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Dienstag den 31. Dezember 1872.
Verantwortlicher Redacteur F. W. Vossen in Wald. Zugleich
Drucker und Verleger F. W. Vossen in Wald.
Allgemeiner Anzeiger für Wald, Mierscheid, Ohligs, Gräfrath und Haan.
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Politische Tagesschan.
Berlin, 27. Dez. In einem Artikel über den Rücktritt des Fürsten Bismarck vom Ministerpräsidium führt die „Provinzial=Correspondenz“ aus, es habe sich darum gehandelt, daß Bismarck, aus dessen schöpferlichen Ideen die seitherige Gestaltung der Reichspolitik im engsten Zusammenhange mit der Entwickelung Preußens entstanden ist, auch ferner die Seele der deutschen und der damit zusammenhäugenden preußischen Politik zu bleiben vermöge, ohne von der Last allseitiger Amtspflichten und Sorgen erdrückt zu werden. Das preußische Ministerium verbleibe auch jetzt noch das Ministerium Bismarck. Die Minister Preußen erwarten und verlangen, daß der Reichskanzler ihr eigentlicher und rechter Präsident bleibe, und sie werden die höchste und ehrenvollste politische Aufgabe immer daran erkennen, dem großen Staatsmanne, welche der preußischen und deutschen Politik seit zehn Jahren den Stempel seines mächtigen Geistes verliehen, die Durchführung seiner Aufgaben für das gesammte Vaterland in jeder Beziehung erleichtern zu helfen. Das ist die Bedeutung der jüngsten Veränderung im preußischen Ministerium. Daraus ist zu erkennen, daß es sich
Zum Jahresschluß.
Klagt nicht, daß es dahingegangen,
Das alte Jahr mit Lust und Weh,
Daß über den verblühten Wangen Gelagert sich des Todes Schnee! Ein frisches Leben webt auf Scherben, Leis saust wie sonst der Spulen Flug:
Die Jahre sind der Jahre Erben,
Und neue Furchen zieht der Pflug.
Die Hand auf's Herz am letzten Morgen!
Schau'n wir zurück, so faßt uns Scham;
Wie eitel waren Müh' und Sorgen!
Wie selbstverschuldet mancher Gram!
Stets stand uns noch der Himmel offen, Und keine Wolke hüllt ihn ganz—
In's Jahr hinein mit neuem Hoffen!
Die muth'ge Stirn gewinnt den Kranz.
Wenn uns're Brust vor Schmerz erbebte,
War je die Last zu groß uns schwer?
Die Schmachtenden zu laben schwebte Der Engel mit dem Kelch daher.
Die Reiser sah'n wir sich belauben,
Und noch schien nicht der Frühling nah—
In's Jahr hinein mit neuem Elauben!
Lenz=Ostern blüht auf Golgatha!
Wer möchte müßig ohne Thaten, Ein dürrer Baum im Leben steh'n! Für Mit= und Nachwelt säe Saaten, Und Du verwaltest treu Dein Lehn! Laß Muth und Arme nicht erschlaffen Und wirke, da die Nacht noch fern! Hinein in's Jahr zu neuem Schaffen, Hinein zu neuem Dienst im Herrn!
Und ist's in Gottes Rath beschlossen,
Und tritt der Tod in unser Haus:
In Frieden, tapf're Eidgenossen,
In Frieden ruht nach Kampf und Strauß!
Und wenn wir selber scheiden müssen Und sich erfüllt auch uns're Des Todes Schwinge laßt uns küssen! Herr, wie Du willst— wir sind bereit!
keineswegs um die Lockerung der Beziehungen zwischen der Regierung Preußens und der Regierung des Deutschen Reiches, keineswegs um die Lossagung Bismarcks von den Einflüssen auf die innere preußische Entwickelung überhaupt handele, sondern nur um die Befreiung desselben von der speciellen Ministerverantwortlichkeit für die Gesammtheit der inneren Verwaltung, behufs einer freieren Erfüllung seines großen Berufes für die höchsten Aufgaben Preußens und Deutschlands.
— Dem Bundesrathe wird ein Gesetzentwurf über einige Abänderungen des Posttaxwesens, welches durch Reichsgesetz vom 28. Oktbr. v. J. geregelt ist, unterbreitet. Nach diesem Entwurfe soll das Paketporto betragen: 1) bis zu 5 Kilogr. auf 10 Meilen 2½ Sgr., auf alle weiteren Entfernungen 5 Sgr.; für unfrankirte Pakete tritt ein Portozuschlag von 1 Sgr. ein. 2) Beim Gewichte über 5 Kilogr. für die ersten 5 Kilogr. 2½ bez. 5 Sgr., für jedes weitere Kilogr. oder dessen überschießenden Theil bis 10 Meilen ½, über 10 bis 20 Meilen 1, über 20 bis 50 Meilen 2, über 50 bis 100 Meilen 3, über 100 bis 150 Meilen 4, über 150 Meilen 5 Sgr. Bei Paketen, deren Umfang in offenbarem Mißverhältnisse zu ihrem Gewichte steht(sperriges Gut) tritt die Verdoppelung der bisher angeführten Sätze ein. An Porto und Versicherungsgebühr wird für Sendungen mit Werthangabe erhoben: für Briefe ohne Unterschied des Gewichts bis 10 Meilen 2 Sgr., auf alle weite.
Herr, wie Du willst! Du weckst die Blüthe, Und schickst den Sturm, der sie verweht!
Am Strahle Deiner Huld und Güte Sonnt sich das Herz, bis es vergeht,
Ein frisches Leben weht auf Scherben, Leis saust wie sonst der Spulen Flug:
Die Jahre sind der Jahre Erben,
Und neue Furchen zieht der Pflug.
Eduard Kauffer.
Heißes Blut
Novelle von Friedrich Friedrich.
(Fortsetzung.)
Tagelang schob er auch dieses hinaus. Es quälte ihn der Gedanke, daß er durch die Mittheilung dieses Geheimnisses des Mädchens Liebe verlieren könne, und es war ihm fest an's Herz gewachsen, fast mehr als Gertrud, obschon er sich dies nicht gestehen mochte. Endlich folgte er ihr, als sie die Mühle verließ und dem Walde zuschritt. Als sie an einem ihrer Lieblingsplätze angelangt war und sich auf ihm niedergelassen hatte, trat er zu ihr. Ueberrascht richtete sie das Auge auf ihn.
„Margareth,“ sprach er, all' seine Kräfte zusammennehmend, „ich bin Dir gefolgt, Kind— ich muß mit Dir sprechen.“
„Was hast Du denn, Vater?“ fragte sie und ihr dunkles Auge schien aus seinem Gesichte lesen zu wollen.
„Ich habe es Dir längst mittheilen wollen.“ fuhr der Müller
„ich konnte mich nicht dazu entschließen. Jetzt darf ich
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ein Gefühl der Besorgniß nicht verbergen.„Was hast Du?“ wiederholte sie noch einmal. Sie stand auf und trat vor ihn hin.
„Margareth,“ sprach der Müller und das Stocken seiner Stimme verrieth, wie schwer es ihm wurde.„Sei vernünftig, Kind, bleibe ruhig— ich würde es Dir nie gesagt haben, wenn nicht jetzt bei Deinem Aufgebote—.— Du bist meine Tochter nicht.“—
Margareth zuckte zusammen. Dann blickte sie den Müller erstaunt an— sie begriff seine Worte nicht.
„Ich bin Deine Tochter nicht, sagst Du,“ sprach sie langsam — rubig„„.# Mas, Pchmn
„Nein— nein, Kind,“ fuhr der Müller sort.„Ich wünsche, daß ich es nie nöthig gehabt hätte, es Dir zu sagen, denn wie
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ren Entfernungen 4 Sgr.; bei unfrankirten Sendungen tritt ein Portozuschlag von 1 Sgr. ein. Für Pakete mit Begleitadresse die obigen Portosätze und als Versicherungsgebühr ohne Unterschied der Entfernung und des Werthes ½ Sgr., für je 100 Thlr. oder einen Theil von 100 mindestens jedoch 1 Sgr. Bei portopflichtigen Dienstsendungen soll das Zuschlagporto nicht erhoben werden. Das neue Gesetz soll mit dem 1. Januar 1874 in Kraft und damit die entgegenstehenden Bestimmungen des bisherigen Posttaxgesetzes außer Wirksamkeit treten. Als Hauptmotiv für die Novelle dürften die Mängel angesehen sein, welche Angesichts der bisherigen Gesetzgebung namentlich beim Fahrpostverkehre hervorgetreten sind, obschon trotz der angeblichen Höhe des Tarifs sich der Postverkehr stets gesteigert hat, so z. B. von 26 Millionen Stück im Jahre 1870 auf 29 Millionen im Jahre 1871.
— Der„Reichsanzeiger“ enthält eine Bekanntmachung des Reichskanzleramtes, wonach vom 1. Januar 1873 ab vom Reichskanzleramte eine Wochenschrift unter dem Titel „Centralblatt für das deutsche Reich“ herausgegeben wird, für Veröffentlichungen der Reichsorgane bestimmt, welche der Verkündigung durch das Reichsgesetzblatt nicht bedürfen.
— Der Minister des Innern wird wegen seines Vorgehens gegen die Landräthe, welche als Abgeordnete gegen die Kreisordnung gestimmt haben, im Abgeordnetenhause interpellirt werden.
nain ehgenes and hate i6 Dich satengen und lich gchalt. Du bist meine Tochter nicht!“.. och 84
„Vater— Vater!“ schrie das Mädchen leidenschaftlich auf, indem sie seine Hand erfaßte und ihm in das Auge blickte, als müsse sie dort lesen, daß er ihr nicht die Wahrheit gesagt habe. „Ich bin Dein Kind nicht? nicht Deine Tochter?“
„Du bist es nicht!“ preßte der Müller mit Mühe hervor. Immer erregter und starrer war des Mädchens Blick geworden. „Und wo— wo sind meine Eltern?“ fragte es endlich.
„Sie sind todt— längst— längst!“
Mit beiden Händen bedeckte Margareth das Gesicht und gewaltsam stürzten ihre Thränen hervor. Seit Jahren hatte der Wassermüller sie nicht so heftig und leidenschaftlich weinen sehen. Vergebens suchte er sie zu beruhigen.
„Sei still, still, mein Kind," bat er.„Ich durfte und konnte es Dir ja nicht länger verhehlen. Ich habe Dich ja so lieb gehabt, wie mein eigenes Kind— Du bist ja auch mein Kind, denn Du hast nie Deinen Vater gekannt— ich habe für Dich gesorgt — mich hast Du Vater genannt, seitdem Dein Mund zum ersten Male dieses Wort ausgesprochen hat! Sei ruhig, Margareth, mein Kind bleibst Du ja doch trotzdem!“
Seine Worte schienen nicht den geringsten Einfluß auf sie auszuüben. Ihr gequältes Herz machte seit langer Zeit sich zum ersten Male Luft, stürmisch, leidenschaftlich, wie das Blut leidenschaftlich war, das durch ihre Adern rann. Plötzlich hielt sie die Thränen zurück. Ihr starker Wille hatte den Schmerz bezwungen. „Erzähle mir, wessen Kind ich bin,“ sprach sie.
Der schnelle, plötzliche Uebergang von dem heftigen Schmerze zu der Ruhe ihrer Frage machte den Müller besorgt.
„Ich will Dir Alles mittheilen, Kind,“ sprach er.„Nur sei wentiger aufgeregt.“
„Ich bin nicht aufgeregt,“ erwiederte Margareth.„Wessen Kind bin ich? Wer sind meine Eltern?“
„Setze Dich— setze Dich nieder, Margareth,“ bat der Müller, „dann sollst Du Alles erfahren.“ n
Schweigend setzte sie sich. An ihrer Seite ließ er sich nieder. Er hätte viel darum gegeben, hätte er ihr und sich diese Stunde
ersparen können... 6 Jus 5. amag
„Du weißt, Margareth, daß ich früher eine andere Mühle besessen habe.“ begann er.„Dort war es! Dort sah ich Dich zum ersten Male— Du warst noch ein kleines Kind. Doch ich will Dir erzählen, wie Alles gekommen ist, steht mir doch Alles so klar in der Erinnerung, als wäre es erst gestern geschehen.
Es war ein stürmischer, kalter und nasser Herbsttag, als vor dem Dorfe, in welchem meine Mühle lag, eine Anzahl Zigenner anlangten. Auf dem Anger vor dem Dorfe hielten sie mit ihrem