40. Jahrgang.— Nr. 13412.
Montag, 13. Juli 1929.
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Wir wonen vour Kheinlandbefrelung.
in beiont nochmlas die Ablehnung der rer— trttn io::
Rechemann—voinr uonymmn wer Moirgumun wll. Dauerkontrolle.
Außenminister Dr. Stresemann gewährte auch dem außenpolitischen Redakteur der„Frankfurter Zeitung" eine Unterredung über die Frage der Feststellungsund Vergleichskommission. Der Minister er
klärte, der Reichskanzler habe sich seinerzeit in Genf nur
kure Sieen..... di 1935 dauernde Einrich. ###.## Art bereit erklärt. Alle politischen Parteten weitel Varüber beseben darfe keln
Ius er. gzse, angese d Stellungnahme als
eine enogultige angesehen werden müsse. Der ganze Aus
gangspunkt der französischen Konstruktion sei verkehrt.
Wenn Frankreich eine Verletzung der Demilitarisierungsbestimmungen behaupte, sei es keineswegs notwendig, sofort den Völkerbund zu befassen. Zunächst komme die Erledigung der Frage auf diplomatischem Wege in Frage. das diplomatische Verfahren wirklich nicht zum
Ziele führen, so könne die Angelegenheit vor eine Instanz georacht werden, die an anderer Stelle der Verträge von
Sggarno vorgesehen ist, nämlich vor die Vergleichskommuen des deutsch=französischen Schiedsvertrages.
#:#rfe uns nicht verübeln, wenn wir daran denken, daß die Sonderkommission als Werkzeug für alle
möglichen Schikanen gebraucht werden könnte. Die angebliche Gegenseitigkeit bei der Feststellungs= und Vergleichskommission sei illusorisch, weil es auf französischer Seite an einem zu kontrollierenden Objekt fehle.
Eine heimliche militärische Vorbereitung im Rheinlande sei absurd.
Wenn wirklich einmal ein Streit darüber entstehe, ob eine Eisenbahnrampe mit den Bestimmungen des Versailler Vertrages im Einklang steht oder nicht, bedürfe es da einer besonderen Instanz über die Verträge von Locarno hinaus? Was über die Abmachungen von Locarno als dauernde Einrichtung hinausgehe, sei für Deutschland untragbar.
einer leichten schleichenden Sepsis leidet und die Folgen seiner Lungenerkrankung noch nicht überwunden hat, gestalten den operativen Eingriff zweifellos zu einem lebensgefährlichen. Es bleibt abzuwarten, ob das Herz des Königs die Narkose gut übersteht und ob die Erschütterung des allgemeinen Systems ohne weitere Nachwirkungen überwunden werden kann.
Zwei verunglückte Ozeanflüge.
Wie wir schon in unserer letzten Ausgabe berichteten, sind am Samstag die französischen Flieger Coste und Bellonte zu einem Transozeanflug, dessen Ziel New York zu sein scheint, auf dem Flugplatz Le Bourget aufgestiegen. Kurze Zeit vorher hatten die beiden polnischen Flieger Idzikowski und Kubala mit ihrem Flugzeug„Marschall Pilsudski“ das Flugfeld verlassen, um gleichfalls New York zu erreichen. Die beiden Polen hatten schon im vorigen Jahr einmal einen Ozeanflug versucht, der ihnen aber mißlang.
Die neuesten einlaufenden Nachrichten besagen, daß die französischen Flieger Coste und Bellonte mit ihrem Flugzeug„Fragezeichen“ in der Nähe der Azoren umgekehrt und nach Villa Coublai zurückgekehrt sind. Coste erklärte, daß sie in der Nähe der Azoren auf widrige Winde gestoßen seien, die ihre bisherige Fluggeschwindigkeit von 200 Kilometer auf 60 Kilometer herun
terdrückte. Unter diesen Umständen hätte der Betriebsstoff nicht ausgereicht. Das Flugzeug, dessen Motor gut gearbeitet habe, habe in 28 Flugstunden rund 5400 Kilometer zurückgelegt.
Tragischer ist das Schicksal der polnischen Flieger. Ihr Flugzeug mußte auf der Insel Graciosa(Azoren) notlanden. Das Flugzeug schlug dabei um. Der Motor explodierte. Der Flieger Idzikowski wurde getötet, sein Gefährte Kubala verletzt. Der Apparat ist völlig zerstört.
Wie das polnische Flugzeug verunglückte.
WTB Paris, 15. Juli. In einer Meldung des Matin aus Horta werden über die verunglückte Landung
des olnischen Flugzeuges folgende Einzelheiten berichtet: Trotz andauernden Motorschadens habe das Flugzeug die kleine Insel Graciosa gestern gegen 19 Uhr erreichen können und durch Funkspruch um Angabe eines geeigneten Landungsplatzes gebeten. Von Fayal aus sei ihm das Fluggelände von Brazileira angegeben worden. Die Flieger hätten noch Zeit gehabt, die Stelle ausfindig
Obwohl sie sehr felsig war, hätten sie beschlossen, niederzugehen. Hierbei sei das Flugzeug umge
schlagen, als es den Boden berührte, und habe Feuer gefangen. Den Flieger Idzikowski habe man nur noch als Schwerverletzten unter den Trümmern hervorholen
können, während Kubala nur leichte Verletzungen davontrug. Beide seien eiligst ins nächste Krankenhaus gebracht worden, wo Jdzikowsti verschieden sei.
Frankreich zur
Der„Temps“ bekämpft den deutschen Standpunkt.
Im Gegensag zu vem Standpunkt den Stresemann,
Breitscheid, Schacht und Kaas bezw. Wirth in den jüngsten Wochen und Tagen zu der Rheinlandfrage einnehmen, ein Standpunkt, hinter dem das ganze deutsche Volk steht, vertritt der„Temps“ als Sprachrohr Poincarés die Auffassung, daß die Kontroll= kommission kommen müsse. Man wolle Deutschland
nicht demütigen, aber es handele sich um die Sicherheit Westeuropas. Der Zustand der völligen Entmilitarisie= rung der Rheinlandzone müsse überwacht werden, und zwar„durch eine für diesen Zweck geschaffene ständige Der Pariser Berichterstatter der Basler Nachrichten nennt gleichfalls als Vorbedingung für die Räumung„nach der Genfer Resolution die Kontrolle am Rhein“. Und er fügt hinzu:„Der deutsche Reichskanzler hat sich im letzten September nicht dagegen gewehrt. Der Streit drehe sich um die Frage der Dauer der Kontrolle, die die Deutschen nur bis 1935 zugeben und die Franzosen darüber hinaus wollten. Nun vertreten die Deutschen den Standpunkt, daß jede Kontrolle zwecklos geworden sei. Es ist höchst wahrscheinlich, daß die französische Regierung diesen Standpunkt nicht einnimmt und daß sie allerhöchstens zugeben kann, daß die Kontrolle nicht über 1935 hinaus dauert. Viel fordern, um wenigstens etwas zu erreichen, ist manchmal geschickt und manchmal ungeschickt. Es wäre vielleicht für die Deutschen nicht ungefährlich, von den Franzosen allzuviel auf einmal zu fordern.“
IFranzösische Aeußerungen zu Stresemanns jüngster Erklärung.
WTB Paris, 15. Juli. Nur ein Coty=Blatt, der Figaro, bespricht heute die Erklärungen Dr. Stresemanns in der Frankfurter Zeitung. Die übrigen Blätter erscheinen wegen des Nationalfeiertages mit beschränktem Text. Seit Macdonald am Ruder ist, so sagt das Blatt, fühlt sich die Berliner Regierung stark unterstützt und verliert keine Zeit, um in Ruhe das Programm ihrer Forderungen aufzustellen. Der deutsche Minister fühlt sich der Rheinlandräumung so sicher, daß er von ihr spricht, ohne sie zu diskutieren. Die ganzen Bemühungen seiner Dialektik verwendet er auf die Kontroll= kommission, die er um keinen Preis haben will. Die Organisation dieser Kommission ergibt sich indessen in unantastbarer Weise aus dem in Genf im Dezember 1928 unterzeichneten Abkommen. Die Internationalisten=These, die Deutschland günstig ist, findet man etwa in gleicher Weise in den englischen Blättern wie in den Ausführungen Stresemanns. Das ist die Methode, die die französische Diplomatie seit Jahren zu allen Opfern geführt hat.
Was wir Beigien zagestehen.
Anstatt der verlangten 400 Millionen insgesamt 320 Millionen Reichsmark.— Auch eine Verständigung über die Beschlagnahme
deutschen Vermögens.
Die deutsch=belgischen Markabkommen.
WTB Brüssel, 13. Juli. Die Verhandlungen
Neue Operation des englischen Königs.
London, 14. Juli. Auf Grund des Ergebnisses der letzten Röntgenuntersuchung wird sich der englische König am Montag einer neuen Operation unterziehen müssen. Der amtliche Bericht, der davon Mitteilung macht, ist in zuversichtlichem Ton gehalten.
Eine weitere Meldung lautet:
Heute nacht ist ein von sechs Aerzten unterzeichneter Krankheitsbericht herausgegeben worden, in dem angekündigt wird, daß am Montag in allgemeiner Narkose ein größerer operativer Eingriff an der rechten Brustseite des Königs vorgenommen werden soll, um dem Eiter, der sich dort in einem Abzeß befindet, einen neuen Abfluß zu verschaffen, nachdem der Ausfluß, der im November hergestellt wurde, inzwischen zum Teil verwachsen ist und zum Teil durch Verlagerung des Abzesses keinen genügenden Ausfluß mehr sichert. Diese Operation ist an sich bei einem gesunden Menschen, der erst kurze Zeit krank ist, nicht als gefährlich zu bezeichnen, auch dann nicht, wenn, wie anzunehmen ist, ein tieferer Eingriff in die Rippeng gend erforderlich ist. Die Tatsache aber, daß der König seit Monaten an einem großen Abzeß, verbunden mit
zwischen den Bevollmächtigten der deutschen und der belgischen Regierung sind heute zum Abschluß gekommen. Das Abkommen ist heute vormittag in Brüssel unterzeichnet worden.
Der wesentliche Inhalt des Abkommens ist folgender:
In der Einleitung ist zum Ausdruck gebracht, daß das Abkommen unter Vorbehalt der beiderseitigen grundsätzlichen Auffassungen unterzeichnet wird und den Zweck hat, im Rahmmen der Gesamtregelung der aus dem Krieg herrührenden finanziellen Fragen auch diejenigen Fragen zu erledigen, die bisher zwischen Belgien und Deutschland wegen der im Zusammenhang mit der Besatzung Belgiens entstandenen besonderen wrtschaftlichen Schäden noch schwebten.
Deutschland wird an Belgien während 37 Jahren folgende Annuitäten zahlen: Im ersten Jahre 16.2 Mill. Mark, im zweiten, dritten und vierten Jahr je 21,5 Millionen Mark, vom.—12. Jahr je 26 Millionen Mark, vom 13.—20. Jahr je 20,1 Mill. Mark, vom 21.—37. Jahr je 9,3 Mill.
Alle Annuitäten werden in der gleichen Form bezahlt werden, die in dem Sachverständigenplan vom 7. Juni 1929 für die allgemeinen Reparationsannuitäten vorgesehen ist. Die Zahlungen werden durch die Bank für internationalen Zahlungsausgleich mitverwaltet werden. Falls Deutschland von dem in dem Sachverständigenplan vorgesehenen Moratorium Gebrauch macht, werden die Annuitäten in Form von Sachlieferungen entrichtet. Für den Fall von Meinungsverschiedenheiten ist ein Schiedsgerichtsverfahren vorgesehen.
Das Abkommen tritt erst nach Ratifizierung in Kraft, die gleichzeitig mit der Ratifizierung der Staatsverträge über den Sach verständigenbericht erfolgen soll.
im Youngplan vorgesehen ist. Der Betrag wird aber stark gekürzt sein. Die 37 Annuitäten von 25 Millionen Reichsmark, die in Paris zuletzt verlangt worden sind, hätten nach Abzug der Zinsen einen Wert von ungefähr 450 Millionen Goldmark ergeben. Die Annuitäten, die das jetzige Abkommen vorsieht, ermäßigten diese Summe um ein Drittel. Dem Vernehmen nach haben die Mitglieder des Kabinetts am Schlusse der Kabinettssitzung keine besondere Befriedigung über das Abkommen gezeigt.“
Zum 50jährigen Besichen des Reichsfinanzministeriums.
Berkin, 14. Juli. Gelegentlich des 50jährigen Bestehens des Reichsfinanzministeriums hat Reichspräsident von Hindenburg an den Reichsfinanzminister einen Erlaß gerichtet, in dem er dem Mitsterium und seinen sämtlichen Angehörigen für die schweren Aufgaben, die das Ministerium unter stärkstem Druck des Versailler Diktats zu bewältigen hat, seine aufrichtigste Anerkennung ausspricht.— Auch der Reichskanzler hat dem Reichsminister der Finanzen anläßlich des 50jährigen Jubiläums ein Glückwunschtelegramm gesandt.
Botschafter v. Hoesch bei Dr. Stresemann.
Wie die Montagspost meldet, sind der deutsche Botschafter in Paris, v. Hoesch, und der Gesandtschaftsattaché bei der deutschen Gesandtschaft in Warschau, Frhr. v. Maitzan, auf Bühlerhöhe eingetroffen. Beide Herren hatten am Sonntag eine Unterredung mit Reichsaußenminister Dr. Stresemann, mit dem sie abends einen Ausflug nach Baden=Baden unternahmen.
*
Nunzius Pacelli an Kardinal Schulte.
Köln, 12. Juli. Auf die vom Kölner Erzbischof dem Nunzius Pacelli aus Anlaß der Annahme des Konkordates gesandten Glückwünsche hat der Nunzius in einem Telegramm wie folgt geantwortet:
„Eurer Eminenz spreche ich für die gütigen Glückwünsche ehrfurchtsvollsten Dank aus. Ich habe nur den einen Wunsch, daß das geglückte Werk sich als Segen für die katholische Kirche in Reich und Preußen, und als Element des Friedens für Staat und Volk auswirke.“
*
Fürstbischof Bertram an die Zentrumsfraktion des Landtages.
MTB Berlin, 13. Juli. Aus Anlaß des Abschlusses der Konkordatsverhandlungen im Preußischen Landtag hat Kardinal Dr. Bertram an den Vorstand der Zemtrumsfraktion des Landtages ein Schreiben gerichtet worin es u. a. heißt:
Nachdem durch Abstimmung im Landtag der Vertraf zwischen dem Preußischen Staat und dem Heiliget Stuhl über die Neuordnung der Verhältnisse der katholischen Kirche mit Preußen zustandegekommen ist, beehre ich mich, in meiner Eigenschaft als Bischof der gedehntesten Diözese Deutschlands und als Vorsitzendet der Fuldaer Bischofskonferenz der Zentrumsfrat: tion des Preußischen Landtages herzlichsten Dank zu sagen für ihr tatkärftiges Eintreten zugunsten dei Annahme des Vertrages. Wenn auch, um das Gelingen der Vereinbarungen nicht zu gefährden, bedeut same berechtigte Forderungen der Kirche leider habet zurückgestellt werden müssen, so ist doch durch den Vertrag die Grundlage zur festgeordneten Verhältnisset zwischen Staat und Kirche geschaffen. Die Oberhirtet. der Diözese Preußens anerkennen dankbarst das um sichtige und mannhafte Eintreten des Zentrums für dit Annahme der Vereinbarungen und hegen die Zuversicht, daß die wohlwollende Ausführung des geschlof senen Vertrages weit über die Kirchenkreise hinaus zut allgemeinen Befriedigung beitragen werde.
Der König von Belgien beim Baden bestohlen.
* Brüssel, 14. Juli. Nach Blättermeldungen ist der König von Belgien und sein Ordonnanzoffizier, während sie in Mariakerke bei Ostende ein Bad nahmen, bestohlen worden. Als sie in ihre Kabinen zurückkehrten, mußten sie feststellen, daß ihnen eine goldene Taschenuhr im Werte von 10 000 Franken mit Kette, ein goldenes Taschenmesser und eine Brieftasche, die 500 Franken enthielt, fehlten. Der König und sein Ordonnanzoffizier befanden sich, als sie das Bad besuchten, in Zivilkleidung. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Der Dieb von Mariakerke gefaßt.
WTB Brüssel, 14. Juli. Dem Soir zufolge ist der Dieb, der vorgestern den König und den Major von Overstraeten in Mariakerke bestohlen hatte, heute mittag in Blankenberghe verhaftet worden.
Kriegsgesahr im Fernen Isten.
Verzicht Belaiens auf die Wegnahme deutschen Vermögens.
Berlin, 13. Juli. Auf Grund von Verhandlungen, die im Reichsfinanzministerium von Ministerialrat Fuchs mit dem belgischen Ministerialdirektor Deduytschaever und dem Rechtsbeistand der belgischen Regierung, Marx, geführt wurden, ist heute ein Abkommen über die Freigabe deutschen Vermögens in Belgien geschlossen worden.
In diesem Abkommen verzichtet die belgische Regierung mit Wirkung vom 7. Juni 1929, dem Tage der Unterzeichnung des Youngschen Plaus, auf die Liguidation und Einbehaltung des bis dahin noch nicht liquidierten oder in das Eigentum des Staates übergegangenen deutschen Vermögen s, ferner auf die weitere Auslieferung deutscher Wertpapiere, auf die im Versailler Vertrag vorgesehene Befugnis zu Eingriffen in die deutschen gewerblichen Schutzrechte und Urheberrechte sowie auf den noch unbezahlten Kaufpreis dersenigen Güter, die von ihren deutschen Eigentümern käuflich zurückerworben worden waren. Die Frage der Behandlung der Erlöse des bereiis liguldierten deutschen Eigentums ist, ebenso wie die Frage der Beendigung des Ausgleichsverfahrens und verwandte Fragen spälern Verhanlungen nach Inkraftireten des Youngschen Plaus vorbehalten worden.
Auch dieses Abkommen soll gleichzeitig mit den Verträgen zur Inkraftsetzung des Youngschen Plans ratifiziert werden und in Kraft treten.
WTB Brüssel, 14. Juli. Nation Belge knüpft an den Bericht über den belgischen Kabinettsrat, in dem das Markabkommen vorgelegt worden ist, folgende Bemerkung:„Belgien wird ebensoviel Annuitäten erhalten, wie
Ein russisches Ultimatum an China.
Nach den aus Moskau vorliegenden Nachrichten hat die Sowjetunion in der Frage der Beschlagnahme der chinesischen Ostbahn seitens China einen Schritt unternommen, der dazu angetan sein dürfte,
die Gefahr eines russisch=chinesischen Krieges, dessen Schauplatz die Mandschurei sein würde, in eine bedrohliche Nähe zu rücken. Die Sowjetunion hat dem chinesischen Geschäftsträger eine befristete Note an die Mukdener Regierung und an die Nanking= regierung wegen der von der chinesischen Regierung beschlossenen Maßnahmen gegen die russischen Verwaltungsbehörden der chinesischen Ostbahn überreicht, in der ultimativ eine Rückgängigmachung dieses Vorganges und eine Antwort binnen drei Tagen auf die von Karachan unterzeichnete Note verlangt wird. Die Sewjetregierung erhebt in dieser Note schärfsten Protest und führt aus, falls sie keine befriedigende Antwort erhalte, würde sie genötigt sein, zur Wahrung ihrer gesetzlichen Rechte„zu anderen Mitteln“ zu greifen. Trotz der schweren, der Sowjetunion angetanen Verletzungen wolle die Sowjetregierung aber auch diesmal ihre Friedensliebe bekunden und schlägt zu diesem Zwecke die unverzügliche Einberufung einer russisch=chinesischen Konferenz zur Regelung aller Streitfragen bezüglich der ostchinesischen Eisenbahn vor. Vorbedingung dieser Konferenz müsse aber die unverzügliche Freilassung aller verhafteten Sowjetbürger und die unverzügliche Aufhebung aller vertragswidrigen Maßnahmen sein. Die Note macht die Regierung in Mukden und die chinesische Nationalregierung auf die ernsten Folgen aufmerksam, die sich aus einer Ablehnung der russischen Vorschläge ergeben würden. An einer andern Stelle erinnert die Note die chinesische Regierung daran, daß die Sowjetunion über hinreichende Mittel verfüge, um die gesetzlichen Rechte der Sowjetunion vor jedem gewalttätigen Angriff zu schützen.
Diese scharfen Wendungen, verbunden mit der außerordentlichen kurzen Befristung des Ultimatums, lassen keinen Zweifel darüber, daß die Sowjetregierung zu einer
militärischen Besetzung der Ostbahn
entschlossen ist, falls China ihre Forderungen nicht annimmt. Die Sewjetpresse kommentiert sehr scharf die chinesischen Eingriffe, hebt zwar die Friedensliebe der Sowjetunion nach wie vor hervor, die jedoch nicht ein Ausdruck der Schwäche sei. In dem offiziellen Organ der Roten Armee werden die Vorfälle in China diesmal als ernster als früher bezeichnet. Das russisch=chinesische Abkommen über die südmandschurische Bahn sei nicht nur verletzt, sondern vollständig vernichtet worden. In anderen Blättern wird ein Aufruf der Arbeiter zu den Vorfällen veröffentlicht und dabei hervorgehoben, daß die Arbeiterschaft zwar keinen Krieg wünsche, doch würde sie,
falls die Sowjetunion angegriffen werdei. sollte, wie ein Mann zum Schutze des proletarischen Stacktes die Flinte ergreifen.
Daß man auf chinesischer Seite mit der Möglichkeit militärischer Konflikte rechnet, beweisen aus Schanghai vorliegende Nachrichten, die besagen, wie auch in der Sowjetnote behauptet wird, daß drei chinesische Kavalleriebrigaden in der Nähe der sowjetrussischen Grenze als Bahnschuß postiert wurden. Weiter verlautet, daß die neu eingestellten antibolschewistischen Russen, die rufsischen Emigranten, im Sungarital mobilisiert worden sind, um gegen etwaige plötzliche russische Vorstöße eine besondere, eigene Bahnschutzwache zur Verfügung zu haben. Es sollen bereits mehrere Tausend bewaffneter Weißrussen an die sibirische Grenze beordert worden sein.
Würde es tatsächlich zu Verwicklungen kommen, so ist unbedingt mit einem Eingreifen Japans und auch anderer Mächte zu rechnen. Vorläufig hat die Regierung in Tokio den Wunsch, vermittelnd in den Konflikt einzugreifen und soll bereits, wie verlautet, auf Wunsch von Moskau hin in Nanking und Mukden in diesem Sinne sondiert haben. Von seiten der japanischen Regierung hat man sowohl in Rußland als auch in China mit ernster Mahnung erklären lassen, daß Tokio unter allen Umständen entschlossen ist, die beträchtlichen japanischen Interessen in der Mandschurei und in ganz Nordchina zu schützen.
Selbstverständlich verfolgt man auch in London, vor allem aber in Washington mit größter Aufmerksamkeit die Zuspitzung der Verhältnisse im Fernen Osten. Man darf es sogar als nicht ausgeschlossen bezeichnen, daß angesichts dieser Entwicklung eine Verständigung zwischen Amerika und China, die besonders wirtschaftliche Motive zum Ziele hat, zustandekommen könnte.
Unterwerfung früherer sowjetrussischer Opositioneller.
WTB Moskau, 12. Juli. Die Presse veröffentlicht eine Erklärung Radeks, Smilgas und Preebradschenskis, die in der Oppositionsbewegung Trotzkis eine führende Rolle gespielt haben, in der sie ihre Uebereinstimmung mit der politischen Linie der kommunistischen Partei und ihren völligen Bruch mit der Opposition betonen. Die Erklärung verurteilt das Auftreten Trotzkis in der bürgerlichen Presse und schließt mit dem Aufruf an frühere Ge:: sinnungsgenossen, ihrem Beispiel zu folgen. Die Erklärung, die an die Zentralkontrollkommission der Kommunistischen Partei gerichtet ist, die von über 40 früheren Opolitionellen mitunterzeichnet.
Die heutige Rummer umfaßt 20 Seiten