Stadt und Kreis Solingen.
Solingen, den 21. Septbr.
*.— Nach den Mittheilungen des kaiserlichen statistischen Amts
fanden wührend des Jahres 1894 im deutschen Reich 35 DampfkesselExplosionen statt. Die Zahl der dabei getödteten oder binnen 48 Stunden nach dem Unfall verstorbenen Personen betrug 12, die Zahl der Schwerverwundeten 9, leicht verwundet wurden 13 Personen.
Als muthmaßliche Ursache der Explosion wurden angegeben in 18 Fällen Wassermangel, dazu kommen in 5 Fällen wenig sachgemäße Wartung, in 2 Fällen Alter, Abnutzung und in 1 Falle ungenügende Befestigung eines Rohres, in 5 Fällen ist örtliche Bleg,
schwachung bezeichnet, und zwar in zwei Fällen in Verbindung mit Alter, weiter waren es in 2 Fällen Kesselstein, in 2 Fällen mangelhafte Schweißung eines Rohres, und in je 1 Falle Alter, Schlammablagerung, Ueberhitzung eines Rohres, überangestrengter Betrieb, Verrostung zweier Röhren won außen, fehlerhaftes Rohr, Kesselstein= und Schlammablagerung, zu hohe Dampfspannung.
Im Jahre 1893 haben nach den Mittheilungen desselben Amtes nur 10 Dampfkesselerplosionen stattgefunden, doch hat die anscheinend sehr erbedliche Zunahme darin ihren Grund, daß nach einer Verfügung neuerdings alle diejenigen Fälle als Kesselerplosion bezeichnet und gezählt werden, die beim Defektwerden eines Kesseltheiles die Betriebseinstellung erforderlich machten. Beispielsweise wurde früher das Zerreißen eines Siederohres während des Betriebes als eigentliche Erplosion nicht angesehen.— Wie sich aus den obigen Zahlen der Verletzten und Getödteten ergiebt, ist eine Kesselerplosion eines der schrecklichsten Ereignisse, welche das Maschinenwesen mit sich bringt. Maßnahmen, welche zur möglichen Vermeidung solcher Fälle getroffen werden, können wir daher nur mit Freuden begrüßen. Wie verlautet, wird die Königl. Gewerde=Inspektion auch in diesem Winter wieder einen Instruktionskursus für Maschinentechniker, Maschinisten und Heizer einrichten, wie ein solcher bereits im vergangenen Winterhalbjahre am hiesigen Orte unter außerordentlich großer Betheiligung stattgefunden hat. Wir werden hierüber demnächst Näheres mitzutheilen in der Lage sein.
Herr Dechant Pfarrer Jägers wird morgen Nachmittag 5 Uhr in der katholischen Kirche seine Abschiedspredigt halten. Der Herr Dechant wird am Sonntag oder Montag unsere Stadt verlassen, zur Abschiedsfeier am 29. ds. indessen hierher zurückkehren.
Der gestern in Köln stattgefundenen Sitzung des BezirksEisenbahnratds Köln wohnte Herr Fritz Beckmann von hier als Vertreter der hiesigen Handelskammer bei. Herr Beckmann brachte bei dieser Gelegenheit den in der verzögerten Beförderung der Berliner Post nach Solingen liegenden Uebelstand zur Sprache, worauf ihm Seitens der Königl. Eisenbahn=Direktion in Elberfeld versprochen wurde, daß thunlichst Abhülfe geschaffen werden solle. Sollte die Bahnverwaltung thatsächlich zu einer Aenderung des seitberigen Verfahrens in der Uebermittelung der bezeichneten Briefpostsendungen übergehen, so wird der diesseitige Handelsund Gewerbestand Herrn Beckmann für seine eindringliche Fürsprache sicherlich zu lebhaftem Danke verpflichtet sein.
— Nachdem nunmehr 3 Wochen seit der Aufstellung des Laufbrunnens auf dem Altenmarkt verstrichen sind, hat der Wasserverbrauch des Brunnens für die Stunde auf ½ chm Leitungswasser festgestellt werden können; der Brunnen bedarf mithin viel weniger, als ursprünglich angevommen worden war. Der Wasserstrahl könnte stärker sein, wenn er sich nur am Tage in das Bassin ergießen würde, während jetzt der Brunnen Tag und Nacht läuft. Es wäre, wie bei dieser Gelegenheit bemerkt sein mag, recht angebracht, wenn in diesen Tagen einmal eine gründliche Reinigung des Bassins vorgenommen würde.
B— Die Gesellschaft„Wohlgemuth“ beginnt morgen Abend wieder mit ihren beliebten Theater=Vorstellungen im Saale des Herrn G. Steinijans. Zur Eröffnung der Spielzeit 1895 96 wird die Gesangsposse„Der Walzerkönig" zur Aufführung kommen.
Der Herbst bildet den Abschluß und auch wieder den Anfang der Zeit im Jahre, in der das Heer zum Volk und dann wieder das Volk zum Heer in enge Reziehung teitt. Kaum sind die Lieder
Wlihr die heimkehrenden Reservisten frohen Sinnes gesungen haben, da schicken sich jüngere Jahrgänge unserer wehrfähigen Jugend an, des Königs Rock anzuziehen und als Rekruten ihre Dienstzeit anzutreten. Wenn die Ausgehobenen meist auch unbekümmerten Sinnes scheinen, wie es tapfern Vaterlandsvertbeidigern in spe ja geziemt, so wird demungeachtet Manchem unter ihnen etwas bänglich ums Herz sein. Treten doch die meisten unter ihnen zum ersten Mal aus der lieben Heimath in neue fremde Verhältnisse über und flößt die stramme Zucht, die nun einmal in der Armee nothwendig ist, sicherlich doch gar vielen Muttersöhnchen ein gewisses unbehagliches Gefühl ein, das einige Wochen nach dem Eintritt ins Rekrutenleben im Heimweh seine vorübergehende Fortsetzung findet. Da ist es denn ein schöner Zug, daß man den Einberufenen die
(*) Im Biwak.
Manöverskizze von S. P.
Ueber eine Stunde hat die Kritik gedauert. Während der Zeit haben wir, müde vom Marsch, Gefecht und Hitze in einem kleinen Wäldchen gelegen, die ziemlich träge Unterhaltung war bald eingeschlafen und wir dazu. Schade, daß man auf dem umgehängten Tornister und dem harten Helm so schlecht liegt, das sind die Gedanken, mit denen man, wie zerschlagen an allen Gliedern, erwacht auf den Ruf einiger Leute:„Sie kommen, jetzt gehts los!“ Träge hebe ich meinen Kopf und sehe weit in der Ferne eine Staubwolke, aus der ab und zu ein Reiter auftaucht. Ich habe noch so viel Zeit, um das Gepäck und Lederzeug in Ordnung zu bringen, dann sind die berittenen Offiziere in unserer Nähe und schon höre ich die Stimme des Hauptmannes:„An die Gewehre!" Der Marsch geht zurück in der Richtung, aus der wir heute Morgen gekommen sind, immer querfeld ein, bis wir auf eine Chaussee kommen. Wir verfolgen diese etwa eine Viertelstunde und sehen nun das Dörflein S. hinter Bäumen versteckt liegen— auf dem Quartierzettel ist für heute Biwak bei S. angezeigt. Der Major ist weit vorausgeritten, er scheint den Biwakplatz gefunden zu haben, denn jetzt sprengt der Adjukant heran und bringt den Hauptleuten eine Meldung, welche diese mit einem Kopfnicken und einem Blick in die Ferne in Empfang nehmen. Nicht lange währt es nun, so sehen wir ein ungeheuer großes Stoppelfeld vor uns, auf welches die Spitze des Bataillons losmarschiert. Meine Kompagnie, die vorderste, macht Halt, die übrigen marschieren rechts daneben auf und nehmen ebenfalls ihre Plätze ein. Es wird nothdürftig ausgerichtet, die Gewehre zusammengesetzt, Gepäck und Lederzeug abgehängt. Leute zum Wasserholen und Kochlöchergraben kommandiert und den Zurückbleibenden erlaubt, sich bei ihrem Gepäck hinzulegen, bis die Fourage anlangt.
Ich habe heute Bataillonsdienst, behalte deshalb das Seitengewehr umgeschnallt und erkundige mich bei dem Feldwebel, bei welchen Vorgesetzten ich mich zu melden habe. Nachdem ich Bescheid erhalten, suche ich die verschiedenen diensthabenden Offiziere auf, was kein so einfaches Geschäft ist, denn der Biwakplatz ist groß, die Offiziere mir meist unbekannt und deshalb schwer für mich zu finden. Endlich bin ich fertig, kann ich zur Kompagnie zurückkehren und mich hinter meinen Tornister legen, um vor dem Abkochen noch eine Weile zu ruhen.
Doch ich werde bald gestört. Ich sehe Stephan auf mich zukommen. Stephan ist der dummste und krummfte und
bittere Pille des Scheidens zu versüßen sucht. Diese Absicht liegt
auch den Abschiedsfesten zu Grunde, die in diesen Tagen von Ge
sang=, Turn= und sonstigen Vereinen in unserer Stadt und Umgegend zahlreich abgehalten werden. Möchten diese Zusammenkünfte den demnächst in die Ferne Ziehenden ein Beweis dafür sein, daß man einerseits ihrer in der Heimath mit Gefühlen der Freundschaft und Anhänglichkeit gedenkt, daß man andererseits aber auch von ihnen als Söhnen des bergischen Landes erwartet, daß sie ihre Schuldigkeit thun, muthig auf ihrem Posten ausbarren und allzeit treu zu Kaiser und Reich stehen.
— Die Auschüttungen von Schutt 2c. an der Weyerstraße entsprechen durchaus nicht den Wünschen der Anwohner. Namentlich bezieht sich dies auf Abfälle von Farbstoffen, die vor einigen Tagen an dieser Straße abgeladen worden sind. Den Kindern war damit willkommene Gelegenheit geboten, die Häuser in der Weyerund Birkerstraße zum Aerger der Hausbesitzer mit diesen Stoffen zu beschmieren. Aus unserem Leserkreise wird uns noch zusätzlich mitgetheilt, daß Anschüttungen in der Weyerstraße verboten sind.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden dem Pferoemetzger Herrn Otto Wieden hierselbst aus dessen Schlachthaus zu Kirberg mittelst Einbruch 100 Pfund Pferdefleisch, im Werthe von 45 Mark, entwendet. Die Diebe hatten eins der besten Stücke Fleisch ausgesucht.
— Die Gewinuliste der Verloosung, die gelegentlich der landwirthschaftlichen Ausstellung in Opladen stattgefunden hat, liegt in der Erpedition d. Bl. zur Einsicht offen. Gewinne, über welche innerhalb 14 Tagen nach der Veröffentlichung nicht verfügt ist, werden in öffentlicher Versteigerung verkauft.
B— Wir werden um Aufnahme des folgenden Artikels gebeten, welcher, wenn er auch nicht direkt unsere Stadt betrifft, doch mit Hinsicht darauf, daß das Projekt einer elektrischen Bahn Solingen=Kohlfurt=Cronenberg sich möglicherweise verwirklicht, Interesse bietet:„Den Bewohnern von Remscheid und Umgegend wird es durch die Zeitungen bekannt geworden sein, daß die Elektrizitäts=Gesellschaft Union in Berlin den Bau der Straßenbahn von Elberfeld über Hahnerberg nach Cronenberg übernommen hat und diese in 9 Monaten fertiggestellt sein muß, ebenso auch die Verpflichtung eingegangen ist, innerhalb 2 Jahren das Projekt CronenfeldRemscheid auszubauen! Mit welcher Energie obige Gesellschaft ihr Projekt ausführt, beweist, daß bereits in einigen Tagen schon mit Anfahren der Schienen begonnen wird und bei günstiger Witterung die Eröffnung der Bahn nicht lange auf sich warten läßt, was gewiß von sämmtlichen Bewohnern der ganzen Strecke von Elberfeld bis Cronenberg mit Freuden begrüßt wird. Es ist aber ganz sicher, daß das Projekt Cronenfeld=Remscheid(Anschluß auf Feld an die Remscheider Strecke) eine noch größere Rentabilität in Aussicht stellt, und kann Einsender nicht umhin, die Interessenten für dieses Projekt aufzufordern, eine Petition mit möglichst vielen Unterschriften bedeckt an die Elektrizitäts=Gesellschaft Union nach Berlin zu senden, und dieselbe zu bitten, mit dem Projekt Cronenberg gleichzeitig dasjenige nach Hasten=Feld auszuführen.
B— Der heutige Tag bringt uns den offiziellen Herbstanfang, den wir auch, wenn er nicht im Kalender stände, trotzdem schon empfunden haben. Die immer kürzer werdenden Tage und die kühlen Nächte mahnten uns zu deutlich daran. Doch, wenn auch des Hochsommers Pracht entschwunden ist, sieht trotzdem die Natur noch nicht sonderlich herbstlich aus. Es ist, als ob der viele Regen im Frühjahr das Laub der Bäume widerstandsfähiger gemacht hätte, als in früheren Jahren. Zwar zeigen sich schon hier und da vereinzelte kahle Bäume, aber im allgemeinen bietet der Wald noch nicht das feurig bunte Bild, welches der sicherste Vorbote ist, daß der nächste Sturm die Blätter mitleidlos von den Zweigen reißen wird. Der Herbst, der große Maler, der verschwenderisch seine Farben über Wald und Feld ergießt, ist noch nicht da, aber er hat sich schon ganz still und verstohlen angemeldet. Möge der wilde Geselle uns noch recht
lange mit seinem Erscheinen verschonen.
* Höhscheid, 20. Sept. Der in vergangener Woche im Bahnhofe zu Immigrath überfahrene frühere Gärtner Herr Carl August Gustav Voos von Oben=Pilghausen ist in vergangener Nacht in Folge der Verletzungen im Krankenhause zu Hilden gestorben.(Die Mittbeilung eines Opladener Blattes, daß ein Selbstmordversuch des alten Mannes vorgelegen habe, wird uns als unzutreffend bezeichnet.)
Langenfeld, 19. Sept. Am Sonntag Abend entstand zu Hausingen, nachdem am Sonntag zuvor die dem Bahnwärter Wadenpohl zu Mehlbruch gehörige Scheune nebst dem reichen Inhalt an Frucht und Ackergeräthen verbrannt, abermals ein großes Schadenfeuer, wodurch eine Scheune nebst Stallung und dem ganzen Inhalt an Frucht und Futter=Vrrräthen ein Raub der Flammen wurde. Am Dienstag Abend 9 Uhr, so be
auch schmutzigste Kerl in meiner Korporalschaft. Als ich sehe, wie er mit einem Fuße vorsichtig und hinkend auftritt, weiß ich, was die Glocke geschlagen hat. Hülfe flehenden Blickes sagt er mir, daß ihm sein Fuß weh thäte. Ich hauche ihn erst gehörig an, warum er nicht selbst nachsähe und immer seinen Korporalschaftsführer, der auch einmal Ruhe haben wolle, damit belästigen müsse. Doch ist Stephan zu faul und im Grunde zu dumm, um selbst seine wundgelaufenen Füße in Ordnung zu bringen, und schließlich thut es mir leid, ihn so herum hinken zu sehen, so daß ich ihm barschen Tones befehle, seinen Stiefel auszuziehen. Ich will den Leser nicht mit dem wenig schönen Bilde quälen, das sich nun entwickelt, genug, ich finde mehrere Blasen, hole meine Korporalschaftsapotheke, bestehend in Salyziltalg, Watte und einem kleinen Fläschchen Spiritus, hervor, schneide seine Wasserblasen auf und behandle sie nach allen Regeln der Kunst. Beglückt zieht Stephan von dannen. Er bleibt aber nicht der einzige, der Erleichterung sucht, es folgen ihm noch mehrere, die ebenfalls ihre Schmerzen gelindert haben wollen.
So vergeht etwa eine Stunde, bis die Fourage anrückt, die heute verhältnißmäßig früh kommt. Ein endloser Zug von Wagen mit Stroh, Holz und Lebensmitteln beladen, kommt, auf der weißen, staubigen Chaussee dahergezogen. Jetzt biegen die Wagen ein, mehrere von ihnen fahren auf dem Biwaksplatz meiner Kompagnie auf. Die laute Stimme des Feldwebels ertönt:„Jede Korporalschaft einen Mann zum Holz= und Stroh=Abladen, einen Mann zum Lebensmittel=Abladen, einen Mann zum Holzhacken!“ Ich suche drei aus und schicke sie zu den befohlenen Stellen, die übrigen Leute meiner Korporalschaft sammle ich allmählich, nachdem ich zweien von ihnen befohlen habe, die Kochgeschirre abzuschnallen und in die Hand zu nehmen. Nun rücke ich geschlossen bis an den Fouragewagen, um die Fourage in Empfang zu nehmen. Es giebt rohes Rindfleisch, Reis, Kartoffeln, Speck, Salz, Kaffeebohnen. Ich muß sehr bestimmt zu Werke gehen, denn der Fourier ist ein überlegender Mann, der lieber etwas mehr zurück behält, als zu wenig. Ich rechne ihm vor, für wie viel Mann ich empfange, daß ich auch für den Kammerunteroffizier zu erhalten habe, daß ein Mann auf Wache ist und einer Bursche. Endlich habe ich meine Schätze zusammen, und es ist nun meine Aufgabe, sie brüderlich oder vielmehr ritterlich gleichmäßig an meine Leute zu vertheilen. Ein Glück, daß in der Korporalschaft ein Fleischer ist, der den großen Rindfleischklumpen in 22 gleiche Theile theilen muß, wobei ihm das Korporalschaftsbeil gute Dienste thut. Reis, Salz und Kaffee wurden nach dem Augenmaaß getheilt, die Kartoffeln abgezählt. Nun beginnt ein eifriges Kartoffelschälen und=Spülen. Auch ich
2 3|
richten dir Opladener Plätter,
des Großgrundbesitzers Karl Quack in hellen Flammen. Sofert
fand die Reusrather Feuerwehr sich bereit, hülfreiche Hand zu bieten, als wenige Minuten später neue Brandsignale ertönten und von anderer Seite ein großes Schadenfoner gemeldet wurde. Auf dem Schleiderhofe bei Albert Keller war ein bedeutender Vorrath, zirka 200 Wagenladungen, das Erträgniß von etwa Morgen Getreide, auf bieher noch unaufgeklärte Weise in Brand gerathen und bildete ein großes Flammenmeer, dem die Feuerwehren von Immigrath und Reusrath machtlos gegenüber standen. Gesie Morgen gegen 5 Uhr stand das Haus und das Nebengebäude Zigarrenfabrikanten Franz Klotten in Flammen. Leider konnte vo dem Mobilar und dem Waarenvorrath fast nichts gerettet werd, Dem Förster Radermacher zu Dückeburg ging kurze Zeit darauf ein Heuschober in Flammen auf; in Richrath brannte inzwischen Wohnhaus und am Abend zu Auf der Höhe ebenfalls Haus u. Stallung.
Gerichts=Verhandlungen.
Elberfeld, 21. Sept. Bier Schüler im Alter von 13 bis Jahren, guten hiesigen Bürgerfamilien angehörend, standen gest wegen fortgesetzten Diebstahls vor der Strafkammer. Die Angeklagten waren geständig. Zwei von ihnen haben in Untersuchungsbe# gesessen. Diese wurden, wie der„Tägl. Anz.“ berichtet, zu je einem Monat Gefängniß verurtheilt, welche Strafe durch die Untersuchungs. haft als verbußt erklärt wurde. Einen dritten traf eine Gefängniß strafe von zwei Wochen und der vierte kam mit einem Verweise daver — Ueber einen Schleifer von Solingen, der sich an seiner Pfle tochter im Sinne des§ 176, 3 des Strafgesetzbuches vergangen bat wurde mit Rücksicht darauf, daß er schon wegen Sittlichkeitsverbrechens 18 Monate Zuchthaus verbüßt hat, vier Jahre Zuchtbaus und fünfjähriger Ehrverlust ausgesprochen.
Düsseldors, 20. Sept.(Strafkammer.) Der Düss.„Gen.=Anz“ berichtet: Wegen Betruges stand Mathilde F. vor den Schranken des Gerichts. Dieselbe war Inhaberin eines zu Solingen domilizirten Manufakturwaaren=Geschäftes, über welches der Konkurs eröffnet wurd Zahlungsschwierigkeiten waren indeß schon längst vorhanden gewesen, was der Angeklagten Veranlassung bot, Geld überall da zu nehmen, wo sie es nur aufzutreiben vermochte. Bei diesen Bemühungen kam sie durch die Vermittelung ihrer Mutter und zweier verwandten Frauen, in Beziehungen zu der geschäftslosen Ottilie Sp. von hier, welche Letzter sich von der Angeklagten und den genannten Angehörigen derselben stimmen ließ, nach und nach eine Summe von über 3000 Mk Mathilde F. auszuzahlen. Als Sicherheit waren Wechsel gegeben den, welche jedoch bis auf einen niemals eingelöst wurden. Die G# schädigte erstattete daraufhin Strafanzeige. Die Beweisaufnahme zur Freisprechung der der Beihülfe zum Betruge angeklagten drei älte Frauen, dagegen wurde die Beschuldigte Mathilde F. mit einem M Gefängniß bestraft.
Aachen, 19. Sept. Der Prozeß gegen den Alexianerbruder Heinrich wird voraussichtlich 2 Tage in Anspruch nehmen, während derjenige gegen den Bruder Irenäus in einem Tage erledigt werden dürfte.
Dresden, 19. Sept. Ein Kaufmann wurde zu 500 Mk.
2 Monaten Gefängniß verurtheilt, weil er Zimmt, der mit Prozent Rohrzucker vermischt war, als„garankirt rein" verkauft
Vermischte Nachrichten.
Dresden, 20. Sept. Ueber das bereis gemeldete Eisen bahn=Unglück verlautet amtlich: Gestern Abend 9 Uhr ist der ein In fanterie=Regiment nach Zwickau zurückführende Militärzug auf einen bei der Einfahrt auf den Bahnhof Oederan begriffenen Güterzug aufgefahren. Sieben Wagen des Militärzuges wurden zertrümmert 13 Soldaten sind todt, 30 schwer, 30 leicht verletzt. Der Zuz führer ist leicht, ein Schaffner schwer verwundet. Zwei Wagen mit je 40 Mann hatten sich ganz ineinandergeschoben. Ein Blockwär in Oeveran ist verhaftet worden, weil er das Signal nicht gestell: hatte.— Aus Plauen i. Voztl. wird gemeldet, daß noch weitere drei Soldaten und vier vom Bahnpersonal gestorben sind.
Als ein großes Glück ist es zu betrachten, daß der Dresdener Schnellzug bereits den Bahnhof passirt hatte, als der Zusammenstoße folgte. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte eine un sehbare Katastrophe erfolgen müssen. Der Zusammenstoß war derart gewaltig, daß der Krach weithin gehört wurde. Das Schreien und Jammern der Verunglückten war herzzerreißend. Ein Soldat war zwischen die Puffer von zwei Wagen gerathen und konnte erst nach zwei Stunden aus seiner schrecklichen Lage befreit werden. Eine Unteroffizier wurden beide Beine abgefahren. Aerzte waren so zur Stelle. Der Verkehr war auf beiden Gleisen gesperrt.
lasse mir für mich und meinen getreuen Freund und Kamerade Unteroffizier d. R. Lässig, etwas zum Kochen zurecht machen. A die Vorbereitungen zu Ende sind, gehen wir ans Ende des Lage platzes zu den Kochlöchern, zünden ein lustiges Feuer an, hängen unsere Feldkessel auf einigen Scheiten Holz darüber und kochen und braten nach Herzenslust.
Schon wandeln Zuschauer aus dem nächsten Dorfe neugierig u bewundernd durch das Biwakslager, sehen die zusammengesetzten wehre, die dahinter in schnurgeraden Linien und gleichmäßigen ständen liegenden Tornister an, das Zelt des Hauptmanns, selbst, den hochgebietenden, strengen Herrn, der auf einer Garbe neben dem großen Strohhaufen sitzt und die Kreuzzeitung liest, und komn schließlich auch zu den Kochlöchern, wo sie, namentlich die Damen, lächelnd unsere Kochkünste bewundern. Sie haben allerdings Grund, zu lächeln, denn in ihrer Küche geht es gewiß regelrechter und v# Allem reinlicher zu, doch hier bei uns muß man sich schon von vornherein auf ein halbrohes oder mindestens fürchterlich hartes Rindfleisch und ein kleines Häuschen Sand gefaßt machen. Den bei dem Durcheinander, das an den Kochlöchern herrscht, ist es nu zu leicht möglich, daß ein voll Wasser gefüllter Feldkessel umgestützt oder daß durch einen unvorsichtigen Fuß Sand vom Grabenrande auf das Fleisch geworfen wird; einst fand ich sogar einen großen Kieselstein in meinen Reis, vermuthete jedoch, daß sich irgend Jemand, vielleicht Freund Lässig, einen recht faden Scherz gemacht hatte.
Eine der jetzt herankommenden Damen kenne ich; es ist Frä lein Anna, die Haushälterin meiner frühern Quartierwirthe in Ich begrüße sie erfreut und lasse mir Komplimente über mein Kochen machen. Sie erzählt mir, daß auch Hartmanns im Laufe des Nachmittags zu Wagen kommen werden, bringt Grüße von diesen und ihren Kindern und— was mir momentan das willkommenste! eine Flasche Rothwein aus dem vorzüglichen Keller des Herrn Hür! mann und einige Stücke prächtigen Pflaumenkuchens. Ich danke ho#h erfreut und lade dafür Fräulein Anna ein, mein frugales Biwat mahl mit mir zu theilen. Gott sei Dank, sie schlägt es aus, worüber ich herzlich froh bin, denn eben fällt mir ein, daß ich nich bei Mutter, sondern im Biwak bin und daß mir nur ein einziget Löffel und ein einziges Taschenmesser zur Verfügung stehen. Fräulein Anna erzählt noch, daß zu Hause die ganze Stadt in Bewegunz sei und nach dem Biwaksplatz kommen wolle; das ist uns gerade recht, denn je belebter das Biwak wird, um so heiterer geht es
(Fortsetzung folgt.)