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Echo der Gegenwart

Bestandshaltende Institution

Stadtbibliothek Aachen

Beschreibung verfasst von:

Kristopher Muckel, Didaktik der Gesellschaftswissenschaften RWTH Aachen

Entwicklungsgeschichte

Bevor am 9. April 1848 Peter Kaatzer die erste Nummer des Aachener Anzeiger. Amtliche Bekanntmachungen, Gemeindewesen, Intelligenz, Industrie und Verkehr mit dem Untertitel Echo der Gegenwart herausgab, hatte er als Leiter des Kaatzerschen Leseinstituts, der größten Leihbibliothek Aachens, bereits Erfahrungen im publizistischen Bereich durch die Herausgabe verschiedener Periodika gesammelt. So erschienen zwischen 1830 und 1832 die Blätter des Kaatzerschen Leseinstituts unter anderem mit der lokale Interessen behandelnden Beilage Das Echo. Im Juni 1843 erteilte die preußische Regierung die Genehmigung zur Herausgabe einer Zeitschrift unter dem Titel Aachener Chronik, die sich in ihrem Erscheinungszeitraum zwischen Februar und Dezember 1844 ausschließlich mit lokalen und lokalgeschichtlichen Themen befasste. Von längere Lebensdauer war die ab Juli 1844 hinzugefügten Beilage Kaatzers Album für Leben, Kunst und Wissen, die auch über das Ende der Aachener Chronik hinaus bis Ende 1848 weiter erschien und als prägend für die Entwicklung des Kulturteils des Echos der Gegenwart angesehen werden kann. Bereits 1842 ersuchte Kaatzer um die Genehmigung der preußischen Regierung zur Herausgabe eines Anzeigenblattes, was ihm jedoch aufgrund der Bedenken des Aachener Polizeipräsidiums im Hinblick auf die zu erwartende Konkurrenz zu den bereits im Stadtgebiet erscheinenden anzeigenkonzessierten Blättern Aachener Fremdenblatt und Stadt-Aachener Zeitung verweigert wurde. So bedurfte Kaatzer der einschneidenden Veränderungen der Revolution von 1848 und die mit ihr einhergehende Aufhebung der Zensur und der Konzessionspflicht, um eine zunehmend politische Zeitung herauszugeben. Konkret vorbereitet wurde dieses Unterfangen in den ersten Monaten des Jahres 1848 durch die Veröffentlichung zweier Flugblätter, in deren Fußnote Kaatzer das größere publizistische Vorhaben ankündigte.

Titelentwicklung und Ausrichtung

Das unter Verantwortung der Kaatzerschen Verlagshandlung gedruckte und weitgehend von Kaatzer selbst redigierte Blatt konzentrierte sich zunächst auf Wirtschaftsinteressen, bereits ab der sechsten Nummer vom 13.5.1848 wird eine zweiseitige politische Beilage unter dem vormaligen Untertitel des Gesamtblattes Echo der Gegenwart beigegeben, die sich mehr auf allgemeine politische Ausführungen als auf Nachrichten konzentriert. Nach dem 28.6.1848 wird jedoch das Echo der Gegenwart. Politik und Geschichte – Intelligenz und Verkehr zu einem eigenständigen Blatt, dessen erste Nummer undatiert, die zweite auf den 6.7.1848 datiert ist. In der dritten, vierten und sechsten Nummer bildet der Aachener Anzeiger die letzte Seite des Echos, darüber hinaus scheint der Anzeiger als Beilage oder selbständig weiter erschienenzu sein, wie in Nr. 11 des Echos vom 13.8.1848 bestätigt wird. Vermutlich aufgrund einer Übereinkunft mit der in Köln erscheinenden Rheinischen Volkshalle, die Kaatzer in Aachen vertrieb, kam es Anfang 1849 zu einer erneuten Titeländerung: Die Zeitung erschien wieder als Aachener Anzeiger. Gemeinwesen Lokalität, Intelligenz und Verkehr mit dem Untertitel Echo der Gegenwart und wurde auch an alle Aachener Abonnenten der Rheinischen Volkshalle ausgegeben. Der Titelzusatz wurde 1850 erneut geändert zu Tagesgeschichte, Intelligenz, Gemeindewesen und Verkehr. Die Wiedereinführung der staatlichen Pressekontrolle 1850 und die damit am 5.6.1850 verhängte Kautionspflicht bedrohte die Existenz der Zeitung so nachhaltig, dass ab dem 12.8. der politische Teil und damit auch der Untertitel Echo der Gegenwart wegfielen, mit der Ausgabe vom 17.8. das Erscheinen der Zeitung zunächst ganz eingestellt wurde. Aachener Anzeiger und Echo der Gegenwart trennten sich unter diesen Umständen in zwei Zeitungen. So erschienen am 9.9.1850 sowohl der Aachener Anzeiger als nicht kautionspflichtiges Blatt als auch das Echo der Gegenwart. Politik und Geschichte – Leben und Verkehr als politische Zeitung erneut, wobei die Zählung des Echos erneut bei Nr. 1 begann. Ab Nr. 119 des Echos wird der Aachener Anzeiger ihm wiederum angegliedert, der fortan nicht mehr eigenständig erscheinen wird. Im Laufe seiner Entwicklung orientierte sich der politische Teil des Aachener Anzeigers bzw. das Echo der Gegenwart zunehmend an den sich formierenden katholischen Kräften im Aachener Raum und darf, spätestens seit von 1851 an ein großer Teil der notwendigen Kautionssumme von katholischen Gesellschaften in der Stadt gestellt wurde, als katholisches Blatt im Gegensatz zur staatlich orientierten Stadt-Aachener Zeitung angesehen werden. Gerade in den 1860er Jahren wurde von staatlicher Seite einige Kritik an der inhaltlichen Qualität des Echos vorgebracht und dieses als bloßes Sprachrohr der großen Kölner Zeitungen dargestellt, deren Berechtigung möglicherweise nicht gänzlich von der Hand zu weisen, in ihrer Schärfe jedoch mit großer Sicherheit als übertrieben zu kennzeichnen ist.

Erscheinungshäufigkeit und Auflage

Im April 1848 erschien der Aachener Anzeiger wöchentlich, ab Mai zweimal pro Woche, mit Jahresbeginn 1849 steigt die Zeitung in die Kategorie der täglich erscheinenden Zeitungen auf. Aufgrund der zu erbringenden Kautionshöhe kann das nun eigenständige Echo der Gegenwart 1850 zunächst nur noch dreimal wöchentlich erscheinen, ab 1851 wird die notwendige Kautionssumme für ein tägliches Erscheinen aufgebracht. Seit 1870 erschien die Zeitung regelmäßig zweimal täglich, was zuvor zu besonderen Anlässen bereits hin und wieder der Fall gewesen ist. Für das Jahr 1850 verzeichnet das Echo der Gegenwart eine Abonnentenzahl von ca. 1000 und befindet sich damit bereits auf dem Niveau der Stadt-Aachener Zeitung, die es bis 1854, als sich die Abonnentenzahlen des Echos auf ca. 2000 verdoppelt haben, in der Position der größten Zeitung der Stadt abgelöst hat.

Übersicht über Beilagen des Echo der Gegenwart

  • Aachener Sonntagsblumen: 1882 - 1905
  • Aachener Hausfreund: 1891 - 1899
  • Landwirtschaftlicher Ratgeber: 1895 - 1900
  • Die Zeit in Wort und Bild: 1905 – 1906, 1908 - 1909
  • Illustrierte Weltschau: 1914 - 1918
  • Westdeutschland in Wort und Bild: 1924 - 1925
  • Heimat und Welt: 1925, 1927, 1930

Literatur

  • Öffentliche Bibliothek der Stadt Aachen: Historischer Zeitungsbestand. Mikrofilme und Druckausgaben. Stand: Januar 2006. Online verfügbar unter https://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/bildung/oeffentliche_bibliothek/downloads/medienverzeichnisse/Historischer_Zeitungsbestand.pdf, zuletzt geprüft am 14.01.2022.
  • Schiffers, Heinrich (1924): Peter Kaatzer (1808-1870) und das geistige Aachen seiner Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der Presse, des Buchhandels und des Parteiwesens. Aachen: Verlag des Echo der Gegenwart.
  • Schmidt-Ewald, Gertrud (1940): Der Kulturteil des Aachener Anzeigers (Echo der Gegenwart). 1848-1852. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Kulturteils der Heimatpresse und seiner Bedeutung als Spiegel des städtischen kulturellen Lebens. Aachen: La Rouell'sche Accidenzdruckerei.
  • Verlag des Echo der Gegenwart (Hg.) (1909): Echo der Gegenwart. Älteste Zeitung Aachens. Blätter der Erinnerung zu seinem 60jährigen Bestehen. 1848-1909. Aachen: Verlag des Echo der Gegenwart.