38 Jahrgang. Nr. 13095.

Freitag, 13. April 1928.

Gründungsjahr des Verlags 1725.

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Die beatschen Bzeansticger unterwegn

digkeit nan 05 Messen d h gtug 152 5 Pilameter in

Der Cransszeauflug

derBremen.

M London, 12. April. An Bord derBremen befinden sich Hauptmann Koehl, Baron von Hünefeld und der Chef der Luftfahrt des irischen Freistaates, James Fitzmaurice. Der Start vollzog sich, wie unserem Korrespon­denten vom Flugplatz mitgeteilt wird, sehr glatt und ohne Zwischenfall. Anscheinend befin­den sich Motor und alle sonstigen Einrichtungen in bester Ordnung. Die Flieger sind guter Hoffnung, daß es ihnen gelingen wird, den Flug glatt durch­zuführen.

Der irische Minister Fitzgerald und der deutsche General=Konsul von Dehn=Schmidt waren kurz vor 5 Uhr auf dem Flugplatz erschienen, um den Fliegern persönlich Lebewohl zu sagen. Das Flugzeug schlug zunächst die Richtung auf Gal­way an der irischen Westküste ein, von wo es den Flug über den Ozean antreten will. Trotz der frühen Zeit hatten sich auf dem Flugplatz bereits mehrere hundert Personen eingefunden, die bei dem Start in lauten Jubel ausbrachen. Präsident Cosgrave und fast alle hohen Beamten des irischen Freistaates waren persönlich erschienen. Das Wetter war aus­gezeichnet, und man glaubt allgemein, daß alle Be­dingungen zu einem guten Gelingen des Fluges er­füllt sind. Die Flieger haben Apfelsinen, Schokolade, Wasser und Kaffee mitgenommen.

Einzelheiten über den Flug derBremen.

Landung Freitag nachmittag in Newyork.

Vor der Abfahrt von Baldonnel sprachen die Flieger die Hoffnung aus, daß es ihnen gelingen werde, den Flug in 36 Stunden durchzuführen. Die Flieger haben Brennstoff für eine Flugdauer von 45 Stunden an Bord. Die Entfernung von Baldonnel nach dem Flugplatz Mitchelfield bei Newyork beträgt etwa 4800 Kilometer. Man kann also unter günstigen Umständen damit rech­nen, daß die Flieger am Freitag nachmittag auf dem Newyorker Flugplatz landen werden.

Oberst Fitz=Maurice erklärte vor dem Abflug einem Vertreker der Associeted Preß, er sei freudig be­wegt, daß es ihm durch die Großmut des Freiherrn von Hünefeld vergönnt sei, an dem Amerikaflug teilzunehmen. Es sei ihm eine Ehre, zusammen mit Hauptmann Koehl das FlugzeugBremen steuern zu dürfen. Nach Auf­fassung des Obersten Fitz=Maurice ist dieBremen das beste Fahrzeug, das die Technik für den Flug über den Atlantic herzustellen vermochte.

DieBremen zeigt die deutsche und die irische Flagge. Bei der Fahrt von Baldonnel bis zur Galway=Bucht ent­wickelte dieBremen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 Kilometern. Das Flugzeug legte die Strecke, die 110 Meilen beträgt, in einer Stunde und 27 Minuten zurück. Da die Flieger eine Route einhalten wollen, auf der sie nur wenig Schiffen begegnen werden, sind zunächst Nachrichten über den Verlauf des Fluges kaum zu erwarten. Man entschloß sich im letzten Augenblick entgegen den bisherigen Plänen, die nördliche Flug­strecke zu wählen.

Nach Funksprüchen, die von Ozeandampfern aufgefan­gen wurden, bewegte sich dieBremen gegen 10 Uhr

vigreit von vo Meuen, v. y. etwa 158,5 Kilometer in der Stunde, errechnet wurde.

Jitz-Maurice ist zuversichtlich.

Unmittelbar vor dem Start lehnte sich Fitz=Maurice aus dem Flugzeug heraus und erklärte:Wir haben eine glänzende Maschine. Wir werden es schaffen, wenn wir einigermaßen Glück haben.

Widersprechende Wetternachrichten.

Im Laufe des Donnerstag gingen eine Reihe von Wet­termeldungen ein, die sich durchweg widersprachen. Nach bestimmten Telegrammen herrschte im Laufe des Tages an der Ostküste Amerikas starkes Schneegestöber. Auch wurden starke Winde nordöstlich von Neu=England in der Richtung auf Neufundland gemeldet, die bis zum Abend die Stärke eines Sturmes erreichen dürften. Die Bremen hätte also im westlichen Atlantik mit starken Windwiderständen zu rechnen. Oestlich von Neu­fundland sollen die Temperaturen dem Gefrierpunk nahe sein, was für die Aktionsfähigkeit des Flugzeuges ge­fährlich werden könnte. Von anderer Seite wird aus New­York Sonnenschein gemeldet, der nach Aussage der Wetterbüros auch weiter andauern dürfte. Empfangsvorbereitungen der Militär= und Zivllbehörden in Newyork.

Sowohl in der Presse als auch in amerikanischen Flie­gerkreisen wird an dem Gelingen der Ozeanüberquerung nicht gezweifelt. Es liegt auch darin schon eine Anerken­nung der deutschen Tüchtigkeit und Leistungen auf dem Ge­biete des Flugwesens. Alle Blätter berichten in großer Aufmachung über den Start in Baldonnel und veröffent­lichen Lebenslauf und Bilder der Startbeteiligten. Die Flugsachverständigen der Blätter bezeichnen den von Hauptmann Koehl für seinen Flug gewählten Zeitpunkt als sehr günstig.

Trotz der von den Wetterwarten verbreiteten Meldun­gen über Regen, Sturm und Schneefälle an der Küste von Neufundland rechnet man in meteorologischen Kreisen damit, daß sich die Wetterlage im Laufe des heutigen Tages bessern wird. Für den Empfang der Besatzung derBremen sind auf dem Mitchellfielder Flug­platz die umfassenden Vorbereitungen getroffen worden. Da es sich um ein militärisches Gelände handelt, wird ein großes Truppenaufgebot den Flugplatz sichern und eine genügende Landungsfläche für dieBremen freihalten. Auch von der Newyorker Polizeiverwaltung sind mehrere Hundertschaften zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Absperrung des Fluggeländes abkommandiert worden. Die Zahl der zur Begrüßung der Flieger zugelassenen Per­sönlichkeiten ist mit Rücksicht auf den zu erwartenden star­ken Andrang der Massen sehr beschränkt worden. Der Newyorker deutsche Generalkonsul wird als Vertreter der Reichsregierung zur Begrüßung der Flieger auf dem Flug­platz anwesend sein, ebenso eine Anzahl hervorragender Mitglieder der Newyorker deutschen Kolonie. Wie es heißt, wird Bürgermeister Walker persönlich die Flie­ger willkommen heißen und ihnen seine Glückwünsche zu der erfolgreichen Fahrt aussprechen. Ferner werden auch Offiziersabordnungen von Heer und Ma rine bei dem Eintreffen derBremen zugegen sein.

Dem deutschen Volk zum Abschied.

Uebermittelt von unseremig=Mitarbeiter. Baldonnel, 12. April.

Beim Verlassen des Irischen Freistaates ist es mann Köhl und mir ein Herzensbedürfnis, den Gefühlen tiefster und aufrichtigster Dankbarkeit, die uns beide be­seelt, Ausdruck zu geben. Wir haben hier mehr als Rat und werktätige Hufe, wir haben ein so weitgehendes

Radiomeldungen über dieBremen.

WTB Schenectady(Newyork), 13. April. Hiesige Kurzwellensender der General=Electric=Company mit dem Rufzeichen II X werden morgen von 10 Uhr früh bis 11 Uhr abends Newyorker Zeit auf Welle 31,4 Nachrich­ten über den Flug derBremen verbreiten. Die Reichs­funkgesellschaft wird die Meldungen aufnehmen und wei­terverbreiten.

Schätzungen über den Jahrtverlauf.

WTB London, 13. April. Eine gestern nacht aus­gegebene amtliche Mitteilung auf dem Flugplatz Baldonnel besagt, es werde gerechnet, daß sich dieBremen" um 10.30 Uhr abends 1400 Meilen westlich der irländischen Küste und 500 Seemeilen von Neufundland befinden müßte. Es würde geschätzt, daß die übrigen 500 Meilen in sieben Stunden zurückgelegt werden würden und daß die Lichter von Neufundland morgens etwa um.30 Uhr trischer Zeit sichtbar werden würden.

Zahlreiche Dampfer auf der Flugstrecke.

MTB Berlin, 13. April. Der deutsche Botschafter in Washington hat die zuständigen amerikanischen Ministerien gebeten, alle Küstenstationen zu benachrichtigen, daß sie nach den deutschen Fliegern Ausschau halten sollen. Ent­sprechende Anweisungen sind an die einzelnen Küsten­stationen ergangen. Auf der von derBremen einge­haltenen Flugstrecke befinden sich gegenwärtig 26 Dampfer, darunter auch vier große deutsche Passagierdampfer.

gen wurden, bewegte sich dieBremen gegen 10 Uhrsund werktätige Hiüfe, I, sg unendlich wohltuende

vormittags etwa 800 Km. westlich der iri= lmenschliches Verstehen und ein=zzrgehörden wie in schen Küste auf dem Ozean. DieBremen flog in(Sympathie bei allen Zivil= und Mtlitärbehörden wie

großer Höhe bei mäßigen Gegenwinden mit einer Ge­schwindigkeit unter 200 Kilometer.

Große Begeisterung in Irland. Vorbereitung zum Empfang in Newyork.

MTB Berlin, 12. April. In Irland hat die Teilnahme des bekannten irischen Piloten an dem Fluge große Be­geisterung ausgelöst. In herzlichen Worten würdigen die irischen Zeitungen die deutsch=irische Zusammenarbeit, die in dem gemeinsamen Flug beredten Ausdruck finde. Die offiziöseIrish Times schreiben, die Teilnahme eines irischen Piloten mache den Flug zu einer gewaltigen irischen Nationalsache, die man nicht genug un­terstützen könne. Außerdem sei aber die Größe der poli­tischen Demonstration zu beachten, die zeige, daß Deutschland und Irland zusammen gehen müssen; denn ihre Schicksale seien verwandt.

Nach Funksprüchen aus Amerika ist dort die Nach­richt vom Start der deutschen Flieger völlig unerwartet eingetroffen und durch Extrablätter bekanntgegeben wor­den. DerBremen sollen einige Flugzeuge entgegen­geschickt werden. Auf dem Landungsplatz werden in aller Eile umfangreiche Vorbereitungen getroffen.

Ein Geschenk des irischen Luftkorps.

. Berlin, 13. April. Die aus Irland und Eng­land vorliegenden Meldungen über den Start derBre­men" zum Ozeanfluge lassen übereinstimmend erkennen, welch sensationelles Interesse man dort dem Fluge ent­gegenbrachte. Die Zeitungen bringen alle Einzelheiten des Starts. So wird u. a. hervorgehoben, daß im Schwanz­teil derBremen ein Kruzifix angebracht wurde, das dem Hauptmann Koehl von Offizieren des irischen Luftkorps zum Geschenk gemacht wurde. Auch die Tatsache, daß Hauptmann Koehl und der mitfliegende Kommandant der irischen Luftstreitkräfte, Kapitän Fitz=Maurice, vor dem Fluge gemeinsam gebetet und die Beichte abgelegt haben, wird stark hervorgehoben. Als das Flugzeug sich nach längerem Start in die Lüfte erhob, kniete die nach vielen Hunderten zählende Menge zum Teil nieder und betete.

Die amerikanische Sensationslust macht sich in Rie­senwetten bemerkbar, die zum Kurse von:6 für das Gelingen des Fluges abgeschlossen werden. Schnell auf­einander folgende Extraausgaben der Blätter mit mehr oder minder zuverlässigen Nachrichten über den Verlauf des Fluges und seine Aussichten halten ganz Newyork in Spannung.

*

Die letzten Meldungen.

WTB London, 13. April. Daily Chronicle hat gestern drahklose Meldungen an die Kapitäne verschiedener auf dem Wege zwischen England und Amerika befindlicher Dampfer abgesandt, in denen das Blatt fragte, ob die Bremen gesichtet worden sei. In der Zeit von 1 Uhr nachmittags bis 10¼ Uhr abends liefen bei dem Blatt Ank­worten von acht Dampfern ein. Keiner von ihnen hatte dieBremen gesichtet, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Beobachtungen dieser Dampfer einen Beobachtungs­radius von nur wenigen Kilometern gestattet. Mehrere Dampfer meldeten heftige Nordwestwinde.

Das Wetter günstig.

WTB St. Johns, 13. April.(Neufundland.) Abends .30 Uhr örtlicher Zeit herrscht schönes klares Wetter. Die Aussichten für die deutschen Flieger sind gut.

Zwei unschlage in Statten.

Der König von Italien und Mussolini Attentatsversuchen durch Zufall entgangen.

Der König von Italien und Mussolini, der eigentliche

Auf dem kürzesten Wege nach Neufundland.

* Dublin, 12. April.(United Preß.) Das Flugzeug Bremen soll nach bisher unbestätigten Meldungen 880 Seemeilen(1500 Kilometer) westlich von Irland gesichtet worden sein. Es soll einen Kurs eingeschlagen haben, der andeutet, daß es im größten Bogen(also auf dem kürzesten Wege) Neufundland zu erreichen sucht.

Die Durchschnittsgeschwindigkeit derBremen.

WTB Dublin, 12. April. Heute nachmittag wurde in Baldonnel eine Mitteilung veröffentlicht, daß auf Grund der letzten Beobachtungen des Fluges der Bremen, für die posten Stunden des Fluges eine Durchschnittsgeschwin­

den weitesten Kreisen der Bevölkerung gefunden, daß wir es uns zu einer ganz besonderen Freude und Ehre an­rechnen, gemeinsam mit dem Kommandanten der irischen Luftstreitkräfte, deren Offiziere, Unteroffiziere und Mann­schaften uns in vorbildlicher kameradschaftlicher Weise bei den Vorbereitungen zu unserem Unternehmen Beistand ge­leistet haben, den Flug antreten zu können.

Gott, in dessen allmächtige Hand wir das Gelingen unseres Planes legen, möge unsere dankbaren Gebete für eine glückliche Zukunft unseres geliebten deutschen Vater­landes erhören.

Landsknechtslied.

Was sollen der Haß und der nagende Neid,

Die uns wieder und wieder umgleiten? Wir wollen nur eins: Wie im feldgrauen Kleid Uns die Sonne der Zukunft erstreiten!

Mag doch in der Stube erstickendem Raum Fernab von dem brausenden Hämmern Des jauchzenden Lebens behaglich im Traum Der Philister sein Dasein verdämmern!

Wir neiden ihm nicht seinen friedsamen Sinn,

Nicht sein emsiges Hasten und Jagen

Nach des flüchtigen Tages bescheid'nem Gewinn,

Mag er Zins über Zinsen ihm tragen!

Wir neiden ihm weder den wärmenden Herd Noch die Lust an beschaulichen Dingen,

Doch für uns ist das Leben des Lebens nur wert, Wenn wir täglich im Kampf es erringen.

Uns dauert sein Grimm und sein eifernder Groll,

Und uns dauert sein klägliches Hassen;

Ist die Welt noch der jubelnden Schönheit so voll,

Die im Rausch der Gefahr wir erfassen,

Daß wir freudig zum Leben wie Sterben bereit,

Ob uns Licht oder Schatten umgleiten! Wir wollen nur eins: Wie im feldgrauen Kleid Uns die Sonne der Zukunft erstreiten.

Baldonel, den 12. April 1928.

E. G. Freiherr v. Hünefeld.

Botschafter Schurman zum Flug der Bremen.

WTB Berlin, 12. April. Der Botschafter der Ver­einigten Staaten, Schurman, gibt den Transozean­fliegern folgenden Geleitspruch mit auf den Weg: Von ganzem Herzen hoffe ich, daß das Unternehmen der tapfe­ren und wagemutigen Flieger, Hauptmann Koehl und sei­ner Begleiter, auf der Bremen durch die Gunst der Ele­mente und des Geschicks gefördert werden möge, und daß sie glücklich in Amerika eintreffen, wo meine Landsleute bereits sich rüsten, ihnen einen ihrer würdigen, herzlichen Empfang zu bereiten.

Beherrscher des Landes, sind gestern durch reine Zufällig­keiten schweren Anschlägen gegen ihr Leben entgangen. Es ist noch nicht aufgeklärt, wer die Täter und die Ur­heber der schweren Anschläge sind, die sich gegen das Leben der beiden Männer richteten. Der König, der infolge einer Verspätung in Mailand, wo das Verbrechen gegen sein Leben geplant war, erst in dem Augenblick ein­traf, als die Bombenexplosion bereits ihre Opfer gefordert hatte, hat sich nach übereinstimmende Berichten mit mustergültiger Ruhe benommen.

Daß es sich um ein antifaschistisches Attentat gegenüber dem König handeln soll, ist eigentlich nicht recht glaubhaft, weil der Monarch das Regime des Dik­tators Mussolini ja eigentlich nur widerwillig erträgt. Eher ist anzunehmen, daß der Anschlag gegen Mussolini auf der Eisenbahnstrecke MailandRom als ein Ausbruch des Hasses der von Mussolini gewaltsam unterdrückten Gegenbewegung ist.

Von der unserem Auswärtigen Amte nahestehenden Presse wird bei Besprechung der Attentatsversuche aus. drücklich hervorgehoben, daß die unterdrückten Deutschen in Südtirol eine außerordentliche Selbstdisziplin bewahrten und trotz ihrer Drangsalierung sich niemals bereit finden würden, den Gewaltmenschen Mussolini durch ein Verbre­chen zu beseitigen.

Selbstverständlich haben wir nach diplomatischem Brauch durch den deutschen Botschafter in Rom unsere aufrichtige Teilnahme und unsere Glückwünsche dazu aussprechen lassen, daß beide Männer von den Anschlägen verschont ge­blieben sind.

Bombenanschlag auf den König von Italien.

WTB Bern, 12. April. Die Schweizer Depeschen­agentur meldet aus Mailand: Am Donnerstag explodierte gegen 10 Uhr kurz vor der offiziellen Eröffnung der Mai­länder Mustermesse auf einem öffentlichen Platz eine Bombe, die von unbekannter Seite neben eine Straßen­laterne gelegt worden war. Vierzehn Personen wurden getötet und etwa 40 weitere leicht verletzt. Trotz dieses Anschlages eröffnete der König die Messe und besichtigte die wichtigsten Stände.

MTB Mailand, 12. April. Von anderer Seite wird dazu noch gemeldet, daß der König auf seiner Rückfahrt durch die Stadt von der Menge mit unbeschreib­lichem Jubel gefeiert wurde. Der königliche Auto­mobilzug, auf den das Attentat angelegt war, blieb völlig unversehrt. Die Opfer befinden sich unter den Truppen und unter den Neugierigen. Die Explosion der mit einem Uhrwerk versehenen Höllenmaschine erfolgte genau zu der Zeit, an der man den König an der betreffenden Stelle er­wartete. Der König hatte sich jedoch etwas verspätet. Die Kunde von der Explosion verbreitete sich durch die Stadt wie ein Lauffeuer.

16 Todesopfer.

MTB Mailand, 13. April. Der Bombenanschlag auf den König von Italien auf dem Place Julius Cäsar hat nach den bisherigen Feststellungen 16 Todesopfer ge­fordert, während sich über 40 Verwundete is ärzt­licher Behandlung befinden. Unter den Toten befinden sich fünf Angehörige einer einzigen Familie. Der König begab sich kurz nach Eröffnung der Mailänder Messe ins Kran­kenhaus und besuchte die Verwundeten.

Ueber den Hergang der Explosion wird noch ge­

meldet, daß sich der Kraftwagen Victor Emanuels etwa eine halbe Stunde verspätete, wodurch der König dem Attentat entging. Augenzeugen berichteten, daß auf dem Platze kurz nach 10 Uhr zwei Explosionen bemerkt und zwei Rauchwolken gesehen wurden. Es entstand eine furchtbare Panik. Auf dem Boden lagen die Verwundeten, sich in Schmerzen windend, während die Masse in wilder Flucht davon stob.

Jum Attenkatsversuch gegen den italienischen König.

MTB Mailand, 12. April. Der Bombenanschlag auf König Viktor ist einer der größten Anschläge, der.sher in Italien zu verzeichnen ist. Als das königliche Auto verspätet sich der Unglücksstelle näherte, war man fast schon mit den ersten Hilfeleistungen zu Ende. Sämtliche Tele­songespräche ins Ausland wurden bereits zehn Mi­nuten später gesperrt, und der Verkehr erst nach 2 Uhr, als das offizielle Kommunique herausgegeben war, wieder

freigegeben. Alle zur Grenze fahrenden Züge waren mit Geheimpolizisten besetzt, die auf das sorgfältigste die zahl­reichen Reisenden beobachteten. Die Vereinigung der Kriegsverletzten stiftete für die Opfer und deren Hinterblie­benen 10000 Lire. Um der in der von Fremden überfüllten Stadt herrschenden Erregung vorzubeugen, hat der Sekre­tär der hiesigen faschistischen Partei einen Aufruf in der Stadt anschlagen lassen, in dem zur Ruhe gemahnt wird. In dem Aufruf heißt es, der König und Mussolini erwarten von allen Faschisten erneut ein sichtbares Zeichen ihrer Er­gebung und Sympathie und warnen vor jedem Racheakt.

Als erstes Blatt äußert sich dieTribuna" über den Anschlag. Das Blatt erklärt, keinerlei Terror könne das heutige Italien einschüchtern. Verantwortlich für das Attentat seien die antifaschistischen Organisa­tionen, deren antimonarchistische Propaganda, ein äußerst tiefes Niveau erreicht habe. Die übrigen Blätter nehmen noch keine Stellung. In ihren Berichten sprechen sie lediglich davon, daß sich der verbrecherische Plan nicht gegen die Person des Königs gerichtet habe, son­dern nur die Anzettelung von Unruhen bezwecke.

Die Sicherheitspolizei hat bereits in Rom und Mailand zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Ueber Ein­zelheiten verlautet jedoch nichts. Die Stadt Rom trägt rei­chen Flaggenschmuck als Ausdruck der Freude darüber, daß der König unverletzt blieb.

*

Ein Telegramm Mussolinis an den König.

WTB Rom, 13. April. Mussolini hat dem König ein Telegramm gesandt des Inhalts, daß das gesamte Volk sich mit tiefer Ehrerbietung um ihn schare. Die voll­kommene Disziplin des Volkes würde aufrechterhalten wer­den zum Ruhm der Dynastie und zum Wohle des Vater­landes.

Alle Minister, der Gouverneur von Rom, die Behörden und Verbände sandten Telegramme an den Herrscher, in denen sie das abscheuliche Verbrechen auf das schärfste verurteilen. Osservatore Romano schreibt zu dem Attentat, wir können nur den lebhaftesten tiefempfundenen christ­lichen Protest gegen dieses gemeine Verbrechen erheben.

*

Versuchter Anschlag auf Mussolini.

WTB Lugano, 12. März. Dem Corriere della Sera wird aus Como gemeldet, auf der Eisenbahnlinie, die der Zug mit dem nach Rom zurückkehrenden Ministerpräsiden­ten Mussolini benutzen sollte, entdeckte man vor der Abfahrt des Zuges eine schwere Explosivbombe, an der ein Draht befestigt war, der von einem in einem Versteck liegenden Mann gehalten wurde. Der Mann wurde festgenommen.

*

Die deutsche Auffassung über das Königsattentat.

Die Nachrichten von dem Anschlag auf König Victor Emanuel haben in Berliner politischen Kreisen tiefen Ein­druck gemacht. Genugtuung herrscht darüber, daß ein glück­liches Geschick den König vor Schaden bewahrte. Der deutsche Botschafter in Rom ist beauftragt, dem Könige die Glückwünsche der deutschen Regierung auszusprechen.

Die Berliner Zeitungen begleiten die Meldungen über die Attentate zum großen Teil mit Kommentaren, in denen ohne Unterschied der politischen Einstellung auf das sinnlose und verbrecherische des Anschlages hingewiesen wird. DieTägl. Rundsch." zieht einen Tren­nungsstrich zwischen der politischen Disziplin der Deutschen in Südtirol und jener der Italiener. Turmhoch stehe die politische Disziplin der Tiroler über die der Italiener. Alle Leiden, denen die Deutschen aus­gesetzt seien, hätten es nicht vermocht, sie zu politi­schen Verbrechen hinzureißen. Das Blatt spricht die Hoffnung aus, daß angesichts des Mailänder Verbrechens das faschistische Italien das bittere Unrecht einsehen werde, das man den südtiroler Deutschen antue. DieVoss. Ztg. glaubt, daß eine neue Verschärfung des faschistischen Kurses die Folge dieser Tat sein werde.

Das B. T. weist darauf hin, daß dem Mordunternehmen der Charakter eines Signals nicht abgesprochen werden dürfe.Vorwärts glaubt an ein sinnloses Werk von Anarchisten. Die organisierte Arbeiterschaft lehne der­artige Methoden entschieden ab. Sinnlos sei das Attentat auch, weil König Victor Emanuel alles eher als ein Nutz nießer des faschistischen Regimes sei und dieses nur wider­willig ertrage.

Das Beileid der deutschen Regierung.

WTB Rom, 13. April. Der deutsche Botschafter, Frei­herr von Neurath, hat der italienischen Regierung die Glückwünsche der deutschen Reichsregierung zur Rettung des Königs übermittelt. Der deutsche Generalkonsul in Mailand hat im Auftrage des Botschafters dem Präfekten und dem Bürgermeister von Mailand aus Anlaß der Attentats sein Beileid ausgesprochen.