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Samstag, 31. März

Kölnische Zeitung e Zweite Morgen-Ausgabe

1917 0 Nr. 316

preußischen Militarismus aufgefordert wird. Ahnlich war der Er­

folg des Noskeschen Wirkens in Warschau, wo im November 1916 die Hauptverwaltung der Sozialdemokratie im Königreich Polen und Littauen in einem Aufruf von einerKomödie der Unabhängigkeit Polens sprach und gesagt wurde, die Unabhängigkeit sei für das polnische Volk nur eine neueKnechterei". Das sind die Leute, die Herr Noske mit Unterstützung der Reichsbehörden in Polen organi­siert hat.(Hört, hört!) Es wäre gerade so, als wenn wir hier im Lande den Kriegsgefangenen Flinten in die Hand und ihnen das Recht geben würden, auf uns zu schießen. Das Bild ist kein er­freuliches, ist tiefernst und traurig. Wie ist es möglich, daß in einem Rechtsstaat so viel Unrecht geübt werden kann? Die Arbeiterführer haben noch mit keinem Wort und keiner Handlung bekundet, daß sie nach dem Krieg von ihren Zielen ablassen wollen, aber in der eiteln Hoffnung, diese Elemente zu gewinnen, paktiert die Regierung auf allen Gebieten mit dem Umsturz gegen die bewährten Männer der Ordnung. Die Reichsregierung lädt eine ungeheure Verantwortung auf sich. Die Wirtschaftsfriedlichen verlangen Gleichberechtigung. Was jetzt gesät wird, ist Unfriede und Zwietracht.(Beifall.)

Oberbürgermeister Körte=Königsberg: Die Wirtschaftsfriedlichen sind in der Tat stark zurückgesetzt worden, beim Kriegsamt haben sie nur einen Stellvertreter, die Gewerkschaften aber haben zwei Vertreter, die amt­lichen Stellen dei uns sehen aus irgendwelchen Gründen in den Werks­vereinen keine Arbeitewertretungen. In England und Amerika ist die Arbeiterorganisation alles, der einzelne Arbeiter hat überhaupt keine Freiheit mehr. Gerade in England aber haben sich während des Kriegs die Nachteile des überwiegenden Einflusses der Trade Unions gezeigt. Wir erkennen nicht die großen Leistungen der Gewerkschaften in dieser Kriegszeit, aber wir wollen nicht die englische und amerikanische Ent­wicklung. Wir wollen keine einseitige Förderung der Gewerkschaften. Auch der Wirtschaftsfriedlichen und der Unorganisierten, was wohl das­selbe ist(Widerspruch) muß von den Reichsbehörden gedacht werden.

Staatssekretär a. D. Dr. Dernburg: Die Wünsche der Wirtschafts­friedlichen sind teilweise schon erfüllt. Die Hoensbroechsche Rede diente nicht dem sozialen Frieden, seine Angriffe richten sich ja nicht nur gegen die Freien Gewerkschaften, sondern auch gegen die.=.=Gewerkschafts­vereine und die Christlichen. Der Krieg hat das Zusammenarbeiten der Behörden und der Gewerkschaften mit sich gebracht zu beiderseitiger Zu­friedenheit. Wie denkt sich Herr Körte eine Vertretung der Nicht­organisierten? Ich bin für volle Parität und gegen jeden Terrorismus. Das patriarchalische Verhältnis hat gewiß seine Vorzüge, aber einer zusammengeballten Industrie gegenüber ist der ein­zelne Arbeiter machtlos. Er muß sich dazu eine Vertretung schaffen. Es gibt nun einmal in der Welt Dinge, die ohne Kampf nicht durchgesetzt werden können, und dazu gehört auch dieses Streben der Arbeiter nach bessern Löhnen. Der Kampf der Arbeiter um bessere Löhne ist nicht nur zu verstehen, sondern auch zu billigen. Natürlich vertreten in den Aus­schüssen die Arbeiter ihre Interessen. Das tun doch die Landwirte in diesem Hause gleichfalls! Bei den Ausschußwahlen haben die deutschen Arbeitgebervereine zur Wahl der Wirtschaftlichen aufgefordert. Kann man es da den Gewerkschaften verdenken, wenn sie, zumal die Zuwendungen der Unternehmer gar nicht bestritten würden, in den Gelben keine reinen Arbeiterorganisationen erblicken? Die Gewerkschaften haben hier auf der Anklagebank gesessen. Das darf nicht sein, das haben sie nicht ver­dient. Zum Siege gehört, daß die Gewerkschaften an der Stange bleiben. Die Massen sind den Verführungen durch die Arbeitsgemeinschaft und die Spartakus=Gruppe ausgesetzt. In Rheinland=Westfalen sind die Erfolge dieser Gruppen schon sehr groß. Unterminieren Sie daher nicht die im wahrsten Sinne des Wortes vaterländische Tätigkeit der Gewerk­schaften. Wenn die Gewerkschaften nicht ihre Pflicht tun, dann haben wir das Chaos.

Handelsminister Sydow: Die Entwicklung der Wirtschaftsfriedlichen wird davon abhängen, welchen Einfluß sie auf die Arbeiterkreise ge­winnen können. Die preußische Regierung hat die Wirtschaftsfriedlichen stets als gleichberechtigt angesehen. Graf Hoensbroech hat ja auch in der Hauptsache das Kriegsamt kritisiert. Die Wirtschaftsfriedlichen haben einen Stellvertreter erhalten und die Wirtschaftsfriedlichen haben sich mit dieser Regelung zufriedengegeben. Auch die Regierung wünscht eine möglichst weitgehende Verständigung zwischen Arbeitern und Unter­nehmern. Auf dem Wege der Wirtschaftsfriedlichen allein läßt sich dieses Ziel aber nicht erreichen. Man wird dabei auch Rücksicht nehmen müssen auf die Kampforganisationen.

Graf Hutten=Czapski: Der Reichstagsabgeordnete Noske hatte, wie viele seiner Kollegen, Anfang 1916 um die Erlaubnis gebeten, die Front im Osten zu besichtigen. Die Erlaubnis wurde erteilt und Herr Noske hat sich auch ausschließlich an der Front aufgehalten. Es könnte der Eindruck entstehen, als wenn die verlesenen Aufrufe von der Sozialdemokratie Polens herrührten. Es gibt in Polen zwei sozial demokratische Parteien: eine sehr zahlreiche Par­tei, die auf nationalpolitischem Boden steht, und eine wenig zahl­reiche Internationale Sozialdemokratie, von der diese Aufrufe stammen.

Graf Hoensbroech: Die Wirtschaftsfriedlichen haben

sich nicht zufrieden gegeben, sondern nur die Krume genommen, weil man ihnen das Brot nicht gab. Von welcher sozialdemokratischen Partei die Aufrufe herrühren, ist mir gleichgültig. Herr Noske wird doch wohl mit beiden Parteien verhandelt haben.

Oberbürgermeister Körte(Königsberg) spricht über eine Reform der Elektrizitätsversorgung. Der heutige Elektrizitätsbetrieb ist unwirtschaftlich. Man plant eine staatliche Zentralisation des Elek­trizitätswesens. Eine völlige Verstaatlichung würde die Interessen sehr vieler Gemeinden schwer schädigen. Was soll geschehen, wenn durch irgend eine Katastrophe die Elektrizitäts­versorgung einer ganzen Provinz ins Stocken gerat? Das wäre ein aussichtsreiches Betätigungsfeld für feindliche Spione. Die Gemeinden können auf die Einnahmen aus den Elektrizitätswerken nicht verzichten. Sie leiden schon jetzt unter großen finanziellen Schwierigkeiten.

General v. Kleist: Ich habe mich in meinen vorgestrigen Aus­führungen in keiner Weise gegen jede Reform des preußischen Wahlrechts wenden wollen und bin wohl überhaupt nicht der schlimme Reaktionär, als der ich in der öffentlichkeit hingestellt bin. Ich habe nur sagen wollen, daß die Wahlrechtsreform zurücktreten muß hinter die wichtigen Aufgaben der Gegenwart. Auch die kon­servative Fraktion hat ja erklärt, daß sie sich der Notwendigkeit einer Reform des preußischen Wahlrechts nicht verschließt. Ich habe zu den Männern, die diesen Beschluß gefaßt haben, das Ver­trauen, daß sie die Reform nur vornehmen werden unter voller Wahrung der historischen Tradition in Preußen.

Damit schließt die allgemeine Aussprache zum Etat. Es folgt die Einzelberatung.

Der Landwirtschaftsetat.

Kammerherr Graf v. Zitzewitz: Der Landwirtschafts­minister ist im Reichstag ohne jede Begründung in ungewöhnlich heftiger Weise angegriffen worden. Wir halten diese Angriffe für unberechtigt und sind dem Minister dankbar dafür, daß er stets so kraftvoll die Interessen der Landwirtschaft vertreten hat.(Beifall.)

Der Kultusetat.

Kultusminister a. D. Dr. Studt: Der konfessionelle Charakter der Volksschule muß unter allen Umständen aufrechterhalten bleiben. Das ist um so notwendiger, weil die freigeistigen Verbände Deutsch­lands vor einigen Tagen mit einer Kollektiverklärung an die Öffent­lichkeit herangetreten sind. Sie ist unterzeichnet auch vom Deutschen Monistenbund, der früher einmal ein Flugblatt verbreitet hat, in dem das christliche Bekenntnis mit dem mittelalterlichen Aberglauben ver­glichen wurde.(Hört, hört!) Bedauerlich ist, daß noch immer nicht die Mittel angefordert werden für die Errichtung einer evangelisch­theologischen Fakultät an der Universität Frankfurt a..; hoffentlich kommt die Angelegenheit bald zu einem günstigen Abschluß. Fürst Radziwill hat vorgestern hier gewiß eine loyale Erklärung

abgegeben. Wenn jetzt die polnische Sprache für den Reli­

gionsunterricht zugelassen werden soll, so darf die Befürchtung nicht unausgesprochen bleiben, daß dadurch die von polnischer Seite betrie­bene Polonisierung in den gemischtsprachlichen Landesteilen in erhöhtem Maße betrieben werden wird.

Professor Dr. Klein(Göttingen) spricht für die Errichtung eines

neuen mathematischen Instituts an der Universität

Göttingen und verlangt eine Förderung des Auslandstudiums.

Professor Dr. Löning(Halle) dankt dem Minister im Namen aller preußischen Hochschulen für die Denkschrift zur Förderung des Auslands­studiums und befürwortet die Errichtung eines Seminars für orientalische Wissenschaft an der Universität Halle.

Kultusminister v. Trott zu Solz dankt für die Anerkennung. Das Kultusministerium werde sich in dieser Angelegenheit demnächst noch einmal an die Universitäten wenden.

Professor Küster(Marburg) hebt den hohen Wert des huma­nistischen Gymnasiums hervor.

Kultusminister v. Trott zu Solz: Das Kultusministerium wird auch fernerhin das humanistische Gymnasium auf der Höhe halten.

Staatsminister a. D. Dr. Frhr. v. Thielmann wendet sich gegen die Verwendung der lateinischen Sprache bei Doktordiplomen. Ein direkter Unfug ist es, daß das Siegel des Oberverwaltungs­gerichts, einer erst seit wenigen Jahrzehnten bestehenden Behörde, in lateinischer Sprache abgefaßt ist.

Professor Dr. Löning(Halle): Man sollte doch nicht auf alle Ver­bindungen mit der Vergangenheit verzichten. Die Diplome sowohl für den Dr. rite wie für den Dr. honoris causa soll man also auch ferner­hin in Lateinisch ausstellen, denn diese Titel erhalten dadurch eine besondre Würde.

Universitätskurator Ebbinghaus(Bonn): In Bonn werden schon seit längerer Zeit sämtliche Doktordiplome in deutscher Sprache ausgefertigt.

Der Eisenbahn= und Bauetet.

Graf Mirbach=Sorquitten: Als Vorsitzender der Eisenbahn­

kommission danke ich dem Minister für die Kriegsleistungen der Eisenbahnen.(Beifall.) Hindenburg und unser Eisenbahnminister haben unser volles Vertrauen erworben.(Beifall.) Wir danken dem Minister auch dafür, daß er die irreführenden Aus­führungen des frühern Ministerialdirektors Kirch­hoff mit Entschiedenheit zurückgewiesen hat, und daß er sich allen radi­kalen Wünschen so erfolgreich widersetzt. Ich denke da an die Forde­rung nach Beseitigung der ersten Wagenklasse. Es wäre für viele Leute ein harter Schlag. Es liegt nicht im Interesse der Eisenbahnen, wenn die Wohlhabenden und Reichen noc mehr als bisher auf den Automobilverkehr übergehen würden.

Minister v. Breitenbach wiederholt seine Mitteilungen aus dem Abgeordnetenhaus über die zunehmende Verbesserung des Eisenbahnverkehrs und versichert gegenüber einer Forderung

des Grafen Mirbach, daß der Arbeiterverkehr auf der Eisenbahn

eine Einschränkung nicht erfahren soll.

Oberbürgermeister Dr. Wilms(Posen) verlangt die Fortführung des Mittellandkanals bis zur Elbe und spricht für die Her­stellung einer Wasserstraße von der Oder zur Netze, wodurch eine Verbindung zwischen dem oberschlesischen Industriebezirk und den Provinzen Posen, Westpreußen, und Ostpreußen geschaffen würde.

Minister v. Breitenbach: Dieses Kanalprojekt würde zweifellos dem Osten wirtschaftliche Vorteile bringen. Ob diese Vorteile aber im richtigen Verhältnis stehen zu den außerordentlich hohen Baukosten, bedarf eingehender Nachprüfung.

Oberbürgermeister Wermuth(Berlin): In der Finanzkommission hat die Regierung ausdrücklich erklärt, daß die Kriegserfahrungen die Notwendigkeit der Schaffung eines durchgehenden Kanal­zuges vom Westen zur Elbe bewiesen hätten, so daß die Regierung diese Frage von neuem prüfen könnte.

Etat des Ministeriums des Innern.

Oberbürgermeister Dr. Soetbeer=Glogau spricht über die dringendsten Aufgaben auf dem Gebiete der Verwaltungsreform.

Graf Stolberg=Wernigerode nimmt die Stellvertretenden Generalkommandos in Schutz gegen die Angriffe Dr. Rives. Die Kommandos suchen immer mehr Sachverständige für ihre in viel­facher Beziehung ja ungewohnte Tätigkeit zu gewinnen. Bei der Ver­waltungsreform sollte für eine Dezentralisierung in der Gesetz­gebung gesorgt werden.

Graf Hutten=Czapski bedauert, daß nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts die Gemeinden die Militärein­kommen der Kriegsteilnehmer alsEinkommen aus gewinnbringender Beschäftigung besteuern müssen. Es sind sogar Grundstücke von Kriegs­teilnehmern zur Subhastation gelangt, weil die Kriegsteilnehmer mit der Steuer im Rückstand geblieben waren. Das ist unter allen Um­ständen zu verwerfen.

Ministerialdirektor Dr. Freund: Es sollte gegen Kriegsteil­nehmer, die Grundstücke besitzen, mit größter Schonung vorgegangen werden. Die Regierung ist bereits an das Reichsamt des Innern herangetreten, um zu Maßnahmen zu gelangen, die derartige Subhastationen ausschließen. Durch die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts ist ein Zustand geschaffen, den die Regierung bedauert, aber nicht sofort ändern kann. Sie ist in Erwägungen hierüber eingetreten, wie die Gesetzgebung geändert werden kann.

Graf Roon: Ich habe in der Generaldebatte nur für meine Person gesprochen. Ich wollte mich auch keineswegs respektlos über die Thronrede äußern. Dem Reichstage habe ich in keiner Beziehung zunahetreten wollen. Dagegen halte ich aufrecht, was ich über die Mängel des Reichstagswahlrechts gesagt habe. Ich war auch berechtigt, darauf hinzuweisen, daß der Reichstag sehr häufig geradezu stürmisch eine Anderung des preußischen Wahlrechts verlangt und sich in innere preußische Angelegenheiten eingemischt hat, ohne daß durch das Reichstagspräsidium dieses verhindert worden wäre. Wir haben in diesem furchtbaren Krieg anderes zu tun, als uns mit solchen Dingen zu beschäftigen. Wir alle, auch die Regierung, sollten alle diese Streitfragen bis zur Beendigung des Kriegs zurückstellen.

Oberbürgermeister Dr. Wilms=Posen: Diese Erklärung klang ja wie eine Entschuldigung. Ich wünsche nur, daß auch die Mitglieder des Reichstags und des Abgeordnetenhauses, die das Herrenhaus an­gegriffen haben, ebenso verfahren möchten. Ein Privilegium der aktiven Offiziere bei der Gemeindeeinkommensteuer im Kriege mag berechtigt sein, aber nur für die Offiziere, die an der Front stehen. Wer in Belgien, in Warschau oder gar daheim in den Kriegs­ämtern arbeitet und es sind das sehr viele Offiziere, kann ruhig die Gemeindesteuern bezahlen.(Sehr richtig!)

Der Etat der Ordenskommission.

Staatsminister a. D. Dr. Frhr. v. Thielmann ersucht die Rück­forderung der Orden nach dem Tode des Ordensinhabers abzu­schaffen. Kürzlich sei nach dem Tode eines hohen Staatsbeamten ein Schutzmann bei dessen Witwe erschienen und habe sämtliche Orden zurück­gefordert. Mindestens sollte man Witwen gegenüber schonender vor­gehen.

Die übrigen Etats werden ohne Aussprache erledigt.

Ein Antrag, die Schätze der Berliner Museen auch der Pro­vinz zugänglich zu machen, wird angenommen.

Der Etat wird genehmigt.

Das Gesetz über die Gewerkschaftsfähigkeit von Kalibergwerken in Hannover wird angenommen, ebenso das Eisenbahn­anleihegesetz.

.ösident Graf Arnim=Boitzenburg erbittel und erhält die Er­mächtigung, Zeitpunkt und Tagesordnung der nächsten Sitzung felb­ständig festzusetzen. Schluß nach 7 Uhr.

Der Arbeitsplan des Ausschusses für Bevölkerungspolitik.

Berlin, 30. März.(Telegr.) Der Reichstagsausschuß für Bevölkerungspolitik beriet über sein weiteres Arbeits­programm. Frl. Dr. Lüders vom Kriegsamt wohnte der Beratung wiederum bei. Ein Zentrumsantrag verlangte, daß die zurückkehrenden rateten Krieger wieder ihre inzwischen von Frauen und Jugend­

lichen eingenommenen Stellen erhalten, und daß die Arbeitszeit für Arbeiterinnen verkürzt werden soll. Der Berichterstatter Dr. Quarck (soz.) schlug vor, unmittelbar nach den Osterferien über die Besserstellung der unehelichen Kinder zu beraten und Frl. Lüders zu ersuchen, die Erfahrungen des Kriegsamts dazu mitzuteilen. Hierauf soll der Mutter­und Kinderschutz nach dem Kriege erörtert werden. Der Ausschuß ver­tagte sich darauf auf den 25. April.

England.

Die neue Wahlrechtsordnung.

Ig Amsterdam, 30. März.(Telegr.) Der unionistische Daily Telegraph äußert die Überzeugung, daß die neue Wahl­rechtsordnung bald in ungefähr der Fassung zustande kommen werde, wie sie der Untersuchungsausschuß empfohlen hat. Die weiter rechts stehende Morning Post bestreitet dem gegen­wärtigen Parlament die Berechtigung, an dem Wahlrecht eine Anderung vorzunehmen. Mit Ausnahme der während des Kriegs gewählten Abgeordneten habe das Parlament weiter keine Aufgabe als die Förderung des Kriegs.

Die Einschränkungen.

ag Amsterdam, 30. März.(Telegr.) Der Nieuwe Rotter­damsche Courant wird aus London gemeldet: Es sind für die Speisewirtschaften neue Vorschriften zu erwarten, die die den einzelnen Gästen zu reichende Brotmenge auf 60 Gramm und die Fleischmenge auf 175 Gramm für jede Mahlzeit be­schränken. Außerdem sollen ein fleischloser Tag und zwei kartoffel­lose Tage eingehalten werden.

Lord Devonport über die Knappheit der Vorräte.

Lord Devonport, der Lebensmitteldirektor von England, beschäftigt sich damit, Tabellen und Listen aufzustellen, die ihm Sorgen genug machen. Er findet keinen Ausgleich zwischen dem, was der gewöhnliche Verzehr des Landes erfordert, und was an Vorräten für die nächste Zeit vorhanden ist. Er zieht daraus den Schluß, daß eine sehr ernsthafte Periode der Sparsamkeit beginnen müsse, und will dafür alle erzieherischen Mittel des Landes in Bewegung setzen. Er will die Leute nötigen, ihren Verzehr in Fleisch, Brot und Zucker herabzusetzen, und wenn sie es nicht freiwillig tun, dann will er sie dazu zwingen. So drückte er sich in seiner Rede aus, die er am 22. März im Unterhause über den Nahrungsmittelverbrauch hielt, und die die Times abdruckt. Lord Devonport verhehlte gar nicht, daß er mit den freiwilligen Aufforderungen bisher wenig Erfolge erzielt hat. In den Einzelheiten äußerte er, daß England wegen des Fleisches weniger besorgt zu sein brauche, daß ihm dagegen die Knappheit der Brotvorräte Sorge genug mache. Er sagte darüber wörtlich:

Wir besitzen im Lande Herden genug, um uns in den Stand zu setzen, auch ohne Einfuhr von außen für eine genügend lange Zeit außer Sorge zu sein. Ich wollte, ich könnte dasselbe vom Brote sagen. Davon ist natürlich der Verbrauch enorm, und ich glaube, im Rechte zu sein, wenn ich auf diesem Punkte bestehe, daß namlich die Verkurzung der Brotration außerordentlich wichtig ist, was hoffentlich auch von der Nation im großen begriffen wird.

Lord Devonport sieht sich übrigens an einer spätern Stelle seiner Rede gezwungen, zuzugeben, daß auch die Fleischzufuhren in den Märkten der großen Städte abnähmen und mit dem starken Fleischverbrauch, besonders in den Industriestäbten, in keinem rechten Verhältnisse ständen. Die betreffende Stelle lautet:

Auf dem Zentral=Fleischmarkt von London, dem größten der Haupt­stadt, zeigten die Fleischvorräte im Monat Februar dieses Jahres, ver­glichen mit dem Februar des letzten Jahres, eine Abnahme von 19 Prozent, nämlich von 7152 Tonnen aus 5792 Tonnen. In einer einzigen Woche betrug die Abnahme 27 Prozent. Auf den Provinzial­märkten sind keine so regelmäßigen Statistiken geführt wie in London. Ich war indes in der Lage, mir einen allgemeinen Überblick zu ver­schaffen. Im Falle von Manchester zeigen die Verkäufe eine Abnahme von 25 Prozent in den letzten sieben Wochen, verglichen mit der gleichen Zeit im Vorjahre. Für das ganze Land kann man sagen, daß eine allgemeine Abnahme von wenigstens 10 Prozent keine zu düstere Schätzung ist.

Bei dem dritten wichtigen Punkte, dem Zucker, gibt Lord Devonport zwei Ursachen für die beginnende Knappheit an. Die erste sei das Verhalten des Publikums, das der Lord einer ziemlich scharfen Kritik unterzieht. Einige häuften Vorräte an, während andere nicht zu der knappen Wochenration von ¾ Pfund kommen könnten. Dem würde durch rücksichtslose Beschlagnahmen und Haussuchungen entgegengetreten werden. Der zweite Punkt sei eben die Schwierigkeit der Transporte. Kein Grossist könne heute auf sichern Eingang von Vorräten rechnen; zudem sei das Eisenbahnnetz in Verwirrung, da ein Teil der Bahnwagen in Frankreich sei.

In der Unterhausverhandlung des folgenden Tages(vom 23. März) machten die Regierung und die Opposition gemein­

same Vorschläge, wie die obigen Absichten zu verwirklichen seien. Lord Devonport erbat sich(unter dem Landesverteidigungs­gesetz!) Vollmachten, um die geplanten Haussuchungen vorzu­nehmen, der Abgeordnete Thorne von der Arbeiterpartei schlug die Einführung von Kundenlisten vor, infolge deren jede Familie mit einer bestimmten Kopfzahl sich bei dem und dem Lieferanten einzeichnen muß, um eine begrenzte Menge eines Nahrungsmittels zu erheben. Die Vorschläge haben Aussicht auf Annahme. Die Redner machten gar kein Hehl daraus, daß man die kritischen Monate noch vor sich habe. Der liberale Ab­geordnete Hogge äußerte, das Land müsse wissen,daß man sich in bezug auf Kartoffeln, Brot und Zucker in absehbarer Zeit einer Hungersnot nähere". Was die Sachlage in England grell beleuchtet, ist, daß seit der vorigen Woche das Vierpfund­brot in London(das englische Pfund ist gleich 453 Gramm) 1 Schilling(1 Mark) kostet. Ein solcher Preis ist seit dem Krimkrieg, das heißt seit mehr als 60 Jahren, nicht vorgekommen. Die Bäcker geben an, daß das Brot dafür ein etwas vermehrtes Gewicht hätte, wozu die Zeitungen spöttisch bemerken, das bedeute nur, daß die frühern Untergewichte jetzt strenger beaufsichtigt und bestraft würden. Aber wer weiß, wieviel das Brot in zwei Monaten kosten wird!

Die irische

ag Amsterdam, 30. März.(Telegr.) Der Nieuwe Rotter­damsche Courant wird aus London gemeldet: Eine Anzahl Unionisten aus Südirland, namentlich Geschäftsleute aus Dublin und dem benachbarten Bezirk, hatten mit dem Ersten Minister eine Unterredung: Ihre Haltung läßt vermuten, daß, da nun einmal das Homerule unvermeidlich ist, Irland nicht geteilt werden wird. Bekanntlich sind die Nationalisten bereit, in fast allen Stücken Entgegenkommen zu zeigen, damit keine Teilung vorgenommen wird, und deshalb erblickt man ein günstiges Vorzeichen auch darin, daß die Unionisten des Südens sich auf denselben Standpunkt stellen. Der parlamentarische Mitarbeiter des Daily Telegraph schreibt, Lloyd George werde am Mon­tag im Unterhause mitteilen, ob er in der Lage sei, noch vor Pfingsten eine Erklärung über die irische Frage abzugeben. Wahrscheinilch werde seine Mitteilung verneinend lauten, obschon er und Bonar Law mehrmals mit dem Vizekönig und dem Minister für Irland Besprechungen hatten, wogegen das Kabinett noch keinen Schritt in der Richtung eines Ausgleichs getan hat.

Griechenland.

2 Von der schweizerischen Grenze, 30. März.(Telegr.) Das Echo de Paris vernimmt aus Athen, daß die Elektrizitätsarbeiter wieder in den Streik getreten seien. Sie verlangten von der Regierung schriftliche Verträge.

Die steutralen.

Eine holländische Anleihe.

Amsterdam, 30. März.(Telegr.) Der nieder­ländische Finanzminister beabsichtigt, demnächst eine Staats­anleihe von vermutlich 500 Millionen Gulden auszugeben, deren Erlös auch die Konversion der 275 Millionen Gulden der ersten Kriegsanleihe bezweckt. Die neue Anleihe wird wahr­scheinlich getilgt werden aus dem Gewinn, der durch die Mono­polisierung der Lebens= und Feuerversicherung erzielt werden kann.

Der schwedische Ministerwechsel.

Der Umstand, daß der Universitätskanzler Swartz mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragt worden ist, läßt darauf schließen, daß der König die Richtung, die der zurückgetretene Hammarskjöld der schwedischen Politik in diesen Kriegsjahren zu geben und mit fester Hand einzuhalten verstanden hat, auch ferner gewahrt wissen will. Denn Swartz ist ein konservativer Mann, wie es Hammarskjöld war. Mit Recht faßt man die in den Wochen der Krisis dem scheidenden Ministerpräsidenten aus dem ganzen Lande in Form von Telegrammen und Adressenunterschriften zu Hunderttausenden zugeströmten Sympathiekundgebungen als eben­soviele Zustimmungen zu der von ihm vertretenen redlichen und unparteiischen Neutralitätspolitik auf, die das Land nun fortgesetzt wissen will. Und so darf man erwarten, daß auch der neue Mann auf der Bahn bleiben wird, die sein Vorgänger ihm vorgezeichnet hat. In diesem Sinne spricht auch die folgende Meldung:

WTB Stockholm, 30. März.(Telegr.) Hier sieht man die Tatsache, daß der konservative Parteiführer Swartz mit der

Kabinettsbildung beauftragt worden ist, als gutes Anzeichen dafür an, daß sich die bisherige, durchaus neutrale Politik der schwedischen Regierung in keiner Weise ändern wird. Eine solche Anderung würde auch der Stimmung des Landes nicht entsprechen, die die Haltung der Hammarsköld=Wallenbergschen Politik in ihren Grundzügen gebilligt hat. Selbst ein so vorsichtig neutrales Blatt wie Stockholms Tidningen schreibt: Welchen Ausweg

man auch wähle, das unabweisliche Hauptziel müsse sein, daß Schwedens Verhältnis zu keiner der kriegführenden Parteien ver­schlechtert werde.

Christiania, 29. März.(Telegr.) Tidens Tegn ereifert sich über hiesige deutsche Berichterstatter, die ungehindert von der norwegischen Regierung Agitation gegen Norwegen treiben dürften, während die norwegische Presse ge­knebelt werden solle. Das Blatt führt den Artikel der Kölni­schen ZeitungNorwegische Dreistigkeiten sowie Stellen aus der Vossischen und der Frankfurter Zeitung an. Auch Morgen­bladet hehauptet, das, was die norwegische Presse verschuldet habe, sei nichts gegen das, was fremde Berichterstatter an bösem Blut gegen Norwegen und die norwegische Regierung gemacht hätten.[Unsre Abwehr norwegischer Dreistigkeiten ist also in Christiania gelesen und verstanden worden; wir hoffen, daß die Blätter, die gemeint waren, daraus auch eine Lehre für ihr weiteres Verhalten ziehen werden. Tidens Tegn tut aber unrecht daran, für solche Einsprüche der deutschen Presse gegen norwegische Un­gehobeltheiten und Gehässigkeiten die in Norwegen tätigen deutschen Berichterstatter verantwortlich zu machen.

Städtische Nachrichten.

(Siehe auch Stadt=Anzeiger.)

* Köln, 31. März.

Der Verein zur Förderung des Museums für ost­asiatische Kunst versendet seinen Jahresbericht 1916. Durch das vollständige Abgeschnittensein vom Ausland konnten keine Neuerwerbungen gemacht werden. Was das Inland auf Auktionen in Berlin und Frankfurt oder durch Händler und Private bot, erwies sich als nicht begehrenswert. Es wird an dem Grundsatz festgehalten, daß das Museum nicht Vermehrung auf jeden Fall, sondern nur wirkliche Bereicherung anstrebt. Das bereits im Vorjahr begonnene wissenschaft­liche Ordnen des wertvollen, für das Studium der ostasiatischen Kunst unentbehrlichen Abbildungsmaterials, das die Kunstschätze Chinas und Japans aus Staats= und Privatbesitz wiedergibt, ist fast beendet, ebenso das Inventarisieren und Katalogisieren der dem Publikum bis­her nicht zugänglichen Bibliothek und die Ausarbeitung eines ausführ­lichen Zettelkatalogs, der die Benutzung ermöglicht. Diese Biblio­thek, die im weiten Umkreise die einzige Fachbibliothek dieser Art ist, zweckmäßig auszubauen, strebt das Museum tatkräftig an. Sie

wurde durch Ankäufe aus dem Haushaltsplan und durch Geschenke bereichert. Unter den zahlreichen Führungen durch das Museum seien erwähnt die für Verwundete im Anfang des Jahres, des Seminars für Zeichenlehrerinnen in Düsseldorf, des Katholischen Missionsvereins, der von der Stadt Köln eingeladenen Vertreter der ausländischen neutralen Presse, des Museumsvereins in Hagen, des Kölner Frauen­klubs. Dazu kommen viele Einzelführungen für besondere Interessierte des In= und Auslandes, denen sich die Direktion stets bereitwilligst zur Verfügung stellt. Vorübergehend arbeitete Alfred Salmony als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Museum. Die Bibliotheksarbeiten wurden ihm übertragen. Die Mitglieder des Vereins versagten dem Museum auch in diesem Kriegsjahr ihr tatkräftiges Interesse nicht.

Nachrichten aus Westdeutschland.

Handelskammer für den Wuppertaler Industriebezirk. A Barmen, 30. März.(Telegr.) In feierlicher Weise wurde heute hier die Gründung der aus der Vereinigung der Handelskammern von Elberfeld und Barmen hewvorgegangenen Handelskammer für den Wuppertaler Industriebezirk abgehalten. Als Ehren­gäste waren dazu Vertreter des Handelsministers, des Regierungs­präsidenten, der Eisenbahndirektionspräsidenk, der Landgerichtspräsident und Vertreter der Städte von Elberfeld und Barmen erschienen. In der Glückwunschansprache begrüßte der Vertreter des Handelsministers die Vereinigung der Handelskammern freudig und stellte sie als vorbildlich hin. Zum Ersten Vorsitzenden der neuen Kammer wurde der bisherige Präsident der Barmer Kammer, Geheimrat Molineus, gewählt. Mitgeteilt wurde, daß aus Anlaß der Verschmelzung Geheimrat Schnie­wind(Elberfeld), der bisherige Vorsitzende der Elberfelder Kammer, 30 000M gestiftet habe, deren Zinsen für Beamte und Angestellte der Kammer verwandt werden sollen. Ferner wurde mitgeteilt, daß für das in Elberfeld, dem Sitz der neuen Kammer, zu errichtende Geschäfts­gebäude bis jetzt 350 000.A gestiftet wurden. Finanzminister Dr. Lenze. der frühere Oberbürgermeister von Barmen, hatte ein Glückwunsch­telegramm gesandt.

2.=Gladbach, 30. März.(Telegr.) Die Stadtverord­neten beschlossen heute die Umwandlung einer Stadtassessorstelle in eine neue Beigeordneten=Stelle. Nachdem die liberalen Stadtverord­neten ihre grundsätzlichen Gegenansichten dargelegt hatten, bewilligte

ntzumnsmehrheit einen Jahreszuschuß von 8000.4 für das Katho­

estrueum. Sodann wurde noch ein Gas=Einheitspreis

Heizchas s zwar in der höhe von 1646 für Leucht, Koch= und #### Es wurde davei gleichzeitig die Erklärung abgegeben, daß eine Ethohung durch vie Kohlensteuer nicht mehr eintreten solle.

Neueste Nachrichten.

WTB Bern, 30. März.(Telegr.) Die Agentur Radio meldet aus Petersburg, ein Ministerium der schönen Künste solle errichtet und die Leitung Maxim Gorki an­geboten werden. Die Vorläufige Regierung habe der Zarin­Mutter erlaubt, sich in der Krim niederzulassen. Sie müsse sich jedoch von Reichsduma=Kommissaren begleiten lassen.

WIB Bern, 30. März.(Telegr.) Lyoner Blätter melden aus Petersburg, die finnländische Vorläufige Regierung habe sich gebildet. Die Mehrzahl der Mitglieder sei sozialistisch. Die erste Handlung der Regierung werde sein, das Wein­spirituosenverbot in Kraft zu setzen.

Handel, Gewerbe und Verkehr.

Zur Uebertragung von Braukontingenten. Auf

eine Anfrage hat der preußische Finanzminister folgenden Bescheid an die Oberzolldirektionen erteilt: Das Kontingent haftet nicht an dem Brauereigrundstück, sondern an der Brauerei, dem Brauereibetriebe. Wird dieser in ein anderes Grundstück verlegt, so geht das Kontingent über. Dies gilt auch in dem Falle, wenn eine Brauerei mit dem auf sie sich gründenden Brauereigeschäft mit einer andern Brauerei, ver­schmolzen wird. Voraussetzung ist dabei, daß die Brauerei, die in eine andre aufgeht, dauernd stillgelegt wird. Das Kontingent wächst als­dann der andern Brauerei dauernd zu, und nicht etwa nur für die Zeit, während der die stillgelegte Brauerei noch in der Brauereirolle ver­zeichnet steht. Es bedarf hierzu eines begründeten Antrags bei der Steuerbehörde, der zweckmäßig an die Oberzolldirektion zu richten ist. in deren Bezirk sich die übernehmende Brauerei befindet. Ist die Stillegung nur vorübergehend, wie bei der Verwendung der Brauerei zu andern kriegswirtschaftlichen Zwecken, so kommt nur eine Um­schreibung des Kontingents in Betracht.

* Gewerkschaft Barmen in Hiddinghausen II. Im Zusammenhang mit der im November vorigen Jahres beschlossenen Veräußerung und Uebertragung des Bergwerkseigentums sind aus dem Vorstande Bergwerksdirektor Georg Albrecht Meyer zu Herne, Sanitätsrat Dr. Walter Schmieden zu Berlin-Wilmersdorf und General­direktor Otto Gebres zu Gerthe ausgeschieden. Zu Vorstandsmitgliedern sind Bergwerksbesitzer Fritz Funke jr. zu Essen, Kommerzienrat Karl Ernst Korte zu Bochum und Bergwerksbesitzer Heinrich Grimberg zu Bochum bestellt worden. Zum Vorsitzenden des Grubenvorstands wurde der Bergwerksbesitzer Fritz Funke zu Essen, zu dessen Stell­vertreter Kommerzienrat Karl Ernst Korte zu Bochum gewählt.

i Gesellschaft für elektrische Hoch- und Unter­grundbahnen in Berlin. Der Abschluß für 1916 ergab bei 10 530 567.4(1. V. 9174 932.4) Betriebseinnahmen und 5791 454c

(4 781 697.4) Betriebsunkosten, in denen eine feste Vergütung an den Aufsichtsrat enthalten ist, einen Betriebsüberschuß von 4 739 114cM (4 393 234.). Dazu kamen noch 356 041.4(637824.4)-Vortrag und 2 246 525.4(2 214 849.40) verschiedene Einnahmen, während im Vorjahr auch noch 300000.f. Rückstellung aus 1912 und 1913 für Einnahme­ausfälle und 335 137/ Dividende auf Omnibus-Aktien zu verrechnen waren. Dagegen erforderten Anleihe- und Bauzinsen 3 704 256# (3 707 226.), wovon jedoch 905 495A(711 707.K) auf Bau- und Grund­ erwerbsrechnung der Erweiterungslinien übertragen wurden, ferner die Rücklage für den Bahnanlage-Tilgungsbestand 300 000.K(262 000.40, die Rücklage für den Erneuerungsbestand 850 000. 4(750 000.), die Rück­lage für außergewöhnliche Ausgaben im Betriebe 500000.4(115 735.4) und die Rückstellung für Talonsteuer 135 000.4(wie i..). Die vertrags­mäßige Abgabe an die Stadt nahm 214 745(183 710) in Anspruch und die Abschreibungen auf Gebäude 56 048-K(61 027.). Es verblieb ein Reingewinn von 2 487125 K(3378052.4) zu folgender Verwendung: Rücklage 106 554 A(122 011.), 5%(wie i..) Dividende auf die Vorzugsaktien 500 000.A(wie i..), 3%(%) Dividende auf 52,5 Mill. Mark eingezahltes Stammaktienkapital 1 575 000.K(2 100 000.4) und Vortrag 305 571.4(656 041.), wovon jedoch 300 000.A im Zusammenhang mit der Steigerung der Betriebskosten gekürzt wurden.) Nach dem Geschäftsbericht wurden 78 700 358(i. V. 69542 277) Personen befördert. Der Verkehr wies eine weitere Zunahme auf, so daß gegen Ende des Jahres die Verkehrsziffer der Friedenszeit annähernd wieder erreicht war. Einen Hauptgrund für diese Steigerung erblickt die Gesellschaft in der fortschreitenden Einschränkung des Omnibus- und Droschkenbetriebes, die den Uebergang eines Teiles der Fahrgäste zur Hochbahn zur Folge hatte. Bei der Abwicklung des Verkehrs bestanden namentlich wegen des Mangels an geschultem Betriebs- und Werkstätten­personal Schwierigkeiten, wodurch die Ueberfüllung der Wagen herbei­geführt wurde. Inzwischen sind mit Unterstützung des Kriegsamts Schritte getan worden, um durch allmähliche Vermehrung des Wagen­umlaufs der Ueberfüllung der Züge nach Möglichkeit zu begegnen. Der Mehreinnahme steht ein sehr beträchtliches Anwachsen der Ausgaben für Löhne und Betriebszeug gegenüber. Hierdurch und unter dem Einfluß andrer durch den Krieg verursachter Mehrbelastungen ist der Rein­ertrag wieder zurückgegangen. Eine Besserung dieser Verhältnisse sei auch im Jahre 1917 nicht zu erwarten, zumal neuerdings weitere erheb­liche Steigerungen der Löhne und Betriebszeugpreise eingetreten sind, die voraussichtlich auch nach dem Kriege zum beträchtlichen Teil be­stehen bleiben werden. Ein Ausgleich könne nur durch eine an­gemessene Erhöhung der Fahrpreise geschaffen werden. Auf die Wirtschaftlichkeit einwirkende vorübergehende Umstände, wie der in den ersten Monaten des Jahres 1917 infolge der außergewöhnlichen Kälte und Schneeverbältnisse eingetretene starke Verkehrsandrang, können an der Notwendigkeit dieser Maßnahmen nichts ändern. Die Bauarbeiten für die Ergänzungslinie vom Geleisdreieck nach dem Nollen­dorf- und Wittenbergplatz sind in dem Umfang weiter gefördert, wie es die einschränkenden Bestimmungen der Aufsichtsbehörden zuließen. Die Bau- und Grunderwerbs-Rechnung der Erweiterungslinien wird mit 21 393 829.4(17 405 004.K) ausgewiesen. Wertpapiere und Beteiligungen betragen 10 151 387.4(10 302 666.40), Bankguthaben 2·014 234P#

(3 203 027.), verschiedene Außenstände 4515 802.4(6 645 141.4) und anderseits Buchschulden 5 461 839.4.(5 834 519.).

9 Fritz Schulz Jun.,.-G. in Leipzig. Das Unternehmen, dessen Dividende für 1916 bekanntlich mit 23%(i. V. 18%) be­antragt ist, vereinnahmte insgesamt einschließlich Vortrags.51(.55) Mill. Mark. Demgegenüber wurden für Abschreibungen 497 751c# (192598.4) verwandt. Danach verbleibt ein Reingewinn von 2010 116./

(1 359 575.). Nach Versorgung verschiedener Bestände, verschiedenen Zuweisungen sowie Zahlung der Dividende werden 351 042.4(126 938+) vorgetragen. Nach dem Geschäftsbericht waren während des Berichtsjahres sämtliche Fabriken und Unternehmen vollbeschäftigt, und die lebhafte Nachfrage nach den Erzeugnissen der Gesellschaft hatte eine erhebliche Umsatzsteigerung zur Folge. Das Geschäftsergebnis der Fabrik in Lincoln(Staat New York) konnte auch in diesem Jahre wegen mangelnder Nachrichten nicht berücksichtigt werden. Der Ge­schäftsgang laufenden Jahres wird als bisher zufriedenstellend be­zeichnet. In der Vermögensrechnung erscheinen Wertpapiere mit 854 000.4.(471 000.), Außenstände mit.51(.12) Mill. Mark, Vorräte mit 1,07(.11) Mill. Mark und Gläubiger mit.41(.17) Mill. Mark.

* Oldenburger Versicherungs-Gesellschaft in Olden­burg. Die Gesellschaft hat laut Geschäftsbericht für 1916 gegen Ende des Berichsjahrs nunmehr auch das direkte Feuerversiche­rungsgeschäft in Holland aufgenommen. Der Geschäftsverlauf war 1916 im allgemeinen befriedigend. Die Prämien-Einnahme ist gestiegen. Die Geschäftsunkosten konnten trotz der Heranziehung vieler Hilfskräfte und trotz der Kriegsunterstützungen an die Familien der zur Fahne ein­gezogenen Angestellten in angemessenen Grenzen gehalten werden. Der Schadensverlauf war günstig. In der Feuerversicherung, in deren Er­gebnissen die nach wie vor geringfügigen Erträge der Mietverlust- und Betriebsunterbrechungsversicherung sowie die Ergebnisse der Versiche­rung von Schäden durch Flieger und Luftfahrzeuge mit enthalten sind, stellte sich die Versicherungssumme Ende 1916 auf 1 533 640 65604(i. V.

1 490 136 210.), davon für eigne Rechnung 1 150 314 086.(1 154 117 826); die Prämien betrugen 2 068 111.(1887 701.), für eigne Rechnung 1273 080 A.(1 219 163.); für Schäden, einschließlich der Ermittlungs­kosten, wurden gezahlt und zurückgestellt 519 498.4(916 726.), für eigne Rechnung 243 462.4(397 135.).. Für die übrigen Abteilungen lauten die entsprechenden Angaben wie folgt: Glasversicherung: Versicherungs­summe, und zwar ganz für eigne Rechnung, 3 852 006.4(3 800 582.40, Prämien 125 216.4(103 115.40), Schäden 68 638.4(56 951.); Einbruchs­diebstahlversicherung: Versicherungssumme 119 376 925.4(118 719 563.4, davon für eigne Rechnung 110 423 040.K(111 487 028.), Prämien 112 676.K (102 956.), bzw. 99 080.K.(92 465.4) und Schäden 29 697./(13 051.4) bzw.

27 023.4.(12 307.); Wasserleitungsschädenversicherung: Versicherungs­summe, und zwar ganz für eigne Rechnung, 4 862 359.4(2 536 735.), Prämien 2429.4(1902.A) und Schäden 206.4(26.). Die Kapitalanlage setzt sich zusammen aus 3074 357.4(3079 357.), Hypotheken und

2 636 529.4(2 106 630..) Wertpapiere; die Erträge hieraus belaufen sich auf 259 268.4(232 312.). Nach Absehreibungen von 26 562.4(120 326.4) auf Wertpapiere, von 7507.4(961..) auf Forderungen und von 3240. (6114.4) auf Geschäftseinrichtung ergibt sich einschließlich 4975.4

(26 728.4) Vortrag ein Gewinn von 701 660K(596 795.4) zu folgender Ver­wendung: Rücklage für unvorhergeschene Fälle 250 000.4(150 000.40), Pensionskasse 8709./(7125.), satzungs- und vertragsmäßige Gewinn­anteile 42 198.4(39 694.), wie bereits mitgeteilt, 150(140.4) auf jede Aktie gleich insgesamt 300 000.A(280 000.), Zuwendungen an Beamte und für gemeinnützige Zwecke 40 000cK(30000.4) und Vortrag 60 754.4 (4975.). Im Vorjahr wurden außerdem für Kriegsgewinnstener 85 000.4

zurückgestellt.# M

Dramberichte vom 30. März.

Berlin. Bei der.-G. Emil Köster, Lederfabrik in Neumünster, hat das am 31. März ablautende Geschäftsjahr 1916/17, wie verlautet, einen beiriedigenden Verlaut genommen, und es kann, soweit sich dies bis jetzt übersehen läßt, mit einer weitern Erhöhung der Dividende(i. V.%) gerechnet werden.

Nach einer laut B..-Zig. in Amsterdam eingetroffenen Meldung der Generaldirektion der Astra Romaga, Retroleum-.-G. in Bukarest, die zur Gruppe de. Königlich Nieder­ländischen Petroleum-Gesellschaft gehört, ist keine Aussicht vorhanden, daß der Betrieb der zerstörten Petroleumquellen in Rumänien Ende dieses Monats, wie man vielfach erwartet hatte, wieder aufgenommen werden könnte, vielmehr könne auch heute der Zeitpunkt hierfür nicht festgesetzt werden. Bezüglich der Frage, ob England die Vergütung des von ihm anbefohlenen Schadens übernehmen werde, kann die Generaldirektion der Astra Romana eine bestimmte Antwort nicht geben; sie hofft die Frage bejahen zu können. Unterdes gehen in Amsterdam Gerüchte um, England berufe sich auf die Kriegsnotwendig­keit als höhere Gewalt und denke gar nicht daran, die 400 Mill. Lei angerichteten Schadens an die Geschädigten auszuzahlen.

Die Süddeutsche Immobiljengesellschaft in Mainz beruft die Hauptversammlung auf den 30. April ein, auf deren Tages­ordnung auch Bewilligung einer festen jährlichen Vergütung an die Mitglieder des Aufsichtsrats stcht.

Auf der Tagesordnung der zum 21. April einberufenen Hauptver­sammlung der Schlesischen Immobilien-.-G. in Breslau steht u. a. Abänderung des Gesellschaftsvertrages, wonach die Einziehung von Aktien mittels Ankaufs zulässig sein soll, und für den Fall der Annahme des Antrages Beschlußfassung über Herabsetzung des Grundkapitals durch Ankauf von Aktien der Gesellschaft um einen Betrag bis zu 600000 Nennwert und Festsetzung des Höchstkurses, zu dem der Rückkauf erfolgen darf.

Das Geschäft der.-G. Carl Schöning, Eisengießerel und Werkzeusmasehinenfabrik#n-Berlin-Rei: