Freitag den 8. April

1842.

N. 98.

Preußen.

Berlin, vom 1. April. Mehrere Blätter theilen ein Ministe­rialschreiben vom 25. Aug. 1841 an den Generalmusikdirektor Spon­tini mit; dasselbe ist aus der im Druck erschienenen Vertheidigungs­schrift entnommen. Man hat aber für gut gefunden, eine wichtige Stelle daraus fortzulassen. Es muß nämlich nach den Worten:die zur Herrvorbringung genialer Werke durchaus erforderlich ist", fol­gender Satz eingeschaltet werden:Se. Maj. rechnen hierbei auf Ew. Hochwohlgeboren volle Dankbarkeit, indem Allerhöchstdieselben Ihre Bitten vom 2. Juli 1824 an des hochseligen Königs Maj. in Erfüllung gehen lassen, welche dahin gerichtet waren, Sie mit Ent­bindung von allen übernommenen Verpflichtungen der Ruhe musika­lischer Compositionen zu überlassen. Ihre neuen Compositionen wer­den Sr. Maj. sehr willkommen seyn rc."

In Berlin ist folgende polizeiliche Bekanntmachung erschienen: Um die Sahne von der Milch leichter und in größerer Menge zu er­halten, auch angeblich derselben einen besseren Geschmack zu verschaf­fen, ist neuerlich in öffentlichen Blättern empfohlen worden, die Milch in Gefäßen von Zink zu gießen und in diesen eine Zeitlang stehen zu lassen. Wegen der leichten Oxydirbarkeit des Zinks und der Er­brechen erregenden Wirkungen der Zinksalze sind jedoch von dem obi­gen Verfahren nachtheilige Folgen für die Gesundheit der Menschen zu befürchten, weshalb das Polizei=Präsidium sich veranlaßt sieht, vor demselben zu warnen und das Publikum auf die wegen Verfäl­schung der Lebensmittel bestehenden Strafgesetze aufmerksam zu machen.

Berlin, den 19. März 1844.

Königliches Polizei=Präsidium. v. Puttkammer.

Vom 2. April. An unserer Börse ist der Kurs der Staatsschuld­scheine, welche pCt. über Pari ist, in Folge der angekündigten Convertirung nicht im Mindesten gewichen. Es ist dies ein Beweis, daß die Inhaber bereit sind, gegen die angebotene Prämie von 2 pCt. sich mit einem 3½procentigen Papier zu begnügen, das ihnen auf diese Weise doch wenigstens für die nächsten vier Jahre die bis­herigen 4 pCt. tragen wird. Da nun aber fast sämmtliche pro­centige Pfandbriefe einen Börsenkurs von 102½ haben, so ist es unter diesen Umständen leicht zu erklären, warum die zur Conver­tirung aufgeforderten Staatsschuldscheine gleichwohl noch zu 104½ notirt sind.

Dem Vernehmen nach haben Se. Majestät der König dem königl. baierischen Geh. Rathe v. Schelling auch den Titel eines preußischen Wirkl. Geheimenraths, und zwar mit dem Prädicat Excellenz, ver­liehen.(Hann. Z.)

*+* Berlin, vom 4. April. Unsere Königin ist von ihrem Unwohlseyn so weit wieder hergestellt, daß Höchstdieselbe gestern an der königl. Mittagstafel Theil nehmen konnte, wozu auch der König von Hannover, der Graf von Nassau, die Herzogin von Dessau mit ihrer Tochter, so wie die Prinzen und Prinzessinnen mit ihren Kin­dern geladen waren.

Unser neuer Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherr v. Bülow, hatte bereits vorgestern eine Audienz beim Könige, worin er aus Höchstdessen Händen sein Portefeuille entgegennahm, dessen Leitung er schon in diesen Tagen antritt.

Das Gerücht von der Verabschiedung des Chefpräsidenten der Ober=Rechnungkammer zu Potsdam, Herrn Aschenborn, gewinnt im­mer mehr Wahrscheinlichheit. Man nennt bereits zu seinem Nach­folger den bisherigen General=Direktor der Steuern, Herrn Kuhl­meyer, dessen Stelle im Finanzministerium durch den Geh. Ober­Finanzrath Kühne besetzt werden soll. Ferner heißt es jetzt hier wiederholt, daß der Oberpräsident Flottwell zu Magdeburg für den Herrn von Bodelschwingh nach der Rheinprovinz kommen dürfte.

Der General v. Krauseneck, Chef des Generalstabes der Armee, so wie der General v. Grolman in Posen sollen die höchste preußische Dekoration, nämlich den schwarzen Adlerorden in Brillanten, erhalten haben, und der General=Lieutenant Aster, General=Inspekteur der Festungen und Chef der Ingenieure und Pioniere, so wie der General=Lieutenant v. Luck, General=Inspekteur des Militär=, Unterrichts= und Erziehungswesens der Armee, zu Generalen der Infanterie ernannt worden seyn.

Trotz der hier schon bestehenden vielen Waisenhäuser reichen die­selben für die in Berlin befindlichen verlassenen Waisen nicht mehr aus, da sich fast täglich die hiesige Einwohnerzahl vermehrt. In Folge dessen wird jetzt mit allerhöchster Genehmigung noch ein neues Waisenhaus begründet werden, wozu bereits 400.000 Thlr. angewie­sen seyn sollen.

Die Convertirung unserer Staatsschuldscheine auf Proc. hat

hier im Allgemeinen einen guten Eindruck gemacht, wenn auch unsere Kapitalisten damit nicht einverstanden seyn mögen. Morgen findet hier für die nächsten vier Jahre die letzte Verloosung von Staats­schuldscheinen, zur planmäßigen Tilgung im Betrag von 1,328,200 Thlr. statt.

Von Meyerbeer's Hugenotten finden jetzt täglich unter Leitung des Komponisten Proben statt. Wie es heißt, kommt die Oper am 15. Mai zum Erstenmal hier zur Aufführung.

Königsberg, vom 30. März. Es geht hier seit einigen Tagen das gewiß nicht ganz grundlose Gerücht, daß unsere Stadt in eine vollständige Festung verwandelt und die Arbeiten noch in diesem Sommer begonnen werden sollen. Der Eindruck, den dies macht, ist natürlich sehr verschieden.(L. A. Z.)

Aus Sachsen, vom 27. März. Die Besorgniß Vieler, wir würden den Bischof Dräseke verlieren, ist gehoben, seitdem bekannt geworden, daß Se. Maj. das Entlassungsgesuch eben so gnädig als ehrenvoll abgeschlagen hat. Wir hoffen ihn noch lange in dem Dom zu Magdeburg predigen zu hören, und auch seine Visitationsreisen werden einen immer glücklicheren Erfolg haben, je mehr man sich über das, was an seiner Manier hie und da auffällt, in Klarheit setzt, wozu ja auch der über ihn geführte Schriftwechsel Manches beigetragen hat. Die Theilnahme für die in Jerusalem bezweckten evangel. Institute hat durch die letzten Nachrichten deutscher Blätter über die schlimme Stellung des B. Alexander einen großen Stoß er­halten, und dadurch die am zweiten Östertage abgehaltene Kollekte eine nachtheilige Wirkung erfahren. Bei einer Militärkollekte in Magdeburg hat man sich sogar entschlossen, das eingegangene Geld so lange aufzubewahren, bis der Bestand des Bisthums für die Dauer gesichert ist.(Berl. A. K.=Z.)

Bonn, vom 6. April. Wie Se. Maj. der König stets geneigt sind, die akademischen Freiheiten, welche die Gränzen der guten Sitten und des wackern Bürgerthums nicht überschreiten, zu gewähren, da­von gibt eine allerhöchste Kabinetsordre vom 23. Febr. d. J. von Neuem den Beweis, wodurch Se. Maj. der König die von mehren Einwohnern Bonns nachgesuchte Erlaubniß, an Faschingstagen öf­fentliche Maskenzüge veranstalten zu dürfen, für das nächste Jahr, und zwar dahin zu ertheilen geruhet haben, daß auch die Studenten der hiesigen königl. Universität nicht davon ausgeschlossen bleiben sollen.(K. 3.)

Elberfeld; vom 5. März. Die erforderliche Summe, welche bei dem schönen Anerbieten des Düsseldorfer Kunstvereins fehlte, um unser Rathhaus mit einer Reihe von Wandgemälden zu schmücken, ist jetzt endlich aufgebracht, so daß wir nun hoffen können, den Künstler bald bei uns in Arbeit zu sehen; dem Vernehmen nach soll es Herrn Mücke, dem wegen seiner schönen Elfenbilder, sogenannten Elfen­könige, aufgetragen seyn, die Zeichnungen zu entwerfen, wie auszu­führen, von deren Kunst und Anmuth wir uns das Schönste ver­sprechen.(Rh. 3.)

Bensbera, vom 6. April. Von einer königl. Regierung ist nunmehr den umwohnenden Gemeinden die Erlaubniß ertheilt worden, die Verbindungsstraße von hier nach Gladbach über Paffrad, Schle­busch und Opladen zu verlängern; ein Straßenbau, durch welchen vermittelst eines Baues von Meilen Länge allein fünf Haupt­heerstraßen: die Agger, Fürstenbergische, Wermelskircher, Solingen­Elberfelder und Düsseldorfer Straße in Verbindung gesetzt werden, wodurch die Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf, die auf dieser Rheinseite beinahe einzig auf die Kommunikation in Deutz beschränkt waren, auch in eine nähere anderweitige Verbindung treten, und einige Dörfer aus ihrer isolirten Lage gebracht werden.(id.)

Bekanntmachung.

In der zu Paris anhängigen Untersuchung wegen der Verferti­gung und Verbreitung der falschen Kassen=Anweisungen der VIII. Fa­brik ist es von der größten Wichtigkeit, die Verhaftung folgender Personen: a) des Theodor Herweg, auch Romanzow genannt, b) des Peter Anton von Knapp, c) des Charles Vongiers, welcher viel­leicht mit dem rc. von Knapp eine und dieselbe Person ist, herbeizu­führen. Die königl. Haupt=Verwaltung der Staatsschulden hat dem­jenigen, welcher einen dieser Verbrecher zur Haft bringt oder derge­stalt den Behörden anzeigt, daß er auf seine Anzeige verhaftet wird, eine Belohnung von 3000 Frs. zugesichert. Indem ich dies zur öf­fentlichen Kenntniß bringe, ersuche ich die Behörden und Eingesesse­nen des hiesigen Regierungsbezirkes, auf die bezeichneten Personen sorgfältig zu vigiliren, und zur Verhaftung derselben möglichst mit­zuwirken.

Köln, 4. April 1842. Der Regierungs=Präsident, v. Gerlach.