In Petersburg kursieren unkontrollierbare Gerüchte, daß Roschdjestwensky an einer schweren Nervenzerrüttung leide und gebeten habe, ihn abzuberufen.Petersburger Listak nennt Vizeadmiral Cifileng als Nachfolger Roschd­

jestwenskys.

Die beiden russischen Flotten haben sich vereinigt. Ein französischer Zeitungsberichterstatte meldet, die vereinigten Geschwader seien im Begriff, nach Wladiwostok zu gehen. Das Geschwader Nebogatows macht einen unsauberen und veralteten Eindruck. Die Gesamtzahl der Schiffe der Flotte beträgt 60. Man glaubt, daß ein Teil der japanischen Flotte unterhalb Formosas kreuzt und während der Nacht von hier Befehle erhält. Ferner nimmt man an, daß die Japaner beabsichtigen, die russische Flotte südlich von Formosa in einen Kampf zu verwickeln.

Eine Meldung desDaily Telegraph aus Tokio besagt, im russischen Hauptquartier zu Charbin sei die Bu­bonenpest ausgebrochen, die täglich 300 Mann hinrasse. Es sehle an Aerzten und Lazaretten. Die Lage in Charbin sei surchtbar.

Deutscher Reichstag

Berlin, 18. Mai.

Der Reichstag nahm heute die Totalisatorvor lage in 2. Lesung an. Im Lausfe der Debatte erklärte Minister v. Podbielski, daß die verbündeten Regie rungen die Rennen an den ersten Feiertagen verbicten werden. Eo folgt die 2. Lesung der Vorlage betr. Aenderung der Zivilprozeßordnung. Es handelt sich darum, die Revision im Zivilprozeß erst bei einer höheren Prozeß­summe eintreten zu lassen um dadurch das Reichsgericht zu entlasten. Mehrere Abgeordnete sprechen sich dafür aus. Abg. Dr. Müller=Meiningen(fr. Vp.) bezeichnet die Er höhung der Revisionssumme als eine Rechtsbeschränkung weiter Volkskreise. Schließlich wird die Weiterberatung auf Freitag vertagt.

Abgeordnetenhaus.

Berlin, 18. Mai.

Im Abgeordnetenhause hat Donnerstag vor vollem Hause u. stark besetzter Tribüne die 2. Beratung der Berggesennovelle begonnen. Nach längerer Besprechung wird der Antrag Hiisch auf Streichung der Kommissionsbeschlüsse zu§ 80 nahezu einstimmig angenommen und ebenso§ 80 nach der ursprünglichen Regierungsvorlage. Das Verbot deo Wa gennullens wird unter Ablehnung aller Anträge nach den Kommissionsbeschlüssen angenommen. Freitag Fort setzung.

Lokales.

(Nachbruck nur mit Quellenangabe gestattet.)

§§ Königswinter, 18. Mai. Nach einer heute bei dem hiesigen Bürgermeisteramte eingegangenen Mitteilung des Herrn Landeshauptmannes der Rheinprovinz hat der Pro­einzialanoschuß in seiner Sitzung vom 9. Mai l. J. den Antrag auf Bewilligung eines Kostenzuschusses von 10 700 Mk. für die in Aussicht genommene Er­breiterung der Provinzialstraße nach Rhöndorf durch Anlage eines Promenadenweges ab­gelehnt.

1 Königswinter, 18. Mai. Der Katholische Ge­sellen=Verein beschloß in seiner gestrigen gut besuchten Generalversammlung einstimmig:

1) Zur Fahnenweihe des Cöln=Lindenthaler Gesellenver­eins am Christi=Himmelfahrtstage eine Fahnen=Depu­tation zu entsenden.

2) Den diesjährigen Sommer=Ausflug am Sonntag, 25. Juni, nach der Urfttalsperre zu unternehmen.

Königswinter, 19. Mai. Die Handwerks kammer Cöln macht darauf aufmerksam, daß am 19. Juni cr. Meisterkurse für Schneider, Schuh macher, Bau= und Kunstschlosser und Kunst

Glack keinen Blick wersen können. Das erinnerte ihn an den Kut scher, der noch abzulohnen war; und darum sah man bald nach Be­endigung des Fruhstucks den Doktor, behaglich eine Cigarre rauchend, gemächlich die Straße entlang schlendern, dem Stumpe Hänschen zu, das weiter auswärts, gegenüber dem Gasthause lag.

Raschen Schrittes aber und mit einem Ausdruck im Gesicht, der eine gewaltige innere Erregung verriet, kehrte er nach kurzer Zeit wieder zurück. Das Fräulein hatte den Kutscher bezahlt, seinen Kut scher, mit seinem Wagen! Fast das Doppelte des sonst üblichen Preises! Unerhört! Von weitem schon sah er im Garten ein helles Kleid schimmern. Ah, da kam er ja gerade recht!

Mit raschen Schritten ging er quer über den Rasen auf den

Lisch zu, an welchem die Klavierlehrerin saß und in einem Buche blätterte.

Guten Morgen, mein Fräulein.

Guten Morgen, Herr Doktor.

Sie verzeihen mir, meine Gnädige, daß ich sofort mit einer Klage gegen Sie anrücke.

Sie sah erschreckt in sein unmutiges Gesicht und legte das Buch auf den Tisch.

Soeben hörte ich von dem von mir engagierten Kutscher, in dessen Wagen Sie hier heraufgefahren sind, daß Sie die Bezahlung für mich geleistet haben. Sie werden mir erlauben, Ihnen den Be­trag zurückzuerstatten.

Das Gesicht des Mädchens rotete sich vor Verlegenheit und Ent­rustung.

Sie waren so freundlich, mir den Wagen zu überlassen, es ist doch ganz selbstverständlich, daß ich dann auch die Verpflichtung über nehme

O bitte, meine Gnädige, wehrte der Redakteur nervös ab, von meinen Verpflichtungen habe ich Ihnen nichts zu uberlassen.

Sie erwarten doch nicht, daß ich, eine Fremde, von Ihnen irgend ein Geldopfer annehme

Und was sollte Sie abhalten?

Das... das ist ein Vorrecht, das man nur einem sehr nahe stehenden Freunde einräumt, wie Sie selbst wissen.

Und dafür wollen Sie mich nicht halten?

Die Augen des Mädchens stammten auf, und ihre Wangen glühten. Er sah, daß er zuviel gewagt hatte; verbindlicher fuhr er fort:

Dann bitte ich wenigstens, den Mehrbetrag zurückzunehmen.

Auch darauf werde ich nicht eingehen, lautete die bestimmte Antwort,nehmen Sie nochmals meinen Dank für Ihre Gefälligkeit.

Ihre Hand strecte sich nach dem Buche aus, das auf dem Tische

schmiede sowie für Möbel= und Bautischler (Treppenbauer) ihren Anfang nehmen.

Indem zu reger Beteiligung an diesen Kursen eingeladen wird, wird darauf hingewiesen, daß bei nachgewiesener Be­dürftigkeit Stipendien an die Kursteilnehmer verliehen werden. Programme der Kurse werden auf Wunsch an Interessenten abgegeben und sind hier und auf dem Bureau der Fach­schulen erhältlich.

Vermischte Nachrichten.

17. Mai. Der von London aus das Ausland be­suchende Ausschuß für das Studium der städti schen Verwaliungen und Einrichtungen in anderen Ländern wird am 8. Juni von London abreisen und Belgien und Deutschland besuchen. Sein Be­such gilt namentlich folgenden Städten: Brüssel, Antwerpen, Nachen, Cöln, Königewinter, Berlin, Dreoden. Am 29. Juni erfolgt die Rückreise nach London.

OC. Sankt Urban fällt auf den 25. Mai. Gleich

den in diesem Jahre gut vorübergegangenen drei Gestrengen ist auch dieser Tag im Volksglauben gefürchtet, da er ge­wissermaßen als vierter Eisheiliger angesehen wird. Hoffent­lich verfährt er aber ebenso gelinde als seine Vorgänger, denn,ist Urbau ohne Regen, so verspricht er großen Segen, wenn er aber kein gut Wetter hält, das Weinfaß in die Pfütze fällt.

00. Die Spargelernte hat infolge des kühlen Wettere bis jetzt nur geringe Erträge geliefert; hoffentlich bringt aber der Eintritt baldiger wärmerer Temperatur den allseitig gewünschten Umschwung zum Bessern, damit die Qualität höher und der Preis niedriger werde und wir uns somit auch in diesem Frühjahr des öfteren an dem schmack­haften und der Gesundheit förderlichen Gemüse laben können.

OC. Die Maikäfer sind da! Für unsere Jugend ist der plumpe, sechsfüßige Bursche mit dem braunen Män telchen auf dem Rücken, dem weißhaarigen Brustlatz, dem schwarz und weiß geschnürten Leibchen und den fächerartigen Fühlhörnern ein lieber Spielgeselle, und sobald er sich zeigt, beginnt auch die Maikäferjagd und der Maikäferhandel, wo­bei man es dann je nach der Farbe des Schildes mit Kaisern",Königen", undPrinzen, mitMüllern, Walkern" undSchornsteinsegern zu inn hat, welche Spielerei allerdings oft zur Tierquälerei ausartet und auf die jungen Gemüter einen verderblichen Einfluß ansübt. Für das junge frische Laub der Eichen, Kastanien und Pappeln aber sind die braunen Gesellen die ärgsten Feinde und der Schaden, den die gefräßigen Käfer in manchen Jahren an­richten, ist unberechenbar. In unserm Kampfe gegen diese branne Sippschaft werden wir durch Hilfokräfte aub der Tierwelt, durch Sperlinge, Krähen und Staare, Igel und Manlwürfe erfolgreich unterstützt, und wenn wir den armen Kerl eben seiner Schädlichkeit wegen nicht als unsern Feind betrachten und vernichten müßten, könnte es uns leid tun, daß sein Lebensmai so kurz ist und seine Liebesseligkeit im Wonnemond ihm gar so arg verbittert wird.

Dao Amtsblatt Kgl. Regierung meldet: Des Königs Majestät haben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 24. April d. Is. zu genehmigen geruht, daß der Landrat Frhr. von Dalwigk zu Lichtenfels aus dem Kreise Wipperfürth in gleicher Amtseigenschaft in den Siegkreis versetzt werde.

:o. Niederdollendorf, 18. Mai. Mit Beginn der schönen Jahreszeit steigt der Fremdenverkehr nach dem Siebengebirge von Tag zu Tag. Während man früher fast nur Sonntagsausflügler kannte, kommen jetzt tagtäglich, günstiges Wetter vorausgesetzt, Trupps und größere Gesell schaften. Hierdurch hat der Verkehr an der Station, wie auch der Heisterbacher Talbahn bedeutend zugenommen. Der Staatsbahnhof hat jetzt nach Beseitigung alter Neben­bauten, ein freundliches Aussehen durch gärtnerische An lagen erhalten. Ferner Bahnsteigüberdachung und Unter­führung. Eine Halle über dem zweiten Bahnsteig wird noch folgen. An Stelle der Petroleumbeleuchtung wird demnachst elektrisches Licht treten, im Anschluß an die Leitung der Ge­meindeanlage, durch das ElektrizitätswerkBerggeist" bei

lag. Ihm entging das nicht; er kniff ärgerlich die Lippen zu­sammen.

Nach Ihren Worten bleibt mir allerdings nichts übrig, als zu resignieren. Ich werde in Zukunft vorüchtiger sein.

Er luftete den Hut und wollte sich entsernen. Da fiel ihm der andere Streitpunkt ein.

Mein verehrtes Fräulein, leider muß ich noch mit einer zweiten Beschwerde kommen. Sie haben sich freiwillig Ihres Rechtes begeben, da in der Laube sich aufzuhalten. Das int mir selbstverständlich äußerst peinlich, und Sie werden mir ohne Zweifel nunmehr ebenso wenig zumuten, wie Sie selbst es mir gegenüber tun, von Ihnen auch nur das geringste Opfer anzunehmen.

Das Mädchen schüttelte energisch den Kopf.

In dieser Beziehung beruhigen Sie sich, Herr Doktor; es wäre ein Opfer von mir, in diesem geschlossenen Häuschen zu sitzen. Ich dürste förmlich nach Luft, ich bin glücklich, einmal im Grünen sitzen zu können; ich habe nur aus Egoismus gehandelt.

Und wenn es regnei und stürmt?

Dann ist mir mem Stübchen mut der reizenden Aussicht lieber als dieser kleine Bretterkasten.

Sie wissen doch, daß die Fensterseiten herausgenommen werden können, dann hat die frische Luft auf der windfreien Seite unge­hindert Zutritt.

Mag sein; aber vorlaufig scheint die Sonne und wird uns hoffentlich noch lange hold sein. Und nun Herr Doktor, schloß sie mit ruhiger, fast heiterer Stimme,mache ich Ihnen überhaupt den Vorschlag, daß wir gegenseitig so wenig mie möglich voneinander Notiz nehmen.. Das wird Ihnen und mir am zuträglichsten sein. Ich bin Klavierlehrerin, was das heißen will, wissen Sie wohl, und Sie haben ais Journalist auch etwas strapazierte Nerven: jeder lebe nach seinem Geschmack!

Und die braunen Augen lachten so keck und dabei schalthaft zu diesen herzhaften Worten, daß der Doktor seine Sicherheit etwas verlor.

Um so besser, bemerkte er dann in ärgerlichem Tone,auf diese Weise wird jedes von uns ungestört seinen Neigungen nach­gehen können.

Mißgestimmt entfernte er sich, und auch die folgenden Tage waren nicht dazu angetan, ihn behaglicher zu stimmen.

Seine hübsche Hausgenossin war selten daheim, der Tisch unter dem Apfelbaum stand oft verwaist. Sie wich ihm offenbar aus. Schon am dritten Tage erschien ein Kleeblati von drei Madchen, Schwestern, vor seinem Hause, um die Klavierlehrerin zu einem Aus­

Brühl. Ein diesbezüglicher Vertrag soll bereits abge­

schlossen sein.

:0 Aus dem Siegkreis, 18. Mai. Allem Anschein nach ist die Tollwutkrankheit unter den Hunden in un­serm Kreise noch nicht erloschen, denn dieser Tage mußte in der Nähe von Troisdorf ein verdächtiger Hund erschossen werden. Infolgedessen ist die vom 25. v. M. bis auf Wei­teres verlängerte Hundesperre berechtigt, wie häufig auch deren Notwendigkeit vom Publikum angezweifelt und ale rigorose Handhabung der Polizeiverordnung gedeutet wird. Der Laie macht sich häufig die Gefahr der Verschleppung dieser epidemischen Krankheit nicht klar, die Behörde hat jedoch die Verantwortung und hat aus diesen Gründen den Polizeiorganen eine verschärfte Aufsicht zwecks Beachtung der Sperre zur dringenden Pflicht gemacht. Daß es an der Handhabung der bezl. Verordnung nicht gefehlt, wird durch die große Anzahl der Strafmandate,(in einer Bürgermeisterei sollen es bereits 156 sein) vollauf bestätigt. So lange das Auge des Gesetzes wacht, d. h. die Dienststunden der Polizei­beamten währen, liegen die gefürchteten Vierbeiner an der Kette. Ganz anders aber sieht die Sache früh am Morgen und spät am Abend aus. Da glaubt fast jeder seinem Liebling, die Freiheit geben zu dürfen. So lange dies geschieht, kann von einem Erlöschen der Seuche nicht die Rede sein. Von privater Seite sollte mehr auf die Be­achtung der Sperre gesehen werden, sonst kann dieser Zwang noch lange dauern. Auffallend scheint es, daß der rechte rheinische Teil des Landkreises Bonn, die Bürgermeisterei Vilich, vollständig vom Siegkreis(bis auf die Rheinseite) umschlossen, von der Hundesperre ausgenommen ist. Es gibt doch Ortschaften, die kaum3 Kilometer von dem Freige­biet entfernt liegen. Das ist eine nicht ungefährliche Si­tuation.

Boun, 18. Mai. Nachdem nunmehr die Gleislegung der Rheinuferbahn vollendet ist, hat gestern, wie derGen.= Anz. berichtet, ein Probezug die ganze Bahnstrecke von Rodenkirchen nach Vonn durchfahren. Um der Freude über das gute Gelingen des neuen Bahnunternehmens Ausdruck zu geben, waren die sämtlichen Stationsgebäude mit Flaggen und Guirlanden geschmückt; auch die Maschine und die Wagen des Probezuges hatten festliches Gewand angelegt. In den Ortschaften, die der Zug passierte, wurde er mit Jubel begrüßt. Die Arbeiter, welche so wacker an dem schnellen Ausbau des Bahnunternehmens mitgewirkt haben, wurden reichlich bewirtet.

Cöln, 18. Mai Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen bewilligte 15000 Mk. für die Ausschmückung von Schloß Burg a. d. Wupper. Diese Summe soll dazu dienen, den zwischen Ritter= und Grafensaal gelegenen Vorraum auszumalen. Die Anomalung soll den Stamm­baum darstellen, beginnend mit dem ersten Grafen von Berg und endigend mit dem regierenden deutschen Kaiser.

Neuenahr, 18. Mai. Im hiesigen Vadcorte ist mit einem Aufwande von einer Million Mark ein neues Kur theater errichtet worden, das 1000 Personen faßt und allen modernen Anforderungen entspricht.

Kempen, 18. Mai. Der engere Vorstand, des Vereins Rheinische Volksstimme, der vorgestern in Cöln tagte, wählte lautKöln. Volkoztg. den bieherigen Generalsekre­täi der Landwirtschaftskammer für die Provinz Posen, Gustav Eberl, zum Hauptredakteur derRheinischen Volks­stimme. Eberl wird sein neues Amt Ende August d. J. bei der Uebersiedelung derRheinischen Volkostimme und der Rheinischen Druckerei von Kempen nach Cöln antreten.

Oberhausen, 18. Mai. Als der Zeitungsbote Heinr. Stahl gestern den Tod seiner Frau auf dem Standesamte anmelden wollte, kam er unterwegs unter ein Fuhrwerk, dessen Pferde durchgegangen waren, und fand seinen Tod infolge eines Schädelbruchs.

Bladenhorft bei Castrop, 17. Mai. Einen frechen Ueberfall erlitt, wie der Dortmunder Zeitung mitgeteilt wird, in der vorigen Nacht der Bergmnann Musholt aus Börnig an der Kanalstraße nach Herne. Zwei junge Burschen sprangen

fluge abzuholen. Weiß der Himmel, wo sich die vier kennen gelernt hatten! Aber die Freude des Wiedersehens war jedesmal laut genug, um zu verraten, daß sie schon geschworene Freundinnen gewerden waren. Auch heute nahmen sie das niedliche Rind in die Mitte und führten sie wie im Triumph davon. Bald tönte ihr munierer Ge­sang von der Höhe herab, ein Liedchen, das er als Student einst mit leuchtenden Augen und lachendem Herzen gesungen, dann vergessen hatte; heute summte er leise mit:

Leute sagen's ganz gewiß,

Was das mit der Liebe ist.

Wen man liebt, den kriegt man nicht.

Holla hi, holla ho!

Wen man kriegt, den liebt man nicht.

Holla hi! Ha ho!

Wenn mein Liebchen Hochzeit hat,

Ist für mich ein Trauertag.

Holla hi, ha ho!

Set mich in mein Kämmerlein,

Holla hi, holla ho!

Trax' die Sorg' für mich allein,

Holla hi, ha ho!

Den Schluß des Liedes vernahm er nicht mehr. Die Mädchen waren im Tannenwald verschwunden, ihr Gesang verhallte, und nun war's still überall, verteufelt still!

Doch eine recht wirksame Belebung des Landschaftsbildes, diese frische Mädchengestalt, ob sie nun im Garten saß oder, wie gestern, im dolce far niente sich in die Hängematte schmiegte oder gar wie heute früh mit rüstigen Armen drüben auf der Wiese Mutter Leiser beim Heuen half. Eine besondere Anziehungskraft übte offen bar das Tannwasser auf sie aus. Am äußersten Ende des Gartens, da, wo dichtes Haselnußgestrauch sich bis an das steinige Ufer des Baches herzog, haute ihr der Wirt ein Plätzchen zurech machen müssen, wirklich ein lauschiges Platzchen, wie er sich einmal während ihrer Abwesenheit überzeugt hatte. Farnwedel sproßten uppig zwischen den Ulfersteinen hervor, und silberklar schäumten und plätscherten die Wellen vorüber. Man konnte von hier aus den Lauf des Flußchens verfolgen, aufwärts an der Grenze des Gartens entlang, bis an den Weg, den es unter einer kleinen, festen Steinbrucke hindurchschlüpfend, kreuzte. Jenseits der Straße, wo die blumenreiche Bergwiese sich zum Tannenwalde hinaufzog, zeigte sich das Bett des Baches wieder; von verwitterten Granitblöcken eingefaßt, zog es sich in anmutigen Windungen bis hinauf unter die Schatten der Tannen.

(Forrsetzung folgt.)