afino Witten. Zio. 90. Feusprech=Nr. 8[MT 4u2) für Witen. Witten, Freitag, den 18. April
Fernspretz=Nr. 18 für Hagen.
1890.
ag, den 19. April er. Abends 8½ Uhr:
ugelung.
Danksagung.
i denen, die meiner veren Frau das letzte Ehrengegeben haben, biermitz herzlichsten Dank. mern, 15. April 1890 hoffmann u. Kinder.
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sirt unter Verantwortlichkeit B. Koetz old in Witten.
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verbunden mit dem
D Der heutige Stand der europäischen Arbeiterbewegung.
In der deutschen und noch mehr in der ausländischen Presse wird vielfach angenommen, die Arbeiterbewegung in Deutschland sei erst seit den letzten Reichstagswahlen in Fluß gekommen. Diese Ansicht ist aber falsch, dak Wahlresultat, resp. das Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmen, war nicht der Beginn der Bewegung, sondern nur ein Zeichen derselben, das noch von besonderen Verhältnissen beeinflußt wurde. Die Lohnbewegung ist, wie bekannt, seit Frühjahr 1889 gewaltig in die Höhe gekommen und sie het sich auf alle europäischen Staaten ausgebreitet; die Bergleute waren es besonders, welche den Stein ins Rollen brachten. Dann fand in Paris der bekannte internationale Arbeitertag statt, welcher die Achtstundenbewegung einleitete, über die nun selbst unter den deutschen sozialdemokratischen ReichstagsAbgcordneten Meinungsverschiedenheiten entstanden sind. Wenn man fremde Zeitungen seit den Reichstagswahlen liest, so findet man darin ziemlich übereinstimmend die Ansicht ausgesprochen, daß die soziale Bewegung nirgends einen so hohen Stand ererreicht habe, wie in Deutschland. Dieser Ausspruch zeugt einmal wieder von einer großen Unbekanntschaft mit den deutschen Verhältnissen, die man leider bei den angesehensten Blättern des Auslandes noch häufig genug bemerkt. Man sagt, die deutschen Sozialdemokraten hätten bei den Wahlen fast andert halb Millionen Stimmen auf sich vereinigt; das sei in keinem anderen Lande bisher vorgekommen. Ist richtig; kein Land hat aber auch ein so demokratisches Wahlrecht, wie das deutsche Reich. Das Königreich Belgien hat die freieste Verfassung in ganz Europa, und worin besteht die Hauptforderung der belgischen Arbeiter? In der Gewährung des allgemeinen Wahlrechts, das bisher hartnäckig verweigert ist. Die deutschen Verhältnisse liegen ganz eigenartig, darum sind sie auch nicht für den Vergleich mit denen anderer Staaten geeignet.
Trotz allen Streiktruhels war es im deutschen Reiche doch während des letzten Jahres am ruhigsten von allen europäischen Industriestaaten, ein Beweis daß die große Mehrheit der deutschen Arbeiter sich ruhige Ueberlegung gewahrt het. Daß Mancher aufbraust, je nun, das kommt vor, aber den stürmischen Momenten folgt wieder die Besinnung. Es ist richtig, wir hatten verschiedene Streikausschreitungen, in Rheinland=Westfalen und Niederschlesien ist es bei den Bergarbeiterausständen zu recht bedauerlichen Gewaltthaten gekommen. Aber die Exzedenten waren zumeist unreife Burschen, und ihre Streiche sind verdammenswerth, aber nicht charakteristisch für alle deutschen Arbeiter. Wir haben in letzter Zeit außer verschiedenen anderen Vorkommnissen noch den Krawall in Köpenick bei Berlin gehabt, in welchem ein Beamter meuchlerisch ermordet worden ist. Das ist Alles unerfreulich, aber wie steht es denn in andern Industriestaaten? Zehnmal ärger! Denken wir an den vorjähigen Dockarbeiterstreik in England, bei dem es mehrere Wochen hindurch Tag für Tag zu blutigen Zusammenstößen kam, von den früheren Plünderungszügen ganz zu schweigen. Dann an die Unruhen in Livespool, Manchester, Birmingham und anderen großen englischen Industriestädten, bei welchen es zu Straßenkämpfen kam, Fabriken und Maschinen demolirt wurden! Ueber die unausgegesetzten Arbeiterkrawalle, Attentatsversuche und Raubscenen in Belgien brauchen wir kein Wort weiter zu verlieren. In Frankreich ist es in den Minendistricten zu entsetzlichen Gräuelthaten gekommen, ein Hüttendirektor wurde z. B. zu Tode getreten, Militär hat zu wiederholten Malen die Ruhe wiederherstellen müssen. In der Schweiz kam es in Bern und Zürich zu Excessen, in Rom, Mailand, Bologna und anderen italienischen Städten haben im letzten Jahre wohl ein halbes Dutzend offenkundige Arbeiter=Revolten stattgefunden. Die Ausschreitungen in Wien, Mähren, die furchtbaren Plünderungen in Kladno in Böhmen sind in Aller Erinnerung. Wo sind nun bei uns Ausschreitungen in diesem weiten Umfange vorgekommen? Nirgends! Auch die gegenwärtige so überausgroße Zahl von Streiks ist bei uns nicht ärger, als in anderen Staaten. Das sind die thatsächlichen Verhältnisse, und wenn Jedermann gern zugeben wird, daß in Deutschland Vieles nicht erfreulich ist, so müssen wir doch mit aller Entschiedenheit die Auffassung zurückweisen, daß wir es heute nur mit einer deutschen Misere zu thuen haben. Ganz Europa hat zu kämpfen, und sprechen fremde Zeitungen so viel von Deutschland, um von den eigenen Verhältnissen nicht reden zu brauchen, so üben sie, gelinde gesagt, Selbsttäuschung.
Kaiser Wilhelm II. hat der Arbeiterbewegung gegenüber die allein richtige Politik eingeschlagen: gerechte Ansprüche befriedigen, Gewalt mit Gewalt
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dämpfen, und abwarten. Auch die reißendste Fluth wird wieder einmal ruhig, und wir in Deutschland haben recht feste Dämme, die Ueberschwemmungen erfolgreich wehren. Wir haben eine Zeit der Gährung, der wieder eine solche der Klärung folgen wird, auf den Kopf hat man die Welt noch nie stellen können und dazu wird es auch heute nicht kommen. Wir hatten die umgekehrte Erscheinung von heute zum Beginn der siebziger Jahre; in der Gründerzeit wollten alle Unternehmer mit den Köpfen durch die Wolken fahren. Die hitzigen Geister sind sehr ruhig später geworden, und auch jetzt wird wieder Ruhe kommen; auf dem Gipfe. der Bewegung sind wir, einmal muß es wieder abwärts gehen.
Rundschau.
Die Antrittsrede des Reichskanzers v. Caprivi im Abgeordnetenhause hat den verschiedenen Parteien Veranlassung zu einer allgemeinen Besprechung der politischen Situation gegeben. Ven freisinniger Seite sprach der Abgeordnete Rickert in versöhnlichem Tone, was den Abg. Eugen Richter bewog, nun auch sein Fett abzugeben und in der bekannten absprechenden, gehässigen Weise sein Licht leuchten zu lassen. Zunächst äußerte er sich in der Form eines Schul=Abgang=Zeugnisses über den Fürsten Bismarck, wie folgt:
Das aber müssen wir uns sagen, daß selbst er in den letzten Jahren nicht mehr so allen Auforderungen entsprochen ta', wie es wünschenswerts gewesen wäre. Daher die Versumpfung unserer Gesetzgebung.
Nun, unserer Ansicht nach, ist der Abg. Richter der Letzte, der zu solcher Kritik berufen und qualificirt ist, und die angebliche Versumpfung der Gesetzgebung muß zum großen Theil den Nörgeleien seiner Partei, besonders ihm zur Last gelegt werden.
Nachdem er sich sodann dem jetzigen Reichskanzler als politischer Gegner vorgestellt, wendet sich der Abg. Richter gegen die Getreidezölle und versteigt sich zu folgender Phrase:
Die Wirkung der Getreidezölle auf eine einfache Arbeiterfamilie ist eine solche, daß der Arbeiter eine Stunde täolich weniger zu arbeiten brauchte, wenn diese künstliche Vertheuerung seines täglichen Brotes nicht vorhanden wäre.
Wäre diese Auslassung nicht eine der bekannten Redensarten, mit denen der Wortheld die Arbeiter zu ködern versucht und mit denen er den SozialDemokraten in die Hände arbeitet, man müßte glauben er habe sich einen Aprilscherz billigster und gewöhnlichster Sorte geleistet.
Das ganze, von dünkelhafter Ueberhebung und eingebildeter Größe duftende Verhalten des Abg. Richter, veranlaßte den Centrumsführer Windthorst zu der Frage:
Glaubt denn Herr Richter, er sei der einzige Gerechte in Jerusalem?
Der ganze Eindruck ist nach unserer Auffassung der, daß der Abg. Richter zu dem hohen Entschluß gekommen ist:
„Es wird weiter genörgelt.“
Die„Berl. Polit. Nachr.“ stellen folgende Betrachtung an: Die Einrichtung von Postsparkassen war bekanntlich geplant, ist aber nicht zur Ausführung gelangt. Gerade aber im Interesse der Arbeiter wäre es in hohem Grade erwünscht, wenn der Plan wieder aufgenommen würde. Wie sehr es im Allgemeinen und namentlich in Zeiten guter Löhne gerade für die Arbeiter nützlich ist, die nicht zum Lebensunterhalt nothwendigen Einnahmen zu sparen, be arf der näheren Auseinandersetzung nicht. Die Gründung des eigenen Haushalts bildet für den Unverheiratheten, die Erziehung und Ausstattung der Kinder für den Famitienvater, die Verbesserung der materiellen Lage für Alle eine Aufgabe, welche die Ansammlung eines Sparpfennigs auch unter der Herrschaft der Arbeiterversicherungspolitik zum dringenden Bedürfniß macht. Wenn die Ansammlung von Sparpfennigen noch nicht in demjenigen Umfange erfolgt, wie dies im Interesse der Arbeiter zu wünschen wäre, so liegt die Ursache sicherlich nicht an mangelndim Sparsamkeitstriebe, sondern an mangelnder Gelegenheit zum Sparen. Es fehlt noch immer allzusehr an Sparstellen. Die auf Vermnehrung derselben angesichts der Postsparkassenvorlage gerichtete Bewegung ist seitdem wieder zum Stillstande gelangt, und die Pfennigsparkassen sind noch zu wenig entwickelt, um die Lücke ausfüllen zu können. Es kommt jetzt nur zu häufig vor, daß die Arbeiter, welche ihre Ersparnisse anlegen wollen, nicht nur lange Wege zu machen und lange Zeit auf Abfertigung an der Sparstelle zu warten haben, sondern auch unverrichteter Weise nach Hause zurückkehren müssen. Es ist daher die gute Absicht, zu sparen mit einem unverhältnißmäßigen Aufwande von Zeit verknüpft, und Zeit ist auch Geld, namentlich für den Arbeiter. Aber es liegt, wenn der Arbeiter wegen zu starken
Andrangs an den Sparstellen nicht ankommt, auch die Versuchung vor, einen Theil des für die Sparkasse bestimmten Betrages in das Wirthshaus zu tragen. Endlich hegt der Arbeiter, wenn auch durchaus ungerechtfertigt, oft Mißtrauen gegen die Communalsparkassen; er befürchtet namentlich in den mit Communallasten überbürdeten Communen der Westprovinzen eine Steuererhöhung und läßt sich durch diese Befürchtung vom Sparen abbringen. Allen diesen Uebelständen würde durch die Errichtung von Postsparkassen abgeholfen, durch welche den Arbeitern mit einem Schlage 48 000 neue Sparstellen eröffnet würden, während auch eine ernstliche Beeinträchtigung der Communalsparkassen namentlich dann nicht zu befürchten ist, wenn der Höchstbetrag der bei den Postsparkassen zulässigen Einlage nicht zu hoch bemessen wird. Es ist daher sehr dankenswerth, daß der Verein der rheinisch=westfälischen Industriellen in seiner letzten Generalversammlung die Wiederaufnahme des Planes der Errichtung von Postsparkassen angeregt hat. Die lebhafte Theilnahme und die allgemeine Zustimmung, welche der Vorschlag fand, Schritte nach dieser Richtung zu thun, liefern einen neuen Beweis von der arbeiterfreundlichen Gesinnung und von dem Interesse, welches die Industriellen dem Wohl und Wehe der Arbeiter entgegentragen
Die für Sonntag anberaumte Enthüllung des Lassalle=Denkmals auf französischem Boden in Bossey am Fuß des Saleve, zu welcher viele Theilnehmer eingetroffen waren, konnte, laut Mittheilung der „Köln. Ztg.“, infolge der Einsprache des Bodenbesitzers Demole, eines Genfers, nicht stattfinden.
Der Wahlkampf ist in Paris schon jetzt außerordentlich erregt. Zwischen den Boulangisten sind angesichts der Stadtrathswahlen tiefe Spaltungen eingetreten. Eine Anzahl boulangistischer Kandidaten wollen von der Wiederaufstellung Boulangers nichts wissen. Diesen antiboulangistischen Boulangisten stehen diejenigen gegenüber, welche unter allen Umständen den Exgeneral mit einer Kandidatur beehren wollen. Die Orleanisten vollends scheinen fest entschlossen, sich von jener Partei mit und ohne Boulanger auf jeden Fall loszuschlagen.
Am Freitag ist in seiner Vaterstadt Forli Graf Aurelia Saffi, einer der Triumvirn der römischen Republik von 1849, am Herzschlage gestorben. Seine Familie gehört zu den vornehmsten Gesalechtern Italiens. Aurelio Saffi war ein unbeugsamer Republikaner. Indessen hatte er schon als Flüchtling in London erklärt, daß es sich vor Allem um die Einheit Italiens handle und daß die Regierungsform Nebensache sei. Aus Anlaß der Reise des Königspaares in der Romagna forderte er sogar die republikanische Partei in einem offenen Briefe auf, den Monarchen und dessen Gemahlin mit aller Ehrfurcht zu empfangen, da sie die Einheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes verkörperten. Daß er im Jahre 1874 wegen einer angeblichen Verschwörung verhaftet ward, beruhte auf einem Mißverständniß und die Regierung machte ihren Mißgriff gut, denn durch ganz Italien ging damals ein Schrei der Entrüstung, wie heute alle Blätter ohne Unterschied der Parteistellung Saffis Tod beklagen. Die ministerielle „Niforma“ widmet ihm einen überaus warmen und rühmlichen Nachruf, und Crispi selbst telegraphirte an die Wittwe:„Siekönnen sich denken, wie schmerzlich mir die Nachricht von dem Tode unseres Aurelio war. Ich habe ihn von ganzem Herzen geliebt.“ In Foeli wurden, als man Saffis Tod erfuhr, alle Kausläden geschlossen und überall schwarze Fahnen ausgesteckt. Auch in Bologna wehten von allen Dächern Zeichen der allgemeinen Trauer, denn Saffi war Eyrenbürger der Stadt und Dozent an der dortigen Universität. Mit ihm verschwindet die letzte große Gestalt der italienischen Unabhängigkeitskämpfer aus den Reihen der Lebenden. Selbst die politischen Feinde haben ihn stets als das Muster eines charaktervollen Mannes gerühmt und ihn der Jugend als Vorbild hingestellt.
Auf den serbischen Minister des Innern, Herrn Tauschanowitsch, ist am Sonntag ein Mordanfall verübt worden, der indessen vereitelt wurde. Wie verlautet, ist der Thäter geistesgestört, nennt sich Horak und will Fabrikant aus Wien sein.
Preußischer Landtag.
Abgeordnetenhaus.
41. Sitzung vom 16. April.
Die Spezialdebatte zur dritten Etatsberathung beginnt bei dem Etat der indirekten Steuern.
Abg Bödicker(C.) führt Klage über die Art der Tabaksteuer=Erhedung im Eichsfeide, wo durch die steueramtlichen Anordnungen der Tabak an Güte verliere und die dortigen Tabakbauer geschädigt werden. Er bittet um Abbilfe dieser Uebelstände.
Abg. Dasbach(C) erörtert beim Etat der Berg=, Hütten= und Salinenverwaltung die neue Einrichtung
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;<space> d e r<space> A r b e i t e r a u s s c h ü s s e.<space> D i e<space> R e g i e r u n g<space> h a b e<space> d a b e i<space> e i n e<space> derartige Wablkreisgeometrie angewendet, daß dadurch die ganze Einrichtung in Mißkredit kommen könne. Möze die Regierung bedenken, daß Vertrauen Vertrauen erwirbt. Entschieden weist Redner den vom Abg. Graf Limburg (kons.) gegen ihn erhobenen Vorwurf der Aufdetzung zurück. Artikel, die aufhetzend gewirkt haben sollten, seien schon 1871 in einem vom Redner herausgegebenen Blatte erschienen. Thatsächlich seien geringe Löhne und schlechte Behandlung die Ursachen des Bergarbeiterstreiks gewesen, und diese Ursachen seien gerichtlich festgestellt worden.
Abg. Vopelius(freikons.): Die Artikel, von welchem der Vorredner gesprochen, seien, nach dem sie als Brochure erschienen waren, auf Verfügung des Staatsanwaltes konfiscirt. Das kennzeichne ihren Charkter. Auch die
Behauptungen über die schlechte Behandlung der Bergarbeiter ständen vielfach mi: der Wahrheit im Wieerspruch.
Abg. Olzem(natlib.) betont, die Reden des Abg. Dasbach und noch mehr die von ihm herausgegebenen Blätter hätten aufdetzend gewirkt, namentlich Artikel des Paulinusblattes und der Trier'schen Landeszeitung. Letztere habe selbst der Oberbürzermeister von Trier, ein Anbänger des Centrums. mit scharfen Worten getadelt.
Abg. Windthorst(C.) antwortet, die Herren ereiferten sich umsoost. Ihre Angriffe gegen den Adg. Dasbach würden dessen Stellung bei den Arbeitern nur befestigen.
Ged.=Rath von Rönne erklärt, es hätten keine! regeln kattgefunden, aus welchen der Borwurf einer Wablkreisgeometrie bergeleitet werden könnte.
Abg. Dasbach(Cr.) hält seigen Vorwurf aufrecht. Es hätten zahtreiche Verlegungen von Arbeitein stattgefunden, die nur durch die Rücksicht auf die Ausschußwahlen veranlaßt seien
Abr. Windthorst(Ctr.) findet die Antwort des Regierungskommissars für genügend und bittet die Regierung, Anordnungen zu treffen, um künftig Wahlkreisgeometrie zu vermeiden.
Beim Eisenbohnetat wünscht Abg. Rintelen(Ctr.) Bubesserung der Pensionen von Beamten früherer Prioatbahnen, da diese Leute sehr ungünstig gestellt seien.
Geh.=Rath Brebeck bestreitet Letzteres, die berr. Personen hätten zu Beschwerden keinerlei Anlaß
Die Abge. Berger(lib.), Brömel(freis.) und Rintelen(Ctr.) verweisen auf die Petitionen, die zu dieser Angelegenbeit eingegangen sind.
Abg. Pleß Cir.) bittet um Besserstellung der niederen Eisenbahn Beamten.
Beim Miristerium des Janern fragt Aba. Windehorst, wie es mit dem Bau eines neuen Geschäftsgebäudes für das Abseordnetenhaus stehe.
Minister des Janern Herrfurth: Nach den neuerdings getroffenen Vereinbarungen ist für diesen Zweck das Grundstück Leipzigerstraße 4 in Aussicht genommen. Die Staatsregierung ist mit diesem Plan einverstanden. Für den Neubau sind verschiedene Projecte bereits vorhanden, darunter auch solche, die noch die Berwendang eines Theiles des Gartens vomn Herrenhause in Aussicht nehmen. Weitere Entschließungen hierüber können bis zu der Zeit verschoben werden, wo das Grundstück, das jevige Reichstagsgebäude, frei wird.
Abe. Graf Behr(freikons.) wünscht, die Regierung möge darauf Bedacht nehmen, daß die Nachtbeile, welche junge Leute durch die Ableinung ihrer militdeischen Dienstzeit in ihrer Carriere erleiden, möglichst ausgeglichen werden. Es wäre nicht unbillis, wenn den jungen Leuten die Dienstzeit auf die Amtsdauer mit in Anrechnung gebracht würde.
Abg Richter(freis.) wünscht zu wissen, aus welchem Fonds die offiziöse Prisse ihre Unterstützangen empfängt. Früher hat der Minister Graf Eulenburg erklärt, die Subventionen würden aus dem Fonds des Staatsministeriums gezahlt. Ist das auch heute noch der Fall?
Minister Herrfurth: Unter offinöser Presse verstehen die Herren links in der Regel alle Blätter, die ihnen unangenehme Wahrheiten sagen. Glauden Sie denn wirklich, daß Blätter, wie die Nordd. Allg. Ztg., die Berl. Pol. Nacht.“, der Hawb. Corr. r. s. w. auch nur einen Pfenvig Subventien von der Rezierung erhalten? Wenn die Regierung auch selbst nur den Reichsanzeiger zu emtlichen Publikationen benützt, so kann sie doch nicht darauf verzichten, ihre Ansichten in der übrigen Presse vertreten zu finden. Rechnung über den Welfenfonds zu legen, hat die Regierung keine Verpflichtung. Mögen die oppositionellen Blätter ihrerseits sich bessern, so wird Alles besser sein.
Abo. Windthorst(Centr.): Die heutie Erklärung des Herrn Ministers des Janern ist sehr eigenthümlich und unterscheidet sich merklich von den gestrigen Ausführungen des Herrn Ministerpräsidentev. Wir wollen auch, die Regierung soll in der Presse vertreten sein, der Reichsanzeiger allein genügt nicht, und ich bin bereit, die Mittel zu solcher Preßvertretung zu bewilligen. Aber die amtlichen Kreisblätter, die Jeder aus Geschäftsrücksichten lesen muß, sollten von einseitigen politischen Artikeln frei bleiben. Die Gründe für die Ablehnung einer Rechnungslegung über den Welsenfonds sind nicht stichhaltig. Eine offiziöse Presse, wie wir sie hatten, brauchen wir, ich wiederbole es, in keinem Fall=. Ju den letzten Wocher haben sich die Verhältnisse schon eiwas gebessert und hoffentlich bleibt es so.
Ministerpräsident von Caprivi: Auf eine Betrachtung der früheren Verhältnisse kann ich mich nicht einlassen. Ich will nur soviel bemerken, daß unmittelbar nach dem Personenwechsel Ecwägungen über diese Frage stattgefunden haben. Seit jener Zeit ist aus der Reichskanzlei nicht ein Wort in die Presse gekommen und so wird is bleiben.(Bravo!) Beim Auswärtigen Amt ist das ein anderer Punkt, dort werden wir nicht allein mit dem„Reichsanzeiger“ aunkommen, und die Verwendung von anderen Blättern wird nicht zu umgehen sein. Ich wiederhole aber, über die Regeln eines guten Tones soll niemals hinausgegangen werden.(Bravo!)
Abg. Rickert(freis.) wünscht, daß der Minister Auskunft gebe über die Baarunterstützungen von Preßzorganen und aus welchen Fonds dieselden geflossen sind.
Minister Herrfurth erklärt abermols, daß er keine Verpflchtung dabe, über die Berwendung des Welfenfonds Rechenschaft abzulegen und daß die Reaierung nicht daran denke, jegt die Aufhebung desselben zu beantragen.
Abg. Bachem(Ctr.) beklagt, daß der von der„Nordd. Allg. Ztg.“ vor 12 Jahren gegen den Aog. Windtdorst