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Vonnerstag, 22. Mai.

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Erste Morgen-Ausgabe.

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1902. Nr. 392. Kerl Sse u ie land ele 60 ren Ral hme von riebet gen an best 10 agel bezeichneten Ausgaben wird keine B imen. me ala : Oesepber 17-Aibe Grer Schlitte. Kr AA.M vo Bädekers e- fe Neuss J. van Haag Fer. R4 uhrort A. Hlager.- Rie ireae& Co. Solingen Bd. Biven, Wiesbaden H. Giels, n 3

Die Polenvorlage. Der dem Landtag heute zugegangene Gesetzentwurf über Maß­nahmen zur Stärkung des Deutschtums in den Provinzen Westpreußen und Posen lautet wie folgt: Artikel 1. Das Ge­setz über die Beförderung deutscher Ansiedlungen in den Provinzen Westpreußen und Posen vom 26. April 1886 in der Fassung des Gesetzes vom 20. April 1898 wird, wie folgt, abgeändert: Der im§ 1 der Staatsregierung zur Verfügung gestellte Fonds von 200 Millionen Mark wird auf 350 Millionen Mark erhöht. Artikel 2.§ 1. Der Staatsregierung wird ein Fonds von 100 Mill. Mark zur Verfügung gestellt, um in den Provinzen Westpreußen und Posen Güter zur Verwendung als Domänen oder Grund­stücke zu den Forsten anzukaufen und die Kosten ihrer ersten Ein­richtung zu bestreiten.§ 2. Zur Bereitstellung der im§ 1 genannten Summe sind Schuldverschreibungen auszugeben; wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, zu welchem Zinsfuße, zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchen Cursen die Schuld­verschreibungen verausgabt werden sollen, bestimmt der Finanz­minister. Im übrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der Anleihe in Betracht die Vorschriften des Gesetzes vom 19. Decem­ber 1869 über die Consolidation preußischer Staatsanleihen und des Gesetzes vom 8. März 1897 über die Tilgung von Staats­schulden. Die Begründung der Polenvorlage lautet: In der Thronrede zur Eröffnung der gegenwärtigen Landtags­tagung ist hervorgehoben, daß die Verhältnisse in den doppelsprachigen Landesteilen des Ostens der Monarchie eine Gestaltung angenommen haben, welche die ernsteste Aufmerksamkeit der Regierung erheischt, und daß es eine Frage der Selbsterhaltung für den preußischen Staat sei, in seinen östlichen Provinzen dem Deutschtum die politische und wirt­schaftliche Stellung zu erhalten, auf die es durch seine bisher dort ge­leistete Culturarbeit gerechten Anspruch erworben hat. Bei der Be­sprechung der dieserhalb im Hause der Abgeordneten an die Staats­regierung gerichteten Interpellation, welche Maßregeln sie zu er­greifen beabsichtige, um zur Erreichung jenes Zweckes das Deutschtum zu pflegen, staatsfeindliche Bestrebungen abzuwehren und das Zurück­drängen deutscher Sprache und Sitte zu verhüten, sind von der Staatsregierung bereits deren desfallsige Absichten in allgemeinen Zügen dargelegt worden. Sie finden auf einem der wichtigsten Gebiete, der Besiedelung der Ostmarken, in dem vorliegenden Gesetzent­wurf ihren Ausdruck. In den Provinzen Westpreußen und Posen ist seit einer Reihe von Jahren das Deutschtum wirtschaftlich und politisch in besonders gefahrvoller Weise zurückgedrängt worden und die Staats­regierung daher genötigt, in Abwehr dieses Angriffs mit dem vorlie­genden Gesetzentwurf schon bestehende, ihr aufgenötigte Verteidigungs­maßnahmen weiter auszugestalten. In dieser Hinsicht ist es dringlich geboten, der sich fortgesetzt zu ungunsten des Deutschtums vollziehenden Verschiebung des Nationalitätenverhältnisses Einhalt zu thun durch zereitstellung von Mitteln in einem solchen Umfange, daß durch eine deutsche Besiedlu jener Provinzen ein ausreichendes Gegengewicht gegen das Anw. en des polnischen Grundbesitzes geschaffen wird. Zu Artikel 1: Der durch das Gesetz vom 26. April 1886, über die Be­förderung deutscher Ansiedlungen in den Provinzen Westpreußen und Posen, der Staatsregierung zur Verfügung gestellte Fonds von 100 Millionen Mark konnte nach der damaligen Sachlage auf seine Zu­länglichkeit hin nur annähernd geschätzt werden. Er hat sich, weil in­zwischen die Verhältnisse eine wesentliche Aenderung erfuhren, insofer der polnische Groß= und Kleingrundbesitz in steter Zunahme begriffen war, als nicht zureichend erwiesen und mußte durch Gesetz vom 20. April 1898 verstärkt werden. Von dem sonach auf 200 Millionen Mark aufgefüllten Fonds sind zur Zeit etwa noch 56 Millionen un­verbraucht, nachdem die Ansiedlungscommission ausweislich der dem Landtag vorliegenden letzten Denkschrift bis zum 1. Januar d. s 164 494ha erworben und davon bereits rund 100 000ha besiedelt ha Von den restlichen 56 Millionen Mark sind zunächst die Kosten de rückständigen Besiedlung der rund 64.500ha mit 39 Millione Mark zu kürzen sodaß 17 Millionen verfügbar bleiben. Für diesen Betrag würden nach den gemachten Erfahrungen über die für Grunderwerb und Besiedlung erforderlichen Aufwendungen noch etwa 13 000ha angekauft und besiedelt werden können, sodaß unter Innehaltung des bisherigen Zeitmaßes der Besiedlungsthätigkeit der Fonds selbst unter Hinzurechnung der aufkommenden Rückein­nahmen in etwa vier Jahren erschöpft wäre. Eine zeitlich derart beschränkte Abwehrmaßregel würde sich aber bei dem andauernden An­wachsen des polnischen Grundbesitzes und bei der sich durch die plan­mäßige Abschließung der polnischen Staatsbürger auf dem G 975 landwirtschaftlichen, industriellen und gewerblichen Interessen fo zu ungunsten des Deutschtums vollziehenden Verschärfung der Lage bald als wirkungslos erweisen. Gegenüber solchen, die Zukunft des Deutschtums in den Ansiedlungsprovinzen ernstlich bedrohenden Er­cheinungen hält die Staatsregierung vielmehr eine dauernde Gege action für dringend geboten. Einer solchen aber muß ein fester Plan ür das weitere Vorgehen zugrunde gelegt werden, dessen Ausgestaltung wiederum bedingt ist von dem Umfange der zu seiner Durchführung bereit zu stellenden Mittel. Es darf daher die Erschöpfung des An­siedlungsfonds nicht abgewartet werden, vielmehr drängen die Verhält­nisse zwingend dahin, mit dieser Gegenaction nicht zu zögern und durch alsbaldige Auffüllung des Fonds der Staatsregierung die Möglichkeit zu bieten, ihre Dispositionen von langer Hand zu treffen und insbe­sondere die Ansiedlungscommission in den Stand zu setzen, das bis­herige Zeitmaß der Besiedlung wesentlich zu beschleunigen. Ange­sichts der Thatsache, daß in den letzten fünf Jahren die deutsche Hand in den Ansiedlungsprovinzen unter Berücksichtigung ihres Landgewinnes immer noch rund 31 000ha, also etwa 5,5 Quadratmeilen, verloren hat, erwächst für die Ansiedlungscommission vor allem die Aufgabe ihr vorhandenes Grundstückslager schneller zu besiedeln und zu diesem Zweck in kräftiger Propaganda für die Heranziehung arbeitsame und zuverlässiger Landwirte nach den Ansiedlungsprovinzen Sorge: tragen, die, wenn sie nicht ausreichende Mittel zum Ankauf einer Stelle besitzen, wohl aber in ihren Eigenschaften die Gewähr für wirtschaft­liches Fortkommen bieten, als Pächter mit der Aussicht auf spätern eigentümlichen Erwerb des Pachtlandes anzusetzen sein werden. Ueber­haupt ist unter den obwaltenden ungünstigen landwirtschaftlichen Ver­hältnissen in größerm Umfange, als bisher, von der im Gesetz vom 26. April 1886 zugelassenen Art der Besiedlung durch Verpachtung neu begründeter oder angekaufter bäuerlicher Stellen, deren Eigentümer unter jener Ungunst oder der Bedrängnis von deutschgegnerischer Seite besonders schwer zu leiden haben, Gebrauch zu machen. Den Zielen de­Gesetzes entspricht es und kann im Einzelfalle durchaus zweckmäßig sein, solche Stellen auch ihren bisherigen deutschen Besitzern, sofern sie wir schaftlich tüchtig und national zuverlässig sind, unter den erleichterten formen als Rentengut oder pachtweise zu belassen. Denn wie wichtig in politischer und landescultureller Hinsicht die Heranziehung eines brauchbaren, gut deutsch gesinnten Ansiedlerpersonals von außerhalb ,<space> s o<space> g i l t<space> e s<space> d o c h<space> a u c h<space> a n d e r s e i t s,<space> d i e<space> v o r h a n d e n e n<space> d e u t s c h e n<space> Elemente in den Ansiedlungsprovinzen thunlichst festzuhalten und der dort immer bedenklicher um sich greifenden Landflucht zu steuern. Man wird deshalb die Besiedlung im Wege der Verpachtung nicht auf bäuerliche Stellen beschränken dürfen, sondern es wird zweckdienlich sein, auch größere Ansiedlungsgüter zu verpachten, was bisher nur vereinzelt geschehen ist und sich schon aus den Gesichtspuncten als not­wendig erweist, daß es zeitweise an den geeigneten bäuerlichen Ansiedlern für ein bestimmtes Gut fehlen wird, oder daß die unter Umständen se erheblichen Kosten einer längern zwischenzeitlichen Verwaltung zu ver geiden sind. Grade der Minderung dieser, allerdings durch die letz­ten Mißernten noch wesentlich gesteigerten Kosten der Ansiedlung güter, hat die Staatsregierung neuerdings ihr besonderes Augenmerk zugewandt und eine anderweite Organisation in Erwägung genommen. wodurch die vielen mit der Zwischenverwaltung zusammenhängenden Einzelgeschäfte, die jetzt sämtlich von der Centralstelle der Ansiedlungs commission aus erledigt werden, künftig Localinstanzen überwiesen werden, auf welche Weise der Geschäftsbetrieb vereinfacht und verbilligt, zugleich aber auch eine genauere Controle der Wirtschaftsführung auf den einzelnen Gütern ermöglicht werden soll. Zu Artikel 2: Immerhin wir die Hauptaufgabe der Ansiedlungscommission den Absichten des Gesetzes entsprechend nach wie vor die Aufteilung größerer Güter in bäuer­liche Stellen bleiben. Die Staatsregierung sieht jedoch ein ferneres bedeutsames Mittel zur Befestigung und Förderung des Deutschtums in den Ansiedlungsprovinzen in der Erhaltung des dort vorhandenen Domänenbesitzes und in dessen Vermehrung. Die Bedenken, welche bereits in der Begründung des Gesetzes vom 26. April 1886 gegen eine Parzellirung der Staatsdomänen in den Ansiedlungsprovinzen geltend gemacht sind, haben durch die bisherige Entwicklung der Ver­Hältnisse an Gewicht wesentlich gewonnen, insofern die Domänen grade in diesen Provinzen infolge umfassender Bodenverbesserungen und Auf­Führung großwirtschaftlicher Bauten heute sehr viel höhere Werte, als damals darstellen und bei Fortsetzung ihrer Benutzung im Großbetriebe zu den besten Aussichten für die Zukunft berechtigen. So hat denn auch die nach dem Gesetz vom 26. April 1886 zugelassene Verwendung der Domänen zu Ansiedlungszwecken bisher nur ganz vereinzelt statt­gefunden, und es sprechen nicht nur die angegebenen Erwägungen, son­dern in noch höherm Maße nationalpolitische und eulturelle Gründe dafür, in den Ansiedlungsprovinzen den Domänenbesitz zu erhalten und zu ver­größern. Denn grade hier ist das Element des Großgrundbesitzes von hoher Bedeutung, weil aus ihm den Staatsbehörden die Hülfskräfte zu ge meinsamer Arbeit auf dem Gebiete der Selbstverwaltung erwachsen und weil in seiner mit der technischen Entwicklung des landwirtschaft­lichen Betriebes Schritt haltenden Wirtschaftsführung die bäuerliche Bevölkerung Anregung und Vorbilder findet. Nach beiden Richtungen wird deshalb in dem Maße, in welchem die bäuerliche Besiedelung fort­schreitet, auch eine Vermehrung des Domänenbesitzes erfolgen müssen. Vornehmlich gilt dies für die Provinz Posen, wo der deutsc Großgrundbesitz, wenn gleich er etwas mehr als die Hälfte des Gesamt­großgrundbesitzes beträgt, doch auf das öffentliche Leben nicht überall

genügenden Einfluß übt, weil die Besitzer zum großen Teile außerhalb der Provinz wohnen. Hier namentlich wird den Domänenpächtern die Aufgabe zufallen, in politischer, cultureller und socialer Beziehung Führer der deutschen Landbevölkerung zu werden. In ausreichenden Umfange würde sich indessen die im Staatsinteresse gebotene Ver­größerung des Domänenbesitzes lediglich durch Veräußerung von Do­mänen in andern Teilen der Monarchie nicht ermöglichen lassen, viel­mehr bedarf es hierzu der Bereitstellung besonderer Mittel, wie dies in Artikel 2 vorgesehen ist. Dagegen wird der Ankauf mittlerer und kleinerer bäuerlicher Besitzungen behufs Verpachtung, womit die Do­manenverwaltung in der Provinz Posen bereits versuchsweise vorge­gangen war, nachdem jetzt der Ansiedelungsfonds(Artikel 1) eine er­hebliche Stärkung erfahren soll, fernerhin der Ansiedelungscommission aus Mitteln dieses Fonds überlassen bleiben können, zu welchem Zwed beabsichtigt ist, eine ständige Subcommission im Sinne des§ 10 der königlichen Verordnung vom 21. Juni 1886 über die Commission für deutsche Ansiedelungen in den Provinzen Westpreußen und Posen zu bilden und mit dieser Aufgabe zu betrauen. Wie zum Ankauf größe Hüter, so sollen auch zum Erwerb von Forsten die durch Artikel 2 bereitgestellten Fonds Verwendung finden. Zu einem wesentlichen Teile ist die Unrentabilität vieler Güter in den Ansiedelungsprovinzen auf die starke Entwaldung dieser Landstriche im letzten Jahrhundert zurückzuführen, wodurch weite Strecken unter den Pflug gekommen sind, die bei den jetzigen schwierigen Productionsbedingungen als Acker­land kaum noch mit Nutzen zu verwerten sind. Diese Niederlegung der Forsten, die auch insofern schwere Schädigungen des Nationalwohls zur Folge hatte, als hierdurch der benachbarten armen Bevölkerung die Forstarbeit entzogen und so in Walddörfern gradezu ein Notstand herbeigeführt worden ist, welcher nicht zum wenigsten zur Abwanderung und Sachsengängerei geführt hat, dauert unter der Ungunst der heutigen landwirtschaftlichen Verhältnisse noch an. Wenn auch um diesem in landescultureller wie volksökonomischer Hinsicht gleich bedenklichen Zu­stande entgegenzuwirken, die Staatsforstverwaltung nach wie vor bestrebt sein wird, aus ihren etatsmäßigen Ankaufsfonds Oedflächen zum Zwecke der Aufforstung zu erwerben, so sollen doch die durch Artikel 2 bereit­gestellten Fonds in geeigneten Fällen auch für den Ankauf von Forst­grundstücken insbesondere dann Verwendung finden können, wenn letztere zu Gütern gehören, die sich im übrigen zu Domänen eignen Es kommt außerdem in Betracht, daß auf diese Weise ein Zusammen­wirken mit der Ansiedelungscommission ermöglicht wird, für die die Zugehörigkeit größerer Forstcomplexe zu angebotenen Gütern bisher eine besondere Schwierigkeit bot, weil die Frage nach der angemessenen Verwertung der Waldungen zumeist keine befriedigende Lösung fand. Es ist aber durchaus unerwünscht, von dem unter Umständen politisck wichtigen Erwerbe eines Gutes lediglich im Hinblick auf die zugehöriger für die Besiedelung außer Betracht bleibenden Waldungen Abstand nehmen zu müssen. In solchen Fällen wird daher künftig nach vor­heriger Verständigung zwischen den Behörden durch gemeinsames Vor­gehen der Ansiedelungscommission und der Staatsforstverwaltung das Interesse des Deutschtums eine wesentliche Förderung erfahren. Im übrigen bleiben die bestehenden Ressortverhältnisse für den zu erwerbenden Staatsgrundbesitz sowie die Bestimmungen über die Verwertung des letztern und die Verrechnung der betreffenden Einnahmen unberührt. Deutschland. Kurzel, 21. Mai.(Telegr.) Heute Vormittag 9 Uhr 30 Min. traf der Kaiser mittels Sonderzuges hier ein. Der Bahnhof sowie Kurzel und Urville sind prächtig mit Fahnen und Guirlanden geschmückt. Der Kaiser stand, als der Zug einfuhr, am offenen Fenster in seinem Salonwagen und wurde von den Anwesenden lebhaft begrüßt. Am Bahnhof bildete eine Abteilung vom Königs­Infanterie=Regiment Nr. 140 Spalier. Der Kaiser begrüßte den Grafen Häseler, den Bezirkspräsidenten Grafen Zeppelin und den Grafen Villers, nahm einen Blumenstrauß von einem Mädcher entgegen, begab sich zu seinem mit Schimmeln bespannten Wagen und fuhr durch die Spalier bildenden Soldaten und Schulkinder nach Schloß Urville. Metz, 21. Mai.(Telegr.) Um 9 Uhr 45 Min. traf mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug aus Straßburg der kaiserliche Statt­halter von Elsaß=Lothringen, Fürst Hohenlohe=Langenburg, hier ein. Um 10 Uhr 40 Min. fuhr der Statthalter in Begleitung des Staatssecretärs v. Köller nach Kurzel an der Nied und lud die dort wartenden Mitglieder des Landesausschusses ein, in sei­nem Salonwagen Platz zu nehmen. Der Statthalter fuhr sofort nach der Ankunft in einem Hofwagen nach dem Schloß Urville, während die Mitglieder des Landesausschusses sich bei dem Mit­glied des Landesausschusses, Banquier Henry, in Kurzel ver­sammelten. Graf Zeppelin wurde in das kaiserliche Schloß be­fohlen. Der Landesausschuß begab sich nach Schloß Urville, wo er um Uhr vom Kaiser in Audienz empfangen wurde. X/ Mainz, 21. Mai.(Telegr.) Der Gewerkverein der Schuhmacher und Lederarbeiter(Hirsch=Duncker) nahm in der Hauptversammlung eine Erklärung gegen die Erhöhung der Zölle auf Quebracho und Getreide und für Einführung einer obligatorischen Arbeitslosen­versicherung an. Der Dictaturparagraph und die süddeutsche Socialdemokratie. Am 11. d. Mts. schrieb der Figaro zu der Aufhebung des Die­taturparagraphen, daß hierdurch die Elsaß=Lothringer mit ihren durch und durch französischen Gesinnungen nicht veranlaßt würden, Hoff nungen auf die Zukunft und ihre Erinnernugen an die Vergangenhe aufzugeben. Sie würden bleiben, was sie gewesen seien Franzosen, und auch Kaiser Wilhelm denke nicht daran, daß diese Maßregel nun ge­nüge, um die Seele des Volkes umzustimmen und Jahrhunderte aus der Geschichte auszulöschen. Wenn französische Blätter diese Auffassu haben, so können wir dies begreifen, aber erbärmlich ist es, wie da Organ der süddeutschen Socialdemokraten, die in Stuttgart erscheinend Tagwacht, sich ausspricht. Dieses mit deutschen Lettern gedruckte Blatt schreibt:Was dem Reichstage und dem Wunsche des gesamten deut­schen Volkes zu erringen nicht möglich war, das wird jetzt durche Machtwort des Trägers der Krone decretirt, ein neues Beispiel dafür, wie weit bei uns das persönliche Regiment gediehen ist. Nicht unge­heurer Jubel, wie die bürgerlichen Blätter behaupten, durchdringt das Volk, sondern lediglich nur ein stummes Gefühl der Erlösung in Er­innerung der schlimmen Stunden, welche der bisherige Zustand dem Volke geschlagen hat. Die patriotische Presse möge sich die tönenden Phrasen über fürstliche Gnaden sparen, eingedenk der schlimmen Zeiten, die unsere so schwer geprüften Westmarken unter dem deutschen Reiche durchzumachen hatten. Wozu der Jubel? Hat ein Volk, das unbefragt und gegen seinen Willen auf dem Wege der Gewalt vom Mutter­lande losgerissen und lange Jahrzehnte hindurch unter eine brutale Zwangsherrschaft gebeugt wurde, Anlaß in Jubel auszubrechen und die Hand des fremden Eröberers zu küssen, wenn er in einer Anwand­lung von Großmut die Fesseln löst, die es so lange tragen mußte? Zu dieser Auslassung ist jedes Wort der Kritik unnötig. Heer und Flotte. + Kiel, 20. Mai. Wie ich soeben erfahre, sind neue Bestim­mungen über die Fahrt der Rheinflottille ergangen. Panther ankert10 Tage vor Rotterdam, um die Takelage und die Masten niederzulegen und außenbords zu streichen. Das 10,5em=Heckgeschütz des Panther wird nicht von Bord genommen, da der hohe Wasserstand des Rheins eine Stromfahrt mit voller Bestückung gestattet. Die Auf­bringung der Takelage und die Aufrichtung der Schornsteine findet auf der Kruppschen Anlage in einem kleinen Rheinhafen nördlich von Düsseldorf statt. Es ist möglich, daß die Flottille dort über sechs Wochen ankert. Nach der Beendigung der Rheinfahrt sucht der Panther seinen Heimatshafen auf und trifft seine Vorbereitungen für eine Aus­landsreise. Das Schiff geht zur dauernden Stationirung nach Süd­america, wo es die großen Ströme befahren soll. Die Rheinfahrt ist für diesen wichtigen Dienst eine praktische Vorbereitung. Die Personalveränderungen im Heere für den Monat Mai haben einen erheblichen Umfang in den höhern Stellen der Fußartillerie aufzuweisen, wo die 2. Fußartillerie=Inspection in Köln, die., 3. und 11. Fußartillerie=Brigade, die Artillerie=Depot=Inspection, die 1. und 3. Artillerie=Depot=Direction und das Fußartillerie=Regiment Nr.1 neu besetzt wurden. Bei der Infanterie fand eine Neubesetzung der 18. und 30. Infanterie=Brigade in Liegnitz und Coblenz statt, außerden von fünf Regimentern Nr. 73 in Hannover, Nr. 122 in Heilbronn, Nr. 151 in Allenstein, Nr. 158 in Paderborn und Nr. 167 in Kassel. Die Cavallerie ist nur mit einem Stellenwechsel beim Ulanen=Reginteltt Nr. 11 in Saarburg beteiligt, während bei allen andern Waffen in den obern Stellen Veränderungen nicht eintraten; jedoch wurde die Com­mandatur des Truppen=Uebungsplatzes Hagenau neu besetzt, Außerdem sind die Führer ernannt worden, welche die nach den Bestimmunge für die Uebungen des Beurlaubtenstandes im Rechnungsjahre 1902 zu bildenden Reserve=Infanterie=Regimenter,=Bataillone und=Feld­artillerie=Abteilungen zu übernehmen haben. Diese Reserve=Infanterie­Regimenter werden planmäßig zu drei Bataillonen aufgestellt, und zwar je ein Regiment beim VII.(Westfalen), X.(Ha nnover) und XVII. Armeecorps(Westpreußen). Reserve=Feldartillerie=Abteilungen werden gebildet je eine beim Gardecorps, beim VI.(Schlesien) und IX. Armeecorps(Schleswig=Holstein). Oesterreich-Ungarn. #n Wien, 21. Mai.(Telegr.) Hiesige Regierungskreise be­zeichnen es als gleichgültig, ob Paschitsch oder Wujitsch serbischer Minister sei, wenn nur einigermaßen die Ordnung gewahrt bleibe. Die Zeitungen heben als Seltsamkeit hervor, daß König Alexander dem Herausgeber der Polit. Corr. schon Paschitsch als seinen Minister bezeichnete, wenige Stunden später jedoch Wujitsch, gestützt auf die Skupschtina, wieder am Ruder war. Die Polit. Corr. verzeichnet

einen Besuch der griechischen Königin Olga bei ihrem Sohne in Kreta, den sie auf der Yacht Amphitrite nach Kanea begleitete; sie wurde festlich von den Behörden empfangen, der Bürgermeister hißte die griechische Flagge auf dem Amtsgebäude, und der größte Teil der Stadt flaggte. Die Königin betrat jedoch die Stadt nicht, früh­stückte mit dem Prinzen Georg in dessen Residenz Chalepa und kehrte unter stürmischen Kundgebungen der Bevölkerung zur Am­phitrite zurück. #n Wien, 21. Mai.(Telegr.) Im Reichsrat erhoben heut die Tschechen Lärm, als der Präsident verkündete, daß der Justiz­minister seinen Etat einer Operation wegen nicht persönlich vertreten könne; indessen soll Baron Spens schwer krank und sein Befinden nicht unbedenklich sein. Italien. Aus der Kammer. Die äußerste Linke und Tripolis. Ze Rom, 19. Mai. Vor dem Pfingstfest hat die Kammer sich plötzlich aus ihrer Schläfrigkeit aufgerafft und ist ein paar Tage lang im Sturmschritt vorgegangen; was auf der Tagesordnung stand, wurde erbarmungslos erledigt, d. h. genehmigt. So ging das Justizbudget in einer halben Stunde fast ohne jegliche Erörterung durch, und nicht viel anders erging es einer langen Reihe von kleinern Vorlagen. Begonnen wurde die Erörterung des seit ge­raumer Zeit ersehnten einheitlichen Gesetzentwurfs über die Er­haltung der Altertümer und Kunstdenkmäler in Italien. Ein Ge­setzentwurf des Republicaners Mazza über Einführung eines Gehalts von 6000 Lire jährlich für die Abgeordneten wurde am Samstag, den 17. d. Mts., von dem Antragsteller be­fürwortet und begründet, ohne daß in der, auch in andern Parla­menten vielfach erörterten, Frage etwas Neues vorgebracht worden wäre. Lebhafteres Interesse erweckte nur die Bemerkung des Antrag­stellers, daß viele Abgeordnete nur die Wahl zwischen materieller Not und dem politischen Gelderwerb hätten, weil sich daran ein stürmischer Zwischenfall knüpfte. Der gute Biancheri glaubte als Präsident die Ehre der italienischen Kammer retten und gegen den Verdacht Einspruch erheben zu sollen, daß die Abgeordneten die Ausübung ihres politischen Mandats zu einer Erwerbsquelle machten, rief aber mit seinem entrüsteten Pathos nur den Widerspruch einiger Abgeordneten hervor, die es besser zu wissen meinten und als Be­weis die parlamentarische Untersuchung vom Jahre 1893 wegen der Bankskandale in Erinnerung brachten. Mazza selber berief sich gar auf das schriftliche Geständnis eines Abgeordneten in einem Brief an den ehemaligen Ministerpräsidenten Depretis, worin dieser für irgend ein Geschäft interessirt werden sollte mit der Be­gründung, daß der Schreiber genötigt sei, von politischen Provisionen zu leben. Da der Präsident aber darauf bestand, die Ehrbarkeit der onorevoli gegen jeden Argwohn in Schutz zu nehmen, so begnügte sich Mazza schließlich, indem er dem Präsidenten für seinen edelt Eifer dankte, mit der Erklärung, er denke gar nicht daran, das ganze Parlament zu treffen, sondern nur die einzelnen Abgeordneten, die es angehe. Uebrigens wird der Advocat Mazza, der hier den parlamentarischen Tugendbold spielte, selbst wohl kaum darat glauben, daß man mit 6000 Lire jährlich aus einem zu unlautern Geschäften geneigten Berufspolitiker einen Ehrenmann machen könne. Außer dem Antragsteller hielt es niemand für der Mühe wert, zu dem Entwurf das Wort zu ergreifen; der Minister des Junnern er­klärte nur mit dürren Worten, die Regierung habe nichts dagegen, daß Mazzas Initiativantrag in Beratung gezogen werde, und so wurde dieser an die Bureaus zur Vorprüfung verwiesen, in der er wahrscheinlich stecken bleiben wird. Die äußerste Linke, deren Zusammenhalt in der Praxis immer mehr gelockert wird die letzten Mailände Wahlen und die gewaltthätigen Zusammenstöße zwischen Republi­canern und Socialisten in der Romagna sind die neuesten Belege dafür hält doch darauf, daß in der parlamentarischen Thätigkeit wenigstens der Schein einer gewissen Uebereinstimmung gewahrt werde, und versammelt sich ab und zu, um diese Einheit festzustellen, jedoch nicht immer mit bestem Erfolg. Am 22. April waren ihre drei Gruppen zu einer solchen Herrschau zusammengerufen, um über ihre Haltung gegenüber der tripolitanischen Frage schlüssig zu werden, die ihnen seit Monaten in der Presse und den Vereinen als geeig­neter Vorwand dient, um eine flotte Hetze gegen den Militarismus zu unterhalten. Aber siehe da, als die socialistischen, republicanischen und radicalen Abgeordneten eine gemeinsame parlamentarische Taktik finden sollten, stellte es sich heraus, daß sie sehr verschiedener Mei­nung waren. Von einem Dutzend Redner war stark die Hälfte durchaus dafür, daß Italien sich gelegentlich in den Besitz von Tripolis setze, und in der kleinern Hälfte der Gegner fanden sich auch einige, die sich nicht entschließen mochten, ausdrücklich auf Tripolis zu verzichten, und nur allerhand Vorbehalte wegen de Zeitpuncts und der Art der Besetzung machten. Die entschiedenen Gegner der Einverleibung blieben jedenfalls in bedenklicher Minder­heit, und so waren die versammelten Socialisten, Republicaner und Radicalen schließlich darin einig, daß man am besten thue, nichts zu beschließen, sondern sich zu vertagen. Zeit bringt Rat. Am 15. d. Mts. kamen sie wieder zusammen, nachdem die Häupter der drei Gruppen inzwischen die rhetorische Formel herausgeklügelt hatten um ihre Uneinigkeit zu verkleistern. In dieser Formel ist von Tripolis selber gar nicht mehr die Rede, sondern sie enthält nur die wiederholte Versicherung entschiedener Gegnerschaft gegen jed­wede Colonialausdehnung mit militärischen Mitteln. Als diese Tagesordnung zur Abstimmung gebracht wurde, hatte sich bereits die Hälfte der erschienenen Abgeordneten klüglich gedrückt, von den 25 Zurückgebliebenen hatte nur der Socialist De Marinis den Mut, gegen die Unwahrhaftigkeit des Beschlusses das Wort zu ergreifen und seine Stimmenthaltung zu erklären, die andern 24 machten den Schwindel kühn mit und nahmen die Tagesordnung einmütig an. Da die meisten Redner der drei Gruppen am 22. April sich für die Erwerbung von Tripolis ausgesprochen hatten, so bleibt es ihnen vorbehalten, den Weg dazu ohne Anwendung militärischer Mittel zu finden. Rom, 21. Mai.(Telegr.) Der Schah von Persien ist heute Nachmittag hier eingetroffen und von dem Könige, dem Grafen von Turin, dem Ministerpräsidenten Zanardelli, den andern Ministern, den Unterstaatssecretären und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Nach herzlicher Begrüßung und der Vorstellung des Ge­folges schritt der Schah die Ehrencompagnie ab; die Musik spielte die persische Hymne. Vom Bahnhofe bis zum Quirinal bildeten Truppen Spalier. Die Bevölkerung begrüßte den Monarchen mit lauten Zurufen. Frankreich. Washington, 21. Mai.(Telegr.) Präsident Loubet hat gestern von Kronstadt aus an den Präsidenten Roosevelt ein Telegramm gerichtet, in dem er ihm seine Glückwünsche zu der Einrichtung der Republik Cuba unter dem mächtigen Schutze der Vereinigten Staaten ausspricht und seinen Wünschen für die junge Republik Ausdruck gibt. China. Der Eisenbahnstreit. Dem Abschluß des englisch=chinesischen Eisenbahnabkommens ist sehr rasch der Tadel auf dem Fuße gefolgt, den die Kaiserin von Ehina dem Vicekönig von Tschili, Yuanschikai, wegen dieses Ab­kommens hat zuteil werden lassen. Hält man diese letztere That ache mit dem Einspruche des russischen Gesandten gegen das Ab­kommen zusammen, so wird man die Haltung der Kaiserin von Chma wohl auf russischen Einfluß zurückführen dürfen. So wie die Dinge jetzt liegen, stehen in erster Linie russische und englische Interessen einander gegenüber; auf beiden Seiten wird man ver­suchen, möglichst viel herauszuschlagen oder doch sich so wenig wie möglich schädigen zu lassen. Die Interessen anderer Staaten kommen hier weit weniger oder gar nicht in Betracht; deshalb ist es nicht recht verständlich, daß auch andere Staaten sich in diesen Interessenkampf einmischen sollten. Sowohl Rußland wie England sind Manns genug, für sich selbst zu sorgen, und so lange nicht die Interessen anderer Nationen verletzt werden, haben diese allen Grund, den Nächstbeteiligten die Austragung ihrer Streitig keiten zu überlassen. Nachdem einmal das Abkommen abgeschlosser ist, wird England nicht leicht darauf verzichten wollen, Rußland aber wird sicherlich alle Hebel in Bewegung setzen, um die Aus­führung zu hintertreiben. Das diplomatische Schachspiel in Peking kann sich unter diesen Umständen recht interessant gestalten, aber bisher sind nur zwei Factoren in Thätigkeit: Rußland und Eng­land, zu denen allenfalls noch als dritter China hinzukommt. Di übrigen Staaten scheinen sich bisher auf das Zuschauen zu be­schränken und werden voraussichtlich auch in dieser Rolle verbleiben.

Die Einweihung des neuen Dienstgebäudes des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirke Dortmund. * Essen, 21. Mai. Heute beging der Verein für die bergbaulichen Interessen im Ober­bergamtsbezirk Dortmund im Anschluß an seine ordentliche Hauptver­sammlung die Feier der Einweihung seines neuen Dienstgebäudes. Neben einer außerordentlich großen Anzahl von Vereinsmitgliedern hatten sich zu dieser Feier eingefunden Se. Excellenz der Minister für Handel und Gewerbe und der Ministerialdirector Oberberghauptmann o. Velsen aus Berlin. Weiter waren erschienen Berghauptmann Täg­lichsbeck mit fast sämtlichen Räten des Königl. Oberbergamts zu Dort­mund, die Präsidenten der Eisenbahndirectionen Köln und Münster, der Oberbürgermeister von Essen mit den übrigen Spitzen der Stadt, zahlreiche Mitglieder der Königl. Eisenbahndirection zu Essen, ferner der Begründer und frühere Vorsitzende des Vereins Dr. Hammacher sowie eine große Zahl von Herren, die an erster Stelle im wirtschaft­lichen Leben stehen. Leider hatten die beiden Herren Oberpräsidenten von Westfalen und Rheinland infolge dienstlicher Verhinderung sowie Excellenz Krupp wegen seines Aufenthaltes in Capri und die Regierungs­präsidenten von Düsseldorf, Arnsberg und Münster infolge anderweitiger Geschäfte oder Krankheit bezw. Urlaub der Einladung, wie sie be­dauernd hervorhoben, nicht entsprechen können. Die Eröffnungsfeier begann nach dem Eintritt des Ministers Möller, der vorher unter Führung des Vereinsvorsitzenden Geheimrat Jeucke die neue Handelskammer besichtigt hatte, um 11½ Uhr mit einer eröff­nenden Ansprache des Vorsitzenden, in der er auf die Entwicklung des Vereins und dessen Thätigkeit einen Rückblick warf. Er verknüpfte damit die Begrüßung der erschienenen Ehrengäste und sprach insbeson­dere dem Minister den Dank für fein Erscheinen aus, worin er die Bürgschaft erblicke, daß die königl. Staatsregierung der Thätigkeit des Vereins mit Interesse folge und mit dem Ergebnis seiner Arbeiten übereinstimme. Der Minister nahm darauf das Wort zu folgender Ausführung: Meine verehrten Herren! Auch mir gereicht es zur besondern Freude daß ich an dem heutigen Feste teilnehmen kann. Die heutige Feier zeigt dasselbe Kraftgefühl, das ich vor einigen Tagen in einer andern Stadt feststellen konnte, und das begründet ist in der seit Jahrzehnten beobachteten gesamten Entwicklung unserer Industrie, insbesondere des Bergbaues. Der Herr Vorsitzende hat Zahlen aus dem Jahre 1898, dem Gründungsjahre des Vereins, angeführt und es mit der Gegen­wart verglichen. Der Unterschied würde noch größer sein, wenn er auf das Jahr 1810, für das die erste Stattstik vorliegt, zurückgegangen wäre. 1810 betrug die Kohlenförderung 200 000 Tonnen, heute schwanken wir zwischen 50 und 60 Millionen Tonnen. Der Verein bezeugt in seiner Entwicklung, wie man vom Kleinen zum Großen fortschreitet, aber ohne die Entwicklung des Verkehrs wäre die Entwicklung des Bergbaues nicht möglich gewesen. Schreiben Sie darum das Interesse an der Entwicklung des Verkehrs in erster Linie auf Ihr Panier und erlahmen Sie nicht darin, das Project des Canalnetzes weiterhin zu verfolgen. Ich zweifle nicht, daß die Macht der Verhältnisse schließlich stärker sein wird, als die Opposition, die sich heute noch in Deutschland bemerkbar macht.(Lebhaftes Bravo.) Die Macht der Verhältnisse ist immer ein gewaltiger Factor, aber sie kommt nicht zur Geltung, wenn nicht die beteiligten Kreise sich in der nötigen Weise Geltung verschaffen. Das haben Sie bisher gethan, und ich hoffe, daß es auch in Zukunft noch mehr geschehen wird. Auf dem socialen Gebiet, das Ihr Vor­sitzender berührt hat, dürfen wir nicht stille stehen, sondern müssen voranschreiten, allerdings mit Vorsicht, damit nicht unsere wirtschaftliche Kraft geschwächt wird. Was wir bisher auf diesem Gebiete gethan haben, ist vorbildlich für die ganze Welt, und es ist uns, trotzdem es von manchen bezweifelt wird gut bekommen. Trotz aller Agitation ist dadurch ein ruhiges Gewissen bei dem Unternehmertum erzeugt und bewirkt worden, daß wir von krampfhaften Zuckungen, wie sie in Belgien und Frankreich beobachtet wurden, verschont geblieben sind. Auch in der Arbeiterschaft ist das Gefühl vorhanden, daß bei uns für sie mehr geschieht als in der ganzen Welt, was unzweifelhaft beruhigend wirkt. Gelegentliche Ausbrüche werden wir zwar nicht verhindern, aber wir können derartigen Bewegungen doch mit Ruhe entgegensehen. Was die Lohnverhältnisse anbelangt, so haben sich die Löhne, wenn man Maximum und Minimum gegenüberstellt, in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Gegenwärtig ist wieder eine Abschwachung eingetreten. Da der Hauptgrund der Unzufriedenheit in den Lohnschwankungen lieg te zu erwägen sein, ob nicht größere Stetigkeit in die Löhne zu bring nist. Hoffentlich bringt uns das laufende Jahrzehnt wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung, und mit diesem Wunsche bringe ich Ihnen ein herzliches Glückauf Darauf schritt die Hauptversammlung zur Abwicklung der Tages­ordnung. Bei Erstattung des Geschäftsberichts nahm das geschäfts führende Mitglied des Vorstandes, Bergmeister Engel, zunächst auch Gelegenheit, dem Herrn Minister für die Worte zu danken, die er der Thätigkeit des Vereins gewidmet habe. Diese Worte seien ein Ansporn, auf dem bisherigen Wege zu verharren. Häufig werde zefragt, aus welchen Gründen der Bergbauverein sich jetzt ein so um­fangreiches Heim geschaffen habe, während doch eine der wichtigsten den Verein früher beschäftigenden Aufgaben, die Vereinheitlichung des Kohlenverkaufs durch die Schaffung der Verkaufsvereine, ganz aus seinem Programm ausgeschieden sei. Es sei indes zu bedenken, das der Verein zu seinen ursprünglichen Aufgaben eine Anzahl neuer auf­genommen habe. So sei hier nur erinnert an die Gründung des Dampfkessel=Ueberwachungs=Vereins, an den Ausbau der Zeitschrift Glückauf sowie an die Bearbeitung der technischen Fortschritte des Bezirks in den letzten 50 Jahren durch das Sammelwerk. Der Verein habe sich auch mehr technischen Aufgaben zugewandt. Im Einver­nehmen mit dem von ihm gegründeten Kesselverein, zum Teil auch in Gemeinschaft mit dem Verein deutscher Ingenieure, habe der Verein die methodische Untersuchung der wichtigsten bergmännischen Betriebs­maschinen angebahnt. Mit dem Sammelwerk, wovon inzwischen zwi Bände in die Hände der Zechen gelangt seien, sei ein Werk geschaffe das in ähnlicher Vollständigkeit noch in keinem Bezirk vorhanden Was nun den Geschäftsbericht angehe, so gestatte es der feierliche Glanz der die heutige Hauptversammlung umgäbe, nicht, einen derart ein­gehenden Bericht zu erstatten, wie es sonst in den Hauptversammlungen des Bergbauvereins üblich sei. Es solle heute nur auf wenige be­sonders wichtige Puncte hingewiesen werden. In dem kürzlich aus­gegebenen Jahresbericht seien die Auffassungen des Handelsministers und des Reichsbankpräsidenten über den Stand der wirtschaftlichen Lage wiedergegeben worden, wonach die wirtschaftliche Krisis, wenn sie auch nicht überwunden sei, so doch jedenfalls ihren Tiefstand erreicht habe. Wenn gleichwohl die Förderziffern im Vergleich zum Vorjahre eine weitere Ermäßigung zeigten, so sei das nur zu erklären aus der bei frühern wirtschaftlichen Schwankungen beobachteten Thatsache, daß die Rohstoffindustrieen von dem Niedergang verhältnismäßig weit später als die andern Industrieen betroffen werden. Die bisherigen Förder­ziffern des Jahres 1902 weisen daher gegen 1901 einen nicht unerheb. lichen Rückgang auf, während gleichzeitig die Belegschaft im ersten Vierteljahr noch um etwa 3000 Mann gestiegen war und voraussichtlich auch bis zum gegenwärtigen Zeitpunct durch die Aufnahmefähigkeitd neuen Werke jedenfalls keinen Rückgang gegen 1901 erfahren wird. Die Gesamtförderung bezw. der Gesamtversand an Kohlen, Cokes und Briketts in den ersten vier Monaten 1902 betrug im Ruhrbezirk 1479119.=W.(i. Vorj. 1 570 866.=.), im Saarbezirk 230 078 .=W.(i. Vorj. 231 958.=.) und in Oberschlesien 521 431.=W. (i. Vorj. 536 337.=.); der Versand war demnach gegen das Vor­jahr geringer: im Ruhrbezirk um 5,8 Procent, im Saarbezirk um 0,8 Procent und in Oberschlesien um 11,1 Procent. Die Gesamtzahlen der drei Bezirke betragen zusammen 2 230 628.=W.(2 389 161.=.) zeigen also eine Abnahme von 150 533.=W. oder 6,6 Procent. Für andere Güter als Kohlen, Cokes und Briketts wurden im Monat Aprik d. J. im Ruhrbezirk 79514 gegen 74 365 offene Wagen im Jahre 1901, mithin 5149 Wagen gleich 6,9 Procent mehr gestellt und beladen ab gefahren. Ein günstigeres Bild als diese Ziffern geben die Versand­zahlen des laufenden Monats. Am 19. April wurden zum ersten Ma wiederum seit December vorigen Jahres 16000 Wagen überschritten, während im laufenden Monat bis zum Pfingstfest bereits an 7 Tagen mehr als 16000 tägliche Gestellungsziffer erreicht ist. Was die weitere Entwicklung betrifft, so ist sie jedenfalls zum großen Teil abhängig von der weitern Gestaltung unserer Handelspolitik, insbesondere von der Frage ob wir wiederum zu langfristigen Handelsverträgen kommen. Noch jüngst bei der Eröffnung der Düsseldorfer Ausstellung ist die Gedanke von dem Reichskanzler, Grafen v. Bülow, mit eindringlichen Worten betont worden. Die Handelsverträge sind durch nichts, auch nicht durch die von manchen Seiten vorgeschlagene, von Jahr zu Jah auszuführende Verlängerung der Handelsverträge zu ersetzen, weil die Grundlage jeder wirtschaftlichen Entwicklung durch eine gewisse Stetig keit der Verhältnisse bedingt ist. Denn jede gesunde kaufmännische Thätigkeit muß sich auf einer Calculation aller in Betracht kommenden Factoren, nicht auf Speculation aufbauen. Eine solche st aber nur durch langfristige Handelsverträge zu schaffen weshalb auch das Zustandekommen eines noch Verhandlungen zulassenden Tarifs unbedingt geboten ist. Mit der Zunahme des Welt­verkehrs werden die einzelnen Culturstaaten durch immer engere Be­ziehungen verbunden. Das deutsche Reich ist, wie dies bei frühern Gelegenheiten ausführlich nachgewiesen worden, im Gegensatz zu seinem Nachbarlande Belgien in der glücklichen Lage, auf vielen Gebieten des Großgewerbes in dem heimischen Markt den stärksten Verbraucher zu sehen. Während der Eisenverbrauch von 1861 bis 1864 im Durchschnitt 25.2kgfür den Kopf betrug, lieferte die eigene Erzeugung davon nur 21,8kg, und dies war schon ein viel günstigeres Verhältnis als in den vorangegangenen 10 Jahren. Das Gleichgewicht wurde dann zwischen einheimischer Erzeugung und Verbrauch im Durchschnitt der Jahre 1866 bis 1869 ungefähr erreicht, in Zeiten starken Aufschwunges genügte die