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No. 107. Ferspretz=Nr. 8[17 Harn) für Witten.

Feuerwehr

sitten.

den 9. Mai,

hr Abends,

8- Uebung.

der Uebung:

ersammlung.#### m Smme.

Ordnung: Erscheint täglich mi ausnahme der Sonn= und

fassung über den Be= Feiertage.

inisch=Westfälischen Insertionen werden die 7gespaltene Petitzeile mit

erbandstages am 1. 10 Pfg. berechnet.

in Königswinier.

r Delegirten. 2

ung über den vom

Uwgges beteruch

zu stellenden Antrags#nioaRATE

ltung der Rheinisch­

wehr=Verbandsfeste

der Hauptmann.

Witten, Freitag, den 9. Mai

Fernsprech=Nr. 18 für Hagen.

1890.

verbunden mit dem

General-Anzeiger

für Witten und Amgegend.

Abonnementspreis(inel. der Gratisbeilage Märktsches Heim"): 1,80 Mark vierteljährlich

monatlich 60 Pfg. bei Bestellung durch die Boten Bei Abnahme auf der Post inel. Bestellgeld 2,20 Mt.

D Die Thronrede,

üte bei

erm. Ewald.

mit welcher Kaiser Wilhelm am Dienstag Mittag im Weißen Saale des Berliner Schlosses den neu­gewählten Reichstag eröffnet hat, unterscheidet sich in nichts von früheren gleichen Schriftstücken. Sach­lich und bestimmt werden dem Reichstage seine Auf­benst an, daß ichgaben, die sämmtlich bereits bekannt waren, bezeich­den 8. dss. innet, jede Kritik des Wahlresultates, wie jede Pro­n Wochenmarkt bin grammerklärung wird vermieden. Das Bedeutsamste zum Einsetzen fürist, daß der Kanzlerwechsel mit keinem Worte er­nen u. Aquarium jwähnt ist.

setter, Spiegel: Im Einzelnen begrüßt die Thronrede die neu­Holdfische, litztersgewählten Abgeordneten sehr freundlich und hofft Nark, verkaufe. auf eine befriedigende Lösung der vorliegenden be­Orths, Düsseldorfdeutsamen Fragen. Als die wichtigste wird die Ar­

iginger beiterschutzgesetzgebung bezeichnet. Die ver­

ee9 Hündeten Regierungen sind zu der Ueberzeugung Dandyrnnn gelangt, daß die vom letzten Reichstage ausge­

SASyIIH prochenen Wünsche bezüglich der Sonntagsruhe, CUD,1 u der Frauen= und Kinderarbeit sofort verwirklicht werden können. Es sollen aber noch gesetzliche An­ordnungen zum Schutze der Arbeiter gegen Gefahren für Leben, Gesundheit und Sittlichkeit, sowie über den Erlaß von Arbeitordnungen getroffen werden. eine Ergänzung der Vorschriften über Arbeits­kräftig und reinßücher soll zu dem Zwecke stattfinden, um das elter­garantirt, à Pfundiche Ansehen gegenüber der zunehmenden Zuchtlosig­ostpackete 9 Pfurkkeit jugendlicher Arbeiter zu stärken. Zugleich sollen versendet zollfresauch die gewerblichen Schiedsgerichte neu geregelt lahme werden und als Einigungsämter bei gewerblichen

ilh. Schultz, Streitigkeiten dienen. Als treibender Beweggrund na bei Hamburg. für die weitere Förderung der Arbeitergesetzgebung wird noch ganz bestimmt die Streikbewegung hin­gestellt; die Thronrede hofft, daß die Arbeiterschaft en Ernst des Staates, ihr zu helfen, erkennen ohs ½zwird soweit es in seinen Kräften steht, und dem­

usoUchetgemäß sich von allen maß= und ziellosen Agitationen nehr und mehr fernhalten wird. Allen Umsturz­

bewegungen sind der Kaiser und die verbürdeten legierungen in der entschiedensten Weise entgegen­utreten entschlossen. Ob diese Worte eine Ver­längerung des Sozialistengesetzes ankündigen sollen, st abzuwarten; gerade heraus ist hierüber nichts wie denn das Sozialistengesitz als solches tit keiner Silbe erwähnt wird.

Weiter wird die vor Ostern in Berlin stattgehabte

Nieth­

setzold& Co.

oberen Ruhrstraße

bl. Zimmer

sne Pension per 15gesagt, rmiethen.

), sagt die Exped.

möhl Dimmer Sozialkonferenz erwähnt, indem darauf hin­mool. Hili###tt gewiesen wird, daß eine Regelung der Arbeitszeit, oder später zu versowie anderer Punkte der Arbeiterschutzgesetzgebung Vo, sagt die Exped. nur auf internationalem Vertrags wege herbeizuführen nmilch-Seife, sst. Zu diesem Zwecke ist die Berliner Sozial­hn& Co,z, Berlin Jopferenz berufen worden, und die Thronrede hofft, ihres hohen Gehaltedaß die Konferenzenschlüsse fortwirken, und schließ­zel-Extract die einzigeich den Nationen zum dauernden Heil und Segen ne zur Pflege und Ergereichen werden.

es schönen Teints uns. Die Auswärtige Politik des deutschen

beck Wwe., Witten.Reiches ist nach wie vor eine durchaus friedliche,

das Reich will auf Grund der geschlossenen Bünd­

heilt binnen sisse Wohlfahrt und Gesittung fördern, indem es zwei bis drezu allen Staaten freundschaftliche Beziehungen unter­dlich hält und so den Frieden schützt. Zur Durchführung

r, Bahnhofstr. 58 dieser Politik ist aber eine ausreichende Heeresmacht = öthig, und die unvorhergesehenen Truppenverstär­jungen, welche die benachbarten Mächte vorgenommen saben, machen darum auch deutscherseits eine Ver­tärkung, besonders der Artillerie, nöthig. Endlich vird noch die Kolonialvorlage für Ostafrika ange­ündigt, und dabei mitgetheilt, daß auf eine baldige söllige Wiederherstellung der Ruhe dort zu rechnen 2.#n ei. Ebenso wird von der bevorstehenden Erhöhung

er Beamtengehälter Mittheilung gemacht, und zum Schluß sodann der Wunsch ausgesprochen, die Ver­sandlungen möchten ein gedeihliches Ende nehmen.

Die Ausführungen über die Arbei­erfrage sind ruhig und maßvoll. Daß bei den n Aussicht gestellten Gesetzen viele Fragen des prak­ischen Lebens zu streifen sind, das Für und Wider senau zu erwägen ist, kann wohl die Reichstags­erhandlungen hierüber etwas in die Länge ziehen, ber nicht das Gesetz selbst aussichtslos machen.

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sucht von

Otto Seidel,

Ruhrstr. 36.

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Tagebl.

sucht.

s Märk. Witten.

8, kräftiges

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ehrlich für Lan=Die große Reichstagsmehrheit hat sich schon wieder­olt dahin ausgesprochen, daß etwas auf diesem bebiete geschehen muß, und diese Ueberzeugung ist eute nicht vermindert, sondern nur bestärkt. Am hwierigsten wird sich jedenfalls die Entscheidung ber die Militärvorlage gestalten; aber die sehr uhige Erörterung, welche die Vorlage heute schon Juni er. Stelle beis der ganzen Parteipresse findet, beweist, daß man u W. Malsch, em Gesetzentwurf nirgends von vornherein ablehnend sofstraße 10, Witten, egenüber steht. Man will vielmehr ruhig abwarten, das von der Militärverwaltung zur Begründung ermädchen ir Forderungen vorgebracht wird. Darum ist auch hrmabchere ei diesem heiklen Thema gute Aussicht auf eine bes schon im Nähen jedliche Verständigung vorhanden. Was die Ko­dnialvorlage und die Gehaltserhöhung der Beamten die Expedition. etrifft, so ist für beide Gesetzentwürfe eine Majoti­#rla. vorhanden. Man erzählte sich im Reichstage,

lag von sit vorhanden. Man erzählte sich i

& Co. in Witten. atz auch da, wo der Kolonialpolitik ein weniger H. Risel& Co.

freundliches Gesicht gezeigt wird, doch die Beurthei­lung der neuen Vorlage durchaus nicht so abfällig ist. Seit Emin Pascha in den deutschen Kolonialdienst getreten ist, findet auch die Kolonialpolitik selbst mehr und mehr Anhänger.

Rundschau.

Der Bundesrath hat in seiner Samstagsitzung die Novelle zur Gewerbeordnung mit den von den Aus­schüssen beantragten Abänderungsvorschlägen ange­genommen. Wenn wir das, was bisher über den Inhalt der Novelle verlautete und was in verschie­denen Blättern veröffentlicht wurde, überblicken, so würde sich ergeben, daß die Nooille sich auf die ver­schiedensten Fragen erstreckt. Darnach würde zwar die Neuordnung des Arbeiterschutzes im Vordergrunde stehen; aber auch andere im praktischen Leben und namentlich bei den letzten Ausständen hervorgetretene Mißstände würden durch die Novelle berührt werden.

Was den Arbeiterschutz betrifft, so ist es nur natürlich, daß bei seiner Neugestaltung auf die Be­schlüsse der Berliner internationalen Konferenz Rück­sicht genommen ist; wenn man jedoch auch mehrfach über dieselbe hinausgegangen ist, so kann das nicht weiter Wunder nehmen, wenn man bedenkt, daß die Durchführung der Konferenzbeschlüsse auch in solchen Staaten als wünschenswerth bezeichuet wurde, deren industrielle und wirthschaftliche Entwickelung bei Weitem uicht auf der bei uns erreichten Höhe steht. Der Hauptsache nach sind die drei Fragen der Sonn­tags=, Kinder= und Frauenarbeit neu zu regeln. Es soll nun die Sonn= und Festtagsarbeit nicht allein für die Fabrik= und Werkstättenarbeiter verboten, sondern auch für die im Handelsgewerbe beschäft­tigten Gehilsen, Lehrlinge und Arbeiter soll sie auf 5 Stunden beschränkt werden. Für einzelne Arbeiten sowie für gewisse Berufszweige sollen Ausnahmen hiervon im Gesetze festgelegt sein, andere können durch den Bundesrath oder durch die höheren bezw. unteren Verwaltungsbehörden zugestanden werden, je­doch soll auch für die Arbeiter in den der Ausnahme unterliegenden Betrieben eine gewisse Sonntagsruhe angeordnet sein.

Die Beschäftigung von Kindern unter 13 Jahren in Fabriken soll verboten sein. Kinder über dreizehn Jahre sollen in Fabriken nur beschäftigt werden, wenn sie nicht mehr zum Besuche der Volksschule verpflichtet sind. Die Beschäftigungszeit von Kindern unter 14 Jahren soll auf 6 Stunden bemessen sein, doch kann für körperlich gut entwickelte über dreizehn Jahre alte Kinder und für bestimmte Fabrikations­zweige durch Beschluß des Bundesraths eine zehn­stündige Beschäftigung zugelassen werden. Die Nacht­arbeit für Arbeiterinnen soll verboten sein; des­gleichen ihre Beschäftigung am Samstag und an Vorabenden von Festtagen nach 5 Uhr 30 Min. Nachmittags. Für Arbeiterinnen über 16 Jahren soll die Maximalarbeitszeit auf 11 Stunden festge­setzt werden. Außer diesem Bestimmungen sollen sich noch auf den Arbeiterschutz neue Vorschriften beziehen, welche zur Erhaltung von Leben und Gesundheit der Arbeiter dienen sollen. Auch soll das Verbot des Trucksystems für solche in der Hausindustrie be­schäftigten Personen ausdrücklich ausgedehnt werden, welche Roh= und Hilfsstoffe selbst beschaffen.

Des Weiteren soll in der Novelle eine Anzahl Bestimmungen aufgenommen werden, welche sich auf den Erlaß, die Abfassung und die Abänderung von Arbeitsordnungen beziehen. Danach würde dieser Erlaß für jeden Betrieb obligatorisch und der Inhalt der Arbeitsordnung, soweit er den Gesetzen nicht zuwiderläuft, für die Arbeitgeber und Arbeiter rechtsverbindlich werden. Die Anhörung der Arbeiter bezw. des event. bestehenden Arbeiterausschusses vor Erlaß der Arbeitsordnung soll vorgeschrieben sein. Ferner soll den jugendlichen Arbeitern eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet worden sein. Es soll eine neue Bestimmung über das Arbeitsbuch getroffen sein, wonach das letztere, falls der Arbeiter das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, an dessen Vater oder Vormund ausgeliefert werden soll. In der erwährten Arbeitsordnung soll bestimmt werden können, daß der von minderjährigen Ar­beitern verdiente Lohn an deren Eltern oder Vormünder ausgezahlt wird. Auch für einen regel­mäßigeren Besuch der Fortbildungsschulen ist gesorgt. Schließlich soll eine Anzahl von neuen Anordnungen über den Contractbruch und die Verleitung dazu getroffen sein. Bei Contractbruch seitens des Arbeit­nehmers würde dem Arbeitgeber das Recht zustehen, an Stelle der Entschädigung eine an ihn zu er­legende Buße zu fordern und dasselbe Recht soll dem Arbeiter gegenüber dem Arbeitgeber zustehen. Wer durch Anwendung körperlichen Zwanges, durch Dro­hungen, durch Ehrverletzungen oder durch Verrufs­erklärung Arbeiter zur Einstellung der Arbeit zu bestimmen oder an der Fortsetzung oder Annahme der Arbeit zu hindern sucht, oder Arbeitgeber zur

Entlassung von Arbeitern zu bestimmen oder an der Annahme von Arbeitern zu hindern versucht, soll mit Gefängniß nicht unter einem Monat bestraft werden, und die gleiche Strafe denjenigen treffen, der Arbeiter zur widerrechtlichen Einstellung der Arbeit oder Arbeitgeber zur widerrechtlichen Eut­lassung von Arbeitern öffentlich auffordert.

Die überseeische Auswanderung aus dem deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat März 1890: 9884 und in der Zeit von Anfang Januar bis Ende März 1890: 17 099 Personen; von letzteren kamen aus der Provinz Pommern 3026, Posen 2527, Westpreußen 2109, Bayern rechts des Rheins 1250, Hannover 956, Württemberg 938, Schleswig­Holstein 864, Brandenburg mit Berlin 669, Rhein­land 575, Baden 471, Hessen=Nassau 385, König­reich Sachsen 330 u. s. w.

Die durchschnittliche Gesammtstärke der britischen regulären Armee bezifferte sich im Jahre 1889 auf 210298 Mann. Hiervon kommen auf die Infanterie 134388 Mann. In Vereinigten Königreich lagen 105 956 Mann, im Auslande 104342 Mann. Von den 32087 nährend des Jahres eingestellten Re­kruten waren 15000 noch nicht 19 Jahre alt, 1500 älter als 23 Jahre. Die Hilfsstreitkräfte der Armee zählten 407307 Mann: 56090 Mann Reserve, 11 494 Miliz, 10710 Ylomanry und 224021 Freiwillige.

Wie aus London berichtet wird, ist der Bau des großen Tunnels von Khojak zwischen Quetta und Kan­dahar beendet worden. Mit der Herstellung dieses Tunnels ist der Durchstich des Amram=Gebirges voll­zogen, welches ein mächtiges Hinderniß für eine Ar­mee bildete, die von Indien nach Kandahar vor­dringen wollte. Dieses Hinderniß besteht nicht mehr und England besitzt unnmehr eine leichte Verbindung mit dem Süden Afghanistans, welche es sogar in die Lage setzt, dorthin in wenigen Tagen Truppen wer­fen zu können, für den Fall, daß ein neues Vor­dringen Rußlands stattfinden sollte. Der Bau dieses Tunnels wird auch für den Handel Kandahars mit Indien, welcher nach Eröffnung dieses Verkehrs­weges einen außerordentlichen Aufschwung nehmen wird, von großem Nutzen sein.

Preußischer Landtag.

Herrenhaus.

11. Sitzung vom 8. Mai.

Vor Eintritt in die Tagesordnung nimmt der Minister­Präsident v. Caprivi das Wort zu folgender Erklärung: Ich betrete die Räume dieses hohen Hauses zum ersten Male, um mich Ihnen, meine Hireen, vorzustellen und mir Ihr wohlwollendes Entgegenkommen zu erbitten. Wenn ich recht sehe, ist der wesentliche, charakteristische Zug dieses Hauses die traditionelle Liebe und Hingebung zu Preußen und zu unserem Königlichen Hause. Es wird, wenn ein General vor Sie tritt, mehrerer Worte nicht bedürfen, um Ihnen die Ueberzeugung zu geben, daß er sich auf diesem Boden leicht zurecht finden und in diesen Empfindungen sich mit Ihnen Eins wissen und fühlen wird.(Braoo!)

Der Generolverichterstatter des Budaets, Herr v. Pfuel spricht dem Ministerpräsidenten den Dank des Hauses für diese Worte aus und gedenkt dann in herzlichen Worten der Amtsthätigkeit des Fürsten Bismarck, dem er für seine Thaten und Verdienste das größte Lob zollt.

Alsdann tritt das Haus in die Berathung des Staats­haushalts ein und genehmigte denselben nach den Be­schlüssen des Abgeordnetenhauses.

Deutscher Reichstag.

2. Sitzung vom 7. Mai.

Am Bundesrathktische: von Bötticher.

Alterspräsident Graf Moltke eröffnet die Sitzung. Auf der Tagesordnung steht: Wahl der Präsidenten und Schriftführer. Die Wahl findet durch Abgabe von Stimm­zetteln statt. Es werden abgegeben 353 Stimmzettel, davon lauten 336 auf den Namen von Lewetzow, 3 auf Graf Ballestrem(Ctr.), 1 auf von Schorlemer=Vist(Ctr.), 13 sind unbeschrieben.

Abg. v. Lewetzow(kons.) ist sonach zum Präsidenten des Hauses wiedergewählt. Dersetbe dankt dem Hause für seine Wahl. Redner ist überzeugt, daß sachliche Gründe für seine Wahl maßgebend gewesen sind, erkennt dari aber auch ein hohes Wohlwollen für seine Person. Es werde sein aufrichtiges Bemühen sein, die Voraus­setzungen zu rechtfertigen, welche den Reichstag bewogen, ihn zu wählen. Er sei aber der Nachsicht dringend be­dürftig und erbitte dieselbe. Er werde in seiner Amts­führung von dem legalen, geraden und offenen Wege nie abweichen. So lange ich auf dem Präsidentenstuhl wird des Reichstags Ehre meine Ehre und das In­teresse jedes einzelnen Mitgliedes mein Interesse sein. (Bravo.) Der Präsident dankt sodann dem Grafen Moltke für die Führung der Geschäfte des Hauses bisher und schreitet zur Wahl des ersten Viz=präsidenten.

Abg. Graf Ballestrem wird mit 304 Stimmen ge­wählt, 29 Zettel sind unbeschriebev. Derselbe nimmt die Wahl an und erklärt, das Präsidium vorkommenden Folls in dem Sinne führen zu wollen, welchen der Präsident von Lewetzow eben klar gelegt hat, bittet aber als Neuling um Nachsicht und Wohlwollen des Hauses.

Es folgt die Wahl des zweiten Vizerräsidenten. Von 314 abgegebenen Stimmzetteln lanten 274 auf den Abg. Baumbach(freis.), 30 sind unbeschrieben. Abg. Baum­bach nimmt die Wahl dankend an.

Abg. Windthorst(Ctr.) beantragt folgende Herren als Schriftführer per Akklamation zu wählen: Graf Kleist=Schmenzin(kons.), Wichmann(kaus.), Müller­Marienwerder(freik.), Frhr. von Buol(Ctr.), Dr. Porsch (Cir.), Holzmann(natl.), Schmidt=Elberfeld(freis.), Her­mes(freif.)

Das Haus beschließt demgemäß.

Zu Quästoren ernennt der Präsident die Abas. Koch­hann(Crr.), Dr. Bötticher(natl.)

Es werden sodann vom Präsidenten von Lewetzow geschäftliche Mittheilung gemacht, darunter die von dem Rücktritt des Fürsten Bismarck und der Ernennung seines Nachfolgers. Der Präsident bemerkt hierzu: Die unsterblichen Verdienste, welche Fürst Bismarck als erster deuischer Reichskanzler um die Aufrichtung, den Ausdau und die Machtstellung des Reiches sich ermorben hat, werden und können im deutschen Volke und im deutschen Reichstage nimmer vergessen werden.(Bravo.)

Von der socialdemokratischen Partei ist ein Antrag auf Aussetzung der gegen die Abag. Kuhnert und Schippel wegen Majestätsbeleidigung schwebenden Strafverfahren eingebracht worden.

Darauf vertagt sich das Haus auf Freitag 1 Uhr (Antrag auf Strafaussetzung, Zeugengebührenvorlage und

Gewerbegerichte.)

Abgeordnetenhaus.

54. Sitzung vom 7. Mai.

Der Antrag des Abg. Grimm(natlib.), die Regie­rung wolle eine Vorlage einbringen, durch welche die Gemeindeverfassung der Städte Wiesbaden und Hom­burg v. d. Höhe neu gestaltet wird, wird nach längerer Debatte angenommen.

Es folgt die Berathung von Petitionen. Eine Peti­tion vom landwirthschaftlichen Vereine von Hannover, Westfalen und Hefsen ersucht um Bestrafung des Kon­traktbruches des Gefindes und der ländlichen Arbeiter. Die Justizkommission beantragt, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen, da Vorarbeiten für eine seiche Gesetzgebung atmackt werden.

Abg. Wessel(freikon.) beantragt, die Petition an die um 7 Mitglieder zu verstärkende Jastizkommission zurück­zuverweisen.

Abg. Rickert(freis.) beantragt, die Petition durch einfachen Uebergang zur Tagesordnung zu erledigen. Die Landwirthe ernten jetzt nur, was durch die Massenaus­weisungen gesät worden ist. Die Bestrafung des Kon­traktbruches wäre das schlechteste Mittel, um den sozialen Frieden za fördern. Die Petition steht überhaupt im schreienden Gegensatz zu der arbeiterfreundlichen Politik im Reiche.

Abg. Frhr. von Geffa(kons.): Bei der Petition handelt es sich nur darum, für Arbeiter und Arbeitgever wieder den gleichen Rechtsboden zu schaffen. Wie die Verhältnisse jetzt liegen, so kann es nicht weiter geben. Die Landwirthschaft hat dadurch ganz empfindlichen Schaden.

Abg. Wessel(freikons.): Die Bemerkungen des Abg. Rickert sind ganz zwecklos. Es handelt sich hier durch­aus nicht um ardeiterfeindliche Politik, sondern nur um Mittel, dem unmotivirten Kontraktbruche vorzubengen. Das steht dem arbeiterfreundlichen Zuge der Reichsgesetz­gebung nicht entgegen. Es wäre gut, wenn sofort weiter­gehende Vorschläge gemacht würden, und darum empfiehlt sich die Zurückverweisung der Petition an die Justiz­kommission.

Abg. von Zastrow empfiehlt den auf eingehender Berathung beruhenden Kommissionsantrag zur Annahme.

Abg. Barth(freikons.) kann sich von einer Bestra­fung des Kontraktbruches in weiteren Umfange, als es heute schon der Fall, keinen Erfolg versprechen. Die Klagen über die sogenannte Sachsengängerei sind theil­weise unbegründet, oder aber sie haben in anderen Ver­hältnissen ihren Grund.

Abg. Conrad spricht im Sinne des Vorredners aus.

Abg. Sattler(natlib.) spricht für den Antrag Wessel.

Der letztere wird abgelehnt und über die Petition nach dem Kommissionsbeschlusse zur Tagesordnung übergegangen. Ueber eine Petition von Bewohnern einiger in den Fluß­gedieten der Warthe und Oder gelegener Städte, betref­fend die Abschwächung von Hochwassergefahren, geht das Haus zur Tagesordnung über.

Die Petition eines Maurers in Breslau um Ge­währung einer lebenslänglichen Unterstützung wegen eines bei dem Bau des dortigen Regierungsgebäudes erlittenen Unfalls wird der Regierung zur Erwäzung überwiesen.

Es folgt dann noch eine Reibe von kleinen lokalen Petitionen, die ausnahmslos durch Uebergang zur Tages­ordnung erledigt, also abgelehnt werden.

Nächste Sitzung: Donnerstag 11 Uhr.(Kleine Vor­lagen.)

Berlin, 7. Mai. Im neuen Palais bei Potsdam wurde am Dienstag der achte Geburtstag des Kronpriozen Wilhelm begangen. Am Mittwoch Vormittag wohnte der Kaiser zunächst Truppenübungen auf dem Born­stedter Felde bei und hörte dann im Neuen Palais die Vorträge des G=h. Ratb von Lucanus, sowie des Staats­sekretärs von Marschall. Am Nachmittage unternahm das Kaiservaar eine längere Ausfahrt. Heute Donner­stag gedenkt der Kaiser die Spandauer Regimenter zu besichtigen.

Von dem Kaiserbesuche in Altenburg wird in dortigen Zeitungen noch folgendes beachtenswerthes Wort des Monarchen mitgetheilt:Ich bin bestrebt, das Wodl aller Stände, und aller Klassen zu fördern, besonders auch das des Bauern. Daher wünsche ich, daß die Bauernschaft stets in Frieden ihre Felder bedauen kann, und dafür will ich wirken, so lange ich lebe.

Prinzessin Victoria von Preußen, die zweit­

älteste Schwester des deutschen Kaisers hat die Adsicht kundgegeben, sich in England einen eigenen Hofstaat zu gründen. Sie hat deshalb den Kaiser gebeten, ihr zu diesem Zwecke eine genügend doh: Aomage zu bewilligen.

Die Eutscheidung über diesem Fall wird jedoch erst nach der Rückkehr der Kaiserin Friedrich von deren b.vor­stehender Reise nach Griechealand erfolgen.

Dem Bundesrash ist bereits eine Vorlage unter­breitet, welche das Porto für Kreuzbänder im G.vicht von 50 bis 100 Gramm auf 8 Pfg. festsetzt.

Hagen.

r Verantwortlichkeit etzold in Witten.