N 320.

Freitag den 25.

184.

Inland.

Berlin, vom 15. Nov. Es wird hier nächstens eine Geschichte der Befreiungskriege erscheinen, welche über eine Menge der wich­tigsten Begebenheiten und Ereignisse ein durchaus neues Licht ver­breiten wird, und diese Ereignisse erst überhaupt in das rechte und wahrheitsgetreue Licht rücken wird. Das Manuscript dieser Geschichte liegt seit längerer Zeit fertig, aber unter den bisherigen Preß= und Censurverhältnissen war es nicht möglich, dasselbe erscheinen zu las­sen. Auch der nächstens erscheinende sechste Band von Varnhagen von Ense's Denkwürdigkeiten wird an interessanten Aufschlüssen und Enthüllungen(oder, wie die Finsterlinge jammern werden: an In­discretionen) reich seyn.-- Die von einigen Zeitungen gegebene Nach­richt von einer eigenthümlichen Prozedur, die mit den Briefen des verewigten Niebuhr vorgenommen worden, aus denen man vor der Publication alles, was darin zu Dahlmanns Lobe enthalten, wegge­schnitten haben soll, hat hier um so größeres Aufsehen gemacht, als der Redacteur der Niebuhr'schen Lebens=Nachrichten in unserer Mitte lebt.(Hb. C.)

Berlin, vom 19. Nov. Was die in Nr. 295 der Köln. Ztg. enthaltene Angabe betrifft, daß ein Domänen=Pächter wegen unbeson­nener Aeußerungen auf Denunciation eines Offiziers behufs der fis­kalischen Untersuchung verhaftet worden sey, so steht darüber nur so viel fest, daß weder zur Stadt=Vogtei noch zur Haus=Vogtei in neue= ster Zeit ein Individuum aus einer Ursache der gedachten Art in Haft gebracht worden ist. Es scheint dies daher eine Erfindung zu seyn.(Köln. Z.)

Ueber die Bebauung des sogenannten, für Berlin sehr wichti­gen Köpenikerfeldes, vernahmen wir vor Kurzem im Hamburger Korrespondenten verschiedene Nachrichten, die alles Fundaments eni= behren, und die Ausführung dieses großartigen Projekts, was schon Friedrich der Große im Auge hatte, in Zweifel ziehen ließen. Es erscheint uns daher wünschenswerth und sogar als nothwendig, eine Widerlegung zu bewirken, die wir auf nichts Besseres basiren zu können glauben, als auf diejenige Allerhöchste Kabinetsordre, welche in einer der letzten Nummern des Berliner Gewerbe=, Jndustrie= und Handelsblattes enthalten, und an die Geheimen Staatsminister v. Bodelschwingh und Graf v. Arnim unterm 11. Okt., wie folgt, erlassen ist:

Ich übersende Ihnen anbei eine Vorstellung mehrerer Grund­besitzer des Köpenikerfeldes vom 4. d. im Betreff des durch jenen Stadttheil projektirten Kanalbaues. Da Ich diesen Kanal schon immer als eine Nothwendigkeit erkannt habe, so autorisire Ich Sie, die Bittsteller davon fördersamst in Kenntniß zu setzen,

daß die Anlage desselben jedenfalls stattfinden werde rc.

Sanssouci, den 11. Oktober 1842.

Friedrich Wilhelm."

Der Kanalbau soll im nächsten Frühjahr beginnen und bereits 1848 mit allen seinen Docks und Bassins vollendet seyn. Obgleich wir in der Jahreszeit schon sehr weit vorgerückt sind, und der Frost hie und da hemmend in den Weg tritt, so sieht man dennoch überall Zimmer= und Maurerleute in jenem Theile der Stadt in vollster Thä­tigkeit; neue, schöne Gebäude wachsen gleichsam aus der Erde. So wie verlautet, wird dieser neue Stadttheil schon zum Frühjahr durch Verlängerung der Commandantenstraße und Junkerstraße, so wie der Orangenstraße bis zur Lindenstraße mit der Friedrichtsstadt in gera= der Linie verbunden, und jene wieder durch Querstraßen verbunden werden. Mit gleicher Thätigkeit wird auch der Bau des neuen Mu­seums betrieben, dessen Vollendung man mit der größten Spannung entgegensieht. Ebenso beginnt bereits die grandiöse Siegessäule auf dem Belle=Alliance=Platz in die Höhe zu steigen, die der ganzen Fried­richsstraße einen imposanten Anblick gewähren wird. Alles dieses sind Ergebnisse der großen und thätigen Vorliebe Sr. Maj. des Kö­nigs für die Baukunst.

Berlin, vom 20. Nov.= Von dem bei der englischen Armee in Indien verweilenden preußischen Hauptmann des Grenadier=Regiments Alexander, v. Orlich, sind wieder Briefe vom 14. Sept. aus Ku­radschee am Indus eingetroffen. Er hatte Bombay am 3. Sept. im Gefolge des kommandirenden Generals Sir Charles Napier verlassen, und die Reise hierher unter sehr angenehmen Verhältnissen gemacht. Von hier aus gedachte sich der erwähnte Offizier nach Forezpoor zu begeben, wo der General sich an die Spitze der 25,000 Mann star­ken, dort versammelten Reserve=Armee stellen wird, und den 20. Nov. seine Operationen zu beginnen gedachte. Bis jetzt haben die Be­schwerlichkeiten der Reise und des Klimas weder auf den Hauptmann

selbst noch auf seinen Begleiter, den jungen Pionier=Unteroffizier ge­wirkt, beide erfreuen sich der besten Gesundheit, und sind voll guter Hoffnung für die Zukunft auch wohl ausgerüstet, dem Ungewöhn­lichen und noch Nichterlebten entgegenzutreten. Berichte einzusenden, sowohl an Se. K. Hoh. den Prinzen von Preußen als Chef des Gardecorps, wie an Se. Exc. den Kriegswinister, ist dieser Offizier bei seinem Abgange nach Östindien angewiesen oder resp. verpflichtet worden. In diesem Augenblicke ist das königl. lithographische In­stitut damit beschäftigt, Uebersichten einer neuen sehr zweckmäßigen Vertheilung der Landwehrbezirke zu metallographiren. Das allge­meine Kriegsdepartement hat diese neue Eintheilung auf Befehl Sr. Maj., im Einverständniß mit den betreffenden Civilbehörden, ausge­arbeitet, und diese neuen, von der höchsten Stelle sanctionirten Be­stimmungen werden am 1. Januar 1843 in Kraft treten. Der Ge­schäftsgang und die Korrespondenz des ganzen Landwehrinstituts wird durch diese neue Eintheilung, bei welcher die Provinzialgränzen mit denen der Generalkommandos künftig korrespondiren werden, auf eine sehr einfache Weise vereinfacht.

Die gesammte Landwehr besteht in der Gegenwart aus 12 Gar­delandwehr=Bataillons, 32 Provinzial=Landwehrregimentern, jedes zu 3 Bataillons(also 96 Bataillons), endlich aus den Landwehrbataillo­nen der 8 Reserveregimenter, im Ganzen also aus 116 Bataillons, die nebst den Landwehr=Kavallerie=Eskadrons, deren 104 vorhanden sind, ein zweites Heer von 430,000 Mann ausmachen, von denen 250,000 zur Kriegsreserve und Landwehr des ersten Aufgebots, und 180,000 zur Landwehr des zweiten Aufgebots gehören. Da nun das stehende Heer den ämtlichen Listen nach 122,000 M. ausmacht, so beträgt die ganze bewaffnete Macht der Monarchie 552,000 Mann. Vorgestern erhielt die General=Staatskasse die Anweisung, vom 1. Dez. des laufenden Jahres an dem, auf sein Ansuchen vom Schau= platz seines amtlichen Wirkens in den Ruhestand versetzten Staate­minister v. Ladenberg jährlich eine Pension von 6000 Thlr. zu bezahlen.

Sehr interessant, ja merkwürdig, sind in diesem Augenblick viele amtliche Mittheilungen aus dem Regierungsbezirk Gumbin­nen, wo sich besonders im diesseitigen Litthauen und namentlich in den Kreisen Heidekrug, Johannisburg, Stallupoehnen, nach der Auf­hebung des Kartels yiele Tausende russische Ueberläufer gesammelt haben. Es sind meistens junge kräftige, an anstrengende Arbeiten gewöhnte Männer, die in dieser Beziehung eine willige Aufnahme auf den Edelhöfen und Dörfern dieser Gränzdistrikte gefunden haben. Es vermehrt sich die Zahl dieser Flüchtlinge auch noch von Tage zu Tage, und es stellt sich die Frage:wo endlich damit hin?" immer deutlicher heraus. Im Ganzen fehlt es uns auch bei den öffentlichen Arbeiten nicht an unbeschäftigten Händen und physischen Kräften.

Man will hier wissen, daß der Verein, der sich bekanntlich

gebildet hatte, um den sieben Göttinger Professoren während der Zeit ihrer gezwungenen Unthätigkeit Gehalte zu sichern, und der seit der Anstellung des Prof. Dahlmann keinen Gegenstand seiner Für­sorge mehr haben würde, dessenungeachtet seine Wirksamkeit nicht ein= stellen, sondern sich auch ferner solcher Männer, die wegen mannhaf­ter Vertheidigung des Rechts, der Wahrheit, des freien Wortes Ver= folgung erleiden, hülfreich annehmen wolle. In der That würde in diesem Augenblicke, wo z. B. das Schicksal des Dr. Grün allgemeines Aufsehen erregt, ein solcher Beschluß des Vereins in ganz Deutsch­land mit Jubel begrüßt werden.(L. A. Z.)

Berlin, vom 21. Novbr. Die Trauer unseres erhabenen Kö­nigshauses um das Ableben der Königin=Mutter von Baiern hatte im vorigen Jahre die Väter und Vertreter der Stadt, in treuer Anhänglichkeit an die Herrscherfamilie verhindert, das Freudenfest wegen Einführung der Städteordnung, wie alljährlich, zu feiern. Desto schöner und mit regerer Theilnahme wurde in diesem Jahre der 19. November von dem Magistrat und den Stadtverordneten be­gangen. In dem zu dieser Feier angemessen verzierten Saale des Englischen Hauses, der für die große Zahl derer, welche zur Theil­nahme an dem Feste berechtigt sind, nicht einmal ausreichte, hatten sich über 300 Personen versammelt.

Dem Landgerichts=Assessor v. Holleben zu Köln ist eine etats­mäßige Assessorstelle bei dem Landgericht zu Düsseldorf verliehen; der Landgerichts=Assessor Eduard Herrmann Meyer zu Köln ist an das Landgericht zu Düsseldorf und der Landgerichts=Assessor Bohl zu Koblenz an das Landgericht zu Köln versetzt worden.

Düsseld.=Elberf. Eisenbahnaktien 58¼ Br. 57¼ G. Prio­

ritäts-Aktien 94½ G.

Rheinische 81 Br. 80 G. Prioritäts­

Aktien 97 Br.

Berlin, vom 21. Novbr. Der König läßt sich täglich in