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früher unter dem Titel:

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Bergisches Volks=Blatt.

Nlr. 146. f.oppke. a, Uen K Keslhelaen F iosie Mlentag, 17. Lepitember 1883. Kuste s. e:.d5 Lade uncden seanu bist 35. Jahrz.

* König Alsons in Deutschland.

Die Reise des Königs Alfons von Spanien nach Oesterreich und Deutschland reiht sich als ein weiteres Glied der Kette politischer Evolutionen an, welche in der heurigen Jahreschronik bereits verzeichnet stehen. Na­türlich darf man den Ausdruckpolitisch nicht in allzu enge Grenzen bannen und dabei etwa gleich an bestimmt formulirte Abmachungen Spaniens mit den mitteleuro­päischen Mächten denken wollen. Es sind in erster Linie persönliche Beweggründe, welche den jungen spanischen Sonverän zu seinem jetzigen Ausfluge veranlaßten. Die Eindrücke aber, welche der hohe Reisende über die Pyrenden mit heimbringen wird, können bedeutsam werden für die fernere Gestaltung der Beziehungen Spaniens zu den leitenden Mächten des Erdtheiles. Jahrhunderte hindurch hat Spanien ein mehr passives als aktives Mitglied der europäischen Völkerfamilie gebildet und sich namentlich betreffs der internationalen Angelegenheiten eine Zurück­haltung auferlegt, welche dahin führte, daß man Spanien als politischen Faktor kaum noch in Rechnung stellte. Es kam hinzu, daß die besten und leistungsfähigsten Ele­mente des Staates durch die fast permanenten inneren Wirren gänzlich absorbirt wurden und so weder Zeit noch Neigung besaßen, den Blick über die Landesgrenzen hinaus zu lenken. Seit der Thronbesteigung des Königs Alfons hat Spanien aber eine Periode innerer Ruhe und Sammlung durchgemacht, welche dem Lande das Gefühl seiner nationalen Kraft und geschichtlichen Be­deutung in einem bisher nicht dagewesenen Maße zum Bewußtsein gebracht hat. Das gesteigerte Selbstvertrauen drängt naturgemäß nach äußerer Bethätigung und sucht instinktiv den Anschluß an diejenige politische Kombi­nation, welche moralisch wie materiell die solidesten Ga­rantien bietet, v. h. an das Bündniß der mitteleuro­päischen Mächte. Wenigstens faßt die öffentliche Meinung sowohl innerhalb wie außerhalb Spaniens die Reise des Königs Alfons im Sinne einer Annäherung an das in Berlin und Wien adoptirte politische System auf, welches der Sache des Friedens und der Ordnung schon so wesentliche Dienste geleistet hat und auch in Zukunft zu leisten verspricht. Frieden und Ordnung sind aber beides Dinge, deren Spanien zu seiner Konsolidirung dringend benöthigt ist, wenn es überhaupt in absehbarer Zeit wieder denjenigen Rang im Rathe der Völker einnehmen will, auf den es legitimen Anspruch hat. Insofern nun die Reise des Königs Alfons nach Oesterreich und Deutschland die persönlichen Wünsche des Monarchen mit

den realen Bedürfnissen des Landes in Einklang erscheinen läßt, hat sie eine politische Tragweite, auch wenn, wie glaubhaft versichert wird, dieser Ausflug keinerlei speziellen Zwecken dient.

Deutschland.

Merseburg. Der Kaiser fuhr am Samstag Vor­mittag Uhr beim prächtigsten Sonnenschein auf das Manöverterrain bei Pettstedt. Der Kaiser traf um 10½ Uhr bei Pettstedt ein, stieg hier zu Pferde, begrüßte sämmtliche südlich Pettstedt in Rendezvousstellung stehenden Truppen und nahm hierauf Aufstellung. Nach beendetem Manöver sprach der Kaiser dem General von Blumenthal seine vollste Befriedigung aus und kehrte, nachdem er länger als 8 Stunden im Sattel gesessen, im besten Wohlsein nach hier zurück.

Der Kaiser hatte die Absicht sich gestern Vormittag nach Halle zu begeben und dem Gottesdienst in der Universitätskapelle daselbst beizuwohnen; da er sich aber ermüdet fühlte, hat er den Kronprinzen beauftragt, an seiner Stelle die Stadt Halle zu besuchen. Prinz Wilhelm, der sich beim Manöver den Fuß verletzt hatte, ist eben­falls in Merseburg zurückgeblieben.

Die Beseitigung einer alten Spannung ist wiederum dem Kaiser Wilhelm durch sein versöhnliches und ritter­liches Wesen gelungen. Er hat den Prinzen Alexander von Hessen in Veranlassung des 50jährigen Militär­jubiläums desselben zum Chef des Schleswig=Holstein'schen Dragoner=Regiments Nr. 13 ernannt und hat, wie jetzt weiter gemeldet wird, zugleich dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß der Prinz das Regiment, welches in St. Avold und Falkenberg im Elsaß garnisonirt, bei den unweit Homburg stattfindenden Manövern dem Kaiser vorführe. Der Prinz, welcher bekanntlich im Jahre 1866 Oberkommandeur der gegen Preußen opertrenden, aus württembergischen, badischen und hessischen Truppen be­stehenden Bundesarmee war, hat diese Ernennung ange­nommen und dem Kaiser seinen Dank ausgesprochen.

Die krouprinzlichen Herrschaften werden, wie das Berl. Tagebl. erfährt, mit der Prinzessin=Tochter Vie­toria, welche die Frau Kronprinzessin zu den Manövern des 11. Korps nach Homburg begleitet, nach dem Schluß der Manöver am 27. September mit den kaiserlichen Majestäten von Homburg über Frankfurt nach Wies­baden reisen, um am nächsten Tage der Enthüllung des

Denkmals am Niederwald beizuwohnen. Zu dieser Feier werden auch die Prinzen des königlichen Hauses insge­sammt dort zugegen sein. Die kronprinzlichen Herr­schaften reisen darauf mit den kaiserlichen Majestäten am 29. September von Wiesbaden nach Baden=Baden, woselbst am nächsten Tage der Geburtstag der Kaiserin wie alljährlich im engsten Familienkreise gefeiert wer­den wird. Von Baden=Baden beabsichtigen der Kronprinz und die Kronprinzessin mit der Prinzessin Victoria dann in den ersten Tagen des Oktober eine Schweizerreise anzutreten und nach Beendigung derselben nach Wies­baden zu kommen, von wo Höchstdieselben, wie es heißt, erst im Dezember nach Berlin zurückkehren, um dann ihren Winteraufenthalt im hiesigen kronprinzlichen Pa­lais zu nehmen. Die beiden jüngsten Töchter, Prin­zessinnen Sophie und Margarethe, verbleiben während der Reise ihrer erlauchten Eltern in England, wohin beide kürzlich abgereist sind.

Durch eine Verordnung des Statthalters, General­feldmarschalls von Manteuffel ist vom 1. Januar 1884 ab auch für die Gemeinden Diedenhoven und Metz die deutsche Sprache als amtliche Geschäftssprache geboten. Den Bewohnern der Reichslande wird es mit der Zeit klar werden, daß ihre oppositionelle Haltung nur dazu führen wird, den Statthalter von seinen anerkannt milden Verwaltungsmaximen abzubringen.

DieNordd. Allg. Ztg. bringt abermals einen Artikel gegen dieTimes, welche nicht müde wird, die Frau­zosen gegen Deutschland zu hetzen, indem sie in conse­quenter Verdrehung aller Thatsachen Deutschland der Bedrohung Frankreichs bezichtigt. Unvermeidlich muß ein so systematisch fortgesetztes Bemühen, in hinterlistiger Weise Zwietracht zwischen Nachbarn zu säen, eine tiefe Verstimmung aller Derjenigen zur Folge haben, denen es in beiden Ländern ernstlich um die Aufrechterhaltung des Friedens zu thun ist eine um so tiefere Verstim­mung, je durchsichtiger und selbstsüchtiger die Motive sind, von denen das englische Blatt in seinem verwerf­lichen Treiben geleitet wird. Bei allem Uebelwollen wird dieTimes kaum ernstlich daran glauben, daß es ihr gelingen könnte, die französische Regierung für ihre An­sichten zu gewinnen; diese weiß, daß sie auf dem Boden der bestehenden Verträge an uns die besten Nachbarn hat, welche ihr allen Erfolg in der Welt wünschen. Und solchen Erfolg kann Frankreich um so leichter überall haben, je besser seine Beziehungen zu Deutschland sind.

Dresden. Die 28 Ergänzungswahlen zur zweiten

Der Sperlingskrug.

5 Rovelle von Dtte Freitag.

(Fortsetzung.)

Die Scene im Sperlingskruge, der Leichnam der alten, ermordeten Frau standen lebhaft vor ihrer Seele, und odwohl sie zu den Bewohnern der Unglücksstätte in keiner Beziehung stand, so hatte sie doch deren Mißgeschick so tief ergrissen, als wäre sie selbst davon betroffen worden.

Allein noch ein anderes Bild beschäftigte ihre Gedanken. Zumer und immer sah sie Goldhold Möller vor sich stehen, wie er ihr seive Hand entgegenstreckte, und wie er sie mit seiner voll­tönenden Stimme fragie:Gebt Dir der Tod meiner lieben Rutter so sehr zu Herzen?

Große Thränen perlten ihr bei dieser Rückerinnerung aus den Augen. Es war ihr, als sei ihre eigene Mutter gestorden, die sie nie gekannt; dieselbe hatte ihr Leben ausgehaucht in dem Augenblicke, als sie mit dem ersten Schrei die Welt begrüßt, und oft hatte sie die Niegekannte beweint. Als sie heute den Schmerz Gotthold Möllers gesehen, da erst war sie sich bewußt geworden, was es heißt, eine Mutter zu verlieren, und nicht viel hätte gesehlt, so wäre sie dem trauernden Sohne um den Hals gefallen und hätte ihm zugerufen:Eine Mutter hast Du verloren, nimm mich, ich will Dir die Liebe derselben zu ertehen suchen!

Eine tiese Röthe übergoß das Anlitz der Jungfrau, als sie zurückdachte an jenen Augenblick, wo sie durch eine gewaltsame Beherrschung ihrer Gefühle es verhindert hatte, ein falsches Licht auf sich zu wersen durch ein unbesonnenes Beginnen.

Ohne sich umzuschauen, war sie von dem Orte der blutigen That heimgeeilt, hatte sich eingeschlossen in ihr ärmliches Haus. Den ganzen Tag war sie im Zimmer geblieben, keinen Schritt hatte sie ins Freie gethan, nur mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, war es ihr nicht eingesallen, hinauszugehen und zu forschen, was die Herren vom Gericht auf dem Schauplatze des Nordes ermittell, auf wen der Verdach, der Thäterschaft ge­sollen.

Daß dieselben angekommen, wußte sie; mußten sie doch an ihrem Hause vorüber, als sie in Neuselde eintrafen. Aber was kümmerte es sie, wer der Nörder war, was kümmerte es sie, aus welchem Beweggrunde derselbe die That vollführt! Konnte durch die Ermittelung des Thäters dem Sohne die Mutter wie­

ses enen unien, aun un einen grnien aure. wenn er wußte, wer ihm so unendlich wehe gethag!

Je näher der Abend rückte, desto ängstlicher wer es Wal­purga um das Herz geworden. Sie konnte das bange Vorgefühl eines nahen Unheils, das auch sie betreffen würde, nicht von sich abschürteln, immer und immer wieder stand das bleiche Bild der todten Krugwirthin vor ihrem inneren Auge immer ängstlicher ersehnte sie die Rückkunft des Vaters.

Des Wächters eintöniger Gesang verkündete den Ablauf der zwölften Stunde. Walpurga schreckte empor.

Mehrmals schon hatte sie gelauscht, sich halb von ihrem Sitze erhoben, Schritte auf der Dorfstraße ließen sie des Vaters Heimkehr vermuthen, doch jedesmal war sie enttäuscht auf ihren Sitz zurückgesunken, sie hatte sich geirrt, das Bellen des Hof­hundes war das einzige vernehmbare Geräusch gewesen aber diesmal war es keine Sinnestäuschung, das war der feste, gleichmäßige Tritt ihres Vaters und richtig jetzt vernahm sie den tiesen Baß seiner Stimme. Er sprach mit Jemand, er schien in Streit gerathen zu sein.

Walpurga stand lauschend im Zimmer. Im Namen des Gesetzes verhafte ich Sie! tbnte deutlich die Stimme eines Mannes durch die stille Nacht.

Was habe ich verbrochen, daß Sie mich verhaften? lautete die Gegenrede des alten Jägers.

Walpurga mußte natz der Stuhllehne greisen, um nicht umzusinken, der Schreck hatte ihre Glieder gelähmt; mit der Hand fuhr sie nach der Stelle des Herzens, um einen stechenden Schmerz zu bewältigen.

Gewaltsam raffte sie sich empor, unsicheren Schrittes näherte sie sich der Thür, mit zitternder Hand öffnete sie dieselbe und trat hinaus in die klare, mondhelle Nacht. Da sah sie ihren alten Vater im Kreise einiger Männer, hochaufgerichtet stand er zwischen ihnen und reichte ihnen willig die Arme der, welche mit Handschellen aneinander gesesselt wurden.

In einiger Entsernung stand ein hochgewachsener, stattlicher Mann, welcher mit dem Schulzen des Ortes leise sprach.

Als Walpurgs die Hausthüre öffnete, wandte sich der Erstere nach ihr um, dann gad er den andern Männern einen Wink und trat, von diesen mit ihrem Gefangenen und dem Schulzen gefolgt, in das Haus, Walpurga rücksichtslos bei Seite stoßend.

Die ganze Gesellschaft trat in die Wohnstube; auch Wal­purga folgte.

Des Vaters Blicke sielen auf die todtbleiche Tochter, un­

willkürlich machte er eine Bewegung, sie zu umfangen, doch trübe lächelnd ließ er die Arme sinken, ein beredter Blick seiner Augen deutete auf die Fesseln, welche ihn an seinem Vorhaben hinderten.

Gater, mein Vater, was ist geschehen! Diese Worte ent­wanden sich endlich der krampfhaft zusammengeschnürten Bruß des Mädchens, und mit einer schnellen Bewegung war sie zwi­schen den ihren Vater umgebenden Männern hindurchgeschlüpft, ihren Arm um den Hals des Gefesselten schlingend.

Ich muß Sie bitten, von Ihrem Vater zurückzutreten, sprach eine rauhe Stimme,bis ich mit ihm gesprochen habe.

Eine Hand legte sich bei diesen Worten unsanft auf Wai­purgas Schulter. Diese zuckte zusammen.

Hochaufgerichtet drehte sie dem unhöflichen Sprecher ihr nun vor Aufregung glühendes Antlitz entgegen, mit einem fragenden Blick maß sie denselben.

Walpurge war hinreißend schön in diesem Augenblick. Sinn­verwirrend wirkte ihr Feuer sprühendes Auge, majestätisch war die Haltung ihrer schlanken Gestalt.

Der hohe, stattliche Herr, welcher draußen mit dem Schulzen gesprochen, war derjenige gewesen, welcher Walpurga derührt hatte. Bei dem unerwarteten Andlick, den das Mäochen ihzm bot, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück.

Wer wagt es, die Tochter von dem Herzen des Vaters zu reißenk fragte Walpurga in zürnendem Tone.

Verzeihen Sie, mein Fräulein, versetzte der fremde Herr, wenn ich mich in die unangenehme Nothwendigkeit versetzt sehe, dies zu thun.

Rit welchem Rechte, mein Herr, dürfen Sie dies wagen.

Ich bin der Kriminal=Kommissär Rockmann und stehe hier im Namen des Gesetzes. Ihr Vater ist mein Gesangener und eines schweren Verdrechens verdächtig.

Walpurgs war einen Augendlick wie erstarrt, dann sanken ihr die Arme schlaff an den Körper herad, ein tiefer Seufzer entwand sich ihrer Brust und ohnmächtig sank sie in die Arme des herzueilenden Schulzen.

Der alte Hans sah mit einem Blick voll unendlicher Liebe und Zärtlichkeit auf sein Kind, wüthend riß er an seinen Hand­schellen, dieselben zu zersprengen.

Der Kriminal=Kommissär hatte Mühe, seine Bewegung zu eringe

Ich rathe Ihnen freundschaftlich, wandte er sich an den alten Haus,uns nicht durch Ihren Widerstand zu strengen Maß­regeln zu nöthigen, welche wir dann unbedingt ergreifen müßten.