N 232.

Dienstag den 23. August.

nland.

(Schluß des Artikels über denAdel".) Ein eximirter Gerichts­stand veranlaßt ebenfalls unangenehme Betrachtungen. Man fragt warum? und die Erschwerungen, welche dem Gewerbtreibenden, namentlich bei Wahrnehmung seiner Rechte gegen Eximirte, zu wel­cher Klasse der Adel vorzugsweise gehört, entgegen treten, wenn er fern von Orten wohnt, in welchem ein Obergericht befindlich ist, lassen ihn, bei seinen mit Bitterkeit angestellten Reflexionen, zu Re­sultaten gelangen, die nicht erfreulich sind.

Wie unangenehm wird aber der gebildete Bürgerliche durch diese Fakta berührt! er, der die idealen Verhältnisse hauptsächlich erfaßt, und weniger durch die praktische Anwendung und durch materielle Nachtheile sich bestimmen läßt!- So lange derartige Ueberlieferun­gen aus rohen Zeiten seine Freude über die Fortschritte der deut­schen Nation herabstimmen, muß er gestehen: daß dieselbe noch ziem­lich weit von dem Ziele entfernt ist, welches sie erreichen soll. Wie jetzt, kann es nicht bleiben, es müssen Aenderungen eintreten, das ist sicher; allein wie lange wird dies währen, und von wein werden sie ausgehen? Wir hoffen, von dem hochherzigen Theile des Adels selbst, der ohne Storthing und, nicht wie die Nationalversammlung in der Nacht des 4. August, in einem Moment der Begeisterung Titel und Erbrechte aller Art für erloschen erklärte, nur durch ruhige Ueberle­gung den Forderungen der Gerechtigkeit Gehör verschaffen wird, da­durch das großartigste Beispiel von Edelmuth liefernd, welches die Geschichte aller Zeiten aufzuweisen hat. Vortheile zu genießen, die man nicht verdient, muß immer sehr drückend seyn, erhebend dagegen der Gedanke, erworben zu haben, was sonst angeboren wurde Stellung und Ehre. Der edle Adel deutscher Nation wird beweisen, daß er die Zeit begriffen habe, und moderne Don Quixottes und Ritter wie der Redakteur der Adelszeitung werden bald eineUn­möglichkeit" seyn. So hoffen wir für Deutschland.

Wir Preußen aber vermeinen schon den glorreichen Landtag zu erblicken, auf dem ein Antrag gestellt wird, welcher, zur höchsten Ehre des preußischen Adels gereichend, von allen Nationen mit Jubel be­grüßt werden, und ihre Anerkennung im vollsten Maße erhalten muß, aber auch bei der erleuchteten preußischen Regierung gewiß den größ­ten Anklang finden würde. Denn wenn dieselbe den Staatskanzler Hardenberg im Jahre 1811 den 23. Februar, bei Eröffnung der ständischen Versammlung in Berlin, folgende herrliche Worte spre­chen ließ:

Das neue System, das einzige, wodurch Wohlstand begrün­det werden kann, beruht darauf, daß jeder Einwohner des Staa­tes persönlich frei, seine Kräfte auch frei entwickeln und nützen könne, ohne durch die Willkür eines Anderen daran behindert zu1 werden;

daß Niemand einseitig eine Last trage, die nicht gemeinsam und mit gleichen Kräften getragen werde;

daß die Gleichheit vor dem Gesetze einem jeden Staatsunterthan gesichert sey und daß die Gerechtigkeit streng und pünktlich gehand­habt werde;

daß das Verdienst in jedem Stande, wo es sich finde, ungehin­dert emporstreben könne;

daß endlich durch Erziehung, durch ächte Religiosität und jede zweckmäßige Einrichtung ein Nationalgeist, ein Interesse und ein Sinn gebildet werde, auf den unser Wohlstand und unsere Sicher= heit fest gegründet werden könne."

so wäre es Frevel, daran zu zweifeln, daß solche Grundsätze sters Wahrheit bleiben, und für ewige Zeiten immer mehr und mehr ihre Geltung erhalten werden.

* Düsseldorf, vom 22. Aug. Das Lager zu Grimlinghausen ist bei dem fortdauernd schönen Wetter fast ein integrirender Theil von Düsseldorf geworden, denn die halbe Bevölkerung ist entweder dort oder auf dem Wege dahin. Die außerordentliche Vermehrung der Kommunikationsmittel ist iheils eine natürliche Folge, theils eine Veranlassung; stündlich gehen Posten, Journalieren, Dampfschiffe u. s. w. hin und zurück, die große Anzahl Privatgelegenheiten nicht ein­mal mitgerechnet, die auf allen Punkten anzutreffen sind. Die E= senbahn brachte gestern, wie man sagt, über 3000 Personen, deren größter Theil nach dem Lager hier durchpassirte. Nimmt man die Besucher aus den anderen Theilen der Umgegend hinzu, so kann man auf die Frequenz im Lager schließen. Gestern Mittag war in den größeren Zeiten kein Couvert mehr zu haben, und namentlich hatte der große Cürten'sche Holzpallast nicht Raum genug, die Besuchenden zu fassen, die Begehrenden zufrieden zu stellen. So großarug als interessant, wenn anders dieser Ausdruck hier erlaubt ist, war die

gottesdienstliche Feier am Morgen des gestrigen Tages. Auf dem linken Flügel des Waffenplatzes war der katholische, auf dem rechten der protestantische Theil der Lagerbevölkerung zu diesem Zwecke ver­sammelt; Altäre waren erbaut und unter dem weiten Dome des blauen Himmels sandten die Tausende Gebete hinauf für das Heil des Königl. Hauses, für das Gedeihen des Vaterlandes. Die mili= tärische Masik trug in ernsten Tönen das Ihrige zur Erhebung der Gemüther bei, und der theilnamlose Zuschauer wurde(unwillkürlich mit hineingerissen in die fromme Stimmung, welche die Feier selbst, wie die Masse der Feiernden nothwendig erzeugen mußte. Gegen Uhr war alles beendet, und der Sonn=, Ruh= und Feiertag machte seine übrigen Rechte geltend. Bald war die ganze Marketen­dergasse ein buntes Gewühl, und die Thätigkeit des übrigen Tages beschränkte sich darauf, der Erholung und dem Vergnügen allen nur möglichen Vorschub zu leisten. Einen sehr ernsten Schlußrahmen er­hielt derselbe aber gegen Abend; gedämpfte Trommeln wirbelten von dem Dorfe herüber und langgehaltene Trauertöne verkündeten den letzten Gang eines Ehrenmannes. Ein Offizier, im Lager erkrankt und gestorben, wurde mit allen militärischen Ehrenbezeugungen bestat­tet, und der Donner der Retraite rollte dumpf verhallend über ein Grab mehr dahin. Es war die letzte des wackeren Soldaten. Ruhe seiner Asche und ein ehrenvolles Gedächtniß seinem Andenken; er fiel hier, ein Opfer seiner Pflicht, eben so verdienstvoll, wie in blutiger Schlacht vor dem Feinde.

Koblenz, vom 20. Aug. Der Oberpräsident der Rheinprovinz, Hr. v. Schaper, ist heute in Begleitung des Regierungspräsidenten Hrn. Baron v. Auerswald nach Trier gereiset, um denselben in sein Amt einzuführen. Der königl. Oberhofmarschall Hr. v. Meyerinck, so wie der königl. geheime Kabinets=Sekretär Hr. Illaire sind von Berlin hier angekommen.

Die Totalstärke des jetzt manövrirenden 7. Armeekorps be­trägt 30½ Bataillone Infanterie, 32 Eskadronen Kavallerie, 36 Fuß­24 Reitgeschütze;= 22,820 Mann und 4400 Pferde(ohne Offiziere und Offizierpferde.)

Ordre de Bataille des VIII. Korps: Kommandirender General, Generallieutenant v. Thiele II.; Chef des Generalstabs, Oberst v. Wussow. Commandeur der Artillerie(8. Brigade) Oberst v. Fran= kenberg. 15. Infanterie=Division: General=Major Graf von Kanitz.

1. Infanteriebrigade: Gen.=Maj. v. Hirschfeld(25. Infanterie= und 25. Landwehrregiment, eine halbe Fußbatterie= 6 Bat., 4 Gesch.);

2. Infanteriebrigade: Gen.=Maj. de Finance(28. Infanterie= und 28 Landwehrregiment und eine halbe Fußbatterie 6 Bat, 4 Gesch.);

3. Infanteriebrigade: Gen.=Maj. v. François(29. Infanterie= und 29. Landwehrregiment und eine halbe Fußbatterie= 6 Bataill. und 4 Gesch.); 4. Infanteriebrigade: Gen.=Maj. v. Pochhammer(30. In­fanterie= und 30. Landwehrregiment und eine halbe Fußbatterie 6 Bat., 4 Gesch.); Reserve=Infanteriedivisien: Gen.=Maj. v. Holleben, 1. Reserve=Infanteriebrigade: Oberst v. Carnap(2 komb. Regimen= ter a 2 Bataill.(ein Garde=Landwehrbataillon mit inbegriffen) und eine halbe Fußbatterie 4 Bataill. und 4 Gesch.) 2. Reserve=Jn= fanteriebrigade: Oberst Graf v. Brühl(2 komb. Regimenter à 2 Bat. und eine halbe Fußbatterie 4 Bat., 4 Gesch.); außerdem die 4. Schützenabtheilung.

8. Kavallertedioision: General=Major v. Wolff. Leichte Brigade: Gen.=Maj. v. d. Horst(4. Dragoner= und 9. Husarenregiment und eine Retihatterie= 8 Eok. und 8 Gesch.) Reservekavallerie: 7. und 8. Ulanenregiment, 22. und 23. Landwehr=Kavallerie=Regiment und eine Reutbatterie(= 16 Esk. und 8 Gesch.); das 24. Landwehr= Kavallerie=Regiment(4 Eok.) wird dem Jnfanteriekorps überwiesen.

=Artillerie: 3 Fußbaiterien à 4, und eine Reitbatterie à 8 Geschütze= 20 Gesch. Totalstärke des 8. Armeekorps: 32½ Ba­taillone Jnfanterie, 28 Edk. Kavallerie, 36 Fuß= und 24 Reit= geschütze 23,620 Mann und 4000 Pferde(ohne Offiziere und Offizierpferde).

Auf dem Platz werden die Truppen stets in folgender Stärke erscheinen: jedes Jnfanteriebataillon mit 602 Köpfen(excl. Offiziere), jede Linieneskadron mit 12, jede Landwehreskadron mit 10 Rotten per Zug(die Linie zur großen Parade mit 14), jede Fußbatterie mit 4(nach dem Friedensfuß), jede Reitbatterie mit 8 Geschützen.

(Rh.= u. M.=Z.)

Köln, vom 21. August. Nach einer auf telegraphischem Wege von Magdeburg hier eingegangenen Nachricht sind Jhre Königliche Majestäten gestern auf der Eisenbahn daselbst eingetroffen, und haben heute Mittag 12 Uhr die Reise über Halberstadt fortgesetzt.(K. Bl.)

Aachen, vom 20. Aug. Heute Morgen hat der Hochw. Herr Erzbischof in unserem ehrwürdigen Dome, nach Abhaltung einer hei=