schätze, welche Sie schon längst sich erworben haben, mache ich mir die Freude, Ihnen hierneben die Zeichen meines rothen Adler=Ordens erster Klasse zu übersenden. Ich wünsche zugleich dem Regiment in dem anliegenden Schreiben Meine Theilnahme darüber zu erkennen zu geben, daß ich mit demselben in Verbindung trete, und ersuche Sie, dasselbe dem Regiment zugehen zu lassen. Wien, den 20. Oktober 1814. Friedrich Wilhelm.“
— Den 24., 25. und 26. sind unter andern Fremden hier angekommen: Porzia Alfonso, Deputirter, aus Italien; Karl Baumbach, russ. kaiserl. Oberstlieutenant, aus Hamburg; Peroski, russ. kaiserl. Rittmeister, aus Leipzig; Graf Malachowsky, aus Warschau; Delry, gewesener französischer Oberster, aus Potsdam; Philipp, Prinz von Löwenstein= Wertheim, aus Frankfurt a..; Gruisowsky, russ. kaiserl. Kollegien=Assessor, aus Dresden; Mr. Long Wellesley, Lord Wellingtens Reffe, und Lord Perci, aus London.
— Die vorläufigen Verhandlungen, welche den Kongreß einleiten sollen, dauern mit Lebhaftigkeit fort. Von allen Seiten werden jetzt natürlicherweise Forderungen gemacht, die zu lebhaften Widersprüchen Anlaß geben; manche Forderungen sind gerecht, aber für das Ganze nachtheilig; andere ohne Rechtsgrund, aber nothwendig.— Unter den hier versammelten Staatsmännern zieht die Blicke der eifrigen Vaterlandsfreunde besonders auch der Minister, Freiherr von Stein auf sich, dessen kraftigem Geiste ein so großer Antheil an dem glücklichen Fortgange der guten Sache verdankt wird. Dieser vortrefliche Mann genießt das größte Zutrauen des Kaisers Alexander.
— In Betreff des General=Gouvernements von Deutschland soll noch immer nichts bestimmt seyn. Die beiden Systeme, die am mersten in Gunst sind, bestehen in der Wiederherstellung der kaiserl. Würde des Hauses Oestreich oder in der Errichtung eines Militarbundes, dessen Direktoren um die Reihe ernannt würden.
— Die beiden Kreise, in welchen, nach dem vorgelegten Plan, Preussen das Direktorium haben soll, werden nicht alle die Länder enthalten, aus welchen unter der vorigen Reichsverfassung der obersächsische Kreis bestand, zu welchem Brandenburg und Sachsen gehörten; man nennt nun, ausser Brandenburg und Sachsen, die Anhaltischen, Schwarz= burgischen und Reussischen Fürstenthümer. Die Herzogthumer Koburg, Hildburghausen, Meiningenic. die sonst auch bei dem obersächsischen Kreise waren, durften zu einem andern Kreis geschlagen werden.
— Es heißt, der Kardinal Gonsalvi werde bei den Verhandlungen der deutschen Committee zugezogen werden.
— Bei dem Kongresse soll auch schon die PPost und Mauth zur Sprache gekommen seyn.
— So wie Spanien darauf besteht, Reapel dem König Ferdinand zurückzugeben, so soll auch der franz. Minister verlangt haben, daß Reapel nicht zu den Verhandlungen gelaßen werde.
— Ein engl. Ministerialblatt sagt, das Projekt der Wiederherstellung des Königreichs Polen unter einem russischen Prinzen sey wieder aufgegeben worden; Großbritannien, Oestreich und Frankreich haben vereint eine Note gegen jenes Prejekt eingegeben, und Rußland sey ihrer Meinung beigetreten.
— Bei dem Wiener Kongreß halben die hohen Monarchen, um allem Hofzwang zu entgehen, bekanntlich angenommen, nicht den Rang, sondern das Aliier bestimmen zu lassen, wer vorangehen, reiten und fahren, oder bei Zusammenkünften den Vorrang haben soll. Dieser Alter=Rang ist nun folgender: 1) König von Würteemberg, gebohren 1754.
2) Baiern, 1756. 3) Danemark 1766, 28. Januar. 4) Kaiser Franz, 1768, 12. Februcr: 5) Preussen, 1770.
6) Rußland, 1777.
— Bei dem Siegesfeste zur Feier der Leipziger Schlacht bemerkte man zu Wien, daß die beilden Kaiser, von Oestreich und von Rußland, bei dem nzilitärischen Hochamte
und Te Deum sehr gerührt waren und sich nach vollendeter Feierlichkeit mit Thränen in den Augen die Hand drückten. — Die Weinlese ist in Ungarn höchst traurig ausgefallen(so wie in ganz Deutschland.).
Man versichert, daß Preussen dergestalt wird vergrößert werden, daß es in Zukunft 15 bis 16 Millionen Einwohner zählen wird. Vor dem Kriege im Jahre 1806 betrug die unter dem preussischen Szepter vereinigte BevölkerungsMasse 10 1/2 Million, von der es durch den Tilsiter Frieden ungefähr die Hälfte verlor.
Zum Zivil=Gouverneur von Sachsen soll der Minister von Reck ernannt seyn.
— Bei der Feier am 18. Okt. zu Berlin, führte die Singe=Akademie gegen Abend vor einer glänzenden Versammlung einen Choral von Fasch(dem Stifter der Anstalt) und das Gloria von Haydn aus; ein Lied von Göthe(Vorwärts! dem Helden Blücher zu Ehren gedichtet), von Zelter, dem jetzigen Direktor der Anstalt, für Chor und einzelne Stimmen komponirt, schloß sich an. Mit einbrechender Nacht loderten von 7— 12 Uhr auf den Höhen der Stollberge, der Hasenheide rc. sechs Freudenfeuer empor, denen ähnliche Hochfeuer vom Stegelizer=Berge und den Müggelbergen antworteten. Mitten unter diesen Feuern zog 10 Minuten vor 10 Uhr eine Feuerkugel am dunkeln Himmel von Süden nach Norden, und ließ beim Zergehen 2 glänzende Lichtstreifen von betachtlicher Länge nahe beisammen in gekrümmter Figur zurück, zwischen denen man trotz des neblichten Schimmers auch die kleinsten Sternen erkennen konnte.
— Man spricht zu Berlin von Erbauung eines großen National=Denkmals(z. B. einer Kirche), dessen Inneres die Namen derer, die im Weltkrieg 1815 und 1814 gefallen, aufbewahren soll.
Belgien.
Der souveräne Fürst hat durch einen Beschluß vom 18. Oct. allen, welche aus belgischem Dienste entlaufen sind, völlige Vergebung zugesagt, wenn sie sich binnen zwei Monaten bei ihren Korps wieder einstellen.
Frankreich.
Durch eine königl. Verordnung vom 15. Okt. wird die General=Verwaltung der gottesdienstlichen Angelegenheiten gleich andern General=Direktionen vom Ministerium des Innern getrennt und dem Hrn. Baron Jourdan als General=Verwalter unter den Befehlen des Ministers Staatssekretärs des Innern anvertraut. Eine andere Verordnung vom 24. unterwirft die General=Direktion des Buchhandels den Amtsbefugnissen des Kanzlers von Frankreich.
Itahie n.
Ein Pariser Blatt erzählt nach einem Briefe aus Mailand, am a7.Okt. sey in letzterer Stadt im Theater, wo der östr. Feldmarschall Bellegarde zugegen war, von einigen Stimmen gerufen worden: Es lebe Napoleon! dieses Rufen sey spater mit mehr Heftigkeit wiederholt worden; der Feldmarschall habe darauß das Parterre laut aufgefordert, die Urheber dieses aufrührerischen Rufens auszuliefern, widrigenfalls werde er das Militär eindringen lassen, von welchem bereits das Schauspielheus umrungen [eh; 9 der Schuldigen seyen hierauf überliefert und noch am nämlichen Abend bei Fackelschein erschossen worden. Ein anderes Pariser Blatt erklärt diese ganze Geschichte für eine leere Erdichtung, so wie sich denn auch in den italiänischen Zeitungen bis zum 22. Oct. keine Spur davon findet.
— Zur Beförderung des Handels in Oberitalien ist die bis jetzt noch zwischen dem Mailändischen und Venetianischen bestandene Douanenlinie, durch eine Verfügung des Feldmarschalls Grafen von Bellegarde vom 1g.., aufgehoben worden.