haben Instructionen empfangen, wonach sie zu erklären haben, daß ihre respectiven Regierungen mit tiefem Bedauern den Anfang der Feindseligkeiten zwischen Rußland und der Pforte betrachten und lebhaft begehren, zwischen den kriegführenden Mächten interbenirend jedes neue Blutvergießen zu verhüten und einem Zustande der Dinge ein Ende zu machen, der ernstlich den Frieden Europa's bedroht. Da Rußland die Versicherung gegeben hat, daß es zum Unterhandeln geneigt sei, und die Unterzeichneten nicht zweifeln, daß die Pforte von dem nämlichen Geiste beseelt ist, so begehren sie, im Namen ihrer respectiven Regierungen, unferrichtet zu werden über die Bedingungen, unter denen die ottomanische Regierung einwilligen würde, einen Friedens=Vertrag abzuschließen.
Aegypten.
Das Journal des Debais enthält Berichte aus Alexandria vom 6. Dec Denselben zufolge war die Absetzung Stephan Bey's als Ministers des Auswärtigen definitiv. Er war durch Mahmud Bey, ehemaligen See=Capitän und Gouverneur von Beyrut unter Mehemet Ali im Jahre 1840, zur Zeit, als Syrien von den vereinigten Streitkräften Oesterreichs, Englands und der Türkei angegriffen wurde, ersetzt worden. Mahmud Bey hat seine militärischen Studien in Frankreich gemacht und gilt für einen unterrichteten und fahigen Mann, aber für einen etwas starren und fanatischen, den europäischen Ideen feindlichen Mohamedaner. Am 25. Nov. war die americanische von Capitän Ingraham befehligte Corvette St. Lewis mit dem neuen General=Consul der Vereinigten Staaten an Bord in den Hafen von Alexandria einPlaufen. Die in jener Stadt weilenden Flüchtlinge benutzten diese Gelegenheit, um dem Capitän Ingraham durch verschiedene Kundgebungen ihren Dank für sein Benehmen in der Koßta=Angelegenheit zu bezeugen.— Die zur Verstärkung des Lgyptischen Contingents an der Donau bestimmten Trupden, ungefähr 12,000 Mann stark, waren längst zur Abreise bereit und warteten, um sich einzuschiffen, nur auf die erserderlichen Transport=Schiffe, welche noch nicht erschienen baren.— Die Briefe aus Syrien reichten bis zum 20 Nov. Nie erfreute sich diese Provinz einer größeren Ruhe, as eben jetzt, wiewohl die Zahl der daselbst liezenden Trupzen kaum nennenswerth ist. Türkische, drusische und christliche Freiwillige hatten sich nach Konstantinopel eingeschifft.
Depesche.
Paris,(Sonntag) 18. December, Morgens.
Der heutige Moniteur meldet, der Rücktritt des Lords Palmerston aus dem englischen Ministerium erfolge wegen einer inneren Frage. Das Blatt spricht die Zuversicht aus,
das Einverständniß zwischen Frankreich und England in der orientalischen Frage fortdauern werde, bedauert indeß den Austritt Lord Palmerston's, der dem Kaiser stets nur Anlaß zur Erkenntlichkeit gegeben habe.
Der Moniteur bringt auch eine russische Depesche, nach Belcher 10,000 Türken bei Achalzik mit einem Verluste von 1200 Mann geschlagen sind.
Gestern Abends nach der Börse wurde die 3proc. Rente bit 74 Fr. 90 C. notirt.
Aus London wird gemeldet, Lord John Russell lgegenwärtig Mitglied des Ministeriums ohne Portefeuille) werde als Minister des Innern an Palmerston's Stelle treten.
Vermischte Nachrichten
* Köln, 18. Dec. Bei der in der heutigen GeneralVersammlung des Kölnischen Kunstvereins Statt Lehabten Ergänzungswahl wurden zu Mitgliedern des Ausschusses gewahlt die Herren. Zeitungs=Verleger Joseph DuMont, Kaufmann Philipp Engels, Justizrath Esser II, Kaufmann Franz Heuser, Capellmeister Ferdinand Hiller, Gymnasial=Director Knebel, Arzt D Volfgang Müller, Wasserbau=Inspector Schwedler, bildhauer Christoph Stephan, Maler Mich. Welter, Haumeister J. P. Weyer, Dom=Baumeister, Geh. Regiekungsrath Zwirner.
Die Regierung zu Coblenz benutzt den jetzigen Wasserstand auf das eifrigste dazu, den Eingang zum dortigen Sicherheitshafen durch Ausbaggern möglichst vertiefen zu lassen. Es wird dadurch wenigstens dem Uebelstande abgeholfen, daß auch größere beladene Fahrzeuge in dem Hafen bei jedem Wasserstande Zugang haben, und dieselben nicht, Lie es in diesem Winter der Fall gewesen, sich anderswo einen Schutzort zu suchen genöthigt sind. Wie klein aber auch jetzt das Wasser ist, dafür mag noch als Beweis gelken, daß man im wahren Sinne des Wortes trockenen Fu#es auf das Oberwerth zu gehen im Stande ist.
— In der Nacht vom 14. zum 15. Dec. ist die Casse des Garde=Landwehr=Bataillons zu Hamm, welche einen baaren Bestand von 482 Thlrn. gehabt haben soll, aus der Wohbung des Herrn Majors und Commandeurs v. Bülow gestohlen, der leere Geldkasten in einem Garten wieder aufefunden, über die Thäterschaft aber ist bis jetzt nichts ermittelt worden.
—§ Rudolf Gottschall's„Carlo Zeno“ welcher eurch die Vorlesung des Dichters vor einiger Zeit in Berlin chon ungewöhnliches Aufsehen machte, ist jetzt zu Breslau bei Trewendt und Granier in elegantester Ausstattung erschienen. Gottschall nennt sein Tendenz=Epos bloß ganz allZemein eine„Dichtung“, die, wie denn überhaupt das ganze Verk, in Form und Haltung etwas Unbestimmtes und, aller Lenialen Schilderungen und prachtvollen Bilder ungeachtet, ewas Ermüdendes hat. Es ist ein prachtvoller orientalischer Leppich; die Bilder sind keck hingeworfen, die Farben sind erillant, der Grundgedanke ist gut; aber das Ganze läßt uns kalt. Die bombastische Tendenz=Predigt, welche R. Gott
schall in der„Widmung“ den deutschen Dichtern hält, zeichnet sich durch eine Satzbildung aus, die beim Vorlesen heroische Lungen erfordern würde. Der eine Satz ist bloß sechs achtzeilige Strophen(d. h. achtundvierzig Verse) lang! Das Ganze würde bedeutend an Erfolg gewonnen haben, wenn der Leser durch diese„Widmung" nicht schon athemlos und ermüdet an die Sache selbst käme. Die übrigens nichts weniger als neue Bemerkung, daß unsere Zeit Männer brauche und daß die jüngere Generation sich vorzugsweise am Beispiele der Männer von Willensgröße und Thatkraft stählen solle, hat Karl Weidinger in dem bei Teubner in Leipzig erschienenen„Leben und Werken Friedrich's des Großen“ in der Einleitung und am Schlusse(S. 322 und 323) viel einfacher und ergreifender ausgesprochen, als Gottschall in dem Redeschwall seiter„Widmung". Zugleich hat Weidinger den rechten Mann in dieser anfeuernden und stählenden Weise geschildert— den Helden und Denker, der bis jetzt noch für jede Generation eine neue, höhere Bedeutung gewann, weil jede ihn mit neuen Augen betrachtet und neue Seiten an ihm entdeckt. Es ist vortrefflich, wenn Dichtungen Tendenz haben, doch der besonnene Meister wird sich hüten, mit der Thür ins Haus zu, fallen.— Der leipziger Noviläten=Ballen, der oftmals gleich einer Noahs=Arche„allerlei Volks" friedlich neben einander birgt, spielte uns zufällig mit dem germanisirten Italiener Carlo Zeno von dem Dich
ter Rudolf Gottschall das Leben und Wirken Friedrich's II. von Karl Weidinger in die Hand, und wir glauben, es war mehr als augenblickliche Stimmung, daß wir nach der Lecture der neuen„Dichtung“ wieder aufathmeten, als uns das schon so oft geschaute, wohlbekannte und doch so überaus beziehungsreiche Heldenbild des deutschen Fürsten mit aller seiner Prosa wieder von einem seiner Verehrer vorgeführt wurde.
—§ Die Pepita hat am Donnerstag den 15. Dec. in Berlin abermals einen Cyklus von Gastrollen— den fünften!— mit früherem Erfolge eröffnet.„Sie ist wieder da, die geborne Feindin der Ruhe aller Männerherzen, die feurige Andalusierin!“ ruft die„Zeit“ aus, die jedesmal Schicklichkeitsgefühl und Verstand verliert, wenn die Pepita in Berlin erscheint. Die Wiener suchen im Enthusigsmus für die spanischen Tänzerinnen die Berliner übrigens noch zu überbieten. Nicht bloß im Theater, auch in den Schaufenstern der Conditoren, in den Mustern der— brünner Hosenstoffe und in der Literatur sucht die Speculation dieses Fieber auszubeuten. Das Neueste ist ein bei Kunsthändlex Glöggl in Wien erschienenes„Souvenir“ an Pedra Camara, das auf der einen Seite Pedra's Bild in der„El. Ole=Stellung", auf der anderen Witzspiele über die Phrase „Pedra signifie pierre“ bringt.
— Die Uebersicht der im Winter=Semester 1853 bis 1854 auf den höheren landwirthschaftlichen Lehranstalten des Staates Studirenden ergibt: 1) Staats= und landwirthschaftliche Akademie zu Eldena: Studirende aus dem vorigen Semester 25, neu ausgenommen sind 17. 2) Landwirthschaftliche Lehranstalt zu Proskau: Studirende aus dem vorigen Semester 39, neu aufgenommen sind 42. 3) Landwirthschaftliche Lehranstaltszu Poppelsdorf: Studirende aus dem vorigen Semester 25, neu aufgenommen sind
19. Von der Gesammtzahl von 167 Studirenden sind: aus der Provinz Schlesien 44, aus der Provinz Brandenburg 22, aus der Provinz Preußen 20, aus der Provinz Rheinland
20, aus der Provinz Posen 16, aus der Provinz Westfalen 11, aus der Provinz Pommern 9, aus der Provinz Sachsen 5, überhaupt Inländer 147, aus dem Auslande 20.
— Auf dem Künstlerballe des letzten Carnevals in Mün chen erschienen beide Majestäten, die regierende und die regiert habende: jene voll Würde und Hoheit, diese voll Freundlichkeit und Herablassung. Endlich entfernte sich König Max mit der Königin Marie und dem großen Cortege, und König Ludwig versicherte scherzend allen Bekannten, welche ihm begegneten: daß das Fest nun erst recht gemüthlich werde, da der Hof fort sei!— In Bezug auf den neuen Maximilians=Orden hat König Ludwig laut der Wese=Zeitung die gute Bemerkung gemacht:„Nun, den hätte ich am Ende auch wohl verdient, da sich meine Verse mit denen des Ministerialraths Dönniges(eines Decorirten) wenigstens messen können.“
—s Die„Argo“, ein belletristisches Jahrbuch für 1854, herausgegeben von Theodor Fontane und Franz Kugler (Dessau, bei Gebr. Katz), enthält Beiträge von den Herausgebern, von W. v. Merckel(darunter der famose„Frack des Herrn von Cherval“, der übrigens nicht der beste Beitrag dieses geistreichen Spötters ist) Bernhard v. Lepel, Friedrich
— 6 Von G. Sands Drama„Mauprat“ wird eine deutsche Bühnenbearbeitung von Sturm und Koppe in Leipzig angekündigt; Diane de Lys ist durch G. Bahn für die Bühne bearbeitet.
Die berliner, so wie die londoner Zeitungen und Briefe vom 17. December Abends
waren beim Schlusse dieses Blattes noch nicht eingefrofsn.
Berichtigung. In Nr. 3500d. Bl., S. 2, Sp. 1, Z. 31 v.., lese man:„Rheinhessen“, statt„Kurhessen“, und S. 3, Sp. 4, Z. 20 v...„Bergischen“, statt„Märkischen“.
Kölnischer Kuustverein.
Bei der heute Statt gefundenen Verloosung der für das Jahr 1853 erworbenen Kunstwerke fielen die Gewinne, wie folgt:
1) Nr. 60 des Catalogs, Abendlandschaft, Motiv vom GardaSee, von Wilh. Klein in Düfseldorf, auf Nr. 1478, Aktie des Herrn H. P. Richard, Kaufmann in Köln.
2) Nr. 366, Das Schiff Mangligheten auf der Rhede von Stockholm, von M. Larson in Düsseldorf, auf Nr. 986, Actie des Herrn Karl Mertens, Kaufmann in Köln.
3) Nr. 57, Schloß Götting bei Salzburg, von Kalckreuth in Düsseldorf, auf Nr. 1304, Actie des Herrn Ed. Birk, Oberkellner in Köln.
4) Nr. 50, Der Hirtenknabe, von Adeline Jäger in Köln, auf Nr. 298, Actie des Herrn Th. Scheidt in Kettwig.
Nr. 174, Die Belauschten, von C. Hübner in Düsseldorf, auf Nr. 1651, Actie des Herrn Rud. Rheine in Broich.
6) Nr. 7, Der Geheimniß=Koffer, von Eug. de Block in Brüssel auf Nr 1573, Actie des Herrn Karl Weberling in Crefeld.
7) Nr. 68, Landschaft, von F. Lamorinière in Antwerpen, auf Nr. 1766, Actie des Herrn Dr. jur. Busch in Hamburg.
8) Nr. 290, Vincenz de Paula ein Findelhaus besuchend, von J. A. Canta in Rotterdam, auf Nr. 1759, Actie des Herrn Wilh. Risch in Reifferscheid.
9) Nr. 8, Holländische Landschaft, von W. Bodemann in Brüssel, auf Nr. 1297, Actie des Herrn Rübfahmen, Advocat=Anwalt in Köln.
101 Nr. 395, Der Hemienkel im Palaste der schönen Künste, Kupferstich nach Delaroche, von H. Dupont in Paris, auf Nr. 885, Actie des Herrn Aleff, Notar in Geilenkirchen,
11) Nr. 357, Landungsplatz in Dortrecht, von C. Adloff in Düsseldorf, auf Nr 344, Actie Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen.
12) Nr.“, Auf ihr Wohl! von W. Linnig in Antwerpen, auf Nr. 1316, Actie des Herrn Franz Desmet, Güterbestätter
in Köln.###„#
13) Nr. 268, Abend=Andacht auf dem Vierwaldstadter=See, von A. Schulten in Düfseldorf, auf. Nr. 1164, Actie des Herrn Anton Bösenhagen, Weinwirth in Köln.
14) Nr. 14, Die Liebes=Erklärung, von F. de Bruyker in Antwerpen, auf Nr. 1000, Actie des Herrn Julius Nacken, Kaufmann in Köln.
15) Nr. 229, Blumen auf den Weg gestreut, von C. E. Böttcher in Düsseldorf, auf Nr. 896, Actie des Herrn Heinrich Frenz. Maler in Köln.
16) Nr. 137, Landschaft, von M. Vos in Osterbeeck, auf Nr. 1117, Actie des Herrn H. Nottebohm in Lüdenscheid.
17) Nr. 80, Schweizer=Landschaft, von I. W. Lindlar in Düsseldorf, auf Nr. 155, Actie des Herrn Freiherrn von Myllus in Linzenich.
18) Nr. 182, Mutter mit ihrem Kinde, von A. Korneck in Berlin, auf Nr. 1489, Actie des Herrn Karl von Thenen, Restaurateur in Köln.
19) Nr. 270, Cromwell vor dem Bilde Karls., von E. Stammel in Düsseldorf, auf Nr. 1457, Actie des Herrn Heinr. Klett in Köln.
20) Nr. 175, Stilleben, von T. J. Huygens in Brüssel. auf Nr. 1958, Actie des Herrn Ed. Werle, Kaufmann in Rheims.
21) Nr. 99, Landschaft, von L. Rausch in Düsseldorf, auf Nr. 1039, Actie des Herrn Eglinger, Notar in Köln.
22) Nr. 122, Des Räubers Frau, von Ernst Slingeneyer in Brüssel, auf Nr. 1196, Actie des Fräul. Kathar. Weyll in Köln.
23) Nr. 2, Wallfahrt auf dem Rheine, von M. Artaria in Mannheim, auf Nr. 803, Actie des Hexrn Präsidenten v. Rönne in Bonn.
Nebengewinne:
1) Die Aussetzung Moses, Stich von Felsing nach Köhler, auf Nr. 274, Actie des Herrn Joh. Erner, Hoftischler in Köln.
Der Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau.
Im Gebiete unseres Stromthales and seiner näheren Umgebungen sind zwei Vereine für die Förderung der Naturwissenschaften mit derlbesonderen Absicht vorhanden, das engere Vaterland zu erforschen, nämlich der„Naturhistorische Verein der preußischen Rheinlande und Westfalens“, dessen leitende Wirksamkeit von Bonn ausgeht, und der„Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau“, welcher seinen Central=Sitz in Wiesbaden hat. Ueber den zuerst genannten Verein haben diese Blätter schon öfter, unter Anführung seiner Schriften und Leistungen, rühmlich anerkennend gesprochen, wie es auch sein unausgesetztes erfolgreiches Streben recht eigentlich verdient. Zur besonderen Erwähnung des wiesbadener Vereins liegt uns aber gerade jetzt eine auffordernde Veranlassung vor. Es ist nämlich von ihm so eben ein neues Haft seiner Jahrbücher erschienen. Dasselbe zeigt uns nicht allein in den darin abgedruckten Sitzungs=Verhandlungen, sondern ganz vorzüglich in den dadurch mitgetheilten Abhandlunsein, daß dieser Verein ebenfalls fortwährend regsam ist und daß ene Leistungen nicht allein meist tüchtige sind, sondern auch dem gn ihm zu erstrebenden Zwecke gut entsprechen. Es wäre nur vo wünschen, daß wir öftere öffentliche Mittheilungen von diesem zuereine erhielten. Sie erfolgen etwas sparsam; indeß muß man Bch auch den verhältnißmäßig eng gesteckten Wirkungskreis bedocksichtigen, und in dieser Hinsicht sind die Naturforscher in rügssau, welche in ihrem Lande nicht die Kraft und Anregung Nner Universität besitzen, viel fleißiger, als diejenigen vieler andeeien Gaue von Deutschland. Wenn es auch an dieser Stelle nicht reeignet sein kann, den Inhalt des Heftes näher und kritisch zu gbesprechen, so mögen doch die Ueberschriften der Aufsätze hier mitgetheilt werden, welche jedem Naturforscher vom Fache schon andeuten werden, was darunter zu suchen ist; beim Durchlesen der Abhandlungen selbst wird er aber auch manches finden, was
neu und lehrreich ist und ihn sehr befriedigen dürfte. Die„Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Herausgegeben von D. Fridolin Sandberger, Inspector des naturhistorischen Museums und Secretär des Vereins. Neuntes Heft in zwei Abtheilungen. Wiesbaden, 1858.“ enthalten: Beschreibung der nassauischen Arten der Familie der Faltenwespen(Vesparia, Diploptera), vom Pros. Schenk in Weilburg; Nachtrag zu der Beschreibung nassauischer Bienenarten(Heft VII., Abth,), von demselben; über das rheinische Schiefergebirge zwischen Butzbach und Homburg v. d Höhe, von R. Ludwig zu Nauheim(nebst Karte); der Taunus und die Alpen, von D. Scharff in Frankfurt a..; mineralogische Notizen von D. F. Sandberger; entomologische Miscellen von E 2. Kirschbaum; über spitze Rhomboeder des Manganspaths und Eisenspathi, von 9. F. Sandberger; chemische Untersuchung über die Braunkohlen des Westerwaldes von D. W. Casselmann (erste Abhandlung); Protocoll der fünften Versammlung der Section Königstein; Jahresbericht, erstattet am 28. August 1853 vom Inspector D.'. Sandberger; Verhandlungen der GeneralVersammlung am 28. August 1853— Der Verein, welcher mit dem ersteulich wachsenden naturhistorischen Museum zu Wiesbaden in Beziehung steht, erhält zu den Beiträgen seiner Mitglieder baare Zuschüsse Seitens der Landes=Regierung, was derselben nar zum besonderen Lobe gereichen kann. Von solchen localen naturwissenschaftlichen Forschungen hat nicht allein die reine Wissenschaft, sondern ebenfalls die allgemeine Lanceswohlfahrt Nutzen, und in dieser Beziehung sind gewiß baare Ausgaben dafür aus Mitteln des Staates vollkommen gerechtfertigt. Recht sehr wünschen wir dem Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau fortwährendes Wachsen und Gedeihen!
2) Der Falkensteiner Ritt, Stich von Göbel nach Schwindt,
auf Nr. 520, Actie des Herrn Joseph Stöck in
Letzterer hat aus der Ausbeute von seiner italienischen Reise eine kleine Dorfgeschichte„La Rovbiata“ und frische„Lieder aus Sorrent“ beigesteuert. Das einleitende Gedicht klingt
ein klein wenig streitbar, doch die„Argo“ darf sich nicht beklagen: wenn das Publicum sie so gut aufnimmt, wie die Kritik, so kann es nicht fehlen, daß ihre Gunst bei Lesern und Leserinnen manch liebliches Jahr dauern wird.
—§ Von der neuen„Bibliothéque des classiques francais“(Frankfurt, bei Bechhold) sind jetzt 9 Lieferungen erschienen, worunter 8 den Werken Molière's, die 12 Lieferungen füllen werden, gewidmet sind. Jede Woche erscheint eine Lieferung zu 4 Sgr.
—§ Die Hamburger Garten= und Blumenzeilung die vom Inspector des botanischen Gartens in Hamburg, Herrn Eduard Otto, herausgegeben wird, leistet nicht bloß für den Garten=Liebhaber, sondern auch für den Freund der Naturund Länderkunde überhaupt Vorzügliches. Mit Neujahr tritt diese Zeitschrift bereits den 10. Jahrgang an.
—§ Das„Livre-Monument“ für die pariser IndustrieAusstellung des Jahres 1855 kommt zu Stande. Das aus 12 Mitgliedern bestehende pariser Comite wollte am 18. Dec. eine Sitzung halten, um sofort zur Ausführung des Planes zu schreiten.
3) Römisches Mädchen aus Albano, Stich von Schultheis nach Riedel, auf Nr. 1172, Actie des Herrn Curtis, engl. Consul in Köln.
4) Das Kindtauf=Fest, Lithographie von Hansstängl nach Geyen, auf Nr. 660, Actie Sr. Königl Hoh des Prinzen Karl von Preußen.
5) Friedrich Barbarossa's Einzug in Mailand, Stich von Thäter nach Schnorr, auf Nr. 760, Actie des Fräul. Constantia Seyd. litz in Köln
6) Die vier Kirchenväter und die heilige Jungfrau, Lithographie von Wildt nach Moretto, auf Nr. 412, Actie der Frau Therese Schaaffhausen in Köln,
7) Friedrich Barbarossa's Zusammenkunft mit Papst Alexander IIl. in Venedig, Stich von Thäter nach Schnorr, auf Nr. 112, Actie des Herrn Geh. Regierungsrathes Rollmann in Königsborn.
8) Alpenschafe bei einem Gewitter, Lithographie von Wölfle nach Eberle, auf Nr. 220, Actie des Herrn Jakob Merkens, Kauf. mann in Köln.
9) Die Roman=Lectüxe, Stich von Stöber nach Danhauser, auf Nr. 307, Actie Sr. Hoh. des Erbprinzen von Anhalt=Defsau.
10) Die Heimkehr des Landwehrmannes, Lithographie von Koch nach Richter, auf Nr. 788, Actie des Herrn Gustav Landau in Warschau.
Köln, 18. December 1853.
Börsencourse der Staatspapiere und Actien.
Amsterdam, 17.0e. 4 Uhr.) 2½% wirkl. Schuld 61¾; dito 4% 93, Art. der Handels=Ges.— span. 1%—; dito 3% 41⅜; dito ausländ.—; portug. 3% 36¾; österr. 5% N. 76⅜; dito neue 91⅞; dito 2½% 39 5/16.— Bei getingem Handel waren heute holländ. Fonds preishaltend.
Frankfurt, 17. Der.(pr. compt.) 5% M. 80., 4½% 70⅝.; 4% 63%.:.=A. 1388.; darmst..=A. 234 weimar..=A. 103½.; köln=minden..=A.— kudwigsh.=berb..=A. 122.; frankf.=hanau..=A. 97½.; bad. 35=Fl.=Loose 39⅝/.; kurhess. 40-Thlr.=Loose 365/8 G.— Die Börse war geschäftslos und die Course unverändert.
London, 17. Dec. Cons. 94½; span. 1% 22; dito 3% — portug. 4%—
Madrid, 14 Der. 1% 22 5/16; 3% 43½.
Paris, 17. Dec..=A. 2940 F.—.; piemont. 97 F.—
.; Actien der Nordbahn 887 F. 50.; Paris=Straßburg— —.; Mobilar=Credit=Ges. 766 F. 25.; darmstädter Bank F.—.; aachener Spiegel=Manufactur 455 F.— C.
Meteorologische Beobachtungen.
December. Bar. 187 u. d. Nords. Therm. n. R. Wind.
Wetter.
trühe. trübe. hel.
Pegels
Zeichen für den Trieb der Nation nach Erkenniniß und unserer jungen Literatur nach Selbsterkenntniß, wenn es dem Verfasser bald möglich gemacht würde, bei einer zweiten Ausgabe diesen Theil seiner Geschichte der modernen deutschen National=Literatur derjenigen Reife und Vollendung näher zu bringen, welche er ohne Zweifel bei sorgfäligerer Durcharbeitung und mehr künstlerischer Formirung seinem Verke zu verleihen im Stande ist. Es wäre in der That zu beklagen, wenn die ersprießliche Wirkung, welche ein Buch wie das vorliegende auszuüben so vielfach geeigenschaftet ist, durch den Mangel jener künstlerischen und for mellen Vollendung beeinträchtigt werden sollte, welcher ein Lessing nicht zum geringsten Theile die für die deutsche Likeratur so überaus wohlthatige Wirkung seiner Kritic verPankte 774187 G Adolf Stahr.
8 Neue Kupferstiche.
1) Die Madonna della Sedig nach Raphael, von Eugen Eduard Schäffer.
Es gehört zu den angenehmsten Pflichten der Presse, die Aufnerksamkeit des Publicums auf vortreffliche Werke des Kunstsleißes zu richten. Noch mehr ist dies der Fall, wenn dieselben auf deutschem Grund und Boden gewachsen und durch beutsche Männer angesertigt sind. Die Zeitschriften für Kunst haben in unserem Vaterlande meistens einen sehr kleinen Leserkreis, das sie indeß nicht selten selbst verschulden, weil sie, statt in poPalärer Weise die Kunst für Alle zu erklären und eingänglich zu Nlachen, meistens eine gelehrte und antiquarische Richtung verfolden, mit welchen fast nur den Männern von Fach gedient ist. 'an sage also nicht, daß solche Besprechungen nicht in die großen deitungen gehören, deren Aufgabe neben der Darstellung der Ponlir auch die Schilderung aller übrigen Cultur=Verhältnisse ist Von diesem Principe ausgehend, begrüßen wir mit der größten Greude eine Kunstschöpfung, die auf dem Gebiete der Kupferstecherei sicht allein zu den besten Werken Deutschlands, sondern der ganWelt gehört In Betreff unserer Heimat will das freilich nicht sagen, weil dieser Zweig der Kunst bei uns bis jetzt am we„Pösten cultivirt worden ist; in Bezug auf Italien und Frankreich Wder ist die Thatsache sehr bemeikenswerth.
Wasserstands=Nachrichten.
kemagen, 17. Dec., 7½ Uhr Morgens. Das Eis geht hier stark vorbei. Der Rhein steht am Pegel 3 Juß ½ Zoll.
Das Abtrennen der Eissäume am Unkelstein wird fortgesetzt.
Der Kribbenmeister, Penne. Mainz, 16. Dec., 6 Uhr Nachm. Das Main=Eis steht von der Mainspitze bis Hochheim. Der Rhein steht am Pegel 1 Fuß 3 Zoll. Der Brückenmeister, Moritz.
Die Brief=Post aus England hat in Verviers den Anschluß nicht erreicht, und ist daher heute 7 Uhr Abends ausgeblieben. Köln, 18. December 1853 49#im Post Ami.
Wer kennt nicht die Madonna della Sedia? Kein Werk des
herrlichen Meisters von Urbino ist so oft durch Kupferstich und Lithographie vervielfältigt worden, wie dieses Bild göttlicher Mütterlichkeit. Hohe Schönheit, liebliche Anmuth, süße Innigkeit streiten in seinen Gestalten und bilden eine Composition von der vollendetsten Abrundung, die malerisch eben so glücklich wie meisterhaft ausgeführt ist. Das unendliche und wunderbare Schönheitsgefühl des unerreichbaren Künstlers steht in diesem Gemälde auf seinem höchsten Gipfel. So viele Uebersetzer sich aber auch gefunden haben, keinem ist es in gleicher Weise gelungen, in den Geist und Charakter Raphael's einzugehen, wie dem Professor E. E. Schäffer aus Frankfurt am Main. Derselbe stand zwar schon längst auf einer hohen Stufe seiner Kunst und war berühmt als Dolmetscher mancher herrlichen Arbeiten von Cornelius, Veit und Steinle. In diesem neuesten Werke seines Grabstichels aber hat er sich selbst übertroffen und sich einen Platz in der ersten Reihe seiner Genossen gesichert. Wie herrlich treten uns in seinem Blatte alle Linien und Formen entgegen! Wie scharf und doch wie weich ist Alles gezeichnet und modellirt! Und dabei sieht uns Fleisch und Gewandung so überraschend lebendig an, als betrachteten wir ein gelungenes Gemälde. Es gibt in der That nicht leicht einen anmuthigeren, lieblicheren und edleren Zimmerschmuck, als diesen Stich. Solch ein Bild erquickt Geist und Herz stets von Neuem.
Bekanntlich befindet sich das Original in Florenz. Platen singt in einer Ode, die er der herrlichen Stadt am Arno widmet:
Allein du blühst durch deine Gestalten fort,
Und jener Kunst Vorbilder, sie wandeln am Lungarno heut wie sonst, sie füllen Deine Theater noch an wie vormals.
Kaum hat der Blick, vor zögerndem Unbestand Sich scheuend, freudvoll eine Gestalt erwählt,
Als höchste Schönheit kaum gefeiert:
Wandelt die schönre schon vorüber. Und weiter sagt er in dem schönen Gedichte, die Ursache davon sei, daß das florentinische Mädchen schon von früher Jugend an liebend zu den Kunstwerken seiner Hiimat emporgestaunt habe. Wir hoffen, daß dieser Wink verstanden werde. Die Schönheit sieht sich ab wie die Häßlichkeit und soll auf Kioder und Kindeskinder hinab wirken. Wer es eben vermag, der möge sich darum
mit solchen Bildern umgeben, denn sie kommen ihm und seiner
Nachkommenschaft zu Gute. Ueberdies stellt sich der Preis des Stiches, der bei B. Dondorf in Frankfurt erschienen ist, sehr mäßig.
2) Die Madonna mit dem schlafenden Christkind nach Raphael, von Achille Martinet.
In demselben Verlage ist der genannte Stich publieirt worden. Der Bearbeiter ist aber diesmal kein Deutscher, sondern ein Franzose, nämlich der rühmlichst bekannte Martinet. Freilich erreicht dieses Blatt nicht die Reize der unvergleichlichen Madonna della Sedia, aber es ist auch nicht nach einem Originale Raphael's angefertigt worden. Ob wirklich ein Urbild existirt habe, oder ob die bestehenden Copieen nach einer Zeichnung oder einem Carton des Künstlers gefertigt sind, darüber herrschen verschiedene Meinungen. Lucian Bonaparte ließ eines dieser Bilder durch Lethière, Direckor der französischen Akademie, in Spanien kaufen. Dasselbe wurot eine Zierde seines Palastes und seiner Galerie in Rom. Nach ker nem Tede kam es im Jahre 1844 durch seine Witwe nach Parts, wo Martinet contractlich das Vervielfältigungsrecht erward und eine Aquarell=Copie anfertigte. Später gelangte das Bild in die Hände des Kronigs von Holland und zuletzt wieder in anderen Privatbe. 6. Sein Gegenstand ist eine Maria, die niederkniet und nach links gewendet den Schleier von dem im Schlafe liegenden Christ. kinde aufhebt, um es dem bei ihr knieenden kleinen Johannes zu zeigen, der mit kindlicher Freude darauf hinweist. Im Hintergrunde sieht man eine Landschaft, in der sich links eine Stadt, rechts ein Kloster mit mehreren kleinen Figuren erhebt. Der liebenswürdige Sancio hat auch hier wieder jene nur ihm eigenthümlichen Reize entfaltet, die alle seine Madonnen in so ursprünglicher Weise auszeichnen. In Gesichtern und Mienenspiel, so wie in Gestalten und Bewegungen erblicken wir die unerschöpfliche Anmuth des reichbegabtesten Lieblings der Musen, dem das Gefühl der Schönheit verliehen war, wis keinem bildenden Künstler vor ihm und nach ihm. Auch dem Kupferstecher macht das Werk alle Ehre.
hat den Styl und die Grazie des Meisters trefflich verstanden und redlich wiedergegeben. Und so gilt denn von dem Blatte fast das. selbe, was wir von der Arbeit Schäffer's gesagt haben. Es verdient im vollsten Maße, daß der Kenner wie der Laie, der ein Freund holdseliger Schönheit ist, nach seinem Besitze trachte und
ihm eine der besten Stellen in Haus und Zimmer anweise.
3) Das Christkind und Johannes von Enger umgeben nach Th. Mintrop, von Friedr. Luoy
Wir reihen an diese trefflichen Werke noch eine Arbeit, deren Urheber, sowohl Zeichner wie Kupferstecher, Deutsche sind. Der erstere ist Theodor Mintrop, der sich in der letzten Zeit als eines der vielversprechendsten Talente der düfseldorfer Schule bekannt gemacht hat. Dieser eigenthümliche Künstler, dessen Heimat in der Nähe von Werden an der Ruhr liegt, ging bis zu seinem dreißiggen Jahre als einfacher Landmann hinter dem Pfluge und ent
wickelt jetzt ein Compofitions=Talent, das in Betreff der Anmuth und Lieblichkeit mannigfach an Raphael erinnert, ohne daß doch die geringste Nachahmung zu Tage tritt, wie es denn überhaupt unmöglich ist, diesen Meister nachzuahmen. Uebrigens haben wir auch schönere und vollendetere Compositionen von Mintrop's Hand gesehen, und wir würden uns sehr freuen, wenn wir z. B. seine Bacchanten=Kinder in ähnlichem Stiche vor uns ligen hätten. Aber auch das gegenwärtige Blatt ist allerliebst. Das Christkind reitet auf einem Schafe, welches der kleine Johannes führt. Vor dieser Gruppe fliegen zwei blumenstreuende, hinter ihr zwei musieirende Engel. In den sämmtlichen sechs Gestalten ist neben einer großen kindlichen Naivetät ein zartes Gefühl für schöngeschwungene Formen und feinen, liebreizenden Gesichts=Ausdruck entwickelt. Dobei hat der Kupferstecher den Intentionen des Künst ers trefflich nachgeeifert. Wir sehen zwar, daß er nur eine Zeichnung und ki Gemälde vor Augen hatte, denn die Ausführung ist einfach und schlicht, aber dabei durchaus harmonisch und völler Wirkung. Ludy macht überhaupt große Hoffnungen rege;'er ist in Düsseldorf der geste und feinste Schüler des trefflichen Joseph Keller, von dem wir nächstens einen Stich der Disputa zu gewärtigen haben. Möchte er nur bald einmal darauf sinnen, ein Werk nach einem Gemälde, und zwar in recht farbiger Manier, zu liefern großen Leichtigkeit und öffenbaren Gléganz seiges Grabstichels muß ihm der glückliche Erfolg sicher sein Leider sind bis jetzt aber die düsseldorfer Kupferste 1 er zu sehr darauf angewiesen, nach Zeichnungen zu stechen. Der Verleger des hübschen Blattes ist August Wilhelm Schülgen in Düsseldorf. W. M. v. K.