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Berg.-Gladbacher Zeitung

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V.

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Mercedes Garcia Bossle (2024), Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Bergisch-Gladbacher Zeitung (1887-1908)

Charakterisierung

Die Berg.- Gladbacher Zeitung, die 1887 von Christian Illinger verlegt, gedruckt und redigiert wurde, war protestantisch-nationalliberal ausgerichtet. Sie war vor allem in Bergisch Gladbach, Bensberg und Bergisch Gladbach-Bensberg verbreitet. Das großflächige Verbreitungsgebiet und die Konkurrenz anderer Blätter stellten sich als besondere Herausforderung für die Existenz eines liberalen Lokalblattes dar. Die Zeitung enthielt die zeitüblichen Rubriken wie Gedichte und Romane/Novellen, Bekanntmachungen, Lokales und Vermischtes, Gemeinnütziges, politische Wochenberichte und eine politische Rundschau. Neben der politischen spielte auch die konfessionelle Ausrichtung eine bedeutende Rolle in der Zeitung. So wurden beispielsweise christliche Feiertage mit Gedichten und Artikeln besonders gewürdigt. Betont wurde, dass alle Inhalte „sittenrein“ seien und alles ausgeschlossen wurde, das gegen Religion und „gute Sitten“ verstieß, um Inhalte für die gesamte Familie zu bieten.

Den geografischen Schwerpunkt bildete inhaltlich neben nationalen und internationalen Ereignissen insbesondere das eigene Verbreitungsgebiet. Auffällig dabei ist die aktive Auseinandersetzung mit dem medialen Umfeld, indem Bezüge zu anderen Zeitungen (nationale wie internationale) hergestellt, Berichte zitiert, Diskussionen geführt, Kritik an deren Aussagen geäußert oder Berichte übernommen wurden. Im Laufe der Zeit wurde dem feuilletonistischen Teil des Blattes viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Geschichte, Entwicklung und politische Ausrichtung

Die Berg.-Gladbacher Zeitung erschien in der Regel im Umfang von vier Seiten, gelegentlich erweitert auf sechs oder acht Seiten bzw. mit zweiseitigen Beilagen. Sie betonte von Beginn an einen unabhängigen politischen Standpunkt, wollte jede Form von Sonderpolitik bekämpfen und stellte die Förderung des allgemeinen Wohls als Hauptziel ihrer Bestrebungen in den Vordergrund (8. Jg. ). Ihren Lesern bot sie eine kompakte politische Übersicht über die wichtigsten Tagesereignisse aus der Perspektive eines „Vaterlandfreundes“. Sie vertrat den Fortschritt und die Interessen ihrer „Vaterstadt” Berg.-Gladbach und wollte in religiösen und gesellschaftlichen Klassenfragen unparteiisch bleiben (9. Jg.).

Sie zeichnete sich durch ihre liberalen Tendenzen und den Verzicht auf Sensationsnachrichten aus, was sie von der Konkurrenz abhob. Ihre Zielgruppe waren unabhängig denkende Bürger sowie die einflussreiche Bevölkerung von Bergisch Gladbach, Bensberg, Hoffnungsthal und Umgebung.

Das erklärte Ziel der Zeitung war, die Interessen der Stadt und der Region zu vertreten, lokale Angelegenheiten objektiv zu behandeln und die Ereignisse in Stadt und Land umfassend zu würdigen. Die politischen Ereignisse wollte sie in einem ruhigen und sachlichen Ton behandeln, der der „nationalen Wohlfahrt” entspricht. Es wurde betont, dass Änderungen im Redaktionsteam den Lesern zugutekommen sollten.

1899 übernahm Albert Illinger die Redaktion von Christian Illinger (Nr. 107, 13.09.1899), der weiterhin für den Druck und Verlag zuständig blieb. Sechs Jahre später (Nr. 108, 15.09.105) übernahm Hermann Ritter die redaktionelle Leitung, ein erfahrener Schriftsteller und Redakteur, der zuvor unter anderem für die "Kölnische Zeitung" und die "Rheinisch-Westfälische Zeitung" tätig war, während Albert Illinger Verantwortung für den Anzeigenteil trug.

Die Betonung einer unparteiischen und sachlichen Originalberichterstattung findet sich wiederholt in der Berg.-Gladbacher Zeitung. Dabei verwies sie stets auf die Schwierigkeiten, denen eine liberale Zeitung in Konkurrenz zu einer starken ultramontanen Presse gegenüberstand. Während Anhänger des Zentrums ihre Medien aktiv unterstützten, fehle es außerhalb dieses Rahmens oft an Solidarität. Die Zeitung appellierte daher an alle Befürworter einer unabhängigen und freien Meinung, die Entwicklung und den Ausbau des Blattes zu unterstützen, um der wachsenden Macht ultramontaner Politik und Weltanschauung entgegenzuwirken (19. Jg.).

Sie erweiterte ihren Inhalt durch Originalartikel der Orte Gladbach, Dellbrück, Bensberg, Hoffnungsthal und deren Umgebung und richtete einen regelmäßigen Nachrichtendienst für das gesamte Verbreitungsgebiet ein. Die Wahrung des Abonnentenstammes und das Ansprechen neuer Leser, vor allem aus Kreisen der katholischen Bürger, wurden als Erfolg gewertet.

Ihre nationalliberale Einstellung vertrat die Zeitung in ausführlichen orientierenden Artikeln zu Tagesfragen. In Bezug auf Arbeiterfragen unterstützte sie das Recht der Arbeitnehmer, sich zu organisieren, jedoch ohne die „künstliche” Schaffung von Klassenkämpfen zu fördern. Die Zeitung setzte sich für individuelle Freiheit und Wohlfahrt aller Stände ein. Auch wollte sie die Eigenheiten jeder kirchlichen Gemeinschaft respektieren und würdigen, jedoch entschieden gegen Bestrebungen von katholischer oder protestantischer Seite kämpfen, die eine „ungesunde“ Verbindung von Religion und Politik förderten.

Ab 1907 (21. Jg.) sollte die Berg.- Gladbacher Zeitung als Sammelpunkt für liberale Bestrebungen dienen und wollte zum wichtigen Sprachrohr der nationalliberalen Partei werden. Sie beschrieb sich selbst als unverzichtbar, um liberale Ansichten in der Öffentlichkeit zu vertreten und gegen politische und wirtschaftliche Gegner anzukämpfen. Für sie war die Unterstützung der Parteipresse essenziell für das Überleben und die Selbstbehauptung des Liberalismus.

Mit dem 01.01.1908 ging die Berg.-Gladbacher Zeitung in den Besitz eines Konsortiums aus Mitgliedern des liberalen Vereins Bergisch Gladbachs über, um sie als liberales Blatt im parteipolitischen Sinne zu erhalten und auszubauen. Die neu gegründete Verlagsgesellschaft musste erhebliche finanzielle Opfer bringen, um die Existenz der Zeitung abzusichern. Die Leser wurden aufgerufen, durch Einsendung von lokalen Nachrichten zur Berichterstattung beizutragen. Der Inhalt der Zeitung wurde durch die vertiefte Berichterstattung über lokale Ereignisse wesentlich erweitert. Die Redaktion betonte abermals, dass die Zeitung im objektiven Sinne redigiert werde, und ein gut redigiertes, liberales Lokalblatt sei mit großer Bedeutung für das öffentliche Leben in der Region.

Ab 1908 war aus finanziellen Gründen geplant, Inhalte zu verwenden, die die nationalliberale Partei der „kleinen liberalen Presse“ zur Verfügung stellte (Nr. 12, 30.01.1908). Die Herausgabe einer „liberalen Normalzeitung“ verzögerte sich jedoch. Kurz darauf verkündete die Redaktion, dass „die Zeit eines verunglückten Versuches mit Berliner Material“ beendet sei und man „in der glücklichen Lage“ sei, das Blatt wieder selbst herstellen zu können (Nr. 17, 10.02.1908). Wenig später jedoch, am 31.03.1908, erschien die letzte eigenständige Ausgabe der Berg.-Gladbacher Zeitung Sie wurde unter dem Titel “Berg. -Gladbacher Zeitung” als Nebenausgabe der Mülheimer Zeitung (bis 28.02.1927) bzw. der Bergischen Landeszeitung fortgeführt (01.03.1927-31.12.1933).

Untertitel
Organ für das bergische Land (1891- 12. Juli 1907)
Schrift für das Bergische Land (12. Juli 1907 - 31. März 1908)

Periodizität und Preis

Erscheinungsweise:
Zweimal Wöchentlich (1891- 01. Oktober 1895)
Dreimal Wöchentlich (01. Oktober 1895 – 31. März 1908)

Preis:
Quartalspreis 1 Mark, mit illustrierter Unterhaltungsbeilage 1,50 Mark; Postbezug 1,25 bzw. 1,70 Mark; zzgl. Bestellgeld 0,25 Mark (Unterhaltungsbeilage ab 1899 gratis)
Ab 1899 Quartalspreis 1,25 bei Abholung (inkl. Unterhaltungsbeilage), bei Lieferung 1,50 Mark; Wandkalender für Abonnenten gratis

Literatur und Quellen