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Keine Derpfichtung zur Räckgabe

woniender Danttiüts.

38. Jahrgang. Nr. 12803

Bonn, Montag, 25. April 1927.

Gründungsjahr des Verlags 1725.

Räumk am Rhein.

Der Verl. Lokalanzeiger wird sehr energisch, weiß aber keinen Weg zum Erfolg.

P Berlin, 23. April. In einem ArtikelRäumt am Rhein fragt der Berliner Lokalanzeiger, welches denn die Absichten der Reichsregierung in der Frage der Rheinlandräumung sind. Das Blatt bemerkt, es habe vorgestern früh in objektiver Weise darüber Be­richt erstattet: Irgend einen Termin für einen neuen Schritt in der Rheinlandfrage läßt sich nicht bestimmen. Nun, wenn dies die Absichten der Reichsregierung sind, dann müssen sie eben geändert werden. Schließlich und endlich müßte man doch allmählich einen Ertrag der Musterschülerhaltung sehen, in der sich die wechselnden Reichsregierungen seit Jahren gegenüber Frankreich und England gefallen haben. Wir schließen Kompromisse, die man­gelhaft gehalten werden, wie Oberschlesien um England und Frankreich das Peinliche eines Scheinsieges auf Grund unsers guten Rechts zu ersparen. Wer will, mag das für eine Politik halten. Uns ist es keine Politik, uns ist es der Verzicht auf jede Politik. Und es sollte uns ganz außerordentlich wundern, wenn Zentrum und Deutschnationale, die ja auch in der Reichsregie­rung sitzen, zugeben, daß Herrn Briand zu Liebe die Frage der Rheinlandräumung erst vielleicht! im Hochsommer oder Herbst einmal wieder angeschnitten wird.

Die mit neuen Konzessionen an die Besatzungsbehörde er kaufte Abgrenzung der zweiten Zone gegen die viel zu spät geräumte dritte macht den Eindruck, als ob man sich auf Jahre einrichte. War das die Meinung? Wurden die schön formulierten Sätze darüber daß die Rheinlandbesetzung seit Locarno, seit Deutschlands Eintritt in Genf ihren Sinn verloren habe, eine Ano­malie wäre, nur um des rednerischen Effektes willen in die Welt geschickt, u mdie deutschen Brüder und Schwestern am Rhein bei Geduld zu halten? Nein! Dann dürfte es wirklich langsam Zeit werden, aus ihnen die logische Fol­gerung zu ziehen. Rhodos ist immer da, wenn man nur tanzen will. Oder fürchtet man sich, daß es bei den ersten Tanzversuchen dieser Art ein derartiges Echo aus Paris ertönen würde, daß die vollständige Erfolglosigkeit unserer Aussöhnungspolitik unbemäntelbar klar würde? Es ist notwendig, daß wir endlich einmal klar darüber sehen, wohin wir über Locarno, London, Genf und Thoiry gekommen sind. Die Klarheit selbst, wie sie auch ausfalle, ist bereits ein politischer Gewinn. Man schaffe sie also und lasse endlich das ewig schöne Spiel, alle möglichen und unmöglichen Quisquiliengründe dafür anzuführen, daß man in einer deutschen Hauptfrage die

esgun den Shch boet der Ral ltene genau so cönre zum Notenschreiben wie der Juli, August oder gerrben

chen Schritt in der Räumungsfrage den Kopf zu zer­brechen und herauszufinden, wann und in welcher Form die deutsche Aktion durchgeführt werden wird. Derartige Erörterungen sind völlig müßig, da der deutsche Stand­punkt so oft hervorgehoben worden ist, so daß man auch in Frankreich sich davon überzeugen sollte, daß von deut­scher Seite hierzu nähere Angaben nicht gemacht werden können. Der deutsche Standpunkt ist dahin präzisiert wor­den, daß, sobald die Voraussetzungen des Artikels 431 erfüllt sind, die Frage der Ostbefestigungen also im Sinne der Dezemberbeschlüsse des Völkerbundsrates erledigt ist, Deutschland an die alliierten Regierungen herantreten werde, um seine Ansprüche in der Räumungsfrage auf­grund des Artikels 431 geltend zu machen. Der deutsche Reichsaußenminister hat zudem erklärt, daß sich die deutsche Regierung für diesen Schritt den günstigsten Zeit­unkt auswählen werde. Daraus geht mit ziemlicher Deutlichkeit hervor, daß dieser Termin nicht heute schon genau festgelegt werden kann. Es ergibt sich weiter aus dieser Erklärung Dr. Stresemanns, daß für die Einleitung des deutschen Schrittes die Ge­samtlage der europäischen Politik in Rücksicht gezogen werden wird, um der ganzen Aktion eine geeignete Grund­lage zur erfolgreichen Durchführung zu geben. Dabei darf wohl als selbstverständlich gelten, daß die deutsche Reichs­regierung diesen Schritt diplomatisch so weit vorbereitet, daß die betreffenden Regierungen nicht vor eine völlig neue Situation gestellt werden, sondern sich bereits vorher mit Deutschland über die Behandlung des deutschen Schrit­tes verständigt haben werden.

Fest steht nur das eine, daß dieser deutsche Schritt in aller Klarheit aufgrund der gegebenen Rechtslage erfolgen wider, sofern nicht von anderer Seite die Initia­tive ergriffen wird, etwa in dem Sinne, wie Dr. Strese­mann es in seinem bekannten Osterartikel Frankreich nahe­gelegt hat. Diese Anregung Stresemanns ist allerdings in Frankreich auf keinen günstigen Boden gefallen, und das Echo war ablehnend auf der linken wie auf der rechten Seite der französischen Parteien. Unter diesen Umständen erscheint es auch nicht wahrscheinlich, daß die Mitteilungen, die gesterneine hohe politische Persön­lichkeit Frankreichs" dem Pariser Vertreter derTägl. Rundschau machte, in dem Sinne gedeutet werden könn­ten, als sei von französischer Seite im Monat Juni ein Schritt in der Räumungsfrage zu er­warten; vielmehr dürfte nach Auffassung in hiesigen unter­richteten Kreisen dieser Aeußerung keine andere Bedeutung als die zukommen, daß man sich auch in Frankreich ein­gehend mit der Frage befaßt, ohne daß man bereits jetzt zu einer Entscheidung gekommen wäre. Andererseits las­sen diese Aeußerungen aber auch erkennen, daß man fran­zösischerseits die Notwendigkeit der Aussprache mit Deutsch­land anerkennt.

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Abgeordneter Breitscheid spricht in Brüssel.

WIB Brüssel, 24. April. Im Volkshause fand gestern abend eine internationale Versammlung für den Frieden statt, in der auch der deutsche Reichstagsabgeordnete Dr. Breitscheid das Wort ergriff. Er erklärte, die auswärtige Politik der jetzigen deutschen Regierung sei die Politik, die die Sozialdemokratie unmittelbar nach dem Waffenstill­stand vertreten habe. Die deutschen Nationalisten machten auf außenpolitischem Gebiet Zugeständnisse, um den In­teressen ihrer inneren Politik zu nützen, und so beständen für den Frieden keine unmittelbaren Gefahren. Breitscheid betonte jedoch, daß die nationalistische Propaganda geför­dert werde, wenn die Satzungen des Völkerbundes nicht auch gegenüber Deutschland angewendet werden. Deutsch­land müsse die gleichen Rechte wie die anderen Völker­bundsmitglieder erlangen, und es sei notwendig, das Rheinland zu befreien. Breitscheid trat für all­gemeine Abrüstung ein und machte auf die Ge­fahren des Faschismus, des englischen Imperialismus und

Auf wus warken wir?

Die Diskussion um die Befreiung des Rheinlandes von fremdländischer Soldateska will nicht verstummen und kann nicht verstummen. Wir müssen im Rheinland frei werden, um unsere rheinische Wirtschaft, die das Herz der deutschen Wirtschaft war und ist, wieder aufwärts zu ent­wickeln. Die Befreiung des Rheinlandes, die in Frank­reich überwiegend als ein militärisches Problem angesehen wird, ist mehr noch eine wirtschaftliche und politische An­gelegenheit, eine Frage des wirtschaftlichen und politischen Friedens zwischen den Völkern. Auch ist es eine Ange­legenheit der nationalen Ehre. Kein Volk erträgt auf die Dauer eine derartige Demütigung.

Während sowohl Männer der Linken wie der Rechten, während Breitscheid wiederum in Brüssel wie Ver­treter der Rechten in der Berliner Presse die Notwen­digkeit der Räumung und die vertragliche Berechtigung der Räumungsforderung erneut wieder betonen, wird aus der Wilhelmstraße zu bremsen gesucht. Man er­innert die deutsche Oeffentlichkeit abermals daran, daß man deutscherseits die Initiative zu einem neuen Schritt erst ergreifen werde,

wenn der geeigneiste Augenblick dafür gekommen

sei. Diese offiziöse Information an die Presse ist etwas rätselhaft. Was hat die deutsche Oeffentlichkeit darunter zu begreifen? Man weiß, daß Poincaré die Ver­ständigungspolitik Briands stranguliert, daß fran­zösischerseits in dem Entwurf des neuen Zolltarifs Sätze aufgestellt sind, die nimmermehr die Grundlage zu einem deutsch=französischen Handelsvertrag bilden kön­nen, weil sie so hoch sind, daß sie die deutsche Ein­fuhr nach Frankreich aufs schwerste schä­digen würden, und somit ist unser Verhältnis zu Frank­reich eigentlich derart gespannt, daß man eigentlich nicht ermessen kann, was Dr. Stresemann unter dem Abwar­ten auf einen geeigneten Zeitpunkt wohl meinen könnte.

Wir haben einen Locarno=Pakt geschlossen und unter­schrieben, der eine Verminderung der fremd­ländischen Besatzungstruppen verbürgt, und wir haben ein Dawesabkommen unterzeichnet, das wir nur in etwa erfüllen können, wenn die deutsche Wirt­schaft aus der

Umklammerung der Prohibitiozölle Frankreichs.

Englands, Italiens und der Vereinigten Staaten befreit

wird und durch eine gesteigerte Ausfuhr seiner Waren die Werte, die finanziellen Mittel beschaffen kann, die in die Taschen der Siegerstaaten auf Grund dieses Dawesab­kommens fließen sollen.

Statt dessen rüstet sich Frankreich mit einem neuen Zoll­tarif, der ganze Industriezweige, wie beispiels­weise die deutsche Kleineisen= und Stahlwarenindustrie, in ihrem Export nach Frankreich einfach zum Er­liegen bringt. Man sollte daher eigentlich meinen, daß

der geeignete Augenblick zu einem neuen Schritt zu einer deutlichen Erklärung der deutschen Reichsregie­rung schon gekommen ist. Oder sollen wir warten, bis es tatsächlich zum Zollkrieg mit Frankreich gekom­men ist, der natürlich auch für die Verständigungspolitik und für die Lösung der Räumungsfrage eine schwere Hem­mung bedeuten würde?

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Die Frage der Durchführbarkeit des Dawesplanes.

WTB London, 24. April. In einem Leitaufsatz des Observer spricht Garvin die Hoffnung aus, daß es gelingen werde, durch die einträchtige Zusammenarbeit zwischen England und den Vereinigten Staaten das oft­asiatische Problem zu lösen, bevor in Europa unvermeid­licherweise eine solche Lage entstehen werde, die drängen­der Lösung bedürfe. Garvin sagt: Die bevorstehende wirtschaftliche Konferenz in Genf wird sich in erster Linie um die Zukunft des Dawesplanes und der Schulden drehen. Bisher hat der Dawesplan in seinem Ueber­gangsstadium ohne Störungen gearbeitet, aber im näch­sten Jahr wird die Belastung Deutschlands um nahezu 50 v. H. erhöht und im übernächsten Jahr wird Deutsch­land verpflichtet sein, die erstaunliche Summe von unge­fähr 130 Millionen Pfund Sterling zu bezahlen. Bisher ist keine Höchstsumme und keine Zeitgrenze festgesetzt wor­den. Aber in Deutschland gibt es keine Partei oder Frak­tion, die derartige Zahlungen für die Dauer einer Gene­ration oder noch länger in Betracht zieht, oder die nicht entschlossen wäre, im geeigneten Augenblick zu erklören, daß die volle Zählung unmöglich ist, und eine erhebliche Herabsetzung der Gesamtverpflichtung zu verlangen. Dies wird eine neue Lage bedeuten, die ihresgleichen nicht in der Geschichte hat und die von entscheidender Bedeutung für die allgemeine Gemütsverfassung sein wird. Im näch­sten Jahre wird die Frage, ob der Dawesplan ausgeführt werden kann ooder nicht, ganz Europa beschäftigen und nicht nur Europa.

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Zolltarif und Verständigungspolitik.

WTB Paris, 23. April. Die Populaire beschäf­tigt sich in einem Leitartikel mit dem Stillstand der deutsch=französischen Verhandlungen. Sie erklärt, man hat die Verhandlungen unterbrochen, um den Bruch zu vermeiden. Deutscherseits erklärt man, die Verabschiedung des neuen französischen Zolltarifs abwarten zu wollen, indem man hinzu­fügt, daß er in seiner jetzigen Form jeden Handelsvertrag zwischen Frankreich und Deutschland unmöglich mache. Loucheur hat während seines jüngsten Berliner Auf­enthalts gesagt, man müsse zu der Vernunft der Kam­mer Vertrauen haben und den neuen französischen Zolltarif nicht allzu tragisch nehmen. Die deutschen Zei­tungen fragen sich, ob der ehemalige Minister nicht zu optimistisch gewesen ist. In der jetzigen Lage hat die französische öffentliche Meinung mehr denn die Pflicht, zu fordern, daß sie wahrheitsgemäß über den Verlauf der deutsch=französischen Verhandlungen unterrichtet wird. Ohne Handelsvertrag zwischen Frankreich und Deutschland wird jede Annäherungspolitik un­möglich werden und die wirtschaftliche Entwicklung Frank­reichs wird den größten Gefahren ausgesetzt. Wenn man bis zum 1. Juni nicht dahin gelangt, aus der Sack­gasse herauszukommen, dann werden die Friedensfreunde das Recht haben, sich darüber besonders beunruhigt zu zeigen.

des bolschewistischen Imperialismus aufmerksam. Der Sekretär des französischen allgemeinen Gewerkschaftsbun­des, Jouhaux, und die belgischen Abgeordneten Dela­vigne und Eckelers, die nach Breitscheid das Wort er­griffen, traten für die Prinzipien der Schiedsgerichtsbarkeit und der Völkerbundsagitation e

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Bereisung der neuen Grenze der zweiten Besatzungszone.

* Koblenz, 23. April. Wie bekannt, tritt am 1. Mai das Abkommen über die Grenzziehung der zweiten Be­satzungszone zum unbesetzten Gebiet in Kraft. Zur Ein­führung in die neuen Verhältnisse fand gestern nach einem einleitenden Vortrage eine Bereisung der Demarkations­linie durch den Oberpräsidenten Dr. Fuchs und die beteilig­ten Regierungspräsidenten und Landräte statt, auf der die Oertlichkeiten in Augenschein genommen wurden.

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Ruhiger Verlauf der Wahlen in Oesterreich.

* Wien, 24. April. Die Beteiligung an den heute nachmittag um 5 Uhr abgeschlossenen Nationalrats­wahlen, mit denen in Wien und Niederösterreich sowie einigen andern Bundesländern und Städten zugleich die Landtags= und Gemeinderatswahlen durchgeführt wur­den, war außerordentlich stark. In Prozenten kann gegen etwa 91 v. H. Wahlbeteiligung vor vier Jahren jetzt schon mit einigen Prozenten mehr, wenigstens in Wien, gerech­net werden. Hervorzuheben ist der ruhige Verlauf des Tages und die Zurückhaltung, welche die Parteien heute in ihrer Wahlwerbung beobachteten. Auch auf den Schlep­verdienst war beinahe ganz verzichtet worden. Zu dem allgemein ruhigen Verlauf dürfte auch das gestern mittag in Kraft getretene und bis morgen früh geltende streng durchgeführte Alkoholverbot beigetragen haben. Die ersten Ergebnisse sind kaum vor den späten Abendstunden zu er­warten. Der Bundeskanzler wird dem Bundespräsidenten voraussichtlich vorschlagen, den Nationalrat so früh als möglich noch in der zweiten Hälfte, also am 17. Mai, ein­zuberufen.

WTB Wien, 24. April. Von den 45 Mandaten für den Nationalrat, die gestern zur Besetzung gelangten, entfallen im ersten Verfahren auf die Sozialdemokraten 29, auf die Christlich=Sozialen 15; ein Reststimmen=Mandat aus dem 6. Wahlkreis fällt auf die Einheitsliste. Im letzten Nationalrat war Wien durch 27 Sozialdemokraten, 16 Christlich=Sozialen und zwei Großdeutsche Vertreter ver­treten.

WTB Wien, 24. April. Endgültige Zusammensetzung des Gemeinderats: 78 Sozialdemokraten, 42° Mit­glieder der Einheitsliste, davon 40 Christlich=Soziale und zwei Großdeutsche. Gegen 1923 bleibt der Besitzstand für die Sozialdemokratie unverändert.

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Poincarés Schwenkung in der Behandlung des Elsaß.

WTB Paris, 24. April. Dem Journal zufolge wird aus Straßburg berichtet: Ministerpräsident Poincaré habe auf Intervention der Parlamentarischen Vertreter des Departements Unterrhein beschlossen, die Sanktio­nen auf zuheben, die im vorigen Jahr gegen gewisse Beamten wegen Unterzeichnung des Heimatbund­manilastes getrossen wurden. So würden die Eisen­

bahner mit Ausnahme derjenigen, die sich besonders stark kompromittiert hätten, darunter auch der kommunistische Bürgermeister Fritsch aus Basseyntz bei Metz, wieder ein­gestellt werden. Es sei jedoch wahrscheinlich, daß die Mehr­zahl der Betroffenen von dieser Begnadigungsmaßnahme keinen Gebrauch machen werde, da sie zurzeit in der Volks­stimme und einige sogar im Elsässer Kurier beschäftigt seien. Die wenigen Kreise, die von diesem Beschluß bereits Kenntnis hätten, seien über die Opportunität der Maß­nahme geteilter Ansicht.

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Die Beute des Einbruchs in Peking.

WTB London, 24. April. Der Pekinger Korrespon­dent des Daily Telegraph meldet: Eines der beunruhigend­sten Ergebnisse der jüngst erfolgten Durchsuchung russischer Gebäude des Gesandtschaftsviertels war die Entdeckung von Abschriften streng vertraulicher Schrift­stücke, die zwischen gewissen ausländischen Gesandtschaften und ihren Regierungen gewechselt worden waren. Die chinesischen Angestellten der ausländischen Gesandtschaften erhielten von den Russen 40 Dollar im Monat und beson­dere Gratifikationen für Schriftstücke von besonderer Wich­tigkeit.

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Tschangkaischek ohne Regierung. Er verhandelt krotzdem mit den Mächten.

P Schanghai, 24. April. Aus Nanking ist der Ame­rikaner Crosse hierher zurückgekehrt, der in inoffiziellen Verhandlungen eine Verständigung zwischen Tschangkaischek und den Mächten herbeizuführen versucht hat. Er bestätigt die Meldung, wonach Tschang­kaischek die völlige Sühne für die Vorfälle in Nanking anbiete, falls die Mächte von Repressalien absehen würden. Wie er den hiesigen Konsuln mitteilte, sei er zu dieser Mitteilung von Tschangkaischek ausdrücklich autorisiert worden. Derselbe habe weiter erklärt, daß mit dem russischen Einfluß und den bolschewistischen Methoden endgültig gebrochen werde. Mit Hankau werde er sich keinesfalls aussöhnen. In den chinesischen Stadtteilen Schanghais nimmt das Militär eine Personenbe­standsaufnahme vor, um späterhin die kommu­nistischen Agenten ausweisen zu können. Die Bildung einer besonderen Nankingregierung ist bisher nicht geglückt.

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General Wrangel.

P Belgrad, 24. April. General Wrangel ist gestern nachmittag hier eingetroffen, wo seine Ankunft in der Oeffentlichkeit und in diplomatischen Kreisen, besonders aber in den Kreisen der russischen Emigranten, lebhafte Aufmerksamkeit hervorrief. In gewissen Kreisen wird be­hauptet, daß General Wrangel Auftrag habe, seine Armee wieder aufzurichten und sie zur Unterstützung der Eng­länder im Kampfe gegen die Bolschewisten in Nord­china zu verwenden. Diese Versionen rufen namentlich in denjenigen russischen Kreisen, die die Tätigkeit Wrangels mißbilligen, große Erregung hervor. Die dem General Wrangel nahestehenden russischen Kreise verhalten sich nach wie vor sehr reserviert.

Die italienische Presse zur Verurkeilung Zanibonis.

MTB Rom, 23. April. Die italienische Presse begrüßt daß in der Nacht verkündete harte Urteil gegen Zani­boni, Capollo un dUrsello als gerecht, meint aber, der Prozeß habe nur einen Zipfel der gegen das faschistische Regime gerichteten, weiterverzweigten Verschwörung auf­gedeckt, an deren Spitze Freimaurer und Sozialisten stän­den. Auf die Anklagebank gehörten auch die Anstifter und Auftraggeber.

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Die Wasserkatastrophe des Mississippi Die Anwohnerschaft von den Wasserfluten schwer bedroht.

Ein See von 60 Meilen Breite.

* Memphis, 23. April. Alle verfügbaren Hilfsmittel vom Flugzeug bis zum einfachsten Flußkahn sind aufge­boten worden, um die Bevölkerung in den überschwemmten Landstrichen in Sicherheit zu bringen. Es ist bereits ge­lungen, mehrere tausend Menschen zu bergen. In der Nähe von Scott am Mississippi haben mehrere hun­dert Neger die Zeit seit Donnerstag auf Dächern und Bäumen verbringen müssen. Oberhalb Greenville werden bereits Wohnstätten, die von Flücht­lingen aus dem bisherigen Ueberschwemmungsgebiet über­füllt sind, von den erneut steigenden Fluten des Mississippi bedroht. Im untern Mississippi=Tal sind neue Deichbrüche eingetreten. Bei Knowltons=Landing und an verschiedenen andern Stellen strömt das Wasser durch die Bruchstellen und verbreitet sich über die ganze Gegend des Mississippi=Deltas, wodurch weitere Pflanzungen unter Wasser gesetzt und Hunderte von Familien heimatlos ge­macht werden. Eine auch nur oberflächliche Schätzung des Schadens ist unmöglich. Auf über tausend Quadratmeilen Land ist die Ernte auf dem Halm vernichtet worden. Außerdem dürfte der von der Ueberschwemmung betroffene Boden in diesem Jahre landwirtschaftlich nicht mehr verwendbar sein. Auch die Eisenbahnen sind in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der Tödesfälle im Mississippi=Tal, soweit sie bis jetzt bekannt sind, hat bereits 60 überschritten. Außerdem schweben noch Tausende in Lebensgefahr, die sich vor der Ueberschwemmung auf die Dämme, auf Hügel, Bäume oder Hausdächer gerettet haben.

* Memphis, 23. April. Auf Grund von durch Flug­zeuge angestellten Erkundigungen ist festgestellt worden, daß das Ueberschwemmungsgebiet am Missi­ssippi eine Breite von 60 Meilen hat. Die Baum­wollpflanzungen erscheinen von oben gesehen als Wasser­flächen, die zwischen Wäldern liegen. Ueber die Zahl der umgekommenen Menschen lassen sich zurzeit noch keine an­nähernden Angaben machen. Dies wird erst nach Monaten möglich sein. Obwohl am Oberlauf des Mississippi teilweise die Dämme gebrochen sind und sich damit das Wasser seit­lich verteilt hat, rechnet man doch nicht damit, daß die Gegend am Unterlauf des Stromes nunmehr außer Ge­fahr ist.

WTB Konstanz, 24. April. Heute nachmittag stüczte im Chor der alten Konstanzer Münsterkirche der große Kronleuchter von der Decke herab auf die Steinfließen. ohne weiteren Schaden anzurichten. Ueber die Urfache des Unfalls ist noch nichts bekannt.

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Riesenorganisation zur Herstellung und zum Vertrieb von Falschgeld.

* Belgrad, 24. April. In Belgrad wurde heute eine internationale Geldfälscherbank ausgehoben. die aus Italienern, Armeniern und Griechen bestand. Sie beschäftigten sich hauptsächlich mit der Fälschung ägyptischer und englischer Pfunde und englischer Aktien. Sie sollen in Athen drei große Druckereien besitzen. Man fand bei einer Hausdurchsuchung sechs Säcke mit ägyptischen Pfunden und englischen Banknoten im Werte von 500000 Pfund. Die Bank hat regelmäßig nach Hamburg und Kairo Sen­dungen abgeschickt.

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Ein Teil der mexikanischen Räuberbande gefaßt.

WTB Mexiko, 23. April. Die Regierung gibt amt­lich bekannt, in der Nähe von Dondiego, einer Stadt in Guanajuada, seien dreizehn Mitglieder der Räuberbande die vor einigen Tagen den Eisenbahnzug überfallen hatte, getötet und drei gefangengenommen worden. Die Regierungstruppen setzen die Verfolgung der Aufständischen fort, die von einem früheren General Gallegos Desoi ge­führt werden.

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Zusammenstoß mit einem Eisberg.

50 Menschen ertrunken.

* Tokio, 23. April. In der Nähe der Südspitze von Sachalin stieß ein Fischereidampfer mit einem Eisberg zusammen. Man befürchtet, daß etwa 50 Mann der Be­satzung ums Leben gekommen sind.

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Freundlichere Wagen vierter Klasse.

* Triberg, 23. April. Die langen zweiachsigen Wagen vierter Klasse, innen in grauem Ton gehalten, haben sich auch wegen ihres harten Laufes keiner großen Beliebtheit zu erfreuen. Der graue Farbton macht einen unfreund­lichen Eindruck und hat außerdem den Nachteil, daß er von der an sich spärlichen Beleuchtung, die kein Lesen erlaubt, unnötig viel absorbiert. Es sind nun auf badischen Strecken und auf der Schwarzwaldbahn Wagen eines neuen Typ# im Lauf, deren Innenanstrich in dem helleren braunen Ton gehalten ist, wie ihn die ehemaligen Wagen dritter Klasse der früheren Badischen Staatsbahnen hatten.

Der Mörder seiner Kinder.

* Hamburg, 24. April. Der Apotheker Just, der am 23. April aus wirtschaftlichen Sorgen seine beiden Kinder vergiftete, wurde am Samstagabend in der Süderstraße erkannt und festgenommen. Nach seinen Angaben ist bei ihm und seiner Frau das Gift, das sie ebenfalls eingenommen hatten, ohne Wirkung geblieben. Er habe dann nicht den Mut gefunden, seinem Leben auf andere Weise ein Ende zu machen. Seine Frau hatte, wie gemeldet, versucht, sich in der Bille zu ertränken.

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Hauptbaustoffe-Preise.

MTB Berlin, 24. April. Die Preise der Hauptbau­stoffe haben im Laufe der letzten Woche nicht unwesent­lich angezogen. Die Abwicklung einer ausreichenden Woh­nungsbautätigkeit wird dadurch natürlich erheblich er­schwert, wenn nicht gefährdet. Der Reichsarbeitsminister hat in einem Rundschreiben an die Wohnungsressorts der Länder und die in Frage kommenden Reichsbehörden empfohlen, der Preisentwicklung der Baustoffe im Inter­esse der Förderung des Wohnungsbaus und der gleich­mäßigen Beschäftigung der Bauarbeiter erhöhte Aufmerk­samkeit zuzuwenden und erforderlichenfalls einer Zusam­mendrängung der Bauvorhaben in der ersten Hätfte des Jahres mit Nachdruck entgegenzutreten.

De Leulte Zunuer unst 10 Seten)