Kölner General-Anzeiger

BESTANDHALTENDE INSTITUTIONEN

Universitäts- und Stadtbibliothek Köln

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Nathan Ames, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen

Kölner General-Anzeiger (1892-1898)

Geschichte und Entwicklung

Die erste Ausgabe des „Kölner General-Anzeiger[s]“ erschien am 1. Juni 1892. Das Tageblatt wurde in Köln und Umgebung veröffentlicht und fokussierte sich spezifisch auf die politischen Neuigkeiten und den Feuilleton-Teil (5.2.1897). Gründer und Herausgeber war Jean Dietz, welcher ebenfalls der Mitdirektor der verantwortlichen „Kölner Verlags-Anstalt und Druckerei A.-G.“ war. Er und seine Schwester Nettchen (später verheiratet mit dem anderen Mitdirektor Georg Baum) hatten das Geschäft gemeinsam im Jahre 1869 aus dem Familienbesitz übernommen und zu einer größeren Firma aufgebaut (3.1.1894).

Der „Kölner General-Anzeiger“ war als „kleine Ausgabe“ des „Kölner Tageblatt[s]“ gedacht, welches wiederum das vielseits-beworbene Aushängeschild des Verlags darstellte (1.6.1898). Jean Dietz‘ Intention seit der Gründung des „General-Anzeigers“ war es, diesen zu einem Blatt für Gelehrte, aber auch für Beamte und Handwerker zu machen – mit einer Bogengröße von 8 Seiten pro Ausgabe und einem wöchentlichen Preis von 10 Pfennig sollten sowohl das geringere Zeit- als auch das finanzielle Budget der Leserschaft berücksichtigt werden (28.8.1894).

Obwohl sich das Verbreitungsgebiet zwischen Dezember 1893 und August 1894 auf die (damaligen) Gemeinden Frechen (22.12.1893), Bachem, Gleuel und Benzelrath (28.8.1894) erweiterte, schien die Zeitung nicht ihren gewünschten Absatz zu finden: Immer wieder rief der General-Anzeiger dazu auf, das Blatt weiterzuempfehlen und gelesene Exemplare an Nachbarn zu verteilen. Zwischen Mai und Juni 1895 tauchten Leerräume im Anzeigenteil auf, was auf fehlende Werbeträger hindeuten könnte.

Der Untertitel des Blattes änderte sich über die Jahre hinweg zweimal. Seitdem die amtliche Fremdenliste der Stadt ab dem 1. September 1895 mitaufgenommen wurde, wurde die Zeitung vom „Kölner General-Anzeiger. Kleine Kölner Morgen-Zeitung für Jedermann“ in den „Kölner General-Anzeiger. Kölner Fremdenblatt“ umbenannt. Am 03. Februar 1897 kündigte die tägliche Ausgabe eine Neuorientierung der Zeitung an – der General-Anzeiger solle zum Volksblatt werden. Der Untertitel änderte sich ab dieser Ausgabe zu „Unterhaltungs- und Anzeigeblatt“ (5.2.1897).

In der Ausgabe vom 1. Juni 1898 wurde schließlich die Einstellung der Zeitung angekündigt, die im „Kölner Tageblatt“ (1883-1934) des gleichen Verlages aufging. In einer Mitteilung an die Leserschaft erklärte dieser, dass der Umsatz im Vergleich zum „Tageblatt“ zu niedrig sei. Letzteres werde ab dem nächsten Tag mit dem Untertitel „Kölner General-Anzeiger“ weitergeführt. Somit endete der „Kölner General-Anzeiger“ exakt sechs Jahre nach seiner Gründung.

Inhalte und politische Ausrichtung

Der „Kölner General-Anzeiger“ bot laut eigenen Angaben eine unparteiische, kurze und allgemein verständliche Übersicht der Tagesereignisse „unter Wahrung des nationalen Standpunktes“ (05.02.1897). Auch wenn es keine Affiliation mit einer Partei gab, war das Blatt durchaus politisch und richtete sich an ein konservatives Publikum.

In einem Bericht vom 2. Juni 1895 über politisch -motivierte Veröffentlichungen von geheimen Staatsakten wurden Sozialdemokraten als internationale und damit „vaterlandslose Partei“ bezeichnet. Ferner wurde ihnen unterstellt, dass sie geheime Staatsunterlagen allein zur Befriedigung eines „gewissen Machtkitzels“ veröffentlicht hätten. Das Blatt sprach sich wohlwollend zu Stimmen aus, welche einen reinen Parlamentarismus ablehnten, und forderte stattdessen ein „sozial wirkendes Königtum, das über den Parteien und Interessen steht“ (5.4.1893). Häufig äußerte sich der General-Anzeiger skeptisch oder gar feindlich gegenüber Großmächten wie Frankreich und Russland; mehrfach wurde vom „Deutschenhass“ der Franzosen berichtet. In der Ausgabe vom 1.4.1893 wurde in einem ausführlichen Bericht Otto von Bismarck zum 78. Geburtstag gratuliert.

Im Anzeigenteil wurde regelmäßig Reklame für preisgünstige Waren und Arbeitskleidung gedruckt, was auf ein Lesepublikum aus sozial schwächeren Milieus schließen lässt. Die Anzeigen belegen auch die katholische Prägung der Zeitung: So wurde u. a. mit dem Verkauf von Kommunionsgeschenken (13.4.1893) und dem Druck von Totenzetteln (ein katholischer Brauch) (1.12.1894) geworben. Darüber hinaus wurde im Detail über den 41. Deutschen Katholikentag des Jahres 1894 berichtet (28.8.1894) und mehrmals über die Aussagen des Papstes geschrieben. Es wurde auch häufig Werbung für Reservisten (1.9.1894) oder „patriotische […] Militär-Konzert[e]“ (1.9.1895) gemacht, was wiederum die Nähe zum Militär belegt.

Ein besonderer Fokus des Blattes lag auf dem Unterhaltungsteil, welcher durch die Rubrik „Kleines Feuilleton“ seit der Gründung eine tragende Rolle spielte, und auf der täglichen Fortsetzung eines Romans (5.2.1897).

Periodizität, Auflage und Format

Periodizität:
Erschien täglich außer montags und nach Feiertagen (6x pro Woche)

Umfang:
In der Regel 8 Seiten (28.8.1894) im Dreispaltdruck, gelegentlich bis zu 12 Seiten (S. 9-12 unter dem Titel „Beilage“)

Auflage:
1895: 30.000

Nachfolger

Der Kölner Generalanzeiger ging aus wirtschaftlichen Gründen im „Kölner Tageblatt. Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Köln“ auf, das seit dem 1. Juni 1898 den „Kölner General-Anzeiger“ im Untertitel aufführte.

Literatur und Quellen