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Aachener Zeitung

Bestandshaltende Institution

Stadtbibliothek Aachen

Beschreibung verfasst von

Jessica Hardenberger (2018), Stadtbibliothek Aachen

Geschichte und Entwicklung

Bei der Aachener Zeitung handelt es sich um die erste bekannte Zeitung des Aachener Stadtgebiets. Das älteste erhaltene Exemplar erschien 1729 unter dem Titel „Reichs Stadt Aachener Zeitung“, in den Folgejahren wurde der Titel mehrfach geändert. Nach Unterbrechungen während der französischen Besatzung erschienen ab 1814 wieder sechs Ausgaben wöchentlich unter der Herausgeberschaft von Matthias Weiss in einer Auflagenhöhe von 530 Exemplaren. Nach dessen Tod im Oktober 1821 übernahm Jakob Anton Mayer (Gründer der Mayerschen Buchhandlung sowie eines Buchverlages) in Zusammenarbeit mit dem Drucker J. J. Beaufort die Konzession zur Herausgabe der Zeitung. Nach Mayers Tod wiederum waren es zunächst seine Frau Fanni (gest. 1864) und schließlich einer seiner Söhne, die das Unternehmen weiterführten.

Auflagenhöhe, Leserkreise, politische Ausrichtung

Lag die Zahl der Abonnenten 1833 noch bei ungefähr 800, war sie Mitte der 1840er Jahre bereits auf 1200 gestiegen. Diese Zahlen allein lassen jedoch nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die Wirkung der Zeitung zu: ein Großteil der Rezeption dürfte in den damals verbreiteten Lesekabinetten stattgefunden haben.
Die Zeitung richtete sich vorrangig an ein gebildetes Publikum, wo sie wohl den größten Einfluss ausübte. Allerdings wurde sie darüber hinaus in weiten Kreisen der Bevölkerung gelesen und fand ihre Leserschaft über die Stadtgrenzen hinaus in der gesamten Rheinprovinz. Dass sie sich zudem starker Unterstützung durch die Aachener Regierung erfreute, spiegelte sich im relativ großzügigen Umgang der Zensurbehörde mit dem liberal gesonnenen Blatt wider. Zwar kam es immer wieder zu Beanstandungen, allerdings lehnte die Regierung Anträge auf weitere Konzessionen wiederholt ab. Bis weit in die 1830er Jahre hinein kam der Aachener Zeitung damit eine Monopolstellung im Bereich des politischen Zeitungswesens in Aachen zu.

Inhaltlich propagierte sie die freie geistige Entfaltung des einzelnen und eine individualistisch-utilitaristische Staatsauffassung. Sie vertrat ein ausgeprägtes Nationalgefühl, lehnte den Kommunismus strikt ab und widmete sich industriellen, politischen und sozialen Fragestellungen wie Kinderarbeit, Auswanderung, Kolonialismus oder Steuerpolitik. Die Haltung der Zeitung angesichts der französischen Revolution kann als gemäßigt bezeichnet werden, sie bekannte sich zur konstitutionellen Monarchie.

Weitere Entwicklung

Das Ende der Zeitung wurde durch den Tod des Schriftstellers und Redakteurs der Zeitung Louis Lax eingeleitet, der über vierzig Jahre lang (1830-1872) die Geschicke der Aachener Zeitung maßgeblich mitgelenkt hatte. Der Übertragung an die Aachener Zeitungsverlagsgesellschaft folgte die Übergabe an den Verlag C. H. Georgi und schließlich, Ende September 1888, die endgültige Einstellung. Einen Anteil an dieser Entwicklung hatte vermutlich auch der grundlegende Wandel des politischen Lebens und Denkens in Aachen seit der Revolution von 1848, der eine tiefgreifende Wendung hin zum Katholizismus mit sich brachte.

Literatur

  • Holthöfer, Robert. „Die Stadt Aachener Zeitung 1816-1848: Ein Beitrag zur rheinischen Presse- und Parteigeschichte.“ Diss. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1920. [Dok 2 Holt]
  • Pauls, E. „Beiträge zur Geschichte der Buchdruckereien, des Buchhandels, der Censur und der Zeitungspresse in Aachen bis zum Jahre 1816.“ Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 15 (1893): 7-235. [Dz Aach; v.a. relevant: S. 125-129]