur von Wahnsinn in den großen, sprechenden, dunklen Augen, nichts als die verzweiflungsvolle Gleichgiltigkeit längst erstorbener Hoffnung. „Haben Sie jemals von mir gehört?“ fuhr er
fort.
„Ich habe von Karl Ruthven gehört, welcher ertrunken ist.“
„Aber er ist nicht ertrunken— er stürzte von den Klippen auf den Strand hinab, wo er schwer verletzt, aber lebend liegen blieb, und er wurde vor zwanzig Jahren hierher gebracht, wo er seither bleiben mußte. Ich sage Ihnen, ich bin Karl Ruthven.“
„Er wurde hierher gebracht— von wem?“
„Von seinem Cousin, Jasper Ruthven, dem Manne, welcher sich seither unrechtmäßig in den Besitz seines Titels und seiner Güter gebracht hat,“ war die in feierlichem Tone gegebene Antwort, welche den jungen Mann auch vollständig überzeugte.
„Dann,“ sagte Philipp entsetzt,„muß ich verstehen, daß Sie alle diese Jahre hindurch als Gefangener hier gelebt haben?“
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„Welch' ein erbärmlicher Schurke Baron Jasper doch sein muß!“ schrie der Künstler unwillkürlich auf.
„Aber wie hat er Ihre Gegenwart hier so viele Jahre hindurch geheim halten können, und wie hat er Ihnen Nahrung verschafft?“
„Das geschah Alles mit Hilfe eines Deutschen, den er mit großen Summen bestochen hat und der ihm treu ergeben ist. Dieser Hermann— so heißt der Deutsche— ist angeblich ein Diener im Schlosse und gelangt durch eine geheime Thür in der Holzwand des Bildergallerie zu mir herab.“
Endlich verstand Philipp Vieles was ihm bisher räthselhaft gewesen war. Er erinnerte sich, daß Hermann in dem als von Geifterspuk heimgesuchten, verrufenen Schloßflügel schlief, und wie bestürzt Baron Jasper an dem Abende von Philipps Ankunft gewesen war, als er gehört hatte, daß dem jungen Künstler