Der Aachener Courier.

Kro. 12.

Aachen, Samstag den 19. März 1836.

Admiral de Rupter und Dean Bart

(Schluß.)

Obgleich de Ruyter nicht völlig verstand, was in dieser Ver­gleichung Schmeichelhaftes für ihn lag, so gefiel ihm doch der Ausdruck der innigen Dankbarkeit, die ihm aus den feuchten Angen Jean Bart's entgegenleuchtete, und er antwortete ihm mit wahrhaft väterlichem Tone:

Du bist ein guter Junge, fahre fort, Gott zu vertrauen, er seo Deine Stärke und Hoffnung, und wer weiß, Du steigst vielleicht. Höre mich an, mein Sohn, deuke immer an das was ich Dir jetzt sagen werde. Man nennt mich Admiral, nicht wahr? Ich befehlige bundert Orlogschiffe? Nun denn, ich sing damit an, mir täglich einen Sou durch Raddreben auf den Seilereien zu verdienen. Du siebst also, durch Gottes Gnade und Hülfe kann man Alles erlangen, wenn man sein Geschick in seine Hände legt. Geh', ich werde Dich nicht ver­gessen.

Und der Admiral verabschiedete Jean Bart, nachdem er ihn nebst dessen altem Freund Sauret von dem Schreiber in die Muster=Rolle des Schiffes hatte eintragen lassen.

Nachdem der Schreiber derSieben Provinzen. Jean Bart und Sauret in seine Liste eingetragen hatte, ließ er sie zum Zeugmeister führen. Hier empfingen sie eine Jacke von grünem Tuche mit Orange=Knöpfen und Aufschlägen, weite Beinklei­der von grober Friesischer Leinwand, einen Gürtel von roher Serge und eine Art Kappe von brauner Wolle; hierauf wur­den beide Seeleute zum Oberbootsmann geführt.

Der Commis ermahnte sie ohne Aufhören, ihre Kleider we­der zu beschmutzen, noch zu zerreißen; hierüber und über die große Wichtigkeit, die derselbe sich beilegte, begann Jean be­reits ungeduldig zu werden, als Sauret ihm zuflüsterte:Ach, junger Herr hier ist es nicht, wie am Bord eines Kauffahrers, wo der Capitain mit seinen Leuten stets gemeinschaftliche Sache macht. Hier ist der Matrose so gut Sklare, als der Christ bei den Türken; hier geht, hier raucht, ruht, schläft, ißt oder verschlingt man ganz nach dem Willen des Capitains, der keinen Richter über sich hat; ja, junger Herr, so ist es. Ein Kriegsschiff ist eben so wenig erfreulich, als ein Kavuzi­ner: oder Franziskaner=Kloster, namentlich aber bei diesen

Mynheers, die stumm sind, wie der Häring im Retze. Wenn Sie, mit Erlaubniß zu sagen, mich vorher gefragt hätten, ich hätte gerathen, schnell die Segel zu bissen und uns von hier zu entfernen.

Aber denke Dir doch nur, alter Sauret, was ich seben werde! Beim heiligen Kreuz, ich werde einem Gefechte bei­wohnen, einem großen Seegefecht. Ich, der ich niemals der­gleichen gesehen habe, und nur mit den Rothröcken an der Küste von Suffolk ab und zu einige Musketen=oder Falko net­Kugeln wechselte; und über das Alles werde ich unter den Befehlen des berühmten de Ruyter dienen, und das ist ein Glück, wie es für meinen Vater ein Glück war, unter dem Seefuchs gedient zu haben.

Unbezweifelt, mein junger Herr, nichts in der Welt ist herrlicher, als zwei Flotten, die sich gegenseitig hartnäckig be­kämpfen; es ist auch eine große Annehmlichkeit, sich mitten unter diesen Streitern zu befinden und Schlag für Schlag einzutauschen, aber, mit Verlaub zu sagen, Sie werden se­ben, daß... Hier brach Sauret plötzlich ab, denn sie stan­den vor der Thür einer Cajüte, die im Vorderraum nahe bei dem Magazin belegen war. Der Bursche des Zeugmeisters öff­nete die Thür und sagte dem Hochbootsmanne derSieben Provinzen, Herrn Abraham Lely:Hier sind zwei Matro= sen, die von heute ab auf Befehl des Herrn Admirals enga­girt sind. Darauf ging er fort.

Abraham Lely, Hochbootsmann derSieben Provinzen, war ein Mann, welcher an Bord, und namentlich bei de Ruyter, gut angeschrieben war, der ihn als einen vorzüglichen See­mann schätzte, in welchem sich rastloser Eiser, kaltes Blut und Erfahrung vereinigten, einer von den zuverlässigen Leuten, welche, nach dem Flamändischen Sprüchworte, sich einen Zahn ausreiten, um einen Nagel daraus zu machen. Aber troßz die­ser glänzenden seemännischen Eigenschaften war Abraham Lely unbedingt der gröbste, härteste und ungesellisste Bursche von ganz Niederland. Man stelle sich einen dicken Mann von unge­fähr fünfzig Jahren vor, den Kopf mit einer schwarzen Per­rücke bedeckt, die sein breites fleischiges, aber zugleich erd­fahles Gesicht noch zurückstoßender machte, dazu große graue Augenbrauen, kleine braune Augen, aufgeworfene Lippen, ber­vorstehende Kinnbacken, und man hat ein genaues Signale­ment von Abraham Peters Lely.

Ich hobe vergessen, zu bemerken, daß eine Kanonenkugel dem Herrn Lely, den linken Arm weggenommen hatte, und daß der Armel seines schmierigen grünen Wammses auf der Brust mit dem Eude einer Segeinadel befestigt worden war,