Nr. 12152

Bonn, Dienstag, 24. Februar 1925.

35. Jahrgang

Kunzieh Presse und Partelen.

Verständigung zwischen Paris und Brüssel in der Kölner Frage.

IU Paris, 23. Jebr. halbamtlich verlautek, daß

das Militärkomitee in Versailles das Gutachten über! Wollen und Vollbringen. den Generalbericht Ende der Woche dem Botschafter=] Eg war mehr als eine landesübliche Bankettrede,

rat übergeben wird. Wie derTemps aus Brüssel was Kanzler Luther im Kreise des Reichsverbandes erfährt, haben sich Belgien und Frankreich in der der Deutschen Presse am Montag im Hotel Esplanade Frage der Abrüstung und der Räumung Kölns be= in Berlin sagte. Immer wieder erneut erweckt uns reits verständigt und beschlossen, mit Deutschland dieser Reichskanzler den Eindruck, daß er ein Mann kein Kompromiß zu schließen und in die Räumung eigenen Gepräges, eine Persönlichkeit ist, die über des Kölner Gebietes erst nach vollständiger Erfüllung das Duodezformat erklecklich hinausragt. Er hat, ge­der Abrüstungsbesimmungen des Friedensvertrages messen an den Gedanken, die er auf diesem Bankett einzuwilligen. Die Brüsseler politischen Kreise sind der Zeitungsmänner äußerte, wirklich das Zeug zu der Ansicht, daß Deutschland sechs bis achtzehn Mo= einem Staatsmann.Die Regierung soll das Ganze nate brauche, um die Abrüstungsklauseln zur Iu- ohne Rücksicht auf die Parteistellung suchen. In die­friedenheit der Kontrollkommission auszuführen. Au] sem lapidaren Satze liegt eine profunde staatsmän­jeden Jall wird angenommen, daß die Räumun9 nische Weisheit, die dem ersten Diener am Werke des der Kölner Zone nicht vor dem 1. September ersel­ Reiches sehr wohl ansteht. Luther hat zwar keine gen kann. Unabhängig davon würde das Ruhrse= einzelne Partei in den Kreis seiner Bankettbetrach­

biet, wenn Deutschland gewissenhaft den Dawes-Plan tung gerückt. Aber bei Durchsicht der Rede fühlt man ausführt, am 15. August geräumt werden. deutlich, daß jene Art von Parlamentarismus, wie er

Halbamtliches über Herrioks Hallung. seit einiger Zeit im Reichstag und in der preußischen

F PKkris, 24. Febr. In einer gestern nachmittag vom Landstube betrieben wird, ihm als eine schwere Ge­Ministerium des Aeußern ausgegebenen halbamtlichen fahr für die sachliche Förderung der Reichs= und Mitteilung wird erneut versichert, daß für die von London Stgatzinteressen erscheint. angekündigte Zusammenkunft Herriots mit Chamberlain Stumsuartegen erscheint.

von den beiden Regierungen noch keinerlei Vereinbarung! Luther scheute sich nicht, gegen den Parteidoktri­über den Inhalt dieser Konferenz getroffen sei. In der narismus vom Leder zu ziehen, gegen die zersetzende Frage der eventuellen Zuziehung Deutschlands Wirkung des zur Hauptsache gewordenen Kampfes

zu den Verhandlungen über den Bericht der Kon=f Wirt g#

trollkommission und die Frage der Räumung um die Parteigrundsätze.

von Köln ist die Haltung der französischen Re=] Wenn man will, war diese Rede ein Privatissimum gierung nach wie vor ungeklärt. Im Gegensab an die deutsche Presse, ein Lehrvertrag auch an die zu der gestern morgen im Matin verbreiteten Darstellung, politischen Parteien, der in dem Satze gipfelte:Wir

daß die französische Regierung bereits in London habe wif, Potttrrzer... 81sche weimsens

sen lassen, daß sie jede Einmischung Deutsch=swollen alle als Ziel das eine beutsche Vaterland, lands in diese Diskussion zurückweise, verlautet heute in gesund und stark nach außen und nach innen. Dabei den dem Ministerium Herriot nahestehenden Kreisen, dab war sich Luther klar über die treibenden Kräfte in

Beteiligung Deutschlands an der Aussprache Reich und Staat und auch über die vorhandenen

nicht grundsätzlich ablehne unter der Bedingung, daß die Reibungsflächen, die sich aus allzu stark betonten Ge­Alliierten zuvor zu einem vollkommenen Einvernehmen gensätzen ergeben. Luther sieht als Staatsmann im

zu den Beratungen über die in dem Bericht der Kontroll= Individualismus und Sozialismus

kommissionen erwähnten Folgen, sondern lediglich zu einer Kontraste wie die Parteigänger. Unbefangen er­Aussprache über die praktische Durchführung der von den klärte er:Es gibt keinen Sozialisten, der nicht die

wenn wir diese nicht zu unterschätzende Gefahr besei­tigen, ist die Vorbedingung gegeben, daß aus dem Wollen des Kanzlers auch ein Vollbringen wird.

Kanzler Luther über Aufgaben der Presse.

MTB Berlin, 24. Febr. Der Reichsverband der Deutschen Presse veranstaltete gestern in den Räumen des Hotels Esplanade ein Festbankett, zu dem der Reichskanzler und die Mehrzahl der Reichsminister, Vertreter der staatlichen und Selbstverwaltungsbehörden, der industriellen und kulturellen Körperschaften, der Kunst, der Wissenschaft und die in= und ausländischen Presse wie auch der Presse des Rheinlandes aus Köln, Düsseldorf und Mannheim erschienen waren. Nach einer Begrü­ßungsansprache des Vorsitzenden, Majors a D. Richter, er­griff der Reichskanzler Dr. Luther das Wort und führte u. a. folgendes aus:

Bei dem, was ich zu sagen habe, gehe ich von dem Stundpunkt der Regierung aus. Regieren kann, wer re­gieren will. Die Regierung hat zwei Wege, um mit dem Volke in Verbindung zu treten, den juristischen, der Ge­setzesvorlagen und manchmal auch Indemnitätsvorlagen (Heiterkeit) bringt, um sich damit die jeweiligen iuristischen Voraussetzungen zu schaffen. Dann gibt es den Weg der unmittelbaren Berührung mit dem Volke. Wer, wie ich, auch als Kenner des deutschen Vaterlandes, eine Rund­reise machte, der wird immer wieder neue Gesichtspunkte finden, unter denen sich das Vaterland uns darstellt. Ich bin in der vergangenen Woche im Kölner Dom gewesen und in der Marienburg, habe von einer Höhe bei Mün­chen den Groß=Venediger von Deutsch=Oesterreich in der Abendröte glühen sehen und sah an der Weichsel den nur wen'ge Meter breiten Streifen Ufer, der auf eine Strecke von 44 Kilometern der deutschen Bevölkerung als Zu­gang zu dm Strom geblieben ist, sah den acht Mal von der deutsch=polnischen Grenze geschnittenen Deich und die Eisenbahnbrücke bei Dirschau, jenes Wunderwerk der Technik, über das nun kein Eisenbahnzug mehr fährt. Mit solchen Reisen kann man das ganze deutsche Vater­land aber nicht erfassen. Die Presse ist die große Mitt­lerin für die Beziehungen zwischen Volk und Regierung. Man hat mich gefragt, was ich eigentlich unter sachlicher Politik verstehe. Meines Erachtens das: Als Regierung den pflichtgemäßen Standpunkt einzunehmen, der ohne Ablenkung nur auf das Ganze geht und mit aller Kraft das für richtig erkannte durchzuführen versucht. Das ist keine Politik der faulen Kompromisse, wohl aber der Synthese, der Zusammenfassung und der Gewinnung eines

schaftspartei eine Absplitterungsbewegung beobachtet

werde, die zunächst zur Gründung einer besonderen Partei für Handwerk, Handel und Gewerbe geführt habe, und deren Führer Dr. Goetzel und Schneidermeister Lenz seien. Hierzu wird uns von dem der Wirtschaftspartei ange­hörenden Landtagsabgeordneten Dr. Klamt=Bonn, der am Samstag noch in Berlin weilte, mitgeteilt, daß ihm von einer Spaltung innerhalb seiner Partei nichts be­kannt sei. Die genannten Herren Dr. Goetzel und Schnei­dermeister Lenz gehörten der Fraktion der Wirtschaftspar­tei nicht an und seien überhaupt nicht Abgeordnete.

Die Köln. Ztg. bemerkt vom Standpunkte der Kabinetts­bildung zu der angeblichen Absplitterungsbewegung:

Falsch ist auch die Spekulation, die neuerdings sich an eine angebliche Absplitterungsbewegung in der Wirtschafts­partei knüpft. Dort haben ein paar demokratisch einge­stellte Leute in einer Versammlung, die von nicht einmal zwei Dutzend Personen besucht war, eine Partei für Hand­werk, Handel und Gewerbe aufgemacht, die unter der Lei­tung eines Dr. Goetzel und eines Schneidermeisters Lenz steht. Die Linke meint, die Rücksicht, die die Wirtschaftliche Partei auf diese neue Gruppe zu nehmen habe, sei so groß, daß sich für das neue Kabinett eine andere par­lamentarische Lage dadurch ergeben könne, daß nunmehr ein Teil der Wirtschaftspartei das Kabi­nett Marx mit dem Minister des Innern Severing olerieren werde. Darüber geben sich aber die Herr­schaften der Linken einer argen Täuschung hin. Wie wir von der Leitung der Wirtschaftspartei zuverlässig hören, denkt die Wirtschaftspartei gar nicht daran, sich um diese paar Männer irgendwie zu kümmern. In ihrer Haltung gegenüber dem Kabinett Marx=Severing wird sich auch in Zukunft nichts ändern; sie wird es geschlossen ablehnen. Die Köln. Volksztg. dagegen bemerkt zu dem De­menti der Wirtschaftspartei: Trotz dieses Dementis bleibt abzuwarten, welches Ergebnis die angekündigte Versamm­lung der Unzufriedenen in der Wirtschaftspartei am Mitt­woch zeitigen wird.

starken Kräfte des Individualismus anwenden will, der nicht den Tüchtigen an die Stelle führen will, wo er wirken kann. Vielleicht wird manchem, der sich der tatsächlichen Dinge am grünen Baume unseres innerpolitischen Lebens erinnert, diese Aufstellung nur als These und Ziel erscheinen, ebenso wie es auch

Alliierten beschlossenen Maßnahmen zugelassen werden.

Auch in den Auslassungen der gemäßigten Blätter ist in dieser Frage neuerdings ein gewisser Umschwung festzu­

stellen.

*

Die französische Rechle erstrebt ein neues Diktat.

MTB Paris, 23. Febr. Das Gutachten des inter­alliierten Militärkomitees über die Feststellungen der Kon­

trollkommission in Deutschland wird voraussichtlich Ende als ein Ziel aufs innigste zu wünschen gelten darf,

englischen was Luther über Weltanschauung und Christentum

Nachrichten über den angeblichen Inhalt des Berichts ge=sagte:Im Wettbewerb zwischen den beiden christ­gen die von Herriot angestrebte Verständigungspolitik lichen Konfessionen muß dafür gesorgt werden, daß

auszubeuten und ein neus Diktat der Verbündeten).zwan grg. G danken das Christen­

als einzig mögliche Lösung erscheinen zu lassen. die gemeinsamen großen Gevanken des Christen­

MTB London, 23. Febr. Wie derVossischen Zei= tums, die die beiden christlichen Konfessionen ver­tung" über London gemeldet wird, würde man in ame= binden, zu starker Auswirkung kommen. rikanischen Kreisen den allergrößten Wert darauf] In den großen Fragen der Politik des Aeußern legen, daß vor dem Uebergang zu einem Schriftwechsel].. G,.462x in unsaran grusten Laitan sohr bi

über die Abrüstungsfrage eine Aussprache zwischen gilt nach Luther in unseren ernsten Heiten sehr häufig Deutschland und den Alliierten über die betreffenden die Mahnung:Warten und Schweigen, eine Pa­Punkte des Berichts der Militärkontrollkommission statt= role, auf die sich die ausländische Presse, wie wir ein­sinde. In Amerika steht man auf dem Standpunkt, daß.. uug 34 hasfan Lineusteslen meiß al­

eine derartige Aussprache sich auf der Londoner Konfe= schalten lochten, weir besser einzusteuen weiß als renz als fruchtbar erwiesen habe, daß alle derartigen manche unserer deutschen Zeitungen. Streitfragen über die Auslegung des Versailler Vertrages! Die Gedanken, die Luther vor den führenden Män­nach derselben Methode behandelt werden müßten. Die 9, Lautschan Prasse auf diase

Alliierten seien umsomehr dazu verpflichtet, eine solche hern der beutschen Presse auf diesem Bankett äuße Methode anzuwenden, als Deutschland auf der Londoner werden mit dem Klingklang der Gläser wohl nicht Konferenz Verpflichtungen übernommen habe, die über verrauscht sein. Wir hoffen vielmehr im Interesse den Nahmen des Friedensvertrages Hinausgingen. des großen Zieles, das Luther vorschwebt,der Er­

Reichspräsiden! Eberk an Blinddarm=Entzündung ringung eines gesunden Deutschland, das seinen Platz vov:, Reichspräsident Gßer wieder in voller Gleichberechtigung und in voller An­

zündung erkrankt und erkennung im Kreise der Völker einnimmt, daß in

muß sich einer Operation unterziehen, die Professor Bier diesem Wollen des neuen Kanzlers die gut instrumen­noch diese Nacht vornehmen wird. Die verfassungsmä= tierte Symphonie der deutschen Presse ihm wertvolle sige Vertretung des Reichspräsidenten ist dem Reichskanz= Dianst, seiftet.

ler Dr. Luther übertragen worden. Hlenste

TU Berlin, 24. Febr. Wie derVorwärts meldet,] Der gesunde Optimismus und das klare Zielstreben wurde Reichspräsident Ebert nachts gegen 11 Uhr in dieses energischen Mannes können in Gemeinschaft

Krankheit in ihren Anfängen erkannt wurde, hofft man mit der deutschen Presse zum mindesten

auf einen günstigen Verlauf der Operation, die gegen 1 Uhr daß wir dem Verhängnis entgehen, an den inner­

neuen Standpunktes zum Fortschritt des Volkes. Das ist unser Wollen und unser Ziel. Es gibt sachliche Fragen, bei denen kaum Gegensätze existieren, so die großen außenpolitischen Fragen, deren Lösung gewiß nicht leicht ist. Entgegen der eigentlichen Natur der Presse heißt es hier oftWarten und Schwei­gen. Andere Dinge sind voller Gegensätze, besonders in Fragen der geschichtlich gewordenen und der Weltanschau­ungen. Mit der geschichtlichen Tatsache, daß das Reich sich aus verschiedenen Ländern zusammensetzt, müssen wir uns abfinden. In der Frage der Weltanschauungen wird Aufgabe der Regierung sein, dafür zu sorgen, daß aus dem Nebeneinander keinGegeneinander wird. Hier muß be­sonders innerhalb der beiden großen Konsessionen dafür gesorgt werden, daß die großen Gedanken des Christen­tums zu starker Auswirkung kommen. Es gibt noch an­dere Gegensätze innerhalb des deutschen Volkes, die ich eigentlich hier nicht erwähnen sollte. Aber vielleicht liegt hier die schwerste Aufgabe der Politik. Wenn unser Volk nicht zusammenbrechen soll, müssen diese Schwierigkeiten durch eine große Politik überwunden werden, sodaß ein Endziel für das Volk entsteht. Hier liegt auch die schwere Aufgabe für die Presse, wenn sie in Verleugnung dessen, was der Einzelne denkt, Verständnis auch dafür zu ermitteln trachtet, was die andern denken. Die große Gefahr beruht darauf, daß der Parteidoktrinarismus, der eigentlich nur als Hypothese das klare Denken fördern soll, zur zersetzenden Macht wird. Diese Gefahr wird durch die politischen Verhältniswahlen gefördert. Ich will hier keine Vorlage zur Abänderung des Wahlrechts ein­bringen, aber Tatsache ist, daß ein Kampf um Prin­zipien unter den Parteien entsteht, während das Volk aus lebendigen Menschen besteht, die durch Men­schen vertreten sein sollten, die seine Anschauung wieder­geben. So entstehen dann Krisen, die zu den Ermäch­tigungsgesetzen führen, wie wir sie im Winter vor einem Jahr bekamen. Unsere großen Ziele sind, Wege zu finden, ein Land, das durch den unglücklichen Ausgang des Weltkrieges völlig veränderten Daseinsbedingungen unter­liegt, wieder zum Aufstieg zu bringen. Wir alle wollen ein starkes und gesundes Deutschland haben, das seinen Platz in voller Gleichberechtigung im Kreise der Völker einnimmt. Wir kennen nur eine Losung:Deutschland. Wenn man einen steilen Gipfel ersteigen will, darf man aber nicht immer nach dem Gipfel schauen, sondern suchen festen Tritt zu finden für die nächsten Schritte.

Jaftenhirkenbrief des Kardinals und Erzbischofs Dr. Schulte.

In der Kölnischen Volkszeitung wird der dies­jährige Fastenhirtenbrief des Kardinals Schulte ver­öffentlicht. Darin bemerkt der Kardinal: Wenn Gott das Haus nicht baut, bauen vergebens die Bauleute. An dieser Wahrheit kommt niemand vorbei, der es mit der Erneuerung unseres Volkes ernst und ehrlich meint. Noch nie, weder im Leben des einzelnen Menschen noch in der Geschichte der Völker, hat eine Reform zur wirklichen Rettung geführt, wenn sie nicht Abkehr und Umkehr brachte vom Aeußeren zum Inneren, vom Fleisch zum Geiste, von den Sin­nen zur Seele, vom flüchtig Zeitlichen zum Ewigen, vom Menschlichen zum Göttlichen.

Erzbischof Dr. Schulte wendet sich des weiteren an die einzelnen Erzdiözesanen mit dem Hinweis, daß der Weg zur Neuordnung unseres Lebens gerade­aus zum Ziele führen werde, wenn wir ihn gehen in der Begleitung und der Nachfolge Jesu Christi. Am Schlusse des Fasthirtenbriefes wird gesagt: Ge­genüber der rings um uns herrschenden Glaubens­* und Sittenlosigkeit und gegenüber dem Umsichgreifen des widerlichsten Körperkultus muß für Seelen­pflege und Willenskultur, wie die Exerzitien sie wollen, noch weit Größeres und Umfassenderes ge­schehen. Es müssen überall durch die heiligen Uebungen Kerntruppen gebildet werden, in denen der gerade Geist der ersten Christen wieder lebendig wird und die durch ein makelloses Beispiel auf ihre nähere und weitere Umgebung siegreichen Einfluß gewinnen. Der Erzbischof ruft seinen Diözesanen zu: Erneuet Euch in Eurer Sinnesart und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Frömmigkeit. Seit so ge­sinnt, wie es Christus Jesus war.

nachts begann.

*

Die Operation des Reichspräsidenten gut verlaufen.

TU Berlin, 24. Febr. Wie die Telegraphen=Union erfährt, ist die Operation des Reichspräsidenten gut ver­laufen. Das Befinden ist den Umständen entsprechend gut. Der Patient befindet sich im Westsanatorium in der Privat­klinik des Professors Dr. Bier.

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Der Elsässer" beschlagnahmt.

Der Kanzler schloß mit einem dreifachen Hoch auf das politischen Gegensätzen zu zerbrechen. Denn nur dann, deutsche Volk und das deutsche Vaterland.

Das rheinisch=westfälische Zenkrum.

* Hamm, 23. Febr. Hier fand heute eine stark besuchte Sitzung des Provinzialausschusses der westfäli­schen Zentrumspartei unter dem Vorsitz des Abgeordneten Herold statt. Nach eingehendem Bericht des Minister­präsidenten Marx über die Vorgänge bei der Bildung des gnchmi. Reichskabinetts und der Regierungsbildung in Preußen

WTB Paris, 24. Febr. Die in Stroßburg erschemende wurde nach langer Aussprache folgende Entschließ: ZeitungDer Elsässer ist, wie das Echo de Paris mitteilt, sung einstimmig angenommen:

Der Provinzialausschuß der westsällschen Zentrumspartei steht in herzlicher Dankbarkeit und unentwegter Treue zu dem Vorsitzenden der Deutschen Zentrumspartei, dem Reichskanzler a. D. und Ministerpräsidenten Marx. In voller Würdi­gung der großen Schwierigkeiten der politischen Lage im Reich und in Preußen billigt er die Haltung der Zentrums­fraktion des Deutschen Reichstages. Der Provinzial= ausschuß der westsälischen Zentrumspartei spricht der Zen­*. strumssraktgn des Landtages das Vertrauen

geheimer Staatsrat stattfinden werde, der u. a. entscheiden aus. Er ist überzeugt, daß die Zentrumsfraktion im Reichstag

gestern beschlagnahmt worden, und zwar wegen einer Karrikatur von Herriot, die sich auf die Zwischen­fälle in Mark-lle bezog.

*

Weitere Einschränkung des englischen Königtums.

WTB London, 24. Febr. In Ergänzung eines früheren Berichtes wird gemeldet, daß wahrscheinlich demnächst ein

solle, ob während der Abwesenheit des Königs von England, die mit der Abwesenheit des Prinzen von Wales und des Herzogs von Vork zusammen­fallen wird, eine Kommission ernannt werden wird, die ermächtigt wäre, nötigenfalls einen geheimen Staats­rat einzuberufen und die im Namen des Königs Entschel­dungen treffen könnte. Es würde sich dabei um eine reine Vorsichtsmaßnahme handeln.

Fund im Landtag wie bislang den rechten Weg zum Wohl des Volkes und Vaterlandes finden wird. Unser Ziel im Reiche und in den Ländern ist das Wohl des Volksganzen, nicht die Verwirklichung parteiegolstischer und berufsständischer Son­derwünsche. Unser politisches und parlamentarisches Ziel ist die wahre Volksgemeinschaft, die niemand von der verantwort­lichen Mitarbeit ausschließt, der redlichen Willens ist und sich bewußt zum Staat und zur Versassung bekennt."

In einer zweiten Entschließung gab der Provinzialaus­schuß seiner Erwartung Ausbruck, daß der aus der Partei

ausgetretene Abgeordnete Lange=Hegermann unver­züglich sein Mandat in die Hände seiner Wähler zurück­gebe. Die Entschließung lautet:

Der Provinzialausschuß steht vor der Tatsache, daß gegen zwei Abgeordnete der Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstages, die einem westsälischen Wahlkreise angebören, schwere Vorwürsc erhoben worden sind. Der Abgeordnete Dr. Höfle hat sein Mandat niedergelegt. Das Urteil über ihn und seine Handlungen wird nach Abschluß der gerichtlichen Untersuchung durch den Reichsvorstand der Deutschen Zen­trumspartei zu fällen sein.

Der Abg. Lange=Hegermann hat der wiederholten Aufforderung, sein Mandat niederzulegen, nicht entsprochen, sondern zwischenzeitlich den Austritt aus der Fraktion und der Partei erklärt. Der Provinzialausschuß muß, ohne heute auf die Schuldfrage einzugehen, auf das bestimmteste erwarten, daß Herr Lange=Hegermann sein Mandat sofort niederlegt.

Der Parteiausschuß weiß, daß der Vorstand der Zentrums­sraktion des Reichstages schon sofort und von sich aus alle Schritte unternommen hat, die in dieser schmerzlichen Ange­legenheit getan werden mußten. Er ist der festen Ueberzeu­gung, daß die Reichsinstanzen der Deutschen Zentrumspartei sofort und ohne jede Rücksichtnahme den Ausschluß von Männern aus unseren Reihen vollzieht, denen irgendwelche Vergehen nachgewiesen sind, die mit den Grundsätzen der Deutschen Zentrumspartei nicht vereinbar sind.

keine Spaltung der Wirtschaftsparlei.

Wir haben gestern gleich anderen Blättern eine Information veröffentlicht, wonach innerhalb der Wirt­

Der erste rheinische Rompilgerzug.

Aachen, 23. Febr. Heute fuhr der erste rheinische Pilgerzug von AachenKölnBonn über Basel nach Rom. Am Abend vorher fand im alten Aachener Münster, das von den Pilgern und ihren Angehörigen gefüllt war, eine ergreifende Abschiedsfeier statt. Der geistliche Pilgerleiter beteie die Litanei von Allen Heiligen. Sodann richtete Weihbischof Dr. Sträter eine Ansprache an die Rom­pilger, worin er die Scheidenden zu der herrlichen Fahrt beglückwünschte, auf die Beziehungen zwischen Nachen und Rom hinwies, sie ermahnte, sich auf der Fahrt als katho­lische deutsche Pilger zu erweisen und der Heimatkirche sowie des Vaterlandes in ihren Gebeten an den hl. Stät­ten zu gedenken. Am Schluß betete der Bischof das kirch­liche Reisegebet und segnete die Pilger mit einem Kreuz, das eine Kreuzpartikel enthielt, die einstmals Karl der Große von einer Romfahrt heimgebracht hatte. Die Feier machte auf alle Teilnehmer einen tiefen Eindruck.

Massenberaubung von Postbriefkästen.

m Elberfeld, 23. Febr. Gute Tage machte sich monatelang eine Diebesbande, indem sie zunächst in [Elberfeld und Barmen, dann in Essen, in Ham­burg, Braunschweig, wahrscheinlich auch noch in an­dern Orten mitNachschlüsseln die an öffentlichen Plätzen und in Straßen angebrachten Postbriefkästen öffnete, die darin befindlichen Briefschaften erbrachen und deren Inhalt, soweit er aus Geldscheinen, anderen Zahlungsmittel, Rech­nungen usw. bestand, sich aneignete. Was wertlos war, wurde entweder verbrannt oder in Kanalschächte geworfen. Beteiligt waren daran der Bügler Heinrich Eichholz, der Handlungsgehilfe Erich Backhaus, der Kaufmann Willi Zimmermann und der Verkäufer Wilhelm Müller aus Elberfeld, der Baugewerbeschüler Heinrich Börsch und der Musterzeichner Fritz Wilhelm aus Barmen so­wie der Kaufmann Karl Herrmanns aus Düsseldorf. Herrmanns hat sich schon einmal an Briefkastenberaubun­gen beteiligt und dafür zwei Jahre Gefängnis bekommen. Als er diese Strafe in der Strafanstalt zu Lüttringhausen verbüßte, wurde er mit Backhaus bekannt, der dort eben­falls eine ihm wegen Diebstahls diktierte Strafe zu ver­büßen hatte. Wie es so unter Gefangenen üblich ist, er­zählte er Backhaus, was er ausgefressen und wie er es an­gefangen hatte. Wenn er, Backhaus, mal in Not sei, möge er sich vertrauensvoll an ihn wenden. Im Sommer v. J. hatten beide ihre Strafen verbüßt. Als Backhaus keine Arbeit finden konnte, erinnerte er sich seines Freundes, er

Die heutige Nummer umsaßt 8 Seiten

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