General-Anzeiger für Bonn und Umgegend

30. März 1950

Jahrgang! Nr. 18 367

Aus Aer umgegenk

Flucht vor dem Freund Ein Neuwieder Kaufmann, der zu einer Unterredung mit einem Geschäftsfreund nach Frankfurt gefahren war, erfuhr dort, daß dieser nicht zu Hause sel. Aergerlich machte er sich unverrichteter Dinge mit seinem Personenauto wieder auf den Rückweg. Plötzlich bemerkte er auf der Autobahn einen PKW hinter sich, dessen Fahrer ihn durch Winken zum Halten aufforderte. Aus Furcht, von Straßenräubern überfallen zu werden, trat er mit aller Kraft auf den Gashebel und raste davon. So leicht aber ließ sich der Verfolger nicht abschütteln, und es entspann sich eine wilde Jaqd. Ers in Neuwied atmete der Geschäftsmann er­leichtert auf. Hatte er doch Geld und Leben in Sicherheit gebracht. Sein Erstaunen war allerdings nicht gering, als derStraßen­räuber kurz darauf ebenfalls vorfuhr und sich als der Geschäftsfreund aus Frankfurt entpuppte. Er war, als er von dem Besuch erfuhr, in seinem Wagen dem Geschäfts­freund gefolgt. Nach einem Beruhigungs­schnäpschen konnte die geplante Bespre­chung doch noch stattfinden.

Sprengkörper explodierte Ein Junge, der mit seiner Mutter auf einer Waldwiese im Kreise Schleiden Futter für die Kühe suchte, fand einen kleinen Metall­körper. Als er ihn der Mutter zeigen wollte, explodierte der Gegenstand und verletzte den Jungen schwer im Gesicht, am linken Auge und an der Hand. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde er ins Mecher­nicher und später in ein Bonner Kranken­haus überführt.

Falscher Erfinder Ein Mann, der in Bornheim Wohnung und Arbeit gefunden hatte, überraschte seine Bekannten mit der Nachricht, daß er als Patentinhaber einer neuen Pflanzmaschine die Summe von 148000 DMI in Aussicht habe. Zur Bestätigung dieser Angaben wies er ein Telegramm vor und erhielt auf diese Weise bis zurAuszahlung der Summe Kredite. Es gelang ihm jedoch nicht, genug Kredite aufzunehmen, da die Kriminalpoll­zei feststellte, daß derErfinder das Tele­gramm selbst verfaßt hatte. Vermutlich wird ihm die Polizei noch weitere Vergehen nach­weisen können.

DieAufrüstung'' Beuels gehr weiter

Rückkehr gesunder wirtschaftlicher Verhältnisse Baugerüste Im Verkehrszentrum

Der Wiederaufbau beherrscht in zunehmendem Maße das Beueler Straßenbild. Nachdem bereits im vergangenen Jahre fast alle bis zu 60 v H. bombenzerstörten Häuser wieder aufgebaut werden konnten, werden nunmehr auch die noch stärker beschädigten Ruinen in den Wiederauf bau einbezogen.

In fast allen Straßen sind die Bauhand­werker bei der Arbeit. Auf dem Beueler Platz wird mit dem Wiederaufbau des Hau­ses Ewersheim eine der letzten Ruinen ver­schwinden. In der Combahnstraße macht der Wiederaufbau der beiden Eckhäuser an der Kreuzung der von-Sandt-Straße täglich wei­tere Fortschritte. Die Rückkehr zu gesunden wirtschaftlichen Verhältnissen zeigt sich auch in dem Bestreben, das äußere Straßenbild wieder sauber und einladend zu gestallen. Hohe Gerüste in der Friedrichstraße zeugen von diesem Bemühen, das Beuels Stadtbild, insbesondere im Verkehrszentrum, zum Vor­teil gereicht. Die Verwaltung, die unter Führung von Gemeindedirektor Hahn, tat­kräftig den Wiederaufbau vorwärtstreibt, ist

sich bewußt, daß von der Erfüllung dieser Aufgabe Beuels Zukunft und wirtschaftliche Entwicklung weitgehendst abhängen.

Eine Drachenburg in Beuel Beuel: Der StammDrache des Deutschen Pfadfinderbundes ist dabei, sich ein Heim am Rheinwerft zu schaffen. Den Pfadfindern wurde der kleine Bunker auf dem Trümmer­grundstück Willcke zur Verfügung gestellt, den sie nun mit Hacke und Spaten buchstäb­lich aus dem Boden herauswühlen. Sie wol­len auch die Umgebung ihrer kleinen Dra­chenburg, die sie im Sommer einzuweihen hoffen, recht freundlich gestalten, um damit an dieser durch den Krieg verwüsteten Stelle eine schmucke Anlage, die sich dem Bild des Rheinufers anpaßt, zu schaffen.

Kardorfer Schuljugend zeigte ihr Können

Elternabend gut besucht Dechant Blum unter den Ehrengästen

Unter dem vielversprechenden Motto:Nun will der Lenz uns grüßen veran­staltete die katholische Volksschule Kardorf im Saale Henselor einen slimmungs­vollen Elternabend. Als Ehrengäste waren Dechant Blum, Regierungsrat Seiok, Amtsdirektor Dietz, die Gemeindevertretung und zahlreiche Lehrer aus der Um­

gebung erschienen.

Nach dem Begrüßungslied der Kinder: Guten Abend euch allen hier beisammen, brachte Lehrer Winkler seine Freude über den guten Besuch zum Ausdruck und be­tonte, daß der Abend einen Einblick in die Erziehungsarbeit geben solle. Zunächst ern­teten die älteren Jahrgänge mit ihren gut einstudierten Volkstänzen, Gedichten und klangschönen Liedern großen Applaus. Be­sonders gefiel das LiedIhr kleinen Vöge­lein. Dann folgten Spiele und Gesänge der ABC-Schützen Sie führten die Märchen­spieleHänsel und Gretel,Schneeglöck­chen" undRübenstreit auf. Höhepunkte der Darbietungen warenDie Wahl des Bürgermeisters in Schilda und das prächtig

ausgestattete MärchenKönig Drosselbart. Dechant Blum dankte der Lehrerschaft für die geleistete Arbeit und forderte die Eltern auf, immer in Gemeinschaft mit der Schule und der Kirche ihre Kinder zu erziehen.

Schulausbau in Bornheim Bornheim: Im kommenden Haushaltsplan ist der Neubau von vier Schulräumen in der katholischen Volksschule vorgesehen. Die Realschüler und die Volksschüler können dann in eigenen Räumen unterrichtet werden.

Kino In Sechtem

Sechtem: Der Umbeu des Tanzsaales Weise in einen Raum für Filmvorführungen steht vor dem Abschluß. Ostern sollen die ersten Aufführungen stattfinden.

Oberdollendorfer Kirche wird vergrößert

Ein Pfarrherr mit kühnen Plänen Hauptsorge ist dasliebe Geld

Schon vor vierzig Jahren hatte man sich vorgenommen, die Oberdollendorfer Pfarrkirche zu ändern und zu erweitern, oder gar ein neues Gotteshaus zu er­richten. In der Inflation nach dem ersten Weltkriege zerrann jedoch mit einem durch Sammlungen und Veranstaltungen zusammengesparten Kapital von 120000 Mark auch die Hoffnung, das Bauvorhaben zunächst ausführen zu können.

Der Gedanke, für die ständig wachsende Pfarrgemeinde eine geräumige Kirche zu schaffen, ließ den Pfarrherrn August Polster nicht ruhen. Er suchte nach einer Möglich­keit, das notwendige Kapital aufzubringen. Für den ersten der vorgesehenen drei Bau­abschnitte gelang es ihm. Da die Erweite­rung des Kirchenschiffs nach Westen, neben einer größeren Orgelbühne auch einer neuen Leichenhalle Raum bietet und außerdem ein würdiger Platz für das Gefallenen-Ehrenmal entsteht, gab die Gemeinde bereitwillig be­trächtliche Zuschüsse. Mit den Mitteln, die

aus freiwilligen Spenden und durch gemein­nützige Veranstaltungen aufgebracht wur­den, sollen auch vier Glöckchen und eine große Uhr für den neuerbauten Turm be­schafft werden. Pfarrer Polster rechnet da­mit, daß diese Arbeiten auf Laufentluslag, dem 10. August, beendet sind. Aber er hat noch viele Pläne. Eine neue Sakristel, ein Seitenschiff mit Krypta sollen entstehen und der Innenraum müßte frisch ausgestattet werden. Aber das kommt, wie auch die An­lage einer Zentralheizung,wenn mal wie­der Geld dafür da ist.

Bad Godesberger Nachrichten

Herrenlose Möbel versteigert

Großer Andrang und starke Nachtrage

* Wieder wurden in der Turnhalle an der Lessingstraße beschlagnahmt gewesene Mö­bel, deren Eigentümer nicht festzustellen waren, versteigert. Der Andrang war groß. besonders rege geboten wurden jedoch nur bei wenigen der 157 verkauften Stücke. Stühle gingen für 1 bis 2 DM fort, Polster­stühle für 2 bis 5 DM. Tische für 2 bis 8, ein Sofa für 10, eine Couch für 30, Kommo­den für 15 bis 35, Schränke für 20 bis 60, Bettgestelle mit Sprungfederrahmen für 15. Matratzen für 5 bis 10 DM. Ein sehr gut er­haltener Gasherd erzielte 80, ein ebenfalls gut erhaltener Teppich 225, ein Klavier 300, ein Flügel 500 DM. Eine Bier- und Schnapstheke wurde von einer Godesberger Schützenbruderschaft für 65 DM erworben. Ein Teil der angebotenen Möbelstücke blieb unverkauft. Was davon noch brauchbar ist, wird in einer späteren Versteigerung noch einmal ausgestellt werden; für sie sind much eine Anzahl gerahmter Bilder und Gemälde zurückgestellt.. Völlig unbrauchbare Stücke werden an Althändler verkauft.

Vater Goriot

Aufführung des Filmclubs

* In seiner zweiten Veranstaltung zeigte der Godesberger Filmclub in den Burglicht­spielen den französischen FilmVater Goriot, der nach nach Balzacs Novelle ge­dreht wurde. Das Paris Balzacs wurde leben­dig, mit den kleinen Studenten-Pensionen im Quartier Latin, mit seinen glänzenden Opernabenden und Festen einer oberfläch­lichen Gesellschaft, die mit Gefühlen ebenso jonglierte wie mit Wechseln. Das Schicksal Vater Goriots, der sich für seine ehrgeizigen und von ihm abgöttisch geliebten Töchter zugrunde richtet, verknüpft sich mit dem eines armen, adligen Studenten und mit dem eines entsprungenen Bagnosträflings. Die Kamera wanderte hin und her zwischen ärmlichen Mansardenstuben und prächtigen Palais. Sie nutzte jede Möglichkeit zur Großaufnahme. Diese typisch französische Kunst des Potografierens, sowie die ausge­zeichnete Darstellung, ließen vergessen, daß manche der Gestalten und Vorgänge vom Drehbuch her nicht ganz begriffen waren. Am Mittwoch nach Ostern wird der Godes­berger Filmclub, dessen Mitgliederzahl inzwischen erfreulich angewachsen ist, sei­nen ersten Diskussionsabend veranstalten.

Letzte Anrechts-Vorstellung

G. PuccinisLa Bohème

* Die Anrechtsvorstellungen der Kurver­waltung im Volksgartensaale gehen zu Ende. Nachdem durch die städtischen Büh­nen Köln die OpernFigaros Hochzeit, Cosi fan tutte von Mozart, sowieDer Wildschütz von Lortzing und die Operette Glückliche Reise von E. Künnecke, ferner durch die Koblenzer BühnenOrpheus in der Unterwelt von J. Offenbach mit gro­ßem Erfolg aufgeführt worden sind, wird am Samstag als letzte. Anrechtsvorstellung die OperLa Bohème von G. Puccini durch die Koblenzer Bühnen über die Bretter gehen. Die Rolle des Rudolf singt der auch durch den Rundfunk bekannt gewordene Tenor Cristo Bajef. Die musikalische Lei­tung hat Generalmusikdirektor Otto Wink­ler. Die Inszenierung besorgte der Inten­dant des Theaters, Professor Krauß.

Ausgezeichneter Beethoven-Interpret

* Der bekannte Godesberger Pianist Willy Piel hatte kürzlich in einem Konzert im großen Hause des Staatstheaters in Stutt­gart einen ungewöhnlichen Erfolg mit dem Vortrag des Klavierkonzerts in-Dur von L. van Beethoven unter Leitung von Gene­ralmusikdirektor Ferd. Leitner. Die Stutt­garter Zeitung lobt besonders die Innigkeit und Schlichtheit seines Spiels und hofft, dem Künstler noch öfter in Stuttgart zu begeg­nen. Die Stuttgarter Nachrichten bezeich­nen Piel als einen ausgezeichneten Beet­hoven-Interpreten. Die geistige Transpa­

renz seines geschlilfenen Vortrages werde nicht durch tomantische Konzessionen oder virtuose Elfekte getrübt.

Konzert in der Otto Kühne-Schule

Am heutigen Donnerstag findet in der Aula der Otto Kühne-Schule ein Jahres­schlußkonzert statt. Das Programm enthäl­Hlaydn Symphonie in B(1. Satz), Schlassi. Violinkonzert in A, und das Stabat mater von Pergolese.

Auch heute sei das deutsche Volk in zöhem Bemühen bestrebt, sich aus seiner noch schwierigen Lage wieder emporzu­arbeiten. Der Bischof gab seiner Befriedi­gung darüber Ausdruck, daß Bundespräsi­dent Heuß in der Rede anläßlich seiner Wahl darauf hingewiesen habe, wie wichtig es für die Zukunft aller Völker sei, dem Kult der Gewalt abzuschwören. Professor Heuß unterstrich in seiner Erwiderung, daß die Werke der Nächstenliebe Seiner Heilig­keit des Papstes, der sich schon während des

* Die Alte Apotheke an der Koblenzer Straße wird zurzeit neu angestrichen. Man darf daraus schließen, daß der ursprüngliche Plan, das Gebäude niederzulegen, um da­durch den Durchbruch für die neue Fried­rich-Ebert-Straße zu bekommen, nun endgül­tig aufgegeben worden ist, daß die neue Straße also nicht genau gegenüber der Bahnhofstraße, sondern etwa 25 Meter wei­ter rechts beginnen wird. Die aus der Bahn­hofstraße in die Friedrich-Ebert-Straße fah­renden Kraftwagen müssen also die Koblen­zer Straße in einem Winkel von eiwa 45 Grad überqueren. In der letzten Sitzung des Verkehrssicherungsausschusses wurde bedauert, daß der Plan, die Alte Apotheke niederzulegen, aufgegeben worden ist. Die Apotheke hätte dicht neben ihrem jetzigen Platz an der neuen Straße wiederaufgebaut

Rotkäppchen in Mutlendort

Nach einer Reihe von Gastspielen im Sieg­tal und im Westerwald gastiert am Sonntag die Bad Godesberger Märchenbühne in Muffendorf im Gasthaus Schneider Gesperrte Bahnübergänge * Wegen dringender Gleisarbeiten wer­den der Bahnübergang Stephanstraße vom 29. März, 7 Uhr. bis 30. März, 19 Uhr, und der Bahnübergang Drehholzstraße vom 3. bis 4. April für die gleiche Zeit gesperrt.

Apostolischer Nuntius auf Viktorshöhe

Bundespräsident Prof. Heuß empfing gestern Bischof Aloisius Muench

Bundespräsident Prof. Heuß empfing am gestrigen Mittwoch den Apostolischen Nuntius, Bischof Aloisius Muench. In seiner Ansprache erwähnte Bischof Muench, daß Seine Heiligkeit der Papst vor dreißig Jahren den verstorbenen Reichspräsi­denten Ebert zu einer Zeit sein Beglaubigungsschreiben überreichte, da sich das deutsche Volk in größter Not befunden habe.

Bundeskanzler Dr. Adenauer im Gespräch mit Bischof Muench

Eine gute Gelegenheit wurde verpaßt

Verkehrssicherungsausschuß kritisiert Führung der Ebertstraße

Krieges um die Linderung der Not bemüht habe, dem deutschen Volk unvergessen blie­ben. Im weiteren Verlauf seiner Ansprache stellte der Bundespräsident fest, daß der Papst als Erster der Welt gegenüber seine Stimme mit der Aufforderung erhoben habe, den Haß aufzugeben und sich wieder der hohen Macht der Liebe zuzuwenden Bundes­präsident Prof. Heuß sprach Bischof Muench den Dank für die ihm übermittelten Segens­wünsche des Papstes für das deutsche Volk aus.

werden können. Die schräge Ueberquerung der Koblenzer Straße werde bei der be­stimmt zu erwartenden gewaltigen Zunahme des Autoverkehrs eine Gefahrenstelle ersten Ranges sein, zumal die Koblenzer Straße Einbahnstraße sei und die schräge Ueber­querung entgegen dem Einbahnverkehr er­folgen müsse. Die Stadtverwaltung habe sich eine gute Gelegenheit entgehen lassen, einen geradezu vorbildlichen Straßenzug vom Rhein zum Draitschbrunnen und weiter in das Ländchen zu schaffen. Ueber kurz oder lang werde nachgeholt werden müs­sen, was jetzt versäumt worden sei. Da die neue Straße obendrein an Mauern und Hinterhäusern vorbeiführt, dürfte sie, wenn man keine andere Möglichkeit finden sollte, wirklich nicht zur Verschönerung des Stadt­bildes beitragen.

Sorgen und Probleme der Stadt Bad Godesberg

Eine Unterredung unseres Mitarbeiters mit Bürgermeister Hopmann In Frieden miteinander leben

* Bürgermeister Hopmann gewährte dem Godesberger Berichterstatter des Gen.­Anz. eine Unterredung. Sie hatte u. a. das Zusammenleben der einheimischen Be­völkerung mit den Heimatvertriebenen und Evakuierten zum Gegenstand und be­faßte sich mit dem Neubau von Häusern und Wohnungen für Einheimische, mit Fragen der Wirtschaft, des Schulwesens, der Kultur und des Verkehrs.

Die Stadt Bad Godesberg, vor 50 Jahren noch eine kleine Gemeinde mit 15029 Ein­wohnern, ist bis 1939 organisch gewachsen. 1910 hatte sie 20 433 Einwohner, 1927 wur­den die 25000 überschritten, 1939 die Zahl 30 766 erreicht. Der Krieg und seine Folgen schwemmten tausende Menschen nach Bad Godesberg. Anfang 1950 hatte unsere Stadt 45 016 Einwohner, darunter 6408 Vertrie­bene, 6230 Evakuierte und 465 Ausländer. Dieses rasche, unorganische Wachstum hat erhebliche Auswirkungen: die Zusammen­setzung der Godesberger Bevölkerung ist eine völlig andere geworden, es fehlt an Wohnraum und an Arbeitsplätzen, die Schu­len sind zu eng, im ständig wachsenden Straßenverkehr entstanden gefährliche Eng­pässe. Diese Erkenntnisse waren die Grund­lage einer Unterredung mit Bürgermeister Hopmann über seine Sorgen als Stadtober­haupt von Bad Godesberg.

Einheimische, Vertriebene und Bvakuierte müssen sich zu einer Gemeinschaft finden, die in Frieden miteinander lebt. Das sei seine größte Sorge und sein sehnlichster Wunsch, sagte Bürgermeister Hopmann. Seine vornehmste Aufgabe sei es, zwischen den einzelnen Bevölkerungsschichten, aber auch zwischen den Konfessionen und Par­teien zu vermitteln. Er befürwortete die Pflege landsmannschaftlicher Eigenarten, man solle sich von Ihnen gegenseitig mitteilen, sich kennen und verstehen lernen.

Stadtverwaltung und Bevölkerung.

Wir haben fuhr er fort,eine junge, tüchtige Verwaltung und eine arbeitsfreu­dige Stadtvertretung. Die Bevölkerung ist

aufgeschlossen, die Presse interessiert an den vielfältigen Problemen, die uns gestellt sind. Die Zusammenarbeit mit den Aufsichts­behörden ist gut. Das lasse ihn hoffen, daß es gelinge, die Schwierigkeiten zu meistern, vor die die Stadt Bad Godesberg gestelll sei. Eine besondere Sorge bereite ihm das Wohnungsproblem. Der Bürgermeister erin­nerte an die großzügigen, zum Teil abge­schlossenen Bauvorhaben für Vertriebene, an die Neubauten für Besatzungsverdrängte, die Hohe Kommission und für die Beamten der Bundesbehörden. Diese Bauvorhaben kämen auch den Einheimischen mittelbar zu­gute, denn sie lockerten die bestehende Wohnungsnot.Dennoch bedauere ich, sagte der Bürgermeister,daß wir für sie selbst bisher so wenig tun konnten. Die genannten Bauvorhaben forderten von der Stadt zwar große materielle Opfer, würden aber im Wesentlichen nicht durch sie finan­ziert.

Neue Häuser für Einheimische

Auch für die einheimische Bevölkerung neue Häuser zu bauen, sei ein Ziel, das nicht aus den Augen verloren werde. Im weiteren Verlauf der Unterredung streifte der Bür­germeister die in Gang befindlichen Haus­haltberatungen. Es werde mancher berech­tigte Wunsch offen bleiben, sagte er, denn es sei nicht zu vermeiden auch da Abstriche zu machen, wo die Bereitstellung von Mit­teln dringlich sel. Einnahmen und Ausgaben müßten sich jedoch die Waage halten. Hand­werk, Handel und Industrie, die wesentlich daran beteiligt seien, daß der Stadtsäckel gefüllt werde, bedürften der Förderung. Der Ausbau einer sich der Eigenart der Stadt an­

passenden Industrie sei von großer Bedeu­tung, vor allem im Hinblick darauf, daß zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden müßten.

Das Sorgenkind Schulwesen

Ein besonderes Sorgenkind sei das Schul­wesen(wir berichteten darüber bereits in unserer Ausgabe vom 12. März). Der Aus­bau der Volksschulen sei zwingend und er hoffe, daß der geplante Neubau an der Friesdorfer Straße durchgeführt werden könne. Auch die Realschule, die sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens einen guten Ruf erworben habe, werde weiter ausgebaut. Die Sexta einer neuen Höheren Schule für Mäd­chen sei inzwischen geschaffen. Das Ziel sei, sie als staatliche Anstalt auf- und auszu­bauen. Auch wenn es nicht erreicht werden sollte, werde die neue Schule unter allen Umständen durchgeführt. Im kulturellen Le­ben Bad Godesbergs sei eine einheitliche Linie geschaffen Seine Träger seien neben der Musikalischen Gesellschaft Bad Godes­berg die Gastspiele der Kölner Bühnen Der Bürgermeister bestätigte uns, daß auch ein­heimischen Künstlern und kulturellen Ge­meinschaften im Rahmen des Zweckmäßigen und Möglichen Unterstützung und Förderung zuteil werden solle.

Wachsender Straßenverkehr

Vor schwierige Probleme, fuhr er fort, stellt uns der wachsende Straßenverkehr. Der Lärm der Mlotoren habe die Stadt aus ihrer Ruhe aufgeschreckt. Es sei unumgäng­lich, den Stadtkern vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Das sei jedoch eine Angelegen­heit überörtlicher Planung. Bürgermeister Hlopmann beendete die Unterredung mit einem Hinweis auf die großzügig durchge­führten Arbeiten zur Verschönerung unserer öffentlichen Anlagen. Was sie angeht, so bestätigten wir ihm gern:Ja, Bad Godes­berg ist wieder schöner geworden!