20. Jahrgang. Nr. 13523.

Samstag, 14. September 1929.

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Der Wortlaut

der Haager politischen Vereinbarungen.

Die auf der Haager Konferenz getroffenen politischen Vereinbarungen über die Räumung der besetzten Gebiete und die Saarfrage werden amtlich im Wortlaut veröffent­licht. Die Veröffentlichung gibt die Möglichkeit, die an­geblichen Erklärungen Briands über die Bedingungen zur Räumung der dritten Zone nachzuprüfen. Es handelt sich insgesamt um vier Schriftstücke. Das erste von ihnen stellt fest, daß in der Räumungsfrage eine Einigung er­zielt., gorden sei und daß die deutsche, belgische und die sische Regierung umim gemeinsamen Interesse die gütliche und praktische Regelung jeder Schwierigkeiten zu erleichtern, die etwa zwischen Belgien und Deutschland oder zwischen Deutschland und Frankreich hinsichtlich der Beobachtung des Artikels 42 und 43 des Vertrages von Versailles entstehen könnten, darüber einig seien, daß die Aufgabe, eine gütliche Regelung jener Schwierigkeiten herbeizuführen von den Ausschüssen erfüllt werden, die durch die in Locarno am 6. Oktober 1925 von Belgien und Frankreich mit Deutschland abgeschlossenen Schieds­abkommen errichtet worden seien. Das zweite und dritte Schriftstück sind identisch mit den bekannten im Haag verlesenen Noten, in denen einerseits die Be­letzungsmächte der deutschen Regierung amtlich von den Einzelheiten der Räumungsabmachungen Mitteilung machen und anderseits Dr. Stresemann namens der Reichsregierung den Inhalt dieser Noten bestätigt. Aus diesen Noten ist festzuhalten, daß als Vorbedingung für die Räumung der dritten Zone neben der Ratifikation des Young­planes durch das deutsche und französische Parlament

auch die Ingangsetzung dieses Planes genannt wird. Das dritte Schriftstück enthält Bestimmungen über sie vorzeitige Räumung, inbezug auf die Grenz­linie der dritten Zone, den Durchgangsverkehr durch die geräumten Gebiete bis zur vollständigen Räumung, die Verlegung des Sitzes der Rheinlandkommission und ihres Personals in die dritte Zone, Polizeimaßnahmen, Amnestie

mit der Besatzung in Zusammenhang stehen, gerichtliche Entscheidungen und schließlich die Kosten der Besatzungsarmeen ab 1. September, für die bekannt­lich Deutschland 30 Millionen Mark aufbringen soll.(Es fragt sich nur, welche Auslegung diese Festset­zungen in Paris erfahren. Red.)

dann die Abmachungen, die von Seiten der belgischen und englischen Regierung für die Räumung des #### besetzten Gebietsteiles getroffen worden sind und schließlich der deutsch=französische Notenwechsel über

die Saarverhandlungen, in dem zum Ausdruck rommt, daß unter Vorbehalt der politischen Rechte der

Saarbevölkerung die mit dieser Frage zusammenhängen­den Einzelheiten zum Gegenstand deutsch=französischer Ver­handlungen gemacht werden sollen, die alsbald in Paris beginnen sollen und in einem Zuge zu Ende zu führen

derg Wersin. Boungplan.

MTB Bertin, 14. Sept. Zum Leiter der deutschen

Delegation für den Ausschuß zur Ueberleitung vom Dawesplan zum Youngplan, der am Montag in Paris zusammen mit dem Sachlieferungsausschuß, dem Ausschuß für die östlichen Reparationsfragen und dem Ausschuß für die Liquidierung der Vergangenheit zusam­mentreten wird, ist Ministerialdirektor Born vom Reichs­finanzministerium ernannt worden.

Zam healigen Kaumungsbeginn.

Ein Schreiben des englischen Kriegsministers an das Oberkommando im Rheinland.

WTB London, 13. Sept.(Reuter.) Der Staatssekre­tär für das Kriegswesen, Shaw, hat an den Oberkom­mandierenden der britischen Rheinarmee ein Schreiben ge­richtet, worin er den Armeeangehörigen aller Dienstgrade den tiefsten Dank für die Art zum Ausdruck bringt, in der sie sämtlich Englands Ruf der Ritterlichkeit, Höflichkeit und des kair play während der gan­zen Zeit aufrechterhalten hätten, wo das Rheinland von britischen Truppen besetzt war. Weiterhin bringt der Brief die tiefe Genugtuung darüber zum Ausdruck, daß es den englischen Truppen vergönnt sei, vom Rhein zurüzukehren begleitet von der Achtung des Volkes, in dessen Mitte sie so lange einquartiert gewesen seien.

WTB London, 14. Sept. Daily Telegraph schreibt in einem Leitartikel zu der heute beginnen­den Rheinlandräumung durch die britischen Truppen, mit der sich die gesamte britische Presse be­schäftigt: Wenn die Engländer kein schlechtes Andenken hinterlassen, so ist dies der beste Beweis für ihr besonders

gutes Benehmen. Trotzdem wird die Befriedigung der Deutschen über die Beendigung dieser Besetzung kaum größer sein als die der britischen Nation selbst, die die Be­setzung niemals als etwas anderes als eine unangenehme Notwendigkeit angesehen hat.

Jetzt beginnen die Auseinandersetzungen über die juristischen Bestimmungen des Satzes be­züglich der Erfüllung der Vertragsverpflich­tungen seitens Deutschlands und ihr genauer Einfluß auf den endgültigen Zeitpunkt der Räumung. Und das ist sicher, daß unter keinerlei Erwägungen, die sich aus diesem Vertrag ergeben könnten, wieder irgend ein anderes britisches Regimenk an den Rhein marschieren wird. Die Besetzung war die militärische Garantie für die französische Sicherheit und die Zahlung der Reparationen. Die Sicherheit für Frankreich wurde durch das Locarno=Abkommen geschaffen und durch den Pakt von Paris gefestigt. Das Reparationsproblem wurde soeben im Haag geregelt. Auf jeden Fall wird, soweit man voraussehen kann, der Krieg allmählich liquidiert werden.

Mussolini gibt 6 Ministerposten ab.

Er behält nur das Innenministerium.

Durch nichts kann die Konsolidierung des faszistischen Italien deutlicher dokumentiert werden als durch den Ent­schluß Mussolinis, von den sieben Ministerien, die er jahrelang als Minister selbst leitete, alle bis auf eins, das Ministerium des Innern, abzugeben. Das Mimisterrum des Innern ist natürlich für die kontinuier­liche Politik des Regimes im Lande das wichtigste, und als solches ist es verständlich, daß dre Gründer und Chef des Fiszismus hier an der Spitze bleibt.

Als Ministerpräsident behält Mussolini die Füh­rung der Gesamtregierung und der Ministerien, zu deren Chefs er jetzt seine bisherigen Unterstaatssekretäre ernannt hat: als Minister des Aeußeren den Abgeordneten Grandi, als Kriegsminister den bisherigen Un­terstaatssekretär General Gazzera, als Marine­minister den bisherigen Unterstaatssekretär Admiral Sirianni, als Minister für die Kolonien den bis­herigen Unterstaatssekretär General de Bono, als Luft­fahrtminister General Balbo, als Minister der Korporationen der bisherige Unterstaatssekretär Bottai.

Grandi hat in Genf in der Räumungsfrage einen Standpunkt eingenommen, der uns recht befriedigen konnte.(Red.)

*

Mussolinis Aemterniederlegung.

d Mailand, 13. Sept. Der Corriere della Sera meldet: Mussolinis Aemterniederlegung bedeutet die Fort­entwicklung des Faschismus. Die neuen Unruhe­herde, die gegen den Faschismus gebildet sind, werden jetzt entschlossener zertreten. Der neue Kolonialminister General de Bomo erklärte:Bisher war der Fa­schismus der Friede, jetzt soll es Kampf und den Willen geben, nicht mehr nachzugeben.

*

Mussolini vor einer Operation?

d Paris, 13. Sept. Herald und Matin ver­breiten Alarmmeldungen aus Rom, wonach Mus­solini an einer Wucherung in der rechten Bauchseite erkrankt wäre und vor einer Operaton stehe. Ein berühmter Mailänder Pro­fessor weile schon seit 14 Tagen im Hause Musso­

Granzosische Winleigage?

Merkwürdige öffiziöse Aeußerungen aus französischen Regierungs­

kreisen.

In der Meldung einiger französischer Blätter, daß der französische Ministerrat beschlossen habe, die drikte Zone nicht eher zu räumen, als bis die internationale Jahlungsbank einge­setzt und die Privatisierung des ungeschützten Teils der Youngannuität durchgeführt sei, wird uns auf Anfrage von Berliner zuständiger Stelle mitgekeilt, daß diese Meldungen durchaus unbe­gründete Kombinationen darstellen. Es wird auf das über den Ministerrat herausgegebene Kom­munigus verwiesen, das nicht den geringsten Anhaltspunkt für ein solche Haltung der französischen Regierung gebe.

Von zuständiger deutscher Seite ist zu den Meldungen französischer Blätter über den gestrigen Be­schluß des französischen Ministerrats in der Frage der Rheinlandräumung bereits erklärt worden, daß das von französischer offiziöser Seite ausgegebene Kommuniguspolitische Voraussetzun­gen für die Räumung nicht enthält. Trotzdem wird man über die eine Tatsache nicht ohne

Befremden hinweggehen können, daß auch der offizlöseExcelsior, dessen Darstellung wir gestern auf Seite 1 zitierten, die gleiche Information enthält, die von den französischen Voraussetzungen spricht. Dieses Befremden erscheint umso berechtigter angesichts der Tatsache, daß auf das katsächliche Junktionieren der internationalen Bank die Mobilisierung der deutschen Obligationen Deutsch­land keinen oder nur geringen Einfluß hat; diese Fragen hängen in erster Linie von den beteiligten Gläubigermächten ab. Nur hinsichtlich der Rakifizierung des Youngplans und der Inkraftsetzung der dadurch notwendig werdenden Gesetze liegt die Entscheidung bei Deutschland und zwar beim Reichstag. Deshalb muß die offenbar von französischer Seite inspirierte Information in Deutschland eigenartig berühren, selbst, wenn man dabei von der Auffassung ausgehl, daß Briands Erklärungen gewissermaßen nur für den innerpolitischen Gebrauch bestimmt ist. Wenn man aber weiter berücksichtigt, daß der französische Generalstab sich nur ungern mit dem Gedanken vertraut macht, bis zum Som­mer kommenden Jahres das Rheinland zu räumen, und daß er mehrfach mit der noch nicht durchgeführten Grenzbefestigung gegen Deutschland seine Begründung für die Aufrechterhaltung der Besatzung gegeben hat, dann wird es vielleicht gut sein, nicht allzuleicht über diese zumindesten auffällige halbamtliche Information hinwegzugehen.

Kein bedingter Räumungstermin.

Auch die halbamtliche deutsche Diploma­tische politische Korrespondenz beschäftigt sich mit den offiziösen Feststellungen in der französischen Presse und erklärt, daß kein Zweifel darüber be­stehen könnte, daß im Haag Ende Juni 1930 als Endtermin der Räumung der 3. Zone beschlossen wurde.

Die Erklärung der halbamtlichen Korrespondenz schließt mit folgenden Sätzen:

So gern man auch bereit sein wird, einzelne und noch dazu nicht amtlich bestätigte Aeußerungen unbeachtet zu lassen und nicht jedes Wort auf die Goldwage zu legen, das etwa für die innerpolitischen Bedürfnisse Frankreiche gesprochen werden sollte, so erscheint es doch wünschens­wert, ja notwendig, die Herausbildung einer Meinung zu bekämpfen, die mit Sinn und Wortlaut der Haager Ver­einbarungen im Widerspruch stünde und auf deutscher Seité entschieden zurückgewiesen werden muß, weil das ganze im Haag vollbrachte Werk von den eindeutig im gegenteiligen Sinne getroffenen Verein­

barungen über einen unbedingten Endtermin der Räu­mung abhängig ist.

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Eine halbamtliche französische Feststellung.

WTB Paris, 14. Sept. Anläßlich der Presseäuße­rungen, ob die am französischen Ministerrat ausgespro­chene Billigung der Briandschen Politik in Genf einmütig erfolgt ist oder nicht, veröffentlicht der Matin in Sperrdruck folgende Feststellung:

Ueber den Ministerrat am Montag in Rambouillet, in dessen Verlauf Ministerpräsident Briand über die Haager und die Genfer Verhandlungen Bericht erstattet hat, sind verschiedene unrichtige Kommentare veröffentlicht worden. In Wirklichkeit hat Kolonial= minister Maginot hinsichtlich der Räumungs­bedingungen um verschiedene Präzisierungen gebeten und Handelsminister Bonnefou Fragen über den Stand der Defensivorganisation der franzö­sischen Grenzen gestellt.

Nach den Erläuterungen, die Ministerpräsident Briand und Kriegsminister Painlevé gaben, kam der Minister­rat zu einer vollkommenen Einigkeit und hat die von der französischen Delegation sowohl im Haag wie auch in Genf eingenommene Haltung einmütig gebilligt.(Damit ist die Excelsior=Darstellung in keiner Weise berichtigt. Welcher Art waren die Präzisierungen? Red.)

Das Arbeitslosenproblem.

Berlin, 13. Sept. Nach Blättermeldungen ist zwischen Reich und Preußen folgende Einigung über die Arbeitslosenreform erzielt worden: Für Saison=Ge­werbe mit besonders hohen Löhnen Beitragserhöhung auf 4,5 Prozent, Verschlechterung der Anwartschaft und Wartezeit für Arbeitnehmern unter 45 Jahren ohne An­gehörige.

Berlin, 14. Sept. Die Kabinettsberatungen über die Reform der Arbeitslosenversicherung haben, dem Berl. Tageblatt zufolge, mit dem Beschluß geendet, dem Reichs­

tag zwei Vorlagen zu unterbreiten. Die eine Vor­lage betrifft die Beseitigung der Mißstände, über die sowohl im Sachverständigenausschuß wie im Sozialpolitischen Ausschuß Uebereinstimmung bestanden hat. Die zweite Vorlage hat zum Ziele die Sanie­rungder Reichsanstalt für Arbeitsvermitt­lung und Arbeitslosenversicherung.

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Gründung des Allgemeinen Deutschen Fernsehvereins.

(A. D. J..)

WTB Berlin, 19. Sept. Unter dem Ehrenvorsitz des Reichsrundfunkkommissars, Staatssekretärs a. D. Dr. Hans Bredow, und des Ministerialdirektors Krukow hat heute die Gründung des Allgemeinen Deutschen Fernsehvereins (A. D. F..) stattgefunden.

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Schwere Explosion in Grevenbrück.

* Grevenbrück, 13. Sept. Ein furchtbares Explo­sionsunglück ereignete sich heute vormittag in der Dyna­mitfabrik Foerde bei Grevenbrück. Gegen 11.10 Uhr flog dort in einem unterirdisch gelegenen Scheide­haus des Werkes ein Behälter mit Nitro­glyzerin in die Luft, mit ihm das ganze Gebäude, unter gewaltiger Detonation. Fünf in dem Raum weilende Personen wurden auf der Stelle getötet, z. T. meterweit weggeschleudert und furchtbar verstümmelt.

Die Namen der Toten sind: Betriebsingenieur Ivers, Chemiker Dr. Ernst Müller, Werkmeister Lingeman, Arbei­

ter Utsch, sämtlich aus Foerde=Grevenbrück, und der Ar­beiter Drücke aus Kirchveischede. Leicht verletzt wurde ein Platzarbeiter, der von umherfliegenden Eisenstücken ge­troffen wurde. Ein im Scheidehaus beschäftigter Arbeiter hatte bereits gegen 10½ Uhr bemerkt, daß der Oelabfluß ins Stocken geraten war und der Behälter infolgedessen überfloß. Er erkannte die ungeheure Gefahr und alar­mierte unverzüglich den Kollegen aus dem Nachbarstollen und die Werkleitung.

Man versuchte, das drohende Unglück zu verhüten, jedoch eine Stunde später ereignete sich die furchtbare Explosion. Der Arbeiter im Scheidehaus entging dem Tode wie durch ein Wunder, da er im Augenblick der Explosion gerade einen Behälter mit Oel ins Freie brachte. Die Unglücks­stätte bildet einen wüsten Trümmerhaufen.

Die in einem Seitental unweit Foerde gelegene Dyna­mitfabrik gehört der Rheinisch=Westfälischen Sprengstoffwerke.=., die im Jahre 1926 mit der I. G. Farbenindustrie verschmolzen wurde.

Bereits zweimal, im Jahre 1903 und während des Krie­ges, wurde das Werk von schweren Explosionen heimge­sucht. Die Explosion im Jahre 1903 machte es dem Erd­boden gleich.

An Anchreher wieder verhaftet.

Düsseldorf, 13. Sept. Am 1. Dezember 1928 war es einem Verhafteten gelungen, aus dem Polizeigewahr­sam auszubrechen. Jetzt ist der Ausbrecher in Nienburg an der Weser wieder verhaftet worden. Es stellte sich

heraus, daß man in ihm einen bekannten schweren Jungen vor sich hatte, was in Düsseldorf noch nicht bekannt ge­wesen war. 1923 war er aus dem Zuchthaus in Unter­maßfeld ausgebrochen. Er wird von den verschiedensten Seiten steckbrieflich verfolgt. Seit dem Ausbruch von 1923 hat er zweifellos nur durch Verbrechen sich das Geld zum Lebensunterhalt verschafft.

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Maskotichen der britischen Rheinarmee.

Jetzt, wo es gilt, ernste Anstalten zur Räumung der Rheinlandes zu treffen, stehen etliche der englischen Sol­daten vor schweren Problemen. Gewiß, viele von ihnen ziehen ungern vom Rhein ab. Sie müssen manches am deutschen Rhein lassen, von dem sie sich schwer trennen können. In diesen Tagen nun haben sie Muße, darüber nachzudenken, wie wenig Verständnis englische Behörden haben, wenn Tommies entschlossen sind, so unschuldige und treue Tiere wie Hunde und Katzen mit sich in ihr home zu nehmen. Ungefähr tausend Hunde und Katzen fühlen sich recht wohl bei ihren Herren am Rhein und haben nur das eine Verlangen, sie nicht ver­lassen zu müssen. Da sie jedoch in Deutschland gekauft, somitAusländer sind, stehen ihrem Eintritt in das In­selreich scharfe Bestimmungen aus volkshygienischen Gründen entgegen. Jedes Tier, das seine ferneren Tage in diesem Lande verbringen will, wird während eines halben Jahres im Ankunftshafen unter Beobachtung gestellt, und erst, wenn es nach dieser Probezeit beweisen kann, daß esrein ist, daß also seine englischen Brüder und Schwestern im Verkehr mit ihn nichts zu befürchten haben, wird es seinem Besitzer zugestellt. Für die nächsten Monate wird ein Massenandrang einwanderungslustiger Hunde und Katzen in den englischen Häfen herrschen, und die Regierung hat bereits weitgehende Maßnahmen ge­troffen, um alle diese Tiere unterbringen zu können. Man spricht von 12000 Pfund, die dieser Spaß die englische Regierung kosten wird.

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Bombenslugzeug abgestürzt.

WTB Paris, 14. Sept. Dem Petik Parisien wird aus Chartres gemeldet, daß ein Goliath-Bombenflugzeug des 22. Fliegerregiments bei einem Nachtflug bei Gour­ville in Brand gerlek und abstürzte. Von den vier Mann der Besatzung wurden zwei gelötel. *

Auto-Absturz in den Fluß.

WTB Paris, 14. Sept. Wie dem Matin aus Mont­pellier gemeldet wird, ist ein Kraftwagen bei der Ge­witter= und Ueberschwemmungskatastrophe im Departe­ment Aude in den Fluß gestürzt. Die drei In­sassen des Wagens sind dabei ums Leben ge­kommen.

Eine Leiche im Reisekorb.

WTB Paris, 14. Sept. Auf dem Bahnhof Lille wurde in einem Reisekorb, der nach Paris adressiert war, die Leiche eines Mannes entdeckt. Es handelt sich um den Sohn einer am 25. April ermordeten Frau.

Zur Entdeckung der Wasserstoffspaltung.

Professor Dr. Bonhöffer hat über seine Forschun­gen und Entdeckungen bereits vor mehreren Monaten einen ausführlichen Vortrag in der Berliner Physikalischen Gesellschaft gehalten.

Wie man aus seiner wissenschaftlichen Umgebung hört, hat der Gelehrte bei seiner Entdeckung, daß der zwei­atomige Wasserstoff in zwei Formen aufzutreten vermag, auch festgestellt, wie man die eine und wie man die andere Form darstellen kann, was in der Tat für die chemische Wissenschaft eine Ueberraschung war. Beide Formen un­terscheiden sich besonders durch ihre Wärmeleite fähigkeit. Ein ähnliches Verhalten hat man aller­dings schon früher in Gestalt des Helium und des Par­helium gefunden. Es ist das große Verdienst Bonhöffers, daß er in äußerst vollständiger Weise die Gleichges wichtsbedingungen zwischen den beiden Wasser­stoffmodifikationen durch ganz exakte Messungen klar­gestellt hat.

Professor Dr. Bonhöffer, der der älteste Sohn des be­kannten Mediziners Geheimrat Professor Dr. Bonhöffer ist, hat trotz seiner Jugend schon einen sehr guten wissen­schaftlichen Namen. Er ist bereits mit einer Reihe allge­mein anerkannter Arbeiten auf den Gebieten der Physik und der physikalischen Chemie hervorgetreten. Seine wissenschaftliche Vorbildung erhielt er bei Professor Du. Nernst, zurzeit arbeitet er als Privatdozent am Kaiser­Wilhelm=Institut für physikalische und Elektrochemie, das unter Leitung von Professor Dr. Haber steht.

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Ein französischer Dampfer bei Greeuly Joland gescheitert.

WTB St. John(Neu=Fundland), 13. Sept. Der französische DampferBaukis ist bei Greenly Island in unmittelbarer Nähe der Stelle, wo im vorigen Jahre die Bremen gelandet war, gescheitert und gänzlich wrach geworden.

Beschränkung der Landrüstungen?

WIB London, 13. Sept. Der diplomatische Kor­respondent des Daily Telegraph schreibt, die britische Re­gierung hat Lord Cecil, ihren Delegierten in der Ab­rüstungskommission des Bölkerbundes, angewiesen, die Einschränkung der Landrüstungen durch Beschränkung der ausgebildeten Reserven, der Aus­bildungszeit und des Reservekriegomaterials vorzuschlagen.

Wieder auf freien Juß gesehzl.

WTB Hamburg, 14. Sept. Gestern nachmittag wur­den die Nationalsozialisten Redakteur Willi Ehlers von der Schleswig=Holsteinischen Tageszeitung, Gaugeschäfts­führer der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei, Brin und der Kaufmann Bentsch aus Itzehoe von dem Alto­naer Polizeipräsidium wieder auf freien Fuß ge­setzt. Der Hauptschriftleiter Uhse wurde in Haft be­halten, da die Sichtung der ihm gehörigen beschlagnahmten Schriftstücke noch nicht abgeschlossen ist.

Die benige Nummer unsatzt 38 Seiten