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Stadt=Aachener Zeitung.
Aachen, Donnerstag den 17. März 1814.
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München, 7. Mär.
Die hiesige Zeitung enthält offizielle Berichte von dem königl. baierischen Armeekorps, welche vom 16. bis zum 27. Februar gehen. Das Wesentlichste im Anfange des Berichts beschränkt sich auf folgendes:
Den r6. Februar war das Hauptquartier des Generals der Kavallerie, Grafen von Wrede, zu Dammarie; die Vorposten des russisch=kaiserl. Generals en Chef, Grafen von Wittgenstein, unter dem Generallieutenant, Grafen von Pahlen, standen von Provins bis Mormant. In Nangis war die kaiserl. östreichische Division des Feldmarschalls, Grafen Hardegg, aufgestellt. Diese Division nahm jene des G. L. Grafen von Pahlen auf, die von einem an Zahl überlegenen Korps zurückgedrängt worden war. Feldmarschall, Graf Hardegg, zog sich auf die dritte baierische Division des Generals Dela Motte auf Villeneuve zurück. Sobald der General der Kavallerie, Graf von Wrede, von diesen Vorgängen Nachricht, und zugleich durch die Aussagen der Gefangenen Kenntniß erhalten hatte, daß außer dem Korps der Marschalle Herzoge von Reggie und Belluno, auch der Kaiser Napoleon selbst mit einem Theil seiner Garden angekommen sey, stellte er die baierisch=bstreichische Armee militärisch auf. Der Feind machte wiederholte Angriffe auf Villeneuve, welche alle tapfer zurückgeschlagen wurden.
Der General, Graf von Wrede, beschloß, sich, seinen erhaltenen Instruktionen gemäß, auf die Vertheidigung der Seine bei Bray zu beschränken; er hielt sich die zum Einbruche der Nacht unerschutterlich in seiner Stellung; um 9 Uhr ließ er die Armee in vorgeschriebener Ordnung zurückziehen.
Am 18. vor Tages Anbruch hatte die baierisch=österreichische Armee diesen Strom bei Bray passirt. Das Hauptquartier war an diesem Tage in der Stadt Bray. Gegen 10 Uhr versuchte es der Feind, auf der Straße bei St. Sauveur zu debouchiren, wurde aber steis zurückgeschlagen. Inzwischen hatte sich der Kaiser Napoleon mit dem größten Theil seiner Streitkräfte gegen Montereau gewendet, und das gie Armeekorps, unter den Berehlen Er. königl. Hoheit des Kronprinzen von Würtemberg, zurückgedrängt.(Das glänzende Betragen dieses Korps ist bereits aus frühern Berichten bekannt.) Der General, Graf von Wrede, stellte die gesammte Kavallerie seiner Armeekorps unter das Kommando des kaiserlich=bstreichischen Generals der Kavallerie, Baron Frimont, um den hintersten Nachtrab zu bilden.
(Der Bericht fährt sodann folgendermaßen fort:)
Am 29. nahm die baierisch=bstreichische Armee eine Stellung bei Fontaines les Gres, in welcher sie den 21. blieb, ohne vom Feinde ernsthaft beschästigt zu werden. Am 22. Morgens setzte dieselbe, in Folge der kombinirten Operationen, ihre rückgängige Bewegung auf Troves fort, woselbst der General der Kavallerie, Graf von Wrede, eine neue Position nahm, indem er seine Kavallerie als erstes und seine Infanterie als zweites Treffen aufstellte; im dritten Treffen stand Se. koiserl. Hoheit, der Großfurst Konstantin, mit 12 russischen Kavallerieregimentern zur Disposition des Generals von Wrede, und mit der Infanterie des aten bstreichischen Armeekorps besetzte er die Stadt Troves. Gegen Mittag war der Feind auf die Stellungen der verschiedenen Korps der großen verbündeten Armee gefallen, die er auf verschiedenen Punkten angriff. Die baierisch=bstreichische Armee behauptete ihre Position. Um Mitternacht wurde die Fortsetzung des Rückzugs befohlen. Am 23. hatte der General von Wrede sein Hauptquartier in Tropes; die kaiserl. östreichische Infanterie, unter dem General, Baron Volkmann, blieb zur Vertheidigung in dieser Stadt; die Thore wurden geschlossen und die Wälle mit Kanonen besetzt. Der fran;. General Pirey rückte vor dieselbe, und ließ zur Räumung auffordern. Nach erhaltener Abweisung
lieh er die Stadt beschießen; die Vorsädte wurden von der Vesazung durch Orunaden angezündet. Um 10 Uhr Nachts war eine feindliche Sechszehnpfünder=Batterie bis auf 60 Schritte vom Thore vorgerückt; es zeigte sich bald eine Bresche in den alten verfallenen Werken; der Feind versuchte einen Sturm, der jedoch durch das Infanterieregiment Erzherzog Rudolph mit vieler Kaltblutigkeit ausgehalten und abgeschlagen wurde. Um 11 Uhr und nochmal gegen 1 2 Uhr Mitternacht wiederholte der Feind diese Versuche, die jedoch an der Tapferkeit der Besatzung scheiterten.
Am 24.; um 2 Uhr Morgens, verließ der General Volkmann, erhaltener Ordre zufolge, Troyes, welche Stadt der Feind um 3 Uhr besetzte, nachdem die als Arriergarde zurückgebliebenen 2 Eskadronen Szekler Husaren noch eine sehr schöne Charge auf die Kavallerie der franz. Garde gemacht hatten, wobei letztere mehrere Gefungene verlor. Inzwischen war der Haupttheil der baierisch=östreichischen Armee bei dem Defilee von Amey angekommen. Um dieses ohne Hinderniß von Seiten des Feindes passiren zu können, ließ der General der Kavallerie, Graf von Wrede, eine Charge auf denselben durch die beiden Husarenregimenter Erzherzog Rudolf und Szeckler machen, welche von diesen braven Regimentern mit vieler Tapferkeit ausgeführt, und wodurch der Feind mit großem Verlusi zurückgeworfen wurde. Kaum hatte indessen die Kavallerie das Defilee passirt, als auch der Feind sich wieder sammelte, und 3 bei Montier=Amey zurückgelassene Bataillone der zten Infanteriebrigade von der isten baierischen Division angriff. Der General der Kavallerie, Baron Frimont, setzte sich an die Spitze dieser Bataillone. Diese brave Infanterie hielt den Angriff der feindlichen Reiterei mit seltener Ruhe und Kaltblutigkeit aus, und warf den Feind mit Verlust auf eine gute Strecke zurück.
Am 2s. mit Tagesanbruch kam die baierisch=östreichische Armee bei Bar=surAube an; an diesem Tage hatte das bei Vandoeupres aufgestellte gte Armeekorps unter S. k. H. des Kronprinzen von Wurtenberg die Arriergarde übernommen; die Truppen fanden an diesem Tage einige Ruhe und Erholung, und konnten seit mehreren Tagen nun zum erstenmale wieder abkochen. Der ausgezeichnete Muth und die Beharrlichkeit, womit sie die Beschwerlichkeiten und die großen Entbehrungen der letzten Tage ertrugen, und welche von dem besten Geiste derselben zeugen verdienen den höchsten Lobspruch.
Den 26. Morgens um 4 Uhr übernahm der General der Kavalerie, Graf von Wrede, wieder die Arriergarde des verbündeten Hauptheeres, welcher hinter Bar=für=Aube zurückzzog. Gegen 5 Uhr sing der Zeind, der sich vor der Stadt aufgestellt hatte, an, durch dieselbe zu debouchiren; allein ein wohl angebrachtes kreutzendes Artilleriefeuer machte ihm die Ausführung seines Mandores aumöglich, er zog seine Kolonnen wieder zurück, und hielt die Stadt nur mit etwas Infanterie und einigen Schwadronen Lanzenreiter von der Garde besetzt.
Da für den folgenden Tag die Wiederergreifung der Offensive beschlossen worden war, so hielt der General Graf von Wrede den Besitz von Bar=sur=Aube für dringend nothwendig, und beorderte demnach ein Bataillon des 8. Linieninfanterieregiments, um diese Stadt mit dem Bajonnette zu nehmen; die GrenadierKompagnie des Bataillons drang, des heftigsten feindlichen Widerstandes ungeachtet, mit bewunderungswürdiger Tapferkeit durch die Vorstädte bis zu den innern Stadtthoren vor; in diesem Augenblick wurde der Major von Massenhausen, welcher an der Spitze der übrigen Kompagnien zur Unterstützung nachrückte, durch eine feindliche Kugel getödtet; es ist der drite Stabsossizer, den dieses brave Regiment seit dem Anfange des diesjährigen Feldzuges auf dem Schlachtfelde verliert, sein Fall erfüllte die Kompagnien mit Begierde, ihn zu rächen; nur