W. Jahrgang— Nr. 15 926
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Samstag Sonntag, 28.29. August 1937
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Bonner Nachrichten
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Votschafter Knatchoau außer Tebensgesahr
Englands Protest an Tokio
Der Zustand des englischen Botschafters in China, Sir Hughes Knatchbull, scheint sich nach den letzten Meldungen so weit gebessert zu haben, daß er trotz seiner schweren Verletzungen nicht mehr in Lebensgefahr schwebt. Der Botschafter hat auch die zweite Nacht gut überstanden. Ein Arzt erklärte, man hoffe, daß der Botschafter in—7 Wochen das Krankenhaus verlassen könne.
Drohung mit Abbruch der Beziehungen zu Japan
lai, die auf halbem Wege an der Bahnstrecke zwischen dem Nankau=Paß und Kalgan liegt, ereignet. Die japanischen Truppen haben laut Mitteilung des japanischen Oberkommandos in Tientsin die chinesische Hauptstellung an der Großen Mauer durchbrochen und die feindliche Front in einer Breite von 15 im eingedrückt.
Ueber den Gefechtsverlauf wird im einzelnen bekannt, daß sich die chinesische Schlüsselstellung auf der Höhe 1390, etwa 20 km südlich von Kantschung, befand, wo die Große Mauer auf einem jäh abfallenden Bergkegel ihren höchsten Punkt erreicht und von wo das ganze umliegende Gelände beherrscht werden kann. Die Chinesen, die sich ihrer günstigen Stellung bewußt waren, leisteten zähesten Widerstand, sodaß der erste der mehrtägigen japanischen Angriffe erfolglos blieb. Erst neu herangeführte japanische Verstärkungen ermöglichten nach siebentägigem erbittertem Ringen die Erstürmung der die Große Mauer weithin beherrschen
Pressephoto.
In dem Krankenhaus, in dem der Botschafter liegt, liefen den ganzen Tag über Bekundungen der Anteilnahme aus allen Teilen der Welt ein, u. a. vom König von England und von Marschall Tschiang=Kai=schek. Unter den diplomatischen Vertretern, die im Laufe des Freitags im Londoner Außenamt vorsprachen, um das Bedauern ihrer Regierungen über die schwere Verwundung des englischen Botschafters in China auszusprechen, befand sich auch der deutsche Geschäftsträger Gesandter Dr. Woermann.
Lady Knatchbull, die Gattin des verwundeten britischen Botschafters, hat das bei Schanghaikwan gelegene Seebad Peitaiho, wo sie ihren Sommeraufenthalt hatte, verlassen und sich an Bord eines britischen Zerstörers am Donnerstagabend nach Schanghai begeben.
Die britische Regierung hat den Botschaftsrat R. G. Howe im Flugzeug nach Nanking gesandt, um dort den verwundeten britischen Botschafter zu vertreten. Der japanische Botschafter in London besuchte gestern Eden und hatte mit ihm eine Unterredung, über deren Inhalt nichts bekanntgegeben wurde.
Abbruch der Beziehungen?
Englands Protest gegen den Zwischenfall in Schanghai ist nach Tokio abgegangen, nachdem die von Außenminister Eden entworfene Note von Ministerpräsident Chamberlain in einem längeren Ferngespräch gebilligt worden war. Der Inhalt der Note, die erst heute vormittag(Ortszeit) in Tokio überreicht wurde, ist noch nicht bekannt.
Die Morgenblätter melden lediglich, daß die Note in einem sehr scharfen Ton gehalten ist und keinen Zweifel daran lasse, daß die englische Regierung den Zwischenfall als außerordentlich ernst betrachte. Aehnliche Angaben über den Inhalt der Note macht der Daily Expreß. Danach werde darin betont, die englische Regierung schenke den japanischen Angaben Glauben, wonach der Angriff auf den Botschaftswagen nicht in dem Sinne vorsätzlich gewesen sei, daß die japanischen Flieger gewußt hätten, der englische Botschafter befinde sich in dem Wagen. Wenn aber von japanischer Seite behauptet werde, die japanischen Flieger seien in dem Glauben gewesen, Marschall Tschiang=Kai=schek habe sich in dem Wagen befunden, so müsse darauf hingewiesen werden, daß zwischen Japan und China kein formeller Kriegszustand bestehe, und der Angriff auf den Wagen zugegebenermaßen einen Bruch des Völkerrechtes darstelle.
Weiterhin werde in der Note volle Genugtuung für den Angriff auf den Botschafter gefordert. Die englische Regierung betrachte den Zwischenfall als sehr ernst und erwarte das gleiche von der japanischen Regierung, da es unmöglich sei, die Folgen abzuschätzen, wenn einmal die Völkerrechte nicht mehr geachtet würden. Weiterhin gibt Daily Expreß an, die englische Regierung würde die Beziehungen zu Japan vorübergehend abbrechen, um einen deutlichen Nachdruck zu verleihen, falls die japanische Regierung nicht in kürzester Frist die geforderte Genugtuung geben würde.
Weiter teilt Daily Expreß noch mit, daß von der englischen Regierung eine Schadenersatzforderung gestellt worden sei.
Lustangriff auf Nanking?
Daily Exchange meldet heute früh aus Schanghai, daß nach verschiedenen hier eingetroffenen Berichten aus Ranking japanische Flugzeuge einen Lustangriff auf die chinesische Hauptstadt durchgeführt haben. Dabei sollen 500 Menschen— meist Zivilisten— ums Leben gekommen sein.
Japanischer Durchbruch an der Großen Mauer
Einmarsch in die Innere Mongolei
Die bisher größte und entscheidendste Gesechtshandlung im Verlauf der militärischen Operationen in Nordchina hat sich gestern südwestlich der Stadt Huai
den Höhe 1390, wodurch die von fünf chinesischen Divisionen verteidigte Stellung durchbrochen werden konnte. Die chinesischen Truppen gingen eiligst in Richtung Huailai zurück. Das japanische Oberkommando mißt dem Durchbruch an der Großen Mauer größte strategische Bedeutung bei, da nun die Innere Mongolei dem japanischen Vormarsch völlig offen stehe.
Chinesisches Vermessungsschiff versenkt
Zu einem Seegefecht kam es zwischen einem japanischen Zerstörer und einem chinesischen Vermessungsschiff. Das letztere, das lediglich mit einem Maschinengewehr bewaffnet war und sich tapfer zur Wehr setzte, mußte sich in den kleinen Hafen Tungtschau an der Tschekiangküste zurückziehen, wo es von dem Zerstörer schließlich versenkt wurde.
*
Der Matin meldet, in Kreisen der chinesischen Botschaft in Paris lasse man durchblicken, daß die NankingRegierung wahrscheinlich den Völkerbund mit dem chinesisch=japänischen Konflikt befassen werde.
Die amerikanische Regierung ließ in Nanking und Tokio zwei formale Noten überreichen, in denen sie China und Japan in Kenntnis setzt, daß Amerika beide Länder für etwaige Schäden im Kampfgebiet, die amerikanische Staatsbürger erleiden, haftbar mache.
Die Front dor Jatagossa anerschattert!
Widerlegung ausländischer Lügen- und Sensationsmeldungen— Gefangenenzahl auf 40000 gestiegen
gestrigen
vom
Der nationalspanische Heeresbericht Freitag lautet u..:
Santander=Fvont: Im östlichen Abschnitt besetzten unsere Truppen am Freitag um 17.45 Uhr Santona, wo sich 11 feindliche Bataillone ergaben, außerdem 17, die bereits im letzten Heeresbericht genannt wurden. Die übrigen Kolonnen haben in dem neugewonnenen Gebiet Erkundigungen durchgeführt und umfangreiches Material erbeutet. Im westlichen Abschnitt wurde die Linie Trasierra erreicht und vier Höhen, ferner die englische Grube und der Ort Ayuela im Norden von Cabezon de la Sal, besetzt. In Santander dauert der unbeschreibliche Jubel der Bevölkerung an. Die Materialbeute erhöht sich fortgesetzt. was ein glänzender Beweis für die Größe unseres Sieges und der Niederlage des Gegners ist. Die Zahl der Gefangenen beträgt in den verschiedenen Zonen über 40000. Unter dem erbeuteten Material befinden sich auch Munitionslager. Auf dem Flughafen von Albericia sind 30 Flugzeugmotore gefunden worden. Die Verbindungen zwischen Santanden und Bilbao sind wiederhergestellt.
Aragon=Front. Der Gegner übt weiterhin einen Druck auf unsere Stellungen aus; seine Angriffe wurden aber schließlich zurückgeschlagen, wobei er starke Verluste erlitt. Die von den bolschewistischen Sendern verbreiteten Nachrichten, wonach die Marxisten angeblich unmittelbar von Saragossa ständen, sind unrichtig. Wo der Feind in unsere Linien eingebrochen wan, wurde er wieder vertrieben.
Luftwaffe: Im Luftkampf wurden am Freitag von unseren Jagdfliegern an der Aragon=Front acht feindliche Apparate abgeschossen, Unsere Luftabwehr holte ein zweimotoriges Flugzeug herunter.
9000 Ermordete in Santander
500 gefesselte Leichen auf dem Meeresgrund
Ueber die Leiden der Bewohner der Provinz Santander unter der 13monatigen Schreckensherrschaft der Bolschewisten werden jetzt erschütternde Einzelheiten bekannt. Die Zahl der unter dem Sowjetregime „zum Tode verurteilten“ und von der Kommune ermordeten Einwohner beträgt für die genannte Zeit in Santander Stadt und Provinz insgesamt 9000. Viele von ihnen sind an Händen und Füßen gefesselt in die Bucht von Santander geworfen worden. Allein in der Nähe des Leuchturms liegen nach Aussagen eines Ein
heimischen, der den Mordszenen selbst beigewohnt hat, ungefähr 500 Leichen auf dem Meeresgrunde. Am 27. Dezember vergangenen Jahres wurden 150 nationalgesinnte Einwohner aus den Gefängnissen geholt und mit Maschinengewehren und Handgranaten ermordet. Die Opfer sollen sämtlich gefaßt in den Tnd gegangen sein und sterbend ein nationales Lied gesungen haben.
Die Verluste der italienischen Freiwilligen
Einer Meldung der Agenzia Stefani zufolge haben die italienischen Freiwilligen in den Kämpfen, die zur Einnahme von Santander geführt haben, nach den bisherigen Feststellungen vom 14. bis 23. August folgende Verluste erlitten: gefallen 16 Offiziere und 325 Mann, verwundet 60 Offiziere und 116 Mann.
Die Führer der italienischen Legionäre
Mussolini hat den italienischen Legionären in Spanien die Anerkennung der Nation für die tapfere Haltung bei der Einnahme von Santander ausgesprochen. Nun wird in der italienischen Presse erklärt, es sei jetzt an der Zeit, die Namen der Generäle zu nennen, die mit ihrem Können und mit ihrem Mut zu dem großen italienischen Erfolg beigetragen haben. An der Spitze der Legionäre steht danach General Bastico, der sich schon im Abessinien=Feldzug auszeichnete. Inspektor der Schwarzhemden in Spanien ist General Teruzzi, der frühere Generalstabschef der faschistischen Miliz, und Chef der Generalintendantur ist General Favagrassa. Als Divisionskommandanten werden ferner genannt die Generäle Perti und Roatta und als Kommandanten der Kolonnen die Generäle Frasci, Piazzoni, Bergonzoli, Francisci, Biscaccianti, Velardi und Manca.
In einem Telegrammwechsel zwischen Franco und Mussolini dankte Franco dem Duce für den italienischen Beistand zum Sieg von Santander, der für die Kultur des Abendlandes errungen worden sei.
Zeuge für sowjetspanische Tarnungsmanöver
Ein aus Katalonien eingetroffener Flüchtling hat Beweise dafür mitgebracht, daß bolschewistische Flugzeuge mit nationalspanischen Abzeichen versehen, ausländische Schiffe bombardieren, um den Eindruck zu erwecken, als handele es sich um Uebergriffe nationalspanischer Flieger. Er berichtet, daß er auf dem Flugplatz der Bolschewisten in Reus zwei Flugzeuge mit den Abzeichen nationaler Apparate gesehen habe und
Das Treffen der Auslandsdeutschen
Statt wie bisher in Erlangen treffen sich in diesem Jahr die Vertreter des Auslandsdeutschtums in Stuttgart, das ja offiziell auch den Namen „Stadt der Auslandsdeutschen“ trägt, eine Ehre, welche die schöne und mächtig aufstrebende schwäbische Hauptstadt mit gutem Recht empfangen hat, denn schon seit Jahren ist sie durch ihr vorbildlich arbeitendes Deutsches Ausland=Institut sehr eng mit dem Deutschtum im Auslande verbunden, wie ja überhaupt der Schwabe immer gern seinem Fernweh nachgegeben hat und ins Ausland gezogen ist, vorübergehend oder auch für immer.
Nun müssen wir aber einen Unterschied machen— und das wird nur zu oft bei uns im Reich unterlassen— zwischen den Reichsdeutschen und den Volksdeutschen im Ausland, denn die einen sind ja reichsdeutsche Staatsangehörige, die im Ausland leben, und die anderen sind wohl volkstumsmäßig Deutsche wie wir, haben aber die Staatsangehörigkeit des Landes, das ihnen zur zweiten Heimat wurde. Werden diese Volksdeutschen vom Volksbund für das Deutschtum im Ausland(BdA.) betreut, so sind die Auslandsdeutschen durch den Nationalsozialismus zusammengefaßt in der Auslandsorganisation der RSDA., die sozusagen einen Gau bildet und an deren Spitze der Gauleiter Ernst Wilhelm Bohle steht, der gleichzeitig in Verkörperung der Einheit von Partei und Staat auch„Chef der Auslandsorgani= sation im Auswärtigen Amt“ ist. Dadurch wird auch “ im Ausland eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Auslands=Organisation und den deutschen diplomatischen Vertretern im Ausland gewährleistet ist. Erfaßt werden von der Auslandsorganisation ungefähr drei Millionen Volksgenossen sowie etwa 70000 Angehörige der seefahrenden Berufe, die ja auch mehr im Ausland als zu Hause sind.
Zweck und Ziel dieser Auslandsorganisation ist es aber, die Reichsdeutschen im Ausland, auf die man dort heute natürlich ganz besonders aufmerksam, ja oft auch besonders kritisch blickt, zu einer disziplinierten Einheit zusammenzufassen, die ein getreues Abbild von dem disziplinierten Gemeinschaftsgeist des durch den Nationalsozialismus geeinten und wieder frei und wehrhaft gemachten deutschen Volkes geben. Dazu gehört natürlich auch, daß sich die Mitglieder der Auslands=Organisation streng von jeder Einmischung in die inneren Verhältnisse ihrer Gastländer fernhalten. Wenn doch nur so manche Ausländer bei uns eine ebensolche Zurückhaltung zeigen würden!
Wenn nun die Vertreter dieser Auslandsorganisation der NSDAP. morgen sich für fast eine Woche in Stuttgart zu wichtigen Tagungen zusammenfinden, so werden die dort gehaltenen Reden namhafter Vertreter von Staat und Partei nicht nur die Auslandsdeutschen angehen, sondern wahrscheinlich auch uns alle, denn diese Tagung der Auslandsorganisation ist schon in den letzten Jahren sozusagen das verheißungsvolle Vorspiel zum Nürnberger Reichsparteitag gewesen und wird es bestimmt auch diesmal sein..-E. A.
Bost dicte Abeichen uumiteder nah der Lachung alte sernt und wieder übermalt wurden.
Wieder zwei britische Schiffe angegrissen
Nach einer Reutermeldung aus St. Jean de Luz sollen zwei weitere englische Dampfer, die Marian Moeller und die African Trader, gestern beim Verlassen des Hafens von Gijon mit Bomben beworfen worden sein. Man glaubt in St. Jean de Luz, daß eines der Schiffe getroffen worden sei und ein Leck erhalten habe.“
Mit diesen neuen Angriffen auf Schiffe wächst die Zahl der zweifelsfrei von Bolschewisten angegriffenen Handelsschiffe in diesem Monat auf 15.
Eine Deutschlandstraße in Vilbao
Die Stadtverwaltung hat beschlossen, einer der Hauptstraßen der Stadt den Namen Deutschlandstraße zu geben. Zwei andere Straßen sollen die Namen Italiens und Portugals erhalten.
Bei Wenntieg als dedisches Schiasal?
Von Hauptmann(E) v. Brostell, ReichskriegsMinisterium
Das Erinnern an die schicksalsschweren Augusttage 1914 zwingt stets erneut zur Fragestellung über den Weltkrieg als deutsches Schicksal.
Man darf ein Volk nicht nach der Minderheit seiner Versager, seiner Schwächlinge, seiner geistig und körperlich„Schlechtweggekommenen“ beurteilen und werten. Sprechen wir also vom deutschen Frontsoldaten, so meinen wir jene gewaltige Mehrzahl von Jünglingen und Männern aller Lebensalter und aller Volksschichten, in denen das Einzelerlebnis jenes großen Ringens zwar subjektiv verschieden war,— denen aber das gemeinsam getragene und durchkämpfte deutsche Schicksal ein einheitliches geistig=seelisches Gepräge gab und geben mußte.
Der Wert einer jeden Leistung muß nach den Widerständen beurteilt werden, die sich ihr entgegenstellen. Die deutsche Leistung im Weltkrieg bestand nicht nur darin, die materielle Ueberlegenheit der Gegner zu überwinden, sondern sie lag nicht zum wenigsten darin. mit den ungeheuren Belastungen fertig zu werden, die sich aus der Innerlichkeit und angeborenen Wahrhaftigkeit des deutschen Wesens ergaben. Diese unsere charakteristische Eigenart stellte den Frontkämpfer in langen schlaflosen Nächten vor Fragen, die nur der grübelnde deutsche Mensch aufwersen konnte. Mit jeder Fräge aber, mit jedem verzweifelten Suchen nach dem Sinn des gewaltigen Geschehens mußte notwendigerweise an dem Willen gerissen und gerüttelt werden, an dem kalten, zähen Willen zum Ausharren, den die Front so bitter notwendig brauchte, wie Etappe und Heimat. Und es ist wohl das größte und erschütterndste Moment an dem Heldenepos deutschen Frontkämpfertums, daß diese Männer
trotz der dämmernden Erkenntnis, die ewigen Rätsel eines so elementaren Geschehens niemals lösen zu können,— dennoch ausgeharrt haben bis zum bittern Ende: Die Pflichterfüllung des körperlich geplagten, oft seelisch zerrissenen deutschen Frontsoldaten stellt den heroischen Sieg des reinen kategorischen Imperativs dar über die Schwäche, die notwendigerweise schon mit der Fragestellung nach dem „Warum" beginnen muß.
Aber ist all dies zum bewußten Erlebnis geworden? Sicherlich nicht, oder wenigstens nur bei einer Minderzahl besonders feinnerviger, sensibler und künstlerischer Menschen. Denn wir dürfen nicht vergessen, daß die Millionen feldgrauer Soldaten auch an die brutalen Notwendigkeiten des alltäglichen Geschehens gebunden waren, dessen Eintönigkeit zwischen Großkampf, Ablösung, Ruhestellung, Abtransport, Trommelfeuer, Feldküche und Heimatpost hin und her pendelte. Und doch: woher schöpften dann diese Menschen immer wieder die Kraft zu erneuter Willensbildung? Es wäre banal und oberflächlich, wollte man antworten: anerzogener Drill, Kadavergehorsam, Stumpfheit, Furcht vor dem Kriegsgesetz— solche und ähnliche Motive hätten die feldgraue Front nicht 50 Kriegsmonate hindurch zusammenhalten können. Was also war es? Nun, es sind zahllose Triebkräfte gewesen, die hier wirksam waren; allerdings sind sie nur dem erkennbar, der sie ernsthaft und unvoreingenommen suchte,— nicht für Menschen vom Schlage eines Remarque. Denn diese wissen nichts von all den Höhepunkten, die uns— trotz allem— der Krieg brachte. Der unversiegbare Humor. gesunder Menschen; deren Lebensbejahung nach eben
überstondener Todesgefahr sich nun erst recht in glücklichem Frohsinn offenbarte, das erhebende Gefühl der engen Verbundenheit mit den Kameraden, das glückhafte Bewußtsein erfüllter Pflicht in schwersten Stunden bis zu dem Erlebnis etwa des künstlerisch empfindenden Menschen, der nach wochenlangem Ausharren im zertrommelten Trichterfeld nach erfolgter Ablösung und anschließendem Nachtmarsch mit staunendem Auge die Sonne aufgehen sieht über grünendem Land. in dem— ohne daß er es bemerkte— inzwischen der Frühling eingezogen ist...
Neben diesem rein menschlichen Erleben aber steht noch ein anderes; um dies zu erkennen, ist es notwendig, sich kurz zu vergegenwärtigen, was das für Menschen waren, die damals vor 20 Jahren ins Feld zogen und die dann Jahre hindurch draußen an den Fronten standen, kämpften, siegten, fielen oder auch in die chaotische Heimat zurückkehrten. Sie waren ja alle Kinder jenes oft zitierten wilhelmischen Zeitalters. Sie wohnten in einem wohlgefügten Reich, dessen Macht in der Welt gefürchtet war. Ste waren zum größten Teil unpolitische Menschen, weil sie es ja gar nicht„nötig“ hatten, politisch zu denken. Sie lebten, waren fleißig, oft ein wenig laut in ihrem Auftreten, oft wiederum allzu bescheiden; wir Deutschen taten niemand etwas ernstlich zu Leide; denn, wenn wir jemand angriffen, dann war es nicht ein anderes Volk, sondern meist der eigene Volksgenosse,— weil wir Fanatiker der Objektivität, der Gerechtigkeit waren; kurzum, wir waren deutsche Menschen mit all unseren guten und verhängnisvollen Eigenschaften,— deutsche Menschen, denen es so unendlich schwer fällt, mit den Wirklichkeiten#s Lebene fertig zu werden, ihnen mit der#lstahr e ins