Nr. 16, 1. Blatt. 80. Jahrgang.

Redaction, Druck und Verlag von Bernh. Voll in Solingen.

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Dienstag, den 7. Feoruar 1088.

Erscheint: Dienstags, Donnerstags und Samstags. Expedition: Brüderstraße 14.

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Die Veröffentlichung des deutsch­österreichischen Bündnisses.

* Man schreibt uns aus Berlin. Ein großes Ereigniß beschäftigt die Welt; nicht eine Bau kettrede eines Staatsmannes, nicht ein Leitartikel eines offi ziösen Blattes über die Lage, nein eine That, eine Haupt und Staatsaktion in des Wortes großer Bedeutung liegt vor Wie große Ereignisse stets, hat auch dieses allerdings nur für ein beschränktes Publikum sichtbare Schatten vorausgeworfen. Am Freitag war die Berliner Börse recht flau, weil, wie es hieß, Fürst Bismarck gleich unangenehme Dinge sagen werde. Dennoch wurde an demselben Tage im Reichstage nicht das Anleihegesetz auf die Tagesordnung vom Sonnabend gesetzt, obgleich dieses und die Rede des Reichskanzlers für Sonn­abend erwartet worden waren. DieNordd. Allg. Ztg. kündigte eine Extra Beilage an, derReichsanz. erschien zwei Stunden später als gewöhnlich. Um sechs Uhr erst erschien und brachte die sensationelle Veröffentlichung, die genau zu derselben Zeit und mit derselben Einleitung in den amtlichen Organen in Wien und Pest erfolgte.

Die Wirkung war eine außerordentliche, in Wien, Pest, Paris, Rom und London noch weit tiefere als in Berlin In Wienschauderte man, als ginge es bereits in den Krieg.

Dabei ist der Kern des publizirten Vertrages im Grunde nicht überraschend, weil bekannt. Wohlgemerkt, der Kern, nach welchem Deutschland und Oesterreich verpflichtet sind, in einem Kriege gemeinsame Sache zu machen. Jetzt freilich wissen wi genau, was bisher nur geahnt oder vage gewußt ward. Teutschland und Oesterreich kämpfen gemeinsam in jedem Kriege, in welchem Rußland eine der beiden verbündeten Mächte angreift, oder eine andere eine von beiden angreifende Macht unterstützt. Aber es ist auch nicht der eigentlich: Inhalt des Vertragsbündnisses, welcher einen so tiefen Ein druck machte, als vielmehr die Einleitung, welche die Ver öffentlichung begründet und die Thatsache, daß dieselbe nach dem Vertrage selbst nur erfolgen konnte, wenn die Hoffnung, daß die Rüstungen Rußlands sich als bedrohlich nicht erweisen würden, sich als eine irrthümliche herausgestellt hatte. Die Veröffentlichung sagt also in der Hauptsache: Deutschland und Oesterreich, die schon seit 1878 die Rüstungen Rußlands bemerken und sich darum zur Abwehr verbunden haben, halten die Rüstungen jetzt für bedrohlich, wie auch immer die russi

die Rüstungen jetzt für bedrohlich, wie auch immer....

schen Diplomaten und Zeitungen reden mögen, und eine spuhe Sprache ist die Sprache des Ultimatums, oder, um ge nau zu sein, die, welche dem Ultimatum unmittelber vor

Man hat alterlei Gründe gesucht und gefunden für diese Publikation gerade jetzt. Man fand den unseres Erachtens kindlichen Grund in der Annäherung Floquets und des russi

schen Botschafters. Das hieße denn doch einmal mit Kartüt

nach Spapen schießen, sodann annehmen, daß Rußland sich durch eine lächerliche Personenfrage in weltaefährlichen

Planen stören lassen könnte. Dann sollte die Publikation die Antwort sein aus die Versuche, Mißtrauen zu säen zwischen deu beiden verbündeten Reichen und was sonst noch In

Wirklichkeit giebt der Tert des veröffentlichten Vertrages den Grund#eutlich an: die Rüstungen Rußland= werden für gefahrlich gehalten. Der russischen Ausrede, Rußland bereite sich im Gegentheil vor, einen Angriff abzuwehren, venntwortet gleichfalls der Text, welcher klar und deutlich den rein desen

siven Charakter des Bündnisses erkennen läßt.

Welchen Erfolg verspricht man sich von der Inomation und welchen wird sie haben?

Was den ersten Theil der Frage anbetrifft, so konnen wir nicht wissen, welche Hoffrungen man in Regierungskreisen sich wirklich macht? Erreichen wollte man, daß man in Ruß land einsehe, man habe sie jenseits ihrer Westgrenze seit ahren durchschaut, sei gewaffnet, stark zur Abwehr und en schlossen, sich durch Redensarten über friedliche Absichten u. s. w. nicht länger hinhalten zu lassen. Ru###nd soll Farbe be kennen, und es wird Farbe bekennen mussen.

Die Hauptfrage ist: welche Farbe wird es beie Hierauf kann nur erwidert werden, daß nur eine A möglich ist, wenn in Rußland der Verstand zu Worte kommt Dieser kann nur dringend rathen Krieg anzusangen mit deu beiden großen Militärmächt#n, die nichts Böses gege Rußland im Schilde führen V## scheinlich aber macht man

sich in Rußland und mit Recht Heiinungen auf Kren

reich, und alaubt man, mit dieser Machl eventull den Centralmächten gewachsen zu sein und es direuf ankommen

lassen zu dürfen. Darum ist es wahscheinlich, daß, solchen Erwägungen ein Paroli zu bieren in nächster Jeit das deutsch-italienische Bündniß veröffentlicht werden wird, welchem Italien die Stell.## rreichs und Frankreich jenige Rußlands einnehnen urften.

dann wird m. sich wahrsch ulich, 2.hJuug die

Venand an der Newa, richtiger nod## der Mernen,#

Sverschaft behält, der Sta#ke der in coffnung aufbesiage Zeiten beugen, Ficheecghg uu

solcher Ausgang nicht weir in Rußlan zelten regiert. Die Ver eentlichung kann den A

bringen, sie#nn auch zum Frieden führ n: was ne sicher

schaffen wird,#### Klärung, baldige Klarung deir unerträglichen

Situation, die einen ganzen Welttheu bedrückt. Bis zur Kla

rung aber wird man einige Zeit in bangster Sorge leben.

* Berlin. Der Kaiser erfreut sie des besten Wohl

befindens, macht fast jeden Tag Spazierjahrten und zeigt sich am Fenster dem täglich auf ihn wartenden Publitum. kronprinzlichen Herrschaften haben die Berliner Gratulations= adresse durch folgendes Dankschreiben beantwortet:Wir haben die kostbare und kunstlerisch ausgestattete Adresse der wohnerschaft aus Anlaß der dreißigsten Wiederkehr unser Vermählungstages mit tiefbewegtem Herzen entgegengenommen und sprechen Allen, welche sich an derselben betheiligten, unseren aufrichtigen Dank für diesen neuen Beweis anhanglicher Ge sinnungen der Hauptstadt aus. Gewohnt, bisher gedachten Tag in Berlin zu feiern, gewährt es uns in diesem Jahre, wo wir genöthigt sind, in der Ferne zu weilen, große Freude, ein solches Zeichen theilnehmenden Gedenkens aus der Animy zu erhalten, in welche bei dem Eintritt milderer Jahreszeit zurückzukehren, wir zuversichtlich hoffen. San Remo, den 27. Januar 1888. Friedrich Wilhelm. Victoria. Pro fessor v. Bergmann soll heute in San Remo eintreffen. Die Uebersiedelung des Prinzen Wilhelm von Preußen von Pots­

dam nach Berlin hat Leben in das stille Schloß gebracht. Der Prinz bewohnt den ersten Stock nach der Seite des Schloß­platzes und an den Fenstern zeigen sich häufig die frohen Ge­sichtchen seiner vier kleinen Söhne. Der russische Bot­schafter beim deutschen Reiche, Graf Schuwalow, wird nächsten Mittwoch wieder in Berlin aus Petersburg ankommen. Man hofft, daß er der Ueberbringer versöhnlicher Vorschläge sei. Privatnachrichten aus Petersburg melden, daß man dort die Lage zwar als ernst ansehe, jedoch begründete Erwartung auf einen friedlichen Ausgleich hege.

Zum Socialistengesetz hat Abg. Windthorst mehrere Ab­schwächungsanträge eingebracht, von denen der wichtigste dahin gcht, daß der kleine Belagerungszustand nur über Berlin und Umkreis von 30 Kilom. soll verhängt werden dürfen. Ferner beantragt Abg. Windthorst eine Resolution, den Bundesrath zu ersuchen, dem Reichstag rechtzeitig den Entwurf eines Ge­setzes vorzulegen, welches das gemeine Reichsrecht insoweit ab ändert oder ergänzt, als es dessen bedarf, um den Staat und die Gesellschaft nachhaltig und dauernd vor den Gefahren zu schützen, deren zeitweilige Abwehr das außerordentliche Gesetz bezweckt hat. Nach derNat. Ztg. wird eine ähnliche Resoln­tion auch von anderer Seite beantragt werden. Eine zweite Resolution des Abg. Windtvorst verlangt die Beseitigung der Hemmnisse, welche die verschiedenen Religionsgemeinschaften in der freien und ungeschmälerten und nur so gesegneten Wirksamkeit für Fortpflanzung und Förderung christlichen Ghlaubens und Levens im deutschen Volke zur Zeit noch bin dern oder beengen.

r<space> S c h u l l a s t e n c o m m i s s i o n<space> d e s<space> A b g e o r d n e t e n h a u s e s<space> h a t<space> den§. 1 der Vorlage in der Fassung angenommen, daß der Beitrag des Staates für einen alleinstehenden, sowie für einen ersten ordentlichen Lehrer 4000 M., für einen anderen ordent lichen Lehrer und eine Lehrerin 200 M., für einen Hülfslehrer 100 M. betragen soll. 9u

Im Abacordnetenhause ist ein von je 5 Mitgliedern der

zum Cartell gehorenden Parteien unterzeichneter Antrag

auf Einführung 5jähriger Legislaturperioden eingegangen. Ferner ist eingegangen ein Antrag auf Herabsetzung des Immobiliarstcempels. Gsthant

ic Conservativen im abgebronennhauft Vereiten einen Antrag auf Selbsteinschätzung vor.

Dem Vernehmen nach sind die Obervräsidenten schon er sucht worden. geeignete Personlichkeiten der Landwirthschaft

des Handelsstandes auszuwählen, welche als sachver ständige Vertrauensmänner und Beirath bei Beschaffung der Verpfiegungsmittel für die Truppen den Corvsintendanturen beizuordnen und alljährlich im Januar oder nach Bedarf ein

zubernien sind. Aapitzn Garligme Hou d

Der Namische Verein hat dem Kuplian Kurtbwoa von der Hamb Amerit. Pactetfahrt Actiengesellschaft und den Marine lieutenan z. D. Rotteck gegenwärtig im hydographischen Amt Marime angestellt, zu gleichen Theilen den Preis zuge

u für ihre Arbeiten, betr. Beruhigung der See durch Wie aus den Darlegungen hervorgeht, soll das Oel ahren in nahezu allen Fällen, oft unter schwierigsten Ver­

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haltnissen, geholfen haben. Wo die Wirkung ausblieb, soll die Urache in dem Gefrieren des Oels gelegen haben.

Das Ereigniß des Tages ist selbstverständlich die Ver

offentlichung de

deutsch österreichischen Bündnißvertrages, welcher Jerdermann überzeugen muß, daß das Bündniß rein defeusiver Natur ist, während die Veröffentlichung darthut, daß die Sitnation eine äußerst gespannte ist. Ueber die friedliche Avsicht der Veröffentlichung herrscht überell kein Zweifel; ihre Folgen jedoch vermag noch Niemand anzugeben. Selbst

verstandlich wird das Ereigniß von der gesammten Presse be­sprochen, und wir stellen in Folgendem die hervorragendsten deutsch offieidsen Stimmen zusammen: DieNordd. Allg. Zig. schreibt:Wenn hin und wieder aus der Betanntgabe

neun volle Jahre geheim gehaltenen Aktenstücks Schluß rungen gezogen werden, einen nunmehrigen raviden Ent gang der schwebenden Krise voraussehen, so ist das iglich ein subjektiver Beurtheilungsstandpunkt, dem

sich ein kühler und besonnener modus interpretandi

or empsiehlt, je meiger a priori bestritten werden

daß das überraschende Vorgehen der Cabinctte von Berlin und Wien in dem vorliegenden Falle nur der Bedürfnissen

der gegebenen ungewöhnlichen Situation angemessen erscheint.

Dieoln. Zin schreibt:Die Veröffentlichung ist an

e Thatsache, welche g####et ist, klärend zu wirken, die Friedenshoffnungen der Völt## beleben, mancher

i und Sellsiquälerei argwöhnischer Stubenpolitiker in Demschland und Oesterreich Ungarn ein Ende zu machen und

zu entmuthigen. DiePost meint: vo einer großen Wendung der europäischen Ge­schichte. Die Veroffentlichung des Vertrages vom 7. October gleicht dem Auffahren eines gewaltneu Geschützes, das dem Angriffslustigen die##raft des Verthe##igers zeigt. Wie diese

letzte Demonstration im Lager des Angreifers wirten wird wer vermochte es zu sagen? Verzweifeln an der günstigen dar man nicht bis zum letzten Augenblic. Die

itung schreibt:Je entschiedener wir selbst bei jeder senheit für die Erhaltung des Friedens eingetreten sind, so lieber sind wir natürlich auch in diesem Augenblicke nu, das Beste anzunehmen und dem Pessimismus nicht fr.

zu geben, als bis die Thatsachen selbst keine and gestatten. Lange kann die Unklarheit nun nicht tdauern. Die Veröffentlichung des Bündnißvertrages muß und wird in Petersburg lebhaften Widerhall finden.

Fried

Wir sin lich

zeugt, daß die Worte auch in diesem Falle fried.

uten werden,

und wir wiederholen hier, daß

weilen auch an den entsprechenden Thaten noch nicht zu wollen. Allein wir werden sie sehen müssen, um nicht irre z werden, und zwar bald" DieGermania bemerkt zu der Veröffentlichung des Bündnißvertrages:.Auf jeden Fall

weiß jetzt ganz Europa, und in erster Linie besonders Rußland uind in zweiter Linie auch Frankreich, daß sie Nichts von Mittel Europa zu befürchten haben, wenn sie ihrerseits Ruhe halten. Thun sie das nicht, dann ja, dann finden sie Mittel=Europa Schulter an Schulter, eine unerschütterliche, eisengepanzerte Phalanx, Nationen mit eisernem Willen, in einer Welt in Waffen sich zu behaupten, und mit dem Be­wußtsein, ohne eigene Schuld frivol in den Krieg getrieben worden zu sein.

Italien.

* Rom. Die Deputirtenkammer ertheilte Crispi mit 240 gegen 7 Stimmen für seine ganze Politik ein volles Ver­trauensvotum. Crispi erklärte in seiner Rede noch, Italien

stehe treu zum Friedensbündniß. Weil es den Frieden wolle, müsse es auch eine starke Armee und Marine zur nach drücklichen Vertretung dieser Politik haben. Er hoffe immer noch, ein Handelsvertrag mit Frankreich werde zu Stande kommen. Die römischen Blätter bezeichnen die Vertrags publikation als eine Warnung für alle kriegerisch ge­sinnten Staaten.

Von hier wird noch gemeldet, das verisch=ilatte nische Bündniß verpflichte Italien, falls Deutschland von Frank reich angegriffen werde, 300000(?) Mann an den Alpenpässen aufzustellen, ebenso viel Truppen würde im umgekehrten Falle Deutschland an der französischen Grenze aufstellen. Das Bünd niß beziehe sich nur auf den einzigen Fall eines französischen Angriffs; der Angriff einer anderen Macht verpflichte die Ver bündeten zu wohlwollender Neutralität, jedoch bildet ein Ein greifen Frankreichs wieder den casas foederis; außerdem er­halte der Vertrag eine Erklärung seines rein defensiven Charakters; das Wiener Cabinet habe vor dem Abschluß des Vertrages Kenntniß von demselben erhalten und an demselben mitgewirkt.

Frankreich.

* Paris. Die hiesigen Blätter bezeichnen jetzt allgemein die Veröffentlichung des Bündnißvertrages als eine ernste Thatsache und hoffen die Freundschaft zwischen Rußland und Frankreich werde dadurch vergrößert, die Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland aber verschlechtert werden. Ein zelne Hetzblärter sagen geradezu, der Krieg werde sich schwer für die Dauer vermeiden lassen. So weit ist es denn doch noch nicht!

Wie derElberf. Ztg. von hier berichtet wird, sei an geblich eine Verständigung zwischen Frankreich und Rußland bereirs erfolgt, man spricht sogar von der bevorstehenden Ver öffentlichung eines französisch=russischen Abkommens als Ant wort auf die Publikation des Friedensvertrages.

Rußland.

Petersburg. Das halbamtlichePetersh. Journal äußert sich zu der Bündniß=Publikation ebenso wie derNord.

Es schreibt, es sei ganz besonders hervorzuheben, daß die beiden Regierungen von Deutschland und Oesterreich den Wunsch haben, den Frieden zu erhalten, und daß sie die Ueber zeugung hegen, dies Ziel durch die Veröffentlichung des Ver trages zu erreichen. Es sei zu wünschen, daß dies Ziel er reicht werde. Augenscheinlich überlegt man also in Peters burg!

Amerika.

Montevidco. Beide Kammern der Republik Urugnay habzu beschlossen, die Ausfuhrzölle aufzuheben.

Deutscher Reichstag.

* Der Reichstag trat gestern in die erste Berathung des Ankeihegesetzes ein. Sofort nach Beginn der Sitzung ergriff Fürst Bismarck das Wort: Ich glaube nicht, daß ich dazu beitragen könnte, die Mehrheit für die gegenwärtige Vorlage,

die uns beschäftigt, zu erhöhen. Nicht deshalb ergreife ich das

sondern um über die Gesammtlage Europas zu sprechen.

Ich kann mich darauf beschränken, was ich an dieser Stelle vor Jahr und Tag gesagt habe. Es hat sich seit dieser Zeit wenig geändert. Wir batten damals einen Krieg mit Frank reich besorgt, seitdem ist in Frankreich wieder ein friedliebender Präsident gewählt: eine friedliche Stimmung hat sich geltend gemacht. Ich kann also die öffentliche Meinung insofern be­ruhigen, als die Aussichten nach Frankreich hin friedlicher ge­vorden sind. Auch bezüglich Rußlands bin ich nicht anderer nung als damals, wo ich aussprach, wir hätten keinen An gris von Rußland zu besorgen. Man darf die Lage nicht nach den Auslassungen der Presse beurtheilen, die in Rußland nicht so viel gilt, wie in Frankreich. Der russischen Presse glaube ich nicht, dem Wort des Kaisers Alexander absolut Die Lage ist im Grunde nicht anders wie 1879, ich gebe zu, daß die Ansammlung russischer Streitkräfte an unseren Grenzen bedenklich erscheinen kann, aber ich sehe keinen Anlaß, keinen Vor­wand zu einem russischen oder einem europäischen Kriege. Ueber die russischen Motive denke ich, daß das russische Ca­binet in der nächsten europäischen Krise seine Stimme mit größerem Nachdruck abgeben möchte und deshalb seine Streit­kräfte möglichst weit nach Westen vorgeschoben hat. Vielleicht speculirt Rußland auf eine baldige Wendung in der orienta lischen Frage, um dabei mit größerem Nachdruck sofort auf treten zu können, als es bisher der Fall war. Man will viellcht durch die Diplomatie wirksamere Forderungen stellen

dadurch, daß hinter ihr ein kriegsbereites Heer steht, wir aber kommen bei der orientalischen Frage jedenfalls erst in zweiter Linie in Betracht. Redner wirft einen Rückblick auf cußisch russischen Beziehungen seit 1848, betont, wie

hausig die Situation Rußland gegenüber ein bedrohliches Aus­

sehen hatte: stets habe die Ruhe und Gewissenhaftigkeit der dies####tien Minister gegenüber drohenden Lagen, von denen id keine Vorstellung hatte, das Unheil abgewendet. (B##ill Schon 1879 standen dann die Dinge so, daß alle

Welt in mich drung, zum Losschlagen zu rathen. Ich habe ruhig abgewarte, bis auf uns losgeschlagen wurde, und ich r, ich## wohl daran gethan; es trat trotz aller

urmanzen###n eine gewisse Beruhigung durch die intimen Beziehr gen der drei Kaiser ein, allein damals wie jetzt sind naren wi darauf angewiesen, unsere Kräfte zu erhöhen einzbrichten, daß wir erforderlichenfalls dastehen ne starke Nation, welche in der Lage ist, durch ihr eigene Kraft ihre Macht geltend zu machen, ihr An­sehen ihre Würde, ihren Besitz zu vertheidigen.(Beifall.)

Tafür darf und kann uns kein Opfer zu schwer sein; die Kriegsneigungen in Fraykreich und Rußland zwingen uns zur Vertheidigung, die Hechte in Frankreich und Rußland zwingen uns, Karpfen zu werden.(Heiterkeit). Wir sind in der Lage, wie keine andere Nation, unsern Gegner einen star ken Widerstand entgegen zu setzen.(Beifall). Unsere Bezie hungen zu Rußland waren durch die Erfolge von 1866 nicht gestört. Der Reichskanzler setzt sich und fährt fort: Preußen hatte sich stets entgegenkommend gegen Rußland gezeigt und Rußland manchen Dienst erwiesen, wofür es Anerkennung fordern konnte und gefunden hat: Preußen hat zu aller Zeit gute Beziehungen zu Rußland angestrebt und erhalten, ob schon uns Rußland in Olmütz im Stiche ließ. Ich selbst habe als Gesandter in Rußland für gute Beziehungen ge­arbeitet und Er##lge davon geerntet; diese traditionellen ziehungen sind von mir stets mit Vorliebe gepflegt worden.