Nr. 128.
Dienstag, den 30. Oktober 1888.
13. Jahrgang.
Redaction, Druck und Verlag von Wilhelm Müller jr. in Ohligs.
für die
Insertionspreis: die 6gespaltene Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg.— Reclamen 20 Pfg.
Bürgermeisterei Merscheid und Umgegend.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Expedition: Merscheiderstraße 38.
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Politische Nachrichten.
Deutschland.
Berlin, den 29. October.
— Kaiser Wilhelm war am Freitag Spätabend von den Hofjagden von Blankenburg wieder in Potsdam eingetroffen. Sonnabend Vormittag kamen beide Majestäten nach Berlin und wohnten der Einweihung der Kirche zum heiligen Kreuz bei. Von dort aus begleitete der Kaiser seine Gemahlin zum Bahnhofe, von wo dieselbe nach Potsdam zurückkehrte, und begab sich selbst ins Schloß, um die Deputation der Berliner städtischen Behörden zu empfangen, welche den Monarchen zu seiner Rückkehr von der großen Reise begrüßte und als Huldigungsgeschenk den Begas'schen Monumentalbrunnen, welcher auf dem Schloßplatze Aufstellung erhalten soll, darbrachte. Der Kaiser dankte für das Geschenk, sprach aber sein Bedauern und seinen Unwillen darüber aus, daß während der Zeit, wo er sich nach Kräften für die Interessen des Reiches bemüht habe, in der Berliner Presse ein Streit über die Verhältnisse in seiner eigenen Familie entbrannt sei, wie ihn sich kein Privatmann gefallen lassen würde. Der Kaiser forderte die Deputation auf, ihres Theils dafür zu sorgen, daß diese Ungehörigkeit aufhöre. Mit nochmaligem Dank entfernte sich der Kaiser schnell, ohne dem Oberbürgermeister die Hand zu geben oder die Herren der Deputation sich vorstellen zu lassen. Nach dem Empfange ertheilte der Kaiser noch mehrere Audienzen, ensprach sodann einer Einladung des Oberhofmarschalls von Liebenau zum Dejeuner und kehrte dann nach Potsdam zurück. Heute, Montag reist der Kaiser zu den Zollanschlußfeierlichkeiten nach Hamburg, am Mittwoch zur Grundsteinlegung für das neue Reichsgerichtsgebäude nach Leipzig.
— Der Kaiser brachte am Sonntag Vormittag die ersten Stunden im Arbeitszimmer zu und nahm dann den Vortrag des Chefs des Civilkabinets entgegen.
— Wie verlautet, hat Kaiser Wilhelm das auswärtige Amt damit beauftragt, den Regierungen der von ihm jüngst besuchten auswärtigen Länder seinen Dank für die ihm gewordene Aufnahme auszusprechen. Der Kaiser soll seine Befriedigung über die seiner Reise allseitig beigelegte friedliche Bedeutung kundgegeben haben, die ihm zu hoher Genugthuung gereiche.
— Die Kaiserin Viktoria hat den städtischen Behörden von Berlin und Potsdam in huldvollen Handschreiben ihren Dank für die ihr zu ihrem 30. Geburtstage dargebrachten Glückwünsche ausgesprochen und denselben ihres regen Interesses für die städtischen Einrichtungen versichert.
— Ueber den Zeitpunkt der Ankunft des Reichskanzlers in Berlin sind noch keine festen Bestimmungen getroffen. Während vor einiger Zeit angenommen wurde, Fürst Bismarck werde bereits im November seinen Aufenthalt in Berlin nehmen, gilt es jetzt als wahrscheinlich, daß er erst Anfang 1889 nach dort übersiedelt. Der Gesundheitszustand und die Arbeitskraft des Reichskanzlers sind vorzüglich.
— Der deutsche Botschafter Graf Solms hat dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi den offiziellen Dank Kaiser Wilhelms für die Aufnahme in Italien ausgesprochen.
— Die Berliner städtische Deputation, welche am Sonnabend vom Kaiser empfangen worden, hat beim Chef des Civilkabinets Dr. von Lucanus angefragt, auf welche Angelegenheit der Kaiser mit seinen tadelnden Worten habe anspielen wollen. Der Vorfall bildet fortgesetzt den Gegenstand lebhaftester Erörterung in Berlin, weil er seit langen Jahren ganz vereinzelt dasteht. Daß der Kaiser äußerst unwillig gewesen ist, unterliegt keinem Zweifel. Wahrscheinlich handelt es sich um die Tagebuchangelegenheit speziell.
— Die„Kreuzzeitung" stellt es trotz aller gegentheiligen Mel
Durch Nacht zum Licht.
Novelle von Ernst von Waldow.
(6. Fortsetzung.)
Die Sache sei ihm wohl gleich nicht recht geheuer vorgekommen aber da erstens der Herr Lehrer aus einem Orte mit ihm sei, dann auch das Mädchen zu seiner Mutter gebracht werden sollte, habe er es ihm nicht abgeschlagen wollen und sich überhaupt nicht Schlimmes dabei gedacht.
Um zwölf Uhr habe er am Stadtthore draußen gehalten und lange gewartet, aber Herr Ahrnau sei nicht gekommen. Die Zeit sei ihm lang geworden und er habe gedacht, daß in der Eile und Aufregung wohl ein Irrthum vorgekommen sei. Der Lehrer hatte nämlich gesagt: wir fahren den nächsten Weg am Erlenteich vorbei, dort kann man sich nicht verfehlen. Jetzt sei die Fahrt zum Erlenkeich gegangen, niemand wäre dort gewesen, und da die Nacht kalt, habe er einen Zug aus seiner Flasche gethan und sei dann auf dem Bock des Wagens eingeschlafen. Wie lange dieser Schlaf gewährt, wußte Frischel nicht anzugeben, aber er meinte, es müßte über eine Stunde gewesen sein. Da habe ihn der Lehrer ziemlich unsanft geweckt und ihm heftige Vorwürfe gemacht, daß er nicht am Platze vorm Thore gewesen. Er, Frischel, habe nun auchärgerlich erwidert, daß der Lehrer ihn zum Narren gehalten, und es sei zum Streit gekommen, bis dann das Fräulein, das ganz erschöpft sich auf den Arm des Herrn Ahrnau gelehnt, zu weinen angefangen. Da sei der Herr ganz sanft geworden, habe das Fräulein in den Wagen gehoben und nur gebeten, rasch zu fahren, damit die Versäumniß eingeholt werde. 5148;
Aus den wortreichen Schilderungen des Knechtes, in dessen Gefahrt der Lehrer Ahrnau nach einer Stunde Aufenthalt in Schwarz= waldau dann zur Stadt zurückgekehrt, war dies für die Untersuchung das Wichtigste.
Egbert leugnete auch gar nicht, daß sich alles so verhielt, wie
dungen als thatsächlich sicher hin, daß die Papiere, welche nach dem Tode Kaiser Friedrichs in Friedrichskron vermißt wurden, sich später unter den Schriftstücken eines kaiserlichen Adjutanten gefunden haben, wohin sie in der Verwirrung gerathen waren.
— Der deutsche Reichstag wird am 20. November in Berlin zusammentreten. Zum ersten Präsidenten an Stelle des Herrn von Wedell wird voraussichtlich der frühere Präsident von Lewetzow gewählt werden.
— Ein württembergischer Ministerrath, welcher am Sonnabend unter dem Vorsitze des Thronfolgers Prinzen Wilhelm in Stuttgart tagte, hat die Erhebung der Anklage wegen Majestätsbeleidigung gegen den Autor des von den Münchener Neuesten Nachrichten publizierten Artikels über die Verhältnisse am württembergischen Königshofe beschlossen. Die Untersuchung ist bereits im Gange.
— Die Nachrichten über den beabsichtigten Besuch des Kaisers von Rußland am Berliner Hofe, in Erwiderung des Besuches unseres Kaisers in Petersburg lauten durchaus widerspruchsvoll. Einstweilen steht so viel fest, daß eine bezügliche Meldung in Berlin noch nicht eingegangen ist. Es scheint indessen, daß der Besuch im Laufe des November doch noch zu erwarten steht. Der König von Italien kommt in der zweiten Hälfte des April nach Berlin, aber keinesfalls zusammen mit dem österreichischen Kaiser, da dies dem Charakter des Gegenbesuches nicht entsprechen würde.
— Die italienische Regierung wird den Besuch Kaiser Wilhelms in Rom noch in ganz besonderer Weise verewigen. Auf Befehl König Humberts hat der Marineminister den Bau eines neuen großen Panzerschiffes angeordnet, welches„Wilhelm II.“ heißen wird.
— Der Papst hat sich nunmehr selbst über den Besuch Kaiser Wilhelms im Vatikan ausgesprochen. Dem römischen Mitarbeiter des Londoner Daily=Telegraph sagte er Folgendes:„Ich kann nicht sagen, daß wir zufrieden, aber auch nicht, daß wir unzufrieden sind. Der Kaiser kam nach Rom, ohne daß wir es wünschten, auch war das Ziel seiner Reise weniger günstiger für uns, als für unsere Gegner, die mich gezwungen haben, mich auf diesen Palast zu beschränken, den ich nicht verlassen kann. Meine Würde verbietet es mir. Dieser junge Monarch hat nach seiner Thronbesteigung eine Rundreise an die Höfe Europa's gemacht, und kam endlich nach Rom, wo seine Anwesenheit darauf abzielte, die Stellung unserer Gegner zu verstärken, nicht uns nützlich zu sein. Er besuchte mich. Es war ein Akt der Höflichkeit und ich freute mich, ihn empfangen zu können. Ich hatte ihm Vickes zu sagen, aber als ich meine Rede begann, unterbrach er mich, rief seinen Bruder herein und stellte mir denselben vor. Darnach hatte ich keine Gelegenheit mehr, mich privatim mit ihm zu unterhalten. Ich fand nicht, daß der junge Kaiser seinem Vater gleicht, den ich kannte und liebte und mit dem ich länger als eine Stunde sprach. Er war ein weiser und guter Fürst, vortrefflich unterrichtet, intelligent und weitblickend. Sein Benehmen war vollkommen. Was er sagte, war eimmer verständig und freundlich.
Ausland.
Frankreich. Der wegen Spionage angeklagte Deutsche Kilian ist in Nizza zu 5 Jahren Gefängniß und 5000 Franken Geldbuße verurtheilt. Außerdem ist ihm der Aufenthalt in Frankreich für 6 Jahre verboten.— Neue Boulangisten=Kravalle in Paris. Bei einer am Freitag Abend stattgehabten politischen Versammlung kam es zu heftigen Zusammenstößen. Die Boulangisten wollten den Abgeordneten Vergvin zum Vorsitzenden haben, ihre Gegner erhoben indessen lebhaften Widerspruch und versuchten, die Rednertribüne zu erstürmen, welche gerade eine gewisser Lullier inne hatte. In Folge dessen entstand ein Handgemenge; Lullier feuerte einen Revolverschuß ab, wurde darauf von der Tribüne herabgerissen, während er noch dreimal aus seinem Revolver schoß mit Stöcken und Messern
Frischel behauptet, erklärte aber mit Bestimmtheit, daß er den Kutscher an die Promenade vor das Thor bestellt und dort mit Magdalena seiner geharrt. Erst später sei ihm eingefallen, daß hier ein Irrthum stattgefunden habe und Frischel vielleicht ihrer am Erlenteiche warte, weil von dort aus der Weg nach Schwarzwaldau abbiege.
Uebrigens sei der Kutscher betrunken gewesen; Karl Frischel bestritt dies und behauptete entschieden, an den Erlenteich bestellt
worden zu sein.
Diese Verschiedenheit der Aussagen würde von keiner großen Bedeutung gewesen sein, wenn dieser anscheinend nebensächliche Umstand den auf Egbert Ahrnau lastenden Verdacht nicht in einer furchtbaren Weise vermehrt hätte.
Die Polizei verfügte nämlich die genauesten Nachforschungen und zwar nicht allein in dem Winklerschen Garten, sondern auch den Weg betreffend, welchen das flüchtige Paar an jenem Abende eingeschlagen.
Das Gebüsch und Strauchwerk, welches den Promenadenweg einfaßte, ward abgesucht und selbst weiterhin die Ränder des ChausseeGrabens. Die Straße führte nämlich an dem sogenannten„Erlenteiche“ vorbei, den schön gelegenen Ortsfriedhof, etwa zehn Minuten Weges entfernt, rechts lassend.
Am genauesten ward das dichte Gehölz und Buschwerk durchforscht, welches sich an drei steil abfallenden Ufern des Teiches befand und sich bis unten an den Wasserspiegel hinzog.
In derselben Stunde, als der imposante Leichenzug, der die irdischen Ueberreste der ermordeten Hofräthin von Winkler geleitete, den Friedhof betrat, ward im dichten Gehölz versteckt, am Erlenteiche der graue blutbefleckte Havelock und der ganz zusammengedrückte Filzhut des Lehrers Ahrnau entdeckt, daneben das schars geschliffene, mit dunklen, getrockneten Blutflecken bedeckte Messer, mit welchem der Mord verübt worden.——
An der unteren rechten Seite des Mantels fehlte ein dreieckiges Stück, das durch einen Schnitt mit einem blutigen Messer von dem Gewande abgetrennt worden, wie deutlich ersichtlich war.
gemißhandelt, bis endlich seinen Freunden es gelang, ihn aus dem Saal zu bringen. Die Ruhe wurde erst wieder hergestellt, als der Saalbesitzer den Gashahn zugedreht hatte. An zwanzig Personen sind in dem Tumult verwundet worden, mehrere davon ziemlich erheblich.
— Boulanger hat auf einem Bankett seiner Anhänger in Paris seine übliche Rede gehalten, in welchen er den Franzosen alles Mögliche verspricht, Frieden und Ordnung schaffen will, für den Fall, daß er Oberhaupt von Frankreich wird. Präsident Carnot wurde von ihm ein„Faulpelz“ genannt. Höchst geschmackvoll!
Rußland. Die asiatische Reise des Kaiserpaares ist beendet. Der Czar hat sich in Batum auf der kaiserlichen Yacht unter zahlreichen, glänzenden Abschiedskundgebungen eingeschifft und fährt von dort durch das Schwarze Meer nach Sebastopol, wo eine große Flottenparade stattfinden wird. Nach derselben geht die Reise direkt nach Petersburg.— Nach Warschauer Blättern erhielten alle dort wohnende ausländische Juden den Polizeibefehl, das russische Staatsgebiet binnen 4 Wochen zu verlassen.
Serbien. König Milan ist nach Kräften bemüht, den tiefen Eindruck, welchen die schnelle Ehescheidung im Lande hervorgerufen, zu verwischen. Durch Proklamation verspricht er dem Volke eine neue, freiere Verfassung und ruft die große Nationalversammlung ein. Die Kommission, welche die Verfassung ausarbeiten soll, besteht aus Mitgliedern aller Parteien. Offenbar hofft der König auf diesem Wege die Mißstimmung zu beseitigen, welche sein Vorgehen gegen die Königin hervorrief.
Nationalliberale Wählerversammlung
zu Ohligs, am 26. Oktober, im Witte'schen Saale. Nachdem durch den Herrn Bürgermeister Kelders zu Ohligs die Versammlung gegen 6 Uhr Abends namens des Vorstandes des Kreis=Comitees eröffnet worden war, schritt dieselbe zur Bildung eines Büreaus, zu deren Vorsitzender genannter Herr Bürgermeister erwählt wurde. Nach kurzen einleitenden Worten desselben berichtete sodann der bisherige Abgeordnete Herr von Eynern, außer welchem auch der Abgeordnete von Cuny und der neu aufgestellte Candidat Herr Geheimrath Melbeck erschienen wiren, über die verflossene Legislaturperiode in längerem Vortrage. Wenn wir desselben hier in kürzerem Auszuge erwähnen, so geschieht es, weil die Vorgänge und Verhandlungen im Abgeordnetenhause ja ebensowohl wie die Thätigkeit unserer bisherigen Abgeordneten Herren von Cuny und von Ernern in nationalliberalem Sinne ja bekannt sind.
Herr von Eynern führte etwa aus: Es sind jetzt 9 Jahre, daß ich die Ehre habe, den sehr bedeutenden Wahlkreis SolingenLennep zu vertreten. Auf vielseitigen Wunsch trete ich wiederum als Bewerber um dieses Mandat auf, ich mochte sie aber bitten, mir fernerhin dieselbe Nachsicht, wie vordem, zu gewähren. M..! An großen Momenten hat es während der letzten Periode in den Verhandlungen des Abgordnetenhauses gefehlt; die Festtage der Siege sind vorbei und die Hauptaufgaben, die Sicherheit des Landes durch Armee und Flotte, die Colonialfrage, die sociale Frage, Zölle und indirecten Steuern sind dem Reichstag übertragen; nichtsdestoweniger hat das Abgeordnetenhaus über wichtige Angelegenheiten, betreffend Eisenbahnwesen, direkte Steuern, Verwaltung, Kirche, Schule, Kunst und Wissenschaften, zu befinden. Zunächst haben wir sorgen müssen, die Finanzverhältnisse des preußischen Staates günstiger zu gestalten, denn ohne guten Haushalt im Staate ist ein gedeihliches Wirken aller Kräfte nicht möglich. Der Reichs=Etat pro 188687 war mit einem Defizit von 41,000,000 Mark behaftet, was Herr Richter schon als vollständigen Zusammenbruch der Politik des Reichskanzlers bezeichnete. Dieser Zusammenbruch ist nicht eingetreten; es sind gute Zutände geschuffr und die preutischen Fiuauzverhätnisse beser gestellt
So eifrig man jedoch, besonders nach diesem Funde, sich bemühte, die fehlenden Werthpapiere zu entdecken, so erfolglos war dies Bemühen. Der Mörder mußte seinen Raub an irgend einem versteckt gelegenen Orte wohl geborgen haben und war bis jetzt auch zu keinem Geständnisse zu bringen.
Wer beschreibt den Jammer und das Entsetzen Magdalenens bei der furchtbaren Nachricht von der Ermordung ihrer Pflegemutter und der Verhaftung des Geliebten.
Ahrnaus Mutter war schnell bereit, das arme Mädchen in die Stadt zu begleiten, da der Beamte deren augenblickliche Abreise wünschte. An der Todtenbahre ihrer Pflegemutter brach Magdalene ohnmächtig zusammen und fiel dann in ein hitziges Fieber, das sie
dem Tode nahe brachte. Ihre vorher zu Protokoll gegebenen Aeußerungen stimmten mit denen ihres Geliebten überein.
Sie gab die Antworten scheu und ängstlich ab; auf die Frage über den Verbleib der Sachen Ahrnaus wußte sie nichts zu erwidern, und als man dieselben gefunden hatte und ihr vorzeigte, erkannte sie mit einem Ausruf der Verzweiflung Mantel und Hut als Ahrnau zugehörend an und schluchzte:
„Jetzt ist er verloren!“
Dasselbe mochten auch der Vertheidiger Ahrnau's, Dr. Frank, und Staatsanwalt und Richter denken. Letzterer hoffte noch immer ein freiwilliges Geständniß den so schwer belasteten Inkulpaten zu erzielen. Aber selbst an der Leiche der Hofräthin hatte Ahrnau, obgleich tief durch den Anblick bewegt, seine Unschuld behauptet, und wenn die Richter nicht, durch das Zusammentreffen so vieler Umstände, voreingenommen gewesen wären, hätte sie der überzeugende Ton der Wahrheit in Egberts Stimme stutzig machen müssen. (Fortsetung folgt.)
* Paris. In dem großen Fourage=Magazin zu Fontainebleau brach eine heftige Feuersbrunst aus, welche erheblichen Schaden anrichtete. Das Feuer kam an vier verschiedenen Stellen zu gleicher Zeit zum Ausbruch. Man vermuthet deshalb, daß Brandstiftung vorliegt.
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