Bezugspreis: Monatlich.4 Anzeigen: lokale 25, auswärtige 40 S Reklamen:„ 75, 120 3
Lokale Familien=Anzeigen 20 3 Lokale Stellengesuche 13 3 die Zeile.
Posischeck=Konto Köln Nr. 18672. Fernruf 66, 366, 362.
#n
für Bonn und Umgegend.
—
Druck u. Verlag: Hermann Neusser
Verantwortlich:
Hauptschriftleiter: Deter Neuster Anzeigen: Deter Leserinier Alle in Bonn.
Keine Verpflichtung zur Rückgabe unverlangter Manustripte.
38. Jahrgang. Nr. 12720
Gründungsjahr des Verlags 1725.
Besprechungen über die Kabinetsfrage. Die Verhandlungen über Kriegsmaterial
and Esesestungen.
* Berlin, 13. Jan. Ueber die Besprechungen, die heute zwischen den Vertretern des Zentrums auf der einen Seite und Herrn Curtius und Herrn Stresemann auf der anderen Seite stattgefunden haben, wird folgende offizielle Mitteilung ausgegeben:
Heute nachmittag fanden die angekündigten Besprechungen zwischen den Beauftragten der Zentrumsfraktion des Reichstages, den Abgeordneten v. Gusrard und Stegerwald und Dr. Curklus und Reichsaußenminister Stresemann im Reichswirkschaftsministerium statt. Die Vertreter der Zentrumsfraktion trugen die schweren innenund außenpolitischen Bedenken vor, die die Zentrumsfraktion gegen die Bildung der von Dr. Curtius in Aussicht genommenen Regierung habe. Daran schloß sich eine eingehende Aussprache.
Dr. Curtius hat in Aussicht genommen, am morgigen Vormittag über die Ergebnisse dieser Besprechung mit den Vertretern der Deutschnationalen Volkspartei zu verhandeln. Die Vertreter der Zentrumsfraktion nahmen in Aussicht, am morgigen Nachmittag eine endgültige Stellungnahme der Fraktion der Zentrumspartei herbeizuführen.
*
Streng vertraulich.
Ueber drei Stunden dauerte die Aussprache der Herren von Guérard und Stegerwald mit Dr. Curtius und dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann. Ueber den Inhalt dieser Konferenz schweigt man sich aus.
Aus dem hierüber der Oeffentlichkeit übergebenen Bericht, der die an sich schon bekannte Tatsache angibt, daß die Zentrumsvertreter auftragsgemäß die schweren innen= und außenpolitischen Bedenken ihrer Partei gegen ein rechtsgerichtetes Kabinett vortrugen, läßt sich nur das Eine herausschälen, daß die Mission von Dr. Curtius noch nicht gescheitert ist. Der Satz des amtlichen Communigué:„Minister Dr. Curtius hat in Aussicht genommen, am morgigen Freitag(also heute) über das Ergebnis dieser Besprechung mit Vertretern der Deutschnationalen Volkspartei zu verhandeln", und die weitere Angabe des offiziellen Berichts, daß auch die Vertreter des Zentrums heute nachmittag eine endgültige Stellungnahme ihrer Fraktion herbeiführen wollten, läßt den Schluß zu, daß das Zentrum die Brücke nach rechts nicht schroff abgebrochen hat. Ob dieser Entschluß der Zentrumsvertreter nur ein Akt persönlicher Freundlichkeit gegenüber Herrn Dr. Curtius ist, oder ob er grundsätzliche Bedeutung hat, läßt sich natürlich im Hinblick auf die vertraulich geführten Verhandlungen nicht feststellen.
Dr. Curtius konnte, wie die Boss. Zeitung glaubt mitteilen zu können, aus den Darlegungen der beiden Zentrumsführer kaum die Hoffnung schöpfen, daß programmatisch eine Annäherung zwischen Deutschnationalen und Zentrum möglich wäre. Er hat aber trotzdem die Zentrumsunterhändler gebeten, mit ihrer endgültigen Erklärung zu warten, bis er Gelegenheit gehabt habe, die ihm vorgetragenen Bedenken hinsichtlich der innen= und außenpolitischen Wirkungen eines Rechtskabinetts mit den Deutschnationalen zu besprechen und festzustellen, inwieweit die Deutschnationalen bereit sein würden, diesen Bedenken Rechnung zu tragen und Erklärungen abzugeben, die programmatisch das Zentrum befriedigen können.
In der Presse zeigt sich dasselbe Spiel wie gestern. Soweit sie gegen einen Rechtskurs gerichtet ist, hält sie die Mission Curtius nach wie vor für aussichtslos. Das Zentrum wird nach der Auffassung aus Linkskreisen von rechts unter möglichst starken Druck gesetzt, das aber seinerseits nur aus einer gewissen Konzilianz heraus die Verhandlungen noch weiter führe, während in der volksparteilichen Presse an der schon gestern geäußerten Auffassung zunächst festgehalten wird, daß zwar die Bemühungen um ein Rechtskabinett als erledigt betrachtet werden müßten, daß man aber heute noch einmal die Möglichkeit eines Kabinetts der Mitte mit Unterstützung der Deutschnationalen prüfe. Für eine solche Prüfung habe das Zentrum Bedingungen gestellt, die Curtius heute mit den Deutschnationalen durchsprechen wolle.
Schließlich sei erwähnt, daß im„Berl. Tageblatt" davon gesprochen wird, daß eolt. Stegerwald mit der Kabinettsbildung betraut werde, und zwar auf der Grundlage der Großen Koalition. Die„Germania“, die sehr zurückhaltend geworden ist, erklärt, das Zentrum sei weder von einer grundsätzlichen Abneigung gegen ein Zusammengehen mit rechts noch von einer grundsätzlichen Vorliebe für links beherrscht. Dagegen sei nicht zu leugnen, daß im gegenwärtigen Augenblick in Zentrumskreisen gung bestehe für eine Anlehnung irgendwelcher Art an die Deutschnationale Volkspartei, die das Kabinett Marx gestürzt habe.
Die Darstellung der„Gremania“ erschien, bevor die gestrige Aussprache zwischen den Zentrumsvertretern und den Herren Curtius und Stresemann beendet war. Sie kann also nicht für die endgültige Stellungnahme des Zentrums herangezogen werden. Die heutigen Tagungen der Zentrumsfraktion und der deutschnationalen Fraktion dürften wohl über die Rechtskombination die Entscheidung bringen.
Besuch des Innenministers in Koblenz.
MTB Koblenz, 13. Jan. Der preußische Minister des Innern, Grzesinski, ist heute nachmittag in Koblenz angekommen, wo er Gast des Oberpräsidenten Dr. Fuchs ist. Beim Reichskommissar für die besetzten Gebiete, Freiherrn Langwerth von Simmern, fand darauf eine einstündige Konferenz statt, der sich eine interne Besprechung der Landräte, Bürgermeister und Regierungsbeamten beim Regierungspräsidenten schloß. Am Abend waren Vertreter des Wirtschaftslebens, der gewerblichen Verbände und der politischen Parteien zur Aussprache mit dem Minister geladen, die in der Festhalle stattfand. Der Regierungspräsident und der Oberbürgermeister Russell brachten die Wünsche und Erwartungen des Koblenzer Bezirks nachdrücklichst zur Darstellung. Vor allem wurden die Pläne zur Kanalisierung von Saar und Mosel und zur Errichtung eines Industriehafens bei Koblenz beraten und der Wunsch ausgesprochen, die Verhältnisse der schwer ringenden Natursteinindustrie des Koblenzer Bezirks zu bessern und die übermäßig
Das Eingreifen Briands zugunsten einer Verständigung.
Die deutsch=französischen Verhandlungen.
WTB Paris, 13. Jan. Seit der Rückkehr des Generals v. Pawels und Geheimrats Forster nach Paris wird die öffentliche Meinung von Paris täglich mit Berichten überschüttet, die offenbar von einer Stelle beeinflußt werden, die alle Veranlassung hat, die Dinge so darzustellen, als machten die eingeleiteten Verhandlungen keinen Fortschritt. Während einerseits behauptet wird, die deutschen Delegierten hätten überhaupt keine neuen Vorschläge unterbreitet, wird anderseits, und zwar in einer angeblich aus London stammenden Havasmeldung, die sich auf Informationen aus englischer Quelle in Paris stützt, erklärt, deutscherseits versuche man, die Diskussion nach Berlin zu verlegen. Demgegenüber muß, um jede Zweideutigkeit zu vermeiden, festgestellt werden, daß General v. Pawels überhaupt nur über die Festungen an der deutschen Grenze verhandelt, während die Verhandlungen über die Begriffsbestimmungen für das Kriegsmaterial nach wie vor in Berlin zwischen deutschen und alliierten Sachverständigen geführt werden. Der Quai'Orsay hat offenbar nach der alarmierenden Berichterstattung der französischen Presse aus London die Ueberzeugung gewonnen, daß Tendenzmeldungen entgegengetreten werden müsse, denn der Temps, der gewiß in der Frage der Entwaffnung nicht als unparteiisch angesehen werden kann, muß erklären, daß das französische Außenministerium ausdrücklich festgestellt hat, daß die Verhandlungen im Gegensatz zu den pessimistischen Auffassungen, die gestern und heute festzustellen waren, sich in einer wesentlich günstigern Atmosphäre vollziehen, sowohl in Berlin, als auch in Paris. Der Paris Soir kann sogar der Tempsmeldung hinzufügen, daß sich in den letzten Tagen eine übereinstimmende Auffassung über das Gelingen der jetzt im Gange befindlichen Verhandlungen zeige. Jedenfalls nähmen diese Verhandlungen einen normalen Verlauf.
WTB Paris, 14. Jan. Auch der Matin wendet sich heute gegen die Havasdepesche aus London und erklärt, die deutschen Delegierten hätten weder die in Frage kommende Demarche der Verlegung der Verhandlungen nach Berlin gemacht, noch die Forderung gestellt, die man ihnen nach dieser Meldung in London zuschreibt. Die Botschafterkonferenz habe allein das Recht, die Verhandlungen zu liquidieren und sich über das Ergebnis der Verhandlungen auszusprechen. Im übrigen müsse auch festgestellt werden, daß die deutschen Sachverständigen niemals erklärt hätten, daß sie keine schriftlichen Verpflichtungen übernehmen wollten. Gewiß hätten sie der Botschafterkonferenz noch keine präzisen Vorschläge gemacht. Das sei natürlich, denn sie wollten doch
bis zum letzten Augenblick diskutieren. Aber schon jetzt hätten General von Pawels und Geheimrat Forster die Ausarbeitung neuer Texte für die Ausfuhr von Kriegsmaterial begonnen. Die darin enthaltenen Dispositionen seien von den alliierten Sachverständigen ziemlich gut aufgenommen worden. Es bliebe jedoch noch die heikle Frage der optischen Instrumente zu regeln, für die sich England ganz besonders inter
essiere. Was die Befestigungen in Ostpreußen anlange, so scheine die Diskussion keine wesentlichen Fortschritte gemacht zu haben. General v. Pawels habe sich noch gestern nachmittag über diese Frage mit den Mitgliedern des interalliierten Militärkomitees unterhalten.
Die deutsche Industrie und das Kriegsmaterial.
P Berlin, 14. Jan. Die bekanntlich bereits seit Wochen mit der Interalliierten Militärkontrollkommission geführten Berliner Besprechungen über das sogenannte Kriegsmaterial sind inzwischen soweit gediehen, daß entsprechende gesetzliche Maßnahmen von der Reichsregierung ausgearbeitet werden sollen. Da diese Bestimmungen ganz besonders die Industrie treffen werden, sollen die Vertreter der deutschen Industrie noch einmal ihre Wünsche dem Außenminister Dr. Stresemann vorlegen. Die Besprechung wird voraussichtlich heute erfolgen.
*
Briand greift in die Entwaffnungsverhandlungen ein.
MTB Paris, 13. Jan. Im Echo de Paris schreibt Pertinax, der gestern konstatierte Fortschritt in den Entwaffnungsverhandlungen sei auf ein persönliches Eingreifen Briands zurückzuführen, der eifrig bemüht sei, eine Kompromißformel zu finden,„die das Gesicht von Locarno rette“, und auch die Deutschen seien bestrebt, Briands Stellung nicht unnötig zu erschweren. Es scheine, daß Briand bereits die Kompromißformel gesunden habe, die darin bestände, die an den deutschen [Ostfestungen vorgenommenen Neubauten als rein deffensiver Natur zu erklären. Deutschland tmüßte sich dagegen verpflichten, sie nicht zu vergrößern und hinsichtlich des Art. 180 des Versailler Vertrags keine neuen Interpretationsschwierigkeiten zu machen.
*
WTB London, 14. Jan. Dem diplomatischen Berichterstatter des Daily Telegraph zufolge herrscht jehzt in London die Ansicht vor, daß die Frage der Rechtmäßigkeit der von der Reichswehr in der Nähe Königsbergs und anderen ostdeutscher Festungen gebauter Vorwerke auf dem Wege über Genf dem Haag zur schiedsrichterlichen Entscheidung unterbreitet werden müßte. Pertinax meldet dem Daily Telegraph aus Paris, daß der Auforilät Briands ein sehr ernster Schlag versetzt werden würde, wenn bis zum 31. Januar keine Verständigung erzielt sel. Der Pariser Korrespondent des Daily Telegraph schreibt, in alliierten Kreisen bestehe der Wunsch, die augenblicklich in Berlin stattfindenden Erörterungen über Kriegsmaterial ebenfalls nach Paris zu verlegen. Trotz der Andeutungen in einigen Abendblättern, daß die Lage besser sei, scheine der allgemeine Eindruck nach den Besprechungen der letzten beiden Tage noch keineswegs günstig zu sein.
Zuspitzung des Konflikts Washington-Mexiko?
WIB Paris, 14. Jan. Die Morgenpresse veröffentlicht ein Telegramm der Newyork Times aus Mexiko, wonach gut unterrichtete mexikanische Kreise erfahren hätten, daß die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko in einem Monat abgebrochen werden würden und daß man damit rechne, daß der amerikanische Botschafter in Mexiko alsbald abberufen werde.
WTB London, 14. Jan. Daily Telegraph berichtet aus Newyork: Die Meldung eines spanischen Korrespondenten bezeichnet die Lage in der Hauptstadt Mexikos als so gespannt, daß eine Lösung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko noch in diesem Monat eintreten könne.
Vermittlungsversuche.
WTB London, 14. Jan. Times meldet aus Newyork, in diplomatischen Kreisen Mexikos seien Gerüchte verbreilet, daß Argentinien, Brasilien und Chile beabsichtigen, ihre Dienste als Vermittler zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko anzubieten.
hohen Erwerbslosenziffern am Mittelrhein und#sel im Arbeitsbeschaffungsprogramm entsprechend zu berücksichtigen.
Barmatprozeß.
Julius Barmat will in Deutschland befrogen worden sein.
MTB Berlin, 13. Jan. Die heutige Verhandlung im Barmatprozeß, die auf 110 Uhr angesetzt worden war, begann mit erheblicher Verspätung, da das Gericht zuvor über die Ablehnungsanträge der Verteidigung in Bezug auf den Sachverständigen, Regierungsrat [Selckmann, beriet. Bei Beginn der Verhandlung sind von den Angeklagten nur die Brüder Barmat, Dr. Hellwig, Klenske und Direktor Hahlo anwesend. Das Gericht zog sich erneut zur Beratung zurück, um über den Antrag des Oberstaatsanwalts, ohne die nichterschienenen Angeklagten zu verhandeln, zu beraten. Das Gericht gab dem Antrag statt, ebenso gab es dem Antrag auf Ablehnung des Regierungsrats Selckmann Folge, wird ihn jedoch zu denjenigen Punkten, deren Tatbestand ihm bekannt ist, als sachverständigen Zeugen vernehmen.
Dann wurde der Angeklagte Julius Barmat vernommen; er legt mehrere Geschäftsschreiben vor, in denen bekannte Firmen ihn als angesehenen Kaufmann schilderten. Barmat behauptet, daß er schon 1920 ein Vermögen von neun Millionen Mark besessen hätte. Es entstand dann eine längere Erörterung über die Frage, wie viel Barmat besessen habe, als er mit der Staatsbank am 12. Mai 1923 in Verbindung trat.
Der Angeklagte legte dann eine notariell beglaubigte Bilanz Amexima=Amsterdamm vor, die im Jahre 1923 mit etwa 4 Millionen Mark abschloß. Barmat liest einen Brief des damaligen deutschen Gesandten im Haag, Freiherrn von Maltzahn, vom 4. April 1918 vor, der sich auf die Beziehungen mit Sowjetrußland bezieht. Barmat sollte seiner Zeit die Stimmung in Holland feststellen. Während der Vernehmung erklärt Barmat u.., er wolle nicht länger als der kleine Schnorrer gelten, der nach Deutschland aus dem Osten gekommen sei, um hier Geschäfte zu machen. Er wäre vielmehr in Deutsch= land betrogen worden.
Dann geht der Vorsitzende auf die Beziehungen Barmats zur Staatsbank ein. Barmat sagte aus, daß der Angeklagte Klenske mit den Anträgen auf Kreditgewährung angefangen habe. Er selbst sei damals verreist gewesen. Er hätte nie spekulieren wollen. Das erste finanzielle Unternehmen sei der Erwerb der Altenburger Sparbank gewesen. Bei der Staatsbank habe er erst mit Dr. Rühe und dann mit Dr. Hellwig verhandelt; die verlangten Kredite seien ihm erst immer nach einer Besprechung mit Rühe und Hellwig, mit dem Präsidenten, gewährt worden.
Barmat gibt zu, daß sich mit den Beamten der preußischen Staatsbank ein freundlicher Verkehr herausgebildet hätte, bestreitet aber, daß er den Herren besondere Vorteile versprochen oder gewährt habe. Auf Vorhalten des Vorsitzenden gibt Barmat zu, daß die Herren auch zu größeren Gesellschaften bei ihm zu Gaste waren. Von irgendwelchen Vergünstigungen oder Geschenken könne aber keine Rede sein. Er habe allerdings Aktienpakete ab
und zu den Herren von der Staatsbank überlassen, aber das sei immer nur zum Selbstkostenpreis geschehen.
MTB Berlin, 13. Jan. Nach der im Anschluß an die Vernehmung Julius Barmats folgenden Vernehmung des Geschäftsführers Klenske von der Amexima, der sich eingehend über den Verkehr mit der Staatsbank äußerte, kam der Angeklagte Oberfinanzrat a. D. Dr. Hellwig zu Wort, der aussagte, daß die ihm von Barmat vorgelegten Schriftstücke und die Auskünfte der holländischen Geschäftsfreunde Barmats einen außerordentlichen Eindruck auf ihn gemacht hätten. Auch die Tatsache, daß ein Reichskanzler und der sächsische Gesandte sich für Barmat einsetzten. Er habe sich persönlich mit Barmat angefreundet und vielleicht zwei bis drei Mal mit ihm zusammen gespeist. Ebenso wie die Herren Rühe und Rugge habe er Lebensmittelpakete bekommen, die er zunächst für die bekannten Zwei=Dollarpakete hielt.
Die Verhandlung wurde hierauf auf Freitag früh 10 Uhr vertagt.
Deking verlangt Rückgabe der ausländischen Konzessionen.
WIB Peking, 13. Jan. Vertreter der Pekinger Regierung sprachen gestern bei verschiedenen Gesandtschaften vor und brachten den Wunsch zum Ausdruck, daß die Fremdenniederlassungen den Chinesen zurückgegeben werden möchten.
*
China revolutioniert auch zollpolitisch. Einführung von Zuschlagszöllen. Verkündigung der Jollautonomie für 1929.
WIB Peking, 13. Jan. Die Regierung hat drei Verordnungen erlassen, durch die ein allgemeiner Zu
schlagszoll von 24 Prozent und für Luxusartikel ein weiterer Zuschlag von 5 Prozent eingeführt wird. Außerdem wird ausgesprochen, daß China vom 1. Januax 1929 an Zollautonomie erlangt.
Der Minister des Auswärtigen ist angewiesen worden, bei den Mächten auf eine baldige Wiedereröffnung der Zollkonferenz hinzuwirken. In einer weiteren Verordnung wird bestimmt, daß der Ertrag der Zuschlagszölle 1. zur Ablösung der Lhiking=Zölle, 2. für Zwecke der inneren und äußeren Anleihen und 3. zum Ausbau der Verwaltung verwendet werden soll.
WTB Paris, 14. Jan. Nach einer Havasmeldung aus Tampico in Mexiko sollen 37 Ladearbeiter einer Explosion von Benzintanks an Bord des englischen Dampfers Essex Isle, auf dem sie gerade arbeiteten, ums Leben gekommen sein.
Die Grippe in Berlin.
P Berlin, 14. Jan. Die Zahl der Grippeerkrankungen in Berlin dehnt sich in ungeheurem Maße aus. Nach den neuesten Berichten sind täglich rund 1000 neue Fälle von Grippeerkrankungen gemeldet worden. Der Erkrankungsstand, der vor Weihnachten inbezug auf die Grippe, soweit die Allgemeine Ortskrankenkasse in Berlin in Frage kommt, mit 20000 angegeben wurde, ist auf 35 000 gestiegen. Während täglich, wie bemerkt, etwa 1000 neue Kranke hinzukommen, beträgt die Zahl der Genesenden etwa 300, also weniger als ein Drittel der Zahl der neuen Erkrankungen. Da die Meldungen über die Grippe bei den übrigen Krankenkassen ungefähr in demselben Verhältnis wie bei der Ortskrankenkasse sich häufen, wird man also für die Gesamtzahl der täglich bei den Krankenkassen von GroßBerlin gemeldeten neuen Grippeerkrankungen die Zahl der bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse krank Gemeldeten verdreifachen müssen, sodaß insgesamt bei sämtlichen Berliner Krankenkassen täglich rund 3000 Grippeerkrankungen gemeldet werden.
*
Der unbekannte Reinhold.
Eine nette Geschichte weiß die„Frkft. Ztg.“ vom Berliner Einwohner=Meldeamt zu erzählen. Ein Steuerzahler wollte die Privatwohnung des Reichsfinanzministers Dr. Reinhold in Erfahrung bringen und wandte sich vertrauensvoll an das Einwohner=Meldeamt. Darauf erhielt er folgenden Bescheid:
„Ohne Angabe näherer Personalien des Herrn Dr. Reinhold ist— zumal es sich um einen Sammelnamen handelt— eine Wohnungsermittlung nicht möglich; eine Anfrage beim Finanzministerium wird anheimgestellt.“ O, was ist Menschen=, was ist Ministerherrlichkeit! Vor seinem Kammerdiener, heißt es, ist niemand ein großer Mann. Vor dem heiligen Bürokratius, scheint es, erst recht nicht. Wenn man Reinhold heißt, trägt man einen Sammelnamen; daß man nebenbei Reichsfinanzminister ist, hebt einen nicht aus der Masse hervor. Genaue Personalien angeben; womöglich auch die Kragenweite!
der Amgebung.
Vom Brohltal-Verkehrsverband.
Im Mittelpunkte der Versammlung des Brohltal=Verkehrsverbandes in Nieder=Zissen stand die Besprechung aller der Fragen, die mit der baldigen Fertigstellung des Nürburgrings und dem dann zu erwartenden Verkehrsandrang auch im Brohltal in Zusammenhang stehen. Es wurde bedauert, daß in der Werbeschrift des Nürburgringes bis jetzt die neue und vortrefflich für den Autoverkehr ausgestaltete Straße Wehr—Weibern, die den Anschluß vom Rhein= und Brohltal bis Adenau vermittelt, noch nicht erwähnt ist. Auch alle anderen schon bestehenden oder noch zu schaffenden Verbindungsmöglichkeiten vom Rhein durch das Brohltal zum Nürburgring wurden besprochen. und Verbesserungsvorschläge gemacht; deren Ausführung soll mit aller Energie betrieben werden. Weiter soll eine Ermittlung darüber angestellt werden, wieviel Fremde in den Gaststätten des Brohltals untergebracht werden können.— Im Zusammenhang damit konnte Bürgermeister Busch=Kempenich berichten, daß er auf der letzten in Adenau stattgefundenen Versammlung zur Besprechung des Bahnbaus Adenau=Kelberg=Ulmen auf eine Verlängerung der Brohltalbahn bis Adenau aufmerksam gemacht worden sei. Die weiteren Ausführungen in der Versammlung galten in der Hauptsache der Errichtung von Jugendherbergen im Brohltal und der in Verbindung mit der Fertigstellung der Landebrücke in Brohl notwendigen Verkehrsverbesserung bei der Brohltalbahn durch Einrichtung von Autolinien. Im Zusammenhang damit soll aber auch energisch versucht werden, zu erreichen, daß auch der Eilzug gegen zehn Uhr abends in Brohl hält und damit eine Verkehrsverbesserung zum Hinterlande geschaffen wird.—
Löhndorf b. Sinzig, 13. Jan. Während des Frühgottesdienstes wurde im Pfarrhause eingebrochen und außer 450 Mark an Bargeld eine Uhr mit Kette gestohlen.
Honnef, 13. Jan. Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden folgende Preise notiert: Butter 190 3, Eier 233, Wirsing 703, Rotkohl 203, Weißkohl 15.3, Blumenkohl 50 8, Rosenkohl 40.J, Spinat 25., Kohlrabi 15—203, Feldsalat 60., Endivien 20—30 3, Sellerie 10—153; Möhren 15.8, Zwiebeln 20 J, Rüben 15., Grünkohl 153) Aepfel 453, Tomaten 120., Zitronen 10.8, Apfelsiner
10 8.
1 Amtliche Wasserstandsnachrichten vom 13. Januar. (Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf den Wase serstand des voraufgegangen Tages.
Hüningen 1,05(1,15), Mannheim.44(.23), Frankfurt .47(2,61), Mainz 1,32(1,15), Bingen 2,33(2,19), Kaub 2,64(.42), Trier 1,84(1,82), Koblenz.05(3,06), Köln .25(3,37), Duisburg.24(2,32), Ruhrort.57(2,63).
De keaute Lunner umsost 10 Seiten)