JOURNAL

des Nieder- und Mittel-Rheins.

JOURNAL DU BAS-RHIN ET DU RHIN-MOYEN.

Aachen, Dienstag den 17. Januar. 1810. Aix-la-Chapelle, mardi 17 janvier.

Tagesgeschichte.

Berlin. 11. Januar.

Am 8ten d. fand hier das feierliche Leichenbe­gängniss des verewigten Generals der Cavallerie, Herrn v. LEstoq, mit allem militairischen Glanze statt. In dem Leichenzuge befanden sich der Kronprinz und der Prinz Wilhelm königl. Hoheiten, die Feldmarschälle Fürst Blücher v. Wahlstadt und Graf v. Kalckreuth, der General Graf Tauentzien v. Wittenberg, und fämmt­liche Herren Staabs- und Subaltern,Offiziere der Gar­nison und der Bürgergarde. Der Zug ging von dem Sterbehaufe die schöne Friedrichsstrafse, dann unter den Linden hinauf, am königl. Schlofse und am Dom vorüber nach der Garnifonkirche, wo die Leiche in der Gruft derselben beigefetzt wurde, während die früher in dem Leichenzuge befindlich gewefene Artil­lerie, aus 9 Kanonen bestchend, auf dem Lustgarten eine dreimalige Salve gab.

Der General-Lieutenant Graf v. Wallmoden ist von Wien hier angekommen. S. M. der Könighaben, auf den Antrag des Finanzministers, Hrn. v. Bülow, die auf dem linken Elbufer von der vormaligen westphälischen Regierung bestimmten Geldsteuern ver­mindert, so dafs diefelben von ein Fünftel auf ein Sechs­tel gesetzt sind; aufserdem wurden 50,000 Thaler ange­wiefen, um davon die besonders Bedrückten zu ent­schädigen. Ein Anlehn von 100,000 Thaler, welches vor einem Jahre in Sachfen von dem kais. ruff. Gen.­Gouvernement in Leipzig gemacht worden, wird jetzt

mit den Zinfen zurück bezahlt. Der Correspondent v. u. f. Deutschland(eine baierischnürnbergische Zeitung) wurde vor Kurzem in Sachfen verboten. Das Verbot ist jezt aber wieder aufgehoben, weil die preufsische Regierung, erhaben über jede Lästerung, in der Lite­ratur Niemanden Zwang auflegen will. Wir haben Hoffnung, dass die Sache mit den Geldern der Witt­wen-Kasse im Herzogthum Warschau bald aufs Reine feyn, und also jede Folge eines Verbrechens, das Na­poleon an dem unglücklichsten Theile der Menschheit begehen wollte, und wozu der König von Sachfen leider! ihm die Hand bot, verschwinden werde.

Die Sache ist nemlich folgende: Alsdas Herzogthum Warschau noch, unter dem Namen Südpreussen, unter preufsischer Herrschaft stand, legte die Wittwen-Kasse von Berlin, ein Privat-Institut, das nur den Schutz der Regierung geniesst, und das den Wittwen, deren verstorbene Männer sie darin eingekauft haben, fammt ihren vaterlosen Kindern, aus ihrem Fond Verpflegung und Unterhalt gewährt. Diese Anstalt hatte ihre Kapi­talien gröfstentheils in Südpreussen untergebracht, um von der Betrag der Zinfen die Wittwen zu verforgen. Als nun Napoleon dem Könige von Sachfen diese von ihm eroberte Provinz ſchenkte,(damit er selbst ein Waffen­und Menschen-Depot an der ruflischen Gränze habe) verlangte der Tyrann, dem nichts heiligwar, und der vor keiner Unthat bebte, wenn sie nur einträglich war, der neue Herzog von Warschau folle jene Kapitalien den unentbehrlichsten Unterhalt von taufend Wittwen und Waifen fequestriren, und den Betrag an ihn (Napoleon) als eine Art von Kaufgeld für das Herzog­