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38. Jahrgang. Nr. 12808

U

für Bonn und Umgegend.

Druck u. Verlag: Hermann Neuffer

Verantwortlich:

Hauptschriftleiter: Deter Neusser Anzeigen: Deter Lescrinier Alle in Bonn.

Gdos Berysichtung ur Büchkgeie unverlangter Manuftripte.

Bonn, Samstag, 30. April 1927.

Gründungsjahr des Verlags 1725.

Retlangsversach der Großstadt New Vrirans.

Dammsprengungen, um New Orleans(Louisiana), eine Großstadt von 300000 Einwohnern, vor den Wassermassen des Mississippi zu schützen.

Auftakt zur Wirtschaftskonferenz.

Was in Genf nicht zur Sprache kommen wird.

Aus führenden wirtschaftspolitischen Kreisen wird uns geschrieben:

Am Sonntag und Montag reisen die deutschen Dele­gierten für die am 4. Mai in Genf beginnende Weltwirt­schaftskonferenz in zwei getrennten Gruppen von Berlin ab. Es handelt sich nicht um eine Delegation, die einen geschlossenen amtlichen Charakter trägt. Es liegt kein Auf­trag des Reichskabinetts vor, sondern es sind wirtschafts­politische Sachverständige, die von der Regierung auf Bitten des Völkerbundes benannt worden sind, ohne Weisungen von den zuständigen Stellen erhalten zu haben.

Trotz des nichtamtlichen Charakters der deutschen Ab­ordnung werden die leitenden Reichsbehörden doch in ständiger geistiger Fühlung mit der Genfer Wirtschafts­konserenz bleiben. Reichsaußenminister Dr. Stresemann hat die Absicht am Donnerstag in einer Rede auf der Tagung des Vereins deutscher Maschinenbauanstalten deutlich verraten. Er nannte als wichtigste Punkte der Genfer Tagesordnung den Fortschritt der Handelsver­tragspolitik und die unbedingte Interessen=Solidarität der Völker. Er bedauerte, daß die Unübersichtlichkeit der finanziellen Verpflichtungen der einzelnen Staaten unter­einander den Zusammenschluß der Weltwirtschaft immer noch so sehr erschwere und er wies auf den überflüssigen Grenzschutz junger Staaten hin, den man Erziehungszoll nennt und der oft schon lange nichts mehr mit Erziehung, sondern nur noch mit Industrieegoismus zu tun hat.

Mit solchen Andeutungen streifte Dr. Stresemann die­jenigen Fragen, die jetzt in Genf leider nicht zur Sprache kommen und die doch auch vielleicht sogar hauptsächlich zu den Wurzeln des zu bekämpfenden Weltwirtschafts=Uebels gehören. Das ist einmal die Kriegsschuldfrage, dann die Stabilisierung der Währung in den noch kranken Staa­ten, dann die Auswanderungsfrage, endlich die tieferen Ursachen der Weltkrise, nämlich die Störung des wirtschaft­lichen Gleichgewichts durch die Friedensverträge, die plan­lose Veränderung der früheren Wirtschaftsgebiete, der Raub der deutschen Kolonien und die große Dawes­Saugpumpe, die auf der einen Seite die deutsche Wirt­schaft zu unerhörten Leistungen antreiben soll, während auf der anderen Seite die Nutznießer des Dawesplanes durch Hemmnisse aller Art wie Zollmauern, Antidumping= Gesetze, Subventionen und Einwanderungsverbote die Ausführung des Planes erschweren.

Wie schwer es sein wird, in Genf, wo neuerdings auch die Spuren der Abrüstungskonferenz schrecken, auch nur auf einem kleinen Teilgebiet der Weltwirtschaft zu einer Verständigung zu gelangen, zeigt die Behandlung der Frage der Beseitigung der Ein= und Ausfuhrbeschränkun­gen. Das Sekretariat des Völkerbundes hat kürzlich als Auftakt zur Wirtschaftstagung eine Denkschrift veröffent­licht, die den Wortlaut eines Vorentwurfes für eine inter­nationale Beseitigung der Ein= und Ausfuhrbeschränkun­gen sowie die verschiedenen Gutachten enthält, die für und wider den Entwurf abgegeben wurden. Der Entwurf sieht nicht mehr und nicht weniger vor, als daß innerhalb eines Zeitraumes von sechs Monaten alle Zollmauern fallen und daß künftig keine neuen errichtet werden sollen. Aber leider wird dieser Grundsatz, gegen dessen inter­nationale Durchführung Deutschland gar keinen Grund. hätte, aufzubegehren, durch allzuviele Ausnahmebestim­mungen durchlöchert.

Bedenklich erscheint z. B. die Ausnahme hinsichtlich der Ein= und Ausfuhr derjenigen Waren, deren Herstellung und Vertrieb im eigenen Lande besonderen Beschränkun­gen unterliegt. Durch diese Bestimmung wird praktisch jedem einzelnen Lande die Möglichkeit gegeben, durch eine besondere landesgesetzliche Regelung des betreffenden Produktionszweiges auch die Einfuhr und Ausfuhr zu be­herrschen. Außerdem gibt der Artikel 5 des Entwurfes allen vertragschließenden Staaten die Befugnis, im Falle eines Notstandes besondere Maßnahmen zu treffen. Daß diese Maßnahmen ausdrücklich auf die Dauer des Notstan­des begrenzt werden soll, ändert an der Tatsache nichts, daß selbst im Falle einer gemeinsamen internationalen Regelung der Ein= und Ausfuhrbeschränkungen nach wie vor jedes Land in Wahrheit tun und lassen kann, was ihm beliebt.

Man sieht an diesem einen Beispiel, mit welchen Schwie­rigkeiten eine allgemeine internationale Regelung wirt­schaftlicher Fragen zu rechnen hat. Die deutschen Abge­sandten gehen durchaus nicht mit rosenroten Frühlings­hoffnungen nach Genf.

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Kommen die Russen nach Genf?

P Moskau, 30. April. In gutunterrichteten Kreisen erfährt der Vertreter der Voss. Zeitung, daß Rußland ent­schlossen sei, sich an der Genfer Wirtschaftskon­ferenz zu beteiligen, und zwar nicht nur als Beobachter, sondern als ordentlicher Teilnehmer. Die russische Dele­gation wird nicht von Litwinow, sondern von Wirtschafts­Sachverständigen geleitet werden.

P Paris, 30. April. Der Beschluß der russischen Re­gierung, an der Weltwirtschaftskonferenz teilzunehmen, wird in Frankreich als ein Symptom für eine bevor­stehende Wendung in der interalliierten Politik Rußlands mit Genugtuung verzeichnet. Man glaubt hier, bestimmte Anhaltspunkte dafür zu haben, daß die Sowjetregierung eine gründliche Modifikation ihrer Hal­tung zum Völkerbund vorbereitet. So will der Temps wissen, daß in Moskau bereits die Absicht bestehe, zu der vorbereitenden Abrüstungskonferenz, die ja im Herbst wie­der aufgenommen werden soll, einen Vertreter zu entsen­den, und daß man darüber hinaus in führenden Sowjet­kreisen bereits in Erwägung darüber eingetreten sei, Ruß­land zunächst durch einen Beobachter ständig in Genf ver­treten zu lassen.

Justizmord in Peking?

* Peking, 29. April.(Frankf. Ztg.) Die am gestrigen Donnerstag erfolgte Hinrichtung von ungefähr zwan­zig der am 6. April in der russischen Botschaft verhafteten Kommunisten stellt sich als ein glatter Justizmord dar. Das mit ihnen angestellte Gerichtsverfahren war lediglich eine Farce, denn während der nicht mehr als zwei Stunden dauernden Verhandlung des Sondergerichts stan­den die Särge bereits bereit. Die Hinrichtung er­folgte durch Erdrosselung. Daß die fremde Di­plomatie durch Duldung an dieser Barbarei mit­schuldig geworden ist, steht außer Zweifel. ausländischen Gesandtschaften haben dadurch der Auto­rität des Gesandtschaftsviertels eine schwere Erschütterung zugefügt und infolgedessen selber kräftigen Stoff für die Agitation zur Aufhebung des Gesandtschaftsviertels gelie­fert. Unter allen objektiv denkenden Ausländern ist die Empörung sehr groß, sie geht so weit, daß nun auch unter diesen die Forderung nach einer Aufhebung des Gesandt­schaftsviertels laut wird.

Die Dammsprengung bei New Orleans.

Die heutigen Meldungen über die Wasserkatastrophe des Mississippi lassen das Bild des ungeheuerlichen Unglücks der Frühjahrsüberschwemmungen am untern Lauf des Riesenflusses noch ernster und tragischer erscheinen, als alle bisherigen Meldungen und Schilderungen. Man mußte in der Tat dazu übergehen, die Dämme südlich der Großstadt New Orleans zu sprengen, einen Ent­schluß, zu dem sich die Regierung nur angesichts der riesen­haften Not wird haben entschließen können. Man wußte, daß die zu der Tat kommandierten amerikanischen Pio­niertruppen bei der erbitterten Landbe­völkerung stärkstem Widerstand begegnen wür­den, daß sich ein Zustand entwickeln könnte, der einem Bürgerkrieg verzweifelt ähnlich gesehen hätte. Da­her wurden Freitag früh in den ersten Morgenstunden von einer über 10000 Mann starken Bundestruppe und Staatsmiliz alle Wege, die zum Damm und zum Mississippi hinabführten, völlig abgesperrt. Das Ge­biet zwischen der Absperrungskette wurde durch eine rück­sichtslose Razzia von allen Menschen und Tieren restlos geräumt. Die Schiffahrt auf dem Mississippi wurde oberhalb der Sprengungsstellen Stunden vorher gesperrt und Tausende von Arbeitern waren am Werk, um oberhalb und unterhalb der Sprengungsstelle neue Dämme aufzurichten, um so das Wasser zum Durchgang durch die neu geschaffene Lücke zu zwingen.

Während diese Vorbereitungsmaßnahmen getroffen wur­den, stieg die Aufregung der Bevölkerung von New Orleans aufs äußerste, weil bekannt wurde, daß die Sachver­ständigen geteilter Auffassung darüber waren, ob die geplante Sprengung dazu ausreichen würde, das

Stadt New Orleans wurde von einem Teil der Sach­verständigen als vielleicht notwendig hingestellt.

Schlimmer war die Lage vielleicht noch in den länd­lichen Bezirken, wo man einen Ansturm der schwer­geprüften Landbevölkerung auf die Pioniere und Arbeiter durch strengste Vorsichtsmaßnahmen vorbeugen mußte. Zollkutter der Bundesverwaltung patrouillierten stän­dig auf dem Mississippi vor den Plätzen, die man zur Lage­rung der Dynamitsprengpatronen ausgesucht hatte und seit­lich der zu sprengenden Dammabschnitte hatte man Miliz­truppen mit Maschinengewehren postiert.

Um die Mittagsstunde erfolgte, wie Kabelmeldungen be­sagen, die erste Sprengung. Ein ungeheueres don­nerartiges Getöse der herabstürzenden Wasserfluten des Mississippi mischte sich in den Donner der explodierenden Patronen, und Erd- und Steinmassen wurden von der Ex­plosion bis zu 30 Meter in die Höhe geschleudert. Der durch die Bresche des Dammes entfesselle Strom richtete seine Wassermassen auf die hinker den Dämmen bis dahin geschützten Bauernhäuser, die von dem Druck der Wasser­massen völlig zerkrümmert und fortgeschwemmt wurden. Das gewaltige Saat- und Ackerland des großen Gebietes war in wenigen Augenblicken in eine Stätte grauenvollster Verwüstung umgewandelt.

Leider scheint es so, daß diese Sprengungen New Orleans nicht endgültig von den Gefahren des Hochwassers befreit, daß vielmehr wohl noch weitere Sprengungen vor­

Die beschlagnahmten Sowjeldokumente.

MTB London, 29. April. Die Blätter bringen heute interessante Einzelheiten über die in Peking beschlagnahm­ten Dokumente, so ein besonders interessantes Dokument, das die AufschriftSehr geheim trägt und sich auf Liefe­rungen der Sowjetregierung vom Juli bis Dezember des Jahres 1925 an Fengs Armee bezieht. Sie umschließen 24 große Geschütze, 90 Maschinengewehre, 21 970 russische Gewehre, 4000 japanische Gewehre, 22000 Granaten, 18 Millionen Schuß russische, 2 Millionen Schuß deutsche und eine halbe Million Schuß japanische Infanteriemunition, 10 000 Handgranaten usw. Auch Flammenwerfer und Flugzeuge sind in den Lieferungen enthalten. Das Ganze ist von Kireff unterschrieben und vom 4. April 1926 da­tiert. Gleichzeitig lieferte Moskau auch der Südarmee Munition. Ferner werden zwei Briefe Fengs veröffent­licht, in welchen er sich zur Zahlung von 2 und 4 Millionen Rubel für empfangene Munition an die Sowjetregierung verpflichtet.

genommen werden müssen, um die Wasserfluten von den größeren Städten abzulenken.

Die gestrige Sprengung, die mit einer Riesenladung Dynamit den Deich New Orleans unterhalb der Wasser­fläche in einer Breite von 500 Metern aufriß, hat zwei Millionen Dollar gekostet. Die Wasserfluten, die durch die Dammsprengung abgeleitet werden, werfen sich jetzt über das mehr als 180000 Hektar große Baumwollge­biet, wodurch die Farmer in ihrem Besitztum auf das schwerste geschädigt sind. Man kann ihre Erbitterung be­greisen, daß von ihnen dieses große Opfer zugunsten der Stadt New Orleans verlangt worden ist.

Angesichts der ungeheuren Not sind bereits große Geldsammlungen eröffnet worden. Nach kurzer Zeit waren mehr als drei Millionen Dollar gezeichnet. Auch hat das Rote Kreuz eine großzügige Hilfsaktion eingeleitet.

Die Ueberschwemmungskatastrophe im Mississippital.

WTB New Orleans, 29. April. Heute früh kurz vor Morgendämmerung wurden bewaffnete mi­litärische Patrouillen nach den Deichen am Mississippi entsandt. Um 9 Uhr vormittags wurden alle Stra­ßen gesäubert, und das eingeschlossene Gebiet wurde für jeglichen Verkehr gesperrt. Lediglich diejenigen Personen, die militärische Ausweise besitzen, wurden innerhalb des Truppenkordons eingelassen. Inzwi­schen nähert sich die Flutwelle der Mündung des Arkansas=Flusses in den Mississippi, in­dem sie Deich auf Deich überspült. Der schlimmste Deichbruch ereignete sich in der Nähe der Stadt Yazeo, wo das durchbrechende Wasser 150000 Acres Land überflutete. Das in den Arkansas=Fluß zurückflutende Wasser überschwemmte die Städte Seydell und Montrose und das Nachbargebiet. Auch verschiedene Eisenbahndämme sind durchbrochen. Weitere hunderte Personen sind obdachlos.

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Die Dammsprengungen bei New Orleans.

WTB New Orleans, 29. April. Heute wurde zur Rettung der Stadt der Podyrasdamm absichtlich gesprengt. Durch diese Maßnahme werden 5000 Leute von ihrem Besitztum vertrieben werden. Bei der Räumung spielten sich ergreifende Szenen ab. Infolge der Sprengung des Dammes wird ein Gebiet von 450000 Acres neu überschwemmt, wodurch Ge­samtwerte im Betrage von 2 Mittionen Dollar ver­nichtet wurden. Hoover, der vom Präsidenten Coolidge zum Diktator mit unbegrenzter Vollmacht zur Bekämpfung der Hochwasserkatastrophe ernannt worden ist, drahtet an das Rote Kreuz, daß der ge­plante Hilfsfonds von 5 Millionen Dollar selbst zur Linderung der allerdringendsten Not nicht ausreiche. Im Anschluß an den Aufruf Coolidges hat das Rote Kreuz bisher 3 Millionen Dollar für den Fonds sammeln können.

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Die Sprengung der Dämme bei New Orleans.

WTB New Orleans, 29. April. Die Sprengung des Mississippi=Dammes bei Podyras, 24 Kilometer südlich von New Orleans, erfolgte heute nachmittag. Durch die Explosion wurde Schlamm 30 Meter hoch geschleudert. Ein Telegramm aus Vicksburg meldet die Sprengung der Dämme bei Brunswick und bei Bolingfork.

WTB New Orleans, 29. April. Der 24 Kilometer südlich von New Orleans angelegte Damm wurde auf einer Strecke von etwa 1000 Fuß in die Luft gesprengt. 3 Ladun­gen von insgesamt 1500 Pfund Dynamit wurden in kurzen Zeitabschnitten zur Explosion gebracht.

WTB New Orleans, 29. April. Durch die im Mississippital unterhalb von New Orleans geschaffene Lücke dürften mindestens 250 000 Kubikfuß Wasser in der Se­kunde ins offene Land strömen, so daß der Wasserspiegel des Stromes in New Orleans um zwei bis drei Fuß gesenkt werde.

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Eine halbe Million Flüchtlinge.

Aus den übrigen Teilen des Katastrophengebietes tref­fen ebenfalls Hiosbotschaften ein. In Greenville sind 2000 Neger durch die Fluten abgeschnitten und ohne Nahrungsmittel und Trinkwasser. Das Unglück unter den Flüchtlingen, deren Zahl auf eine halbe Mil­lion geschätzt wird, ist grenzenlos. Die für das Hilfswerk zur Verfügung stehenden Mittel sind nach einer Erklärung des Handelssekretärs Hoover gänzlich ungenügend. Bis­her sind erst 5 Millionen Dollar gesammelt worden. Wahrscheinlich wird die Regierung eine größere Summe für das Hilfswerk auswerfen müssen.

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Beileid der deutschen Regierung anläßlich der Ueberschwemmungskatastrophe in Amerika.

WTB Washington, 29. April. In Vertretung des deutschen Botschafters sprach Botschaftsrat Dr. Kiep heute der amerikanischen Regierung die warme Anteilnahme des deutschen Volkes und der deutschen Regierung an der durch die Mississippi=Ueberschwemmung verursachten großen Notlage weiter Kreise der Bevölkerung aus.

Dokumentediebstahl in der Pekinger englischen Gesandt­schaft.

* London, 30. April. Die Nachricht, daß bei der Durchsuchung der Gebäude der Sowjet=Gesandtschaft in Pe­king auch ein vertrauliches Memorandum des britischen Gesandten in Peking an das Soreign Office über die Lage in Nordchina gefunden wurde, das von kommuni­stischen Agenten entwendet sein soll, erregt in der gesamten Presse großes Aufsehen. Es wird gemeldet, daß der britische Gesandte Schritte unternommen habe, um derartige Diebstähle in der Gesandtschaft für die Zu­kunft zu verhindern.

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Amerikas Politik gegen Südchina.

WTB Washington, 29. April. In politischen Kreisen verlautet, daß die Vereinigten Staaten weder eine Strafexpedition gegen die Kantonesen unterstützen werden, noch Tschens Vorschlag annehmen, die Un­tersuchung der Schuld an den Nankinger Zwischenfällen einer gemischten Kommission zu unterbreiten.

Das Staatsdepardement lehnt es ab, zu den Londoner Meldungen, wonach England eine Teilung Chinas durch eine Yangtseblockade durchführen werde, falls es keine Genugtuung Tschens erhalte, Stellung zu nehmen.

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Verständigung Japans mit der Hankauer Regierung.

* London, 29. April. Nach chinesischen Blättermel­dungen berichtet der Manchester Guardian aus Schanghai, daß die Japaner mit der linksnationalistischen Regierung von Hankau zu einem Ausgleich gelangt seien, wonach die japanischen Kaufleute ihre Geschäfte sobald wie möglich wieder eröffnen wollen und die Nationalisten sich ver­pflichten, die Grenzen der japanischen Niederlassung durch eine besondere Polizeitruppe beschützen zu lassen.

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Verurteilung weilerer Kommunisten in Peking.

WTB Peking, 29. April. Das Sondergericht hat vier Kommunisten, drei Männer und eine Frau, die bei der Haussuchung in den Gebäuden der Rätebotschaft festgenom­men worden waren, zu je zwölf Jahren Gefängnis verur­teilt.

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Auch Japan gegen Zwangsmaßnahmen.

* Peking, 28. April. Die diplomatische Einheitsfront der Vertragsmächte gilt in hiesigen gut unterrichteten Krei­sen nunmehr endgültig als gescheitert. Neben den Ver­einigten Staaten hat auch Japan unzweideutig seine Ab­neigung gegen ultimative Maßnahmen zu erkennen gegeben. Sollte England trotzdem auf scharfen Schritten gegen die Südregierung bestehen, so würde es sich, wie betont wird, allein finden.

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Der Kampf der Nationalisten gegen die Kommunisten.

P Schanghai, 29. April. Die Kämpfe zwischen den um die Herrschaft in Südchina ringenden Hankauer und Nankinger Truppen konzentrieren sich gegen­wärtig um Kiukiang. Trotz der Siegesmeldungen beider Parteien ist eine Entscheldung bisher nicht gefallen. General Tschangkaischek hat eine von ihm abgefallene und zu den kommunistischen Hankauer Truppen übergegangene Division, die gestern von Schanghai nach Nanking die Eisenbahn zerstört hatte, eingeschlossen und ent­waffnet.

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Tschangksolins Reinemachen.

WTB Paris, 30. April. Nach einer vom Journal veröffentlichten Meldungen aus Mukden versichere man in Regierungskreisen, Tschangtsolin plane die Schlie­ßung der Sowjetkonsulate in der Mandschurei. Die Konsulatsbeamten haben im Hinblick hierauf bereits einen Teil ihrer Habe nach Moskau befördert.

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Ein lustiges Spiel.

P Berlin, 30. April. Nachdem der Reichsinnenmini­ster vor einiger Zeit den Leiter der Verfassungsabteilung in seinem Ministerium den linksdemokratischen Ministerialdirektor Dr. Brecht zur Disposition ge­stellt hat, hat das preußische Ministerium gestern Dr. Brecht zum stellvertretenden Bevollmächtigen Preußens im Reichsrat ernannt. Gleichzeitig ist der bisherige In­haber dieses Postens, Ministerialdirektor Dr. Sachs, der den Rechtsparteien nahesteht, unter Gewährung der gesetzlichen Wartegelder in den einstweiligen Ruhe­stand versetzt worden.

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Ehemalige Frontkämpfer über die Nachkriegsprobleme.

WTB Paris, 30. April. Die Vereinigung früherer Frontkämpfer hat offiziell die Ver­einigungen der ehemals feindlichen Län­der aufgefordert, in Luxemburg am 21. und 22. Mai ge­meinsam die Probleme der Nachkriegszeit zustudieren. Auf der Tagesordnung stehen folgende Punkte:

1. Tätigkeit der ehemaligen Frontkämpfer für die Auf­rechterhaltung des Friedens in der Welt und besonders in Europa. 2. Unter welchen Bedingungen kann die An­näherung unter den Nationen erfolgen, die am Kriege teil­genommen haben und wie erzielt man die Entwaffnung der Geister? 3. Die Schaffung eines internationalen Sta­tuts für Kriegsgefangene. Schließlich wird die Frage einer gemeinsamen Regelung der Pensionsverhältnisse und die Frage der Möglichkeit der Beschäftigung ehemaliger Front­kämpfer erörtert werden.

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Vulkanischer Ausbruch auf der Insel Reunion.

* Paris, 29. April.(United Preß.) Nach einer Mel­dung aus St. Denis ist der Vulkan auf der Insel Reunion (im Indischen Ozean), dem Verbannungsort Abd el Krims, seit gestern in Tätigkeit. Gleichzeitig wurde die Insel von einer Flutwelle heimgesucht, die mehrere Häuser fortge­waschen hat. Ueber 30 Personen sind umgekommen und über hundert verletzt. Ueber das Schicksal Abd el Krime und seine Umgebung liegen keine Meldungen vor.

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Ein Anarchistennest aufgedeckt.

WTB Paris, 30. April. Petit Parisien bringt die offizielle Nachricht, daß 1500 spanische und itali­enische Anarchisten, die eine gewisse Gesellschaft bildeten, in Paris eine Reihe revolutionärer [Attentate vorbereitet hätte. Die Polizei habe bei ihren Nachforschungen nach geheimen Waffenlagern diesen Plan entdeckt. Die Mittel habe sich die Gesellschaft durch Einbrüche, Diebstähle usw. verschafft. Im letzten Jahre haben sie nicht weniger als 3200 Bomben herstellen lassen, wovon die Polizei ungefähr 600 beschlagnahmt habe. Das Blatt hält einen Zusammenhang zwischen dieser Bande mit der kommunistischen Spionageaffäre nicht für ausge­schlossen.

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Zum Abkommen über die nördliche Demarkationslinie.

Wie jetzt näher bekannt wird, sind bei dem Abkommen über die nördliche Demarkationslinie gegenseitige Zuge­ständnisse gemacht worden. Zu einer ernstlichen Ausein­andersetzung führten auch die Verhandlungen über die Angrenzung der Ortschaften Jülich, Düren, Euskirchen und Rheinbach. Diese Frage ist schließlich zu Gunsten des deutschen Standpunktes entschieden worden. Bei sämtlichen genannten Ortschaften ist die Demakrationslinie auf den bebauten Teil der Ortschaften beschränkt worden. Gegenüber dieser Regelung der Orenzverhältnisse sind von deutscher Seite eine Reihe von Zugeständnissen gefordert, und von den Verbündeten gemacht worden; diese Zugeständnisse beziehen sich nicht nur auf das Demarka­tionsgebiet, sondern bringen auch eine Anzahl von Schwie­rigkeiten in anderen Teilen des besetzten Gebietes zur Lösung.

De dentge Zanner umiost 24 Seien