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Amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Solingen.

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Nr. 107.

Dienstag, den 8. Mai 1917.

108. Jahrgang.

Große Seeschlachten in Sicht?

TU. Mailand, 7. Mai.Giornale d'Italia bringt ein In­terview mit dem französischen Admiral Lacaze, der darin be­zweifelt, daß die Tauchboote dazu berufen seien, die Entscheidung in diesem Kriege zu bringen. Er erklärt ferner, daß die Hochsee­flotte der Entente innerhalb der nächsten zwei Monate der deut­schen Flotte eine große Schlacht liefern werde, und die öster­reichische und italienische Flotte ihre Kraft in absehbarer Zeit miteinander messen.(Es mag wohl noch dahin kommen, daß wir die Ratten aus ihrem Bau ausräuchern, wie Churchill uns ange­droht hat. An Sticheleien auf die untätige britische Flotte fehlt es selbst in England nicht. Wir könnten uns gar nichts Ange­nehmeres wünschen, als daß sie sich endlich einmal hervorwagte. D. Red.).

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Neue U=Boot=Beute.

W2B. Berlin, 8. Mai.(Amtlich.) Im Mittelmeer wur­den 12 Dampfer und 2 Segler mit über 50.000 Tonnen neu ver­senkt, darunter am 15. April der vollbesetzte englische Truppen­trausportdampferArcadian"(8939 Bruttoregistertonnen) im ägäischen Meere, der wenige Minuten nach dem Torpedotreffer sank und einen großen Teil der Truppen mit in die Tiefe nahm.

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Brasiliens neue Haltung.

BB. Rio de Janeiro, 7. Mai. Meldung der Agentur Havas. Die Grundlage des Programms des neuen Ministers des Aeu­ßern, Pecanha, wird vollständige und tatkräftige Mitarbeit auf der Seite der Vereinigten Staaten sein. Bei dem Mangel an wilitärischen Machtmitteln würde Brasilien den Vereinigten Staaten alle Gegenstände der nationalen Erzeugung zur Ver­fügung stellen. Sie dürften auch auf andere Maßnahmen rechnen, die sich im Laufe der Ereignisse im Interesse der gemeinsamen Sache als notwendig erweisen würden. Das Vorgehen Brasi­lieüs würde selbstverständlich den Widerruf des Neutralitäts­erlasses vom 28. April mit sich bringen.

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Dasgroße Generalsterben.

TU. Stockholm, 7. Mai. Dasgroße Generalsterben", wie man es in Petersburger Militärkreisen spöttisch nennt, ist nun­mehr eine vollzogene Tatsache. Auf den Vorschlag des von der Frontreise zurückgekehrten Kriegsministers Gutschkow hat die provisorische Regierung mit einem Federstrich nicht weniger als 76 Armeeführer, Kommandeure, Generale und Divisionäre, kur­zerhand verabschiedet. Davon sind 35 Generale auf der soge­nannten Nordfront und 41 auf der Westfront. Ferner wird mit­geteilt, daß demnächst auch Massenverabschiedungen von Brigade­und Regimentskommandeuren vorgenommen würden. Insgesamt sollen rund 120 Brigadechefs und gegen 300 Regimentsführer fallen.

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Nahrungsmittelsorgen der Entente.

BB. In italienischen Blättern wird angekündigt, daß die schon früher in Tätigkeit gewesene Kontrolle der hauptsächlichsten Nahrungsmittel durch die Entente eingeführt wecden wird.

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König Ludwig in Straßburg.

WTB. Straßburg i. E., 7. Mai. König Ludwig von Bayern, in dessen Begleitung sich u. a. Kriegsminister Frhr. v. Hellingrath be­fand, hat am Mittag des 5. auf der Durchreise auf dem hiesigen Bahn­hof die hier und in der Umgebung liegenden bayerischen Truppenteile begrüßt, an die er sich nach Abschreiten der Fronten mit einer kurzen Ansprache wandte. Er sagte u. a.:

Schon vor zwei Jahren hatte ich Gelegenheit, die in der Gar­nison Straßburg stehenden bayerischen Truppen zu begrüßen. Das Kemptener Bataillon, das heute zu meiner Freude wieder vor mir steht, lag damals in der vordersten Front. In jenen Tagen wünschte ich ihm, daß ihm eine baldige glückliche Heimkehr beschie­den sein möge. Dieser Wunsch ist noch nicht in Erfüllung ge­gangen. Das Deutsche Reich und seine Verbündeten haben unsern Feinden den Frieden angeboten, sie haben ihn nicht gewollt. So werden wir weiterkämpfen bis zum siegreichen Ende. Auch jetzt sind wir noch bereit zu einem Friedensschluß, und zwar zu einem ehrenhaften Frieden, zu einem Frieden, der uns die Sicherheit gibt, daß wir nicht wieder von der ganzen Welt überfallen werden, wie es diesmal geschehen ist". Mit erhobener Stimme sagte der König zum Schluß seiner Ansprache:Es freut mich ganz beson­ders, Sie hier in Straßburg begrüßen zu können, in dieser uralten deutschen Stadt, die wir vor mehr als 45 Jahren zurückerobert ha­ben. Das Ziel unserer Feinde, und das sind noch nicht die beschei­densten, geht ja nicht nur dahin. die Grenzen, wie sie vor dem Kriege bestanden haben, wiederherzustellen, sie wollen uns diese schöne Stadt und dieses schöne Land wieder entreißen. Aber das sollen und werden Sie nicht. Sie werden zerschellen an dem Wi­derstand unserer sieggewohnten, tapferen Truppen!"

Später begab sich der König in die Stadt zur Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten, darunter des Münsters und der St. Thomas­Kirche. Er stattete dann dem kaiserlichen Statthalter v. Dallwitz einen kurzen Besuch ab und trat gegen 4 Uhr die Weiterreise an.

Neue Kriegskredit=Vorlage.

BB. Wie das Berliner Tageblatt erfährt, werde dem Reichs­tage eine neue Kriegskreditvorlage zugehen. Es stehe aber noch nicht fest, ob sie bereits in dem jetzigen Tagungsabschnitt vor Pfingsten oder erst einige Wochen später eingebracht werde.

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Für Scheidemanns Eintritt in die Regierung.

TU. In derWelt am Montag fordert der=bekannte Demo­krat Herr v. Gerlach die baldige Schaffung eines parlamenta­rischen Koalitionsministeriums. Er schreibt weiter:

Ich bin mit manchen Aktionen des Herrn Scheidemann kei­neswegs einverstanden; aber ich meine, ein Mann, der in der Regierungspolitik eine solche Rolle spielt wie er, gehört offen in die Regierung. Sozialdemokraten sitzen in der Regierung in Petersburg, in Paris, in Rom, in London, in Le Havre, in Kepenhagen. Warum bei uns nicht? Die Sozialdemokratie ist die wesentlichste Stütze der Bethmannschen Regierung gewesen. Warum das nicht offiziell zum Ausdruck bringen?"

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Die Abreise des Grafen Hertling nach Berlin.

TU. München, 7. Mai. Die Korrespondenz Hoffmann meldet: Staatsminister Dr. Graf Hertling hat sich heute morgen auf einige Tage nach Berlin begeben, wo am 8. Mai unter seinem Vorsitze im Reichskanzlerpalais eine Sitzung des Bundesratsaus­schusses für Auswärtiges stattfindet.

Letzte telegraphische Meldungen.

(Telegramme des W.=T.=B. und der Telegraphen=Union.)

98531 Tonnen norwegischer Schiffs=Verluste.

WTB. Kopenhagen, 8. Mai. Nationaltidende meldet aus Christiania: Die norwegische Handelsflotte hat im April 72 Schiffe verloren. Bei Anrechnung des Zuganges von 22 Schiffen ermäßigt sich der tatsächliche Verlust auf 50 Schiffe mit zusammen 98 531 Bruttoregistertonnen.

Versenkt.

* Ymniden, 8. Mai. Die Vlaardinger Fischdampfer Marta Maria und Princ Hendrik der Niederlande wurden in Grund ge­schossen.

TU. Ymniden, 8. Mai. Die Dampfboote Vlaardingen Z. und Vlaardingen Z. 195 sind durch ein deutsches U-Boot versenkt worden. Die aus 32 Mann bestehende Besatzung ist gerettet.

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Wegen Minengefahr gesperrt.

WTB. Rotterdam, 8. Mai. Die Häfen von Le Havre und Dünkirchen sind wegen Minengefahr gesperrt.

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Amerikas Schiffsbauprogramm.

TU. Haag, 8. Mai. Aus London wird gemeldet: In einer Times=Meldung aus Washington gibt der Korrespondent eine um­fangreiche Erklärung darüber, wie die Schiffahrtsfrage jetzt zur Lösung gebracht werden soll und über die Neueinstellung der 600 000 Tonnen deutscher und österreichischer Schiffe. Die Maß­nahmen können in Amerika durchaus nicht so glatt durchgeführt werden, wie die bisherigen Berichte es erscheinen lassen. Die Aussichten wären viel besser, sagt der Korrespondent, wenn die irische Frage nicht bestände.

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Amerika leiht England 100 Millionen Dollars.

WTB. Washington, 8. Mai. Reuter. Die Regierung hat beschlossen, England 100 Millionen Dollars zu leihen, um seine Bedürfnisse in den Ver. Staaten im Mai zu decken. Die zweite Abschlagszahlung von 25 Millionen Dollars ist gestern dem eng­lischen Botschafter übermittelt worden.

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Amerika, England und die Iren.

TU. Genf, 8. Mai. Die Washingtoner Regierung wagte bisher keine Maßnahmen gegen die amerikanischen Iren, deren einflußreiche Verbände eine umfassende Bewegung veranstalteten, damit Amerika einen Druck auf England ausübe, um die irischen Forderungen durchzusetzen. Die amerikanischen Iren nahmen, wie aus Washingtoner Depeschen hervorgeht, auch Fühlung mit den in den Vereinigten Staaten tätigen russischen Pazifisten. Letztere werden scharf überwacht, mit Polizeimaßnahmen bedroht und ihr Verkehr mit Petersburg verhindert.

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Das russische Volk verlangt Frieden.

TU. Zürich, 8. Mai. Das ZüricherVolksrecht meldet, daß in Petersburg und bei der Frontarmee große Demonstrati­onen gegen die Kriegspolitik der Regierung stattfinden. Der größte Teil des Volkes verlange sofortigen Frieden.

Revolutionäre Studenten an der russischen Front.

TU. Stockholm, 8. Mai. Rjews, das Sprachrohr Miljukows, weiß von der guten Wirkung der agitatorischen Tätigkeit der revo­lutionären Studenten zu berichten, die von den Petersburger Hoch­schulen an die Front geschickt seien, um das Heer vom Regiments­kommandeur bis zu den Mannschaften politisch zu belehren. So habe der Kommandeur eines Regiments gedrahtet, er neige sein graues Haupt vor dem guten Geist dieser Studenten.

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Vandervelde nach Petersburg.

TU. Amsterdam, 8. Mai. Der belgische Minister Vander­velde ist am Mittwoch von London abgereiste Er begibt sich nach Petersburg, um Besprechungen mit den russischen Sozialisten zu halten.

Der umtiiche bralsche Bericht.

Mitteilung der obersten Heeresleitung.

(Eingetroffen 3.50 Uhr nachmittags.)

WTB. Großes Hauptquartier, 8. Mai 1917.

Westlicher Kriegsschauplatz,

Front des Generalfeldmarschalls Kronprinzen Rupprecht v. Bayern.

An der Arrasfront hat sich der Artilleriekampf weiter verstärkt.

Feindliche Angriffe auf den Schloßberg von Roeux und unsere Stellungen zwischen Fontaine und Riencourt wurden blutig abgewiesen. Bei Kämpfen um den Besitz von Bullecourt ver­blieb dem Gegner der Südostrand des Dovses. Heute morgen stürmten unsere Truppen Fresnoy und hielten den Ort gegen eng­lische Wiedereroberungsversuche. Ueber 200 Gefangene und sechs Maschinengewehre sind bisher eingebracht.

Frout des Deutschen Kronprinzen.

Auf dem Schlachtfelde der Aisne flaute nach dem heißen, schwe­ren Ringen der letzten Tage die Gefechtstätigkeit gestern stellen­weise ab. Zu größeren Kampfhandlungen kam es tagsüber nur nördlich von Craonelle, wo die Franzosen sich in erfolglosen, ver­lustreichen Angriffen abmühten, uns die Höhenstellungen zwischen Hurtebise=Fe. und Craonne zu entreißen. An einer Stelle hatten sie Erfolg. In den Abend- und Nachtstunden erfolgten gegen meh­rere Stellen der Front von Vauxaillon bis Corbeny feindliche Teilvorstöße, die, abgesehen von geringen örtlichen Erfolgen der Franzosen westlich von Craonne, gegenüber der tapferen Verteidi­gung überall scheiterten.

Bei La Neuville leitete nachmittags starkes Artilleriefeuer einen erfolglosen feindlichen Angriff gegen die Höhe 100 und un­sere anschließenden Gräben ein.

In der Champagne bekämpften sich die Artillerien mit zuneh­mender Heftigkeit. Ein gegen die Höhe nördlich von Prosnes be­absichtigter französtscher Angriff kam in unserem Vernichtungs. feuer nur gegen Keil und Pöhlberg zur Entwicklung.

Vorübergehend eingedrungener Feind wurde in seine Aus­gangsstellungen zurückgeworfen.

Armee des Generalfeldmarschalls Herzogs Albrecht von Württemberg. Keine besonderen Ereignisse.

Am 7. Mai büßte der Feind 20 Flugzeuge ein. Leutn. Bernert schoß seinen 27., Leutn. Frhr. v. Richthofen seinen 20. Gegner ab.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Die Lage ist unverändert.

Mazedonische Frout.

Zwischen Ochrida= und Prespa=See wiesen österreichisch-unga­rische und türkische Truppen feindliche Vorstöße blutig ab. Im Cernabogen erfolgten gestern nach zweitägiger starker Artillerie­vorbereitung die erwarteten feindlichen Angriffe auf einer Froni­breite von 8 Kilometern, die durch die hervorragende Haltung der verbündeten deutschen und bulgarischen Truppen abgeschla­gen wurden.

Heute morgen hatten neue Vorstöße von Franzosen, Rumänen und Italienern dasselbe Schicksal.

Westlich des Wardar und am Doiran=See entfaltete die feind­liche Artillerie eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Tä­tigkeit.

Im Monat April büßte der Gegner 363 Flugzeuge und 29 Fesselballons ein.

Von ersteren sind 299 im Luftkampf abgeschossen.

Wir verloren 74 Flugzeuge und 10 Fesselballons.

Der verflossene Monat zeigt die deutschen Luftstreitkräfte auf der vollen Höhe ihrer Leistungsfähigkeit. Während unsere Ab­wehrmittel mit Erfolg bemüht waren, fruchtlose feindliche Bom­benangriffe auf die Heimat abzuweisen, stellten die schweren Aoril­kämpfe die höchsten Anforderungen an die im Felde befindlichen Flieger, Fesselballons und Flugabwehrkanonen. In täglicher enger Zusammenarbeit zeigten sie sich ihnen gewachsen. Unsere Bomben­geschwader zerstörten wichtige militärische Anlagen. Unsere Flug­aufklärung brachte der Führung wertvolle Nachrichten. Opfer­freudiger Einsatz unserer Flieger auf dem Gefechtsfelde unterstützte die schwer kämpfende Insanterie und Artillerie in vorbildlicher Weise.

Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.