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für Witten und die Aeuter FenprechAuschlus Nr. 800, Amt Witen.

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2R 141. Für die Redaktion verantwortlich: H. Krüger jr., Witten.

Ein Zloneageseh für Vesterreich.

Die ungarische Delegation hat am Mittwoch in knapp einer Viertelstunde das Marinebudget angenommen, das eine zweite Division von 24 000 Tonnen=Großkampfschiffen schafft, und zwar ohne jede Debatte. Die Opposition war taktvoll genug, der Sitzung fernzubleiben, und bewies damit, daß auch sie sich trotz der ge­genwärtigen ungünstigen Wirtschaftsverhältnisse dem Eindruck von der Notwendigkeit der Flottenvermehrung nicht entziehen kann.

Der Kredit, den die Marineleitung für ihr auf mehrere Jahre sich erstreckendes Flottenpro­gramm von der Delegation verlangt, beträgt 426 Millionen; hiervon wird im Jahre 1914=15 die erste Rate fällig, die mit Hinzurechnung der Spezialkredite für dieses Jahr einen Gesamtbe­darf der österreichisch=ungarischen Marine von 72 Millionen ergibt. Diese Summe ist immerhin recht bescheiden. Schon seit langem erheben in Oesterreich weite Kreise die Forderung nach ei­nem österreichischen Flottengesetz in der Art des deutschen, französischen oder russischen. Schon vor dem Balkankriege war die Zahl der Grün­de, die zu Gunsten eines derartigen die Stetig­keit der Entwickelung und Erhaltung der Flotte verbürgenden Gesetzes ausgeführt wurden, nicht gering. Nur beim Vorhandensein eines Flotten­gesetzes wissen die Leiter der auswärtigen Po­litik, mit welcher Flotte sie in einem Jahrzehnt zu rechnen haben. Nur in diesem Falle ist die Flotte ein Machtfaktor, auf den eine weitblickende Politik sich stützen kann.-Nur ein Flottengesetz enthebt die Regierung der für jeden Vater­landsfreund beschämenden Notwendigkeit, sich bei so wichtigen nationalen Lebensfragen wie den Rüstungen das Wohlwollen der oft genug recht kurzsichtigen Parteien durchKompensatio­nen zu erkaufen, die überdies in der Donau­monarchie häufig einen höchst persönlichen Bei­geschmack für den betreffenden Abgeordneten ha­ben. Nur ein Flottengesetz ermöglicht es der Schiffsbauindustrie, sich von vornherein auf die Aufträge hinreichend vorzubereiten. So wird auch in ihr eine Stetigkeit erzielt, die wohltätig auf das Wirtschaftsleben wirkt und Krisen vor­beugt. Abgesehen von der wesentlichen Verrin­gerung der Baukosten erfährt dadurch die Bau­seit der Schiffe eine erhebliche Verkürzung; sie können moderner eingestellt werden.

Zu diesen schwerwiegenden, schon ein Flot­tengesetz rechtfertigenden Gründen sind durch die Balkankriege neue Momente hinzugetreten. Der Umschwung auf dem Balkan, insbesondere der totale Zusammenbruch der Türkei, bedeutet eine Verschiebung des europäischen Gleichgewichts, der Oesterreich als der Nächstinteressierte auch militärisch Rechnung tragen muß. Oesterreich hat in seiner nächsten Nachbarschaft Staaten, die einer Desperadopolitik nicht unzugänglich, sich leichter zum Kriege entschließen, als westeuro­päische Nationen. Diese Staaten werden ge­zwungen sein, sich nach Maßgabe ihrer Kräfte eine Flotte zu schaffen. Namentlich wird die beiderseitige starke Küstenentwickelung der Türkei und Griechenlands diese Staaten ihre Flotten im Wettstreit miteinander entfalten lassen; beide Staaten haben damit ja bereits begonnen. In­

Montag, den 25. Mai 1914.

Rtotationsdruck und Verlag von C. L. Krüger, Bahnhoftr.

folge dieses Kurses wird notwendigerweise die rumänische und russische Flottenpolitik zu ent­sprechenden Verstärkungen schreiten müssen, und wirklich hat am Freitag der russische Marine­minister der Reichsduma eine geheime Gesetzes­vorlage unterbreitet, die einen Kredit von 100 Millionen Rubel zur Verstärkung der Flotte des Schwarzen Meeres verlangt. Es ist als sicher anzunehmen, daß die Duma dieser Vorlage ebenso wie den voraufgegangenen weit größeren Wehrvorlagen ihre Zustimmung nicht versagen wird.

Es ist auch weiter klar, daß Griechenland und die Türkei ein Bündnis nur mit solchen Staa­ten suchen werden, deren starke Flotte ihnen bei der Entscheidung ihrer Lebensinteressen dienlich sein kann. Es ist das Verdienst des Grafen Julius Andrassy, diesem Gedanken kürzlich mit aller Klarheit noch einmal Ausdruck gegeben zu haben, indem er eine Art Flottenstandard for­derte dahin, daß die österreichische Flotte stärker sein müsse als die Florten aller Balkanstaaten zusammen. Es erscheint somit als Lebensnot­wendigkeit für die österreichische Monarchie, sich über kurz oder lang ein Flottengesetz zuzulegen, das zumindest der Forderung gerecht wird, die Admiral von Jedina dahin präzisierte: 17 Groß­kampfschiffe, davon 12 ständig in Dienst!

Der albanesische Wallenstein.

Die Geschichte des außer Landes geschafften Essad Pascha ist das erste dramatische Kapitel in der jungen Geschichte des neuen Fürstentums, aber es wird nicht das letzte sein. Worum hat es sich dabei gehandelt? Hat der bisherige al­banesische Kriegsminister seinen Souverän, dem er feierlich Treue geschworen hatte, entthronen wollen? Vielleicht! Und wenn er es wirklich nicht gewollt hätte, wie seine Freunde behaup­ten, er wäre wohl in absehbarer Zeit zu einem Gewaltakt gezwungen worden, wenn nicht aus eigenem Antriebe, so durch die Macht der Ver­hältnisse. Lange Jahre hat die Albanesen der Haß gegen ihre Zwingherren, die Türken, und gegen ihre slawischen Nachbarn, die Serben und Montenegriner, zusammengehalten. Heute, wo sie die Türken los sind, geraten sie sich wegen der eigenen Interessen in die Haare. Groß­grundbesitzer und Bauern, was man dort so nennt, stehen einander in offenster Feindschaft gegenüber, und von den ersteren der erste war Essad. Der Fürst Wilhelm mußte aber mit al­len Elementen rechnen, und so war Essads Machtstellung unhaltbar.

Es ist der erste, hochstehende Albanese, dem der Prozeß gemacht ist, weil sein Verbleiben der nationalen albanesischen Einheit nicht diente. Sofort aber taucht die Frage aus, ob denn diese albanesische Einheit, welche die hohe europäische Diplomatie beschloß, nicht etwa ein schöner Traum ist? Optimisten haben der albanesischen Heldenschaft das hohe Lied der Treue gesungen, Pessimisten haben von vornherein derb, aber anscheinend nicht unzutressend, das harte Wort Schwindel" ausgesprochen. Alle die Balkan Nationalitäten, die so lange Jahre unter türkt

scher Gewalt lebten, haben von ihren Unter drückern leider deren schlechteste Eigenschaften angenommen, den Fanatismus und die Korrup tion, die Macht= und Geld=Gier.

Albanien ist noch nicht reif für einen nach abendländischer Sitte verwalteten Staat. Es muß vom Fürsten eigenmächtig wie eine große Gutsherrschaft geleitet werden, sonst wird vor lauter Verhandlungen und Redereien überhaupt nichts. Die große Ueberzeugung der Orientalen geht dahin, zu nehmen, was zu kriegen ist, zu behalten, was man hat. Die europäische Diplo­matie denkt an ideale Menschenrechte und an­dere schöne Dinge, die aber im europäischen Hexenkessel doch wirklich nur eine bescheidene Rolle spielen. Ein toter Feind kann nicht mehr schaden, das ist die erste politische Maxime. Fürst Wilhelm hat seinem albanesischen Wallen­stein das Leben gelassen, er hat nicht so grau sam gedacht. Aber damit rottet er die Marime nicht aus.

Nicht nur das Fürstentum Albanien ist nicht beruhigt, sondern der ganze Orient nicht. In Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechen­land, und noch mehr in der Türkei glüht der helle Haß, in Rumänien die kühle Berechnung. Wenn irgendwo eine günstige Gelegenheit er­blickt wird, wird niemand sich um die hohen Mächte kümmern, sondem losschlagen und rech nen, was er bekommen kann. Im Herbst 1912 haben die Großmächte den begehrlichen Elemen­ten dort unten mit ihrer Schlatmützen=Politik einen Freipaß gegeben und alles Blutvergießen hat die heißen Köpfe nicht abgekühlt. Die jetzi­gen albanesischen Vorgänge haben die Ambiti­onen der Serben, Montenegriner und Griechen wieder leidenschaftlich gestärkt und man kann darauf wetten, daß in einem halben Jahre die Grenz=Raufereien wieder im besten Gange sind. Und die wursteln sich dann so weiter bis zu einem neuen tüchtigen Aderlaß.

Politische Uebersicht.

Nachklänge zum Reichstagsschluß.

In der Schließung und nicht abermaligen Vertagung der verflossenen Reichstagssession hat man vielfach eine Art Vergeltung seitens der Regierung für das dem Kanzler in der Za­bernangelegenheit vom Reichstage ausgesproche­ne Tadelsvotum, für die Ablehnung des Mi­litärkabinetts oder die Ablehnung der Besol­dungsnovelle erblicken wollen.

nicht an Stimmen gesehlt, die da meinten, daß die Verbündeten Regierungen sich durch die Sessionsschließung einiger ihnen unangenehm gewordener Regierungsvorlagen entledigen woll­ten. In diesem Zusammenhange wurde na­mentlich auf das Petroleummonopolgesetz ver­wiesen, gegen das die Vereinigten Staaten von Nordamerika Bedenken erhoben hatten und das nach ziemlich weit verbreiteter Ansicht im Herbst nicht wieder eingebracht werden würde. Sehr viel näher liegt dagegen die Erklärung, daß die Regierung im Hinblick auf die allgemeine Rat­losigkeit gegenüber dem in einem zweiundein­halvjährigen Tagungsabschnitt ausgespeicherten

gesetzgeberischen Material endlich einmal reinen Tisch machen und zu dem normalen Stand der Dinge zurückkehren wollte, der zu Bismarcks Zeiten obwaltete.

Auch in anderer Beziehung ist die Rückkehr zu der Praxis der beiden ersten Jahrzehnte des deutschen Reichsparlaments in hohem Maße wünschenswert. Der Reichstag muß im Herbst wieder so frühzeitig einberufen werden, daß die Budgetkommission noch vor Weihnachten mit der Etatsberatung beginnen kann. Von der drei­war die Budgetkommission im letzten Sessions­abschnitt über die vier= zur fünsstündigen täg­lichen Beratungsdauer gelangt, so daß die Ple­narverhandlungen oft erst in der dritten Nach­mittagsstunde ausgenommen werden konnten und dann bis in die halbe Nacht hinein ausgedehnt wurden. Das muß durch einträgliches Zusam­menwirken von Regierung und Reichstag er­reicht werden. Leider hat es daran bisweilen in jüngster Zeit gefehlt; hoffentlich stellt sich die engere Fühlungnahme wieder ein. Vielfach be­dauert wurde, daß dem Präsidenten Kämpf am Schluß der Session der übliche Dank des Hau­ses versagt blieb, den bisher noch jedes Reichs­tagspräsidium erhalten hat. Herr Kämpf, der nach allgemeiner Aussassung das Präsidium nicht wieder übernehmen wird, hatte durch seine Ge­schäftsführung wiederholt Anstoß erregt. Von allen Seiten wurde ihm jedoch nachgerühmt, daß es nicht Ungerechtigkeit, sondern ein gera­dezu nervöses Trachten nach Unparteilichkeit war, das bisweilen peinliche Situationen her­beiführte. Seine übergroße Gewissenhaftigkeit brachte Herrn Kämpf auch um den bereitwillig zugestandenen Dank des Hauses. Der Präsi­dent erteilte, im Widerspruch zur Gepflogenheit aller seiner Vorgänder, keinem Abgeordnieten mehr das Wort, nachdem Staatssekretär Del­brück im Auftrage des Kaisers die Session für geschlossen erklärt hatte.

Das Scheitern der Besoldungsvorlage

ist die Schuld des Reichstags, nicht die der Regierung, wie dieNordd. Allg. Ztg. in ihrer jüngsten Ausgabe darlegt. Die Regierung bedauert, daß gerade die am mindesten besolde­ten Unterbeamten, darunter die Landbriefträger die ihnen zugedachte Gehaltserhöhung, die so­fort eingetreten wäre, nicht erhalten. Sie hat eine Aufbesserung der gehobenen Unterbeamten auch nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern nur im gegenwärtigen Augenblick für nicht durch­führbar gehalten, weil mit der Gruppe dieser Beamten zugleich auch andere Beamte hätten aufgebessert werden müssen, die erforderliche sorg­

Auch hat es fältige Prüfung dieser Folgerungen aber noch

Roman von Martin Bauer.

42] Nachdruck verboten.

Arme kleine Lie! Das Leben lastete auf ihr, und sie trug nicht leicht an ihrer Last.

Sie hatte ein zärtliches, weiches Herz, das säglich und stündlich litt unter all den unlieb­samen Geschehnissen in ihrer Familie, Keiner besprach etwas mit ihr, und doch sah und hörte sie alles, wußte mit allem Bescheid. Sie hatte heiße Tränen um Alexandra geweint, um so heißer, je heimlicher das geschehen mußte, denn Alexandra wurde, wenn je, nur als einer Un­würdigen Erwähnung getan, deren Gedächtnis

sie auch darüber reden sollen, wo es doch kei­ner für notwendig erachtete, sie an seinen Sor­gen teilnehmen zu lassen! Sollte sie den An­geber spielen den guten, braven Leuten gegen­über, die sie als Familienmitglied bei sich auf­genommen hatten?

Nichts lag weniger in ihrer Natur als ge­rade das, und doch gab es Augenblicke, in de­nen sie mit sich rang, ob es nicht einfach ihre Pflicht sei, zu reden. Eine innere Stimme sagte:

Wollte sie aber dieser Stimme folgen, dann war es so unglaublich schwer, auch nur einen Anfang zu finden, ganz abgesehen von den vie­len Bedenken, die sich dagegen erhoben. Denn, im Grunde genommen, was hatte sie zu sagen,

so geschwind wie möglich getilgt werden mußte, was hatte sie gesehen und beobachtet, auf wel­Mila war die einzige, die Alexandras Schick= sche Beweise konnte sie sich stützen, wenn sie an­sal gelegentlich im Gespräch mit Worten streifte, und immer waren das böse, hämische Worte, in der Absicht gesagt, andere zu kränken. Und Mila erreichte ihren Zweck. Lie tat das Herz

weh, wenn sie sah, wie die arme Mama von Tag zu Tag bleicher und stiller ward, wie sie zum Erschrecken alterte und abmagerte und eine Art von Menschenscheu sich bei ihr herauszubil­den begann.

Lie sah auch alle die Unstimmigkeiten in dem Leben ihres Bruders. Sie sah, daß Adalbert mehr und mehr dem Wirthausleben Geschmack abgewann und daß Mila nichts tat, den sich ihr entfremdenden Gatten zurückzugewinnen, sondern, daß sie ihrem Leichtsinn und ihrer Flatterhaftigkeit nur gar zu gern die Zügel schießen ließ und nun ihrerseits verbotene Wege ging.

Lie sah das alles, aber sie preßte die Lip­aufeinander und schwieg. Zu wem hatte

klagen wollte? Waren Befürchtungen, Ahnun­gen, instinktives Empfinden Beweise? Und Lie preßte die Lippen noch fester auseinander und schwieg.

Ach, das Leben war so schwer, so erbar­

mungslos schwer. Nichts, wie schwarze, unheil­schwangere Wolken waren an dem Horizont ihres Lebenshimmels zu sehen, und die ohne­hin karg bemessenen Lichtblicke wurden immer seltener. Sie verschwanden ganz von dem

Tage an, da Hortense sich einmal zu einem längeren Gespräch mit der kleinen Lie herab­gelassen hatte, indem sie auf Lies Chef, den

langen Meinhardt zu reden kam. Derlange Meinhardt sagte sie mit hochgeschürzter Ober­lippe und auf das WörtchenChef legte sie

einen ganz besonders spöttischen Nachdruck.

Hortense sagte es nicht mit dürren Worten, aber sie ließ es deutlich genug durchblicken, daß Meinbardt sich für sie interessiere, und Lie senkte

ergeben das Köpschen, als sie diese Bestätigung ihrer eigenen ängstlichen Vermutung hörte. Dafür begann ihr kleines Herz aber wild und aufgeregt zu schlagen, und diese unbändige Herz war es wohl, das ihr die Frige unaufhaltsam

über die Lippen drängte:

Und Du?

Hortense stutzte und betrachtete forschend das Gesicht der jungen Schwester. Aber da war nichts von Belang zu bemerken, es war so blaß wie immer, trug seinen gewohnten, still gefaßten Ausdruck, und die Wimpern waren ge­senkt und malten einen breiten Schatten auf die Wangen.

Solche Wimpern an sich sind eine Schönheit" durchfuhr es Hortense, überhaupt, so ganz reiz­los, wie sie immer geglaubt, war die unschein­bare, kleine Lie im Grunde genommen gar nicht. Der großmütige Gedanke tauchte sogar in ihr aus, später, wenn sie selbst erst am Ziel war, etwas für die Kleine zu tun.

Der Geschmack war verschieden, Warum sollte es nicht auch Männer geben, denen Lie in die

nicht abgeschlossen ist Indem die Regierung einwilligte, einen Entwurf über die Einkom mensverbesserung der gehobenen Unterbeamten bis zum Jahre 1916 gesetzlich sicherzustellen,

ging sie bis an die äußerste Grenze dessen, was unter den gegenwärtigen Verhältnissen überhaupt möglich war. Wenn trotzdem der Reichstag auf seinen weitergehenden Wünschen bestand, ob­wohl er damit bewußt das Scheitern der Vor­lage herbeiführte, so muß ihn die volle Ver­antwortung dafür treffen Die Haltung des Reichstages ist umso unverständlicher, als über die Vorschläge der Verbündeten Regierungen

sal zusammen, dann gingen sie in die. Gegen­wart zurück. Lies so seltsam betonte Frage lag ihr noch im Ohr, ihre Lippen krausten sich zu einem Spottlächeln und sie zog die wohlgerun­deten Schultern hoch.

Ja, Engelchen, das ist einmal im Leben nicht anders. Unsereiner kann nicht immer mit gleicher Münze zurückzahlen, man muß in die­ser Hinsicht so mancherlei schuldig bleiben.

Bei dem Worteunsereiner" verglich sie im Spiegel, der beider Bilder zurückstrahlte, wohl­gefällig ihre eigene prachtvolle Figur, das schimmernde Blondhaar über dem rosigen Ge­sicht mit der kleinen, zierlichen, aber entschie­den etwas farblosen Erscheinung Lies, und in einer Anwandlung von Gutmütigkeit setzte sie ange tisgsaik seste 54

Das'st noch lange kein Grund, so unglück­auszusehen wie Du, Schäfchen. Ein bißchen Herzweh ist ganz bekömmlich, und für die mei­sten Männer ist es sehr dienlich, die Erfahrung zu machen, daß sie nicht auf jeden Fall Sieger Dein hochverehrter, langbeiniger Chef

bleiben.

Augen stach. Vielleicht glückte es ihr, die kleine stirbt sicher nicht an gebrochenem Herzen, da Schwester gunnig zu verseiraten, an einem Ver= tannst Iu aanz muihzig setiaue ueu verzen, da

Schwester gunstig zu verheiraten, an einem Ver­such sollte es nicht fehlen. Zunächst natürlich mußte sie hinter dem erbärmlichen Klapperkasten, der Schreibmaschine, hervor und aus dem Bu­reau heraus. Am Ende ließ es sich einrichten. daß sie in ihre Stellung bei Frau Mannheimer einrückte. Bei Mannheimers aber waren be­kanntlich zwei Söhne, und die Leute hatten un­heimlich viel Geld. Was für Hortense zu ge­ringwertig gewesen war, um die Hand danach auszustrecken, bedeutete für Lie immerhin ein großes Glück.

Hortenses Gedanken huschten umher, im Fluge zimmerten sie der jungen Schwrster ein Schick=!

kannst Du ganz ruhig sein.

Diese Unterredung hatte das letzte kümmer­liche bißchen Sonnenschein aus Lies jungem Leben hinweggesegt. Grau und düster war alles ringsum, grau und düster war es auch in Lies Innern, und es dünkte ihr ein Ding der Unmöglichkeit, daß noch jemals, helle, freundliche Tage für sie kommen könnten.

Die Jugend ist schnel. fertig mit dem Vei zweifeln und glaubt an die Unendlichkeit men lichen Leids, und Lie war noch sehr jun

(Fortsetzung folgt.)