45. Jahrgang— Nr. 13084
Montag. 12. Rovember 1934
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England Urheber des Saarkonsiktes?
London hat Bereitstellung französischer Truppen gefordert
Die Daily Mail bringt heute eine Meldung, die die jüngsten französischen Pläne und Vorbereitungen über einen Einmarsch ins Saargebiet in völlig neuem Lichte erscheinen läßt. Danach ist die Anregung für Mobilisierung französischer Truppen für einen Einmarsch ins Saargebiet von der eng
lischen Regierung ausgegangen. Dabei soll, dem Blatt zufolge, das Hauptantriebsmoment die Sorge um die Sicherheit des Präsidenten der Saarregierungskommission Knox, zu dessen Schutz bereits Scotland Pards=Detektive ing Saargebiet entsandt worden sind, gewesen sein. Die Anregung erfolgte, wie das Blatt weiter berichtet, in der Form, daß die englische Regierung in Paris anfragte, ob Frankreich bereit sei, sein im Jahre 1926 gegebenes Versprechen, im Rotfall Truppen für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Saargebiet bereitzustellen, einzulösen. Die Antwort Frankreichs sei im bejahenden Sinne erfolgt und Sir John Simon bei einer Unterredung mit dem französischen Botschafter übermittelt worden.
Er hat nur zu sehr recht
Eden und Mac Donald ins Stammbuch
Der Erzbischof von York sagte am Sonntag bei dem Gottesdienst zum Waffenstillstandsn#t ag; es werde immer deutlicher, daß die segenannten Verträge von Versailles und Trianon nicht einen wirklichen Frieden, sondern eine Fortsetzung des Krieges bedeuten, und daß die Revision dieser Verträge eine unentbehrliche Voraussetzung eines sicheren und wahrhaften Friedens bilde.
Wie aus dem Budgetvoranschlag für das Jahr 19351936 hervorgeht, umfaßt das polnische Landheer 7905 Offiziere und 247000 Mann Soldaten. Diese Zahlen sind ungefähr die gleichen wie die des Vorjahres.
Das Parteiarchiv, das bisher in Berlin untergebracht war, ist, wie der Völkische Beobachter meldet, nach München, Barerstraße 15, Haus der PO, übergesiedelt.
Knox' Kampf gegen die Deutsche Front
Hieibewäßler Kumpf gegen Preiskreider and Zamsterer
Vorbildliches Vorgehen der bayerischen Staatsregierung
Der Kampf gegen Hamsterer und Preistreiber ist im ganzen Reiche im Gange. Tag für Tag melden die Blätter Schließungen von Geschäften wegen unberechtigter Preiserhöhung und zum Teil auch, wie in Pommern, wegen Anratens der Geschäftsinhaber an die Kunden, sich über ihren Bedarf hinaus„rechtzeitig“ einzudecken. Der solide Kaufmannsstand rückt weit ab von diesen Ausbeutern einer Konjunkturwelle.
Einige Berliner Konfektionsgeschäfte sind dazu übergegangen, in ihren Schaufenstern und in ihren Läden Vergleichstafeln der Preise von 1. November 1933 und 1. November 1934 auszuhängen und zum Teil auch an den Waren zu befestigen. Dieses Verfahren verdiente größere Beachtung und Nachahmung.
In Leipzig ist zwei Händlern, die große Mengen Nähgarn aufgekauft hatten, um sie mit großem Gewinn im Hausierhandel zu verkaufen, die Handelsgenehmigung entzogen worden.
Bayern senkt die Lebensmittelpreise
Im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft fanden am Mittwoch und Donnerstag unter der Leitung des Staatsministers Esser eingehende Besprechungen über die Preisentwicklung der wichtigsten Lebensmittel statt. Staatsminister Esser richtete an die Erzeuger, verarbeitenden Gewerbe und Händler von Lebensmitteln einen eindringlichen Appell, durch ihre Opfer zu einer tragbaren Gestaltung der Verbraucherpreise mitzuhelfen. Dieser Appell wurde mit großem Verständnis aufgenommen. Das erfreuliche Ergebnis ist: Im kommenden Winter können die Preise nicht nur auf ihrem Stand gehalten, sondern für wichtige Lebensmittel sogar wesentlich gesenkt werden.
Die Regelung. die mit Wirkung vom 15. und 19. Novomber in Kraft tritt, ist umso höher zu bewerten, als sie durch freiwillige Zugeständnisse aller Beteiligten erreicht worden ist. In München wurde beispielsweise der Preis für die Semmel von 40 Gramm Gewicht auf 3 Psennig. der Preis für 2 Pfund helles Mischbrot von 40 auf 38 Psennig und der Preis für Schweinefleich von 95 auf 85 Pfennig, der Preis für Schweinefett von 130 auf 110 Pfennig herabgesetzt. Die Preise im übrigen Land Bayern sind im gleichen Verhältnis herabzusetzen, wie dies durch die mitgeteilten Richtpreise geschehen ist. Ein Pfund Landbutter wird statt 135 noch 125. Butterschmalz statt 175 noch 150 bis 155 Pfennig kosten. Die Preise für Kartoffeln und Eier werden auf besonderen Antrag des banerischen Wirtschaftsministers von den zuständigen Reichsstellen in Berlin einer strengen Nachprüfung mit dem Ziel der Herabsetzung unterzogen.
Bierpreissenkung in Bayern
Staatsminister Hermann Esser erörterte am Samstag mit dem Präsidenten des Bayerischen Brauerbundes und den Vertretern des Reichseinheitsverbandes für das Gaststättengewerbe die Bierpreisfrage. Er wies darauf hin, daß die breite Masse der Verbraucher zu einer fühlbaren Senkung der Preise für die wichtigsten
das Bier als Volksnahrungsmittel zu betrachten sei. Die Vertreter der Wirtschaft entschlossen sich unter Zurückstellung aller Bedenken zu dem freiwilligen Zugeständnis, den Preis für Braunbier in München mit Wirkung vom 19. November ab um vier Pfennig für den Liter zu senken. Künftig wird also dunkles Bier 44 Pfennig und helles 46 Pfennig kosten. Die Regelung wird für ganz Bayern entsprechend ausgedehnt in der Weise, daß der Preis für Braunbier, das bisher mit mehr als 40 Pfennig je Liter verkauft worden ist, im gleichen Verhältnis gesenkt wird.
18 Bäckereien in Osnabrück geschlossen
Eine überraschend vorgenommene Ueberprüfung der Bäckereien des Regierungsbezirks Osnabrück ergab, daß das Brot in vielen Fällen zu leicht war. Gegen die schuldigen Bäcker ist mit entsprechenden Maßnahmen vorgegangen worden. 18 Bäckereien, in denen ein erhebliches Untergewicht der Backwaren festgestellt wurde, sind sofort polizeilich geschlossen worden.
Schließung von Bäckereien auch in Frankfurt a. M.
Auf Veranlassung des Frankfurter Polizeipräsidiums wurde am Samstag bei einer Anzahl von Bäckereien das Brotgewicht nachgeprüft. In mehreren Fällen wurde erhebliches Mindergewicht festgestellt. Die in Frage kommenden Bäckereien wurden geschlossen.
Dr. von Rentelen gegen unberechtigte Preiserhöhungen
In Anwesenheit des Hauptamtleiters Dr. von Renteln wurde am Sonntag in Kassel ein Gauappell der politischen Leiter der NS=Hago und der Amtswalter der Reichsbetriebsgemeinschaften Handel und Handwerk abgehalten, auf dem Gauleiter Weinrich und Hauptamtsleiter Dr. Renteln sprachen. In einer Massenversammlung am Sonntagabend hielt Dr. von Renteln eine Rede, in der er u. a. ausführte:
Die NS=Hago ist eine Gliederung der Partei, und ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß jeder einzelne Volksgenosse und jede einzelne Volksgenossin in Handel und Handwerk von der nationalsozialistischen Weltanschauung ersaßt werden, und daß die endlich errungene Volksgemeinschaft in diesem Teil des Volkes für immer erhalten bleibt. Solange die NS=Hago diese Aufgabe erfüllt, wird sie nie überflüssig sein. Aus dieser großen Aufgabe heraus hat die NS=Hago den
Kampf gegen ungerechtfertigte Preiserhöhungen begonnen. Die Regierung habe überall vorgesorgt. Die Versorgung mit Nahrung, Wohnung und Kleidung sei im großen sichergestellt. Jetzt heiße es, erst recht Disziplin bewahren.
Im letzten Teil seiner Rede gab Dr. von Renteln einige interessante Einzelheiten über verschiedene neue Rohstoffe bekannt. Auch berührte er die Versorgung mit einzelnen Warengruppen. Zum Schluß erklärte Dr. von Renteln, daß die Volksgenossen in Handel und Handwerk selbst das größte Interesse daran hätten, daß Volksschädlinge, die sich in ihre Reihen eingeschlichen hätten, ausgemerzt würden. Gerade die Preisüber
gesetzmäßiger Gründe auch Haussuchungen bei anderen Parteien vorzunehmen(??). Hätte man dabei ähnliche Dokumente gefunden, so hätte man ebenfalls einen entsprechenden Bericht an den Rat gesandt.
Sein Bericht an den Völkerbundsrat so parteiisch, daß das deutsche Regierungsmitglied sich weigerte,
ihn mit zu unterzeichnen
Knor tendenziöser Bericht
Das Völkerbundssekretariat veröffentlicht einen Bericht der Regierungskommission des Saargebiets an den Völkerbundsrat über die angebliche Tätigkeit der Deutschen Front im Saargebiet. Der Bericht ist 26 Seiten lang. In ihm wird der Versuch gemacht, nachzuweisen, daß die Deutsche Front nichts anderes als eine Fortsetzung der nationalsozialistischen Partei sei.
Dann werden die angeblichen Beziehungen zwischen der Deutschen Front und den Beamten im Saargebiet, sowie die Beziehungen, die angeblich zwischen der Deutschen Front und der Reichsregierung, sowie den Reichsbehörden bestehen sollen, geschildert. In einem Begleit
schreiben bemerkt Präsident Knox, daß es sich bei dem Bericht um ergänzende Mitteilungen zu den am 3. und 17. August übermittelten vorläufigen Ergebnissen der Haussuchung in den Räumen des Freiwilligen Arbeitsdienstes handele. Die Regierungskommission, sagt Knox weiter, halte es für ihre Pflicht, dem Rat über gewisse „beunruhigende“. Seiten der Tätigkeit der Deutschen Front zu berichten. Sie sei dabei weit entfernt, alle im Saargebiet begangenen illegalen Akte auf das Konto der Deutschen Front zu setzen. Ihre Gegner hätten auch oft die öffentliche Ruhe gestört und die Regierungskommission habe nicht verfehlt, die Unruhestifter, wer sie auch immer seien, mit der ganzen Strenge des Gesetzes zu verfolgen(??).
Knox muß dann feststellen, daß das saarländische Mitglied der Regierungskommission sich gegen den Bericht ausgesprochen hat. Das saarländische Mitglied der Kommission, Cohmann, habe ausdrücklich erklärt, er sehe in der Tätigkeit der Deutschen Front keine ernste Gefahr für die in einem Abstimmungsgebiet notwendige Ordnung.
Er könne seine Einwilligung zur Uebersendung eines Berichtes über die Deutsche Front nur dann geben, wenn, in Verbindung mit einer vollständigen Beurteilung der allgemeinen Lage, ein Bericht auch über die anderen an der Abstimmung interessierten Parteien vorgelegt werde. Die übrigen Mitglieder der Kommission hätten, so bemerkt Knox, darauf erwidert, daß die Kommission niemals versäumt habe, bei Vorliegen
Bürckel sordert die Ausweisung der Emigranten
Der Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, hat seinen Aufenthalt in Rom dazu benutzt, um das Seine zu einer klaren Betrachtung der gegenwärtigen Saarverhältnisse in Kreisen des Völkerbundsrates beizutragen. Mit Nachdruck hat er dargelegt, daß von deutscher Seite niemals eine Putschabsicht genüber dem Saargebiet bestanden hat. Der Gedanke an einen Putsch deutscherseits wäre ein unbegreiflicher Wahnsinn.
Dagegen bilden einen ständigen Unruheherd die Emigranten,
die— was einwandfrei bewiesen ist— unter den Augen der Regierungskommission und mit Unterstützung der französischen Bergwerksdirektion geradezu zum Bandenkrieg ausgebildet werden(ohne daß Herr Knox irgendeinen Grund sieht, gegen sie einzuschreiten oder sie in Genf anzuklagen! D. Red.) Wenn der Saarbevollmächtigte nun in Rom entschieden die Ausweisung der Emigranten aus dem Saargebiet gefordert hat, so hat er auch dieses Verlangen nur im Interesse der Aufrechterhaltung des Friedens gestellt. Wie richtig diese Auffassung des Saarbevollmächtigten ist, beweisen der groß angelegte Ueberfall der Emigranten und Separatisten am letzten Sonntag in Landsweiler, der zu einem Zusammenstoß mit saarländischen Polizeiorganen führte, und die folgenden marxistischen Demonstrationen in Saarbrücken, Neunkirchen und Saarlouis. Diese Vorgänge beweisen klar, wie die Bereitstellung der französischen Truppen nicht etwa beruhigend wirkte, sondern die Terroristen erst recht zur Unruhestiftung anreizen mußte. Ueberhaupt wollen die Emigranten mit ihrer großen Mehrheit ja nichts anderes, als das Saargebiet zu einer höchst gefährlichen kommunistischen Aktionszentrale zu machen.
„Kein Gruns zum Streit mit Deutschlaud“.
Eine Mahnung Rothermeeres an die englische Regierung
Lord Rothermere sagt in einem Artikel zum Jahrestag des Waffenstillstandes in der Daily Mail u.., der jetzigen britischen Regierung sei der vollständige Wechsel in der internationalen Lage, der während ihrer Amtszeit eingetreten sei, nicht völlig zum Bewußtsein gekommen. Rothermere schreibt dann: Die Uebernahme völligen Herrschaft über Deutschland durch Herrn Hitler ist nicht ein bloßer Regierungswechsel oder eine Aenderung des Regimes. Sie hat
die Umwandlung dieses mächtigen kraftvollen und hochintelligenten Volkes von beinahe 70 Millionen in die gewaltigste nationale Macht der ganzen Welt mit sich gebracht.
Niemals in der Geschichte sind Zucht, Begeisterung und die systematische Organisation ungeheuer menschlicher und materieller Hilfskräfte zu einem solchen Grade der Vollkommenheit gebracht worden wie im heutigen Deutschland. Das britische Volk hat weder die Neigung noch das Recht, diese mächtige Entwicklung der Energien einer großen stammverwandten Rasse zu verübeln. Aber es wäre reiner Wahnsinn, zu behaupten, daß diese Entwicklung nicht zu einer gründlichen Aenderung der ganzen internationalen Lage geführt habe. Großbritanniens Politik ist friedlich.
Wir haben keinen Grund zum Streit mit dem neuen und kraftvollen Deutschland, das eine so eindrucksvolle Hingabe an seine vaterländischen Ziele zeigt.
Wir hoffen und glauben ehrlich, daß unsere künftigen Beziehungen zum deutschen Volk Beziehungen der gegenseitigen Achtung und Freundschaft sein werden. Aber die wesentliche Grundlage einer dauernden Freundschaft sind Gleichheit und Selbstvertrauen.
Edeus Einerseits— Anderseits
Theoretisch für allgemeine Abrüstung, praktisch für Aafrüstung Englands
Lordsiegelbewahrer Eden erklärte am Sonntag in einer Rede in Stratford on Avon, das Hauptziel der britischen Auß.npolitik sei der Weltjrieden. Die Außenpolitik der britischen Regierung sei auf dem Völkerbund begründet. Ein unbewassnetes England würde in einer bewassneten Welt nicht nur Großbritannien in eine sehr gefährliche Lage bringen, sondern die beitischen Vertreter eines großen Teiles ihrer Verhandlungsstärke und Autorität berauben.(Und ein unbewaffnetes Deutschland, Mr. Eden? d. Red.) Die Rüstungen Englands müßten daher in unmittelbarer Beziehung zu den Rüstungen anderer Länder stehen. Es sei weiterhin die Ansicht der britischen Regierung, daß die Unterzeichnung einer allgemeinen Abrüstungskonvention die Aussicht auf einen Krieg vermindern und der Welt ein Sicherheitsgefühl verschaffen würde. England glaube an ein kollektives Friedenssystem. Er glaube, daß England in seinen Bemühungen fortfahren werde, durch intemationale Vereinbarung eine Konvention für die Beschränkung und Verminderung der Rüstungen zu erzielen.
Wegen der Zukunst Europas gebe er sich keinen Besürchtungen hin und er glaube nicht an das unmittelbare Bevorstehen eines Krieges.
Aber niemand könne die Schwierigkeiten und Gefahren der augenblicklichen Zeit ableugnen. Wenn England bei der Aufrechterhaltung des Weltfriedens seine Rolle spielen solle, könne es dies nicht tun durch Isolierung oder durch eine Ablehnung seiner Verantwortlichkeiten. Eden schloß: Diese Verantwortlichkeiten müssen übernommen werden, und während wir den Völkerbund unterstützen, während wir für eine Abrüungskonvention arbeiten, während wir suchen, das kollektive Friedenssystem zu stärken, können wir in der Zwischenzeit nicht die Bedürfnisse unserer eigenen Verteidigung unberücksichtigt lassen.
Neue Fronten im Osten?
In Moskau, das den Kampf um die Weltrevolution mit verzweifelten Anstrengungen führt, scheint eine Palastrevolution ausgebrochen zu sein, die von den Volkskommissaren ausgeht und sich gegen Litwinow richtet. Die Ursache dürfte in der Befürchtung der Hundertprozentigen zu suchen sein, daß Litwinow durch seine Kompromisse mit kapitalistischen Staaten den Kommunismus„verbürgerlicht". Stalin ist an die Seite Litwinows getreten; die Entscheidung in dieser Palastrevolution aber ist noch nicht gefallen.
So fernab diesen Vorgängen die Londoner Flottenkonferenz auch zu liegen scheint, so könnte sie doch für Moskau und Japan von entscheidender Bedeutung werden. Voraussichtlich wird die Londoner Konferenz ergebnislos auseinandergehen. So sehr auch Engländer und Amerikaner eine gemeinsame angelsächsische Front leugnen, so dürfte doch Japan zu der Ueberzeugung gekommen sein, daß beide Mächte gegen Jakan stehen. Das dürfte denn auch wohl der einzige Gewinn sein, den die japanischen Abgeordneten nach Hause tragen.
Diese Erkenntnis wird Japans Verhalten gegen Rußland tiefgehend beeinflußen und die Kriegsbegeisterung stark dämpfen. Möglich, daß Japan einlenkt! Zu denken gibt auch die Tatsache, daß Rußland keinen Einspruch gegen das Oelmonopol in Mandschukuo erhoben hat, obschon es sehr stark interessiert ist. Man ist geneigt, anzunehmen, daß in dieser Frage bereits Sonderverhandlungen zwischen Rußland und Japan stattfinden.
Inzwischen hat sich in China eine starke rote Armee gebildet, die einen roten Korridor für Rußland durch chinesisches Gebiet nach dem Stillen Ozean schaffen will. Tschiangkeischeck hat dieser Tage vor dieser Gefahr gewarnt und die Welt um moralische Unterstützung gegen Moskau gebeten. Hier tauchen neue„Kriegsursachen“ auf, die für Japan sehr wertvoll werden können, ohne sich mit Moskau vorher überwerfen zu müssen! Man braucht schließlich nur die Ruhe herzustellen, um zu gewinnen, was man will. Das ist beileibe kein Krieg. B.
Der Reichsbauerntag ist eröffnet
Eine Nede des Reichsbauernführers auf dem Begrüßungsabend
einer fühlbaren Senlung der Preise für die wichtigsten.... zan haße Li. guittes dam in daer Lend.
Bedarfsgegenstände rommen müsse und daß in Bayern wachungskommisston hube die Mitte, vugn in der Hand.
Goslar stand bereits am Sonntag ganz im Zeichen des zweiten Reichsbauerntages. Mit dem Begrüßungsabend im Kaisersaal des Bahnhofhotels fand der zweite Reichsbauerntag einen wirkungsvollen Auftakt. Der Sprecher des Reichsbauernthings, Staatssekretär Willikens, eröffnete den Begrüßungsabend und damit den Reichsbauerntag mit einer kurzen Ansprache. Von dem dicht besetzten Saal stürmisch begrüßt, ergriff sodann Reichsbauernführer R. Walter Darré das Wort zu einer Ansprache, in der er u. a. ausführte:
Man hat dem Bauern oft materielle Einstellung vorgeworfen. Da habe ich mich immer gefragt: Wenn ihr recht habt, dann erklärt mir eins: Wie kommt es, daß dieser Bauer, der angeblich so materiell ist, die letzten Jahre der Nöte trotzdem ausgehalten hat, daß er sich über all die Röte hinweg an seine Scholle geklammert und sie zu erhalten gesucht hat, dieser ruhigste Stand im Volk, der in der Verzweiflung nach der Bombe griff? Wenn man sagt, der Bauer ist kein Revolutionär, dann frage ich: Wie erklärt Ihr Euch seine Tausende und Abertausende von Blutopfern der deutschen Geschichte? Wie erklärt Ihr Euch all das, wenn nicht über einem materiellen Dasein den Bauer eine Idee leitete, der Bauer seit Jahrhunderten um diese Idee rang, das heißt seit Jahrhunderten revolutionär 1K2
Damit komme ich auf das, warum wir Goslar als Reichsbauernstadt wählten. Hier, deutsche Bauernführer aus Nord und Süd, aus Ost und West, hier sehen wir auf Schritt und Tritt eine stolze deutsche Vergangenheit, in der ein machtvolles Deutsches Reich in Europa regierte, in dem es keine Mainlinie und keine Elblinie gab. Welch stolze deutsche Vergangenheit hinter uns liegt und wie erbärmlich der Fall ist, wenn Deutschland nicht einig und treu sein sollte, das soll hier besonders vor Augen geführt werden, damit Sie so handeln, daß wir vor unserer Geschichte in Goslar bestehen können.
Wenn wir uns heute hier zusammenfinden zur Eröffnung dieses Reichsbauerntages und wenn wir heute als Bauern in eigener Angelegenheit gestaltend mitwirken, dann haben wir vieles erreicht. Aber, deutsche Bauern, bildet Euch nicht ein, daß alle Feinde in Deutschland verschwunden wären, weder die unmittelbaren noch die Feinde der NSDAP. Was aber gegen die NSDAP geht, geht gegen uns und umgekehrt.(Lebhafter Beifall.) Wenn vorgestern in München an der historischen Stelle der Bewegung der Führer sagte, daß, so hart wie sein Wille war, an die Stelle zu kommen, an der er heute steht, so hart sein Wille ist, um auf