Nr. 206 87. Jahrgana 1935

Aelteste Nachener Zeitung

Donnerstoa. den 5. Sevtember

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Die Abessinien=Tagung des Völkerbundes hat gestern begonnen

Können sie den Krieg verhindern? Eden warnt vor einem Versagen des Völkerbundes 7Kein Konflikt zwischen England und Ilalien, Die Hauptveleingten geden Ertlarungen ab, Neue Eihung wird einberusen

DNB Seuf, 4. September.

Nach einer kurzen geheimen Beratung ist der Böl­kerbundsrat am Mittwochnachmittag um Uhr zu seiner angekündigten öffentlichen Sitzung zusam­mengetreten. Der Ratspräsident, der argentinische Gesandte in Berlin, Ruiz Guinazu, teilte zu­nächst mit, daß der Spruch des italienisch=abessini­schen Schiedsgerichts über den Zwischenfall von Ual=Ual als einstimmige Entscheidung der fünf Schiedsrichter nunmehr vorliege und den Mitgliedern des Völkerbundsrates baldigst mitge­teilt werde. Der Rat habe in seiner letzten Tagung beschlossen, die italienisch=abessinischen Beziehungen in ihrer Gesamtheit zu prüfen. Vor Eintritt in diesen Punkt der Tages­ordnung habe der Rat den angekündigten Bericht des englischen Ministers Eden über die inzwischen geführten Verhandlungen der drei hauptbeteiligten Mächte entgegenzunehmen.

Edens Erklärung

läßt sich wie folgt zusammenfassen:

Wir erkannten an, so sagte Eden, daß die Lage Abes­finiens umfangreiche Reformen notwendig mache, es schien uns aber, daß die Reformen von Abessi­nien in voller Ausübung seiner Souveränität villig und ohne Beeinträchtigung seiner bhängigkeit oder Unversehrtheit zugestanden werden sollten.

Als Mitglied des Völkerbundes sollte Abessi­eien sich an den Bund wenden, um die Mitarbeit und den Beistand zu verlangen, die für seine wirtschaftlichen Entwicklungen und die Reform seiner Verwaltung erfor­derlich sind. Als angrenzende Mächte wären Frankreich, Großbritannien und Italien besonders beru­sen gewesen, diesen gemeinsamen Beistand zu leisten.

Ein Auftrag zu diesem Zwecke hätte den genann­

ten Mächten entweder vom Völkerbundsrat mit Zustim­nun Abessiniens erteilt werden können, oder der Völ­kerbundsrat aufgefordert werden können, einem Ver­trage zwischen den drei Mächten und der abessinischen Regierung seine Zustimmung zu geben.

Die Reorganisationsarbeit hätte sich auf die ver­schiedensten Gebiete des nationalen Lebens Abessiniens erstrecken sollen, u. a. auf die Wirtschaft, die Finanzen, den Handel und das Bauwesen; ferner die Ansiedlung von Ausländern, die Modernisierung der Verwaltung, Bekämpfung der Sklaverei und die Polizei insbesondere in den Grenzgebieten. Die freie Beteili­gung der Ausländer auf wirtschaftlichem Gebiete sollte gewährleistet sein. Andererseits hätte der kollektive Cha­rakter dieses Beistandes nicht verhindert, daß die beson­deren Interessen Italiens unbeschadet der anerkannten Rechte Frankreichs und Großbritanniens besonders be­rücksichtigt worden wären. Schließlich sei die Möglichkeit territorialer Veränderung unter Zustimmung Italiens und Abessiniens nicht ausgeschlossen gewesen.

Dieses umfassende Programm, so schloß Eden sei­nen Bericht, sei von der italienischen Regierung abgelehnt worden, und es habe sich als unmöglich herausgestellt, in irgend welchem Umfange zu einer Einigung zu kammen.

Im Namen seiner eigenen Regierung erklärte Eden sodann u..:

In den Nachkriegsjahren haben sich die Völ­ker angestrengt und sich ehrlich und mit einem gewissen Erfolg bemüht, eine neue internationale Ordnung zu schaffen, die künftig der Menschheit die Schrecken eines Krieges ersparen sollte. Deshalb verpflichteten sie sich im Pakt von Paris, auf den Krieg als Werkzeug na­tionaler Politik zu verzichten. Aus demselben Grunde hatten die Mitglieder des Völkerbundes vorher ihren Entschluß bekundet und ihre Ueberzeugung ausgespro­chen, in der Satzung, die wir alle zu achten verpflichtet sind.

Die Zentrale der durch den Pakt geschaffenen neuen Ordnung ist hier in Genf. Wenn der Geist auch hier ist, so können wir keinen Mißerfolg haben.

die britische Regierung sich ihrer Verant­wortlichkeit als Völkerbundsmitglied lebhaft be­wußt ist und da sie bereit ist, ihren Anteil an dieser Verantwortlichkeit zu übernehmen, kann ich den Rat unserer bereitwilligen Mitarbeit an der vor uns liegenden schwierigen Aufgabe versichern.

Ich bin sicher, daß wir alle als Völkerbundsmit­glieder unserer Verantwortlichkeit in dieser Zeit ein­Die Weltöffentlichkeit blickt auf uns. Der Völkerbund hat in den wenigen Jahren seines bis­herigen Bestehens eine Reihe von Erfolgen zu verzeich­nen. Wir alle erinnern uns dankbar der wichtigen Rolle, die die italienische Nation durch ihre Genfer Vertreter bei der Herbeiführung dieser Erfolge gespielt hat, daß der Völkerbund, wenn er in diesem Streit nach dem

Urteil der Welt versagt, eine schwere Erschütterung seines Ansehens und seines Einflusses erlebt. Der Zu­sammenbruch des Völkerbundes und der neuen Auffassung einer internationalen Ordnung, die er darstellt, wäre ein Unglück für die ganze Welt.

Ich brauche bei dieser Gelegenheit kaum zu wieder. holen, daß in diesem Streit zwischen Italien und Abessinien keine Rede von irgend einem politischen oder wirtschaftlichen Konfliktzwi­schen England und Italienseinkann. Die empfindlichen Interessen Großbritanniens in Abessinien sind von Italien ausdrücklich an­erkannt worden, und die britische Regierung hegt keine Befürchtungen, daß sie nicht weiterhin

DNB Rom, 4. Sept. Die römische Nachmittagspresse veröffentlicht auf fast drei Zeitungsseiten die umfang­reiche Denkschrift, die die italienische Re­gierung in Genf vorlegen wird und die die italieni­schen Versuche herausstellen soll, zu einer friedlichen Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet zu gelangen.

Vier Gesichtspunkte, so heißt es in der Denk­schrift, hätten in den letzten 40 Jahren die Bezie­hung zwischen Abessinien und Italien stark be­lastet:

1. die abessinische Weigerung, eine endgültige Grenze zwischen dem eigenen Gebiet und den italienischen Kolonien zu ziehen und die fortgesetzte unzulässige Besetzung ita­lienischen Gebietes durch Abessinien;

2. die fortgesetzte Beschränkung der Im­munität der diplomatischen und konsularischen Vertreter Italiens in Abessinien:

3. die fortlaufende Mißachtung des Le­bens und des Besitzes der italienischen Staatsangehörigen in Abessinien, denen eine wirtschaftliche Weiterentwicklung verhindert wurde;

4. gewalttätige Eingriffe gegen Leben und Besitz italienischer Staatsangehöriger auf eige­nem italienischen Boden.

Im weiteren Verlauf der Denkschrift werden sodann die einzelnen zwischen Abessinien und Italien abgeschlos­senen Verträge, ihre angeblichen Verletzungen und Vertragsbrüche aufgezählt. An Hand eingehender Unterlagen werden zahlreiche Einzelfälle in größter Ausführlichkeit behandelt.

Der zweite Teil der Denkschrift befaßt sich mit der Stellung Abessiniens zum Völkerbund. Es wird behauptet, daß Abessinien als Völkerbundsmacht die übernommenen Verpflichtungen in keiner Weise eingehalten habe. Schon die politische Struktur Abessiniens widerspreche der eines zivilisierten Staates. Einen breiten Raum nimmt in der Denkschrift die Be­handlung der in Abessinien angeblich heute noch herr­schenden Sklaverei ein.

Hierzu werden als Kronzeugen zahlreiche englische Politiker und Schriftsteller ange­führt, die dieselben Beobachtungen bezüglich der in Abessinien herrschenden Sklaverei gemacht haben wollen, wie sie jetzt durch diese Denkschrift ein für alle Mal festgestellt würden. So wird be­sonders der Gattin des früheren englischen Außenministers Sir John Simon das Wort ge­geben, die ein umfangreiches Werk über die Skla­verei geschrieben hat.

Die italienische Regierung kommt dann zu folgenden [Schlußfolgerungen: Der Völkerbundspakt habe zwischen den Mitgliedern des Völkerbundes ein System von Verpflichtungen und Rechten geschaffen, die unter einander in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Kein Mitglied des Völkerbundes könne daher die Rechte des Völkerbundspaktes anrufen, wenn es nicht seine eigenen Pflichten erfüllt habe. Auf der ande­ren Seite würde es jedem Grundsatz der Gerechtigkeit zuwiderlaufen, zu verlangen, daß Völkerbundsmitglieder gezwungen seien, Paktverpflichtungen gegenüber einem Mitgliede innezuhalten, das sich mit eigenen Verletzun­gen der übernommenen Verpflichtungen außerhalb die­ses Paktes gestellt habe. Die Zulassung Abessiniens zum Völkerbund sei in dem guten Glauben erfolgt, daß Abes­sinien eine internationale Zusammenar­beit wünsche und innehalten werde.

Der Gedanke, daß der Völkerbund ein Instrument sei, das selbst den Fortschritt der in ihm zusam­mengesaßten Völker fordere, entspreche nicht der

ebenso geachtet werden als bisher. Die britische Regierung ist an diesem Streitfall nur als Mit­glied des Völkerbundes und als Unterzeichner des Paktes von Paris beteiligt.

Wir wollen alle ans Werk gehen. Wenn wir die loyale Mitarbeit der beiden streitenden Par­teien erlangen können, so werden wir die friedliche Lösung erreichen, die wir so ernstlich erstreben.

Der franz. Ministerpräsident Laval

betonte seinerseits, daß Frankreich auf dem Boden der Völkerbundssatzung stehe. Keine Regierung habe sich in der Vergangenheit stärker für den Pakt ein­gesetzt als Frankreich. Noch im letzten Jahr seien die

historischen Wirklichkeit, wenn nicht die Grundbe­dingung geachtet würde, daß die dem Völkerbund angehörenden Länder die Fähigkeit besäßen, von sich aus zur Zivilisation weiter zu entwickeln. Diese Haltung sei nicht bei aillen Völkern gleich­mäßig. Der Völkerbund müsse daher der histo­rischen Wirklichkeit und ihren Veränderlichkeiten Rechnung tragen. Abessinien habe mehr als einmal gezeigt, daß es nicht die erforderliche nEigenschaften besitze, dem Völkerbund anzugehören. Der Völkerbund würde gegen seine eige­nen Aufgaben verstoßen, wenn er nicht davon Kenntnis nähme. Abessinien habe jegliche friedliche und freund­schaftliche Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und kul­turellem Gebiet mit Italien unmöglich gemacht. Es sei von einer absichtlichen und betonten Feindlichkeit gegen Italien beseelt gewesen und unfähig, sich selbst und die ihm unterworfenen Völker zu kontrollieren. Abessinien bilde daher für Italien eine ständige, gegen­wärtige und dauernde Gefahr, da es seine ost­afrikanischen Kolonien bedrohe. Diese Gefahr sei dadurch erhöht worden, daß die abessinische Regierung sich des Freundschaftsvertrages mit Italien vom Jahre 1928 gegen Italien bedient habe, um sich weiter zu be­waffnen. Abessinien habe sich mit seinem Verhalten offen außerhalb des Völkerbundspaktes gestellt und habe sich des ihm bei seiner Aufnahme in den Völkerbund gezeigten Vertrauens unwür­dig erwiesen. Wenn sich daher Italien gegen einen derartig unerträglichen Tatbestand auflehne, vertei­dige es dadurch seine eigene Unversehrtheit, das eigened Prestige und die eigene Würde. Es verteidige aber auch gleichzeitig das Prestige und den guten Namen des Völkerbundes.

Regelung der Saarfrage und die Beilegung der ungarisch­südslawischen Frage Erfolge der loyalen Zusammenarbeit der verantwortlichen Mächte gewesen. Im Gegensatz zu Eden verwies Laval auf die bevorstehenden Mittei­lungen des italienischen Delegierten über die Be­schwerden, die Italien gegen Abessinien vorzubrin­gen habe. Der Rat werde diese Beschwerde sicher mit der größten Aufmerksamkeit prüfen. Laval schloß mit fol­genden Worten:Wir alle haben den Willen, für die Verpflichtungen des Paktes einzutreten, wir alle wollen den Frieden.

Anschließend ergriff der italienische Vertreter

Baron Aloisi

das Wort zu einer längeren Erklärung, in der er auf die italienische Denkschrift einging. Er gab einen historischen Ueberblick über die Ent­wicklung der italienisch=abessinischen Beziehungen in den letzten 50 Jahren, um nachzuweisen, daß Abessinien sich ständig der schweren Verletzungen seiner vertraglichen Verpflichtungen schuldig gemacht habe und einbarba­rischer Staat sei, der weder seine Handlungen, noch das Verhalten der Untertanen in der Gewalt habe.

Nach Aloisi sprach

der abessinische Vertreter Prof. Jéze

Er erinnerte den Völkerbund an die bisherigen Schritte Abessiniens, das sich nacheinander auf die Artikel 11 und 15 besogen habe. Das Schiedsverfahren wegen des Zwi­schenfalles von Ual=Ual habe der italienischen Regie­rung immer wieder Gelegenheit gegeben, der Anwendung des Paktes auszuweichen. Gleichzeitig habe sie ihre militärischen Vorbereitungen ständig ver­stärkt. Der Zwischenfall von Ual=Ual sei jetzt durch den einstimmigen Beschluß der Schiedsrichter aus der Welt geschafft. Nunmehr suche Italien einen neuen Vor­wand, um Zeit für die weitere Vorbereitung der Ge­waltanwendung zu finden. Die italienische Denk­schrift schaffe mit ihrem Versuch, die inneren Angele­genheiten eines Völkerbundsmitgliedes zur Erörterung zu stellen, einen ernsten Präzedenzfall. Die abessinische Regierung sei bereit, darauf zu antwor­ten. Aber der Völkerbundsrat dürfe nicht übersehen, daß die Zeit dränge und daß ein Vernich­tungskrieg gegen ein Völkerbundsmit­glied beschleunigt vorbereitet werde.

Nach einer kurzen Erklärung des spanischen Ver­treters, der die Anwendung des Paktes zur Aufrecht­erhaltung des Friedens forderte, schloß der Rats­präsident die Sitzung mit dem Bemerken, daß die abes­sinische Regierung zweifellos zu den Erklärungen des italienischen Vertreters Stellung zu nehmen wünsche. Der Rat werde deshalb erneut zusam­mentreten. Der Zeitpunkt werde noch bekanntgege­ben werden.

auf den Velverikag!

Die neue Ueberraschung in der italienisch=abessinischen Aubeikanbrrsetzung

Eine Klarstellung ist erfolgt: der Oelvertrag mit Abessinien, den der geheimnisvolle Mister Rickett unter so merkwürdigen Umständen in einer Nacht der vorigen Woche zustandegebracht hatte, sollte tatsächlich von amerikanischem Kapital si­nanziert werden. Er sollte; denn er besteht schon nicht mehr. Das Staatsdepartement in Washington hat die Rückgängigmachung des Abkommens durchgesetzt, weil andernfalls sehr leicht die amerikanische Re­gierung in den Konflikt um Abessinien hätte ver­wickelt werden können. Die African Exploitation and Development Corporation, so hieß die von Rickett ge­gründete Gesellschaft, ist wie aus der folgenden Meldung hervorgeht, eine Untergesellschaft der amerikanischen Standard Vacuum Company, die wieder im Besitz der großen Socony Vacuum und Standard Oil=Company New=Jersey ist. Folgende Meldungen zu dem neuen Sachverhalt liegen vor:

DNB Washington, 4. Sept. Auf dringende Vorstel­lungen des Staatsdepartements beschloß die Standard Vacuum Oil Co. den Rücktritt vom abessinischen Konzessionsvertrag Nach wiederholten Besprechungen mit dem Präsidenter und dem Vizepräsidenten der Standard Vacuum Oil Co. gab Außenminister Hull die Rückgängigmachung des Pachtvertrages bekannt. Hull teilte die Rückgängigma­chung auch telephonisch dem auf seinem Landsitz Hyde­park weilenden Präsidenten Roosevelt mit. Der Präsident gab seiner Befriedigung über diesen

Entschluß Ausdruck, da er im Pachtvertrage eine Ge­fährdung des Weltfriedens gesehen habe.

*

Abessinien hält am Oelvertrag fest

D9B Addis Abeba, 4. Sept. Zu der Meldung, wonach die Standard Vacuum Oil Company auf Ver­anlassung von Staatssekretär Hull sich von der Konzes­sion zurückgezogen habe, verlautet, daß man in abessini­schen Kreisen die Lage nach wie vor für unverändert an­sehe und daß die Rechte Ricketts weiter bestehen bleiben.

Auch Ehertok tritt nicht zurück

DNB New York, 4. Sept. Der New Yorker Mak­ler Chertok erklärte, daß er trotz der Rückgängigma­chung der Konzession in Abessinien durch die Standard­Hil weiterhin sein Konzessionsrecht in Abes­sinien aufrecht erhalten werde. Er habe noch 40 Tage Zeit, um die im Optionsvertrag mit Abessinien festge­setzten Optionssummen in Höhe von einer Million Dollar bei der Regierung von Abessinien zu hinter­legen. Im übrigen habe das Staatsdepartement bisher hinsichtlich seiner Option mit ihm nicht Fühlung ge­nommen.

Nach dieser Erklärung Chertoks ist anscheined seine Konzession unabhängig von der Konzession der Standard Oil.

Haliens Antlage gegen Abessinien

Die Denkschrift Mussolinis/ Scharfe Vorwürfe u. weitgehende Forderungen