Düsseldorfer Bürger-Zeitung

BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN

Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Laura Vennmann (2025), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Düsseldorfer Bürger-Zeitung (1892-1901)

Geschichte und Entwicklung

Die „Düsseldorfer Bürger-Zeitung“ war eine sechsmal wöchentlich erscheinende Tageszeitung, die in Düsseldorf und dem erweiterten Umkreis unter verschiedenen Namen von 1892 bis 1901 erschien. Zeitweise erschien die Zeitung auch siebenmal wöchentlich. Nennenswerte verantwortliche Redakteure waren Bernhard Klee und Gottfried Stoffers sowie Friedrich Calebow. Für Druck und Verlag verantwortlich waren Bleifuß & Co (Gesellschafter Karl Bleifuß und Hugo Eiteljörge) in Düsseldorf.

Die „Düsseldorfer Bürger-Zeitung“ wurde vom 24. Januar 1892 bis zum 15. September 1892 unter diesem Namen herausgegeben. Sie wurde von streikenden Buchbrudergehilfen herausgegeben, die am sogenannten Setzerstreik beteiligt waren und durch den Streik außer Stellung gekommen sind, also zum Beispiel durch Entlassung nicht mehr in ihrer dienstlichen Position tätig waren. Am 15. September 1892 wurde auf dem Titelblatt in einer Meldung „An unsere Leser“ bekannt gegeben, dass die Zeitung nach abgeschlossenen Verhandlungen ab dem folgenden Tag, dem 16. September 1892, mit der „Düsseldorfer Abend-Zeitung“ fusionieren und fortan unter dem Titel „Bürger-Zeitung, Düsseldorfer Abend-Zeitung“ erscheinen würde. Im Verlauf ihres Bestehens war sie zunächst ein „unabhängiges Organ für alle Stände“, dann „Organ der Deutschen Volkspartei in Rheinland und Westfalen“. Ab dem 1. November 1899 bezeichnete sie sich zwar nicht mehr als Organ der genannten Partei, allerdings auch nicht mehr als unabhängig. Die letzte Titeländerung erfolgte am 2. Juli 1900: Sie erschien bis zu ihrer Einstellung am 31. Mai 1901 als „Bürger-Zeitung für Düsseldorf und Umgegend“. Vermutlich führten wirtschaftliche Faktoren zur Einstellung, da die Druckerei Ende Mai 1901 in Konkurs ging (2.6.1901).

Die Düsseldorfer Bürger-Zeitung erschien anfangs täglich morgens und kostete inklusive der Sonntagsbeilage „Illustrirte Familien-Zeitung“ monatlich 50 Pfennig im Abonnement, durch die Post bezogen 1,90 Mark vierteljährlich. Bei den ersten drei Ausgaben handelte es sich um Probennummern, bis das Blatt ab 1. Februar 1892 täglich erschien. Nach der Fusionierung kostete sie 60 Pfennig.

Einer der verantwortlichen Redakteure, Friedrich Calebow, war im Jahr 1901 mehrere Male wegen Beleidigung angeklagt worden. Der „General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend“ berichtete in seiner Ausgabe vom 18. Juni 1901 von einem Verfahren vor dem Schöffengericht. Calebow habe den Kommerzienrat Hermann Schött aus Rheydt, der Inhaber der gleichnamigen Großdruckerei war, beleidigt, indem er ihm vorwarf, er würde seine Konkurrenten nur dadurch unterbieten können, indem er ihnen schlechtere Löhne bezahle. Calebow wurde letztlich freigesprochen, da ein anderer ehemaliger Redakteur der Zeitung sich als Verfasser bekannte (18.6.1901). Wie die „Düsseldorfer Zeitung“ am 14. Mai 1901 des Weiteren berichtete, fand eine Verhandlung zwischen Herrn Eccarius-Sieber und Calebow statt, der mit den im Blatt durch Professor Theodor Levin veröffentlichten Rezensionen nicht einverstanden war und diese als schwer beleidigend empfand. Calebow wurde zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt (14.5.1901).

Inhalte und politische Ausrichtung

Nach der Fusionierung mit der Düsseldorfer Abend-Zeitung wurde der Politik-Teil umfangreicher als zuvor gestaltet. In der Ausgabe vom 16. September 1892 wurde der zukünftige Inhalt der Zeitung dargelegt. Sie wurde als große politische Tageszeitung bezeichnet und wollte in der Politik eine vollkommen unabhängige, freisinnige und volksfreundliche Haltung einnehmen. Sie ließ eine linksliberale Ausrichtung erkennen und wollte „dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, aber für das Volk verlangen, was des Volkes ist und seine Rechte verteidigen“. Der Standpunkt, den die Düsseldorfer Bürger-Zeitung hiermit einnimmt, ist also die einer Sozialreform. Tägliche Leitartikel über Innen- und Außenpolitik sowie politische Übersichten und parlamentarische Berichte bildeten den Politikteil. Zu diesem Zeitpunkt erklärte die Redaktion noch, dass ihre Stellung nicht die einer einzelnen politischen Partei sei, was sich später allerdings ändern sollte. In dem Programm-Artikel wurde außerdem explizit herausgestellt, dass die Zeitung keiner Konfession zugehörig sei. Des Weiteren wurde über Kunst und Wissenschaft (zum Beispiel Theateraufführungen), umfassende lokale und überregionale Nachrichten und Strafverfahren vor Gericht berichtet. Veröffentlicht wurde außerdem die „Wochenplauderei“, welche städtische Verhältnisse und Ereignisse humoristisch illustrierte. Zu den kleinen Formaten gehörten Vereinsanzeigen, Gemeinnütziges, Handels- und Börsennachrichten, Statistiken und Meldungen zur Volkswirtschaft, Romanauszüge, Anzeigen, Familienanzeigen sowie der Wetterbericht.

Die Düsseldorfer Bürger-Zeitung erscheint zu Beginn als unabhängiges Organ aller Stände. Dies änderte sich allerdings mit dem 2. Juni 1896. Von diesem Tag an erscheint sie vielmehr als Organ der Deutschen Volkspartei in Rheinland und Westfalen, deren Parteiprogramm sie bereits am 15. Oktober 1895 veröffentlicht hatte. Am 19. Oktober 1895 erfolgte eine weitere umfangreiche Erwähnung der Deutschen Volkspartei, indem sie einen Artikel der Frankfurter Zeitung republizierte . Damals war die Zeitung zwar offiziell noch ein unabhängiges Organ, berichtete allerdings bereits vermehrt vom sozialdemokratischen Parteitag. Wichtig hierbei: Die Deutsche Volkspartei, abgekürzt DtVP, des Deutschen Kaiserreichs war eine 1868 gegründete linksliberale Partei, die im Reichstag vertreten war. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Deutschen Volkspartei zu Zeiten der Weimarer Republik, abgekürzt DVP, welche dem nationalliberalen Spektrum zuzuordnen war.

Am 2. Juni 1896 erklärten Redaktion und Verlag „An unsere Leser“, dass das Blatt seit September 1895 „Gegenstand zahlloser Verfolgungen“ war, Gerichtsurteile gegen die Zeitung ergangen seien sowie Haussuchungen und Konfiskationen stattgefunden hätten und Redakteure zu Gefängnisstrafen verurteilt worden seien. Etwa zu dieser Zeit hatte das Blatt vermehrte Kriegsberichterstattung veröffentlicht und regelmäßig offene Kritik am Kaiser geäußert. Der verantwortliche Redakteur Gottfried Stoffers galt als „Roter“ und wurde 1895 wegen Majestätsbeleidigung angeklagt und inhaftiert (Kauhausen, S. 14). Er sei ein „freiheitsstolzer Rheinländer“ gewesen, der „enge Freundschaften mit vielen englischen Sozialisten“ unterhielt. Die Düsseldorfer Bürger-Zeitung sei von „streikenden Setzern“ gegründet worden, was auf den Setzerstreik der Buchdruckgehilfen anspielt, der auch 1892 Bestand hatte. Dies lässt vermuten, dass die Zeitung sich zwar als unabhängiges Organ bezeichnete, aber eher einer sozialistisch-linksliberalen Gesinnung zuzuordnen ist. Zu dieser Vermutung tragen außerdem die Gründungsumstände der Zeitung bei. Während der umfangreichen Setzerstreiks der Buchdruckergehilfen, während der viele ihre Arbeit unter menschenunwürdigen und ausbeuterischen Konditionen niedergelegt hatten, gaben einige Entlassene, wie eingangs bereits erwähnt, fortan die Düsseldorfer Bürger-Zeitung heraus. Die Streiks gingen laut dem „Wilhelmshavener Tageblatt und amtlicher Anzeiger“ (Ausgabe vom 21. Januar 1892) von den Sozialisten aus. Für ihn sei die ganze Sozialdemokratie Europas mobil gemacht worden. Die Düsseldorfer Bürger-Zeitung bezeichnete außerdem die soziale Frage als die wichtigste Aufgabe der Zeit.

Ab dem 1. November 1899 war sie nicht mehr Organ der Deutschen Volkspartei in Rheinland & Westfalen und erklärte in einer Ankündigung an die Leser, dass sie innerlich und äußerlich in frischem Gewande erscheine, ließ ihre linksliberale Ausrichtung und Regierungskritik jedoch weiterhin durchscheinen.

Sie veröffentlichte außerdem beispielsweise am 25. Juni 1893 einen Artikel mit der Überschrift „Für Freiheit und Recht!“ in dem sie vor allem die General-Anzeiger mit folgenden Worten kritisierte: „Die unparteiische Presse ist herz-, hirn- und farblos, ist gerade wegen ihres versteckten Kampfes die schlimmste Feindin des Volkes. Deshalb sollte es für jeden einsichtsvollen Mann nur die eine Parole geben – hinaus mit dem General-Anzeiger!“ Überhaupt wuerden noch in weiteren Ausgaben andere Blätter wiederkehrend kritisiert. Sei es wegen vermeintlicher Unparteilichkeit oder schleuderhafter Preise, wodurch das Bestehen ernsthafter Blätter erschwert sei.

Periodizität, Auflage und Format

Die Zeitung erschien als „Düsseldorfer Bürger-Zeitung“ täglich morgens, als „Bürger-Zeitung, Düsseldorfer Abend-Zeitung“ sechsmal wöchentlich abends mit Ausnahme der Sonntage und hohen Feiertage. Als „Bürger-Zeitung für Düsseldorf und Umgegend“ erschien sie sechsmal wöchentlich abends oder täglich. Sie erschien im Vierspaltendruck mit bis zu 6 Seiten, der auf der ersten Seite in einen oberen und unteren Teil gegliedert war. Dieses Format wurde teils beibehalten und teils abgewandelt, sodass die folgenden Seiten in manchen Ausgaben durchgehend und ohne Gliederung waren. In anderen Ausgaben wurde dieses Format hingegen weiterhin umgesetzt.

Nach eigenen Angaben handelte es sich um eine Massenauflage und die am weitesten verbreitete politische Tageszeitung von Düsseldorf und Umgebung. Im Jahre 1900 beträgt die Abonnentenzahl etwa 2.000.

Beilagen

Von Anfang an erschien mit dem Blatt die Sonntags-Gratisbeilage: „Illustrirte Familien-Zeitung“. Im Verlauf kam außerdem „Xanthippus“ mit der Rubrik „Was gibt es neues in Düsseldorf“ und „Illustrirtes Sonntagsblatt“ hinzu.

Literatur und Quellen

  • Kauhausen, Paul: Düsseldorfer Persönlichkeiten der letzten hundert Jahre … VIII. Gottfried Stoffers, in: Das Tor. Düsseldorfer Heimatblätter, 1954, 20. Jg., H. 1, Januar, S. 14f.
  • Wilhelmshavener Tageblatt und amtlicher Anzeiger vom 21.1.1892 (No. 17).
  • Kürschner, Joseph: Kürschners Handbuch der Presse, 1902.