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Jülicher Kreisblatt

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Universitäts- und Landesbibliothek Bonn

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź, M.A. (2025), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Geschichte und Entwicklung

Kreis Jülicher Korrespondenzblatt (1823-1830)

Als am 20. Juni 1823 das Probeblatt des „Kreis Jülicher Korrespondenzblatt“ erschien, existierte in Jülich noch keine Druckerei. Der Herausgeber Franz Knoll druckte und redigierte die Zeitung in Düren. Die erste Ausgabe des Korrespondenzblattes erschien erst am 18. Juli 1923 mit vier Seiten im Quartformat und veröffentlichte zunächst nur Bekanntmachungen des Landrats sowie Inserate, Fruchtpreise und den Zivilstand Jülichs. Knoll gab bereits seit 1818 das „Landräthliche Korrespondenz-Blatt“ heraus, das später als „Dürener Anzeiger und Unterhaltungsblatt“ erschien.

1827 wurde das Korrespondenzblatt in „Kreis Jülicher Verwaltungsblatt“ umbenannt.

Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt (1833-1847)

1830 eröffnete Gottlieb Schirmer eine Buchdruckerei in Jülich. Bald übertrug das Landratsamt den Druck und Verlag des Korrespondenzblatts an den protestantischen Schirmer, sodass es am 1. Juli 1831 als Nr. 28 schließlich im katholisch geprägten Jülich gedruckt wurde. Im darauffolgenden Jahr nannte Schirmer die Zeitung in „Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt“ um.

Schirmer ergänzte den Inhalt der Zeitung um unterhaltende Textformen, sodass nicht mehr nur amtliche Bekanntmachungen und Inserate gedruckt wurden, sondern zum Beispiel auch Anekdoten und spätestens ab 1842 auch Handelsnachrichten. In der Redaktion wurde er von seiner Tochter unterstützt.

Im Revolutionsjahr 1848 erschien die Zeitung im vergrößerten Format, denn nun konnte sie sich endlich frei politisch äußern. Wahrscheinlich wurde zu diesem Zeitpunkt der preußische Adler aus dem Zeitungskopf entfernt. Erst jetzt werden die Jahrgänge im Zeitungskopf angegeben.

Inhalt: amtliche Bekanntmachungen, Unterhaltendes, Tagesnachrichten aus In- und Ausland, Anzeigen, Handelsnachrichten, Fruchtpreise

Kreis Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt (1850-1908)

1850 erschien die Zeitung als „Kreis Jülicher Correspondenz und Wochenblatt“ zweimal wöchentlich, mittwochs und samstags. 1851 wurden die unterhaltenden Elemente nach vorne gezogen und die amtlichen Bekanntmachungen verschwanden gänzlich. Samstags mit größerer politischer Wochenübersicht.

Als der Landrat die Zeitung zum Amtsblatt des Kreises Jülich ernannte, erhielt sie den Titel „Jülicher Kreis-, Correspondenz- und Wochenblatt“.

1869 entschied sich Schirmer, in den Ruhestand zu gehen und seine Zeitung abzugeben, da auch seine Tochter nach der Heirat die Geschäfte nicht übernehmen wollte. So verkaufte er die Buchhandlung, Druckerei und den Verlag und damit auch die Zeitung an den katholischen Buchhändler und Zentrumsmitglied Joseph Fischer. Redaktionell begleitet wurde er vom Faktor Johann Baptist Burghartz, der, wie Fischer, vom Schwannschen Verlag aus Neuss wechselte. Der Eigentümerwechsel führte jedoch zum Verlust des Status als Amtsblatt, sodass Fischer gezwungen war, die Zeitung erneut umzubenennen, und kehrte zunächst zum Titel „Kreis Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt“ zurück, bis er nach Verhandlungen den Titel „Kreis Jülicher Correspondenz und Wochenblatt“ weitertragen durfte. Als nämlich ein Streit zwischen dem Bürgermeister Jungbluth und dem Landrat von Hilgers entbrannte, positionierte sich Schirmer in seinem Wochenblatt auf die Seite des Bürgermeisters. Der Landrat befürchtete daraufhin, dass Fischer ebenfalls Unruhe stiften würde. Stattdessen wurde das Konkurrenzblatt „Jülicher Handels- und Verwaltungsblatt“ zum Amtsblatt des Kreises ernannt, das die Partei des Landrats ergriff.

1870 wurde Fischer in den deutsch-französischen Krieg eingezogen und als Dolmetscher für Französisch eingesetzt, sodass sein Vater Wilhelm Josef Fischer ihn im Verlag vertreten musste. Joseph Fischer berichtete direkt von der Kriegsfront, was sich positiv auf die Popularität des Blattes auswirkte. Sein Bruder Antonius, eigentlich Religionslehrer, unterstützte die Redaktion in religionspolitischen Debatten bis 1888. Bereits ein Jahr später zwang der Tod seines Vaters Joseph Fischer zur Rückkehr.

1888 wurde die Zeitung wieder zum amtlichen Organ des Kreistages ernannt und 1904 zum „Amtlichen Kreisblatt für den Kreis Jülich“.

1903 starb Joseph Fischer und sein ältester Sohn Adolf Fischer, der sich bereits in der Redaktion eingebracht hatte, teilte sich die Geschäfte mit seinem Bruder Ludwig Fischer, der Aufgaben rund um den Handel, die Anzeigenannahme, den Vertrieb der Zeitung und die Buchhaltung übernahm.

Jülicher Kreisblatt (1908-1944)

Adolf Fischer nannte das „Kreis Jülicher Correspondenz und Wochenblatt“ ab 1908 „Jülicher Kreisblatt“ und charakterisierte es als „Heimatsblatt“. Jedoch sollte diese Selbstbezeichnung erst in den 1930er Jahren in den Untertitel aufgenommen werden. Ab 1915 erschien die Zeitung täglich, stand jedoch bis 1929 unter Zensur und wurde sogar einen ganzen Monat lang verboten. Während dieser Zeit konnte die Existenz der Zeitung u.a. durch die Beilage „Rur-Blumen“ gesichert werden, an deren Gestaltung der Jülicher Geschichtsverein beteiligt war. Dieser war 1923 von A. Fischer mitbegründet worden. Als Beilage war die „Ruhr-Blumen“ weitestgehend von den Einschränkungen verschont geblieben.

1933 wurde Adolf Fischer von den Nationalsozialisten seiner Ämter enthoben, seine Zeitung konnte jedoch weiter bestehen. Als er 1937 starb, übernahm zunächst Jakob Friedrichs die Leitung, der seit 1923 Chefredakteur war. Zwei Jahre später wurde Ludwig Fischer als Verlagsleitung, seine Ehefrau Maria, geb. Vorbrüggen, Mitinhaberin und Friedrichs wieder als Schriftleitung aufgeführt. Adolfs Töchter wurden in die Arbeitsprozesse des Betriebs integriert, von denen Hanna Hommel u.a. 1943 den Erhalt der Zeitung vor der Reichspressekammer in Berlin erstreiten konnte.

Doch die Diffamierungen gegen die Zeitung und den Verlag nahmen nach dem Tod Adolf Fischers nicht ab. Neben der Zensur wurde das Kreisblatt vermutlich zum Abdruck vorgefertigter Artikel und ab 1943 sogar vorgefertigter Titelseite gezwungen. Einschüchterungsversuche gegenüber Abonnent*innen erschwerten die wirtschaftliche Lage zusätzlich zu den kriegsbedingten Einschränkungen. 1943 starb Ludwig Fischer. Am 6. Oktober 1944 wurde die Druckerei bei einem Bombenangriff zerstört und die Herausgabe des Kreisblatts eingestellt.

Titel

  • 18.7.1823 Kreis Jülicher Korrespondenzblatt
  • 1827 Kreis Jülicher Verwaltungsblatt
  • Ab 6. Juli 1832: Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt
  • 1850 Kreis Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt
  • 1852 Jülicher Kreis-, Correspondenz- und Wochenblatt
  • 1869 Kreis Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt
  • 1888 „Kreis Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt. Amtliches Organ des Kreistages des Landkreises“
  • 1908 Jülicher Kreisblatt : amtliches Kreisblatt des Kreises Jülich : älteste und verbreiteste Zeitung im Kreise
  • 1909 „Jülicher Kreisblatt. Korrespondenz- und Wochenblatt. Amtliches Kreisblatt für den Kreis Jülich“
  • 1921 Untertitel „Amtliches Kreisblatt des Kreises Jülich“
  • 1934 Untertitel „Beliebtes Heimatblatt des Kreises Jülich“
  • 1941 Untertitel „Seit 1823 Heimatblatt des Kreises Jülich“

Personalia
Georg Schirmer, Johann Baptist Burghart, Josef Fischer, Antonius Fischer, Ludwig Fischer, Adolf Fischer, Pfarrer von Herchen, Kaplan Reiner Möhlen, Jakob Friedrichs, Josef Rahier (Sport, Rur-Blumen),

Inhalte und politische Ausrichtung

Unter dem Verlag von Gottlieb Schirmer wurde die Zeitung zwar von einem Protestanten in einer katholischen Stadt geführt, jedoch blieb sie weitestgehend liberal. Die Wende kam spätestens mit der Übernahme Fischers, als sich der Kulturkampf zuspitzte, dass die Zeitung eine katholische Tendenz einnahm. Erkennbar zum Beispiel an einer gesteigerten Anzahl von Ankündigungen der katholischen Kirche und Vereine und Leitartikeln des Religionslehrers und späteren Kardinals Antonius Fischer, Bruder von Joseph Fischer. Zentrum

Inhalt des „Jülicher Kreisblatt“ unter Adolf Fischer 1909:
erstes Blatt deutlich unterhaltender Charakter, Leitartikel mit Illustrationen auf dem Titelblatt, Roman,Rätsel, Landwirtschaftliches, 2 Seiten Anzeigen, zweites Blatt amtliche Bekanntmachungen, Wirtschaftsnachrichten, Sportnachrichten, regionale Nachrichten, Fruchtpreise, 3. Blatt Politische Nachrichten aus Deutschland und Ausland, Kirchliche Nachrichten, Nachrichten aus Stad und Land

Periodizität, Auflage und Format

Zunächst einmal wöchentlich freitags, nach einem halben Jahr samstags. Ab 1849 zwei mal wöchentlich mittwochs mit zwei Seiten und samstags mit vier Seiten. Ab 1914 täglich. 1902 im Rheinischen Format (48:32), 1933 im Berliner Format (42:28) mit einem Umfang von 12 Seiten, sonntags 16 Seiten.

Auflage

  • 1869: 610
  • 1874: 2.000
  • 1890: 3.000
  • 1909: 5.600
  • 1929: 7.200
  • 1934: 4.050
  • 1939: 3.500
  • 1941: 1.700
  • 1944: 1.500

Beilagen

  • 1851 „Rathgeber für Haus- und Landwirthschaft“, zweiwöchentlich mittwochs
  • 1921-1944 „Rur-Blumen“ , wöchentlich FR (heimatgeschichtlich). Unter Beteiligung des Jülicher Geschichtsvereins (1923)
  • „Jülicher Sonntagsblatt“, wöchentlich freitags, Kirchenzeitung Fremdbezogene Beilagen:
  • [„Landmanns Sonntagsblatt. Allgemeine Zeitung für Landwirtschaft, Gartenbau und Hauswirtschaft“] (https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/25097785), hrsg. v. Ökonomierat Grundmann, Neudamm, wöchentlich, Mo
  • „Reich der Frau“, wöchentlich Di

Konkurrenz

„Jülicher Handels- und Verwaltungsblatt“ (1863-1874), Verlag M. Becker in Jülich „Jülicher Zeitung“ (1878-1914), Verlag Josef Flamm in Jülich

Nebenausgaben

1941 wurde das „Erkrather Kreisblatt“ mit dem „Jülicher Kreisblatt“ verbunden und erschien fortan als Nebenausgabe des „Jülicher Kreisblatts“ mit eigener Redaktion unter Joseph Hahn in Erkelenz.

Nachfolger

Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien das Jülicher Kreisblatt nicht mehr. Stattdessen wurde im Zeitraum von 1946 bis 1951 der „Jülicher Kreisanzeiger“ als amtliches Mitteilungsblatt des Kreises Jülich vom Landrat des Kreises herausgegeben. Während die Anzeigenverwaltung in der Buchdruckerei Josef Fischer situiert war, wurde zunächst in Eschweiler und bald bei Josef Fischer gedruckt.

Josef Fischer, der Sohn Ludwig Fischers, verkaufte nach Wegfall der Lizenzpflicht die Verlagsrechte an die „Aachener Volkszeitung “ im Verlag M. Brimberg in Aachen. Zunächst trug der Lokalteil den Titel „Heimatblick Jülich Stadt und Land“. Die Nebenausgabe wurde als „Aachener Volkszeitung“ mit dem Untertitel „Jülicher Anzeiger“ geführt, bevor sie ab 1950 den Titel „Jülicher Volkszeitung. Jülicher Kreisblatt“ mit dem Untertitel erhielt. Die Redaktion wurde von Leo de Jong in Jülich geleitet und von der Buchhandlung Josef Fischer vertrieben. Der Redakteur Jakob Friedrichs war nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. 1956 Titel „Jülicher Kreisblatt. Christlich-Demokratische Tageszeitung. Amtliches Ankündigungsorgan. Ab 1996 erschien die Jülicher Ausgabe der „Aachener Volkszeitung“ unter dem Titel „Jülicher Zeitung“.

Die Firma Josef Fischer mit Buchhandlung und Druckerei wurde von den Brüdern Josef und Klaus Fischer fortgeführt.

Literatur und Quellen