Kr./38.=1. Blatt.
Freitag, den 14 Febrnar 1908.
33.
Druck und Verlag von Wilhelm Müller jr. in Ohligs. Telephon=Anschluß Nr. 40.
Agsereennzerger
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= u. Veiertag
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0bINP An UMnigend. Telegramm=Adresse: Anzeiger, Ohligs.
Stadtgemeinde Cyligs und Amgegens.
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Deutscher Reichstag.
Sitzung vom 13. Februar.
Am Donnerstag war die 100. Sitzung, zu deren Ehren ein Blumenstrauß auf dem Platz des Präsidenten pratgter,
Nach endgültiger Genehmigung der Nachtragsforverung
für das Zeppelinsche Luftschiff wurde der Postetat beraten.
Abg. Dröscher(kons.) nannte die Erhöhung des Ortsportos wenig verkehrsfreundlich und bisher wenig ertragreich, angesichts der schlechten Finanzlage werde man sie aber beibehalten müssen. Große Bedenken hatte er gegen die Schließung der Paketannahmeschalter an den Sonnabenden schon um 6 Uhr. Ausführlich ging der Redner auf die Besserstellung der Unter
Abg. Singer(Sozi) britisierte die Reform der Telephonge. bühren. Den Beamten müßte der Staatssekretär mehr entgegenkommen, für die Unterbeamten sei in sozialer Hinsicht mehr zu sorgen. Der Redner vermutete eine Verletzung des Briefgeheimnisses Sozialdembkraten gegenüber.
Staatssekretär Krätke bezeichnete dies als eine leichtfertige Verdächtigung und legte Protest für seine Beamten ein. Der Wiesbadener Postvertrauensarzt Schellenberg habe mit Recht seine Stellung verloren, weil er sozialdemokratisch gewählt habe. Die„gehobenen“ Unterbeamten, die bisherigen ohne und die zukünftigen mit Prüfung sollten gleich behandelt werden.
Abg. Kopsch(frs. Volksp.) empfahl Postantwortscheine im Verkehr mit Bayern, bemängelte die sogenannte Reform der Telephongebühren und fragte nach den angekündigten Beamten=Besoldungsverbesserungen. Auf die weiteren Ausführungen
e Rehuers beitrit, Mrägrgelung pon Gieshirektor
Staatssekretär Krätte die Maßregelung von Postdirektoren wegen nachgesuchter Audienzen, er verurteilte aber, daß sich Direktoren an Abgeordnete gewandt haben.
Veiterberatung am Freitag.
Preußlicher Landing.
Sitzung vom 13. Februar. Am Donnerstag wurde die Beratung des Kultusetats fortgesetzt, und wieder ging's um Schulaufsicht und den Liegnitzer Erlaß, doch nahm erstere den breiteren Raum in der Verhandlung ein. Abermals traten die verbündeten Nationalliberalen und Freisinnigen den Konservativen gegenüber. Das Zentrum ließ kurz erklären, daß es an der geistlichen Ortsschulaufsicht
Minister Holle griff mehrmals ein, ohne Neues zu sagen. Den christlichen Charakter der Universitäten versprach er hoch
Vorher war die Vorlage über die Dampffährenverbindung Saßnitz=Telleborg der Kommission überwiesen worden.
Volitische Nachruchten.
Berlin, 13. Februar.
Der Kaiser im Landwirtschaftsrat. Der Kaiser erschien am Donnerstag in Berlin im Landwirtschaftsrat und wohnte einem Vortrage Prof. Dr. Kochs über Maßnahmen zur Förderung der Viehzucht in Deutsch=Südwestafrika und zur BeKumshung der ciestonüchen Wectteubhen bei. Ver sichner tthh.
derte die von dem Küstenfieber und der Isetsefliege unter den Rindern in Deutsch=Afrika angerichteten Verherungen. Gegen das Fieber müsse sofort und in der ganzen Kolonie, gegen die Fliege einstweilen in einem bestimmten Gebiet versuchsweise vorgegangen werden. Generaldirektor Eyde aus Christiania sprach über die Bedeutung des Salpeters für die Landwirtschaft und über die Herstellung von Salpeter in Norwegen aus dem Stickstoff der Luft, Geh. Hofrat Dr. Wagner=Darmstadt über die Bedeutung des Stickstoffes der Luft für die praktische Landwirtschaft, Regierungsbaurat Dubislav=Münster über die Ausnutzung der deutschen Wasserkräfte für die Gewinnung des Stickstoffes der Luft. Bayerischer Bauamtsassessor Bräunlich ging auf die Pläne zur Ausnutzung der Wasserkräfte in Bayern ein. Nach der Schilderung eines Verfahrens der badischen Anilin= und Sodafabrik zur Gewinnung von Luftstickstoff ver
ließ der Kaiser die Sitzung.
Fürst Bülow an den Landwirtschaftsrat. Auf das gestern vom Festmahle des deutschen Landwirtschaftsrates an den Fürsten Bülow angesandte Begrüßungstelegramm ist folgendes Danktelegramm des Fürsten eingetroffen:„Schmerzlich bedauernd, meinen altgewohnten Platz beim Festmahl des Deutschen Landwirtschaftsrates heute nicht einnehmen zu können, danke ich herzlich für die freundliche Begrüßung. Meine Arbeit für die deutsche Landwirtschaft habe ich getan, tue ich und werde ich tuen, weil ich glaube, damit eine meiner vornehmsten Pflichten gegen das deutsche Volk zu erfüllen. Die auch in Ihren Verhandlungen bekundete Bereitwilligkeit der Landwirtschaft, ihre erstarkende Kraft in den Dienst neuer sozialer und wirtschaftlicher Aufgaben zu stellen, ist dafür mein bester Lohn und zeigt mir aufs neue, daß ich auf dem rechten Wege
In unserer Marine herrscht ein strenges Regiment.
Korvettenkapitän v. Levetzow, der von seinem Posten abgelöste erste Offizier des Kreuzers„Scharnhorst“, wurde wegen fahrlässiger Herbeiführung der Grundberührung seines Schifses
zu 14tägigem Stubenarrest verurteilt.... g6rce
Die Kommission des Reichstags fur die Abänderung § 63 des Handelsgesetzbuches nahm heute nach dreiwöchiger Unterbrechung ihre Beratung wieder auf: sie genehmigte nach sehr lebhafter Aussprache unter dem entschiedenen Widerspruch der Regierung den nationalliberalen Antrag, der die Fortzahlung des Gehaltes bei Nichtabzug des Krankengeldes ob
— Aus einer unlängst stattgehabten Sitzung des sächsischen
Eisenbahnrates teilte die Handelskammer in Plauen mit, daß in nächster Zeit auf allen deutschen Bahnen die Wiedereinführung der Rückfahrkarten mit viertägiger Giltigkeitsdauer bevorstehe. Der sächsische Eisenbahnrat habe gleichzeitig die Wiederaufhebung der Fahrkartensteuer in absehbarer Zeit in Aussicht gestellt.
Portugal.
Vom neuen Regiment ist vorläufig nur Gutes zu vermelden. König Manuel empfing bereits Abordnungen einiger Lissaboner Vereine und Körperschaften in Privataudienz, welche ihm ihre Anhänglichkeit und Sympathie versicherten. Der König macht nach der„Agence Havas“ auf alle, die mit ihm in Berührung kommen, den besten Eindruck. Unter Vorsitz des Königs fand am Mittwoch ein Staatsrat statt, der seine Zustimmung zur Begnadigung der wegen Meuterei im April 1906 bestraften Matrosen gab und damit einem besonderen Wunsche des Königs, seine Regierung mit einem ihm verfassungsmäßig
nahm der König im Schloß von den Seekadetten, als seinen früheren Kameraden, Abschied. Eine der Absichten der Regierung ist, den Cortes den Vorschlag zu machen, die Polizei in Lissabon neuzugestalten. Der Tag, an welchem der König den Cortes den Eid leisten wird, ist noch nicht bestimmt worden. Außer der Begnadigung der Meuterer von 1906 hat der König, wie die„Frankfurter Zeitung“ meldet, eine allgemeine Amnestie erlassen, die sich auf Deserteure aus der Armee und Marine, sowie auf Offiziere und Mannschaften, die wegen Disziplinarvergeben bestraft sind, erstrekt.
Lokales und us den Kreise.
Ohligs, 14. Februar.
□ Für Reserve und Landwehr. In der Zeit vom 20. Februar bis 25. März 1908 werden die für das Mobilmachungsjahr 1908/09(1. April 1908 bis 31. März 1909) bestimmten Kriegsbeorderungen(auf rotem Papier) und Paßnotizen(auf weißem Papier mit rotem Rand) den Mannschaften des Beurlaubtenstandes, Reservisten, Landwehr 1. und teilweise Landwehr 2. Aufgebots, Ersatz=Reserven des Landheeres und der Marine zugehen. Die Zustellung erfolgt mit Ausnahme der Stadtbezirke Solingen und Opladen durch die Post, in Solin
gen und Opladen vom 16. März ab durch besonders hierzu bestimmte Mannschaften des Bezirks=Kommando. Damit jeder Mann des Beurlaubtenstandes pünktlich in den Besitz seiner Kriegsbeorderung usw. gelangt, ist jeder bisher noch nicht gemeldete Wohnungswechsel sofort der zuständigen Kontrollstelle
Hauptmeldcamt Solingen oder Meldeamt Opladen— anzuzeigen. Genaue Bezeichnung der Wohnung nach Ortschaft, Straße und Hausnummer ist erforderlich. Jeder Mann, ausgenommen Landwehr 2. Aufgebots, der bis zum 26. März keine Kriegsbeorderung oder Paßnotiz erhalten hat, ist verpflichtet, dieses sofort schriftlich oder mündlich unter Beifügung seines Militärpasses seiner Kontrollstelle— Hauptmeldeamt Solingen oder Meldeamt Opladen— zu melden. Versäumnis ist
O Dreijährig=Freiwillige. Das 3. Seebataillon in Tsingtau (China) stellt Dreijährig=Freiwillige ein. Einstellung: Oktober 1906, Ausreise nach Tsingtau: Januar
jahr 1911. Bedingungen: Mindestens 1,65 Meter groß, kräftig, vor dem 1. Oktober 1889 geboren(jüngere Leute nur bei besonders guter körperlicher Entwicklung). Bauhandwerker Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Gloser, Förfe, lgier,
Klempner usw.) und andere Handwerker(Schuster,#.„ Gärtner usw.) werden bevorzugt. In Tsingtau wird außer
Löhnung und Verpflegung täglich 0,50 Mk. Teuerungszulage gewährt. Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf
drei Jahre zu richten an das Kommando des 3. Stamm
seebataillons Wilhelmshaven.
□ Postalisches. In dem Bestreben, die Arbeitsleistung im Post= und Telegraphendienste zu verbilligen und gleichzeitig den dringlichen Wünschen der Unterbeamten auf Hebung ihres Standes nachzukommen, organisiert eine jetzt ergangene Neuordnung des Reichspostamtes die Einrichtung der Gruppen der gehobenen Unterbeamten für die Zukunft. Das Einrücken der Unterbeamten in diese gehobenen Stellen ist ausnahmslos von dem Bestehen einer Prüfung abhängig, die in schriftlicher Klausurarbeit bei einem Verkehrsamt I nach Aufgaben, von der Oberpostdirektion erteilt werden, besteht. Es soll ein Diktat. einfache schriftliche Darstellung aus dem Dienst, Kennt
12)
Wenn die Wässerlein kämen zu Hauf,
Gäb' es wohl einen Fluß;
Weil jedes nimmt seinen eignen Lauf, Eins ohne das andre vertrocknen muß.
Rückert.
Detektiv=Roman von M. Maartens.
(Nachdruck verboten.)
15. Kapitel.
ur. bais asie lich chescg alte he.
„Artur,“ sagte Paul mit heiserer Stimme,„ich liebte und
ehrte Dich sitets als einen älteren Bruder, und, iowes, ih mich
erinnern kann, habe ich bei all meinen Fehlern Pit g.
nem Leben eine Lüge ausgesprochen. Ich schwöre Dir, daß ich
von Tante Elisabeths Tod nichts wußte, bis Du heute morgen
zu mir kamst.“
zaher warum schriebst Du mir denn jenen Hurie Fanst, Paris?“ Wieder trat eine Pause ein. Endlich begann Pa „Ich will es Dir in Gottes Namen sagen. Natürlich ist die Sache nicht ganz so glatt. Aber— also ich habe keine, ga
keine Aussicht auf Edith— in keinem Fall, Artur?
„Natürlich nicht,“ brauste Artur auf.„Sie ist mit mir verlobt. Wie kannst Du es wagen, so zu sprechen? Hat Fräulein Simpson es Dir nicht selbst gesagt?“
„Gewiß ja. Aber manchmal hofft man— nun. Bei meiner Heimkehr am Sonntag abend stand mein Koffer fertig ge
packt da, ich warf Briefe und einige Kleinigkeiten hinein und
woschte den Dedel ou. zige Geschichte“ sate Artzur mit
„Eine sehr glaubwürdige Geschichte,“ sagte Artu
Hohn.„Ich hoffe, es wird Dir gelingen, die Polizei daran glauben zu machen. Für Edith oder mich selbst kann ich nicht einstehen. Also bei Deiner Abreise von Southend war Dein Koffer voller Bücher und verschiedene Briefe lagen oben auf?“
„Und wo zwischen Southend und
Dame hinein?“
Wieder trat Schweigen ein.
„Zu Deiner Ehre will ich annehmen, daß Du an Deine eigene Version glaubst," begann Artur wieder.„Und ehe ich Dir die richtige sage, beantworte mir noch eine Frage: Warum erkundigtest Du Dich so besorgt nach Tante Elisabeth? Warum warst Du in solcher Aufregung ihretwegen?“
„Ich habe es Dir bereits gesagt,“ entgegnete Paul.„Ich hatte einen Wortwechsel mit ihr. Ich hatte sie gestoßen und möglicherweise verletzt. Am nächsten Morgen war sie fort. Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen und wurde beständig von der Angst gequält, ich könnte ihr ernstlichen Schaden zugefügt
tatest Du vermutlich,“ war Arturs schroffe Entgegnung.„Bei Deiner Heimkehr warst Du aufgebracht gegen die
Geldes verspräche, wirde Sdich Sinion Dich wählen
„Nein, dies tat ich nicht“ schaltete Paul ein.
„Du stießest sie an und sie fiel um. Leugnest Du dies?“
mir die Befürchtung, daß es so hätte sein können.“
eseisteste eie estesceeeren achtung. Ich war überzeugt, daß dem nicht so war. Er versuchte nur zu unterscheiden, so weit es sein unklare Erinne
„Fahren wir fort,“ begann Artur wieder.„Als Du sahest, daß die alte Dame regungslos liegen blieb, erschrakst Du. Du suchtest vergeblich, sie zur Besinnung zu bringen und schließlich, als alles erfolglos war, packtest Du Deinen Koffer wieder aus und legtest die Leiche hinein, in der Absicht, sie mitzunehmen und unterwegs auf irgend eine Weise los zu werden. Am Bahnhof wurden die Koffer verwechselt und das übrige ist klar
genug. st 9
„Ich erinnere mich nicht,“ murmelte Paul.
„Erinnerst Du Dich, daß Du etwas anderes an jenem Abend tatest? Ist denn eine andere Erklärung möglich? Sage mir, Du, der sich rühmt, nie eine Lüge ausgesprochen zu haben sage mir, ob Du nicht oft in der Trunkenheit wie im Traum gehandelt hast? Sage mir, ob Du nicht gerade an jenem Sonntag abend wieder Dein Lieblingsmittel, eine Dosis Chloral ge
nommen hatteft.“„ 1126# Eä,aet 18
„Ich tat es,“ entgegnete Paul.„Und Du würdest es begreisen, wenn Du wüßtest, was die Schlaflosigkeit für einen nervösen Menschen in trunkenem Zustande bedeutet."
„Und kannst Du Dich unter solchen Umständen für zurechnungsfähig betrachten? Gestandest Du mir nicht vor kurzer Zeit erst zu, daß Du Dinge sahest, die nicht im Zimmer waren, und Dinge tatest, von denen Du am anderen Morgen nichts mehr wußtest, sobald Du eine zu starke Dosis Chloral genommen hattest, und sogar, wenn dies nicht der Fall war?“
Gab Paul eine Antwort hierauf? Ich konnte es nicht
„Noch etwas anderes will ich Dir erzählen,“ fuhr Artur fort.„Einst stürmte in wahnsinniger Angst ein Mann in mein
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