40. Jahrgang. Nr. 13482.

Freitag, 26. Juli 1929.

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für Bonn und Umgegend.

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Fortdauer des Konflikts im Fernen Osten.

Die diplomatischen Verhandlungen der Großmächte zur Beilegung des russisch=chinesischen Konfliktes werden foct­gesetzt. Der nordamerikanische Staatssekretär Stimson verhandelte auch gestern wiederholt mit den Botschaftern. Einzelheiten über diese Konferenzen werden nicht bekannt­gegeben. Inzwischen ist das Personal der chinesischen Ge­sandtschaft in Moskau nach Finnland abgereist, nachdem die Arten der deutschen Botschaft übergeben worden waren. In der Mandschurei haben sich allerlei unfriedliche Vor­gänge ereignet. Es erfolgten nach russischer Darstellung allerlei Gewalttaten gegen Rätebürger. Es wurden fer­ner nach einer Meldung aus Tokio Sowjetflugzeuge durch chinesische Truppen beschossen und russischerseits weißgar­distische Truppenführer gefangengenommen und kurzer­hand hingerichtet. Andererseits liegen Meldungen aus New York vor, daß China zu direkten Verhandlungen weiterhin bereit sei. In Mukden sei man optimistisch. Die chinesische Friedensdelegation hat sich laut einer Mel­dung der Chikago Tribune nach Charbin begeben und will von da nach der Stadt abreisen, die die Russen als Kon­ferenzort vorschlagen werden.

Glückwünsche Macdonalds für den Reichskanzler. WTB London, 25. Juli. Macdonald richtete an Reichskanzler Müller folgendes Telegramm:

Ich erhielt mit lebhafter Befriedigung von der er­folgreichen Operation Kenntnis, der sich Eure Exzellenz unterzogen hat. Nehmen Sie bitte meine Glückwünsche und meine herzlichen Wünsche für die baldige Wieder­herstellung Ihrer Gesundheit entgegen.

das Haus den Rücktritt am nächsten Freitag eingehend erörtern könne. Henderson antwortete: Jawohl, ich bin durchaus bereit, am Freitag eine Erklärung abzugeben.

Churchill handelte etwas unklug, denn schon vom Ka­binett Baldwin war die Abberufung Lord Lloyds mehr­mals erwogen worden. Die jetzige Rückberufung stützt sich auf den Schriftwechsel zwischen Lord Lloyd und dem Kabinett Baldwin. Chamberlain war bereits mit der Haltung Lord Lloyds nicht einverstanden, aber das Ka­binett Baldwin war sich in der Aegyptenpolitik nicht einig. sonst hätte der scharfe Mann längst Flügel bekommen.

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Amerika rüstet vorläufig nicht weiter.

WTB Washington, 25. Juli. Präsident Hoover teilte gestern abend mit, daß er Anweisung gegeben habe, den Bau der im diesjährigen Flottenbauprogramm vorge­sehenen drei 10000=Tonnen=Kreuzer vorläufig nicht auszuführen. Die Kiellegung werde nicht eher er­

folgen, als bis die Frage geprüft sei, welche Rückwirkun­gen das zwischen den Vereinigten Staaten und England zu erwartende Flottenabkommen haben werde. Der Präsident erklärte, er habe gestern die von dem eng­lischen Premierminister Macdonald abgegebene Erklärung mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Der Premierminister könne sicher sein, bei seinem Besuch der Vereinigten Staaten eine herzliche Aufnahme zu finden. Macdonald habe den Grundsatz der von den Vereinigten Staaten geforderten Flottenparität angenommen. Das bedeute nicht, daß England und die Vereinigten Staaten ein Wettrüsten begännen, sondern, daß sie als durch die Suspendierung eines Teiles des englischen Flottenbau­programms seinen guten Willen bewiesen, und die Ver­einigten Staaten wollten den gleichen guten Willen be­zeugen, indem sie den Bau der drei Kreuzer einstellten. obwohl dadurch die Parität nicht beeinträchtigt worden wäre, da die englische Kreuzerflotte bedeutend stärker sei als die amerikanische.

Zar Reparations Konsereng.

Die Ronferenz im

Poincarés Zustand ernst.

WTB Paris, 26. Juli. Nach der Havasagentur soll gestern in politischen Kreisen das Gerücht im Umlauf ge­wesen sein, daß der Gesundheitszustand Poincarés gestern weniger zufriedenstellend gewesen sei, als die erste Untersuchung durch die Aerzte es hätten hoffen lassen. Man habe sogar behauptet, daß nach der Untersuchung die Eventualität eines chirurgischen Eingriffes ins Auge gefaßt worden sei. Entgegen diesen Nachrichten nehme man in unterrichteten Kreisen an, so erklärt die Havasagentur, daß erst am nächsten Dienstag eine Dia­gnose gestellt werden könne, da die vorgesehene Unter­suchung des Kranken infolge der Abwesenheit eines der behandelnden Aerzte hinausgeschoben worden sei.

Wie das Echo de Paris übrigens mitteilt, werden außer dem Hausarzt die beiden Professoren Gosset und Marion der letzte ein Nierenspezialist an der Kon­sultation teilnehmen. Sie soll erfolgen, um festzustellen, ob Poincaré an der Regierungskonferenz im Haag teilnehmen kann.

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Professor Dr. Lauscher über die Konkordats­verabschiedung.

Köln, 26. Juli. Im Provinzialausschuß des Rheini­schen Hentrums wandte sich Prälat Prof. Lauscher mit großer Entschiedenheit gegen die Behauptung, als ob bei der Konkordatsverabschiedung irgendwelche Zugeständnisse des Zentrums gegenüber der Sozialdemokratie gemacht worden sei. Das Zentrum lasse sich durch keinerlei Ent­gegenkommen in Einzelfragen auf kulturpolitischem Ge­biete auch nur um ein Millimeter von seiner Linie ab­drängen. Die Sozialdemokratie habe nur aus nüchternen realpolitischen Erwägungen beim Konkordats­abschluß gehandelt. Das Zentrum werde den prote­stantischen Kreisen zeigen, daß es keinerlei be­vorrechtigte Stellung im Staate mehr gibt. Die Zeit für ein Schulgesetz sei noch nicht reif.

einer Entschließung sprach der Provinzial­ausschuß der Rheinischen Zentrumspartei der Landtags­fraktion zum Abschluß des für Kirche und Staat bedeut­samen Vertragswerkes herzlichen Dank und wärmste An­erkennung aus.

Vom Deutschen Katholikentag.

BOZ. Freiburg i. Br., 25. Juli. Die Vorbereitungen zur 68. Generalversammlung der deutschen Katholiken in Frei­burg vom 28. August bis 1. September 1929 sind in vollem Gange. Das Programm umfaßt einen dreifachen Kranz von Beratungen und Kundgebungen. Den Mittelpunkt geben die ersten Beratungen des Vertretertages. Sie haben zum Gegenstand das wichtigste Problem, das heute das deutsche Volk bewegt, die Rettung der christlichen Familie. Die Ergebnisse der Beratungen werden in Entschließungen festgelegt, und in der ersten geschlossenen Versammlung des Katholikentages zur Beschlußfassung vorgelegt. Die wichtige Frage des christlichen Gemeinschaftslebens in Familie und Kirche durchzieht sodann alle großen geschlossenen und öffent­lichen Versammlungen und Kundgebungen des Katholiken= tages, der am Sonntagnachmittag mit einer Huldigung an das Oberhaupt der großen weltumspannenden Völkersamilie, der katholischen Kirche, geschlossen wird. Um diese offiziellen Be­ratungen windet sich ein reicher Kranz von Sonderveranstal­tungen katholischer Verbände. Dadurch ist die Garantie ge­geben, daß der Katholikentag in Freiburg 1. Br. zum Treff­punkt der führenden Männer und Frauen der deutschen Katho­liken des In= und Auslandes werden wird. Die 68. General­versammlung der deutschen Katholiken in Freiburg steht nicht so sehr auf äußere machtvolle Kundgebungen, sie will vielmehr durch die Verbindung des Vertretertages mit der Generalver­sammlung den Hauptwert auf die ernsten Beratungen der

aktuellen Fragen der Gegenwart legen.

WTB Paris, 25. Juli.(Havas.) Der Mei­nungsaustausch über den Konferenzort wird zwi­schen den Botschaftern der Mächte und Briand eifrig fortgesetzt. Im Augenblick scheinen Deutschland, England, Frankreich und Japan sich dahin verstän­digt zu haben, daß die Konferenz im Haag statt­findet. Es handelt sich jetzt darum, die Zustimmung Belgiens zu erhalten.

Die Konferenz soll am 6. August beginnen.

Die diplomatische Aussprache über Ort und Zeit der politischen Konferenz scheint nunmehr tatsächlich vor dem Abschluß zu stehen. Den erneuten energischen Vorstellun­gen, die sowohl von der englischen als auch von der deut­schen Regierung in Paris unternommen wurden Briand hat sowohl den deutschen Botschafter von Hoesch als auch den englischen Botschafter Tyrell im Laufe des gestrigen Tages empfangen ist es endlich gelungen, in Paris auf eine Entscheidung zu drängen. Wenn auch das Einver­ständnis von Belgien noch erwirkt werden muß, so kann man doch schon annehmen, daß die endgültige Wahl auf ten Haag fällt.

Was den Zeitpunkt des Konferenzbeginns betrifft, so scheint man in deutschen politischen Kreisen entgegen den Gerüchten, die von einer Verschiebung der Konferenz wissen wollen, am 6. August als Datum festzuhalten. Jedenfalls würde gegen eine Hinausschiebung von deut­scher Seite entschieden Widerspruch erhoben werden.

Besonderes Interesse muß natürlich die Frage erhalten, ob es gelingen wird, die Konferenz in einem Zuge arbeiten zu lassen, wie es von deutscher Seite gefordert wird. Auf deutscher Seite ist man der Auffassung, daß es vielleicht doch noch gelingen wird, vor dem 2. September die zu er­örternden Fragen zu erledigen, doch würde dann der Youngplan noch nicht am 1. September in Kraft treten, da er nach der Billigung durch die Regierungen noch der Ratifikation der Parlamente der sechs Mächte bedarf. Mit

dieser Ratifikation dürfte jedoch erst Mitte November in allen Staaten zu rechnen sein. Da jedoch mit rückwirkender Kraft zum 1. September der Youngplan in Kraft gesetzt wird, ist die in der Zeit vom 1. September bis beispiels­weise zum 15. November gezahlte höhere Summe, die die Zahlungen des Youngplanes um etwa 80 Millionen Mark übersteigen würde, nach den Bestimmungen des Young= planes dann mit Deutschland zu verrechnen.

Stellt man einmal die von der Konferenz zu erledigen­den Fragen zusammen, so darf man annehmen, daß ab­gesehen von technischen und Detailfragen die drei Wochen bis zum Beginn der Völkerbundsversammlung genügen werden, um auf alle Fälle den politischen Teil der Kon­ferenz zu erledigen, also die Frage der Rheinlandräumung und das Problem der Feststellungs= und Versöhnungs­kommission. Die Finanzsachverständigen werden vielleicht aber doppelt so lange Zeit gebrauchen zur endgültigen Regelung des Reparationsproblems.

*

Belgien ziert sich noch ein wenig.

WTB Paris, 26. Juli. Wie dem Matin aus Brüssel gemeldet wird, habe Außenminister Hymans sich seine Antwort auf die englische Demarche zwecks Erlangung der Zustimmung Belgiens zur Wahl des Haag als Kon­ferenzort der diplomatischen Konferenz vorbehalten, da mehrere belgische Minister die Ansicht zum Ausdruck ge­bracht hätten, daß der Haag nicht gerade die Konferenz­stadt sei, die Belgien am geeignetsten erscheine. Auch dem Vertreter der französischen Botschaft habe Hymans eine sofortige Antwort nicht gegeben, sondern ihn darauf hin­gewiesen, daß er heute mit Premierminister Jaspar hier. über verhandeln werde. In der Depesche des Matin wird darauf hingewiesen, daß Jaspar entschieden gegen den Haag als Konferenzort sei. Eine Entscheidung werde nicht vor heute oder Samstag fallen.

Eine Meldung der Chicago Tribune aus Brüssel besagt dagegen, daß Belgien, wie das Blatt aus glaubwür­diger Quelle erfahren haben will, die Wahl des Haag als Konferenzort annehmen werde.

Feleriche Papstprozession.

Erzwungene Abdankung des Oberkommissars für Aegypten.

Das Arbeiterkabinett hat einen ungewöhnlichen Schritt unternommen. Der englische Oberkommissar in Aegypten Lord Lloyd, der unter Chamberlain in Aegypten eine sehr harte Hand zeigte, erhielt von Henderson die Aufforderung, sein Amt niederzulegen. Churchill, der Schatzmeister im Kabinett Balfour, befragte Hender­son im Unterhaus, ob der Abschied Lord Lloyds erpreßt worden sei.

Henderson antwortete hierauf: Das an Lord Lloyd gesandte Telegramm war von solcher Art, daß, wie ich glaube, die meisten Leute es als eine Aufforderung auf­gefaßt hätten, das Amt niederzulegen. Churchill fragte hierauf den Außenminister, ob er dem Hause die Doku­mente unterbreiten oder eine Erklärung über die Gründe abgeben wolle, die die Regierung dazu ver­anlaßten, Lord Lloyd zum Rücktritt zu zwingen, damit

Der Papst tritt seit 1870 zum Eucharistische Papstprozession auf dem Petersplatz

WTB Rom, 26. Juli. Wie angekündigt, fand

gestern abend die feierliche Papstprozession zum Pe­tersdom statt. Die Prozession verließ um 6 Uhr den Vatikan und zog durch die Kolonnaden des Pe­tersplatzes. An dem Zug nahmen 80 000 Per­sonen teil, darunter die Bischöfe, Erzbischöfe, Patriarchen und Kardinäle sowie 5000 Seminari­sten aller Nationalitäten. Der Papst, der das Allerheiligste in Händen hielt, wurde inmitten sei­nes Hofstaates, und umringt von der Schweizer Garde, unter einem Baldachin in einem Tragsessel um 7,30 Uhr aus dem Vatikan getragen. Eine Ab­teilung Palatinischer Garde eröffnete und schloß den Zug. Ehrenkompagnien italienischer Infanterie er­wiesen der Prozession Ehrenbezeugungen.

Eine riesige Menschenmenge jubelte dem Papst, während er vorübergetragen wurde, zu. Alle Fenster am Rusticucci=Platz waren dicht besetzt, ebenso die Fenster in den Loggien des päpstlichen Palastes. Auch das diplomatische Korps wohnte von einer Loggia aus der Feierlichkeit bei.

Als der Papst bei dem vor der Peters=Basilika errichteten Altar angekommen war, verließ er sei­nen Tragsessel und kniete inmitten der Kardinäle nieder. Sodann erteilte er den eucharistischen Se­gen.

Gegen.30 begab sich der Papst unter den Jubel­rufen der Menge in den Vatikan zurück. Die Front der Peters=Basilika war illuminiert. Die Glocken aller Kirchen Roms läuteten, solange die Prozession währte.

Aus Rom, 25. Juli berichtet die Köln. Volksztg.: Der Papst tritt erstmals aus dem Vati­kan und erteilt Rom, Italien und der Welt den eucharistischen Segen. Ueber dem Petersplatz, über den Menschenwogen, ragt vor dem Eingang der Basilika, weithin sichtbar, der Altar. Der Heilige Vater naht, das Sanktissimum anbetend, auf dem sogenanntenTalamo, getragen unter einem Bal­dachin, zur Seite die historischen Flabelli. Kardi­näle, unzählige Bischöfe, Prälaten, Priester, Or­densleute und Alumnen umstehen den Altar, bren­nende Kerzen in den Händen haltend. Auf der

ersten Male aus dem Datikan.

Loggia del Maggiornato haben sich das Diploma­tische Korps und die römische Aristokratie versam­melt. Der Presse waren besondere Plätze auf einer Loggia der rechten Kolonnade vorbehalten. Italie­nische Truppen in beträchtlichem Aufgebot erweisen dem. Papste mit dem Allerheiligsten militärische

Ein denkwürdiger Tag! Am Abend des 19. Sep­tember 1870 hatte Pius IX. die letzte Ausfahrt un­ternommen. Die Scala Santa auf den Knien hin­aufsteigend, flehte er vor dem altehrwürdigen Sal­vatorbild für Volk und Kirche. Dann schließt er sich immer in den Vatikan ein, als Hüter des Wohles und des Rechtes der Kirche. Pius XI. erteilt an seinem Krönungstage erstmalig wieder von der Außenloggia der jubelnden Menge den Segen urbi et ordi. Das Morgenrot einer neuen Aera leuchtet. Heute, im Jubeljahre, erhält des Papstes eigenstes, weltgeschichtlich bedeutendstes Werk die eucharistische Weihe.

Neu und eigenartig war die Teilnahme von 5000 Seminaristen aller Nationen. Stundenlang dauerte der Zug, der, vom Peters­dom ausgehend, durch die rechte Kolonnade, über den Platz, durch die linke Kolonnade zurück sich be­wegte und um den Altar auf dem freien Platz zum Segen sich gruppierte. Hofchargen, Ritterorden, päpstliche Garden in Gala ein farbenprächtiges Bild. Jubel steigt aus aller Herzen wie ein Hym­nus der Katholizität in die hereinsinkende Nacht. Die Basilika im Schmuck kostbarer historischer Ar­razzi(Gobelins) und Tücher aus rotem Damast leuchtet auf im Glanze tausender Lichter. Ein über­wältigender Anblick!

Der Weihestunde Sinn und Bedeutung erklärte ein Aufruf des Kardinalvikars an das römische Volk: Der wieder hergestellte Friede ist besiegelt, der Frieden Christi Italien wiedergegeben. Der Papst setzt sein Vertrauen auf Gott allein. Nisi do­minus custodierit civitatem, frustra vigilat, qui custo­dit eam. Der Friedenswunsch des Erlösers wird der Menschheit erneut dargeboten: Pax hominibus bonae voluntatis!

Die Glocken von St. Peter läuten es über Rom und Italien hinaus in die Welt. Eine halbe Stunde lang begleiten sämtliche Glocken der Ewigen Stadt und tragen zum Himmel das Flehen gläubiger Herzen: Verlaß Deine Herde nicht, Ewiger Hirte. sondern durch Deine heiligen Apostel steh' ihr bei mit ewigem Schutz!

Neue Probeflüge des Do. k.

WTB Friedrichshafen, 25. Juli. Das neue 12­motorige Flugschiff Do. X der Dornierflugzeugwerke, das anfangs dieser Woche den zweiten Teil seiner programm­mäßigen Probeflüge von Altenrhein am Schweizer Ufer aus begann, hat heute vormittag neuerdings drei Flüge ausgeführt. Wie uns mitgeteilt wird, betrug bei jedem dieser Flüge das Abfluggewicht der Maschinen etwa 48 Tonnen, was bei einem Eigengewicht des Flugzeuges von 25 Tonnen einer Zuladung von ungefähr 23 Tonnen oder 460 Zentnern entspricht. Bei den Flügen am Dienstag und Mittwoch hatte die Do. X bereits ein Abfluggewicht von 41 bezw. 45 Tonnen. Die Leistungsprüfun­gen werden in den nächsten Tagen fortgesetzt. *

Fünf Berliner im Berner Oberland abgestürzt.

WTB Grindelwald, 25. Juli. Heute vormittag stürzten in der Nähe des Kleckstein=Wetterhorns fünf Berliner Touristen ab. Einer von Kleckstein abgegangenen Rettungskolonne gelang es, die Verunglückten zu bergen. Zwei Abgestürzte sind schwer, zwei weitere leichter ver­letzt, während der fünfte ohne Verletzungen davonkam. Alle Touristen befinden sich in ärztlicher Behandlung.

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St. Louis Robin 295 Stunden in der Lust.

WTB New York, 25. Juli. Das FlugzeugSt. Louis Robin hat bereits 295 Stunden zurückgelegt und setzt seinen Flug fort.

Protest gegen die Massenverhaftungen.

WTB Paris, 26. Juli. Wie die sozialistische Partei­organisation so protestiert auch heute das sozialistische Parteiorgan Le Populaire in scharfen Worten gegen die Massenverhaftungen von Kommunisten durch die Polizei, die in den letzten Tagen vorgenommen wur­den. Das sozialistische Blatt schreibt: Die Polizei verbietet jetzt sogar gewerkschaftliche Versammlungen an der Ar­beitsbörse, nachdem sie Hunderte von Kommunisten ver­haftet habe. In der Geschichte der dritten Republik stehe diese Herausforderung der Arbeiterklasse, dieses Attentat auf die Freiheit der Meinung und auf das Recht der Ver­sammlung und des Manifestierens einzig da.

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Siaowjew wieder in der Kominiern.

Kowno, 25. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat das Präsidium des Vollzugsausschusses der Komintern den ehemaligen Oppositionsführer Sinow­sew zur Mitarbeit an der Komintern zugelassen. Sinowsew soll die westeuropäische Abteilung der Komintern leiten. Er gilt als Fachmann der deutsch=kommunistischen Be­wegung.

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Ein sowjetrussisches Dementi.

WTB Berlin, 25. Juli. Wie die Presseabteilung der Sowjetbotschaft mitteilt, entspricht die Reutermeldung aus Schanghai, daß der sowjetrussische Botschafter in Berlin dem chinesischen Gesandten eine Erklärung abgegeben habe, nicht den Tatsachen. In Wirklichkeit hat nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Sowjetrußland keine Fühlung­nahme der Sowjetbotschaft mit der chinesischen Gesandt­schaft stattgefunden.

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Jamilientragödie.

WTB Reichenberg(Böhmen), 25. Juli. Heute er­

schoß der Kaufmann Otto Kanopatsch aus Ruppersdorf im Treppenhaus der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Pfeiffers in Reichenberg seine Ehefrau Elisabeth und seinen Schwiegervater Emanuel Boensch. Der Täter rich­tete hierauf die Waffe gegen sich selbst. Er wurde in schwerverletztem Zustande ins Krankenhaus gebracht, wo er seinen Verletzungen erlegen ist. Den Grund zu der Tat dürften Ehezwistigkeiten bilden.

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Fünfzehn Häuser in einem schweizerischen Weiler niedergebrannt.

WTB Vorvry(Bezirk Montdey), 25. Juli. Bei einem heftigen Gewitter, das über Unterwallis niederging, schlug der Blitz in ein Haus des Weilers Torgon und zündete.

In kurzer Zeit standen fast sämtliche Häuser des Weilers in Flammen. Trotzdem die Feuerwehren der benachbarten Ortschaften sich sofort an die Brandstelle begaben, blieben bis nachts 2 Uhr nur noch drei Häuser des Weilers un­versehrt. Etwa 15 Häuser sind niedergebrannt, wodurch rund 80 Einwohner obdachlos geworden sind.

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Revolver=Attenkat auf einer Polizeiwache.

WTB Belgrad, 25. Juli. Bei seiner Ankunft auf dem hiesigen Bahnhof wurde der kommunistische Agitator Swetka Tschelan, als er einen aus Eksmus Serajewo ein­getroffenen Zug verließ, von der Polizei verhaftet. Bei seinem Verhör auf dem Polizeikommissariat gelang es ihm, in einem unbewachten Augenblick seinen Revolver zu ziehen und mehrere Schüsse abzugeben, wodurch zwei Gendarmen getötet und ein Kommissar verletzt wurden. In der Verwirrung gelang es dem Verhafteten, zu entkommen. Auf die Ergreifung des Flüchtigen ist eine hohe Belohnung ausgesetzt.

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Der neue Vorstand der Studentenschaft.

Hannover, 24. Juli. Auf dem Studententag in Hannover wurde zum ersten Vorsitzenden der bisherige Kreisleiter von Halle, Diplom=Landwirt Hoffmann (Kösener S..) mit 121 Stimmen gewählt. Zur Er­gänzung des Vorstandes wurden auf Hoffmanns Vor­schlag der bisherige Kreisleiter von Westdeutschland, Gier­Marburg(katholische farbentragende Verbindung) und Referendar Schulz, Hannover(Kösener S..) ge­wählt. Dem bisherigen Vorsitzenden Schamdel wurde der Dank der Versammlung abgestattet.

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Neuer Ausbruch des Kilauea auf Hawal.

WTB Honolulu, 25. Juli. Einer Meldung aus Hilo zufolge, ist der Vulkan Kilauea auf Hawai heute früh in Tätigkeit getreten. Aus dem Krater schossen vier gewaltige Feuergarben und schleuderten glühende Steine bis zu einer Höhe von 150 Fuß in die Luft.

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